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Mechanische Organisationstheorien. Bürokratiemodell, Scientific Management und Administrationsansatz

von Tricy Unger (Autor:in)
©2019 Hausarbeit 16 Seiten

Zusammenfassung

Am 10. September 2015 veröffentlichte „The Economist“ einen Artikel in der Schumpeter-Kolumne mit dem Titel „Digital Taylorism“. Knapp 100 Jahre nach der Erarbeitung des Arbeitswissenschaftlichen Ansatzes von Frederick Taylor scheinen seine Prinzipien zur Unternehmensführung und -gestaltung aktueller denn je. Die neue Version, basierend auf den ursprünglichen Gedanken Taylors, wird angereichert durch die Möglichkeiten der digitalen Technologien und kann somit für eine noch größere Anzahl an Mitarbeitern angewandt werden (vgl. The Economist, 2015). Um die Chancen und Risiken dieser Weiterentwicklung verstehen zu können, bedarf es allerdings einem Verständnis für Taylors Ansatz, welcher zu den klassischen Organisationstheorien gehört. Da dieses Feld gleichwohl von weiteren Theoretikern geprägt wurde, soll im Rahmen dieser Arbeit nicht nur der Arbeitswissenschaftliche Ansatz, sondern ebenfalls das Bürokratiemodell von Weber und die Administrationstheorie von Fayol vorge-stellt werden.

Das Primärziel dieses Assignments ist die Beantwortung der Forschungsfrage: „Welche Charakteristika weisen die mechanischen Organisationstheorien Bürokratiemodell, Scientific Management und Administrationsansatz auf?“ Ein Teilziel dessen ist die Einordnung der mechanischen Ansätze innerhalb der Organisationstheorien. Darauf basierend ist ein weiteres Unterziel die Darstellung der drei genannten Ansätze und praktische Erläuterung an jeweils zwei Beispielen.

Bei der Erarbeitung handelt es sich um eine literaturbasierte Analyse. Die Hausarbeit ist in drei wesentliche Teile untergliedert. Zu Beginn werden die mechanistischen, die handlungstheoretischen und die soziologischen Theorien vorgestellt und voneinander abgegrenzt.

Darauf aufbauend beschäftigt sich der Hauptteil mit ausgewählten Ansätzen der mechanistischen Organisationstheorien. Es wird der Bürokratieansatz nach Max Weber, der arbeitswissenschaftliche Ansatz von Frederick Taylor und Henri Fayol´s Administrativer Ansatz vorgestellt. Im Rahmen dessen wird jeweils anfangs ein kurzer biografischer Überblick des Vertreters gegeben. Danach werden die Forschungsinhalte der jeweiligen Modelle vorgestellt. Um eine Überleitung in den praktischen Bereich zu ermöglichen, erfolgt im Anschluss die Darstellung von jeweils zwei praktischen Anwendungsbeispielen. Den dritten Teil des Assigments bildet die kritische Würdigung sowohl des mechanischen Ansatzes an sich als auch der einzelnen Theorien.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einordnung der mechanischen Organisationstheorien

3. Der Bürokratieansatz
3.1 Vertreter – Max Weber
3.2 Charakteristika
3.3 Anwendungsbeispiele

4. Der arbeitswissenschaftliche Ansatz
4.1 Vertreter – Frederick Winslow Taylor
4.2 Charakteristika
4.3 Anwendungsbeispiele

5. Der administrative Ansatz
5.1 Vertreter – Henri Fayol
5.2 Charakteristika
5.3 Anwendungsbeispiele

6. Kritische Würdigung

7. Fazit

Literaturverzeichnis.

