Die vorliegende Arbeit wird lediglich den gegenwärtigen medialen Umgang mit dieser Thematik analysieren. Konkret soll untersucht werden, wie die Konnotation des Heimatbegriffes im Kontext der Wörter Islamisierung und Überfremdung beeinflusst wird. Die Analyse wird anhand des Korpus-Recherchesystems DWDS realisiert, und beschränkt sich dabei lediglich auf alle Artikel der Korpusquelle der Zeitung "Die Zeit", die zwischen den Jahren 2010 und 2018 publiziert wurden.
Insbesondere soll auf die rechtspopulistische Konnotation des Heimatbegriffes eingegangen werden, und aus aktuellem Anlass sollen in diesem Zusammenhang die Wörter "Islamisierung" und "Überfremdung" betrachtet werden, da diese durch ihre pejorative Assoziation den Heimatbegriff stark beeinflussen.
Systematisch wird vorerst die Fragestellung und die Hypothese dieser Arbeit formuliert. Anschließend wird die Arbeitsmethode erläutert, um daraufhin die detaillierte Korpusanalyse zu vollziehen. Zum Schluss werden die Forschungsergebnisse zusammengefasst und in den Zusammenhang der Fragestellung eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fragestellung und Hypothese
3. Methode
3.1 Korpus-Recherchesystem: DWDS
3.2 Suchsyntax und Analysemethode
3.3 Trefferanalyse
4. Analyse
4.1 Ergebnisse zu E1: Islamisierung
4.2 Ergebnisse zu E2: Überfremdung
4.3 Ergebnisse zu E3 und E
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl!“1 Diese Charakterisierung des Heimat- begriffes stammt aus dem Jahr 2000, und wurde von Herbert Grönemeyer, einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger unserer Zeit, publiziert. Spätestens seit Be- ginn der PEGIDA Demonstrationen im Jahr 2014 und dem Einzug der AFD in den Bun- destag wird der Heimatbegriff im politisch-gesellschaftlichen Zusammenhang wieder kontrovers diskutiert. Dabei inszenieren die Rechtspopulisten ihre Vorstellung des Heimatbegriffes auf zahlreichen Plakaten der PEGIDA oder diverser rechtspopulisti- scher Parteien. Parolen wie „Heimatschutz statt Islamisierung!“2 oder „Gegen Islami- sierung und Überfremdung“3, sind nur einige wenige Beispiele, die die Grundhaltung der Rechtspopulisten veranschaulichen. Im Gegensatz zu einer progressiven Konno- tation des Heimatbegriffes, die primär positive Gefühle in der Heimatbeschreibung hervorhebt, nutzen die Rechtspopulisten den Heimatbegriff, um sich von Migranten- gruppen auszugrenzen und alles Fremde als Bedrohung zu definieren.4
Aus linguistischer Perspektive formt die Sprache das Bewusstsein der Menschen. Folglich tragen alle Wörter und Wortassoziationen, die ein Individuum nutzt, dazu bei, das jeweilige Weltbild zu formen und nachhaltig zu prägen. Dabei wird insbe- sondere der politische Sprachgebrauch täglich über die Medien verbreitet und hat demnach einen großen Einfluss auf die Denkstrukturen einer Gesellschaft. Wolfgang Bergsdorf schreibt hierzu: „Jeder der über Politik spricht, beteiligt sich an der politi - schen Auseinandersetzung im Felde der Sprache und wirkt mit seinem Verständnis politischer Begriffe ein auf den Prozess ihrer inhaltlichen Stabilisierung oder Verän- derung.“5 Durch diese Beschreibung lässt sich ein Wirkungsdreieck politischer Sprachakteure herleiten, welches sich gebündelt aus den politischen Parteien, den Medien und den Individuen einer Gesellschaft formt.
