Die Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion von psychisch erkrankten Menschen in die Gesellschaft
Zusammenfassung
Aus dem deutschsprachigen und englischsprachigen Raum liegen einige Publikationen zur Inklusionsarbeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Psychiatrie vor. Das Ziel dieser Literaturübersicht ist es, einen Überblick über die Rolle der Psychiatrischen Pflege bei der Integration psychisch erkrankter Menschen zu schaffen. Es wurde eine systematische Literatursuche in den Datenbanken PubMed, Aktion psychisch Kranke und der Zeitschrift Pflegewissenschaft durchgeführt.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Abstract
Summary
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Problemstellung
Fragestellung
Zielsetzung
1. Methodik
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Stützpunkte der Arbeit und deren Definitionen
2. 2 Inklusion und I ntegration
2.3 Integration
2.4 Inklusion
2.5 Ziel und Aufgaben der Inklusion
3 Einführung in die Definition von psychiatrische Erkrankungen
3.2 Klassifikation psychischer Erkrankung
3.3 Folgen von psychischen Erkrankungen
4 Ergebnisse
5 Psychiatrische Pflege im Zusammenhang mit der Inklusion
5.1 Die Aufgaben der psychiatrischen Pflege
5.2 Die Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion psychisch erkrankter Menschen in der Gesellschaft
5.3 Unterstützung beim selbstbestimmten Wohnen
5.4 Teilhabe an Arbeit und Beschaftigung
5.5 Die Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion psychisch erkrankter Menschen in der Gesellschaft aus Sicht von Dirk Richter
6 Schlussfolgerung
7 Literaturverzeichnis
Anhang
I. Systematische Literaturrecherche
II. Literaturrecherche: National Bibliothek
III. Literaturrecherche: Katalog Plus der Frankfurt University
IV. Literaturrecherche: PubMed
V. Literaturrecherche: Pflegewissenschaft Zeitschrift
VI. Literaturrecherche Aktion Psychisch Kranke
VII. Literaturrecherche: Internet
Danksagung
An diesem Punkt angekommen freue ich mich sehr die Möglichkeit zu haben, mich bei all denjenigen zu bedanken, die es mir ermöglicht haben, dass ich heute soweit gekommen bin. Mein Dank geht vor allem an meine Eltern und Geschwister. Ebenfalls danke ich meinen guten Freunden, die mich wahrend meiner Studienzeit unterstützten, begleiteten und für mich da waren. Daneben gilt ein besonderer Dank auch meinen Betreuerinnen an meine Betreuerinnen Prof. Dr. Sabine WeiBflog und Prof. Dr. Julia Lademann, die meine Thesis betreuen und begutachten. Des Weiteren möchte ich mich bei meinen Kommilitonen Nesrin O., Linh- Lena N. Meriam A. und Nadja K. bedanken, die mir mit viel Geduld, Interesse und Hilfsbereitschaft zur Seite standen und nach Lösungen suchten. Zum Schluss möchte ich mich auch bei meinem Freund Michael Oduro bedanken, der viel Geduld und mein Ruhepol wahrend der Erstellung der Bachelorthesis war.
Duisburg, den 24.01.2017
Abstract
Jeder Mensch hat das Recht auf Inklusion bzw. auf die Zugehörigkeit zum gesellschaftlichen Leben, so steht es in der UN-Behindertenkonvention. Diese Aussage gilt auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind teilweise in der Gesellschaft angekommen, sie sind aber teilweise auch von Stigmatisierung bedroht. Die Psychiatrische Pflege unterstützt, betreut und hilft diesen Menschen bei der Eingliederung in das gesellschaftliche Leben.
Aus dem deutschsprachigen und englischsprachigen Raum liegen einige Publikationen zur Inklusionsarbeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Psychiatrie vor. Das Ziel dieser Literaturübersicht ist es, einen Überblick über die Rolle der Psychiatrischen Pflege bei der Integration psychisch erkrankter Menschen zu schaffen. Es wurde eine systematische Literatursuche in den Datenbanken PubMed, Aktion psychisch Kranke und der Zeitschrift Pflegewissenschaft durchgeführt.
