Coaching ist präsent! Deutlich wird dies unter anderem beim Blick über die unzähligen beworbenen Coaching-Angebote in populären Printmedien oder dem Internet. Ferner wird Coaching im deutschen Fernsehen thematisiert, aktuell beispielsweise durch die Coaching-Doku "Plan B - Ich werde selbstständig" in der ein Team von zdf_neo reale Personen begleitet, welche sich von ihrer eigenen Geschäftsidee neue berufliche Perspektiven erhoffen. Sendestart der sechsteiligen Reihe war der Januar 2010. Auch Sat.1 wird ab März dieses Jahres, in einer vierteiligen klassischen Coaching-Doku, dem interessierten Zuschauer präsentieren, wie ein “Mentalcoach“ das "Winner-Gen" erweckt. Ich hoffe mit diesen Beispielen meine einleitende Aussage gestützt zu haben, gleichzeitig möchte ich die Frage aufwerfen: „Wird hier gutes Coaching offeriert?“
In der vorliegenden Arbeit wird dies unbeantwortet bleiben, jedoch leitet die Frage nach “gutem“ Coaching direkt über auf das selbstgewählte Thema dieser Arbeit: „Qualität im Coaching“.
Um diesem Motiv nachzugehen wird zu Beginn der Begriff des “Coachings“ in seiner Entwicklung, Bedeutung und Zielsetzung dargestellt. Daran an-schließend wird die Qualitätsdiskussion in der Coaching-Branche beleuchtet, bevor die Dimensionen und Standards des Sektors behandelt werden. Anhand dieser soll im Fazit die Frage beantwortet werden: „Ist Qualität im Coaching möglich?“
Weiterhin sei an dieser Stelle besonders darauf hingewiesen, dass sich diese Arbeit auf Einzelcoaching durch einen externen Coach bezieht.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Coaching
2.1 Begriffsentwicklung
2.2 Begriffsklärung
2.3 Generelle Zielsetzung
3. Qualitätsdiskussion
4. Qualität im Coaching
4.1 Qualitätsdimensionen
4.2 Qualitätskriterien bzw. -standards
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Coaching ist präsent!
Deutlich wird dies u.a. beim Blick über die unzähligen beworbenen Coaching-Angebote in populären Printmedien oder dem Internet. Ferner wird Coaching im deutschen Fernsehen thematisiert, aktuell bspw. durch die Coaching-Doku "Plan B - Ich werde selbstständig" in der ein Team von zdf_neo reale Personen begleitet, welche sich von ihrer eigenen Geschäftsidee neue berufliche Perspektiven erhoffen. Sendestart der sechsteiligen Reihe war der 27. Januar 2010. Auch Sat.1 wird ab März dieses Jahres, in einer vierteiligen klassischen Coaching-Doku, dem interessierten Zuschauer präsentieren, wie ein “Mentalcoach“ das "Winner-Gen" erweckt.
Ich hoffe mit diesen Beispielen meine einleitende Aussage gestützt zu haben, gleichzeitig möchte ich die Frage aufwerfen: „Wird hier gutes Coaching offeriert?“ In der vorliegenden Arbeit wird dies unbeantwortet bleiben, jedoch leitet die Frage nach “gutem“ Coaching direkt über auf das selbstgewählte Thema dieser Arbeit: „Qualität im Coaching“.
Um diesem Motiv nachzugehen wird zu Beginn der Begriff des “Coachings“ in seiner Entwicklung, Bedeutung und Zielsetzung dargestellt. Daran an-schließend wird die Qualitätsdiskussion in der Coaching-Branche beleuchtet, bevor die Dimensionen und Standards des Sektors behandelt werden. Anhand dieser soll im Fazit die Frage beantwortet werden: „Ist Qualität im Coaching möglich?“
Weiterhin sei an dieser Stelle besonders darauf hingewiesen, dass sich diese Arbeit auf Einzelcoaching durch einen externen Coach bezieht.
2. Coaching
Für einen Einstieg in die Thematik, wird in diesem Abschnitt die Entwicklung des Coaching-Begriffs dargestellt, des Weiteren wird diesbezüglich eine allgemeine Begriffsklärung angeboten. Abschließend wird in diesem Kapitel auf die Zielsetzung des Coachings eingegangen.
2.1 Begriffsentwicklung
Der Begriff „Coach“ stammt aus dem Englischen und bezeichnet ursprünglich den “Kutscher“ beziehungsweise die “Kutsche“ (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.14).
Nachweislich wurden seit 1830 die Tutoren, die Studenten auf das Examen vorbereiteten, in Oxford als Coach bezeichnet. Ein hohes Maß an Popularität erlangte der Begriff jedoch erst als psychologische und fachliche Betreuung von Sportlern. Seit 1861 ist er in dieser Verwendung bekannt (vgl. Levold, T. 2003, S. 65; Rauen, C. 2001a, S. 20).
