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Frauen in der Politik. Haben sie die gleichen Chancen wie Männer?

©2013 Hausarbeit (Hauptseminar) 17 Seiten

Zusammenfassung

Die Partizipation der Frauen in der Politik beginnt mit dem aktiven Wahlrecht. Im Januar 1919 durften Frauen in Deutschland das erste Mal wählen und beteiligten sich wider Erwarten mit 82,3%. Die Wahlbeteiligung der Frauen hat sich seitdem immer mehr an die der Männer angenähert und betrug 2005 und 2009 nur noch 0,4% beziehungsweise 0,8% weniger (Looman 2011). Dass Frauen in fast gleichem Maße von ihrem aktiven Wahlrecht gebrauch machen wie Männer, zeigt dass sie sich politisch interessieren und einbringen wollen. Dazu gehört auch die Nutzung des passiven Wahlrechts (Looman 2011). Als die ersten Frauen in die Politik gehen, treffen sie dort lange gewachsene männliche Strukturen und Netzwerke. Dort wirken sie wie Fremdkörper, die sich in den männlichen Institutionen zurechtfinden müssen.
Dass es heutzutage immer noch weniger Frauen als Männer in der Politik gibt, ist unangezweifelt. Warum die Hürde in die Politik für Frauen auch jetzt noch höher ist als für Männer , ob sie ihre Interessen nicht durchsetzen können, wollen oder gar daran gehindert werden, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Im ersten Abschnitt wird die Darstellung von Politikerinnen in den Medien und der zwischenmenschliche Umgang im Arbeitsfeld erforscht. Dabei wird deutlich, dass Politikerinnen überdurchschnittlich oft über ihr Äußeres definiert werden. Dies ist gerade im Berufsfeld der Politik, in dem Autorität und Ansehen unabkömmlich sind, eine große Belastung. Im nächsten Abschnitt dieser Arbeit werden die einzelnen Kriterien durchleuchtet, die für Erfolg oder Misserfolg von Politikerinnen entscheidend sind. Dazu zählt zunächst die Entscheidung, für welche Partei man als Frau eintreten möchte. Warum gibt es große Unterschiede zwischen linkem und bürgerlichem Spektrum in der Parteilandschaft? Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Erfolg von Frauen ist die Politikebene. Je nach Größe und Einfluss des Parlaments variiert der Frauenanteil. Warum dies so ist, wird im Abschnitt 3.2 durchleuchtet. Auch das Wahlsystem spielt bei einem gleichen Anteil von Frauen und Männern in Parlamenten eine entscheidende Rolle. All diese Faktoren sind maßgeblich daran beteiligt, ob eine Politikerin gewählt wird, oder nicht. Dabei ist die Frage, ob sie eine gute Politik macht nicht unbedingt vorrangig.
Im Fazit wird schließlich erläutert, warum Frauen für die Politik wichtig sind und wie eine Gleichberechtigung erreicht werden könnte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhalt

1. Einleitung

2. Umgang mit und Darstellung von Frauen in der Politik

3. Kriterien für die Erfolge von Frauen in der Politik
3.1 Parteien
3.2 Politikebene
3.3 Wahlsysteme

4. Fazit

1. Einleitung

Die Partizipation der Frauen in der Politik beginnt mit dem aktiven Wahlrecht. Im Januar 1919 durften Frauen in Deutschland das erste Mal wählen und beteiligten sich wider Erwarten mit 82,3%. Die Wahlbeteiligung der Frauen hat sich seitdem immer mehr an die der Männer angenähert und betrug 2005 und 2009 nur noch 0,4% beziehungsweise 0,8% weniger (Looman 2011:108). Dass Frauen in fast gleichem Maße von ihrem aktiven Wahlrecht gebrauch machen wie Männer, zeigt dass sie sich politisch interessieren und einbringen wollen. Dazu gehört auch die Nutzung des passiven Wahlrechts (Looman 2011:111). Als die ersten Frauen in die Politik gehen, treffen sie dort lange gewachsene männliche Strukturen und Netzwerke. Dort wirken sie wie Fremdkörper, die sich in den männlichen Institutionen zurechtfinden müssen.

