Arbeitszeitmodelle mit Fokus auf flexible Arbeitszeiten
Entsteht durch flexible Arbeitszeitgestaltung eine positive Auswirkung auf die Arbeitsleistung?
Zusammenfassung
Der Wertewandel wird vor allem durch junge Berufseinsteiger verkörpert. Die Generationen Y und Z, die zwischen 1986 und 1999 bzw. ab 2000 geboren wurden, legen großen Wert auf selbstbestimmte Work-Life-Balance. Das Thema der Nachwuchsgewinnung und Besetzung von offenen Stellen wird für Unternehmen immer bedeutsamer, ihren qualifizierten Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten anzubieten, um diese langfristig an sich zu binden.
Es ist für Unternehmen von großer Wichtigkeit, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um einerseits die Produktivität, Kreativität und Zufriedenheit der Mitarbeiter weiterhin zu sichern und andererseits einen Ausgleich zwischen Arbeitsleistung und Lebensqualität zu ermöglichen. Arbeitszeit ist inzwischen zu einer Schlüsselressource für Unternehmen geworden. Durch passende Arbeitszeitmodelle können für Berufstätige in verschiedenen Lebensphasen die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie sichergestellt werden.
Unternehmen können über Arbeitszeitwünsche häufig nicht mehr mit Hinweis auf die betrieblichen Erfordernisse und die Marktanforderungen hinwegsehen. Umso stärker Unternehmen um hochqualifizierte Arbeitskräfte konkurrieren, umso besser sind die Durchsetzungschancen für flexible Arbeitszeitmodelle.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Aspekte und Forschungsstand
2.1 Überblick Arbeitszeitmodelle
2.2 Flexible Arbeitszeitmodelle
2.2.1 Teilzeit
2.2.2 Gleitzeit
2.2.3 Vertrauensarbeitszeit
2.2.4 Telearbeit
2.3 Motivation
2.4 Motivation durch flexible Arbeitszeit
3. Methodik
4. Praxis
5. Fazit: Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abbildungsquellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Formen flexibler Arbeitszeit 2010 in %
Abbildung 2: Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle nach Unternehmensgröße in %
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Flexibilität von Arbeitszeitmodellen und Zielorientierung
Abbildung 4: Wo Ideen entstehen. Das Kreativitätsdiagramm
Abbildung 5: Bedürfnispyramide von Maslow (1954)
1. Einleitung
„Stechuhr und Präsenzpflicht haben ausgedient.“1
Die immer weiter zunehmende Flexibilisierung des wirtschaftlichen Lebens führte in den letzten Jahren zu einer verstärkten Abwendung von starren, traditionellen Arbeitszeitkonzepten.2 Vor allem das Thema Arbeitszeit steht im Fokus politischer, gesellschaftlicher und jüngst rechtlicher Diskussionen. Auch die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschmelzen in letzter Zeit mehr miteinander. Die „Normalarbeit“ mit einem Achtstundentag und einer Fünftagewoche verliert weiter an Bedeutung. Flexible Arbeitszeiten mit Spät-, Nacht- und Wochenendarbeit, sowie freie Arbeitseinteilung verbreiten sich.3 Dies liegt hauptsächlich an Trends, wie Globalisierung, Wertewandel, demografischem Wandel und an der Digitalisierung. Der Wertewandel wird vor allem durch junge Berufseinsteiger verkörpert. Die Generationen Y und Z, die zwischen 1986 und 1999 bzw. ab 2000 geboren wurden, legen großen Wert auf selbstbestimmte Work-Life- Balance. Das Thema der Nachwuchsgewinnung und Besetzung von offenen Stellen wird für Unternehmen immer bedeutsamer, ihren qualifizierten Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten anzubieten, um diese langfristig an sich zu binden.4
Es ist für Unternehmen von großer Wichtigkeit, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um einerseits die Produktivität, Kreativität und Zufriedenheit der Mitarbeiter weiterhin zu sichern und andererseits einen Ausgleich zwischen Arbeitsleistung und Lebensqualität zu ermöglichen. Arbeitszeit ist inzwischen zu einer Schlüsselressource für Unternehmen geworden. Durch passende Arbeitszeitmodelle können für Berufstätige in verschiedenen Lebensphasen die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie sichergestellt werden.5
Unternehmen können über Arbeitszeitwünsche häufig nicht mehr mit Hinweis auf die betrieblichen Erfordernisse und die Marktanforderungen hinwegsehen. Umso stärker Unternehmen um hochqualifizierte Arbeitskräfte konkurrieren, umso besser sind die Durchsetzungschancen für flexible Arbeitszeitmodelle.
Es stellt sich daher die Frage, ob die Motivation der Arbeitnehmer durch flexible Arbeitszeitgestaltung beeinflusst wird und dadurch eine positive Auswirkung auf die Arbeitsleistung entsteht.6
2. Theoretische Aspekte und Forschungsstand
2.1 Überblick Arbeitszeitmodelle
Arbeitszeitmodelle umfassen einen Rahmen mit Bedingungen, der die Arbeitszeitgestaltung von täglicher, wöchentlicher und jährlicher Arbeitszeit bis hin zur Lebensarbeitszeit und der Teilzeitarbeit untergliedert. Dabei kann die Festlegung der Arbeitszeit individuell oder kollektiv innerhalb eines Unternehmens erfolgen.
