Mit Beginn der Sozialarbeit unter dem Teilbereich der Einzelfallhilfe prägt kaum ein anderer Abschnitt wie die Anfangsphase den weiteren Verlauf mit dem Klienten. Demnach ist leicht vorstellbar, welche essentielle Rolle Erstgespräche für die Entwicklung der Beziehung zwischen Sozialarbeiter und Klient einnehmen können. In der Praxisarbeit möchte der Autor umfassend das Themengebiet bezüglich Erstkontakten analysieren. Die Zielstellung der Praxisarbeit definiert sich primär durch die Neukonzeptionierung eines Aufnahmebogens im Arbeitsumfeld der psychiatrischen Tagesklinik. Weiterführend ist es ihm jedoch wichtig, die Frage zu beantworten, wie eindeutigere Sichtweisen auf den Primärklient entstehen können und wie die damit einhergehende Optimierung der Behandlungsbeziehung seitens aller Berufsgruppen verbessert werden kann.
Dafür ist es elementar essentiell, explizit eine Situationsklärung zu absolvieren, um den Beratungskontext abzuklären, eine allgemeine soziale Diagnostik durchzuführen und den Blickpunkt auf Vertrauen und Beziehungsgestaltung zu fokussieren. Die Anfangsphase dient sowohl der Vorbereitung als auch dem ersten Kontakt. Weiterführend soll die Anfangsphase genutzt werden, um Klienten eine Einführung in die Außenperspektive zu ermöglichen und den theoretischen Fokus auf Krise/Fremd- und Selbstgefährdung zu lenken. Die in der Praxisarbeit theoretisch untermauerte Verlaufsphase wird sich auf die Faktoren Helfen und Auswählen begrenzen. Eine weitere wichtige Komponente in der Theorie der Praxisarbeit stellen ergebnisbezogene Aspekte von Erstgesprächen dar.
Der Kasus dieses Abschnittes bezieht sich auf Auftragsklärung und Zieldefinition sowie auf die Dokumentation. Blickkontakt, Begrüßung, gegenseitige Vorstellung, angemessene Rahmenbedingungen und allgemeine Höflichkeitsformen bedienen nonverbale Informationskanäle, welche wichtig für die soziale Arbeit sind. Resultierend daraus lässt sich durch eine nähere Betrachtung von Erstgesprächen und unter Einbezug neuester Literatur die Aktualität der Wissenschaft ableiten und die Aktualität der Praxisarbeit begründen.
Gliederung Praxisarbeit
Abkürzungsverzeichnis
1.Einleitung
2.Klinikum
3.Situationsklärung
3.1. Klärung des Beratungskontextes
3.2. Soziale Diagnostik
3.3. Vertrauen und Beziehungsgestaltung
4.Anfangsphase in Erstgesprächen
4.1. Vorbereitung und Erstkontakt
4.2. Einführung in die Außenperspektive
4.3. Krise / Fremd – und Selbstgefährdung
5.Verlaufsbezogene Aspekte von Erstgesprächen
5.1. Helfen: Abklären statt Rat geben
5.2. Auswählen: Selektion von wichtigen Themen
5.3. Beendigung und Abschlussphase
6.Ergebnisbezogene Aspekte von Erstgesprächen
6.1. Auftragsklärungen und Zieldefinitionen
6.2. Dokumentation
7.Praxisanteil – Neukonzeptionierung
8.Resümee
9.Literaturverzeichnis
10.Anhang
I Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Mit Beginn der Sozialarbeit unter dem Teilbereich der Einzelfallhilfe prägt kaum ein anderer Abschnitt wie die Anfangsphase den weiteren Verlauf mit dem Klienten. Demnach ist leicht vorstellbar, welche essentielle Rolle Erstgespräche für die Entwicklung der Beziehung zwischen Sozialarbeiter und Klient einnehmen können (vgl. Kähler & Gregusch, 2015, S.13).
In meiner ersten Praxisarbeit möchte ich umfassend das Themengebiet bezüglich Erstkontakten analysieren. Die Zielstellung meiner Praxisarbeit definiert sich primär durch die Neukonzeptionierung eines Aufnahmebogens im Arbeitsumfeld der psychiatrischen Tagesklinik. Weiterführend ist es mir jedoch wichtig, die Frage zu beantworten, wie eindeutigere Sichtweisen auf den Primärklient entstehen können und wie die damit einhergehende Optimierung der Behandlungsbeziehung seitens aller Berufsgruppen verbessert werden kann.
