Diese Arbeit analysiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier exemplarischer Bucheinbände, die Taschenbücher "Ein gutes Omen", geschrieben von Neil Gaiman und Terry Pratchett sowie "Der Schrecksenmeister" von Walter Moers, welche beide im Piper-Verlag erschienen sind.
Ziel ist die Untersuchung der werbenden Wirkung von Bucheinbänden, in diesem Fall mit der Begrenzung eines bestimmten Buchgenres, dem Fantasy-Roman, und eines bestimmten Verlags, dem Piper-Verlag. Auch der humoristische Aspekt des Buchinhalts gilt als Parameter der Vergleichbarkeit für diese Arbeit. Ihre Grundlage bietet das textlinguistische Analysekonzept nach Brinker.
Beim Kauf eines Buches spielt dessen Einband für den potenziellen Käufer eine entscheidende Rolle. Er stellt das erste Mittel zur Beurteilung seines Interesses am Buch dar. Genretypische Ausstattungen des Bucheinbandes lassen in vielen Fällen bereits auf dem ersten Blick einen Schluss auf den Inhalt zu. Ein kurzer Text auf der Rückseite, im Allgemeinen Klappentext genannt, bietet einen Überblick über den Inhalt des Buches. Hierbei ist zu beachten, dass laut Definition als Klappentext der „Informationstext über Buch und Autor auf den Klappen des Schutzumschlages“ bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Textsorte
3. Die Linguistische Textanalyse
3.1 DerKontext
3.2 Die thematische Struktur
3.3. Die Textfunktion
3.4. Gestaltung
4. Fazit
A1: Abbildungen zu Analysetext (a)
A2: Abbildungen zu Analysetext (b)
A3: Analysetext (a) in MTE-Gliederung
A4: Analysetext (b) in MTE-Gliederung
A5: Kohasionsanalyse zu Analysetext (a)
A6: Kohasionsanalyse zu Analysetext (b)
A7: Isotopieanalyse zu Analysetext (a)
A8: Isotopieanalyse zu Analysetext (b)
A9: Textthema als Makroproposition (Analysetext (a))
A10: Textthema als Makroproposition (Analysetext (b))
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Beim Kauf eines Buches spielt dessen Einband fur den potenziellen Kaufer eine entscheidende Rolle. Er stellt das erste Mittel zur Beurteilung seines Interesses am Buch dar. Genretypische Ausstattungen des Bucheinbandes lassen in vielen Fallen bereits auf dem ersten Blick einen Schluss auf den Inhalt zu. Ein kurzer Text auf der Ruckseite, im Allgemeinen Klappentext genannt, bietet einen Uberblick uber den Inhalt des Buches (vgl. Gollhardt 1966, S. 2102-2103). Hierbei ist zu beachten, dass laut Definition als Klappentext der „Informationstext uber Buch und Autor auf den Klappen des Schutzumschlages“ (Frieling/ Huffmann 2005, S. 81) bezeichnet wird. Der Schutzumschlag ist ein „separat gedruckter, nicht oder bei der englischen Broschur nur am Buchrucken mit der Buchdecke verklebter Umschlag“ (Frieling/ Huffmann 2005, S.131). Im Fall des Taschenbuches ist ein solcher Schutzumschlag nicht vorhanden, dennoch spricht man bei dem Interesse weckenden Textabschnitt auf der Buchruckseite umgangssprachlich von einem Klappentext. Mochte man den Informationstext im Fall des Taschenbuches korrekt benennen, so bezeichnet man ihn als Blurb-Text, ein ,,kurzer, informierender Text auf der Ruckseite eines Buches als Anreiz fur den Leser“ (Frieling/ Huffmann 2005, S.28). Doch nicht nur der Blurb- Text auf der Ruckseite, sondem auch die Gestaltung des Buch-Covers und des Buchruckens ist als werbender Aspekt zu sehen. In der Regel werden textliche Elemente mit Illustrationen verknupft, um eine bestimmte Wirkung auf den moglichen Leser auszuuben. Inwiefem diese werbende Wirkung unter dem textlinguistischen Aspekt entfaltet wird, soil im Folgenden dargelegt werden.
Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt demnach eine eingehende Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier exemplarischer Bucheinbande, die Taschenbucher „Ein gutes Omen“[1], geschrieben von Neil Gaiman und Terry Pratchett sowie „Der Schrecksenmeister“[2] von Walter Moers, welche beide im Piper-Verlag erschienen sind. Ziel ist die Untersuchung der werbenden Wirkung von Bucheinbanden, in diesem Fall mit der Begrenzung eines bestimmten Buchgenres, dem Fantasy-Roman, und eines bestimmten Verlags, dem Piper-Verlag. Auch der humoristische Aspekt des Buchinhalts gilt als Parameter der Vergleichbarkeit fur diese Arbeit. Ihre Grundlage bietet das textlinguistische Analysekonzept nach Brinker.
2. Die Textsorte
„[...] der Umschlag soil dem Innenleben erst eine auBere sichtbare Hulle geben [...] soil zudem Werbung betreiben, Informationen bereithalten zum Autor, Verlag und selbstverstandlich auch - idealerweise - grafisch ansprechend und formbewuBt gelost sein“, heiBt es in Klaus Detjens „AuBenwelten“ (Detjen 2018, S. 9-12). Die werbenden und informierenden Funktionen erfullen die hier gewahlten Buchumschlage, wie in der in spateren Kapiteln angefuhrten Analyse deutlich wird. Auch die Nennung von Autor und Verlag entsprechen der Norm. Weiterhin schaffe der Buchumschlag „eine visuelle Identitat zwischen Autor und Verlag“ (Detjen 2018, S. 11): im Vergleich der beiden Umschlage ist auffallig, wie konsistent Gestaltung in Bezug auf BuchgroBe, Positionierung der einzelnen Elemente (beispielsweise der Verlagsname) und Verwendung von Illustrationen ist und wie wenige Abweichungen vorhanden sind. Unterschiede im Sinne von Schriftart und SchriftgroBe der Uberschriften und des FlieBtextes oder GroB- und Kleinschreibung. Insgesamt wirken die Bucher, nebeneinander betrachtet, harmonisch und folgen einem bestimmten Muster. Mit der Umschlaggestaltung werden Freelancer betraut, Umschlaggrafiker, welche die Identitat und Wiedererkennbarkeit des Verlags in ihre Gestaltung einbringen sollen (Vgl. Detjen 2018, S. 12). Neben dem Umschlaggrafiker ist der Typograf an der Gestaltung des Buches beteiligt. Jedoch ist der Umschlaggrafiker fur den Buchumschlag, der Typograf fur die auBere Form des Buchinnem zustandig. In einigen Fallen stimmen innere Form und Form des Umschlags in ihrer Gestaltung uberein, meist ist dies jedoch durch die unterschiedlichen Zustandigkeiten nicht der Fall (Vgl. Detjen 2018, S. 23). So auch in „Ein gutes Omen“, da die Umschlaggestaltung im Buchinnem nicht wiederaufgegriffen wird und umgekehrt. Der Font ist ein anderer und auch an die Illustrationen wird nicht angeknupft. ,,Der Schrecksenmeister“ verfugt hingegen uber eine sogenannte „Durchgestaltung“ (Vgl. Detjen 2018, S. 23) zumindest in gestalterischen Aspekten, da die vom Autor angefertigten Illustrationen nicht nur das Cover pragen, sondem im Buch verwendet werden. Allerdings weicht der Font der Kapiteluberschriften beispielsweise von dem des Buchtitels auf dem Umschlag ab. Also ist die Ahnlichkeit in der Gestaltung von Bucheinband und Buchinhalt lediglich auf diesen Ausnahmefall des illustrierenden Autors zuruckzufuhren. Es besteht weiterhin die Diskrepanz zwischen der Gestaltung des Umschlagdesigners und des Typografen.