In diesem Sinne wurde Coaching in den 1950er Jahren in den USA auf den betrieblichen Bereich übertragen. Zunächst mit der Bedeutung eines entwicklungsorientierten, auf sachliche Fragen beschränkten Führens der Mitarbeiter durch den direkten Vorgesetzten (vgl. Levold, T. 2003, S. 65).
Mitte der 1980er Jahre erfuhr Coaching einen Bedeutungszuwachs durch die Übernahme des Begriffes in Deutschland. Es entwickelte sich in dieser Zeit zu einer Beratungsmaßnahme für externe Berater und höhergestellte Manager (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.14).
Zeitlich daran anschließend folgte eine Phase der Rückintegration in die Unternehmen. Coaching hatte zu dieser Zeit die Bedeutung einer Beratungsleistung von unternehmensinternen Beratern, welche im Regelfall Mitglieder der Personalentwicklungsabteilung waren (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.14).
Letztlich erlangte Coaching den Status eines bis heute populären Modeartikels. Eine inflationäre Nutzung des Begriffes hielt Einzug und es wurde für ein Übermaß von unterschiedlichsten Vorgehensweisen und Methoden als imagebildendes Etikett herangezogen (vgl. Böning, U. 1994, S.171; Rauen, C. 2001a, S. 39).
In diesem Zusammenhang wird Coaching auch als „Container-Begriff“ (Böning, U. 1994, S.172) bezeichnet „ ... in den jeder hineininterpretiert, was er gerade braucht, um das eigene Dienstleistungsangebot möglichst attraktiv erscheinen zu lassen“ (Böning, U. 1994, S.172).
Problematische Konsequenz dieser nichtvorhandenen Begriffseindeutigkeit ist, dass nahezu jede Art von Beratung, Training, Schulung oder Instruktion mit dem Begriff Coaching gekennzeichnet werden kann (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.14).
„Wer heute von Coaching spricht, ist mithin gewissermaßen verpflichtet, vollständig zu erklären, welche Form von beraterischer, instruierender, begleitender Interaktion bzw. welche Art von Tätigkeit eigentlich gemeint ist“ (Looss, W. 1999, S. 106).
In den USA und Großbritannien gibt es diese Problematik nicht. Dort wird Coaching, wie schon in den 1950er Jahren, fast ausschließlich als entwicklungsorientiertes Führen von Vorgesetzen verstanden (vgl. Rauen, C. 2001a, S. 40).
2.2 Begriffsklärung
Vor diesem Hintergrund, dass es auf Deutschland bezogen viele Möglichkeiten gibt den Begriff des Coaching zu erklären, wird für diese Arbeit die prägnante und gleichzeitig umfassende Begriffsdefinition von Christopher Rauen (1999) verwendet (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.14-15).„Coaching ist:
- ein personenzentrierter Beratungs- und Betreuungsprozeß, der berufliche und private Inhalte umfassen kann und zeitlich begrenzt ist, (keine „Rat-Schläge“, sondern individuelle Prozeß-Beratung im Sinne einer auch präventiven Hilfe zur Selbsthilfe und zur Selbstverantwortung)
- auf der Basis einer tragfähigen und durch gegenseitige Akzeptanz gekennzeichneten Beratungsbeziehung in mehreren freiwilligen und vertraulichen Sitzungen abgehalten wird, (d.h. der Klient wünscht Coaching freiwillig von sich aus, und der Coach sichert ihm absolute Diskretion zu)
- für eine bestimmte Person [Gruppen-Coaching: für eine genau definierte Gruppe von Personen] mit Managementaufgaben,
- durch einen [oder mehrere] Berater mit psychologischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen sowie praktischer Erfahrung bezüglich der thematischen Problemfelder, (um die Situation des Klienten fundiert einschätzen und im qualifiziert helfen zu können)
- der auf Basis eines ausgearbeiteten Coaching-Konzeptes agiert (um den Klienten gegenüber sein Vorgehen und die verwendeten Interventionen erklären zu können und somit transparent und bewußtseinsfördernd zu arbeiten)“ (Heß, T. u.a. 2001, S.15, zit. n. Rauen, C. 1999, S. 64; Herv. i. Org.).
2.3 Generelle Zielsetzung
Generell ist es Ziel eines Coachings die Selbstregulationsfähigkeit, bedeutet die Selbstbestimmungs- und Problemlösungsfähigkeit, des Klienten zu verbessern und/oder (wieder-) herzustellen (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.15).1
„ Das meint im Wesentlichen dreierlei, nämlich
- erstens Ermutigung zur bzw. methodische Hilfe bei der Selbstaufklärung der eigenen Ziele und Werte des Klienten,
- zweitens Anleitung bei der Überprüfung der vorliegenden Wirklichkeitsvorstellungen des Klienten
- und drittens Unterstützung bei der Ermittlung und Umsetzung derjenigen Mittel und Verfahren, mit denen der Klient angesichts der vorliegenden Bedingungen seine Ziele und Werte am besten erreichen kann“. 2
Zur Verdeutlichung, noch einmal kurz zusammengefasst, heißt dies, dass der Coach den Klienten derart beraten bzw. fördern muss, dass dieser den Coach nicht mehr benötigt (vgl. Heß, T. u.a. 2001, S.15).
