Digitale Bilder im Internet. Die Frage nach der Authentizität im digitalen Zeitalter
Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Die Geschichte der Fotografie
3. Das soziale Netzwerk Instagram
4. App Fotografie
5. Begriffserklärungen
5.1 Authentizität
5.2 Alles inszeniert und nichts authentisch?
5.3 Authentizität im Zeitalter digitaler Bilder und der Bildmanipulation
5.4 Realität
6. Empirischer Teil - #FürMehrRealitätAufInstagram
6.1 Beispiel Alexis Ren
6.2 Bloggerin Louisa Dellert
7. Fazit
8. Anhang
9. Bibliografie
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Geschichte der Fotografie
3. Das soziale Netzwerk Instagram
4. App Fotografie
5. Begriffserklärungen
5.1. Authentizität
5.2. Alles inszeniert und nichts authentisch?
5.3. Authentizität im Zeitalter digitaler Bilder und der Bildmanipulation
5.4. Realität
6. Empirischer Teil - #FürMehrRealitätAufInstagram
6.1. Beispiel Alexis Ren
6.2. Bloggerin Louisa Dellert
7. Fazit
8. Anhang
9. Bibliografie
1 . Einleitung
Makellose Haut, meterlange Beine und 90-60-90 Körper. Was so perfekt klingt, ist zum Teil der Schein der sozialen Medien – das sagt zumindest Bloggerin und Influencerin Louisa Dellert. Diese versucht durch ihren kreierten Hashtag #FürMehrRealitätAufInstagram auf die ,,digitalen Schönheitsoperationen“ anderer Menschen aufmerksam zu machen und möchte gegen die Bildmanipulationen appellieren. Es stellt sich die Frage: Wie authentisch sind Fotografien im digitalen Zeitalter? Fokus wird hier auf die Bildmanipulation gelegt.
Ziel der Arbeit ist es, herauszustellen ob Bildmanipulation erkannt und aufgenommen wird und ob die Authentizität im digitalen Zeitalter gesichert ist.
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wird auf die Geschichte der Fotografie eingegangen. Darauf folgen Informationen über das soziale Netzwerk Instagram und die App-Fotografie. Da der Faktor Authentizität eine große Rolle spielt, wird dieser Begriff zuerst definiert, mit der Inszenierung in Kontext gebracht und in das digitale Zeitalter der Bildmanipulation eingeordnet. Folgend darauf wird der Begriff ,,Realität“ definiert, bevor anhand von Bildbeispielen der Influencerinnen Alexis Ren und Louisa Dellert die Frage nach der Authentizität und Realität beantwortet wird.
Danach wird ein Fazit gezogen und die genutzten Quellen angegeben.
2 . Die Geschichte der Fotografie
Die Geschichte der Fotografie führt bis ins 19. Jahrhundert zurück und ist einerseits Technikgeschichte, andererseits gesellschaftliche Gebrauchsgeschichte. Beide Geschichten sind durch ein Wechselspiel miteinander verwoben. Durch die immer wieder neuen Techniken der Fotoapparate werden neue Optionen für Gebrauchsweisen eröffnet, welche daraufhin neue Ideen für technische Weiterentwicklungen wecken.
Die Erfindung der Fotografie ist auf das Jahr 1839 zurückzuführen, nachdem der Erfinder Louis J.M Daguerre ein Bildaufzeichnungsverfahren vorstellt – die Daguerreotypie. Im selben Jahr wird in Deutschland der Begriff ,,Photographie“ geprägt. Während technische Fortschritte gefeiert und die ersten Kleinkameras auf den Markt gebracht wurden, verbreitete sich das Fotografieren zunehmend in der Gesellschaft, sodass das Angebot von Kameras immer vielfältiger wurde. Bilder wurden dadurch schnell zum Bestandteil des Alltagslebens. Gründe für die Verbreitung der Fotografie sind zum einen die digitale Revolution, sowie das Einführung der Digitalkamera im Jahr 1969, dessen Massenproduktion allerdings erst nach der Jahrtausendwende einsetzte (vgl. Eberle: 12f.).
