Die Aufbauorganisation eines Krankenhauses. Welche Verbesserungspotenziale gibt es?
Zusammenfassung
Diese werden zunächst unter Berücksichtigung in der Literatur genannter allgemeiner Vorzüge und Nachteile ausführlich zusammenfassend dargestellt.
Das moderne Krankenhaus ist ein Dienstleistungsanbieter im Sektor Gesundheitswesen. Unter dem Begriff Krankenhaus soll hier eine Einrichtung des Gesundheitswesens verstanden werden, in der unter ständiger ärztlicher Leitung bei nach wissenschaftlich anerkannten Methoden Krankheiten, Leiden und körperliche Schädigungen durch ärztliche und pflegerische Maßnahmen festgestellt, geheilt oder gelindert werden. Auch die Geburtshilfe zählt zu den Aufgaben der Krankenhausbehandlung.
In Deutschland wird entsprechend dem Krankenhausfinanzierungsgesetz unter Krankenhaus ein Betrieb verstanden, in dem zu versorgende Personen unter-gebracht und verpflegt werden.
Bei der Gestaltung der Aufbauorganisation können als „fundamentale Strukturierungsprinzipien“ die Stellenbildung, Bildung von Leitungsprinzipien und Kontrollspannen sowie die Regelung von Entscheidungskompetenzen differenziert werden. Als Ergebnis einer horizontalen Differenzierung kann eine Divisional- und eine Funktionalorganisation differenziert werden. Eine Gliederung nach produktbezogenen Teilbereichen/Objekten (Produkte, Regionen, Projekte, Prozesse) führt zu einer Divisionalorganisation, während eine Gliederung nach Verrichtungen/Funktionen einer Funktionalorganisation entspricht.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Hausarbeit
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmungen
2.1. Definition Krankenhaus
2.2. Organisatorische Strukturmerkmale
2.2.1. Prinzipien der Stellenbildung: Objekt- und Verrichtungsprinzip
2.2.2. Leitungsbeziehungen und Kontrollspannen: Einlinien- und Mehrliniensystem
2.2.3. Entscheidungskompetenz: Dezentralisierung vs. Zentralisierung
3. Krankenhauscharakteristik und Organigramm
4. Aufbauorganisatorische Verbesserungspotenziale
4.1. Allgemeine Vor- und Nachteile aufbauorganisatorischer Prinzipien
4.1.1. Objekt- und Verrichtungsprinzip
4.1.2. Einlinien- und Mehrlinienprinzip
4.1.3. Zentralisierung und Dezentralisierung
4.2. Fallbezogene Betrachtung am Beispielkrankenhaus
5. Diskussion
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werden aufbauorganisatorische Verbesserungs-potenziale eines Krankenhauses einer Landeshauptstadt erörtert.
Ausgehend von Grundlegenden Begriffsbestimmungen sollen anhand eines exemplarischen Organigramms organisatorische Gestaltungsfragen nach den Kriterien der Stellenbildung, Leitungsbeziehungen und Entscheidungsspanne beleuchtet werden.
Diese werden zunächst unter Berücksichtigung in der Literatur genannter allgemeiner Vorzüge und Nachteile ausführlich zusammenfassend dargestellt.
Folgend wird die Krankenhausorganisation pointiert am Organigramm erläutert und schließlich problematisierend dargestellt.
2. Begriffsbestimmungen
2.1. Definition Krankenhaus
Das moderne Krankenhaus ist ein Dienstleistungsanbieter im Sektor Gesund-heitswesen. Unter dem Begriff Krankenhaus soll hier eine Einrichtung des Gesundheitswesens verstanden werden, in der unter ständiger ärztlicher Leitung bei nach wissenschaftlich anerkannten Methoden Krankheiten, Leiden und körperliche Schädigungen durch ärztliche und pflegerische Maßnahmen festgestellt, geheilt oder gelindert werden. Auch die Geburtshilfe zählt zu den Aufgaben der Krankenhausbehandlung1 2.