Schlüsselwörter: Inklusion, Soziale Inklusion, Integration, Eingliederung, Gemeindepsychiatrie, Psychiatrische Pflege, Psychische Erkrankung,
Summary
Every Human has a right for inclusion or for affiliation in society, that's what the UN-Disability convention says. This also counts for humans with mental illnesses. Humans with mental illnesses are partially accepted in our society and are partially under threat by stigmatization. The psychiatric nurse supports, looks after and helps their inclusions into a social life. There are many publication sources about inclusions of humans with mental illnesses from the Germanspeaking to English-speaking areas. The goal of this literature overview is to have a view about the role of the psychiatric nursing for the inclusion of humans with mental illnesses. A systematically literature research in the database PubMed, Aktion psychisch Kranke and Pflegewissenschaft Zeitschrift were the methodic procedures.
Keywords: Inclusion, Social Inclusion, Integration, Community Psychiatry, Mental Health Nursing, Mental Illness
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Integration Aktion Mensch
Abbildung 2 Inklusion Aktion Mensch
Einleitung
„Wichtig ist es nicht, gesund zu werden, sondern mit seinem Leiden zu leben“
(Albert Camus, 2005, 54.)
Die vorliegende Thesis, die im Rahmen des Studiengangs Pflege B. Sc. an der Frankfurt University of Applied Science verfasst wurde, beschaftigt sich mit dem Thema: „ Die Rolle der Psychiatrischen Pflege bei der Inklusion von psychisch e rkrankten Menschen in der Gesellschaft“.
Aufbau der Thesis
Im ersten Kapitel der vorliegenden Ausarbeitung werden die Problemstellung, Fragestellung und Zielsetzung verdeutlicht. Im zweiten Kapitel wird die Methodik mit Ein- und Ausschlusskriterien offengelegt. Die Methodik basiert auf einer systematischen Literaturrecherche.
Dazu wurde evidenzbasierte wissenschaftliche Literatur bevorzugt, welche durch eine systematische Literaturrecherche der Datenbank PubMed, der Fachzeitschrift Pflegewissenschaft und der Aktion Psychisch Kranke erfolgte. AnschlieBend wurden die Ergebnisse der Recherche naher beschrieben. Die Trefferzahlen der Analyse wurden tabellarisch im Anhang (S. 37) vermerkt.
Im nachfolgenden dritten Kapitel werden die Stützpunkte der Arbeit und deren Definitionen herauskristallisiert. Hierbei gibt es einen naheren Einblick in die Begriffe „Integration“ und „Inklusion“ sowie deren Aufgabe und Ziel.
Im Folgenden wird auBerdem eine kurze, aber essentielle Einführung in psychische Erkrankungen, deren Klassifikation und Stigmatisierung, die als Folge einer psychischen Erkrankung bei einem Menschen betrachtet werden kann, gegeben. Im vorletzten Kapitel ist der Zusammenhang von Inklusion und psychiatrischer Pflege dargestellt und letztlich die Forschungsfrage differenziert beantwortet.
Darunter fallen die Punkte „Aufgaben der Psychiatrischen Pflege“, die „Rolle der Psychiatrischen Pflege bei der Integration psychisch erkrankter Menschen in der Gesellschaft“ sowie die Punkte „Unterstützung beim selbstbestimmten Wohnen in der Gesellschaft“ und „Teilhabe an Arbeit und Beschaftigung in der Gesellschaft“. Beim letztgenannten Punkt wurde die Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion psychisch erkrankter Menschen aus der Sicht von Dirk Richter beschrieben. AbschlieBend werden Schlussfolgerungen gezogen.
Problemstellung
Nach Steinhart und Wienberg (2016) leiden zwischen 1 und 2 % der deutschen erwachsenen Bevölkerung oder 500 000 bis 1 Mio. an einer schweren psychischen Erkrankung (65). Darüber hinaus bestehen auch „gut 40 Jahre nach Vorlage der Psychiatrie-Enquete [...] zu jedem Zeitpunkt nach wie vor erhebliche Defizite in der Versorgung dieser Personengruppe“ (Steinhart und Wienberg, 2016,65).
Gaebel. W. & Schlamann, P. (2010) beschreibt in Anlehnung an das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit hingegen, dass jeder dritte bis vierte Deutsche im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung erkrankt. Dennoch seien psychische Erkrankungen ein Tabu in unserer Gesellschaft und mit Diskriminierung und Stigmatisierung in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie und im Freundeskreis verbunden (vgl. DRK, 2014,78).
