Schweden war ein fester Bestandteil der deutschen Rüstungsplanung. Dies erklärt sich überwiegend daraus, daß es unmöglich erschien, einen Krieg, wie Deutschland ihn plante, auf der Grundlage der eigenen deutschen Rohstoffgrundlage zu führen.
Bei einigen Rohstoffen wie Kupfer, Nickel, Wolfram und anderen Stahlveredlern blieb während des gesamten Krieges eine gewisse Engpaßsituation spürbar, auch wenn es der hochflexiblen deutschen Wirtschaft durch große Anstrengungen gelang, diese Stoffe im Ergebnis umfangreicher Forschungen weitgehend zu eliminieren. Deutschland und Schweden einigten sich 1934 auf ein Clearingabkommen, das für die Zukunft einen gegenseitigen Verrechnungsverkehr im Außenhandel einführte. Angesichts der prekären deutschen Devisensituation, bedingt durch den Versuch der faschistischen Regierung, die vorhandenen Devisen in den Dienst der deutschen Wiederaufrüstung zu stellen, begann damit, wenn auch indirekt und angesichts der auf schwedischer Seite vorhandenen Unkenntnis über die politischen Absichten des nationalsozialistischen Deutschland die Einbeziehung Schwedens in den Wiederaufbau der militärischen Schlagkraft des Deutschen Reichs. Dieses Clearingabkommen galt, wenn auch mehrfach modifiziert, während der gesamten Zeit des 2. Weltkriegs. Überwacht wurde dieses Regelwerk von gemischten Regierungskommissionen beider Länder.
Deutschland verfolgte mit allen abgeschlossenen Clearingabkommen zwei Richtungen. Strukturell ging es um die Abnahme deutscher Exportwaren, regional um die Verlagerung der Abwicklung des deutschen Außenhandels in den Bereich gesicherter Transportwege im Kriegsfall, hin zu lieferwilligen oder deutschen Einfluß unterwerfbaren Ländern.
Inhalt
Einleitung
Der Göteborghandel
Der Handel mit dem von Deutschland dominierten Teil Europas 8strong
Worin bestand eigentlich die besondere Bedeutung Schwedens für das Deutsche Reich?
Die schwedischen Kugellagerlieferungen und ihre Bedeutung
Literaturverzeichnis
”(daß) Deutschland auf der eigenen Rohstoffgrundlage keinen Krieg führen konnte, sondern Daß es wichtig war, auch für den Krieg zumindest in dem gesicherten Mitteleuropa die fremden Rohstofflieferanten zu erhalten”
(G. Thomas ”Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918-1943/45), Boppard am Rhein 1966, S.88)
Einleitung
Schweden war ein fester Bestandteil der deutschen Rüstungsplanung. Dies erklärt sich überwiegend daraus, daß es unmöglich erschien, einen Krieg, wie Deutschland ihn plante, auf der Grundlage der eigenen deutschen Rohstoffgrundlage zu führen.1
Bei einigen Rohstoffen wie Kupfer, Nickel, Wolfram und anderen Stahlveredlern blieb während des gesamten Krieges eine gewisse Engpaßsituation spürbar, auch wenn es der hochflexiblen deutschen Wirtschaft durch große Anstrengungen gelang, diese Stoffe im Ergebnis umfangreicher Forschungen weitgehend zu eliminieren. Deutschland und Schweden einigten sich 1934 auf ein Clearingabkommen, das für die Zukunft einen gegenseitigen Verrechnungsverkehr im Außenhandel einführte. Angesichts der prekären deutschen Devisensituation, bedingt durch den Versuch der faschistischen Regierung, die vorhandenen Devisen in den Dienst der deutschen Wiederaufrüstung zu stellen, begann damit, wenn auch indirekt und angesichts der auf schwedischer Seite vorhandenen Unkenntnis über die politischen Absichten des nationalsozialistischen Deutschland die Einbeziehung Schwedens in den Wiederaufbau der militärischen Schlagkraft des Deutschen Reichs. Dieses Clearingabkommen galt, wenn auch mehrfach modifiziert, während der gesamten Zeit des 2. Weltkriegs. Überwacht wurde dieses Regelwerk von gemischten Regierungskommissionen beider Länder.