3. Qualitätsdiskussion
Die Bezeichnung “Coach“ ist in Deutschland nicht geschützt. Jeder kann und darf dieses “Zauberwort“ auf seiner Visitenkarte erscheinen lassen. Unter anderem deshalb hat die Branche ein Problem denn Scharlatane aller Couleur, Abzocker und versteckte Sektenanhänger bringen Coaching in Misskredit (vgl. Werle, K. 2007, S. 153).
Von diesen “schwarzen Schafen“, die es in jeder Branche gibt, werden beispielsweise Rechnungen über hunderte Euro im Anschluss an eigentlich kostenfreie Erstgespräche gestellt, oder Klienten werden zum Ausplaudern intimer Details vor der Gruppe genötigt. In anderen Fällen werden Konkurrenten verleumdet oder schwere psychische Störungen des solventen Klienten bewusst ignoriert, um ihn ja nicht zu verlieren (vgl. Werle, K. 2007, S. 153).3
Dies ist möglich, weil die Branche, die hunderte Millionen Euro pro Jahr umsetzt, mit einem “Wirrwarr“ an Qualitätsstandards geradezu zum Missbrauch einlädt (vgl. Werle, K. 2007, S. 153).4
Eine der Ursachen hierfür liegt in der, für Außenstehende, nicht einfachen Abgrenzung zur Psychotherapie. Coaching grenzt sich zwar ausdrücklich von dieser ab, die Methoden sind jedoch unter Coachs weit verbreitet. Denn im Gegensatz zu den USA, ist Coaching in Deutschland nicht in den Firmen aus dem Führungskontext heraus entstanden (vgl. Kap.2.1), sondern kam zu einem nicht unwesentlichen Anteil aus der Supervisions- und Therapieszene in die Firmen (vgl. Werle, K. 2007, S. 154).
Auf dem erbittert umkämpften Markt wird nicht selten geschummelt und getrickst, bspw. wird Klienten eine Depression bescheinigt, da in diesem Fall die Krankenkasse zahlt. Christopher Rauen, ein Kenner der Szene und erster Vorsitzender des Deutschen Bundesverbands Coaching (DBVC), äußert dazu:
"Was an negativen Fällen bekannt wird, ist nur die Spitze des Eisbergs" (Rauen C. 2007, S. 154).
Weitere Beispiele, denen schon aufgeführten ähnlich, ließen sich problemlos an dieser Stelle aufführen und deuten auf ein strukturelles Problem des Coaching-Marktes hin: Das Fehlen einheitlicher Qualitätsstandards.
Ferner stellt sich die Frage: Woher diese Standards kommen sollen, wenn in Ländern wie Großbritannien oder Frankreich ein oder zwei Coaching-Verbände agieren, in Deutschland dagegen mehr als 20, mit ihren jeweiligen eigenen Zertifikaten? (vgl. Werle, K. 2007, S. 156).
Die soeben beschriebene Problematik wurde von den seriösen Coaching-Anbietern erkannt und deren Lösung priorisiert.
„Entscheidend für die Akzeptanz und den weiteren Erfolg des Coachings in der Wirtschaft dürfte u.a. sein, ob sich die Bestrebungen, qualitative Standards zu etablieren, im Markt durchsetzen werden“. 5
[...]
1 Vgl. Geißler, Harald: Definition, Merkmale, Erscheinungsformen und Abgrenzung von Coaching. [online] Homepage: Forschungsstelle Coaching - Gutachten. URL: http://coach-gutachten.de/2_1_grundlagen_definitionen.htm [Stand 29.01.2010].
2 Vgl. Geißler, Harald: Definition, Merkmale, Erscheinungsformen und Abgrenzung von Coaching. [online] Homepage: Forschungsstelle Coaching - Gutachten. URL: http://coach-gutachten.de/2_1_grundlagen_definitionen.htm [Stand 29.01.2010].
3 Vgl. Rauen, Christopher (2001b): Qualitätskriterien im Coaching (Teil I). [online] Homepage: Coaching Newsletter von Christopher Rauen. URL: http://www.coaching-newsletter.de/archiv/2001/2001_11.htm [Stand 29.01.2010].
4 Vgl. Rauen, Christopher (2009): Der Coaching Markt. [online] Homepage: Coaching Newsletter von Christopher Rauen. URL: http://www.coaching-report.de/index.php?id=433 [Stand 29.01.2010].
5 Rauen, Christopher (2009): Der Coaching Markt. [online] Homepage: Coaching Newsletter von Christopher Rauen. URL: http://www.coaching-report.de/index.php?id=433 [Stand 29.01.2010].