In dieser Arbeit wird ein Hausnotruf als Skill für Alexa von Amazon konzipiert und implementiert. Da die angebotenen Lösungen für Hausnotrufe meistens sehr teuer sind und spezielle Technik bzw. Hardware erfordern, soll im Rahmen der Arbeit ein Konzept entwickelt werden, welches eine Lösung beinhaltet, einen kostengünstigen Hausnotruf zu implementieren, wenn ein Alexa-fähiges Gerät vorhanden ist.
Dafür werden zunächst Anforderungen erfasst, die für einen Hausnotruf erforderlich sind, bereits existierende Anwendungen analysiert und die wichtigsten Funktionen dieser für die Entwicklung des eigenen Skills übernommen.
Die Arbeit beinhaltet keinen Vergleich von verschiedenen marktüblichen Assistenten. Die Implementierung des Hausnotrufes erfolgt für den Assistenten Alexa und es werden lediglich die Amazon-eigenen Services verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehen
2. Grundlagen und verwendete Umgebungen
2.1 Amazon Echo und Alexa
2.2 Alexa Skills Kit
2.3 Amazon Web Services – Lambda, DynamoDB, SNS
3. Analyse von bereits auf Amazon existierenden Lösungen im Notfallbereich und Anforderungsdefinition
3.1 Auswahl existierender Lösungen für die Anforderungsdefinition des zu entwickelnden Hausnotrufes
3.2 Anforderungen an den eigenen Hausnotrufskill
4. Konzeptionierung des Hausnotrufes
5. Implementierung und exemplarische Darstellung des Hausnotrufes
5.1 Basisinformationen zur Entwicklung:
5.2 Hauptmenü von „Hausnotruf rettet“
5.3 Absetzen eines Notrufes an die Notfallkontakte
5.4 Notrufnummern suchen
5.5 Anfallende Kosten für „Hausnotruf rettet“
6. Bewertung der Implementierung des Hausnotrufes in Bezug auf die Anforderungen
6.1 Funktionale Anforderungen
6.2 Qualitätsanforderungen
7. Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Felder der Tabelle „EmergencyContact“
Tab. 2: Felder der Tabelle „MedicalProblem“
Tab. 3: Felder der Tabelle „EmergencyNumber“
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Abfrageschema Notfallsituation
1. Einleitung
„Die Menschen in Deutschland werden älter, auch dank des medizinischen Fortschritts. […] Die Gruppe der Alten belegt einen großen Teil von Deutschlands Singlewohnungen. Rund 34 Prozent der Alleinlebenden ist älter als 64 Jahre alt.“ [Gri19] Auch im hohen Alter alleine leben zu können, ist für die meisten Menschen ein angestrebtes Ziel. Es bedeutet Selbstbestimmung und maximale Freiheit. Möglich ist das jedoch nur, wenn die Person gesund und fit genug dafür ist. Doch wie ist eine Absicherung möglich, wenn ein Unfall passiert oder eine akute Krankheit eintritt, sofort Hilfe zu erhalten? Eine Lösung dafür ist das Konzept des Hausnotrufes, welcher sowohl von Hilfsorganisationen, wie den Johannitern, dem Arbeiter Samariter Bund oder dem Deutschen Roten Kreuz, angeboten wird, als auch von IT-Dienstleistern.
Dieses Kapitel beschreibt zunächst die Ausgangssituation. Anschließend wird die Zielsetzung definiert und der Inhalt der Arbeit eingegrenzt. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels wird die Vorgehensweise erläutert.
1.1 Ausgangssituation
Um Angehörige alleine lebender Personen zu entlasten und beiden Seiten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, gibt es den Hausnotruf, welcher ein Notrufsystem darstellt, das beim Auslösen per Knopfdruck oder Sprache einen Notruf an vordefinierte Kontakte absetzt. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass Geräte zur Erkennung von Rauchentwicklung, Gas- und Wasseraustritt integriert werden. Auch das Hinterlegen eines Wohnungsschlüssels bei Vertrauenspersonen oder des Hausnotrufanbieters selbst, ist möglich. Dadurch kann im Bedarfsfall ein schneller Wohnungszutritt gewährleistet werden. Eine regelmäßige z.B. tägliche Abfrage des Hausnotrufes, ob alles okay ist, unterstützt dabei Notfälle möglichst zeitnah erkennen und behandeln zu können.