Deutschland verfolgte mit allen abgeschlossenen Clearingabkommen zwei Richtungen. Strukturell ging es um die Abnahme deutscher Exportwaren, regional um die Verlagerung der Abwicklung des deutschen Außenhandels in den Bereich gesicherter Transportwege im Kriegsfall, hin zu lieferwilligen oder deutschen Einfluß unterwerfbaren Ländern.
Der Anteil Nordeuropas am deutschen Außenhandel steigt zwischen 1932 und 1938 von 9,4 % auf 12,9 %, wobei die Einfuhr von 6,4 % auf 11,4 % ansteigt. Allein der Importanteil schwedischer Waren nimmt um das 2,5 fache zu. Die Einfuhren aus Schweden gestalteten sich ziemlich homogen, mit einer steigenden Tendenz hin zu Eisenerzbezügen. Entgegen schwedischen Interesse, welches eher in der Ausfuhr von Fertigprodukten liegt, steigt der Anteil des Eisenerzes an der gesamten schwedischen Ausfuhr nach Deutschland von 29 % auf 55 % im Jahre 1938.
Bei Kriegsausbruch dann stand Schweden zwischen Deutschland und Großbritannien. Bisher hatte der Handel mit Deutschland und Deutschland jeweils 15-20 % des schwedischen Handels ausgemacht, der Handel mit den USA 12 %. Bei Kriegsausbruch befanden 50 % der schwedischen Handelstonnage außerhalb der Blockade, diese wurden für Briten und Amerikaner aktiv.
”Schweden, das wiederholt seinen Willen erklärt hat, im Falle eines Krieges die Neutralität zu bewahren, auch seine Außenhandelspolitik entsprechend ausrichten wird”
Zumindest in der ersten Phase des Krieges bis zum 9. April 1940 gelang es Schweden, obwohl jetzt abgeschnitten von den Kohlelieferungen aus dem besiegten Polen und auch von der englischen Kohle, die vor dem Krieg einen großen Teil des schwedischen Bedarfs deckte2, eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Deutschland zu bewahren.
Die Grundlinien einer schwedischen Handelspolitik im Kriegsfalle waren schon früher definiert worden und speisten sich aus den Erfahrungen des 1. Weltkriegs. Damals war Schweden völlig unvorbereitet und konzeptionslos in eine Situation geraden, die dem Land große Schwierigkeiten bereitete.
Jetzt versuchte Schweden durch Doppelverhandlungen im Jahre 1939 die Balance zwischen Großbritannien und Deutschland zu wahren. Am 7. 12. 1939 unterzeichnete es mit Großbritannien das ”War Trade Agreement”, dem das deutsch-schwedische ”Kriegshandelsabkommen” folgte.
Im ”War Trade Agreement” sicherte sich Schweden eine britische Garantie schwedischer Überseeimporte. Im Gegenzug akzeptierte es ein Wiederausfuhrverbot britischer Waren und die Begrenzung seines Handels mit Deutschland auf den Stand von 1938, der als ”normal trade” angesehen wurde. Schweden akzeptierte eine Begrenzung seiner Eisenerzexporte nach Deutschland auf 10 Millionen Tonnen. Das Abkommen bestimmte weiterhin, daß Schweden keine Investitionen zur Erhöhung der Verladekapazität eines Hafens vornehmen würde oder sein Transportnetz weiter ausbaut. Auch Bergleute sollten zum Militärdienst heran gezogen werden.
Das deutsch-schwedische ”Kriegshandelsabkommen” übernahm faktisch die Bestimmungen des ”War Trade Agreement”. Deutschland erhielt eine Zusage über 10 Millionen Tonnen Eisenerz, es wurde eine Bindung der Erzpreise festgelegt und neben der Lieferung von 3 Millionen Tonnen Kohle, 5 Millionen Tonnen Koks, 300 000 Tonnen Walzstahl, 75 000 Tonnen Koksroheisen wurde die Lieferung von 950 000 Tonnen Kali für die schwedische Landwirtschaft vereinbart.3 Dies war teilweise eine beträchtliche Steigerung gegenüber 1938.