Typisch fur das Paperback ist der Blurb-Text auf der Ruckseite, der mit dem Klappentext eines Hardcovers verglichen werden kann. Um den Rezipienten anzusprechen, muss „[...] der Kontakt zum Kunden, zu seinen Wunschen und seinen Vorstellungen sofort geschlossen [...]“ werden, daruber hinaus ist die Berucksichtigung des Wortschatzes und der Wertevorstellungen des Rezipienten zentral, der Blurb-Text muss den Kaufimpuls wecken und der Kunde muss uberzeugt werden, dass er die richtige Wahl trifft, oft durch eine Rezension (Gollhardt 1966, S. 2114). Wendet man diese beschriebene Grundstruktur auf Text (a) und Text (b) an, kommt man zu dem Ergebnis, dass bereits durch Illustration des Bucheinbands und Titel auf den Wunsch des Kunden nach Unterhaltung eingegangen wird. An den Wortschatz des potentiellen Lesers sind Text (a) und (b) angepasst. Der Ton wirkt nicht ubermaBig gehoben, sodass der Unterhaltungsfaktor im Mittelpunkt steht.
Allerdings kann die Adaption eines religiosen Stoffes in einer humoristischen Art und Weise, wie in Text (a), abschreckend auf Kunden wirken, welche sich mit solchen Werten identifizieren. Der Kreis der Rezipienten ist also auch durch dieses Kriterium limitiert. Zuletzt soil der Kunde dazu bewegt werden, sich zum Kauf zu entscheiden. Die beschriebene Bestatigung zur Kaufentscheidung durch eine Rezension wird in beiden Bucheinbanden angewandt. In kurzer Form wird in Text (a) ein Kommentar von Clive Barker an den informativen FlieBtext angehangt, welchem als Schriftsteller eine gewisse Kompetenz zugeschrieben wird. Auch hier liegt, durch die Erwahnung des humoristischen Ansatzes, der Fokus auf dem Unterhaltungsaspekt. Langer fallt der Bereich der Rezension in Text (b) aus: die Uberschrift des Blurb-Textes besteht aus einer positiven Rezension („Der monumentalste Roman von Walter Moers: herzberuhrend.“) und auch im Anschluss an diesen wird ein Zitat aus ,,Die Abendzeitung“ genutzt, um die Fahigkeiten des Autors zu unterstreichen. Beide Werke folgen also mehr oder minder dieser Grundstruktur. Wenn man den Bucheinband in seiner werbenden Funktion untersucht, ist eine bewahrte Strategic, Assoziationen zu schaffen und an eine emotionale Ebene zu appellieren (Gollhardt 1966, S. 2115). Assoziationen werden in Text (a) zum Beispiel durch den britisch anmutenden Rolls-Royce im Zentrum der Illustration geschaffen. Verbindet man diesen mit der Information, dass beide Autoren britischer Herkunft ist, wirkt diese stimmig. Leser, die am britischen Kulturraum interessiert sind, kann die Gestaltung auf positive Weise beeinflussen. Auch der Stil der Illustration, der an Comics erinnert, kann Assoziationen mit der Kindheit des Lesers hervorrufen. Text (b) arbeitet ebenfalls mit einem nostalgischen Bonus, dadurch, dass er Ahnlichkeiten zu der Figur des Kapt'n Blaubar aufweist. Dies wird in einem spateren Kapitel ausfuhrlicher diskutiert.