1. Einleitung

Am 10. September 2015 veröffentlichte „The Economist“ einen Artikel in der Schumpeter-Kolumne mit dem Titel „Digital Taylorism“. Knapp 100 Jahre nach der Erarbeitung des Arbeitswissenschaftlichen Ansatzes von Frederick Taylor scheinen seine Prinzipien zur Unternehmensführung und -gestaltung aktueller denn je. Die neue Version, basierend auf den ursprünglichen Gedanken Taylors, wird angereichert durch die Möglichkeiten der digitalen Technologien und kann somit für eine noch größere Anzahl an Mitarbeitern angewandt werden (vgl. The Economist, 2015). Um die Chancen und Risiken dieser Weiterentwicklung verstehen zu können, bedarf es allerdings einem Verständnis für Taylors Ansatz, welcher zu den klassischen Organisationstheorien gehört. Da dieses Feld gleichwohl von weiteren Theoretikern geprägt wurde, soll im Rahmen dieser Arbeit nicht nur der Arbeitswissenschaftliche Ansatz, sondern ebenfalls das Bürokratiemodell von Weber und die Administrationstheorie von Fayol vorgestellt werden.

Das Primärziel dieses Assignments ist die Beantwortung der Forschungsfrage: „Welche Charakteristika weisen die mechanischen Organisationstheorien Bürokratiemodell, Scientific Management und Administrationsansatz auf?“ Ein Teilziel dessen ist die Einordnung der mechanischen Ansätze innerhalb der Organisationstheorien. Darauf basierend ist ein weiteres Unterziel die Darstellung der drei genannten Ansätze und praktische Erläuterung an jeweils zwei Beispielen.

Bei der Erarbeitung handelt es sich um eine literaturbasierte Analyse. Die Hausarbeit ist in drei wesentliche Teile untergliedert. Zu Beginn werden die mechanistischen, die handlungstheoretischen und die soziologischen Theorien vorgestellt und voneinander abgegrenzt.

Darauf aufbauend beschäftigt sich der Hauptteil mit ausgewählten Ansätzen der mechanistischen Organisationstheorien. Es wird der Bürokratieansatz nach Max Weber, der arbeitswissenschaftliche Ansatz von Frederick Taylor und Henri Fayol´s Administrativer Ansatz vorgestellt. Im Rahmen dessen wird jeweils anfangs ein kurzer biografischer Überblick des Vertreters gegeben. Danach werden die Forschungsinhalte der jeweiligen Modelle vorgestellt. Um eine Überleitung in den praktischen Bereich zu ermöglichen, erfolgt im Anschluss die Darstellung von jeweils zwei praktischen Anwendungsbeispielen. Den dritten Teil des Assigments bildet die kritische Würdigung sowohl des mechanischen Ansatzes an sich als auch der einzelnen Theorien. Den Abschluss stellt ein Fazit, in dem die Forschungsfrage zusammenfassend beantwortet und die erzielten Ergebnisse resümiert werden, dar.

2. Einordnung der mechanischen Organisationstheorien

Die Aufgabe der Organisationstheorie ist „das Entstehen, das Bestehen und die Funktionsweise von Organisationen zu erklären bzw. verstehen.“ (Scherer/Marti, 2019, S.17). Das Ziel dessen ist es, die organisatorische Praxis zu verbessern. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass es nicht die eine Theorie gibt, sondern davon eine Vielzahl existieren. Sie beschäftigen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten und stehen teilweise sogar im Widerspruch zueinander. Die Ursache dafür liegt zum einen in der Komplexität von Organisationen und die damit verbundene Vielfalt an möglichen Problemen. Zum anderen basieren die verschiedenen Ansätze auf einem unterschiedlichen Verständnis von Wissenschaft (vgl. Scherer/Marti, 2019, S.17-18).

Im Rahmen der Kategorisierung der Organisationstheorien gibt es ebenfalls differenzierte Vorgehensweisen. In der vorliegenden Arbeit werden die Theorien, unter Berücksichtigung des zeitlichen Aspekts, in drei Stränge untergliedert, wie in Abbildung eins ersichtlich ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Kategorisierung der Organisationstheorien