Es ist allerdings nicht möglich, ein Datum der Erfindung der digitalen Fotografie zu bestimmen, da die Geschichte aus zu vielen Vor- und Nebengeschichten besteht, als dass man den Beginn eindeutig nennen könnte. Die im Jahr 1978 eingeführte digital funktionierende Kamera von Kodak ist allerdings ein wichtiger Schritt in der Entwicklung (vgl. Gerling, Holschbach, Löffler: 81).
Ein weiter Meilenstein in der Entwicklung ist das Einführen der Smartphones und Tablets. Durch das Einführen der Smartphones, verbreiteten sich rasant die Möglichkeiten von Apps, die verschiedene Filter und Bildbearbeitungsmöglichkeiten anbieten, während zur gleichen Zeit der Verkauf von Digitalkameras sank. Während im Jahr 2011 148 Millionen Exemplare verkauft wurden, waren es im Jahr 2016 nur noch 49 Millionen. Schuld daran ist die steigende Qualität von Fotos, die mit Smartphones aufgenommen werden können. Bei Profifotografen sind allerdings weiterhin digitale Fotografiemöglichkeiten, wie die Spiegelreflex- oder Systemkamera, gefragt, was an der kostengünstigen Aufnahme und Speicherung der Bilder, sowie der sofortigen Bildkontrolle und Bearbeitung liegt. Zwar sind heute noch technische Unterschiede zwischen dem Smartphone und einer hochwertigen Spiegelreflexkamera zu erkennen, diese werden aber zunehmend kleiner (vgl. Eberle: 12ff.).
Es ist nicht sinnvoll, digitale und analoge Fotografie voneinander abzugrenzen, da die beiden Technologien in gleicher Menge miteinander verwandt, sowie sie unterschiedlich sind. Viel mehr, werden beide Formen miteinander vermischt und als ,,unrein“ bezeichnet. Seit dem Einführen der digitalen Fotografie, tritt die Fotografie als Mischform in Erscheinung. Dabei werden analoge Fotografien digitalisiert, während digitale Fotografien auf Papier gedruckt werden. Es existiert also keine reine Fotografie mehr (vgl. Gerling, Holschbach, Löffler: 85).
3 . Das soziale Netzwerk Instagram
Instagram kam im Jahr 2010 als Smartphone-Applikation auf den Markt und ist eine Foto- und Videosharing App (vgl. Faßmann; Moss: 13).
,,Instagram ist eine kostenlose und einfache Möglichkeit, dein Leben mit anderen zu teilen und auf dem Laufenden zu bleiben.’’ (Instagram 2015c.)
Um Instagram nutzen zu können ist eine Mitgliedschaft Pflicht. Nur als Mitglied hat man die Möglichkeit Fotos und Videos aufzunehmen, in die App zu laden und mit Filtern und anderen Werkzeugen zu bearbeiten. Dadurch entstehen durch qualitativ minderwertige Bilder ,,ansehnliche Bilder“ (vgl. Faßmann; Moss: 14).
Ein wichtiger Bestandteil von Instagram ist, neben dem Hochladen von eigenen Inhalten, die Community vom Kommentieren, Liken und Teilen der Inhalte, sowie dem Folgen anderer Instagramnutzer. Da sich Instagram auf die Bilderinhalte fokussiert, darf der optionale Beschreibungstext maximal 2200 Zeichen lang sein und bis zu 30 Hashtags beinhalten. Hashtags dienen dem Nutzer dazu, die Inhalte mit Schlagworten zu versehen, damit sie von anderen Nutzern gefunden werden (vgl. Faßmann; Moss: 14). Durch die Fokussierung auf Bilderinhalte wird Instagram als emotionalster Social-Media-Kanal empfunden und durch die Prägung der Community deutlich von Facebook oder anderen Social-Media-Kanälen abgegrenzt (vgl. Faßmann; Moss: 27). Dadurch ist auch der enorme Nutzerzuwachs zu beschreiben. Im Jahr 2012 konnte Instagram eine Nutzeranzahl von 15 Millionen aktiven Usern nachweisen, im Jahr 2015 waren es bereits 400 Millionen Nutzer. Da diese Zahlen bereits drei Jahre alt sind, ist anzunehmen, dass die Nutzeranzahlen bis zum heutigen Zeitpunkt weiterhin kontinuierlich angestiegen sind.