In der Studie von Dirk Richter et. al. 2006 werden die Benachteiligungen psychisch kranker Menschen in vielen Bereichen des sozialen Lebens beschrieben. „Psychisch kranke Menschen leiden in diverser Hinsicht unter der Nichtanerkennung ihrer Krankheiten und als Konsequenz unter der Nichtanerkennung ihrer Person“ (ebd., 704).
Richter et. al. (2006) zit. auch, dass die erkrankten Menschen sich in verschiedenen Dimensionen ausgeschlossen fühlen (704). Dies reiche von der Missachtung in persönlichen Gesprachen bis hin zu kaum überwindbaren Problemen auf dem Arbeitsmarkt, sobald die Krankheit bekannt werde (vgl. ebd.,704). Laut Riedel- Heller & Richter (2008) hat sich die Versorgung psychisch Kranker in den letzten Jahrzehnten dramatisch verandert (213).
Riedel - Heller & Richter (2008) schildern aber ebenfalls, dass die gemeindepsychiatrische Arbeit im Lebenskontext unter Berücksichtigung von sozialen Faktoren und unter Verwendung von sozialen Beziehungen abzielt und in der sozialen Eingliederung bzw. Inklusion in das Alltagsleben der Gemeinschaft erfolgt (213).
Inklusion erfordert demnach notwendige Hilfen für alle Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie ist in der heutigen Zeit sehr bedeutend und wird voraussichtlich auch in Zukunft ein bedeutsames Thema bleiben. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch vollstandig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen teilhaben und sie mitgestalten kann - und - zwar von Anfang an, unabhangig von seinen individuellen Fahigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, des Geschlechts oder Alters (vgl. BDP 2013, 11).
Nach Brückner (2010) hat sich die psychiatrische Versorgung Ende der 70er bis 80er in Deutschland reformiert (15) und gewinnt laut WeiBflog et. al. (2015) immer mehr an Bedeutung. GroBe psychiatrische Einrichtungen wurden teilweise aufgelöst und die Betroffenen in kleinere Wohneinrichtungen oder, wenn möglich, nach Hause in eine eigene Wohnung entlassen, und sie sind auch in den Arbeitsalltag eingedrungen. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten nicht langer unter menschenunwürdigen Bedingungen exkludiert, sondern im Rahmen der Gesundheitsversorgungsstrukturen in die Gesellschaft integriert leben (vgl. Brückner 2010, 15). Die S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN (2012) empfiehlt in der Unterstützungsleistungen zudem, dass psychisch erkrankte Menschen in „normalen“ Wohnungen leben sollten (16ff). Die Unterstützungsleistung psychisch erkrankter Menschen bedarf nicht nur des Umstandes, sie in normale Wohnung unterzubringen. Es bedarf auch der Möglichkeit, dass sie ihr eigenes Geld verdienen und in Arbeitsverhaltnissen stehen. Um diesen Bedarf nachzukommen, betreut und unterstützt die psychiatrische Pflege psychisch erkrankte Menschen bei der Eingliederung in das gesellschaftliche Leben. Sie leistet dabei verschiedene Beitrage zur Inklusion bzw. Teilhabe psychisch Erkrankter in der Gesellschaft (vgl. Wienberg, 2007, 13).
Fragestellung
Anhand der oben geschilderten Problematik lieB sich folgende zentrale Fragestellung herauskristallisieren: Welche Rolle hat die psychiatrische Pflege bei der Integration von psychisch erkrankten Menschen in der Gesellschaft? Zur Beantwortung dieser Fragestellung stützte sich die Autorin auf verschiedene verschiedenartige Literatur unter anderem von Dirk Richter, der sich intensiv mit der Gemeindepsychiatrie sowie der Inkludierung psychisch erkrankter Menschen befasst.
Zielsetzung
Die Zielsetzung der Bachelorarbeit ist es, „aufzuzeigen, welche Rolle die psychiatrische Pflege bei der Integration psychisch erkrankter Menschen besitzt“.
1. Methodik
Um einen ersten Überblick über das Thema „Die Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion von psychisch erkrankten Menschen in der Gesellschaft“ zu bekommen und die Fragestellung bzw. die zugrundliegende Forschungsfrage nach der Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Integration von psychisch kranken Menschen in der Gesellschaft zu beantworten, wurde zunachst eine systematische Literaturrecherche zwecks Einblick in den aktuellen Forschungstand durchgeführt.