Dass es heutzutage immer noch weniger Frauen als Männer in der Politik gibt, ist unangezweifelt. Warum die Hürde in die Politik für Frauen auch jetzt noch höher ist als für Männer , ob sie ihre Interessen nicht durchsetzen können, wollen oder gar daran gehindert werden, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Im ersten Abschnitt wird die Darstellung von Politikerinnen in den Medien und der zwischenmenschliche Umgang im Arbeitsfeld erforscht. Dabei wird deutlich, dass Politikerinnen überdurchschnittlich oft über ihr Äußeres definiert werden. Dies ist gerade im Berufsfeld der Politik, in dem Autorität und Ansehen unabkömmlich sind, eine große Belastung. Im nächsten Abschnitt dieser Arbeit werden die einzelnen Kriterien durchleuchtet, die für Erfolg oder Misserfolg von Politikerinnen entscheidend sind. Dazu zählt zunächst die Entscheidung, für welche Partei man als Frau eintreten möchte. Warum gibt es große Unterschiede zwischen linkem und bürgerlichem Spektrum in der Parteilandschaft? Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Erfolg von Frauen ist die Politikebene. Je nach Größe und Einfluss des Parlaments variiert der Frauenanteil. Warum dies so ist, wird im Abschnitt 3.2 durchleuchtet. Auch das Wahlsystem spielt bei einem gleichen Anteil von Frauen und Männern in Parlamenten eine entscheidende Rolle. All diese Faktoren sind maßgeblich daran beteiligt, ob eine Politikerin gewählt wird, oder nicht. Dabei ist die Frage, ob sie eine gute Politik macht nicht unbedingt vorrangig.

Im Fazit wird schließlich erläutert, warum Frauen für die Politik wichtig sind und wie eine Gleichberechtigung erreicht werden könnte.

2. Umgang mit und Darstellung von Frauen in der Politik

Die Außenwahrnehmung von Politikern wird hauptsächlich durch die Medien geprägt. Darum trägt die Art der Berichterstattung in Zeitungen, im Fernsehen und im Internet maßgeblich zum Image eines Politikers bei. Welche Rolle spielt dabei das Geschlecht des Politikers? Wird über weibliche Politiker auf andere Art und Weise und in anderem Umfang berichtet? Obwohl Frauen in der Politik immer häufiger vorkommen, steigt ihre Präsenz in den Medien dazu nur verhältnismäßig langsam an (Holtz-Bacha & König-Reiling 2007:10). Zwischen Printmedien und Fernsehen oder digitalen Medien gibt es dabei kaum einen Unterschied (Holtz-Bacha & König-Reiling 2007:11).

Untersuchungen zur politischen Berichterstattung haben ergeben, dass Äußerlichkeiten von Politikerinnen häufiger als von Politikern durch die Medien beurteilt wird (Pantti 2007:42). Von Politikerinnen werden neben Berichterstattungen in Zeitungen vermehrt Pressefotos abgebildet. (Pantti 2007:75). Dies hilft Frauen zwar, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, zeigt aber gleichzeitig, dass nicht nur Inhalte interessieren, sondern auch das Äußere.

In den letzten Jahren ist das Erscheinungsbild der Politikerinnen weniger thematisiert worden als das ihrer männlichen Kollegen. Als Erklärung dafür wird vermutet, dass die in den Politikressorts der Tageszeitungen hauptsächlich männlichen Journalisten, sich dem Vorwurf des Chauvinismus entziehen wollen (Fröhlich 2007:75). Es werden subtilere Mittel der Andersbehandlung verwendet: Die Bewertung der von Frauen besetzten politischen Ämter, die auffällig häufig benutzte Ansprache „Frau“ und die Abwertung der politischen Erfolge (Holtz-Bacha & König-Reiling 2007:12).

In den politischen Nachrichten sind männliche Begriffe in der Überzahl. Es werden (politische) Schlachten geschlagen, (Wahl-)Kämpfe ausgetragen und (politische) Gegner besiegt. Diese männliche Metaphorik erweckt den Eindruck, Frauen gehören nicht in die Politik. Um dem Entgegenzuwirken versuchen einige Frauen zu politischen Themen einen besonders harten Standpunkt zu vertreten, und damit politische Stärke zu zeigen. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass maskuline Eigenschaften an Frauen ihre Erfolgschancen nicht verbessern (Pantti 2007:29). „Kämpferische Kandidatinnen erscheinen unweiblich und sind deshalb inakzeptabel, während weiblich auftretende Frauen als unfähig betrachtet werden“ (Pantti 2007:30). Diese gegensätzlichen Erwartungen, die praktisch nicht zu erfüllen sind, werden „Double Bind“ genannt (Pantti 2007:29). Mittlerweile wird es als innere Stärke bejubelt, wenn ein Politiker in der Öffentlichkeit Emotionen zeigt und weint. Bei Frauen werden Tränen nach wie vor als Zeichen der Schwäche gesehen (Pantti 2007:31).