In Deutschland wird entsprechend dem Krankenhausfinanzierungsgesetz unter Krankenhaus ein Betrieb verstanden, in dem zu versorgende Personen unter-gebracht und verpflegt werden.
2.2. Organisatorische Strukturmerkmale
Bei der Gestaltung der Aufbauorganisation können als „fundamentale Strukturierungsprinzipien“ die Stellenbildung, Bildung von Leitungsprinzipien und Kontrollspannen sowie die Regelung von Entscheidungskompetenzen differenziert werden3. Diese Prinzipien sollen im Folgenden zunächst zusammenfassend erläutert werden:
2.2.1. Prinzipien der Stellenbildung: Objekt- und Verrichtungsprinzip
Als Ergebnis einer horizontalen Differenzierung kann eine Divisional- und eine Funktionalorganisation differenziert werden. Eine Gliederung nach produkt-bezogenen Teilbereichen/Objekten (Produkte, Regionen, Projekte, Prozesse) führt zu einer Divisionalorganisation, während eine Gliederung nach Ver-richtungen/Funktionen einer Funktionalorganisation entspricht4.
2.2.2. Leitungsbeziehungen und Kontrollspannen: Einlinien- und Mehrliniensystem
Bei der Betrachtung von Organisationsmodellen können Befehlsketten, An-weisungswege und Verantwortlichkeiten anhand von Leitungsbeziehungen dargestellt werden. Die Linienorganisation ist eine Art der Hierarchie/Instanzen in Organisationen, bei der verschiedene Stellen unterschiedliche Funktionen wahrnehmen und hierbei je nach Instanz zu Weisungsnehmern und –gebern werden. Nach Laux und Liermann5 ist die Übertragung von Weisungsrechten für die Übertragung von Aufgaben innerhalb der Organisation erforderlich.
Das auf Henri Fayol zurückgehende Einliniensystem orientiert sich am Grundsatz der Einheit der Auftragserteilung. In diesem einfachen Fall erfolgt die Weisungskette streng hierarchisch. Das Mehrliniensystem meint eine polyhierarchische Organisation mit mehreren übergeordneten Weisungen durch Spezialisten6. Es basiert auf dem von Frederick Winslow Taylor geprägten Funktionsmeistersystem. Die Spezialisierung der Vorgesetzten soll qualifizierte Entscheidungen begünstigen7. Das Mehrliniensystem wird auch Funktions-system genannt und basiert auf dem System der Mehrfachunterstellung[5]. Dabei kann ein Weisungsempfänger Anordnungen vom mehreren Instanzen erhalten. Beim Einliniensystem werden Anordnungen nur von einer übergeordneten Instanz empfangen.
2.2.3. Entscheidungskompetenz: Dezentralisierung vs. Zentralisierung
Betreffend die Art der Leitungsbeziehung stellt die Kontroll- oder Leitungs-spanne mit den Aspekten Zentralisierung und Dezentralisierung ein weiteres wesentliches Kriterium der Aufbauorganisation dar. Von Zentralisierung spricht man, wenn gleichartige oder ähnliche Verrichtungen (Aufgaben, Arbeits- und Verantwortungsbereiche) und/oder Objekten auf einer Stelle/Abteilung zu-sammengefasst werden. Nach Wittlage lassen sich zumindest die folgenden Arten der Zentralisierung differenzieren: Verrichtungszentralisierung, Objekt-zentralisierung, Entscheidungszentralisierung sowie Zentralisation in räumlicher und sachlicher Dimension8.
Dezentralisierung kann sowohl vertikal als auch horizontal erfolgen. In der vertikalen Dezentralisierung geht es um die Verteilung formaler Macht auf die jeweils tiefer liegende Hierarchieebene (Delegation). In der horizontalen Betrachtung bleibt der Blick auf eine bestimmte Hierarchieebene fixiert. Entscheidend dabei ist, dass es sich nicht um "vertikal" vorgesetzte Machtträger handelt (Partizipation)9.
