Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf Krafttraining zur Reha nach Operationen und Verletzungen. Dass Sport einen positiven Aspekt auf die Gesundheit des Menschen hat, lässt sich zweifelsfrei feststellen. Durch regelmäßige körperliche Aktivität lässt sich das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Adipositas, Diabetes, Haltungsschäden etc. deutlich verringern, zudem kann Sport auf psychischer Ebene Depressionen vorbeugen und abmildern, sowie positiv zur Stressregulation beitragen.
Doch neben den zahlreichen gesundheitsförderlichen Bereichen können die unerwünschten Begleiterscheinungen, die der Sport ebenso mit sich bringt, die positiven Effekte mitunter zur Nichte machen. Jährlich verletzten sich 5% aller Sporttreibenden (Verein, Schule und nicht organisierter Sport) so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen. Für den Leistungs- und Hochleistungssportler haben Verletzungen neben dem persönlichen Schicksal, dass er wichtige Wettkämpfe verpasst, möglicherweise auch ökonomische und existentielle Folgen.
Durch eine Verletzung kann der Profisportler seinen Beruf, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient, nicht mehr ausüben und auch Sponsoren- und Siegesprämien bleiben aus. Außerdem besteht für den Spitzensportler immer das Risiko, dass er nach seiner Verletzung nicht mehr sein ursprüngliches Ausgangsniveau erreicht und so seine Karriere beenden muss. Um die ursprüngliche Leistungsfähigkeit, die durch Schwellungen, notwendige Ruhigstellungen, Bewegungseinschränkungen sowie Kreislaufinstabilität deutlich verringert ist, wieder herzustellen, ist eine umfangreiche Rehabilitation notwendig. Wie diese abläuft, welche Aspekte des Krafttrainings hier eine Rolle spielen und welche Tests durchgeführt werden, damit der Sportler objektiv wieder leistungsfähig ist, darauf wird in der folgenden Arbeit genauer eingegangen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Grundlagen der Rehabilitation
2.1 Krafttraining in der Rehabilitation – Besonderheiten
2.2 Die Phasen der Rehabilitation bzw. des medizinischen Aufbautrainings
2.2.1 Akut-, Mobilisierungsphase oder auchfrühfunktionelle Therapie
2.2.2 Frühe Rekonvaleszenz, funktionelle Muskeltrainings- und Stabilisierungsphase
2.2.3 Funktionelles Muskelaufbautraining – späte Rekonvaleszenz
2.2.4 Muskelbelastungstraining – sportartenspezifische Belastung – Aufbautraining
3.„Return to Sport“ / „Return to Competition”
3.1 Definition Return-to-Activity-Algorithmus
3.1.1 Return to Activity (circa 6 Wochen postoperativ)
3.1.2 Return to Sport (circa 3 Monate postoperativ)
3.1.3 Return to Play (circa 6 Monate postoperativ)
3.1.4 Return to Competition (circa 9 Monate postoperativ)
4.Schluss und Ausblick: Prävention als die bessere Lösung?
5. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Dass Sport einen positiven Aspekt auf die Gesundheit des Menschen hat, lässt sich zweifelsfrei feststellen. Durch regelmäßige körperliche Aktivität lässt sich das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Adipositas, Diabetes, Haltungsschäden etc. deutlich verringern, zudem kann Sport auf psychischer Ebene Depressionen vorbeugen und abmildern, sowie positiv zur Stressregulation beitragen.1 Doch neben den zahlreichen gesundheitsförderlichen Bereichen können die unerwünschten Begleiterscheinungen, die der Sport ebenso mit sich bringt, die positiven Effekte mitunter zur Nichte machen. Jährlich verletzten sich 5% aller Sporttreibenden (Verein, Schule und nicht organisierter Sport) so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen.2 3 Für den Leistungs- und Hochleistungssportler haben Verletzungen neben dem persönlichen Schicksal, dass er wichtige Wettkämpfe verpasst, möglicherweise auch ökonomische und existentielle Folgen.4 Durch eine Verletzung kann der Profisportler seinen Beruf, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient, nicht mehr ausüben und auch Sponsoren- und Siegesprämien bleiben aus. Außerdem besteht für den Spitzensportler immer das Risiko, dass er nach seiner Verletzung nicht mehr sein ursprüngliches Ausgangsniveau erreicht und so seine Karriere beenden muss.5 Um die ursprüngliche Leistungsfähigkeit, die durch Schwellungen, notwendige Ruhigstellungen, Bewegungseinschränkungen sowie Kreislaufinstabilität deutlich verringert ist, wieder herzustellen, ist eine umfangreiche Rehabilitation notwendig. Wie diese abläuft, welche Aspekte des Krafttrainings hier eine Rolle spielen und welche Tests durchgeführt werden, damit der Sportler objektiv wieder leistungsfähig ist, darauf wird in der folgenden Arbeit genauer eingegangen.
