Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Rassismus in Schulen im Rahmen der Werte- und Demokratieerziehung, exemplarisch dargelegt am Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" in Rheinland-Pfalz vorgebeugt werden kann.
Nach einer einleitenden Definition der wichtigen Schlüsselbegriffe Vorurteile, Stereotyp, Diskriminierung und Rassismus und deren Entstehung, erfolgt zunächst ein kurzer Überblick über Rassismus in der Bundesrepublik und in Schulen allgemein, bevor anschließend das Projekt selbst näher beleuchtet wird.
Abschließend wird ein vorläufiges Fazit gezogen und ein Ausblick auf weitere Forschung in diesem Bereich gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Allgemeines uber Rassismus
Definitionen
Entstehung von Vorurteilen
Rassismus in Deutschland
Rassismus in Schulen
Das Projekt Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage
Entstehungsgeschichte
Ziele des Projekts
Teilnahme
Organisation
Aktivitaten
Fazit Ausblick auf zukunftige Forschung
Quellenverzeichnis
Einleitung
"Die Schule hat die Jugend zur Gottesfurcht undNachstenliebe, Achtung und Duldsamkeit, Rechtlichkeit und Wahrhaftigkeit, zur Liebe zu 'Volk und Heimat, zum Verantwortungsbewusstsein fur Natur und Umwelt, zu sittlicher Haltung und beruflicher Tuchtigkeit und in freier, demokratischer Gesinnung im Geiste der Volkerversohnung zu erziehen."
Artikel 32 der Landesverfassung von Rheinland-Pfalz
Die Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz nennt, wie auch viele weiter Verfassungen der Lander und Schulgesetze, Werte, zu denen hin in der Schule erzogen werden soil (Vgl. Artikel 131 136Bayrische Landesverfassung; Artikel 101 Verfassung desFreistaates Sachsen).
"Ein Wert ist eine explizite oder implizite, fur das Individuum kennzeichnende oder fur eine Gruppe charakteristische Konzeption des Wunschenswerten, die die Selektion von vorhandenen Arten, Mitteln und Zielen des Handelns beeinfluBt" (Kluckhohn 1951, zit. nach Schlonder 1951: 49). Es ist dabei durchaus spannend herauszufinden, ob das, was laut der Landesverfassung als wunschenswert gilt, in Form von Tugenden auch umgesetzt wird.
In dieser Arbeit werden allerdings nicht alle diese Werte beleuchtet werden konnen, stattdessen fokussiert sie sich besonders aufjene Werte, die im Bezug aufMigration eine herausragende Rolle spielen. Durch die steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund werden solche Werte wie Toleranz und Respekt gegenuber anderen Menschen zunehmend wichtiger. Im Jahr 2017 hatte ein Drittel der Schuler*Innen einen Migrationshintergrund, 10,7% hatten ausschlieBlich eine auslandische Staatsburgerschaft (Vgl. Destatis 2017). Aus Sicht des Autors ware es daher von besonderem Interesse mehr uber die Situation dieser Schuler*Innen herauszufinden.
Hierzu wird es notig sein bestimmte Begriffe im Vorraus zu definieren, die mit der Missachtung dieser Werte im Zusammenhang stehen.
AnschlieBend wird mit dem Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage eines der groBten Projekte im Bereich der Werte -und Demokratieerziehung naher betrachtet.
Dieses Projekt zeichnet sich insbesondere durch die hohe Anzahl an teilnehmenden Schulen aus. Von den 1312 allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz nehmen 141 am Projekt teil, was einem Anted von ca. 11% entspricht (Vgl. Statistisches Landesamt RLP 2019; Landeszentrale fur politische Bildung Rheinland-Pfalz 2019). Dieser Wert liegt etwas uberdem deutschen Durchschnittvon ca. 9% der Schulen (Destatis 2018; schule-ohne- rassismus.org 2019). Gerade im Hinblick darauf, dass es sich um ein Projekt eines Vereins und nicht um ein Projekt des Bundes oder eines Landes handelt, ist dies ein herausragend hoher Teilnehmerwert.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Uberblick uber die aktuelle Lage uber die Situation von Schuler*Innen mit Migrationshintergrund zu bieten und den Kampf gegen Benachteiligungen beispielhaft am Projekt Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage nachzuvollziehen.