Der sprachliche Aspekt der Standarttextsorte ist dadurch gepragt, dass der Kunde den Text nur fluchtig liest, er ,,[...] dient nur als Anreger und Ausloser dessen Wortwahl in der Regel dem alltaglichen Bereich entstammt (Vgl. Gollhardt 1966, S. 2125). Dieser Norm entsprechen die untersuchten Beispiele groBtenteils, auch zu diesem Aspekt folgt die Argumentation im Zusammenhang mit dem Sprachstil. Kennzeichnend fur den standardmaBigen Klappentext sind zudem die Figuren Reihung und Antithese (Vgl. Gollhardt 1966, S. 2132-2133). Von beiden wird in den zur Analyse herangezogenen Bucheinbanden kaum Gebrauch gemacht. Lediglich in Text (b) lasst sich die Antithese „[...] das Gesunde krank und das Kranke gesund [...]“ anfuhren. Im Allgemeinen lassen sich Klappentexte in die Stiltypen „zurucknehmend“, „hyperbolisch“, „sentenzenhaft“, „volkisch“ und „pratentios-geistreich“ einteilen (Gollhardt 1966, S. 2138-2147). Text (b) ist durch die Verwendung des Superlativ „monumentalste“ und die uber mehrere Zeilen hinweg reichende Lobeshymne auf den Autor in den Bereich des hyperbolischen einteilbar, aber auch Text (a) fallt durch die AuBerung „Nie war die Apokalypse lustiger!“ in diese Kategorie.
3. Die Linguistische Textanalyse
3.1 Der Kontext
Die Berucksichtigung des Kontexts bietet in der linguistischen Textanalyse eine Grundlage zur genauen Betrachtung der vorliegenden Textsorte. Im Falle dieser Arbeit handelt es sich um die Einbande zweier Taschenbucher, deren Distributionskanal, durch die Herausgabe im Piper-Verlag, identisch ist. Eine grobe Einteilung des Kommunikationsbereichs kann fur beide Werke mit dem Feld des Verlagswesens, aber auch der Werbung vorgenommen werden, da es beim potenziellen Kaufer einen ansprechenden Eindruck erwecken und ihn zum Kauf anregen soil. Daruber hinaus sind die Bucher im deutschen Kulturraum in den 2000er Jahren veroffentlicht worden. Zunachst muss man allerdings den globalisierenden Aspekt in Anbetracht ziehen, da die Frage des Kulturraums zu diskutieren ist. Wahrend eines der zur Untersuchung herangezogenen Bucher, „Ein gutes Omen“, aus dem englischsprachigen Bereich stammt, ist die Entstehung des zweiten Exemplars, „Der Schrecksenmeister“, im deutschsprachigen Raum anzusiedeln. Die Herkunft der Emittenten des erstgenannten literarischen Werkes, Terry Pratchett und Neil Gaiman, liegt in GroBbritannien. Der inzwischen verstorbene Schopfer der Scheibenwelt-Romane, Terry Pratchett, entstammt dem britischen Beaconsfield in Buckinghamshire (Munzinger Online 2015), Neil Gaimans Wurzeln liegen in Portchester in Hampshire (Munzinger Online 2017). Demzufolge ist das Werk im anglophonen Kulturraum entstanden und wurde daher fur den deutschen Zielmarkt von Andreas Brandhorst ubersetzt. Wenn man beispielsweise den Titel des englischen Originals „GOOD OMENS: THE NICE AND ACCURATE PROPHECIES OF AGNES NUTTER, WITCH“, isoliert betrachtet, fallen bereits auf dem Buchcover einige Unterschiede auf. Zum einen besteht eine Diskrepanz durch die Pluralform und die anders gestaltete Kapitalbuchstabennutzung „GOOD OMENS“, und zum anderen durch den Zusatz nach dem eigentlichen Titel, der dem Textelement „DER VOLLIG ANDERE HEXEN-ROMAN“ der deutschen Ausgabe entgegensteht. Gemeinsam haben beide Ausgaben Clive Barker's Kommentar, einem Auszug einer Rezension, welcher sich in der englischsprachigen Version auf dem Cover befindet. Einer naheren Betrachtung soil der Vergleich der englischen und deutschen Ausgabe im Rahmen dieser Arbeit nicht unterzogen werden. Dennoch verdeutlichen diese Differenzen, welchen Einfluss Verlag und Ubersetzer auf Werke anderer Kulturraume ausuben. Des Weiteren ist das Erscheinungsdatum der im Zentrum der Untersuchung stehenden Fassung zu erwahnen. Das Buch erschien ursprunglich im Jahr 1990, die hier behandelte Version im Jahr 2005 als deutsche Erstausgabe. Diese lag 2014 in der 11. Auflage vor. Daraus erfolgt, dass einige Zeit zwischen dem ersten Erscheinen und der Ubersetzung verging, dann aber stetige Neuauflagen erfolgten, was fur eine weitlaufige Verbreitung im deutschsprachigen Raum spricht. Wie zuvor erwahnt, ist Walter Moers „Der Schrecksenmeister“ ein deutscher Roman. Das Debut des Werkes fand 2007 statt und befindet sich in der fur die Arbeit gewahlten Ausgabe aus dem Jahr 2013 in der siebten Auflage. So scheint es, dass auch dieser Roman uber einen hohen Absatz bis dato verfugte.