Des Weiteren wird Instagram von Faßmann und Moss als Inszenierungsmöglichkeit und virteuelle ,,perfekte Welt“ beschrieben, welche von Nutzern als Inspirationsquelle gesehen wird und an die von daher ein wesentlich höherer ästhetischer und künstlerischer Anspruch gestellt wird (vgl. Faßmann; Moss: 27f). Auf die Gefahr, ästhetische Inhalte als Inspiration zu nehmen, wird im weiteren Verlauf der Hausarbeit eingegangen.
4 . App Fotografie
Wie bereits erwähnt, hat die Einführung des Smartphones und dessen verfügbaren technisch- gestützten Handlungsmöglichkeiten mit der Veralltäglichung des Fotografierens zu tun. Schaut man sich die diversen Fotoplattformen im Internet an, bekommt man schnell den Eindruck, dass mittlerweile überall und alles fotografiert wird. Im Zusammenhang dazu stehen die kontinuierlich veränderten Modelleigenschaften der Smartphones. So werden die Grundlagen, die zum Schießen, Bearbeiten und Teilen der Fotos nötig sind, stetig verbessert und erweitert. Da die Menschen ihr Smartphone nahezu immer und überall mit sich führen und dieses jederzeit bei der Hand haben, liegt es nahe, dass die Smartphone-Fotografie einen großen Teil des Fotografierens und Teilen von Bildern ausmacht. Also werden Smartphones wegen ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten mitgeführt.
Mittlerweile existiert eine unüberschaubare Zahl an Fotografie-Applikationen, die das Verwalten, Editieren und Teilen eines Fotos in großem Maße erweitern. Diese werden in drei Kategorien eingeteilt. Zum einen die Programme, die während der Aufnahme von Fotos helfen, dann die Programme, die zum Bearbeiten von Fotos nach deren Erstellung zu Nutzen kommt und letzteres die Programme, die zum Teilen und Sichern der Fotos gedacht sind. Das soziale Netzwerk ,,Instagram“ fällt in alle drei dieser Kategorien. Zum einen ist es dem Nutzer möglich in der App Fotos aufzunehmen und zum anderen umfasst die App Filter, die das vorhandene Material durch Farbfilter und Kontrast- und Helligkeitseinstellungen gestalten können. Vor allem ist Instagram für das Teilen von Fotos prominent.
Angesichts der vielen Möglichkeiten, die die App-Fotografie bietet, kommt die Frage auf, ob und wie sich das eigene Verhältnis zum Fotografieren wandelt. Nach Eberle kann man davon ausgehen, dass sie App-Fotografie durch die vielschichtigen Auswahlschritte und die Verdichtung des Geschehens einen komplexen Weltzugang darstellt (vgl. Eberle 2017: 117f.)
5 . Begriffserklärungen
5.1 A uthentizität
Die Geschichte des Authentizitätsbegriffs führt bis in das 17. Jahrhundert zurück und gilt in seiner gebräuchlichen Wortverwendung als ,,Kennzeichnung für echt gehaltene Repräsentationsverhältnisse“. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und wurde von ,,authenticus“, welches als das ,,Echte“ und ,,Eigentlichen“ zu beschreiben ist, abgeleitet (vgl. Kalisch: 32). Demzufolge geht es bei der Authentizität um den Aspekt der Glaubwürdigkeit im Verständnis einer nicht konstruierten Abbildung.
Im psychologischen Zusammenhang geht es bei der Authentizität um die als positiv bewertete Kongruenz zwischen einem individuellen Selbstbild und dem Verhalten im Rahmen der Selbstdarstellung. Es steht dafür, dass etwas genau so gemeint ist, wie es dargestellt wird, während das Nichtauthentische aufgrund seiner manipulativen Wirkungskraft als unehrlich angesehen wird (vgl. Schultz 2003: 14).
Das seit dem 17. Jahrhundert kurrente Wort ist erst in der zweiten Hälfte es 20. Jahrhundert zu einem ,,Catchwort’’ geworden und verstärkt im Sport, der Politik, der Wirtschaft und der Kunst vor und ist durch seine Aura von Echtheit, Wahrhaftigkeit, Unmittelbarkeit, Eigentlichkeit und Ursprünglichkeit zu einem erfolgreichen Markenartikel geworden (vgl. Knaller; Müller: 7).