Allgemeines uber Rassismus
Definitionen
Vorurteil
Das Wort Vorurteil wurde in der Literatur verschieden definiert. Bemd Six widmet einer Sammlung der Definitionen dieses Wortes im Handworterbuch der politischen Psychologie gar zehn Seiten und vollzieht anhand derer die Entwicklung der Sozialpsychologie nach (vgl. Six 1983: 326-35). Gemein ist ihnen, dass es sich stets um Vorstellungen von Menschen uber einzelne oder alle Angehorige von einer bestimmten Gruppe handelt. Uneinig sind sie sich, ob diese Vorstellungen ausschlieBlich negativ sein konnen oder ob es sich auch bei positiven Zuschreibungen um Vorurteile handelt (vgl. ebd).
Der Duden definiert ein Vorurteil als "ohne Prufung der objektiven Tatsachen voreilig gefasste oder ubernommene, meist von feindseligen Gefuhlen gegenjemanden oder etwas gepragte Meinung" (duden.de 2019). Er sieht also Vorurteile als tendenziell aber nicht ausschlieBlich negativ gepragten Begriff. Eine solche Definition wird auch vom Autor dieser Arbeit verwendet.
Stereotvp
Ein weiterer Begriff, der dem des Vorurteils ahnelt, ist der des Stereotyps. Er hat seine Wurzeln im Griechischen aus den Worten stereos (starr, fest) und typos (Schlag; Muster; Eindruck; Modell). Der heutige Begriff stammt dagegen aus dem Franzosischen und kommt aus dem Druckerhandwerk, dort bedeutete er "mit feststehender Schrift gedruckt". Im ubertragenen Sinn wurde daraus "feststehend, sich standig wiederholdend; leer, abgedroschen". (Duden-Herkunftsworterbuch-Redaktion 2001: 807).
Bacherle definiert Stereotype als "(uber)generalisierte Zuschreibungen von Eigenschaften eines Individuums aufgrund seiner (mutmaBlichen) Zugehorigkeit zu einer Gruppe" (2017: 68). Im Gegensatz zu Vorurteilen wird der Begriff des Stereotyps nicht mit uberwiegend negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht, sondern wird als "neutral und rein kognitiv" beschrieben. (vgl. ebd).
Diskriminierung
Als Diskriminierung wir "die unfaire Behandlung einer bestimmten Kategorie von Menschen im Vergleich einer anderen Kategorie" verstanden (Woolfolk 2008: 216). Solche Kategorisierungen konnen beispielsweise Geschlecht, Alter oder Einkommen der Eltem sein. Wichtig ist dabei, dass ungleich nicht zwangslaufig unfair bedeutet. Indem man beispielsweise Menschen mit Behinderung spezielle Parkplatze zugesteht, behandelt man sie zwar anders als Menschen ohne Behinderung, allerdings nicht unfair, da es einen guten Grund (die eingeschrankte Mobilitat) fur die Ungleichbehandlung gibt. Was genau fair ist und was nicht kann in dieser Arbeitjedoch nicht abschlieBend geklart werden. Das Thema Gerechtigkeit ist eines der altesten der Philosophic und es entstehen nach wie vor neue Beitrage, fur deren Erlauterung hierjedoch nicht der richtige Ort ist.