Die vorliegende Arbeit wird lediglich den gegenwärtigen medialen Umgang dieser Thematik analysieren. Konkret soll untersucht werden, wie die Konnotation des Hei- matbegriffes im Kontext der Wörter Islamisierung und Überfremdung beeinflusst wird. Die Analyse wird anhand des Korpus-Recherchesystems DWDS realisiert, und beschränkt sich dabei lediglich auf alle Artikel der Korpusquelle der Zeitung DIE ZEIT, die zwischen den Jahren 2010 und 2018 publiziert wurden. Insbesondere soll auf die rechtspopulistische Konnotation des Heimatbegriffes eingegangen werden, und aus aktuellem Anlass sollen in diesem Zusammenhang die Wörter Islamisierung und Überfremdung betrachtet werden, da diese durch ihre pejorative Assoziation den Heimatbegriff stark beeinflussen.
Systematisch wird vorerst die Fragestellung und die Hypothese dieser Arbeit formu- liert. Anschließend wird die Arbeitsmethode erläutert, um daraufhin die detaillierte Korpusanalyse zu vollziehen. Zum Schluss werden die Forschungsergebnisse zusam- mengefasst und in den Zusammenhang der Fragestellung eingeordnet.
2. Fragestellung und Hypothese
Die konkrete Fragestellung dieser Arbeit lautet: „Inwieweit wird im Zeitkorpus in den Jahren 2010 bis 2018 der Begriff der Heimat im Kontext der Wörter Islamisie- rung und Überfremdung beeinflusst?“ Demnach soll geprüft werden, ob bei der Ana- lyse der Begriffe ein gewisser Unterton herrscht, der assoziativ eine rechtspopulisti - sche Konnotation des Heimatbegriffes hervorruft. Werden also die Begriffe Islami- sierung und Überfremdung dazu genutzt, um Ängste zu schüren und unterschwellig die Vorstellung des Heimatbegriffes innerhalb der Gesellschaft zu verändern? Oder kann der Heimatbegriff isoliert betrachtet werden und sich dem Einfluss dieser Kol- lokationen in seiner Bedeutungsdimension entziehen?
Die Hypothese ergibt sich im Grunde aus der Fragestellung. Es ist zu erwarten, dass der Heimatbegriff durch die gegenwärtigen politischen Ereignisse, wie zum Beispiel dem islamistischen Terrorismus und der Flüchtlingskrise, formbarer und anfälliger für eine destruktive Charakteristik geworden ist. Zudem beeinflussen die Wörter Isla- misierung und Überfremdung tendenziell das Heimatverständnis und werden durch die politische Polarisierung von rechtspopulistischen Akteuren impulsiv bekräftigt.
3. Methode
Bevor die Analyse dieser Forschungsarbeit vorgestellt wird, soll auf die einzelnen Punkte der Methodik eingegangen werden. Insbesondere soll detailliert beschrieben werden, wie die konkrete Vorgehensweise ist und was es dabei zu beachten gilt.
Diese Forschungsarbeit untersucht die Begriffe Islamisierung und Überfremdung im rechtspopulistischen Kontext des Wortes Heimat bzw. der inhaltlichen Auffassung was Heimat ist, und wie sie sich unter der Verwendung der oben genannten Begriffe in der Wahrnehmung der Menschen verändert.
Die Analyse der Begriffe wird mithilfe des Korpus-Recherchesystems DWDS reali- siert. Als Grundlage der qualitativen Analyse werden aussagekräftige Beispiele aus dem Textkorpus der Zeitung DIE ZEIT ausgewertet, die zwischen den Jahren 2010 und 2018 publiziert wurden. Dabei werden einerseits die Wörter Islamisierung und Über- fremdung separat untersucht, und andererseits in Form einer Und-Suche mit dem Be- griff Heimat kombiniert, um die Verwendung und die Ausprägung der Wortkombina- tionen zu überprüfen. Das Wort Heimat wird in der qualitativen Analyse nicht separat untersucht, da die Bedeutungsdimension des Begriffes zu facettenreich ist und den vorgegeben Rahmen deutlich sprengen würde.
Die Zeitung DIE ZEIT wurde für dieses Forschungsprojekt explizit auserwählt, da sie eines der meistgelesenen überregionalen deutschen Wochenzeitungen ist, eine libera- le politische Grundausrichtung besitzt, und sich dementsprechend primär keinen re- gionalen Disparitäten aussetzt.6
Um den Blickwinkel der Analyse zu erweitern, wird neben der qualitativen Analyse eine quantitative Analyse erfolgen. Diese wird dem Forschungsprojekt ein statisti- sches Fundament liefern, um die anschließende Argumentation konsistent zu stützen.