Quelle: Hasenzagl, o.A., S.6

Die mechanistischen Theorien werden auch als klassische Theorien bezeichnet. Organisationen sind binnen dieser Ansätze Systeme, welche sich rational gestalten lassen, zweckgebunden sind und von organisatorischen Regelungen geformt werden. Ihre Struktur ist stark von Hierarchie geprägt, welche eine Steuerung der Organisation ermöglicht (vgl. Bach et. al, 2017, S.35). Innerhalb dieser Theorien wird ein mechanistisches Weltbild angenommen, wobei besonders der Reduktionismus und die Kausalität von Bedeutung sind. Die reduktionistische Komponente zeigt sich in der Auffassung, dass ein Untersuchungsobjekt in kleinere Teile aufgespalten werden kann, um die jeweiligen Phänomene zu erläutern. Die Kausalität beinhaltet die Annahme, dass zwei Variablen mithilfe von kausalen Gesetzmäßigkeiten in Verbindung gebracht werden können (vgl. Hasenzagl, o.A., S.7-8). Im Unterschied dazu wird bei den handlungstheoretischen Ansätzen besonders das Entscheidungsverhalten der Organisationsmitglieder betrachtet. Im Fokus steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen, seinem Motivationsverhalten und seinen Emotionen. Das Verhalten der Individuen erfolgt hierbei unter begrenzter Rationalität. Vertreter sind beispielsweise die Human-Relation-Bewegung oder auch der Human-Ressource-Ansatz (vgl. Bach et. al, 2017, S.39). Den dritten Strang bilden die soziologischen Ansätze, welche eine Organisation als soziales System ansehen und ihre Interaktion mit der Umwelt und anderen Systemen analysieren. Der Fokus liegt dabei nicht mehr auf den Handlungen der Akteure, sondern auf den sozialen Strukturen. Die Überlebensfähigkeit eines Systems hängt von der Fähigkeit ab, die Umweltkomplexität zu reduzieren (vgl. Bergmann, 2016, S.150).

Im Rahmen dieses Assignments werden die mechanistischen Organisationstheorien betrachtet. Zuerst wird der Bürokratieansatz nach Weber, danach der Administrative Ansatz von Fayol und zum Abschluss der Arbeitswissenschaftliche Ansatz nach Taylor erläutert.

3. Der Bürokratieansatz

In diesem Kapitel wird der Bürokratieansatz nach Max Weber vorgestellt. Zu Beginn wird kurz auf die Biografie Weber´s eingegangen. Den Abschluss bilden zwei aktuelle Anwendungsbeispiele.

3.1 Vertreter – Max Weber

Der Soziologe Maximilian Carl Emil Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt als Sohn von Max Weber (sen.), Jurist und später Abgeordneter der Nationalliberalen Partei, und dessen Frau Helene geboren. Bereits im Alter von 12 Jahren war Weber sehr bildungsinteressiert. Er las beispielsweise Bücher von Kant oder Machiavelli und verfasste dabei erste eigene Schriften. Nach dem Abitur begann er 1882 sein Studium mit dem Hauptfach der Jurisprudenz und zudem Philosophie, Nationalökonomie, Geschichte und Theologie (vgl. Kaesler, 2014, S.16-18). Nach verschiedenen Stationen kehrte er 1886 nach Berlin zurück und beendete sein Studium. Bereits 1889 promovierte er und erhielt die Habilitation für Römisches Recht und Handelsrecht (vgl. ebd., S.21-22). Nach Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten war er 1909 Mitbegründer der "Deutschen Gesellschaft für Soziologie". Nach seinem überraschenden Tod am 14. Juni 1920 in München war der Öffentlichkeit seine umfangreiche Forschung, welche in „Wirtschaft und Gesellschaft“ publiziert werden sollte, nicht bekannt. Dank seiner Frau Marianne und Johannes Winckelmann wurde dies post mortem 1921 veröffentlicht (vgl. Müller/ Sigmund, 2014, S.4-7).

3.2 Charakteristika

Der Bürokratieansatz von Max Weber ist zeitlich in den Beginn des 20. Jahrhunderts einzuordnen. In dieser Zeit stieg die Zahl der Beamten und Angestellten sowohl in der staatlichen Verwaltung als auch in großen Unternehmen rapide an. Weber versuchte mit seiner Theorie einen Ansatz zur Organisation der dort durchgeführten Arbeit zu liefern (vgl. Berger, 2018, S.16).

