Digitalisierung als Chance für eine nachhaltige Entwicklung. Mobilität als Dienstleitung
Zusammenfassung
Die Digitalisierung ist ein gewaltiger transformativer Akt, der jeden Aspekt und jede Ebene unseres Lebens berührt und beeinflusst. Digitalisierung und eine fortschreitende technologische Entwicklung können zu einer erhöhten Nachhaltigkeit beitragen, diese ist jedoch nur ein notwendiger Faktor. Die technologische Entwicklung sollte dabei in eine gesteuerte, kontrollierte, politische und kulturelle Form eingebettet werden, um die positiven Effekte der digitalen Revolution zu nutzen und die negativen Auswirkungen zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Chancen der Digitalisierung liegen bei der Möglichkeit weltweiter Vernetzung, dem kulturellen Austausch, der Erfassung und Analyse von Umweltproblemen sowie dem gesteigerten Informationsfluss.
Wie aber kann die Digitalisierung und zunehmende Mobilität eine nachhaltige Entwicklung unterstützen und hilft sie dabei Ressourcen zu schonen und das Gemeinwohl zu fördern oder existieren auch kritische Faktoren? Welche Chancen und Risiken sind mit ihr verbunden? Diese Fragen sollen in dieser Arbeit im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen der Mobilität beantwortet werden. Autonomes Fahren, Vernetzung und Carsharing sind dabei zentrale Trends in dieser Entwicklung.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis II
Abkurzungsverzeichnis III
1 Einleitung
2 Begriffserklarungen
2.1 Nachhaltigkeit
2.2 Digitalisierung
2.3 Mobilitat
3 Digitalisierung und nachhaltige Mobilitat als Dienstleistung
3.1 Konzept
3.2 Auswirkungen auf die Dimensionen der Nachhaltigkeit
4 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zieldreieck der Nachhaltigkeit in den Grenzen der naturlichen Tragfahigkeit
Abbildung 2: Handlungsbereiche der Digitalisierung fur die nachhaltige Entwicklung
Abbildung 3: Veranderungen traditioneller Mobilitatsformen in Richtung kollaborativer Mobilitat
Abkurzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Begriffe Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind eng verknupft. Wahrend Nachhaltigkeit als Thema allgegenwartig erscheint, verandert sich die Umgebung stetig durch die digitale Transformation.
Die Digitalisierung ist ein gewaltiger transformativer Akt, der jeden Aspekt und jede Ebene unseres Lebens beruhrt und beeinflusst. Digitalisierung und eine fort- schreitende technologische Entwicklung konnen zu einer erhohten Nachhaltigkeit beitragen, diese ist jedoch nur ein notwendiger Faktor. Die technologische Entwicklung sollte dabei in eine gesteuerte, kontrollierte, politische und kulturelle Form eingebettet werden, um die positiven Effekte der digitalen Revolution zu nutzen und die negativen Auswirkungen zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Chan- cen der Digitalisierung liegen bei der Moglichkeit weltweiter Vernetzung, dem kul- turellen Austausch, der Erfassung und Analyse von Umweltproblemen sowie dem gesteigerten Informationsfluss.
Wie aber kann die Digitalisierung und zunehmende Mobilitat eine nachhaltige Entwicklung unterstutzen und hilft sie dabei Ressourcen zu schonen und das Ge- meinwohl zu fordern oder existieren auch kritische Faktoren? Welche Chancen und Risiken sind mit ihr verbunden? Diese Fragen sollen in dieser Arbeit im Hin- blick auf aktuelle Entwicklungen der Mobilitat beantwortet werden. Autonomes Fahren, Vernetzung und Carsharing sind dabei zentrale Trends in dieser Ent- wicklung.
Zuerst ist es sinnvoll, die Begrifflichkeiten vom Titel: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Mobilitat zu erlautern, was im Kapitel 2 geschieht. Zusatzlich zum Be- griff der Nachhaltigkeit werden die Dimensionen der Nachhaltigkeit und die Strategies die sie verfolgt, erklart. Der Megatrend Digitalisierung und die Handlungs- felder und die damit verbundenen Potentiale, die er fur die nachhaltige Entwicklung bietet, werden im nachsten Schritt dargestellt. Als Letztes werden die Begriffe Mobilitat und Verkehr abgegrenzt und deren Beitrag zur Nachhaltigkeit er- lautert.
