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Übersetzungsbezogene Terminologiearbeit. Grundzüge der Lehre Eugen Wüsters und die Rolle von EDV

©2018 Hausarbeit 27 Seiten

Zusammenfassung

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Terminologielehre
2.1 Grundfunktion und Geschichte
2.2 Grundelemente
2.3 Begriffssysteme

3. Aquivalenz
3.1 Aquivalenzproblem
3.2 Aquivalenzgrade

4. Ubersetzungsbezogene Terminologiearbeit
4.1 Gegenstand und Nutzen
4.2 Formen
4.3 Systematische Terminologiearbeit
4.4 Terminologische Lexikographie

5. Rechnergestutzte Terminologiearbeit
5.1 Terminologieverwaltung
5.2 Der terminologische Eintrag
5.3 Extraktion terminologischer Daten

6. Terminologienormung
6.1 Entwicklung und Arbeit im inter-, sowie nationalen Rahmen
6.2 Terminologische Einzel- und Grundsatznormung

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Missverstandnisse zwischen Sprechern verschiedener Sprachen scheinen uns normal. Doch in Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und Co. sind Verstandigungsschwierigkeiten auch zwischen Sprechern derselben Sprache keine Seltenheit mehr. Mag es im privaten Bereich nicht viel Schaden anrichten, konnen Missverstandnisse in der fachbezogenen Kommunikati- on, das heiBt in Wissenschaft, Technik oder Wirtschaft, zu erheblichen Problemen fuhren. Spatestens ab dem 19.Jahrhundert, dem Beginn der Industrialisierung, und damit dem Auf- kommen neuer technischer Errungenschaften und dem daraus resultierendem verstarkten Wa- renaustausch, wurde ersichtlich, dass eine einheitliche und fehlerfreie Kommunikation unab- dingbar ist, um kosten-und zeiteffizient zu arbeiten (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 3).

Somit entstand das Berufsbild des Terminologen und die Wichtigkeit seiner Arbeit nimmt immer noch stetig zu. Besonders im Hinblick auf die Arbeit des Ubersetzers ist gute Termino- logiearbeit der Schlussel hinzu guten Ubersetzungen. Durch wachsende internationale Zu- sammenarbeit auf nahezu allen Gebieten lasst sich naturlich auch ein wachsender Berg an Ubersetzungen festmachen. Der Bedarf an Fachubersetzungen steigt und die betreffende fach- spezifische Terminologie muss fur eine gute Ubersetzung vom Ubersetzer beherrscht werden oder zumindest fur ihn zuganglich sein (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 1f.).

Im Folgenden wird diese Seminararbeit einen Uberblick uber die Grundlagen der Terminolo- giearbeit im Ubersetzungskontext liefern, wobei die Grundzuge der Terminologielehre nach Eugen Wuster, sowie die Terminologiearbeit an sich naher beleuchtet werden.

Ersteres soll durch Erlauterung der Rolle Wusters in der Forschung und den Grundelementen seiner Forschungsarbeit geschehen. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Aquivalenz als Kernelement der Ubersetzung und des daraus resultierenden Terminologievergleichs vorge- stellt. Die Terminologiearbeit in ihren verschiedenen Formen, sowie die EDV-basierte Arbeit mit Termini soll daraufhin eine weitere Rolle spielen. Als fertigstellendes Element des behan- delten Themas wird die Terminologienormung im nationalen, wie auch im internationalen Rahmen dargelegt. Die Arbeit schlieBt mit einem Ausblick.

2. Terminologielehre

2.1 Grundfunktion und Geschichte

Nach DIN 2342 Teil 1 (1992: 3) wird die Terminologie als „Gesamtbestand der Begriffe und ihrer Benennungen in einem Fachgebiet“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 10) definiert.

Im Allgemeinen lasst sich eine Grundfunktion der Terminologie erkennen, und zwar der Sys- tematische Wissenstransfer (siehe Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hierbei ist die erste Funktion, die kognitive, die sich auf das Wissen bezieht und in der Ter­minologie durch die Beziehung von Gegenstand und Begriff zum Ausdruck kommt (siehe 2.2). Diese Beziehung muss naturlich auf eine Weise reprasentiert und vermittelt werden, wo- bei die Reprasentationsformen (z.B Benennung, aber auch nicht-sprachliche Formen) abhan- gig von der kommunikativen Situation sind. Da denken und erkennen ohne eine gewisse Ord- nung so gut wie unmoglich sind, wird zudem eine Begriffsordnung vorgenommen. Im Zu- sammenspiel aller dieser Funktionen findet dann der Systematische Wissenstransfer statt und das gesammelte Wissen wird fur viele Nutzer zuganglich gemacht. Es wird zum Beispiel in einem Worterbucheintrag dargestellt (vgl. Arntz, Picht, Schmitz 2014: 39).