Die Lösung hinsichtlich Arbeitszeitmodellen wird in Unternehmen unterschiedlich gestaltet. Arbeitszeitmodelle lassen sich miteinander kombinieren und jedes Modell bietet sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber Vor- und Nachteile. Das Unternehmen soll einen optimalen Nutzen aus der Ressource Mitarbeiter ziehen können, während den Beschäftigten optimale Zeitspielräume zur Verfügung gestellt werden. Nachdem sich die Arbeitswelt immer schneller verändert, ändern sich die Anforderungen und Tätigkeiten der Beschäftigten stetig. Dies hat ebenso starke Auswirkungen auf die im Rahmen der vertraglich geschuldeten und dabei zur Verfügung stehenden Arbeitszeit eines Mitarbeiters.
Für eine erfolgreiche Etablierung eines Arbeitszeitmodells ist es erheblich, dass ein fairer Ausgleich zwischen den Interessen der beteiligten Parteien, den Arbeitgebern und Arbeitnehmern gefunden wird.
Zusätzlich müssen rechtliche Rahmenbedingungen beachtet werden, wie das Arbeitszeitgesetz, Arbeitsschutzgesetz, Teilzeit- und Befristungsgesetz, Sozialgesetzbuch, Betriebsverfassungsgesetz, Mutterschutzgesetz und die Arbeitsstättenverordnung. Außerdem bedarf es, falls vorhanden, der Zustimmung des Betriebsrates.
Im Zuge der Aktualität hat das Statistische Bundesamt eine Umfrage veröffentlich, bei welcher 36% der Arbeitnehmer angeben haben, flexible Arbeitszeitregelungen zu nutzen.
Arbeitszeitkonten zu führen, ist dort besonders beliebt, gefolgt von flexiblem Arbeitszeitraum, völliger Flexibilität und anderen Modellen. Feste Arbeitszeiten gibt es noch bei 58% aller Beschäftigten in diversen Branchen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Destatis (2012)
2.2 Flexible Arbeitszeitmodelle
Die „Normalarbeitszeit“ wird von Montag bis Freitag tagsüber zu bestimmten starren Zeiten ausgeführt. Im Gegensatz hierzu durchbrechen flexible Arbeitszeiten die Struktur, da das Arbeiten außerhalb festgelegter Zeitspannen und räumlicher Gegebenheiten erlaubt ist. „Flexible Arbeitsmodelle lassen sich nach zwei Gestaltungsparametem unterscheiden.“7
Es gibt das Kriterium der „Chronometrie“, welches sich auf die Dauer der Arbeitszeit bezieht, und der „Chronologie“, welches sich mit der zeitlichen Lage befasst.
Die chronometrische Art der Arbeitszeit ist ursprünglich eine Halbtagestätigkeit mit festen Anwesenheitszeiten. Die Variationen der Chronologischen Arbeitszeit sind durch gesetzliche Restriktionen begrenzt.8
Flexible Arbeitszeiten sind Arbeitszeitmodelle, vonseiten des Arbeitgebers, des Arbeitnehmers oder beider Parteien, die eine Wahl hinsichtlich des Umfangs und der zeitlichen Verteilung der Arbeitszeit vorsehen. Diese Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung wurde in den letzten Jahren sowohl in Arbeits- und Tarifverträge als auch in Unternehmensstrategien mit aufgenommen. Hierfür ist charakteristisch, dass die Arbeitszeit an den betrieblichen Bedarf und an die Wünsche der Beschäftigten angepasst werden kann.9
Die einzelnen Varianten der flexiblen Arbeitszeitmodelle ergeben sich aus den Elementen der Dauer, Lage, Verteilung und Verwaltung der Arbeitszeit, sowie des Arbeitsortes. Flexible und selbstbestimmte Arbeitszeiten ermöglichen es Arbeitnehmern, die Arbeit an das Privatleben anzupassen.10
In Abbildung 2 ist die Verteilung von Arbeitszeitmodellen im Bezug auf die Unternehmensgröße dargestellt. Große Unternehmen mit über 2.000 Beschäftigten bieten das größte Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle an, welches zu 90,9% aus flexibler Arbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit besteht. In Unternehmen mit ca. 500 - 2000 Beschäftigten liegt das Angebot noch bei 78,8% und in Unternehmen bis 500 Beschäftigten bei 72,8%. Diese Verteilung ist auch beim Einsatz von Teilzeitkräften sichtbar.
Abbildung 2: Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle nach Unternehmensgröße in %
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Mahler, Walter (2017) S. 13
Laut einer Studie befürworten 74% der Beschäftigten in Deutschland neue Zeitmodelle, da sie ihrer aktuellen Lebenssituation angepasst werden können.11 Im Nachfolgenden wird auf die relevantesten flexiblen Arbeitszeitmodelle mit Fokus auf deren Unterschiede näher eingegangen.