Die konkrete Gestalt der innerorganisationalen Regelungen der Arbeitsteilung und der Arbeitskoordination bestimmen die Effektivität und die Kosten eines Unternehmens wesentlich. Somit stellt das Ausmaß an Zentralisierung bzw. Dezentralisierung ein wesentliches Moment hinsichtlich die Effektivität und die Kosten einer Unternehmung dar.
3. Krankenhauscharakteristik und Organigramm
Das Beispielkrankenhaus (Anm.: anonymisiert) ist ein freigemeinnütziges Akutkrankenhaus der dritten Versorgungsstufe (Schwerpunktversorgung) sowie Akademisches Lehrkrankenhaus. Mit seinen etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügt es über 456 Planbetten mit neun Fachdisziplinen bei jährlich ca. 18.500 stationären Behandlungsfällen. Mutterorganisation und alleiniger Anteilseigner der als Gesellschaft mit beschränkter Haftung eine konfessionelle Trägerorganisation (Anm: anomymisiert). Dem Krankenhaus ist eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule angeschlossen, die eine dreijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger ermöglicht10.
Eine Übersicht der organisatorischen Strukturen zeigen die beiden folgenden Abbildungen im Sinne eines Organigramms. (entfällt zugunsten Anonymi-sierung).
4. Aufbauorganisatorische Verbesserungspotenziale
4.1. Allgemeine Vor- und Nachteile aufbauorganisatorischer Prinzipien
Im Folgenden werden die in der Literatur angegebenen Vor- und Nachteile aufbauorganisatorischer Prinzipien im Allgemeinen beschrieben.
4.1.1. Objekt- und Verrichtungsprinzip
Im Rahmen der divisionalen Organisation wird auf der zweiten Ebene der Leitung nach Objekten gegliedert. Hierbei sind im Allgemeinen eine Konzentration auf ein Produkt, Kundensegment oder Region möglich. Es bestehen eindeutige Projektverantwortlichkeit sowie klare Kompetenzregelung innerhalb des Projektes. Notwendige Kompetenzen sind in einer Entscheidungseinheit vereint. Bei Wettbewerb unter den Einheiten kann eine oft verstärkte Motivation verzeichnet werden. Auch können kunden- bzw. nachfragespezifische Bedürfnisse besser berücksichtigt werden. Nachteilig kann die z. T. autonome Entwicklung von Einheiten sein, es können Zersplitterung von Kundenbeziehungen sowie unerwünschter Wettbewerb und Objektegoismus entstehen. Bei einer konsequenten Spartengliederung wird auf die Ausnutzung von Größenvorteilen verzichtet.
Beim Verrichtungsprinzip wird auf der zweiten Organisationsebene nach Funktionen differenziert und spezialisiert. Neben dieser Spezialisierung kommt es zu günstigerer Auslastung von Kapazitäten und Wegfall von Mehrfach-kapazitäten unter der Bedingung gleichartiger Produkte. Größenvorteile („economies of scale“) wie etwa Kostendegressionseffekte. Schließlich führt die Orientierung an fachlicher Spezialisierung der Aufgabenträger zu spezifischen Lerneffekten.
Ungünstig können sich zunehmende Koordinations- und Abstimmungs-anforderungen der einzelnen organisatorischen Funktionalbereichen erweisen. Außerdem kann eine starke Spezialgebietpräferenz zu fehlender Konzentration auf einzelne Kunden/Produkte führen11 12.
[...]
1 Vgl. § 107 SGB V
2 Vgl. Schüppel et al, 2005
3 Vgl. ebenda
4 Vgl. Osterloh, 2005
5 Vgl. Laux & Liermann, 2005
6 Vgl. Taylor, 1967
7 Vgl. Laux & Liermann, 2005
8 Vgl. Wittlage
9 Vgl. Lehner et al. 1991, S. 117f.
10 Vgl. Qualitätsbericht 2005/2006 der Beispielklinik. (anonymisiert)
11 Vgl. Müller
12 Vgl. Etter