Betrachtet man weiterfuhrend die Terminologielehre wird klar, dass sie im Grunde genommen die terminologischen Grundbegriffe und Richtlinien erarbeitet, die die Terminologiearbeit und Terminographie erst moglich machen. Somit sind diese einheitlichen Grundsatze die Voraus- setzung fur effizientes terminologisches Arbeiten in verschiedenen Bereichen. Nach DIN 2342 (Teil 1, 1992) wird sie ebenfalls als „die Wissenschaft von den Begriffen und ihren Benennungen im Bereich der Fachsprachen“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 3) beschrieben. Das Spektrum der Terminologielehre weist neben ihrer Wichtigkeit fur die Terminologiearbeit auch eine beachtliche Interdisziplinaritat auf. So hangen Sprachwissenschaft, Sachwissen- schaften, Normung und Sprachplanung, sowie IuD (Information und Dokumentation) und Computerlingusitik mit ihr zusammen (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 5ff.).

Die Allgemeine Terminologielehre an sich ist eine noch junge Disziplin und sieht Eugen Wus- ter (1898-1977), osterreichischer Interlinguist und Dozent an der Wiener Universitat, als ihren Begrunder (seine Bemuhungen betreffend der internationalen Normung werden in Kapitel 6 weiter behandelt). Das Manuskript einer seiner Vorlesungen von 1972-1974 an der Universitat Wien gilt als das Grundlagenwerk der Terminologielehre. Es wurde als „Einfuhrung in die allgemeine Terminologielehre und terminologische Lexikographie“ von ehemaligen Studen- ten veroffentlicht. Nach diesem Werk ist die Terminologie fur Wuster folgendermaBen zu be- trachten: „(...) das Begriffs- und Benennungssystem eines Fachgebietes, das alle Fachausdru- cke umfasst, die allgemein ublich sind (durch ihre feste, in einer Definition zusammengefass- ten Geltung)“ (vgl. Wuster 1991: 5f.).

Inwiefern Wuster Begriff und Benennung voneinander abgrenzt, soll im Folgendem Unterka- pitel erortert werden.

2.2 Grundelemente

- Gegenstand

Ein Gegenstand ist ein Ausschnitt aus der Welt, in der man lebt und kann konkret (z.B die Tastatur), abstrakt (z.B die Silbentrennung) oder gar ein Sachverhalt oder Vorgang (z.B Fest- platte formatieren) sein. Nach Wuster gibt es in der Wirklichkeit keine Begriffe an sich, son- dern nur individuelle Gegenstande, die durch gleiche Merkmale zu einem Begriff zusammen- gefasst werden (vgl. Drewer, Schmitz 2017: 7, Wuster 1991: 7).

- Begriff

Begriffe sind also gedankliche Vertreter von Gegenstanden. Das zusammenfassende Gemein- same der individuellen Gegenstande sind die Merkmale, das heiBt die feststellbaren Eigen- schaften, die zur Begriffsbildung genutzt werden (vgl. Drewer, Schmitz 2017: 8). Dabei sind Begriffe nicht sprachbezogen, vielmehr sind sie vom „jeweiligen gesellschaftlichen und/oder kulturellen Hintergrund einer Sprachgemeinschaft“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 43) abhangig. Zusammenfassend also, nach DIN 2342 (1992:1) ist der Begriff eine „Denkeinheit, die aus einer Menge von Gegenstanden unter Ermittlung der diesen Gegenstanden gemeinsamen Ei- genschaften mittels Abstraktion gebildet wird“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 43). Diese Defini­tion deckt sich mit der Wusters (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 44).

- Benennung

Um Begriffe reprasentieren zu konnen, bedarf es Benennungen, das heiBt die Ausdrucksseite des Begriffs, die geschrieben und gesprochen werden kann und somit zur Kommunikation genutzt wird (vgl. Drewer, Schmitz 2017: 10). Nach DIN 2342 (1992:2) ist eine Benennung eine „aus einem Wort oder mehreren Wortern bestehende Bezeichnung“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 112). Dabei muss die Bezeichnung nicht immer sprachlich sein (z.B im Falle von Sym- bolen).

Der Zusammenhang zwischen den nun vorgestellten Elementen lasst sich sehr einfach mit dem Semiotischen Dreieck erklaren, das 1923 von den amerikanischen Linguisten Ogden und Richards eingefuhrt wurde (vgl. Drewer, Schmitz 2017: 2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In diesem Beispiel (siehe Abbildung 2) gibt es also viele, individuelle Mause, die sich alle gleiche Merkmale teilen. Dadurch entsteht eine kognitive Einheit, der Begriff der Maus. SchlieBlich wird der Begriff durch die Benennung „Maus“ kommunizierbar, beziehungsweise sprachlich ausdruckbar gemacht.