Nach der Ansicht von Weber ist die Bürokratie ein Ergebnis von Prozessen der Rationalisierung. Diese können in drei Ebenen vorkommen. Im Bereich der Weltbilder setzen sich zuerst religiöse gegen magische Ansichten durch, welche wiederum von abstrakten Weltbildern verdrängt werden. Auf der zweiten Ebene sieht Weber die praktische Lebensführung, welche bedingt durch Rationalisierung, konsistenter und methodischer geführt wird. Die eigenen Wertvorstellungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die dritte Ebene wird von Institutionen gebildet. Rationalisierung wird hier sichtbar indem Technik, Wissenschaft und Organisation die Beherrschung und Berechenbarkeit von Problemen der sozialen und natürlichen Welt ermöglichen. In diesem dritten Bereich bilden sich Bürokratien (vgl. Nerdinger, 2019, S.54).

Der Begriff Bürokratie stammt vom französischen Wort bureau und kann als Herrschaft der Verwaltung übersetzt werden. Verbunden ist damit die Limitierung von Entscheidungs- und Handlungsspielräumen der einzelnen Individuen. Mit steigender Existenz von Kontrollinstrumenten, Richtlinien und Vorschriften wächst auch der Grad der Bürokratisierung, wodurch eine gewisse Ordnung entsteht (vgl. Walter, 2016, S.147). Grundlage der Bürokratie ist die legale Herrschaft, welche ihren Ursprung in dem Glauben an die Rechtsgültigkeit der definierten Ordnung und weisungsbefugten Personen hat. Der bürokratische Verwaltungsapparat dient dabei als Werkzeug der Herrschaft, auf welchen sich legitimierte Entscheidungsträger beziehen. Das Ziel ist es, die existierende Ordnung zu sichern (vgl. Haun, 2016, S.32). Max Weber sieht die Bürokratie als effizienteste Organisationsform an. Sein geschaffener Idealtypus wird in seiner Funktion durch bestimmte Prinzipien gekennzeichnet. Zum einen ist dies die monokratische Amtshierarchie, welche sich durch ein festes System von Über- und Unterordnung der Stellen bildet. Dadurch sind die Weisungs- und Kontrollbefugnisse klar definiert. Ein weiteres Merkmal ist die Aktenmäßigkeit, worauf die moderne Amtsführung beruht. Jegliche Form der Aufgabenerfüllung z.B. Kommunikation oder Entscheidungen werden schriftlich dokumentiert. Das dritte Prinzip ist die fachliche Kompetenz, welche als Voraussetzung für die Ausführung der Arbeiten besonders im Rahmen der Spezialisierung gilt. Abhängig von Fachkenntnis und Wissen werden innerhalb der Organisation Stellen vergeben. Zudem sind die Arbeitsteilung und Spezialisierung von hoher Bedeutung, wodurch sowohl eine räumliche als auch sachliche Verteilung der Zuständigkeiten realisiert werden kann. Als Basis für die vorher genannten Merkmale kann das Prinzip der Regelgebundenheit gesehen werden, weshalb die Kenntnis dieser Regeln essentiell ist (vgl. Weber, 1976, S.551-552). Die bürokratische Form der Organisation besitzt besonders bei stabilen Umweltbedingungen große Vorteile. Basierend auf den Merkmalen kann eine einfache Nachvollziehbarkeit geschaffen werden. Zudem wird die Lösungsfindung bei häufig widerkehrenden Aufgaben beschleunigt, da die Problemstellungen zumeist bekannt sind und bereits Lösungsansätze erarbeitet und dokumentiert wurden (vgl. Bergmann/ Garrecht, 2016, S.137).