Nach der Begriffsabgrenzung werden im Kapitel 3 die aktuellen Entwicklungen in der Mobilitat als Dienstleistung genauer erklart. Abschlieftend werden die Auswirkungen, die die „smarte“ Mobilitat auf die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit hat, bewertet und analysiert. Neben den Vorteilen und Chancen, die diese Mobilitatskonzepte mitbringen, existieren auch einige kritische Fakto- ren, welche in diesem Kapitel auch berucksichtigt werden.
Kapitel 4 schlieftt die Arbeit mit einem Fazit der Untersuchung. Ein kurzer Aus- blick fasst die wichtigsten Treiber der nachhaltigen Mobilitat zusammen, welche die positiven okologischen, okonomischen und sozialen Potentiale verstarken konnten und die dafur zustandig sind die moglichen Risiken zu verhindern.
2 Begriffserklarungen 2.1 Nachhaltigkeit
Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt ursprunglich aus der Forstwirtschaft und geht zuruck auf den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der ihn in seinem Werk „Silvicultura oeconomica“ im Jahr 1713 das erste Mal schriftlich formuliert. Bei Holzknappheit auf Grund landwirtschaftlicher Aktivitaten und zu- nehmendem industriellen Holzbedarf, war sein Auftrag fur die dauerhafte Nut- zung des Waldes zu sorgen, in dem nur so viel Holz aus dem Wald entnommen wird, wie nachwachsen kann. Bis zum 20. Jahrhundert hatte der Begriff eine reine ressourcenokonomische Bedeutung. Heute, uber 300 Jahre spater, ist die Nachhaltigkeit zu einem gesellschaftlichen Leitbild geworden und versucht Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten. Ziel ist es dabei, den Ressourcenvorrat zu schonen und dieselbe Lebensqualitat, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Leistungsfahigkeit sowohl fur heute lebenden Menschen, als auch fur zukunftige Generationen zu ermoglichen.1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Zieldreieck der Nachhaltigkeit in den Grenzen der naturlichen Tragfahigkeit2
Das Nachhaltigkeitskonzept kann in drei Bestandteile aufgeteilt werden: Okono- mie, Okologie und Soziales. Diese lassen sich in einer Einheit zusammenfassen unter dem „Zieldreieck der Nachhaltigkeit in den Grenzen der naturlichen Trag- fahigkeit“ (Siehe Abb.1). Eine bedeutende Erkenntnis des Nachhaltigkeitskon- zepts ist, dass die Trennung der drei Dimensionen kaum moglich ist und aufter- dem keine einheitliche Gewichtung der einzelnen Auspragungen existiert. Die bessere Luftqualitat gilt zum Beispiel als ein okologisches Ziel, dennoch hat sie die Folge, dass die Gesundheit als soziales Ziel positiv beeinflusst wird und hat auch Auswirkung auf die okonomische Dimension, weil sie Kosten sparen hilft. Dies gilt jedoch auch umgekehrt, wenn Zielkonflikte zwischen den einzelnen Dimensionen entstehen, meistens zwischen der okologischen und okonomischen oder zwischen der okonomischen und sozialen Dimension. Da ist eine klare Pri- oritatensetzung bei der Zielverfolgung vorzunehmen.3
Die okologische Nachhaltigkeit setzt den Fokus auf die gemessene Nutzung na- turlicher Ressourcen unter Berucksichtigung der Belastbarkeit der Okosysteme, so dass diese dauerhaft erhalten bleiben. Voraussetzung dafur ist, die Natur als Lebens- und Wirtschaftsgrundlage zu schatzen. Themen wie Klima- und Umwelt- schutz, Schutz und Erhalt der Artenvielfalt und der Okosysteme, Schadstoffver- meidung, Recycling usw. gelten als Hauptziele der okologischen Dimension.
Die okonomische Nachhaltigkeit sorgt fur das Gewahrleisten einer Wirtschafts- weise, in der statt einem quantitativen, ein qualitatives Wachstum mit fairen Re- geln angestrebt wird. Ziel ist, ressourcensparend zu produzieren und fair zu han- deln, sodass die Bevolkerung bestmoglich mit Gutern und Dienstleistungen ver- sorgt wird. Die naturlichen Energie- und Materialressourcen sollten so eingesetzt werden, dass mit moglichst geringen Kosten der moglichst groftte Wert erzeugt wird.