2.2.1 Teilzeit
Die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit ist ein bedeutsamer Faktor für Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber und in der Regel vertraglich vereinbart. Als Teilzeit gilt jede vertraglich festgelegte Arbeitszeit, die geringer als die betriebliche Regelzeit für vergleichbare Vollzeitkräfte ist.
Im Teilzeit- und Befristungsgesetz sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen festgelegt. Bei Bedarf stellt der Arbeitnehmer einen Antrag auf Teilzeit und gibt unter den gesetzlichen Voraussetzungen die gewünschte Verteilung an.12
Im Zuge dessen wird das Einkommen entsprechend der Verkürzung reduziert bzw. angepasst. Es können hierbei unzählige Varianten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vereinbart werden. Der Bezugszeitraum reicht von einer Woche bis hin zu mehreren Jahren. Es besteht die Möglichkeit sowohl Arbeitstage als auch Arbeitsstunden zu reduzieren. Starre Teilzeitarbeit, bei der Dauer und Lage der Arbeitszeit im Arbeitsvertrag festgelegt sind, gewinnt an Bedeutung. Bei flexibler Teilzeit hingegen variieren diese Faktoren, nur der Gesamtumfang der Arbeitszeit wird abgesprochen.13 Immer häufiger wird Teilzeit mit einem Weiterbildungsziel verbunden. Beschäftigte wechseln einige Jahre in die Teilzeit, mit dem Ziel sich extern, beispielsweise bei Lehrgängen oder berufsbegleitenden Studien, weiterzubilden. Meist handelt es sich hierbei um eine individuelle Absprache, bei welcher ein Mitarbeiter mit Führungspotential in eine Führungsposition entwickelt werden soll. Je nach Vereinbarung wird der Arbeitnehmer finanziell unterstützt.14
Des Weiteren gibt es die vollzeitnahe Teilzeitarbeit, welche eine Wochenarbeitszeit ab 30 Stunden umfasst. Hierbei liegt der Teilzeitumfang näher an der klassischen Vollzeitstelle, als an einer 50-Prozent-Teilzeitstelle. Diese Art von Teilzeit wird einerseits in Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebracht und andererseits von Mitarbeitern infolge gesundheitlicher Beschwerden ausgewählt.
In Deutschland präferieren Arbeitsnehmer das Modell der Teilzeit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den letzten 10 Jahren um ca. drei Stunden gesunken. Dieses Ergebnis wird durch Teilzeitarbeit stark beeinflusst, da im selbigen Zeitraum die Teilzeitarbeit von 14% auf 27% gestiegen ist.15
Auf politischer Ebene wurde lange über einen Gesetzesentwurf für ein garantiertes Rückkehrrecht von zeitlich befristeter Teilzeit zu dem vorherigen Arbeitszeitfaktor debattiert. Die seit dem 1. Januar 2019 geltende die sogenannte „Brückenteilzeit“ ist das Ergebnis dieses Prozesses. Dabei müssen gewisse gesetzliche Rahmenbedingungen im Teilzeit- und Befristungsgesetz beachtet werden. Neben dem gesetzlichen Anspruch ist es nun für Arbeitnehmer eine Erleichterung, eine planbare Aufstockung der Arbeitsstunden nach einer Phase der Zeitreduzierung vereinbaren zu können.
[...]
1 Astheimer, Vertrauen ist gut, Kontrolle macht Arbeit, S. 1.
2 Vgl. Das Arbeitzeitmodell ,Vertrauensarbeitszeit in der Praxis, S. 211.
3 Vgl. Flexible Arbeitszeitmodelle - Überblick und Umsetzung, S. 60.
4 Vgl. Deller, Evaluation flexibler Arbeitszeitmodelle am Beispiel einer Unternehmensberatung, S. 2.
5 Vgl. Hellert, Arbeitszeitmodelle der Zukunft - Arbeitszeit flexibel gestalten, S. 11.
6 Vgl. Deller, Evaluation flexibler Arbeitszeitmodelle am Beispiel einer Unternehmensberatung, S. 2.
7 Deller, S. 5.
8 Vgl. Deller, Evaluation flexibler Arbeitszeitmodelle am Beispiel einer Unternehmensberatung, S. 5.
9 Vgl. Flexible Arbeitszeitmodelle - Überblick und Umsetzung, S. 13.
10 Vgl. Absenger Arbeitszeiten in Deutschland, S. 32.
11 Vgl. Drei von vier Beschäftigten wünschen sich flexible Arbeitszeitmodelle.
12 Vgl. Hellert, Arbeitszeitmodelle der Zukunft - Arbeitszeit flexibel gestalten, S. 74.
13 Vgl. Deller, Evaluation flexibler Arbeitszeitmodelle am Beispiel einer Unternehmensberatung, S. 31-32.
14 Vgl. Deller, S. 34-35.
15 Vgl. Hellert, Arbeitszeitmodelle der Zukunft - Arbeitszeit flexibel gestalten, S. 16.