Durch die Nennung der Autoren in der eben beschriebenen Tatigkeitssituation wurde dem sozialen Umfeld, dem nun thematisierten untergeordneten linguistischen Feld der Textanalyse, vorgegriffen. Zuerst muss eine Differenzierung der verschiedenen Textteile vorgenommen werden, um den oder die Emittenten zu bestimmen. Eindeutig zuruckzufuhren auf einen einzelnen Emittenten sind diese, durch die Beteiligung verschiedener Instanzen bei der Gestaltung des Bucheinbands, nicht. Daran beteiligt sind in der Regel die Autoren, Lektoren und Marketing- Experten des Verlags. Der Norm entsprechend findet man Informationen zur Umschlaggestaltung im Buch selbst. Im zum Text (a) gehorigen Buch wird bei der Umschlaggestaltung „Guter Punkt, Munchen“ aufgefuhrt, eine Agentur fur Gestaltung und Grafikdesign. Verantwortlich fur die Umschlagabbildung im Speziellen ist laut dieser Angabe „John Kirby via Agentur Schluck GmbH“, einem Mitarbeiter der Literaturagentur Schluck. Inwieweit die Autoren oder Lektoren in diesen Prozess involviert waren, geht daraus jedoch nicht hervor. Etwas anders verhalt sich dies im Bezug auf Text (b): Der Autor selbst, der auch Zeichner ist, wird als Verantwortlicher fur die Umschlaggestaltung genannt. und scheint die Illustration gestaltet zu haben. Neben ihm wird Oliver Schmitt genannt, welches konkrete Berufsfeld er reprasentiert, bleibt unklar. Auch die Rolle des Verlags im Verlauf der Gestaltung beider Bucheinbande lasst sich nur erahnen. Moglich ist eine Beteiligung in Form der Delegation der einzelnen Schritte an Agenturen. Doch nicht nur die Emittenten der Texte sind fur diese Analyse von Bedeutung. Die Gestaltung der Bucheinbande ist auf einen Rezipienten, hier den Leser, zugeschnitten, um sein Kaufinteresse zu wecken. Comiceske Abbildungen auf beiden Bucheinbanden sprechen moglicherweise besonders jugendliche Leser oder junge Erwachsene an. Text (b) kann durch seine Ahnlichkeit zum Kapt'n Blaubar-Franchise in Farbauswahl und Zeichenstil im Speziellen eine Generation ansprechen, die mit dieser Figur Kindheitserinnerungen assoziiert und ein Gefuhl der Nostalgie hervorruft. Diese These wird durch die Tatsache gestutzt, dass auch Kapt'n Blaubar aus Walter Moers Feder stammt. „Ein gutes Omen“ wiederum wirbt mit damonenhaften Figuren im Comicstil auf dem Cover, auch hier wird der humoristische Anstrich des Buches durch die Art der Gestaltung auf den ersten Blick deutlich. Femer lasst sich auch an der Gestaltung des Blurb-Textes die eher jungere Zielgruppe erkennen. Im Einzelnen wird dies in spateren Kapiteln beleuchtet.