Dafür ist es elementar essentiell, explizit eine Situationsklärung zu absolvieren, um den Beratungskontext abzuklären, eine allgemeine soziale Diagnostik durchzuführen und den Blickpunkt auf Vertrauen und Beziehungsgestaltung zu fokussieren. Die Anfangsphase dient sowohl der Vorbereitung als auch dem ersten Kontakt. Weiterführend will ich die Anfangsphase nutzen, um Klienten eine Einführung in die Außenperspektive zu ermöglichen und den theoretischen Fokus auf Krise / Fremd- und Selbstgefährdung zu lenken, da ich denke, dass mein Arbeitsumfeld dieses Kapitel bedingt. Die in meiner Praxisarbeit theoretisch untermauerte Verlaufsphase wird sich auf die Faktoren Helfen und Auswählen begrenzen. Mit einem Blick auf die Beendigung und Verabschiedung im Erstkontakt möchte ich den Gliederungspunkt verlaufsbezogener Aspekte abschließen. Eine weitere wichtige Komponente in der Theorie der Praxisarbeit stellen ergebnisbezogene Aspekte von Erstgesprächen dar. Der Kasus dieses Abschnittes bezieht sich auf Auftragsklärung und Zieldefinition sowie auch auf die Dokumentation. Auf Basis meiner gewonnenen Erkenntnisse soll im Arbeitsumfeld der psychiatrischen Tagesklinik eine sozialarbeiterische Neukonzeptionierung von Erstgesprächen erfolgen. Diesbezüglich will ich einen allgemeinen Handlungsbogen erstellen, welcher als roter Faden im Erstgespräch dienen soll. Genauer möchte ich hierbei auf wirtschaftliche und soziale Verhältnisse eingehen und diese mit dem funktionalen Gesundheitszustand des Klienten koppeln.
Das Resümee dieser Arbeit soll nochmals eine Zusammenfassung meiner erworbenen Kenntnisse beinhalten und die Fragestellung nach eindeutigeren Sichtweisen auf theoretischer Ebene beantworten.
Meine Motivation, sich mit der Thematik von Erstkontakten näher zu befassen, entsprang aus anfänglichen Hospitationstätigkeiten bei meinem Praxispartner. Da ich Teilaspekte des von uns forcierten Konzeptes gerne überarbeiten würde und professionelles Agieren im Erstgespräch erlangen möchte, stellt sich das Thema für mich als sehr interessant dar.
Blickkontakt, Begrüßung, gegenseitige Vorstellung, angemessene Rahmenbedingungen und allgemeine Höflichkeitsformen bedienen nonverbale Informationskanäle, welche wichtig für die soziale Arbeit sind (vgl. Kähler & Gregusch, 2015, S. 21 f.). Resultierend daraus lässt sich durch eine nähere Betrachtung von Erstgesprächen und unter Einbezug neuster Literatur die Aktualität der Wissenschaft ableiten und die Aktualität meiner Praxisarbeit begründen.
2. Klinikum
Das Klinikum gehört neben neun Akutkliniken und drei Rehabilitationskliniken zu einer privaten gemeinnützigen Stiftung des bürgerlichen Rechts. Gegründet wurde die Stiftung SRH-Holding im Jahre 1966 mit dem Ziel der Weiterentwicklung des Bildungs- und Gesundheitswesens (vgl. SRH Holding (SdbR)).
Flächendeckend befinden sich heute auf dem Klinikgelände fünf Häuser, zwei Parkhäuser und ein neu erbauter Gebäudekomplex. Dieser besteht aus dem Hauptgebäude, einem Diagnostikzentrum, einem Operationszentrum und zwei Bettenhäusern.
Besonders auffällig sind die Bezeichnungen einzelner Ebenen in den Bettenhäusern, welche Namen berühmter, für Thüringen typische Persönlichkeiten, tragen. Menschengroße Kopfreliefs vom Heidelberger Künstler Prof. Jürgen Goertz verschönern zusätzlich Foyer und Stationsgrafik (vgl. Website Klinikum).
Auf jeder dieser Ebenen befinden sich zwei Stationen, welche in die Bereiche A und B aufgeteilt sind. Chronologisch nach Jahreszahlen wurden somit die elf Ebenen den Persönlichkeiten zugeteilt:
- 10. Jh.: Roswitha von Gandersheim, Mystikerin, Dichterin
- 11. Jh.: Godehard von Hildesheim, Wohltäter
- 12. Jh.: Hildegard von Bingen, Heilerin
- 13. Jh.: Elisabeth von Thüringen, Wohltäterin
- 14. Jh.: Gertrud von Helfta, Mystikerin
- 15. Jh.: Tilman Riemenschneider, Künstler
- 16. Jh.: Martin Luther, Theologe
- 17. Jh.: Heinrich Schütz, Komponist
- 18. Jh.: Friedrich Schiller, Dichter
- 19. Jh.: Carl Zeiss, Mechaniker
- 20. Jh.: Walter Gropius, Architekt (ebenda).