3.3 Anwendungsbeispiele

Obwohl bereits fast 100 Jahre seit der Veröffentlichung des Bürokratieansatzes von Weber vergangen sind, prägen seine Gedanken noch immer bestimmte Bereiche. Zum einen wäre hierfür die Bundeswehr zu nennen. In dem Jahresbericht des Wehrbeauftragten des Bundestages Hans-Peter Bartels wird dies deutlich. „Soldatinnen und Soldaten kritisieren eine Zunahme des Verwaltungsaufwandes in vielen Bereichen […], eine zu hohe Regelungsdichte kombiniert mit einer zu starren Anwendung von Vorschriften“ (Deutscher Bundestag, 2019, S.7) Unterstützt wird diese Bürokratisierung durch die Anforderungen der schriftlichen Dokumentation. Hinzu kommt, dass bei der Bundeswehr eine klare Definition der Führungs- und Weisungsbefugnisse und der damit verbundenen Entscheidungswege gelebt wird. In Summe werden nahezu alle Prinzipien Webers aktuell noch in der Bundeswehr realisiert (vgl. Deutscher Bundestag, 2019, S.11).

Als ein weiteres Praxisbeispiel kann das Kitasystem in Rheinland-Pfalz angeführt werden. Das Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit Rheinland-Pfalz führt im Zeitraum Mai bis September 2017 eine Studie hinsichtlich des Bürokratie- und Verwaltungsaufwandes durch. Die Ergebnisse zeigen, dass auch hier die Prinzipien von Weber noch zu finden sind, wenn auch nicht vollumfänglich. Beispielsweise wird das Prinzip der Amtshierarchie nicht so stark gelebt. Außerdem gibt es im Bereich der Spezialisierung maximal den Fokus auf eine bestimmte Altersgruppe der Kinder, welcher jedoch auch variieren kann. Allerdings wird diese Spezialisierung besonders im Bereich der Verwaltungstätigkeiten von vielen Erzieherinnen gewünscht, da sie ihre fachliche Kompetenz in anderen Bereichen haben. Treffend hingegen ist das Merkmal der Aktenmäßigkeit. Besonders durch den Anstieg von gesetzlichen Vorgaben steigt der Dokumentationsaufwand immer stärker an (vgl. Schneider, 2018, S.3-6)

4. Der arbeitswissenschaftliche Ansatz

In diesem Kapitel wird, wie bereits zuvor, zu Beginn der Vertreter des arbeitswissenschaftlichen Ansatzes Fredrick Taylor porträtiert. Im Anschluss wird auf die Charakteristika des Ansatzes näher eingegangen und dieser anhand von Praxisbeispielen veranschaulicht.

4.1 Vertreter – Frederick Winslow Taylor

Der Begründer des arbeitswissenschaftlichen Ansatzes Frederick Winslow Taylor wurde am 20. Mai 1856 in Philadelphia geboren. Aufgrund einer Augenkrankheit konnte er nicht wie geplant Jura studieren, sondern begann nach der Schule eine Handwerkerlehre bei den Wasserwerken in seiner Heimatstadt. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitet er ab 1878 in den Midvale Stahlwerken, wo er nach einiger Zeit zum Techniker aufstieg. Parallel absolvierte er ein Abendstudium, welches er 1883 mit dem Titel Mechanical Engineer abschloss. Durch seine Erfahrungen war Taylor der festen Überzeugung, dass die Arbeiter in der Fertigung sowohl mutwillig als auch organisatorisch bedingt nicht ihre maximale Arbeitsleistung erbrachten (vgl. Rudolph, 1994, S.83-84). Aus diesem Grund widmete er sein Leben der systematischen Analyse von betrieblichen Abläufen aus technischer Sicht, mit dem Ziel diese zu optimieren und eine höhere Rationalisierung zu erzielen. Basierend auf Experimenten formulierte er ein neues Management- und Organisationssystem, welches er in seinem Werk „The Principles of Scientific Management“ 1911 veröffentlichte (vgl. Wächter, 2017, S.242-243).