Rassismus
"[Als Rassismus wird eine] Form der Fremdenfeindlichkeit, die sich auf tatsachliche oder behauptete Rassenunterschiede stutzt [bezeichnet], Rassisten behaupten, dass Menschen sich nicht nur in ihren biologischen Merkmalen, z.B. Hautfarbe, unterscheiden, sondern dass ihr gesamtes Wesen von ihrer "Rassezugehorigkeit" gepragt sei. Damit verbunden ist stets der Glaube, die "eigene Rasse" sei hoherwertig. Deshalb sei es in Ordnung, bestimmte Menschen zu benachteiligen, zu unterdrucken und im Extremfall sogar zu vernichten" (Thurich 2011).
Entstehung von Vorurteilen
Die weit verbreitete These, dass Vorurteile ausschlieBlich durch Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden ist falsch. Rassenvorurteile entwickeln sich auch ohne direkte Transmission durch die Eltern. (Katz 2003 zitiert nach Woolfolk 2008: 214f)
Vorurteile und Stereotype entstehen automatisch durch Kategorisierungprozesse im Gehim. Dabei werden bestimmten Objekten bestimmte Eigenschaften zugeschrieben und daraus das eigene Verhalten abgeleitet (z.B. Lowe ^ gefahrlich ^ Flucht). Solche Generalisierungen mussen nicht immer zutreffen (ein zahmer Lowe), allerdings sind sie nutzlich um Situationen schnell einzuschatzen. Solche Generalisierungen werden auch auf Menschen bezogen (alter Mann -> kann nicht lange stehen ^ man bietet ihm im Bus einen Platz an) und auch diese konnen wieder unrichtig sein (alter Mann ist fit). Solche Zuschreibungen konnen jedoch durchaus problematisch werden, insbesondere dann, wenn negative Stereotype gebildet werden (Madchen ^ schlecht in Mathe). Allerings sind auch vermeintlich positive Stereotype problematisch, wenn sie zur Bevorzugung einzelner Gruppen und damit zur Diskriminierung der anderen fuhren (Asiaten ^ gute Mathematiker ^ bessere Forderung/bessere Noten) (vgl. Bacherle 2018: 68)
Ausgelost durch diese Kategorisierungsprozesse kommt es zudem zum Phanomen, dass Mitglieder einer Fremdgruppe (Out-group) als homogen wahrgenommen werden, wahrend Mitglieder der Eigengruppe (In-Group) als divers erscheinen (Vgl. ebd). Ein FuBballspieler konnte beispielsweise denken, alle Basketballer hatten eine hohe Korperlange, wahrend er die Meinung vertritt, FuBballspieler seien verschieden groB.
Hinzu kommt die Tendenz des Meschen Informationen selektiv aufzunehmen und vor allem die Informationen wahrzunehmen, die dem eigenen bereits vorhandenen Weltbild entsprechen, wahrend andere Informationen ignoriert werden. Dies geschieht sowohl bei der Lenkung der Aufmerksamkeit im Alltag wie auch beim Konsum von Medien sowohl zur Unterhaltung als auch bei Nachrichten (Stroud 2014). Noch weiter verstarkt wird dieser Effekt durch das Internet, indem die Algorithmen von Nachrichtendienstleistern anhand der bisher gelesenen Artikel ein Informationsangebot schaffen, bei dem Nachrichten, die nicht in das Weltbild des Nutzers passen, gar nicht mehr angezeigt werden. In der so entstandenen Filterblase werden Vorurteile immer weiter bestarkt (vgl. Asendorpf 2017).
Rassismus in Deutschland
Wahrend die beiden zuletzt gennanten Formen des Rassismus insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland vorkamen, widerspricht es dem Geist der Bundesrepublik und ihrer Verfassung Menschen wegen ihrer Zugehorigkeit zu bestimmten Gruppen zu diskriminieren. So besagt Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiosen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden." Ahnliches kommt in der Verfassung fur Rheinland-Pfalz in den Artikeln 17bis 19 zum Ausdruck.
Ob allerdings diese in der Verfassung verankerten Ziele in Deutschland erreicht werden, darf bezweifelt werden. So gab in einer Studie jede/-r zweite Schwarze in Deutschland an, in den letzten funf Jahren rassistisch beleidigt worden zu sein, ca.
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