Ziel dieser Arbeit ist eine grundsätzliche Darstellung des Exchange Traded Funds sowie eine Überprüfung hinsichtlich der drei Ziele des magischen Dreiecks der Vermögensanlage.
Nach den Grundlagen der Exchange Traded Funds schließen sich die beiden Replikationsmöglichkeiten an. Danach folgt eine Analyse bezüglich der Kosten, des Tracking-Errors und der Risiken.
Anschließend werden ETFs auf die Kriterien des magischen Dreiecks der Vermögensanlage überprüft. Das fünfte Kapitel zieht ein Resümee über die erarbeiteten Fakten und gibt einen Ausblick auf neue Entwicklungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Historie und Grundlagen von Exchange Traded Funds
2.1 Historie von Exchange Traded Funds
2.2 Definition und Grundlagen
2.3 Creation/Redemption-Prozess
3 Arten der Replikation
3.1 Physische Replikation
3.2 Synthetische Replikation
4 Analyse von Exchange Traded Funds
4.1 Kosten
4.2 Tracking-Error
4.3 Risiken
4.4 ETFs im Hinblick auf das magische Dreieck der Vermögensanlage
5 Resümee
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“
- André Kostolany -
Der Börsen- und Finanzexperte Kostolany hatte schon vor über 20 Jahren einen klaren Standpunkt in der Streitfrage, ob aktives oder passives Portfoliomangement rentabler ist. Bei einem aktiv gemanagten Fonds werden laufend Werte ge- und verkauft. Der Fonds- manager betreibt hierbei „Stock picking“ und versucht die aus seiner Sicht besten oder unterbewerteten Aktien zu kaufen. Sobald er die Aktien als überbewertet betrachtet bzw. sich die ursprüngliche Einschätzung als falsch herausstellt, verkauft er sie wieder. Anders verhält es sich bei den passiv gemanagten Fonds. Hier werden nur einmal alle Werte eines definierten Index gekauft und dauerhaft gehalten.
Auf der Suche nach einem Produkt zur passiven Anlagestrategie stößt ein Investor auf zahlreiche Möglichkeiten wie z.B. Indexfonds, Indexzertifikate, Swaps und Futures. Spe- ziell die Indexfonds - meist in Form von Exchange Traded Funds (ETF) - erfreuen sich heutzutage immer größerer Beliebtheit. Das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen stieg von 2010 bis 2016 um mehr als 250 % an.1 Das Unternehmen BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, hat mit seinen iShares-ETFs ca. 1,6 Billionen US-Dollar in Aktien weltweit investiert.2 Dadurch ist BlackRock nur aufgrund des Angebotes von Exchange Traded Funds zum größten Aktionär deutscher Unternehmen geworden und ausnahmslos an jedem DAX-Titel mit im Schnitt 5 % Anteil beteiligt.3
1.2 Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist eine grundsätzliche Darstellung des Exchange Traded Funds sowie eine Überprüfung hinsichtlich den drei Zielen des magischen Dreiecks der Vermögens- anlage.
1.3 Aufbau der Arbeit
Aufgrund des begrenzten Umfangs einer kleinen Seminararbeit wird lediglich auf die ori- ginären Indexnachbildenden ETFs eingegangen. Nach den Grundlagen der Exchange Traded Funds schließen sich die beiden Replikationsmöglichkeiten an. Danach folgt eine Analyse bezüglich der Kosten, des Tracking-Errors und der Risiken. Anschließend wer- den ETFs auf die Kriterien des magischen Dreiecks der Vermögensanlage überprüft. Das fünfte Kapital zieht ein Resümee über die erarbeiteten Fakten und gibt einen Ausblick auf neue Entwicklungen.
2 Historie und Grundlagen von Exchange Traded Funds
Im Folgenden wird die Geschichte der Exchange Traded Funds kurz dargestellt, um an- schließend auf die Definition und Grundlagen hinzuführen. Danach erfolgt eine Beschrei- bung des Creation/Redemption-Prozesses.