Nebst geschichtskulturellen Bezeichnungen, zahlreichen Kulturausstellungen und Veranstaltungen definiert sich das Klinikum als bundesweit einzigartiges Kulturkrankenhaus.
Explizit befindet sich mein Arbeitsplatz im Haus Simmel und liegt etwas abseits vom Hauptgebäude. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatik unter dem Decknamen „Simmel“ besteht aus fünf psychiatrischen Stationen:
- Tagesklinik
- Station 1 (P1): Gerontopsychiatrische Behandlung
- Station 2 (P2): Akutpsychiatrische Behandlung
- Station 3 (P3): Sucht – und Allgemeinpsychiatrische Behandlung
- Station 4 und 5 (P4/P5): psychosomatische Behandlung
3. Situationsklärung
3.1. Klärung des Beratungskontextes
Das folgende Kapitel soll einen Überblick über die Voraussetzungen thematisierter Arbeitsbündnisse im Erstkontakt geben. Dahingehend ist eine grundlegende Situationsklärung von Nöten. Dem Sozialarbeiter obliegt die Aufgabe, den aktuellen Beratungskontext zu beschreiben und den Überweisungskontext zu hinterfragen (vgl. Kähler & Gregusch, 2015, S. 67).
Der Beratungskontext wird am Anfang mit den allgemeinen Setting Bedingungen beschrieben. Dafür sollte anfänglich ein Überblick über Pausen (sofern nötig), die Erwähnung der Schweigepflicht, das Protokollieren von Sitzungen und das Stellen von abstrakten Fragen erfolgen. Gern kann darauf verwiesen werden, dass gerade ungewöhnliche Fragen sich als hilfreich erweisen, es aber kein Problem darstellt, wenn diese unbeantwortet bleiben. Falls Videoaufzeichnungen gemacht werden, gilt es als selbstverständlich, die Einverständniserklärung zu erfragen. Im Rahmen psychiatrischer Einrichtungen meines Praxispartners ist jedoch nicht mit solchen Aufnahmen zu rechnen. Betrachtet man den Erstkontakt in der psychiatrischen Tagesklinik, muss auf den Problem – bzw. Überweisungskontext Rücksicht genommen werden.
- „Wie (durch wen oder was) sind Sie gerade auf mich gekommen?“ (Mücke, 1998, S. 225)
Eine typische Frage nach dem Überweisungskontext, welcher essentiell für Hintergrundinformationen bezüglich des Klienten ist.
- „Welches Anliegen führt Sie zu uns / mir?“ (ebd.)
Ein sehr einfacher Fragesatz, welcher die Wirkung erzielt, den Problemkontext anzufragen. Dabei ist darauf zu achten, die Frage nicht mit Suggestivcharakter zu stellen: „Um welches Problem handelt es sich?“. Diese Art fragt zwar automatisch nach dem Kontext des Problems, vermittelt aber zugleich die Unterstellung einer Problemsachlage bei dem Klienten. (ebd.).
Implementiert man diesen Frageansatz auf das Arbeitsumfeld der Psychiatrie, kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jeder Klient mit einer Problemkonstellation sozialarbeiterische Hilfe annimmt. Dafür ist es umso wichtiger, eine Klärung des Problem – und Lösungskontextes zu gewährleisten. Ziel der Klärung von Problemkonstellationen sollte es sein, Verständnis auf Seiten des Klienten zu erlangen und wichtige Informationen zu sammeln, welche bei der Generierung von Lösungshypothesen helfen. Außerdem ist zu beachten, dass Problemgeschichten zumeist Informationen über Lösungsversuche enthalten, welche zur eventuellen Verbesserung oder Verschlechterung des Problems beigetragen haben. Schwenkt man den Blickwinkel von Problemkonstellationen zu Lösungskontexten, ist davon auszugehen, dass Problemsachlagen nie gleichbleibend schlecht zu identifizieren sind. Phasenweise sind meistens Verbesserungen über einen gewissen Zeitraum aufgetreten. Diesen Unterschied gilt es zu nutzen und Interventionsmöglichkeiten zu unterbreiten:
- „Wie haben Sie das geschafft?“
- „Wie erklären Sie sich das?“
Bei diesen Fragestellungen wird deutlich, dass Problemlösungskompetenzen des Klienten verstärkt werden und eine Steigerung des Wohlbefindens des Klienten erreicht wird (vgl. Galuske, 2003, S. 79). Außerdem wird der Blickwinkel vom Problemkontext hin zum Lösungskontext erweitert.