Die soziale Nachhaltigkeit sorgt fur einen weltweiten Wohlstand durch eine ge- rechte Verteilung sozialer Guter. Darunter werden individuelle Guter wie Leben, Gesundheit, Lebensmittelversorgung, Unterkunft, Kleidung usw. verstanden, aber auch soziale Ressourcen wie Solidaritat, Wertschatzung, Toleranz, Ge- meinwohlorientierung und Gerechtigkeit. Ziel ist, die gleichen Lebenschancen, Bedingungen und Sicherheit fur alle Menschen in der heutigen und in der zukunf- tigen Gesellschaft anbieten zu konnen.4
Um die oben genannten Ziele zu erreichen, basieren die Nachhaltigkeitskonzepte auf drei Hauptstrategien: Effizienz (besser), Konsistenz (anders) und Suffizienz (weniger). Als Effizienz bezeichnet man das bestmogliche Verhaltnis zwischen einem definierten Nutzen (Output) und dem Aufwand zu seiner Erreichung (Input). Die Effizienz-Strategie versucht meistens mithilfe technischen Fortschrittes einen geringen Energie- und Ressourceneinsatz zu gewahrleisten, wobei Abfall- reduzierung und Recycling eine wichtige Rolle spielen. Die Konsistenz-Strategie versucht Prozesse oder Produkte insoweit zu verandern, dass sie die naturlichen Prozesse nicht gefahrden, meistens durch den Einsatz umweltfreundlicher Tech- nologien und weiterverwertbaren Ressourcen. Die Suffizienz-Strategie strebt die Umstellung auf einen umweltbewussteren, ressourcenschonenderen Lebensstil an, indem man freiwillig seine Verhaltensmuster andern mochte und nur „ausrei- chend“ produziert, konsumiert, wirtschaftet, sodass man ein zufriedenstellendes Leben ermoglichen kann.5
2.2 Digitalisierung
Die Digitalisierung zeichnet sich damit aus, analoge Informationen in digitale Formate umzuwandeln und deren Speicherung, Verarbeitung und Nutzung zu ermoglichen, um dadurch Arbeits-, Gesellschafts- und Privatleben effizienter zu ge- stalten. Hierbei sind viele Vorteile zu erkennen: digitale Werte sind schnell und einfach zuganglich, platzsparend, ggf. langer haltbar usw. Die Digitalisierung gilt als heutiger Treibstoff des Wirtschaftens und es lasst sich von einem digitalen Zeitalter sprechen. Als sein Beginn lasst sich das Jahr 2002 bezeichnen, in dem das erste Mal mehr Informationen digital als analog gespeichert waren. Die digitale Transformation beschreibt einen ganzheitlichen, dauerhaften, soziotechni- schen Veranderungsprozess, der durch technologische Entwicklungen und Neu- erungen als ein enormer Effizienz- Expansions- und Innovationstreiber gilt. Zwischen den beiden Begriffen Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist ein enger Zu- sammenhang zu erkennen. Die Digitalisierung verandert Gesellschaft und
Wirtschaft von Grund auf mit steigender Geschwindigkeit und bietet die Moglich- keit an, materielle Objekte durch Information und Wissen zu dematerialisieren. Durch die digitalen Alternativen werden Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten umgegangen Oder Verhaltensmuster suffizienter gestaltet (z.B. Videokonferenz statt Reise). Die Einbettung der technolog ischen Entwicklung in eine nachhaltige Politik schafft enormes Potenzial. Chancen des Megatrends Di- gitalisierung fur die Megaherausforderung Nachhaltigkeit sind zum Beispiel: kul- tureller und demokratischer Austausch und gesteigerter Informationsfluss durch die weltweite Vernetzung, individuelleren Arbeitsformen mit Riicksicht auf die Work-Life-Balance, verringerter Umweltverbrauch durch die reduzierte Material- intensitat usw. Dies hat wiederum okonomische, soziale und okologische Konse- quenzen und stellt in Frage Themen wie Datenschutz und Privatsphare, CO2- Fuliabdruck von Geraten, Strom- und Energieverbrauch von Informations- und Kommunikationstechnologien, Arbeitsplatzverluste, Rebound-Effekte usw.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Handlungsbereiche der Digitalisierung fur die nachhaltige Entwicklung7
Ein Zusammenspiel zwischen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit ist in den Bereichen Mobilitat, Versorgung, Industrie, Gemeinwohl und Konsum zu finden (Siehe Abb.2.).
[...]
1 Vgl. Ludwikowski (2010), S.4f.
2 Vgl. Rogall (2012), S.47.
3 Vgl. Grundwald; Kopfmuller (2012), S.54.
4 Vgl. Kropp (2019), S. 11f.
5 Vgl. Kropp (2019), S. 23ff.
6 Vgl. Suhlmann-Faul; Rammler, S.13ff.
7 Eigene Darstellung nach Lange; Santarius (2018)