2.1 Historie von Exchange Traded Funds
Der erste „Exchange Traded Fund“ wurde im Jahr 1993 von der State Street Global Ad- visors Group in Zusammenarbeit mit der American Stock Exchange aufgelegt. Der „SPDR® S&P 500 ETF“ bildete als erster Fonds den S&P 500 nach – ein Index mit den 500 größten US-amerikanischen Unternehmen.4 Zwar gab es zuvor bereits Indexnach- bildende Produkte, diese wurden allerdings als Cash Index Participations (CIP) bzw. als Index Participation Shares (IPS) bezeichnet. In den darauffolgenden Jahren folgten wei- tere Neuauflagen von ETFs, die zur Jahrtausendwende dann ihren Durchbruch hatten. Nach der Zulassung in Deutschland, Großbritannien, Schweiz und in Schweden, konnten nun auch Privatanleger ETF-Anteile kaufen.5
2.2 Definition und Grundlagen
Ein klassischer Exchange Traded Fund beschreibt sich als ein Indexnachbildender Fonds. Ziel dieses Fonds ist es, den zugrunde liegenden Index wie z.B. den DAX mit den 30 größten deutschen Unternehmen bestmöglich nachzubilden. Dem Investor wird damit die Aufgabe der Diversifikation teilweise abgenommen, da er anstatt einer einzelnen Aktie eine Mischung aller Aktien aus diesem Index in Abhängigkeit Ihrer jeweiligen Marktka- pitalisierung besitzt.6 Diese Form der Geldanlage steht in Einklang zur Portfoliotheorie des Ökonomen Harry M. Markowitz und dem Capital Asset Pricing Model. Somit können auch Privatanleger mit wenig Kapital ein diversifiziertes Portfolio besitzen und ihr Risiko im Vergleich zur Anlage in wenige Einzelaktien verringern.7
ETFs werden im Normalfall täglich an der Börse gehandelt und können in beliebiger Stückzahl ge- und verkauft werden. Beim Kauf eines ETF-Anteils partizipiert der Anleger nach Abzug der Kosten direkt an allen Wertsteigerungen oder -verlusten bei dem zu- grunde liegenden Index. Mithilfe des indicative Net Asset Values, zu Deutsch: Netto- Inventarwert, berechnet die Deutsche Börse AG alle 15 Sekunden den Wert eines ETF- Anteils. Durch die Division des Fondsvermögens durch die Anzahl der ausgegeben An- teile können die Market Maker damit Ihre Geld- und Briefkurse stellen, Arbitrage-Mög- lichkeiten aufdecken und ermöglichen Anlegern eine gewisse Kurstransparenz. 8
Gewöhnlich wird quartalsweise ein Rebalancing durchgeführt, bei dem die Anteile der einzelnen Aktien innerhalb des Indexes anhand ihrer veränderten Marktkapitalisierung erhöht oder verringert werden.9 Durch diese Neugewichtung der einzelnen Titel können auch Unternehmen, die sich nicht mehr in dem zugrunde liegenden Index befinden bzw. neu dazugekommen sind herausfallen oder mitaufgenommen werden.
2.3 Creation/Redemption-Prozess
Der grundlegende Unterschied zwischen einem Exchange Traded Funds und einem aktiv gemanagten Fonds wird klar, bei genauer Betrachtung des Creation/Redemption-Prozes- ses. Dieser sorgt dafür, dass bei einer Veränderung der Nachfrage nach ETF-Anteilen der Kurs des Fonds unverändert bleibt und die Anleger somit nicht betrifft.
Der Creation-Prozess beschreibt dabei die Erschaffung neuer ETF-Anteile. Ein Investor der die Kauforder an der Börse für ETF-Anteile aufgibt, erhält seine Anteile vom Market Maker. Der Market Maker, in diesem Fall auch Designated Sponsor genannt, stellt nun einen Warenkorb aus Aktien äquivalent zum Underlying des ETFs zusammen. Anschlie- ßend tauscht er diesen bei der Fondsgesellschaft gegen die eben verkauften - neu geschaf- fenen - ETF-Anteile. Der Handel zwischen Investor und Market Maker an der Börse wird dabei als Sekundärmarkt, der Handel zwischen Market Maker und der Fondsgesellschaft als Primärmarkt bezeichnet. 10
Bei der Redemption läuft dieser Prozess in umgekehrter Reihenfolge ab. Der Investor verkauft seine ETF-Anteile an den Market Maker. Dieser wiederum tauscht die Anteile mit der Fondsgesellschaft zurück in seinen Aktienwarenkorb. Der Investor selbst erfährt von diesem Tauschgeschäft nichts, da er komplett im Hintergrund abläuft.11
Der große Vorteil dieses Prozesses ist eine Minimierung der Transaktionskosten. Da der Market Maker oftmals zu einer Bank gehört, kann er Aktienkäufe zu großen Paketen zu- sammenfassen oder den Bedarf aus den eigenen Handelsbüchern decken. Dies führt zu engeren Spreads (An- und Verkaufskurse) sowie der Senkung der Total Expense Ratio, auf die im Punkt 4.1 noch genauer eingegangen wird.
3 Arten der Replikation
Wie im vorherigen Punkt bereits beschrieben, versuchen ETFs den zugrunde liegenden Index so nah wie möglich nachzubilden. Hierfür gibt es insbesondere die Physische Rep- likation und die Synthetische Replikation, die im Folgenden genauer erläutert werden.
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1 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219372/umfrage/weltweit-in-etfs-verwaltetes-ver- moegen-seit-1997/, Zugriff am 05.01.2018.
2 Vgl. https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/wissen/uber-ishares, Zugriff am 05.01.2018.
3 Vgl. https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/fonds-etf/blackrock-der-groesste-aktionaer- deutschlands/3768816.html, Zugriff am 05.01.2018.
4 Vgl. https://www.ssga.com/global/en/about-us/who-we-are/history-innovation.html, Zugriff am 05.01.2018.
5 Vgl. Götte, R., Grundlagen, 2010, S. 129ff.
6 Vgl. Niedermayer & Wagner, ETF, 2012, S. 5f.
7 Vgl. Götte, R., Grundlagen, 2010, S. 6ff.
8 Vgl. Picard & Braun, Funktionsweise, 2010, S. 62.
9 Vgl. https://www.ubs.com/2/e/files/RET/FS_RET_LU0340285161_DE_DE.pdf, Zugriff am 07.01.2018.
10 Vgl. Niedermayer & Wagner, ETF, 2012, S. 16ff.
11 Vgl. Götte, R., Grundlagen, 2010, S. 145f.