Die Recherche erfolgte auf der Grundlage von Eva- Maria Panfils (2013) Wissenschaftliches Arbeiten in der Pflege. Für den genauen Überblick wurden entsprechende Kriterien im Zusammenhang mit Ein- und Ausschlusskriterien erstellt, um das Grundgerüst zu bilden.
Folgende Ein- und Ausschlusskriterien wurden gebildet:
Einschlusskriterien
- Allgemeine Aufgaben und Tatigkeiten psychiatrischer Pflege (ambulant und stationar)
- Psychische Erkrankung/Störung
- Aufgaben und Tatigkeiten der psychiatrischen Pflege in der Inklusion Arbeit/Eingliederung/Integration bei psychisch erkrankten Menschen
- Ansatze des Sozialwesens (Soziale Arbeit in Bezug auf psychiatrische Pflege von psychisch Erkrankten)
- Inklusion, Einschluss und Integration
- Studien
- Gemeindepsychiatrie
- Ambulante Psychiatrie und Psychiatrien
- Behandlung
- Psychiatrische Pflegekrafte in psychiatrischen Einrichtungen
- Gesellschaft/Gemeinde
Ausschlusskriterien
- Krankenpflege
- Menschen mit Behinderung
- Exklusion, Ausschluss
- Fachliteratur
- Kurzzeitpflege, Seniorenheime
- Psychiatrisch erkrankte Kinder
Es erschien zunachst sinnvoll, dass die Kriterien zur Literatursuche aus evidenzbasierten Studien und aus pflegewissenschaftlichen Aspekten heraus erstellt wurden, um einen konkreten Bezugsrahmen zu bilden.
Aus den Ein- und Ausschlusskriterien wurden anschlieBend Suchbegriffe gebildet, mit denen in einschlagigen Datenbanken und Suchmaschinen nach Literatur gesucht wurde.
Das Ziel dieser Recherche war es, aufbauend auf den theoretischen Rahmen und die dort gewonnenen Ergebnisse die in einigen Aspekten noch offene Fragestellung zu bearbeiten und somit zu versuchen, sie im Ergebnis zufriedenstellen und differenziert zu beantworten.
Die Datenbank PubMed ist eine bibliografische englischsprachige Literaturdatenbank, die medizinrelevante Fachzeitschriften der National Library of Medicine nachweist (vgl. PubMed Health). Diese Datenbank gab Einblicke in die medizinrelevanten Fachzeitschriften.
Die Aktion psychisch Kranke ist eine Vereinigung zur Reform der Versorgung psychisch Kranker e.V., ein gemeinnütziger Verein, der durch das Bundesministerium für Gesundheit institutionell gefördert wird und darüber hinaus selbst Handreichungen, Informationsbroschüren u.a. veröffentlicht (vgl. APK 2007). Mit Hilfe der APK konnte ein Teilbereich der Inklusionsarbeit psychisch erkrankter Menschen herauskristallisiert werden. Durch eine weiterführende Online-Literaturrecherche im Zeitschriftenportal der „Pflegewissenschaft“ konnten auBerdem zwei weitere Studien herangezogen werden. Bei dieser Zeitschrift handelt sich nach Panfil (2013), um eine Fachzeitschrift (59) zu pflegerischen Themen, die von hpsmedia sowohl als Online- als auch als Printversion veröffentlicht wird. Wie am Anfang bereits beschrieben, handelt die Arbeit von der Rolle der psychiatrischen Pflege bei der Inklusion psychiatrisch erkrankter Menschen. Aus diesem Grund wurden diese bedeutungsanhliche Begriffe bei der Operationalisierung einbezogen.
Die operationalisierten Suchbegriffe sind demzufolge:
Inklusion* Soziale Inklusion*, Integration*, Psychische Erkrankung* Psychiatrische Störung*, Eingliederung*, psychiatrische Pflege*, Gemeindepsychiatrische *
Es wurden erganzend auch noch Synonyme wie psychisch Kranker* und psychisch Erkrankte* verwendet. Hierbei wurden zunachst die Suchbegriffe sowohl einzeln als auch in verschiedenen Kombinationen verwendet, um zu auf diese Weise den Suchprozess zu prazisieren respektive einzuschranken. Der Boole'sche Operator AND wurde gezielt dafür verwendet, die Suche einzugrenzen, da Begriffe wie „Pflege“ oder „Psychiatrie“ in zu vielen anderen, für diese Arbeit jedoch nicht relevanten Kontexten stehen können (Panfil 2013, 180).
