Ich scrolle durch meinen Facebook-Feed, sehe Urlaubsbilder meiner Freunde, ein Foto des Essens meiner Tante und welches Konzert meine beste Freundin demnächst besucht. Ich arbeite mich weiter durch die Neuigkeiten und sehe, dass mehrere meiner Bekannten unter einem Post einer Nachrichtenagentur diskutieren. Sie schreiben sachlich, aber die Emojis, die sie ihrem Satz anhängen, lassen zwischen den Zeilen lesen.
Dinge, die man sonst nicht tun würde, wenn man sich als Bekannte über den Weg läuft, denn schließlich hält man ihm nicht direkt seine Fotos unter die Nase oder befragt ihn zu seinem politischen Standpunkt. Wieso werden all diese Informationen geteilt? Welche Gründe hat es, dass man seine Urlaubsbilder öffentlich macht oder warum diskutiert man öffentlich miteinander? Und sind diese Inhalte nicht zu privat? Lassen Social Media die Privatsphäre verschwinden?
Mit diesen Leitfragen wird sich die vorliegende Hausarbeit befassen und Ziel dieser ist es, Antworten zu geben.
In der heutigen Zeit sind Social Media nicht wegzudenken, sie sind kein klassisches Massenmedium, ersetzen diese aber teilweise. Sie erfüllen das Bedürfnis nach persönlicher Identität, nach Integration und sozialer Interaktion, das Bedürfnis nach Information und Unterhaltung. Dank ihnen lassen sich Beziehungen pflegen und knüpfen, man kann der realen Welt für einige Momente den Rücken kehren.
Diese Ausarbeitung erläutert zum Verständnis der Thematik den Einfluss der Gesell-schaft auf die Identität, im Weiteren wird die Entwicklung der Informations- und Wissensgesellschaft näher betrachtet, um dann anschließend Kommunikationsprozesse und -arten im Social Web zu erläutern. Anschließend werden die Identität und Selbstdarstellung im Social Web beleuchtet und in diesem Zusammenhang wird der Aspekt der Privatsphäre erörtert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einfluss der Gesellschaft auf die Identität
3. Massenmedien und Sozialisation – klassische Perspektiven
3.1. Informations- und Wissensgesellschaft
3.2. Kommunikation im Social Web
3.3. Identität und Selbstdarstellung im Social Web – persönliche Öffentlichkeiten
3.3.1. Privatsphäre im Netz
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ich scrolle durch meinen Facebook-Feed, sehe Urlaubsbilder meiner Freunde, ein Foto des Essens meiner Tante und welches Konzert meine beste Freundin demnächst be- sucht. Ich arbeite mich weiter durch die Neuigkeiten und sehe, dass mehrere meiner Bekannten unter einem Post einer Nachrichtenagentur diskutieren. Sie schreiben sach- lich, aber die Emojis, die sie ihrem Satz anhängen, lassen zwischen den Zeilen lesen. Dinge, die man sonst nicht tun würde, wenn man sich als Bekannte über den Weg läuft, denn schließlich hält man ihm nicht direkt seine Fotos unter die Nase oder befragt ihn zu seinem politischen Standpunkt. Wieso werden all diese Informationen geteilt? Welche Gründe hat es, dass man seine Urlaubsbilder öffentlich macht oder warum diskutiert man öffentlich miteinander? Und sind diese Inhalte nicht zu privat? Lassen Social Media die Privatsphäre verschwinden?
Mit diesen Leitfragen wird sich die vorliegende Hausarbeit befassen und Ziel dieser ist es, Antworten zu geben.
In der heutigen Zeit sind Social Media nicht wegzudenken, sie sind kein klassisches Massenmedium, ersetzen diese aber teilweise. Sie erfüllen das Bedürfnis nach persön- licher Identität, nach Integration und sozialer Interaktion, das Bedürfnis nach Informati- on und Unterhaltung. Dank ihnen lassen sich Beziehungen pflegen und knüpfen, man kann der realen Welt für einige Momente den Rücken kehren.
Diese Ausarbeitung erläutert zum Verständnis der Thematik den Einfluss der Gesell- schaft auf die Identität, im Weiteren wird die Entwicklung der Informations- und Wis- sensgesellschaft näher betrachtet, um dann anschließend Kommunikationsprozesse und -arten im Social Web zu erläutern. Anschließend werden die Identität und Selbst- darstellung im Social Web beleuchtet und in diesem Zusammenhang wird der Aspekt der Privatsphäre erörtert.
Aus Gründen der Vereinfachung wird ausschließlich die männliche Form verwendet. Personen weiblichen wie männlichen Geschlechts sind darin gleichermaßen einge- schlossen.