3.2. Soziale Diagnostik
Die soziale Diagnostik umfasst grundlegend die Rahmenbedingungen des Auftrages und der Zielsetzung in der sozialen Arbeit. Dahingehend beschreibt soziale Diagnostik einen Prozess, welcher auf dem multiperspektivischen Erfassen, Erklären und Verstehen von sozialen Problemkonstellationen beruht -mit der Zielstellung einer sozialen Diagnose als erklärende, handlungsleitende und prognostische Funktion zu wirken. Weiterführend gilt sie als Fundament für fallspezifische Zielvorstellungen und Interventionen. Die soziale Diagnostik definiert sich als eine Funktion mit hypothetischem Charakter und muss stetig angepasst und überprüft werden (vgl. Pantucek, 2006, S. 4).
Daran anknüpfend fungieren Erstkontakte als erkenntnisbildende Operatoren und liefern einen gewichtigen Teil sozialer Diagnostik in der Einzelfallhilfe. Vorwiegend Klienten sind demnach angehalten, sich aktiv an der Gestaltung sozialer Diagnostik zu beteiligen.
Dies begründet sich einerseits aus Effektivitäts – und Effizienzgründen, anderseits durch eine narrative Einsicht zu Problemzusammenhängen seitens des Klienten. Es kann beobachtet werden, dass Klienten auf Basis sozialer Diagnostik im Erstgespräch erste Veränderungen erzielen können. Allein die gemeinsame Situationsanalyse kann positive Auswirkungen beeinflussen und als eine Art Behandlungsfunktion verstanden werden. Dies liegt daran, dass Klienten die Möglichkeit geschaffen wird, ihre Lebenssituation, eigene Problemfaktoren, erwünschte Änderungen und Ressourcen darzulegen. Problemkonstellationen werden neu erörtert, Ziele eindeutiger formuliert und verlorene Ressourcen wiederentdeckt. Erstgespräche definieren sich im Kontext sozialer Diagnostik als eine Art der Klärungshilfe. Sozialarbeitern gelingt ein fundamentaler Gesamtüberblick von Problemkonstellationen und Klienten obliegt die Möglichkeit der Hilfe zur Eigendiagnose (vgl. Pantucek, 2006, S. 4 ff.).
Trotz positiver Auswirkung für Klienten fokussieren Erstkontakte im Raum psychiatrischer Einrichtungen nicht zwingend diagnostische Instrumentarien, sondern verfolgen das Ziel einer Klärung der Fallsituation zur Bestimmung einer Methodik. Auf Seiten der Sozialarbeiter muss jedoch darauf geachtet werden, dass soziale Diagnostik nicht auf einer institutionellen Methodik basiert und ableitend das Ziel bestimmt, sondern diagnostische Prozesse mit einem Breitenspektrum das Ziel bestimmen und darauf aufbauend die Methodik auswählen. Gerade im Rahmen von Erstgesprächen bedingt soziale Diagnostik professionelles Handeln und muss ambivalent zu institutionellen Bedingungen betrachtet werden (vgl. Gregusch, 2013, S. 269 – 274).
Um soziale Diagnostik als möglichst zielführend zu gestalten, sind relevante und valide Informationen vom Klienten nötig. Es ist offensichtlich, dass dafür die Beziehungsgestaltung und das Vertrauen zwischen Sozialarbeiter und Klienten von enormer Bedeutung ist (vgl. Kähler & Gregusch, 2015, S. 68).
3.3. Vertrauen und Beziehungsgestaltung
Nur eine intakte Beziehung ermöglicht, dass der Klient den Sozialarbeiter als vertrauensvollen Gesprächspartner akzeptiert und damit auch die Hilfe des Sozialarbeiters anzunehmen bereit ist“ (vgl. Galuske, 2003, S. 79).
Der Begriff des Vertrauens lässt sich anhand unterschiedlichster Definitionen erörtern:
- „als Bereitschaft zur Verwundbarkeit“
- „als komplexitätsreduzierender Mechanismus“
- „Erwartung, sich auf ein gegebenes Versprechen verlassen zu können“ (Kähler & Gregusch, 2015, S. 76)
Zusammengefasst beschreiben alle Definitionsansätze Vertrauen als eine Funktion des psychosozialen Mechanismus, um Ungewissheit und Unsicherheit zu überbrücken. Dabei unterscheidet man auf Grundlage des Vertrauensbegriffs drei verschiedene Vertrauensarten. Das personale Vertrauen, welches durch Respekt, Verlässlichkeit und Loyalität geprägt ist. Das Kompetenzvertrauen mit der Expertise, dass der helfende Sozialarbeiter als fachlich qualifiziert gilt. Und das Vertrauen der Klienten in sich selbst mit motivationaler Zielgestaltung (ebd.).