4.2 Charakteristika

Taylor geht im Rahmen seines arbeitswissenschaftlichen Ansatzes von einem mechanistischen Menschenbild aus. Die Angestellten werden als billiger Produktionsfaktor gesehen, welche sich rational verhalten und keine höheren Bedürfnisse haben. Die Motivation für die Arbeitsleistung basiert auf rein finanziellen Interessen. Der Mensch gleicht somit einer Maschine, steht ihr jedoch im Sinne der Zuverlässigkeit nach (vgl. Thommen, 2017, S.371-372). Das Ziel von Taylor ist, eine Lösungsmethodik zu entwickeln, welche auf Prinzipien, Regeln und bestimmten Verfahren fußt. Damit soll sowohl die Effizienz des Managements auch als die Produktivität der Arbeit erhöht werden. Den Mittelpunkt seines Managementansatzes stellt eine systematische wissenschaftliche Analyse der Arbeitsprozesse dar, wodurch das optimale Arbeitspensum ermittelt werden kann. Er fokussiert sich dabei auf den Produktionsbereich (vgl. Haun, 2016, S.26). Mithilfe seiner Experimente entwickelte er Prinzipien zur strategischen Unternehmensgestaltung. In Hinblick auf die Auswahl der Arbeiter nennt Taylor das Prinzip der Auslese und Schulung. Damit eine möglichst hohe Produktivität erzielt werden kann, kommt es zum Einsatz von Tests zur Auslese. Jene mit den besten Voraussetzungen werden gewählt und entsprechend geschult. Zudem kommt das Prinzip von Pensum und Bonus zum Einsatz. Auf Basis der Experimente hat Taylor das optimale Arbeitspensum ermittelt, welche die Arbeiter leisten können ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden. Durch einen finanziellen Bonus sollen sie motiviert werden, dieses Pensum zu erreichen. Zudem gibt es das Prinzip der Aussöhnung zwischen dem Management und den Arbeitern, da aufgrund der gestiegenen Produktivität ein Kampf bei der Gewinnverteilung vermieden werden soll. Ferner gilt die Trennung von Hand- und Kopfarbeit, auch als vertikale Arbeitsteilung bezeichnet. Dabei sind die Arbeiter lediglich für die Ausführung der geplanten Tätigkeiten und das Management für die Planung und Kontrolle zuständig. Dafür wird der Arbeitsprozess mithilfe wissenschaftlicher Methoden in Form von Zeit- und Bewegungsstudien analysiert, in kleine Elemente zerlegt und in einfache Arbeitsabläufe zusammengefasst. Dadurch kommt es zu einer hochgradigen Spezialisierung (vgl. Nerdinger, 2019, S.53). Als Konsequenz dessen ergibt sich organisatorisch gesehen ein Mehrliniensystem. Taylor bezeichnet dies als Funktionsmeistersystem, da er zwischen der Ausführungsebene (Arbeiter) und der Führungsebene (Funktionsmeister) differenziert. Die Meister untergliedern sich zudem in Meister der Arbeitsbüros z.B. der Aufsichtsbeamte und Ausführungsmeister z.B. der Prüfmeister. Jeder Meister und jeder Arbeiter spezialisieren sich auf eine bestimmte Tätigkeit, wodurch jeder Arbeiter jedem Funktionsmeister unterstellt sein muss (vgl. Thommen, 2017, S.448). Weltweit verbreitetet sich der Ansatz von Taylor und wurde weiterentwickelt. Er gilt z.B. in Japan als Grundlage des Kaizen Ansatzes für Taiichi Ono. In Deutschland gründetet Carl Friedrich von Siemens 1924 auf dieser Basis den Reichausschuss für Arbeitszeitermittlung (vgl. Kostha, 2016, S.9).

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Details

Seiten
Jahr
2019
ISBN (eBook)
9783668961760
ISBN (Paperback)
9783668961777
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Note
1,0
Schlagworte
Taylor Fayol Weber Bürokratiemodell Bürokratietheorie Administrationsansatz Scientific Management Arbeitswissenschaftliche Ansatz Organisationstheorien Mechanische Organisationstheorien

Autor

  • Tricy Unger (Autor:in)

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