Zudem gibt es noch einen weiteren Zusammenhang der Elemente, und zwar bezuglich ihrer Einteilung in Individual- und Allgemeinbegriffe. Im folgenden Vergleich (siehe Abbildung 3) zwischen dem „Kolner Dom“ und „Dome“ wird von der Annahme ausgegangen, dass Gegen­stande existieren. Durch etwaige Zeit- und Raumangaben wird weiterfuhrend zwischen indi- viduellen und allgemeinen Gegenstanden differenziert. Schlussendlich wird herausgefiltert, ob es sich um einen Individual- oder einen Allgemeinbegriff handelt. Je nach Antwort dient als Bezeichnung ein Name oder eine Benennung (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 47).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Unterschied Individual-/Allgemeinbegriff

2.3 Begriffssysteme

Um die Einheit „Begriff“ besser nachvollziehen zu konnen, werden Begriffe in sogenannten Begriffssystemen zueinander in Beziehung gesetzt. Da Wissen, wie bereits erwahnt, stets in irgendeiner Form organisiert, beziehungsweise strukturiert ist, liegt es auch hier nahe, Begrif­fe nicht isoliert zu betrachten. Nach DIN 2331 (1980:2) wird unter einem Begriffssystem eine „Menge von Begriffen, zwischen denen Beziehungen bestehen oder hergestellt worden sind und die derart ein zusammenhangendes Ganzes darstellen“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 72) verstanden. Auch nach ISO (2000:4) ist es definiert als „set of concepts structured according to the relations among them“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 73).

In solch einem System werden Begriffe als Bausteine angesehen, die durch die Beziehungen zwischen Ihnen als Bindemittel ein Ganzes ergeben. Der Aufbau eines solchen Systems ist von mehreren Faktoren abhangig. Beispielsweise ist die Zielgruppe oder der Zweck, fur den das System erstellt wird, von entscheidendem Charakter. Naturlich ist auch das Fach bezie­hungsweise Thema, das darzustellen ist, relevant. Weiterhin benotigt es genaue Gesichtspunk- te, nachdem das Ganze unterteilt werden soll (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 73). Um das System fur den Nutzer so verstandlich wie moglich zu gestalten, muss sich der Ersteller zu- dem an gewisse Grundsatze halten. Zum Einen sollte ein solches Gerust Eindeutigkeit vor- weisen, das heiBt die Beziehungen zwischen den Begriffen sollten eindeutig aus der Darstel- lung hervorgehen, da sonst Verwirrung und Fehlinterpretationen seitens des Betrachters mog- lich sind. Weiterhin muss das Begriffssystem verstandlich sein, wobei die Komplexitat natur­lich an das Fachverstandnis der Zielgruppe angepasst werden muss. So sollten sich Geruste fur didaktische Zwecke von denen fur einen Fachmann konzipierte Geruste unterscheiden. Ein weiterer Grundsatz ist vor allem auch eine benutzerfreundliche Aufstellung. Durch die begrenzte Aufnahmefahigkeit des Menschen ist Ubersichtlichkeit entscheidend. Im Zweifels- fall sollten Teilsysteme erstellt werden. Schlussendlich sollte ein System eine gewisse Flexibi- litat aufweisen und es erlauben, begriffliche Anderungen vorzunehmen, ohne dass eine volli- ge Umstrukturierung von Noten ist (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 74f.).

Beim Aufbau eines Begriffssystems sind naturlich die Beziehungen zwischen den Begriffen von hochster Wichtigkeit. Hier unterscheidet man ebenfalls zwischen verschiedenen Arten von Beziehungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Beispiel fur eine Abstraktionsbeziehung

Sehr relevant fur die Terminologiearbeit sind hierarchische Beziehungen. Unter ihnen versteht man zum einem Abstraktionsbeziehungen, das heiBt ein „Unterbegriff enthalt alle Merkmale seines Oberbegriffs, gleichzeitig aber mindestens ein weiteres Merkmal“ (Drewer, Schmitz 2017: 5).

Im gezeigten Beispiel (siehe Abbildung 4) liegt ein monohierarchisches System vor, das heiBt der Oberbegriff wird auf jeder Unterteilungsstufe nur nach einem Gesichtspunkt unterteilt (vgl. Arntz, Picht, Mayer 2009: 79). Ebenfalls moglich sind polyhierarchische Systeme, wobei der Oberbegriff dann nach mehreren, verschiedenen Kriterien unterteilt werden kann.

Fortfuhrend sind auch Bestandsbeziehungen von Relevanz. Hierbei handelt es sich um Be- griffsbeziehungen, bei denen sich der Verbandsbegriff, der ubergeordnete Begriff, gedanklich in seine einzelnen Teilbegriffe zerlegen lasst (siehe Abbildung 5) (vgl. Dreier, Schmitz 2017: 5). Diese Art von Beziehungen „beruhen also auf der Beziehung des Ganzen zu seinen Teilen“ (Arntz, Picht, Mayer 2009: 90).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Beispiel fur Bestandsbeziehungen

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Details

Seiten
Jahr
2018
ISBN (eBook)
9783668948198
ISBN (Paperback)
9783668948204
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Erscheinungsdatum
2019 (Mai)
Note
2,0
Schlagworte
übersetzungsbezogene terminologiearbeit grundzüge lehre eugen wüsters rolle
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