Grundlegend beschreibt das Vertrauensausmaß den Zweck einer angemessenen Beziehung zwischen Sozialarbeiter und Klient. Dahingehend dient die professionelle Beziehungsgestaltung, Bedürfnisse auf Seiten des Klienten abzudecken und Ressourcen zu schaffen, damit Bedürfnisbefriedigungen eigenständig abgedeckt werden können. Es ergibt sich, dass Beziehungsgestaltungen nicht dem Selbstzweck dienen, sondern lediglich auf das Erreichen von Zielen gerichtet sein sollte. Daraus kann man ableiten, dass Beziehungen zu Klienten komplementär bzw. motivorientiert gestaltet werden müssen. Dies erfordert ein jeweils individuelles Interaktionsverhalten. Orientiert am individuellen Interaktionsverhalten wird ersichtlich, dass somit Werte und Wünsche auf Basis einer Bedürfnisanalyse erfasst werden müssen (vgl. Widulle, 2012, S. 70).
Der Erstkontakt im Arbeitsumfeld psychiatrischer Einrichtungen dient demnach dem Erfassen von Wünschen und Werten, um Präferenzen für Pläne und Hilfeprozesse zu ermitteln.
Konkludierend sagt Kähler: „Je weniger Professionelle Klienten in ihren Bedürfnissen frustrieren, desto eher entwickeln sie Vertrauen.“ (Kähler & Gregusch, 2015, S. 78)
4. Anfangsphase in Erstgesprächen
4.1.Vorbereitung und Erstkontakt
Anfänglich ist zu erwähnen, dass eine Ankündigung eines Zusammentreffens zwischen Sozialarbeiter und Klient notwendig ist, da unangekündigte Erstgespräche kaum eine Vorbereitung beinhalten können. Davon ausgehend wird aus praktischen Tätigkeiten in der Psychiatrie ersichtlich, dass zumeist Vorinformationen über den Klienten vorliegen, Gesprächsinhalte oftmals begrenzt wurden und Absprachen über Ort und Zeitraum erfolgt sind.
Vorwiegend in der Psychiatrie können Sozialarbeiter mit einer Ambivalenz seitens der Klienten rechnen. Dies ergibt sich aus einer Unwissenheit über die Informationssachlage beim Sozialarbeiter. Ein Klient weiß nie, welche Informationen der Sozialarbeiter erhalten hat, sodass sich die Beziehung zwischen Klient und Sozialarbeiter, gerade im Arbeitsumfeld psychiatrischer Einrichtungen, als ambivalent darstellen könnte. Hinsichtlich der Ambivalenz seitens der Klienten gilt die Notwendigkeit, die Informationslage direkt am Anfang des Erstkontaktes offenzulegen, um Unsicherheiten entgegenzuwirken und Situationen besser abschätzen zu können (vgl. insgesamt Kähler & Gregusch, 2015, S. 124). Es wird schnell ersichtlich, dass neben der Vorbereitung auch ein gekonnter Anfang bei einem Erstgespräch Professionalität ausdrückt. Dabei sollte man jedoch zwischen Anfängen bei eigeninitiierten, netzwerkinitiierten und verordneten Erstkontakten unterscheiden. Im Folgenden soll hauptsächlich die Seite klienteninitiierter Erstgespräche beleuchtet werden, da diese Form von Erstkontakten am häufigsten im Arbeitsumfeld der Klinik für Psychiatrie vorkommt.
Selbstinitiierte Erstgespräche, ausgehend von dem Klienten, stellen kausal wenig Herausforderung dar. Zumeist kann angenommen werden, dass eine gewisse Vorbereitung auf das Gespräch stattfinden konnte und der Klient mit einem dringenden Anliegen den Sozialarbeiter kontaktiert. Tendenziell zeigt die Praxis, Klienten benötigen wenig kommunikative Investition von dem Sozialarbeiter, um den Kasus des Gesprächs zu verdeutlichen. Einfache Fragesätze und eine freundliche Begrüßung mit gegenseitiger Vorstellung zur Rollenklärung zu Beginn eines Gespräches reichen oftmals aus, um den Klienten zur Schilderung seiner Problematik zur führen (vgl. Mücke, 1998, S. 224 ff.). Die nachfolgende Abbildung soll ein einfaches Beispiel aus praktischen Tätigkeiten verdeutlichen:
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