2. Einfluss der Gesellschaft auf die Identität
Der Begriff Identität wird mit einem breiten Themenspektrum in Verbindung gebracht. Unterschieden wird unter anderem zwischen der personalen, soziologischen, pädago- gischen oder geschlechterspezifischen Identität, um nur wenige davon zu nennen. Relevant für diese Arbeit ist der Identitätsbegriff nach Georg Herbert Mead. Dieser hängt mit dem Konzept der Rollenübernahme zusammen. Nach Mead ist es uns dank der Sprache möglich, zu kommunizieren (vgl. Mead, zitiert nach Abels u.a. 2010: 22). Symbole geben bei der Kommunikation zwischen Menschen den Raum für Interpreta- tionsweisen und Handlungsabsichten, wenn die Symbole in der Erfahrung der Sender und Empfänger enthalten sind und die Bedeutung dieser von der an der Interaktion Beteiligten gleich aufgefasst wird, lösen sie spezifische Reaktionen aus (vgl. Mead, zitiert nach Abels u.a. 2010: 22). Mead formuliert außerdem die Annahme der Rollen- übernahme. Sie besagt, dass eine Person im Stande ist, die Perspektive seines Ge- genübers im gemeinsamen Handeln zu übernehmen (vgl. Mead, zitiert nach Abels u.a. 2010: 22).
In diesem Prozess der Rollenübernahme nimmt auch die Identität einen hohen Stel- lenwert ein. Man löst die Standpunkte und Haltungen in sich selbst dadurch aus, dass man sie sich bei seinem Gegenüber klar macht (vgl. Abels u.a. 2010: 25). Dies lässt einem deutlich werden, was den Impuls des eigenen Handelns darstellt (vgl. Abels u.a. 2010: 25). Mead zufolge ist das Hineinversetzen in den Anderen der Ausgangspunkt für das Herausbilden der Identität. Er postuliert, dass man sich seiner Identität erst be- wusst wird, wenn man sich durch die Augen der Anderen sieht (vgl. Mead, zitiert nach Abels u.a. 2010: 25).
Mead hat diese Annahmen weiterentwickelt und nennt das Ich, das wiederspiegelt, wie Andere einen sehen „me“, das Ich nennt er „I“ (vgl. Mead, zitiert nach Abels u.a. 2010: 34). Während der Sozialisation gewinnt das Individuum stetig neue soziale Erfahrun- gen, es erfährt neue Identifikationen durch Andere und nimmt selbst neue Identifikatio- nen vor (vgl. Abels u.a. 2010: 35). Um konsistentes Verhalten zu ermöglichen, muss das reflektierte Ich zu einem einheitlichen Selbstbild verknüpft werden. Wenn dies er- folgreich ist, dann entsteht das „self“, was so viel wie Identität bedeutet (vgl. Joas, zi- tiert nach Abels u.a. 2010: 36).
Identität entsteht dann, wenn das spontane Ich und das reflektierte Ich kontinuierlich vermittelt werden (vgl. Abels u.a. 2010: 36). Die Identität ist ein sich ständig wandeln- der Prozess, das Individuum kommuniziert mit beiden Instanzen seiner Persönlichkeit (vgl. Abels u.a. 2010: 36). Eine Identität gilt dann als gelungen, wenn beide Komponen- ten des Ichs in einer wechselseitigen Beziehung zueinanderstehen (vgl. Abels u.a. 2010: 36).
3. Massenmedien und Sozialisation – klassische Perspektiven
3.1. Informations- und Wissensgesellschaft
Von einer Wissensgesellschaft ist die Sprache, wenn die Strukturen und Prozesse der Reproduktion einer Gesellschaft von wissensabhängigen Einschnitten so geprägt sind, dass die Informationsverarbeitung und die Wissensträger im Vordergrund stehen (vgl. Willke, zitiert nach Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 22). Die Wissensgesellschaft un- tersteht, aufgrund der vielseitigen Optionen der elektronischen Vernetzung, einem permanenten Prozess der Veränderung (vgl. Willke, zitiert nach Bröning und Oester- diekhoff 2004: 22).
Der Begriff der Wissensgesellschaft stellt die Bedeutung von Information und Wissen in den Vordergrund, er ist ein wichtiger Faktor, der die moderne Gesellschaft bestimmt (vgl. Arnold 2012: 3). Außerdem gewinnt er zunehmend an Bekanntheit (vgl. Zillien 2009: 6).
Wissen beinhaltet mehr als Information, weshalb das Konzept der Wissensgesellschaft über das der Informationsgesellschaft hinausgeht (vgl. Zillien 2009: 10). Zillien ist der Ansicht, dass das Konzept der Wissensgesellschaft eine handlungsbezogene Perspek- tive einnimmt, wohin gegen die Informationsgesellschaft technikbezogen ist (vgl. Zillien 2009: 11). Das Konzept der Informations- und Wissensgesellschaft stellt die Bedeu- tungszunahme von Wissen, Information und Informations- und Kommunikationstechno- logien als zentrale Annahme der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung in den Vorder- grund (vgl. Zillien 2009: 11). Unter Information versteht man Erläuterung, Deutung oder auch Bildung (vgl. Zillien 2009: 6).