Renate Schmidt spricht von ganz klaren Zweifeln gegenüber den Fähigkeiten und der Kompetenz die Frauen in der Politik entgegengebracht werden (Schmidt 2007:121). Als Ursula von der Leyen 2013 Verteidigungsministerin wird, sind die Medien davon überfüllt. Selbst die positiven Beiträge zeigen eindeutig, dass das Geschlecht der neuen Amtsinhaberin Stoff für unzählige Artikel liefert und dass es einer Art Rechtfertigung bedarf. Man kann beinahe behaupten, die erste Amtshandlung der ersten Verteidigungsministerin Deutschlands, sei es, ihre Ernennung zu verteidigen.

Über Angela Merkel wird als Bundeskanzlerin besonders viel berichtet. Zwar scheint es für die Behauptung, über Merkels Frisur und Gesichtsausdruck wurde im Wahlkampf 2005 mehr diskutiert als über ihre Inhalte, keine Bestätigung zu geben, dennoch wurde unverblümt danach gefragt, ob Deutschland bereit sei für eine Kanzlerin (Koch 2007:164). Auch Zweifel an ihrer Fähigkeit und Kompetenz wurden geäußert. So beispielsweise von Manfred Bissinger mit dem Slogan „Kan-Di-Dat?“, gesprochen „kann die dat/das?“, unter einem Bild von Angela Merkel und es wurde erörtert, ob Merkel trotz oder wegen ihres Geschlechts Erfolgschancen bei der Wahl habe (Westle & Bieber 2009:166). Seit ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin ist der Umgang der Medien mit der Kanzlerin sachlicher geworden. Claudia Roth spricht sogar von einer Hemmung der Medien gegenüber Merkel seit deren Kanzlerschaft. Man merke daran, dass kein normales Verhältnis in der Medienwelt zu Frauen in der Politik gefunden worden sei (Roth 2007:137).

Renate Schmidt gibt in ihrer Zeit als Politikerin zahllose Interviews, die nie gedruckt werden und berichtet von weiblichen Kolleginnen, die die gleichen Erfahrungen machen. Sie geht davon aus, dass auch im Journalismus die männlichen Chefredakteure Politikerinnen und ihre „weichen Themen“ als nicht wichtig genug erachten um publiziert zu werden (Schmidt 2007:121).

Doch auch außerhalb der Medien werden Politikerinnen anders behandelt als Politiker. Diesem Aspekt soll anhand von fragmentarischen Beispielen verschiedener Politikerinnen im Folgenden nachgegangen werden. Renate Schmitt berichtet über sexistische Zwischenrufe im Bundestag bei Reden von Antje Huber, Lilo Blunk, Anke Martini und sich selbst (Schmidt 2007:116f). Auch Silvana Koch-Mehrin berichtet von ähnlichen Erlebnissen (Koch-Mehrin 2007:114). Selbst als Waltraud Schoppe 1983 in einer Rede von „alltäglichem Sexismus im Parlament“ spricht, erntet sie von ihren männlichen Kollegen nur Gelächter (Schmidt 2007:119). Diese Beispiele verdeutlichen, dass Sexismus nicht nur in den Medien, sondern auch bei ihrer alltäglichen politischen Arbeit von Parteigenossen ausgeübt wird.

Politikerinnen müssen nicht nur ihren politischen Standpunkt überzeugend vertreten, sondern zusätzlich als Frau in einer Männerdomäne bestehen. Für Frauen erfordert der Beruf der Politikerin daher viel mehr als für Männer. Sie werden ganz genau beobachtet und dürfen sich weder einen Fehler als Frau noch als Politikerin erlauben.

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Details

Seiten
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783668885547
ISBN (Paperback)
9783668885554
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Institut für Soziologie
Erscheinungsdatum
2019 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
Arbeitssoziologie Arbeit und Beruf Gender Frauen in der Politik
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