Für die Recherche wurde eine zeitliche Begrenzung von 2004-2016 festgelegt, um den Wissensstand möglichst aktuell zu halten. Erganzend zur Datenbankrecherche wurde eine handische Suche in dem Katalog Plus der Bibliothek der Frankfurter University of Applied Science (FRA-UAS) und der Nationalbibliothek Frankfurt (DNB) sowie eine Internetrecherche durchgeführt, um einen weiteren Überblick über potentiell möglicherweise vorhandene Literatur zum Thema zu erhalten. Zusatzlich wurde die von der betreuenden Professorin empfohlenen Studien von Dirk Richter einbezogen, in der die Rolle der psychiatrischen Pflege in der Inklusionsarbeit psychisch erkrankter Menschen thematisiert wird. Die Formatierung und Zitierung erfolgten in Anlehnung an die Richtlinien zur Manuskriptgestaltung von Prof. Tolle (2014).; diese sind nachzulesen im Skript „Wissenschaftliche Arbeit“.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Stützpunkte der Arbeit und deren Definitionen
In diesem Abschnitt werden Begriffsbestimmungen von „Integration“ und „Inklusion“ sowie deren Aufgaben und Ziele gegeben. AnschlieBend wird eine grundlegende Einführung im Sinne einer Definition von psychiatrischen Erkrankungen, üblicher Klassifikationen und potentieller Folgen für Betroffene gegeben.
2.2 Inklusion und Integration
Hansel (2013) zit. nach Hinz (2002), dass Inklusion und Integration zu den meist diskutiertesten Begriffe gehören.
Er beschreibt, dass etwa Anfang des 21 Jahrhunderts diesbezüglich das Rechts auf uneingeschrankte und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen herrschte (vgl. Hansel 2013,3).
Dadurch hat sich in Anlehnung an Hansel (2013) in den letzten Jahren der Terminus Inklusion immer weiterverbreitet und den Begriff der Integration verdrangt (3). Beide Begrifflichkeiten werden teilweise und unzureichend differenziert oft als Synonyme verwendet (vgl. Hansel, 2006, 3).
2.3 Integration
Abbildung 1
Quelle Aktion Mensch (2008)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Anlehnung an Wienberg und Pohl (2013) ist
Integration nicht dasselbe wie Inklusion. Sie erklaren, : dass Integration im psychologischen, / soziologischen und padagogischen Bereich die gleiche Bedeutung beinhaltet (5ff.). Der Begriff Integration stammt vom lateinischen Wort „integration was so viel heiBt wie „Wiederherstellung eines Ganzen bzw. einer Einheit“ (vgl. Riegel et. al., 2009).
Stallbaum (2006) stellt fest, dass der Begriff Integration für Bach (1989, Cloerkes, Markowetz 1997) die normale Beachtung der behinderten Menschen, intensive persönliche Kontakte, gemeinsame Tatigkeiten und gegenseitiger Respekt bedeutet (14).
Stallbaum (2006) beschreibt Integration nicht nur nach/unter Bezug auf Cloerkes / Markowetz (1997), sondern verweist auf weitere Definitionen:
-Kobi (1990), der Integration als Auffassung solidarische Kultur des Miteinanders sieht
-Eberwein (1990), der Integration nicht als Methode, sondern als eine Lebens- und Daseinsform, für oder gegen die sich eine Gesellschaft entscheiden kann, sieht
-Reiser (1991), der Integration als Ziel der unmittelbaren Herstellung sieht und sie als einen Prozess beschreibt, in dessen Verlauf Gruppen und Individuen selbststandig tatig werden müssen (14)
Nach Hansel (2006) geht es um die Eingliederung eines Individuums in eine soziale Gruppe und dessen Anerkennung in der Gemeinschaft (4). Sie gibt auch nach Kopp und Schafers 2010 an, dass Integration ein fortwahrender Prozess der Bildung einer Einheit aus Teilen ist, die über das Gefühl der Zugehörigkeit erfolgt (vgl. Hansel. 2006, 4). „Dieser Prozess sei dann vollzogen, wenn der Status des Individuums und seine Rolle im System festgelegt seien und akzeptiert würden. Integration fordere als ethische Maxime die Gleichheit aller Menschen und deren gleichberechtigte, uneingeschrankte Teilhabe als fundamentales Grundrecht “ (ebd., 2006, 45).