Sühl-Strohmenger behauptet, dass Information hauptsächlich digital hervorgebracht und vermittelt wird und somit den Grundstein der individuellen und kollektiven Wis- sensbildung darstellt (vgl. Sühl-Strohmenger 2015: 7).
Es gibt verschiedene Definitionen für Wissen, unterschieden durch die wissenschaftli- chen Fachbereiche. Aus soziologischer Sicht ist Wissen das Ergebnis von Sinnstiftung und eine identitätsgenerierende Systemkomponente (vgl. Roehl, zitiert nach Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 22). Eine andere Definition besagt, dass Wissen als subjektiv verarbeitete Information aufgenommen wird und eine spezifische, aktive und individuel- le Aneignung voraussetzt (vgl. Zillien 2009: 6).
Die Bedeutung des Wissens hat in den vergangenen Jahren global an Bedeutung ge- wonnen. Im Zuge der Globalisierung ist der intensive Austausch von Informationen und Wissen ein Merkmal, das zum Wirtschaftswachstum beiträgt, unter anderem, da wis- senschaftliche und technische Kenntnisse weltweit verfügbar sind (vgl. Arnold 2012: 3). Durch die digitale Wissensgesellschaft steigt die Klarheit des Wissens und die Wis- senslebenszyklen werden kürzer (vgl. Cachelin 2013: 5). Einhergehend mit dem Pro- zess der digitalen Wissensgesellschaft ist eine Veränderung des Kommunikations- und Informationsverhaltens (vgl. Cachelin 2013: 6). Im Mittelpunkt steht das Internet, das einen einfügenden Part übernimmt (vgl. Cachelin 2013: 6).
Das Internet ist das Aushängeschild des raschen technologischen Fortschritts der In- formations- und Kommunikationstechnologien (vgl. Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 36). Seit den 1990er Jahren haben die Möglichkeiten der fast unbegrenzten Bereitstel- lung von Informationen die wirtschaftliche Entwicklung und Zukunftserwartung stark geprägt (vgl. Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 36). Die Weiterentwicklung des Inter- nets spiegelt die gesellschaftlichen Prioritäten sowie den Stand der Entwicklung der digitalen Wissensgesellschaft wieder (vgl. Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 36). Das Internet hatte sich zunächst in der Wissenschaft durchgesetzt, schnell wurde es dann privat und auch ökonomisch genutzt (vgl. Bröning und Oesterdiekhoff 2004: 36).
Die digitale Wissensgesellschaft wird zunehmend stärker in die gesellschaftlichen, poli- tischen und kulturellen Kontexte eingeflochten (vgl. Sühl-Strohmenger 2015: 6). Helmut Spinner betont, dass die technischen Innovationen, also die medialen Kommunikati- onsformen und die globalen Informationsnetze, die treibende Kraft darstellen, die den technischen Durchbruch zum Informationszeitalter markieren (vgl. Spinner 2001: 321). Massenmedien spielen hierbei eine wichtige Rolle, sie erfüllen eine Informationsfunkti- on. Die Bedeutung der Informationsfunktion liegt sowohl für den Einzelnen, als auch für das System in der Erweiterung des Kenntnisstandes im Bereich der Sekundärerfah- rung (vgl. Pürer 2014: 424). Dies sind Wissen und Erfahrungen, die nicht aus dem direkten Umgang mit der Umwelt gewonnen werden (vgl. Pürer 2014: 424).
Zudem erfüllen die Massenmedien bestimmte Bedürfnisse, die Denis McQuail und Winfried Schulz benannt und unterteilt haben. Sie benennen u.a. das Bedürfnis nach Information, d.h. die Unterrichtung über wichtige Geschehnisse in der Welt und der Wunsch nach Reduktion der Unsicherheit mithilfe von Wissen (vgl. McQuail 1983 und vgl. Schulz 1997: 164f.).
3.2. Kommunikation im Social Web
Das Wort Kommunikation wird mit unterschiedlichen Bedeutungen in Verbindung gebracht. Hinsichtlich der sozialen, also der gesellschaftlichen Kommunikation, ist der Begriff in Deutschland über den Begriff der Massenkommunikation populär geworden (vgl. Pürer 2014: 64). Zudem kann Kommunikation als Interaktion mithilfe von Zeichen und Symbolen definiert werden (vgl. Pürer 2014: 65).
Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten unterteilte Kommunikation in vier Gruppen: subanimalisch, animalisch, Human- und, für diese Ausarbeitung relevant, die Massenkommunikation (vgl. Merten 1997: 94 ff.). Die Humankommunikation definiert er als Kommunikation unter Menschen, mit dem Kennzeichen der Verfügbarkeit eines sprachlichen Kanals mitunter über nonverbale Kommunikationskanäle (vgl. Merten 1997: 94 ff). Die Massenkommunikation ist eine spezielle Form der Humankommunikation, gekennzeichnet dadurch, dass sie sich an technischen Medien bedient, sie meist eingleisig verläuft und an die Öffentlichkeit gerichtet ist (vgl. Merten 1997: 94 ff.).
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