2. Grundlagen der Rehabilitation
Unter Rehabilitation sind alle Maßnahmen zu verstehen, die versuchen eine durch eine Verletzung verursachte Behinderung im Alltag, Berufs- und Sportleben zu überwinden oder, falls eine vollständige Wiederherstellung aufgrund der Schwere der Verletzung nicht mehr möglich ist, immerhin anzugleichen.6 Die Einschränkungen, die der Sportler bzw. Patient durch die Verletzung hat, sind dabei von solchem Ausmaß, dass sie ohne Rehabilitationsmaßnahmen bleibende Folgen hinterlassen würden (bspw. Humpeln nach einem nicht therapierten Fußbruch).7
Die Rehabilitation stellt Einflussnahmen auf drei Ebenen dar: Funktion (ärztliche Therapie bspw. Operation), Aktivität (medizinisches Aufbautraining) und Partizipation (Beruf, Persönlichkeit, familiäre Unterstützung etc.).8 Die Thematik des Krafttrainings spielt sich auf der Aktivitätsebene ab und ist somit Bestandteil des medizinischen Aufbautrainings (MAT), welches per Definition das Ziel verfolgt, die körperliche Leistungsfähigkeit und die motorischen Fähigkeiten, welche durch Strukturschädigungen der Muskulatur, Bänder oder Knochen sowie dadurch einhergehende Muskelatrophien reduziert sind, wiederherzustellen.9 Komponenten des MAT sind Kraft-, Ausdauer-, Beweglichkeits- und Koordinationstraining, welche jeweils dem aktuellen Belastungs- und Trainingszustand des Verletzten angepasst und von der jeweiligen Phase der Rehabilitation, in der sich der Patient aktuell befindet (vgl. 3.2 Phasen der Rehabilitation) abhängig sind. Da das Thema des der Arbeit zugrundeliegenden Seminars Krafttraining war, wird in der Folge spezifisch auf das Krafttraining in der Rehabilitation eingegangen und die anderen konditionellen und koordinativen Komponenten, die im Rehabilitationsprozess ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, nur am Rande erwähnt.
2.1 Krafttraining in der Rehabilitation – Besonderheiten
Krafttraining wird in vielen Bereichen eingesetzt, wie z.B. in den kraft- und muskeldominierten Sportarten wie Gewichtheben oder Bodybuilding und auch im leistungssportlich orientiertem Training, wo Krafttraining inzwischen sportartenunabhängig fester Bestandteil des Trainingsalltag ist. Ziel ist es hier, die Kraftfähigkeiten der Hauptbewegermuskeln durch gezieltes Training kurz- und langfristig anzuheben, um so eine sportliche Leistungsverbesserung in der jeweiligen Sportart zu erzielen.10 Ein rehabilitatives Krafttraining verfolgt hier ein etwas anders geartetes Ziel, hier wird die „ Normalisierung der Muskelfunktion und (…) speziell die Wiedergewinnung der Kraftfähigkeiten (z.B. Maximal- und Explosivkraft) und der muskelstrukturellen Eigenschaften (Muskelquerschnitt und -architektur) (…)“ 11 angestrebt.
Besonders Augenmerk gilt es beim rehabilitativen Krafttraining darauf zu legen, dass die traumatisierten bzw. heilenden Strukturen (Bänder, Knochen) eine deutlich geringere Belastbarkeit aufweisen12 und somit schnell in Gefahr laufen überlastet zu werden. Dementsprechend gilt es die Trainingsparameter13 jeweils der aktuellen Belastungsfähigkeit anzupassen. Zudem muss die Arbeit der atrophierten Muskulatur kompensatorisch von nicht betroffenen Muskelgruppen übernommen werden.14 So muss das Krafttraining auf ein „ zielgerichtetes Ansteuern der hyperaktiven Muskeln bei gleicher Reduktion der Kraftentfaltung hyperaktiver Muskeln“ 15 abzielen. So ist es beispielsweise nach einer Knieverletzung sinnvoller einbeinige Kraftübungen durchzuführen, da bei beidbeinigen Kraftübungen (z.B. in der Beinpresse) die deutlich stärkere Oberschenkelmuskulatur der nicht betroffenen Extremität den Großteil der Muskelarbeit übernehmen würde.
2.2 Die Phasen der Rehabilitation bzw. des medizinischen Aufbautrainings
Die Rehabilitation und mit ihr das medizinische Aufbautraining, wird in der Literatur in vier16 bzw. bei Ehrich und Gebel17 in fünf aufeinander aufbauenden Phasen eingeteilt, wobei die Bezeichnung der Phasen bei den unterschiedlichen Autoren etwas variiert:
[...]
1 Vgl. Lampert, Mensink und Ziese T. (2005) S. 1357
2 Henke, Gläser und Heck (2000) S. 3
3 Unter einer Sportverletzung ist jede Art von Verletzung zu verstehen, die sich bei der Ausübung sportlicher Aktivitäten ereignet. In einer bestimmten Situation (z.B. bei einem Fahrradsturz und dem Abstützen auf dem Arm zum Abfangen des Sturzes) kommt es durch hohe Kräfte zu einer Überforderung der Belastungsfähigkeit der Gewebestrukturen und somit zu deren Zerstörung. Eine Überforderung kann entweder exogen, also durch die Einflussnahme eines Kontrahenten oder der Umgebung (z.B. Gegenspieler im Fußball tritt auf den Knöchel) oder endogen, ohne direkte äußere Einwirkungen (z.B. Überlastungsbruch, Muskelfaserriss beim Lossprinten).
4 Freiwald (2007) S. 156
5 Akato und Lambert (2017) S. 27
6 Schmitt-Sody, M. und Valle, C. (2015). S. 112
7 Vgl. Nuhr (2015). S. 10
8 Vgl. Nuhr (2015) S.11
9 Steinmann und Allwang (2009). S. 195
10 Schlumberger (2007) S. 177
11 Schlumberger (2007) S.178
12 Vgl. Ebd. S. 178
13 Trainingsparameter, die der aktuellen Belastungsfähigkeit des Sportlers angepasst werden können, sind u.a. Reizqualität, Reizintensität, Reizdauer, Reizdichte, Reizumfang und Reizfrequenz. Vgl. Steinmann und Allwang (2009) S. 196
14 Ebd. S.178
15 Ebd. S.178
16 Vgl. hierfür z.B. Schmitt-Sody, M. und Valle, C. (2015) S.122 und Steinmann und Allwang (2009) S. 218-221
17 Vgl. hierfür u.a. Ehrich und Gebel (2000) S.42