Im GroBen und Ganzen ist das Ziel von Integration nach Kollermann (2009) nicht die chamaleonhafte Anpassung an eine neue Kultur, sondern eine Erweiterung des je eigenen Repertoires um Verhaltensweisen, Eigenschaften und Werte, die uns sinnvollangemessen und zweckdienlich erscheinen (86).
2.4 Inklusion
Abbildung 2
Quelle: Aktion Mensch (2008)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Dreiländerkongress dementierte Dirk Richter (2007), dass sich Inklusion gegenüber Integration starker auf die soziale Teilhabe des Individuums stützt (18). Der Begriff der Inklusion stammt aus dem Lateinischen „inclusio“, das so viel wie „Zugehörigkeit“ oder „Einschluss“ bedeutet (vgl. Heilmann 2014, 11).
Angepasst an die Thematik der Thesis bedeutet dies, dass psychisch erkrankte Menschen der Gesellschaft zugehörig sind. Nicht nur Heilmann beschrieb die Bedeutung von Inklusion, auch weitere Autoren setzten sich mit Inklusion und ihren verschiedenen begrifflichen Bedeutungsdimensionen auseinander. Nachfolgend seien hier einige Ausführungen beispielhaft aufgeführt:
- Nach Eikelmann, Reker und Richter (2005) bedeutet Inklusion die Teilnahme an einem Teilsystem, z.B. auf dem Arbeitsmarkt, dem Wohnungsmarkt, im Bereich der Religion und im Bildungssystem (667ff.).
- Farzin (2006) beschreibt, dass Inklusion immer dann vorliegt, wenn ein autopoetisches psychisches System, das auf der Basis von Bewusstheit operiert, seine Eigenkomplexitat zum Aufbau sozialer Systeme zur Verfügung stellt. Weitergehend erlautert sie, dass Inklusion sich nicht nur auf die Art, sondern auch auf den Kommunikationszusammenhang von Menschen bezieht, welcher als relevant angesehen wird (22).
- 2010 stellten Richter, Schwarze und Hahn die Bedeutung von Inklusion als einen Versuch der aktiven Wiederherstellung sozialer Bindung dar (18).
- Klaes et. al. (2014) wiederum stellten folgende Bedeutung von Inklusion auf der Tagung „Inklusion und Exklusion - Bedingungen für Teilhabe von Menschen mit psychischen Beeintrachtigungen“ fest: Inklusion setze laut Aktion Mensch die Entscheidungsfreiheit in allen Lebensbereichen voraus und bedeute für den Einzelnen somit auch, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen (vgl. DRK 2014, 79).
- GemaB Wienberg und Pohl (2014) bedeutet Inklusion, von Anfang an - sprich von Geburt an - dabei zu sein und in jeder Lebensphase gesellschaftliche Teilhabechancen in allen Lebensbereichen (selbstbestimmt) verwirklichen zu können: in der Bildung, im Arbeitsleben, beim Wohnen, in der gesundheitlichen Versorgung, in Kultur und Politik (5).
Inklusion wird meist in Bezug auf das Thema der sozialen Ungleichheit verwendet (vgl. Kastl, 2010, 178). In Bezug auf die Gesellschaft zielt sie vor allem darauf ab, dass alle Menschen, egal ob mit oder ohne psychische Erkrankung, in die gesellschaftlichen Regelstrukturen einbezogen werden (vgl. Niehoff, 2011, 447).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Inklusion nach Kastl (2010) auf die Frage bezieht, ob sich ein Individuum innerhalb oder auBerhalb der sozialen und gesellschaftlichen Systeme bewegt (178).
2.5 Ziel und Aufgaben der Inklusion
Das Ziel von Inklusion beschreibt die Montag Stiftung (2011) mit Hilfe des Nationalen Aktionsplans so, dass Inklusion von Anfang an ein selbstbestimmtes Leben und Zusammenleben von Menschen mit psychischen Erkrankten und Menschen ohne psychisch Erkrankung in allen Lebensbereichen bedeutet (8). Inklusion verfolge demnach das Ziel, das Menschenrecht einzelner Personen auf Teilhabe am Leben in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen zu etablieren (vgl. ebd., 2).
3 Einführung in die Definition von psychiatrische Erkrankungen
3.1 Definition
Definition nach SaR (2003)
Er definiert nach dem vierten Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Störungen (DSMIV) eine psychische Erkrankung/Störung als ein bedeutsames klinisches Verhaltenssyndrom- oder psychisches Syndrom, das mit Leiden oder Beeintrachtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen einhergeht (11).