Weiterhin ist der Handlungsbereich in diese Analyse miteinzubeziehen, wel- cher eindeutig offentlich, also fur jedermann in der Buchhandlung oder im Internet zuganglich ist. Die Beziehung zwischen den Kommunikationsteilnehmern ist asym- metrischer Natur, da der Verlag uber mehr Informationen uber den Bucheinband so- wie den Inhalt des durch ihn angepriesenen Buches besitzt. Es stunde ihm beispiels- weise frei, fehlerhafte Informationen uber den Inhalt des Buches an den Rezipienten zu vermitteln. Sofern dieser das Buch nicht aus anderer Quelle kennt, vertraut er auf den Wahrheitsgehalt der Angaben.
Auch Aspekte der Umgebungssituation, welche den nachsten Teil dieses Kapitels darstellt, haben bereits Erwahnung zu Beginn meiner Schilderungen gefunden. Namentlich der Ort und der Zeitpunkt der Entstehung, beziehungsweise das Erscheinungsdatum, also die historische Zeit des Kommunikationsaktes sowie dessen Ort. Auch durfte deutlich geworden sein, dass das Kommunikationsmedium in den schriftlichen Bereich fallt. Nun gilt es, die Analyse der Umgebungssituation zu vervollstandigen. Dazu ist zuerst der Kommunikationskanal mit der Form des Buches zu nennen, die Kommunikationsform als Beschriftung des Bucheinbands (unterteilt in Cover, Buchrucken und Buchruckseite mit Blurb-Text) und die Textform. Letztere lasst sich durch ihre Architektur bestimmen: Text (a) besteht aus 86 Wortern, den geringsten Anteil daran haben die Beschriftung des Buchcovers und des Buchruckens, welche zuerst die Namen der Autoren, dann den Titel des Buches, weiterhin den seitlich gedruckten Namen des Verlags und einen Untertitel im Falle des Covers enthalten. Der Blurb-Text auf der Ruckseite nimmt den Lowenanteil des Textes ein. Er verfugt uber eine Uberschrift, einen neunzeiligen FlieBtext, eine kurze Rezension im Umfang eines Satzes sowie die Erwahnung der „Deutschen Erstauflage“ und emeut des Verlagsnamens. Im Hintergrund wurde ein Bildelement, eine Illustration, eingefugt. Auf der Vorderseite wurde diese in kraftigen Farben gehalten, auf Buchrucken und Ruckseite sind Figuren nur noch schemenhaft in dunklen Tonen auf orangefarbenen Grund erkennbar. Im Vergleich mit Text (b) weist diese Textarchitektur viele Ahnlichkeiten mit Text (a) auf. Die Erwahnung des Autors und die anschlieBende Nennung des Buchtitels im oberen Drittel des Buchcovers bleiben gleich. Einen Unterschied bietet die Gattungsbezeichnung „Roman“ anstelle des Elements des Untertitels. Wahrend der Untertitel bei Text (a) am unteren Rand des Buchcovers genannt wird, erfolgt die Erwahnung der Gattung direkt unter dem Titel. Daruber hinaus haben beide Bucheinbande den seitlichen Schriftzug mit dem Verlagsnamen gemeinsam, lediglich die Positionierung ist bei Text (a) etwas naher an der Uberschrift gehalten. Uber eine exakt gleiche Anordnung verfugt der Buchrucken, die Gestaltung der Ruckseite allerdings weicht in wenigen Punkten von Text (a) ab. Beide beginnen mit einer Uberschrift, danach folgt im Fall von Text (b) „Die Welt am Sonntag“, was darauf verweist, dass die Uberschrift aus der Zeitung diesen Namens stammt. Der folgende FlieBtext ist elfzeilig und somit etwas langer, wie auch der Kommentar. Folgt er in beiden Fallen mit geringem Abstand auf den Blurb-Text in FlieBtextform, so ist Text (b) mit vier Zeilen weniger knapp verfasst. Den Verlagsnamen betreffend ist die Positionierung ubereinstimmend. Im Bereich der illustratorischen Gestaltung befinden sich ebenfalls Bildelemente im Hintergrund. Das zentrale Element der Abbildung wird auf dem Buchrucken wiederholt, die Buchruckseite hingegen ist eher schlichter gehalten.