3.1 Korpus-Recherchesystem: DWDS
DAS WORTAUSKUNFTSSYSTEM ZUR DEUTSCHEN SPRACHE IN GESCHICHTE UND GEGENWART, kurz DWDS, wurde von der BERLIN-BRANDENBURGISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ent- wickelt. Es ist ein im Internet frei zugängliches Wortinformationssystem, und bein- haltet umfangreiche Daten über Wörterbücher und Korpora der deutschen Sprache in Vergangenheit und Gegenwart.7 Neben 465000 Einträgen in verschiedenen Wörter- büchern beinhaltet das Korpus-Recherchesystem dreizehn Milliarden Belege aus his- torischem und gegenwärtigem Textkorpora, sowie ein ausführliches statistisches Auswertungssystem, dass Wortentwicklungen im zeitlichen Bezugsrahmen, mit den typischen Wortverbindungen, in über 400 Jahren darstellt.8
Um die beschriebene quantitative und qualitative Analyse dieser Forschungsarbeit zu realisieren, erfüllt das DWDS wichtige Grundvoraussetzungen, die für die Ausarbei- tung erforderlich sind. Einerseits können quantitativ Worteinträge in ihrer zeitlichen Entwicklung dargestellt werden. Andererseits liefern die Textbeispiele der Zeitung DIE ZEIT alle Ausgaben von den Jahren 1946 bis 2018, die in digitaler Form zur Ver - fügung stehen und alle Artikel, die auf der Internetseite der Zeitung publiziert wur- den.9 Insgesamt stehen im DWDS 563.306.517 Tokens der Zeitung DIE ZEIT zur Ver- fügung.10
Das Korpus-Recherchesystem: COSMAS II wäre für dieses Forschungsprojekt dage- gen nur bedingt verwendbar, da es keine Korpusbelege der Zeitung DIE ZEIT aus dem Jahr 2018 anbietet.11 Darüber hinaus gibt es bei der quantitativen Analyse keine über- sichtlichen Diagramme, wie beispielsweise eine im DWDS enthaltene Wortverlaufs- kurve.
3.2 Suchsyntax und Analysemethode
Im folgenden Abschnitt soll die verwendete Suchsyntax und die Analysemethode dieser Forschungsarbeit dargestellt und erläutert werden.
Für die qualitative Analyse wird vorerst nach der exakten Wortform der Wörter Isla- misierung und Überfremdung gesucht. Die konkreten Eingaben, die innerhalb der Klammern dargestellt sind, lauten E1 (@Islamisierung) und E2 (@Überfremdung).12
Eine lemmabasierte Suche ist nicht erforderlich, da diese Forschungsarbeit sich le- diglich auf die Substantive der beiden Wörter beschränkt und beispielsweise die Ad-jektive islamisiert und überfremdet, nicht berücksichtigt. Dabei ist die Textposition der beiden Suchbegriffe unbedeutend.
Des Weiteren wird eine Und-Suche erfolgen. Diese Suchanfrage gewährleistet, dass alle Treffer in denjenigen Texten angezeigt werden, in denen Formen von Wort1 und Wort2 zugleich auftreten. Die konkreten Eingaben der Und-Suche lauten E3 (Islami- sierung && Heimat), sowie E4 (Überfremdung && Heimat).13 Nach der Kombinati- on (Islamisierung && Überfremdung) wird nicht gesondert gesucht, da diese Ergeb- nisse bereits in der jeweiligen Suche nach der exakten Wortform enthalten sind. Auch bei der Und-Suche ist die Textposition der jeweiligen Begriffe unbedeutend.
Der quantitative Analyseabschnitt wird die oben konkretisierten Eingaben im Zeit- raum zwischen 2010 und 2018 untersuchen. Zudem werden zur Veranschaulichung die historischen Verlaufskurven der Eingaben E1 und E2 dargestellt und interpretiert.