Definition nach BAR (2010)
Durch die Definition nach BAR ist der Begriff der psychischen Erkrankung oder psychischen Störung sehr komplex, da sich psychische Auffalligkeiten durch eine Vielzahl von Merkmalen auszeichnen. Dabei sei eine sorgfaltige Definition von grower Bedeutung, weil Erleben und Verhalten menschlicher Individuen eine groBe Variationsbreite aufweisen und nicht alles, was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheine, tatsachlich krankheitsrelevant sei (vgl. ebd.,11).
Wittchen et. al. beschreiben in der Studie „Size and burden of mental disorders in Europe - critical review and appraisal of appraisal of 27 studies" (2005), dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung im Verlaufes eines Jahres an einer sogenannten psychischen Erkrankung erkrankt. Darunter fielen zahlreiche Krankheitsbilder inklusive Sucht- und Demenzerkrankung bzw. Abhangigkeitsstörungen (357ff).
In Anlehnung an BAR (2010) zahlen die psychischen Erkrankungen auch zu den haufigsten Erkrankungen unserer Zeit (vgl. ebd., 11). Sie schranken die Lebensqualitat betroffener Menschen sowie deren Aktivitaten und Teilhabe in zum Teil gravierendem MaBe ein (vgl. ebd., 11).
Sie sind nach Sandfort 2009 zudem nicht nur auf eine einzige Ursache zurückzuführen (2). Eine bedeutsame Rolle bei der Entstehung einer psychischen Krankheit spielen immer auch die Einflüsse der sozialen Gemeinschaft und der Familien, des Weiteren individuelle Verhaltensmuster sowie genetische Dispositionen und neurobiologische Faktoren (vgl. SchüBler et.al. 2011,296ff).
In der Studie „Was sind die haufigsten psychischen Störungen in Deutschland“? dokumentierten Wittchen & Jacobi (2012) Ergebnisse zu psychischen Erkrankung vom Robert-Koch-Institut. Es wurden mit Hilfe der Kriterien des DSM IV Angaben zur Haufigkeit psychischer Störungen nach der ICD klassifiziert erhoben (12).
Nach Jacobi et. al. (2007) erfüllt ein Drittel der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland im Laufe eines Jahres die diagnostischen Kriterien einer psychischen Störung (45). Jacobi (2009) dementiert, dass bei über einem Drittel (39,5%) der Betroffenen mehr als eine psychische Störung diagnostiziert wurde (45ff).
Weber et. al. 2006 beleuchten in der “Burden of Disease Study“, dass der Word Health Organisation (WHO) zufolge psychische Erkrankungen im Jahr 2020 den zweiten Rang unter den behinderungverursachenden Erkrankungen einnehmen werden (834).
Durch das öffentliche Bewusstsein ist der Erkenntnisstand gegenüber psychischen Erkrankungen in den vergangenen Jahren konstant gestiegen und damit einhergehend auch die Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung psychischer Erkrankter sowie deren Behandlungsbedürftigkeiten (vgl. Jacobi, 2009, 29).
3.2 Klassifikation psychischer Erkrankung
Seit 2011 existieren nach Schmidt rund hundert Klassifikationssysteme für psychische Erkrankungen (28). Diese gliedern sich nach DIMDI (2011) in
- F00-F09: Organische, einschliefèlich symptomatischer psychischer Störungen,
- F10-F19: psychische- und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen,
- F20-F29: schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen,
- F30-F39: affektive Störungen,
- F40-F48: neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen,
- F50-F59: Verhaltensauffalligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren,
- F60-F69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen,
- F70-F79: Intelligenzminderung,
- F80-F89: Entwicklungsstörungen,
- F90-F98: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit/Jugend und
- F99-F99: nicht naher bezeichnete psychische Störungen.
3.3 Folgen von psychischen Erkrankungen
Nach Nordt et. al. (2007) haben psychische Erkrankungen sowohl Auswirkungen auf die betroffenen Personen als auch auf deren Umfeld. Darüber hinaus führen sie unter anderem eine verminderte Lebensqualitat, Invaliditat, Stigmatisierung sowie Chronifizierung der Erkrankung und verminderte Heilungschance als Belastungsfaktoren an. Angepasst an die Thesis wird als eine der möglichen Folgen psychischer Erkrankungen die Stigmatisierung beschrieben.
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