Als Tragermedium ist bei beiden Einbanden Papier als solches zu bestimmen. GleichermaBen eindeutig ist, dass der Kommunikationskontakt indirekt und die Kommunikationsrichtung monologisch erfolgt. Des Weiteren sind beide Texte, Text (a) und Text (b), konzipiert worden, da sie vor der Veroffentlichung durch die Verlagsinstanzen kontrolliert wurden.
3.2 Die thematische Struktur
Das Thema der gewahlten Texte lasst sich zuerst an der Kohasionsanalyse (A5 und A6) festlegen. Da der Fokus dieser Arbeit auf einem Vergleich zwischen den beiden Bucheinbanden liegen soil, ist besonders interessant, wie oft Autor(en), Verlag und Titel genannt und wie ihre Nennungen verknupft werden und welche Inhalte hingegen im Blurb-Text eine vorrangige Stellung einnehmen. Beide Texte weisen einige Ahnlichkeiten auf, aber es konnen auch einige Unterschiede festgestellt werden. Betrachtet man den Autor oder die Autoren, werden diese in Text (a) lediglich zweimal genannt, in Text (b) insgesamt funfmal. In beiden Fallen erfolgt die Wiederaufnahme durch Rekurrenz, die Haufigkeit der Wiederaufnahme lasst sich bei Text (b) auf die Verwendung des Namens in den Kommentaren, beziehungsweise Rezensionen zuruckfuhren. Ungleich ist auch die Erwahnung des Titels und dessen Wiederaufnahme und Form der Kohasion. Auch der Titel wird bei Text (a) zweimal genannt: einmal auf dem Cover und einmal auf dem Buchrucken. Im Kontrast dazu wird der Titel im Verlauf von Text (b) oft (neunmal) und auf vielfaltig vernetzte Weise wiederholt. Begrundet ist dies in der Tatsache, dass der namensgebende „Schrecksenmeister“ gleichzeitig Antagonist des Buches ist. Der Titel wird durch Rekurrenz als Titelname selbst lediglich zweimal genannt, wie bei Text (a). Die Figur, auf die der Titel bezogen ist, wird im Blurb-Text mehrfach aufgegriffen, sei es durch Rekurrenz, lexikalische Substitution durch kontextuelle Wiederaufnahme oder die Pronominalisierung durch ein anaphorisches Pro-Substantiv. Interessant ist der Vergleich zwischen der Haufigkeit der Erwahnungen des Antagonisten, wenn man ihn dem Protagonisten gegenuberstellt. Dieser wird insgesamt dreimal erwahnt, das heiBt, dass der Gegenspieler mit seinen Planen und Zielen im Mittelpunkt der thematischen Gestaltung steht. Kein anderer Textbestandteil wird so haufig wiederaufgenommen, wie der „Schrecksenmeister“. Seine Beweggrunde sind der Ausloser der die Handlung vorantreibenden Ereignisse des Buches. Aus diesem Grund wird der Leser gleich mit der Figur konfrontiert. Vergleicht man nun Text (a) damit, wird im Grunde genommen nur der „Protagonist“, der als Damon eher antagonistische Zuge tragt, genannt. Man konnte nun den Antichristen als Antagonisten anfuhren, dieser wird nach seiner ersten Erwahnung weitere viermal auf unterschiedliche Weise wiederaufgenommen.
[...]
[1] Im Folgenden unter anderem auch Text (a) genannt
[2] Im Folgenden unter anderem auch Text (b) genannt