Nach Christian Strub geht es bei ,,Authentizität“ immer um ein Verhältnis von Darstellungsunabhängigkeit und Darstellung. Eine Darstellung ist seiner Meinung nach authentisch, wenn das Dargestellte durch die Darstellung als nicht Dargestelltes präsentiert wird (vgl. Strub: 8f.). Eine authentische Darstellung existiert dann, wenn etwas mit sprachlichen, bildlichen und körperlichen Darstellungsmitteln die Unmittelbarkeit eines Themas darstellen kann (vgl. Strub: 9). Er definiert Authentizität als das unsichtbare Glas, als alles lassend, so wie es ist und unterscheidet klar zwischen den Akteuren und den Beobachtern. Während Akteure versuchen, der Authentizität zu entwischen, ist der Beobachter in der Position das Authentizitätsentwischen eines Akteurs zu beschreiben. Er bemerkt auch, dass inauthentische Darstellungen allerdings nicht automatisch lügenhafte Darstellungen sind, sondern dass wahre Darstellungen genauso inauthentisch wirken können (vgl. Strub: 10ff.).
Wichtig ist in dem Zusammenhang und im weiteren Verlauf der Hausarbeit, Authentizität, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit voneinander abzugrenzen. Glaubwürdigkeit wird als Effekt der Darstellung, unabhängig von der Wahrhaftigkeit der Darstellung, beschrieben. Dem Adressaten muss die Glaubwürdigkeit als Wahrhaftigkeit erscheinen. Währenddessen ist der Begriff ,,Authentizität“ heuristisch in der Bedeutung von Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst zu gebrauchen (vgl. Rouvel 218f.).
,,Ich bin authentisch, indem ich dadurch, daß ich mich den anderen gegenüber wahrhaftig verhalte, mich nicht selbst belüge“ (Rouvel: 220).
5.2 Alles inszeniert und nichts authentisch?
Im Sprachgebrauch von Journalisten und Künstlern wird der Begriff ,,Authentizität“ oft als Gegenbegriff zu ,,Inszenierung“ verwendet. Dies gilt vor allem im Bezug zur Fotografie, weshalb ,,Inszenierung“ als Gestelltheit, Künstlichkeit, Falschheit und sogar als Fälschung und Betrug definiert werden kann. Ein inszeniertes Auftreten verliert daher an Authentizität, ein authentisches Auftreten ist nicht inszeniert (vgl. Crasemann, Weiss 2011: 9).
Für Inszenierungen lassen sich verschiedene Typen feststellen. Die Skala reicht von mehr oder weniger spontanen, beinahe unwillkürlichen Formen bis hin zu arrangierten Dramaturgien. Nicht nur Theaterstücke oder Fernsehshows sind inszeniert, auch das lebensweltliche Handeln, das für eine soziale Situation entworfen wird, wird als Inszenierung gesehen, worauf die Frage entsteht, ob ein strategisches Interesse verfolgt wird, was in der Inszenierung selbst nicht kenntlich ist und von dieser verdeckt wird. Handelnde können wider Willen in eine Situation geraten, in denen eine Inszenierung abverlangt wird, während es Fälle gibt, in denen die Akteure zielstrebig ihr Publikum suchen und großes Interesse an einer Inszenierung haben. Letzteres trifft laut Schultz auf die Massenmedien zu. Allgemein gefasst, lassen sich Inszenierungen als das Absichtsvolle Sichtbarmachen von Entscheidungen und Vorgängen, doch auch ihr absichtsvolles Verschleiern und Verbergen beschreiben. Nach dieser Begriffsauffassung bilden Inszenierungen häufig, aber nicht immer einen Gegenpol zur Authentizität. So können zum Beispiel Kunstwerke, die auf bestimmte Effekte hin entworfen werden, auch als authentisch angesehen werden.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine Inszenierung, die als diese anerkannt wird, etwas Authentisches zum Ausdruck bringen kann. So wird zum Beispiel das bei einer Bühnenshow dargestellt nicht als Inszenierung aufgegriffen, da Inszenierung auch als ein umfassender und abdingbarer Modus der Produktion zu verstehen ist (vgl. Schultz 2003: 10f.)
[...]