Nun folgt eine Erläuterung zu der Analysemethode der Textbelege. Im qualitativen Analyseabschnitt werden konkret die Beispiele zu den Eingaben E1 und E2 ausge - wählt, die einen direkten oder indirekten Bezug zum Heimatbegriff beinhalten. Di - rekt, indem sie konkret das Wort Heimat einbeziehen, und indirekt, indem sie Wörter involvieren, die eine Bedeutungsbeziehung zum Heimatbegriff beinhalten. Bei der Und-Suche der Eingaben E3 und E4 wird nach den Beispielen gesucht, die aufeinan - der Bezug nehmen. Bei allen Beispielen werden diejenigen ausgewählt, die insbeson- dere eine rechtspopulistische Konnotation des Heimatbegriffes hervorrufen.
3.3 Trefferanalyse
In diesem Abschnitt soll erläutert werden, welche Treffer für die Analyse relevant sind und welche Treffer nicht dem Kontext der Fragestellung und der Hypothese ent- sprechen. Man spricht dabei auch von echten Treffern (true positives) und falschen Treffern (Pseudotreffern).
Als echte Treffer werden diejenigen angesehen, die innerhalb der Fragestellung und Hypothese relevant sind. Hierbei werden alle Treffer beachtet, die eine rechtspopulis- tische oder negative Konnotation des Heimatbegriffes hervorrufen und sich geo- grafisch primär auf Deutschland oder Europa beziehen und einen Kontext zu den ge - genwärtigen politischen Ereignissen besitzen. Falsche Treffer dagegen sind histori-sche Artikel, die sich beispielsweise ausschließlich auf politische Ereignisse im 20. Jahrhundert beziehen. Des Weiteren werden Beiträge über andere Kontinente, wie Beispielsweise Islamisierungstendenzen in der Türkei und im Nahen Osten oder auch Debatten zu der Situation in den USA oder Afrika, nicht berücksichtigt. Sämtliche fiktionale Inhalte, wie z.B Romane oder Filme, werden in der Analyse ebenfalls als Pseudotreffer angesehen.
Die aufgeführte Klassifikation soll gewährleisten, dass die Analyse nicht verfälscht wird und somit eine wissenschaftliche Argumentationsgrundlage ermöglicht.
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1 Reinhardt Internet Media Gbr. Berlin, https://www.golyr.de/herbert-groenemeyer/songtext-heimat-41089.html, Zugriff am 25.07.2018.
2 ZEIT ONLINE GmbH. Hamburg, https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/11/25/5500-bei-rassisti- schem-protest-in-dresden_17820, Zugriff am 23.07.2018.
3 Andreas Born. Bonn, https://www.leverkusen.com/guide/Bild.php?view=02821, Zugriff am 21.07.2018.
4 Vgl. TAZ Verlags u. Vertriebs GmbH. Berlin, http://www.taz.de/!5246134/, Zugriff am 24.07.2018.
5 Bergsdorf, Wolfgang (1983): Herrschafft und Sprache. Studien zur politischen Terminologie der BR Deutschland. Pfullingen: Neske, S.41.
6 Vgl. TST Media GmbH. Wessobrunn, https://www.zeitung.de/medien/zeit/, Zugriff am 26.07.2018.
7 Vgl. DWDS: DWDS Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (Berlin-Brandenburgische Akade - mie der Wissenschaften). Berlin, https://www.dwds.de/d/hintergrund, Zugriff am 23.07.2018.
8 Vgl. Ebd., https://www.dwds.de/, Zugriff am 23.07.2018.
9 Vgl. Ebd., https://www.dwds.de/d/k-zeitung#zeit, Zugriff am 23.07.2018.
10 Vgl. Ebd., https://www.dwds.de/r/stat?corpus=zeit&cnt=tokens&date=all, Zugriff am 23.07.2018.
11 Vgl. IDS: Institut für Deutsche Sprache. Mannheim, http://www.ids- mannheim.de/cosmas2/projekt/referenz/korpora.html, Zugriff am 23.07.2018.
12 Vgl. DWDS: DWDS Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (Berlin-Brandenburgische Aka-demie der Wissenschaften). Berlin,. https://www.dwds.de/d/suche, Zugriff am 23.07.2018.
13 Ebd.