Zur Preisbildung wurde das Modell einer Preiswaage eingeführt. Die Versorgung der schwedischen Volkswirtschaft war dadurch gesichert und eine relative Preisstabilität erreicht.4
Die deutsche Seekriegsführung erhielt weitgehend freie Hand.
Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens änderte sich das Bild grundlegend.5 Der Balanceakt war beendet, der Okkupation folgte die handelspolitische Monopolisierung Schwedens durch Deutschland.6 Von deutscher Seite bestand ein Interesse an der Aufhebung der Basiszahlen von 1939, Bergleute sollten nicht mehr zum Wehrdienst eingezogen werden und die Lieferungszusagen sollten erhöht werden. Die Einfuhrbegrenzung aus Deutschland wurde aufgehoben und der deutsche Druck führte zu Preiserhöhungen für deutsche Waren um 55 %.7 8
Preisbewegungen im Schwedisch-Deutschen Handel (1938=100) Schwedische Exporte nach Deuschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Regionale Verschiebungen im schwedischen Außenhandel bis Mitte 1942 (Angaben in Mill skr.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Die regionalen Umschichtungen im Außenhandel Schwedens. In: Nachrichten für den Außenhandel vom 22.8. 1942)
Schweden war von Märkten und Lieferanten im Westen abgeschnitten. Damit wird es gezwungen, Deutschland als dominierenden Handelspartner anzuerkennen. Auch Strukturveränderungen im Handel, die die deutsche Seite wünscht, können von Schweden in dieser Situation nicht verhindert werden. Es kommt zu einer Umschichtung des Handels in Richtung Süden, auch in Richtung der deutschen Einflußsphäre und der besetzten Gebiete. Eine weitere Folge ist eine Kontraktion des Handels.9
Der Göteborghandel
Die Abschottung des Handels mit dem Westen war nicht total. Der sogenannte ”Göteborghandel” (”Göteborgtrafiken”), ein kleines, von deutscher und alliierter Seite geduldetes Schlupfloch, ermöglichte Schweden die Einfuhr von Mineralöl für seine Streitkräfte und Flotte, sowie die Einfuhr psychologisch wichtiger Waren wie Kaffee und Bananen. Die schwedische Hoffnung, durch dieses Schlupfloch auch seine Ausfuhr nach dem Westen wenigstens zu einem kleinen Teil und mehr aus symbolischen Gründen aufrecht erhalten zu können, erfüllte sich nur sehr unzureichend.
Schwedens Handel durch den Skagerrak 1941-45
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Amark, K. Kristidpolitik och kristidshushallning i Sverige under och efter andra världskriget. Statens offentliga utredningar (SOU) 1952:50. Stockholm 1952, S. 996)
[...]
1 [5] S. 136 " As early as 28 August 1939, in fact days before the outbreak of war, a study made by the RWM was already to hand, "Die Lage des Aussenhandels im gegenwärtigen Kriege". In this the decisive importance of foreign trade for the war was pointed out. It was therefore of great importance to maintain or increase the exchange of goods with the neutral states who would also be able to be able to deliver essential goods. Sweden`s was the first name to be mentioned in this group of states, "Ländergruppe I".
Several other documents from the war years show clearly that the German deliveries of coal and coke to sweden were based entirely on Sweden sending in return the equivalent in the form of iron ore, timber, wood products, steel, ballbearings and many other things. Swedish iron ore stood out as incomparably the most important of these goods. Therefore in the trade negotiations and in the actual agreements between Sweden and Germany Swedish iron ore was to be linked with Sweden`s most significant imports, coal and coke, from the point of view of price and volume."
2 [5] S. 135
3 [5] S. 166
4 [5] S. 163
5 [5] S. 157
6 [5] S. 136
7 [5] S. 158
8 [5] S. 159
9 [5] S. 140