Die Systeme werden von vielen Unternehmen angeboten und können in unterschiedlichen Ausführungen und Paketen gebucht werden. Dabei handelt es sich oft um Abonnements, die monatlich oder jährlich abgeschlossen werden können. Für den Hausnotruf wird die sogenannte Notrufbox in der Wohnung installiert und an die häusliche Telefonanlage angeschlossen. Ein Taster, den der Anwender am Handgelenk oder um den Hals trägt, kann dann für das Absetzen eines Notrufes genutzt werden. Anschließend wird über die Notrufbox eine Sprechverbindung mit der Hausnotrufzentrale hergestellt. Es erfolgt eine Abfrage der gesundheitlichen Probleme und es werden entweder die Notfallkontakte oder der Rettungsdienst verständigt. [AHa19] [DHa19] [JHa19]
Durch die zunehmende Digitalisierung werden auch in Haushalten immer häufiger intelligente Assistenten integriert. Einer dieser Assistenten ist Alexa von Amazon. Durch sogenannte Skills, das sind die Anwendungen in Alexa, ist beispielsweise die Kommunikation mit Lampen oder der netzwerkfähigen Kaffeemaschine möglich. Ein Entwicklerportal für Skills ermöglicht es, eigene zu entwickeln und für alle Anwender zur Verfügung zu stellen. Auch auf hier existieren bereits Lösungen im Bereich des Hausnotrufes.
1.2 Zielsetzung
Da die angebotenen Lösungen für Hausnotrufe meistens sehr teuer sind und spezielle Technik bzw. Hardware erfordern, soll im Rahmen der Arbeit ein Konzept entwickelt werden, welches eine Lösung beinhaltet, einen kostengünstigen Hausnotruf zu implementieren, wenn ein Alexa-fähiges Gerät vorhanden ist.
Dafür werden zunächst Anforderungen erfasst, die für einen Hausnotruf erforderlich sind, bereits existierende Anwendungen analysiert und die wichtigsten Funktionen dieser für die Entwicklung des eigenen Skills übernommen.
Die Arbeit beinhaltet keinen Vergleich von verschiedenen marktüblichen Assistenten. Die Implementierung des Hausnotrufes erfolgt für den Assistenten Alexa und es werden lediglich die Amazon-eigenen Services verwendet.
1.3 Vorgehen
Im zweiten Kapitel werden die notwendigen Begrifflichkeiten und Services von Amazon für die Entwicklung eines Skills vorgestellt.
Das dritte Kapitel wird für die Analyse der bereits existierenden Lösungen für Hausnotrufe genutzt. Dabei werden vier verschiedene Anwendungen analysiert und deren individuellen Vorzüge herausgearbeitet.
Auf Basis der in Kapitel drei herausgearbeiteten Vorteile, wird im vierten Kapitel zunächst ein Konzept erarbeitet, welches für die anschließende Implementierung des Hausnotrufes genutzt wird. Es werden alle Funktionen und Abläufe definiert, die notwendig sind.
Das fünfte Kapitel stellt die Umsetzung des Konzeptes exemplarisch dar und es wird eine grobe Kostenkalkulation für die Nutzung des Skills durchgeführt. Anschließend wird die Implementierung in Bezug auf die Anforderungen bewertet. Zuletzt fasst das siebte Kapitel die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick, welche Aspekte in Hinsicht auf eine vollständige Anforderungsumsetzung in Zukunft noch genauer erarbeitet werden müssen.
2. Grundlagen und verwendete Umgebungen
Dieses Kapitel erläutert zunächst die Grundlagen und Begrifflichkeiten, die für das Verständnis der Arbeit erforderlich sind. Zusätzlich werden die verwendeten Services von Amazon vorgestellt.
2.1 Amazon Echo und Alexa
Die Amazon Echo Geräte sind Lautsprecher des US-amerikanischen Unternehmens Amazon. Sie besitzen einen Anschluss an das Internet. Um einen maximalen Nutzen zu bieten, werden Funktionalitäten eines intelligenten persönlichen Assistenten namens Alexa integriert. Dabei ist ein Zugriff auf viele Dienste des Herstellers selbst, als auch auf Dienste von Drittanbietern möglich. Grundsätzliche Funktionen, wie das Setzen eines Timers, Fragen nach dem Wetterbericht oder dem Hinzufügen von Positionen zur Einkaufsliste sind direkt aktiviert. Um weitere Funktionen nutzen zu können, muss der Anwender die sogenannten Skills aktivieren. Als Skill werden die einzelnen Anwendungen für Alexa bezeichnet. Die Aktivierung eines Skills erfolgt entweder über die Alexa App, die mit dem Echo gekoppelt ist, oder durch direkten Kontakt mit dem Echo. Dessen Ansprache erfolgt mit dem Schlüsselwort „Alexa“. Da sich der Lautsprecher dauerhaft im sogenannten Lauschmodus befindet, schaltet er dann auf aktiv und erwartet z.B. die Aufforderung „Alexa, öffne den Hausnotruf“.
2.2 Alexa Skills Kit
„Das Alexa Skills Kit (ASK) ist eine Sammlung von Self-Service APIs, Tools, Dokumentationen und Codebeispielen, mit denen du schnell und einfach Skills entwickeln und Anwendern zur Verfügung stellen kannst.“ [ASk19] Nach der Anmeldung als Entwickler besteht die Möglichkeit, einen ersten Skill zu entwickeln. Durch einen einfachen Aufbau der Webseite und Erläuterungen an jedem einzelnen Eingabefeld kann eine schnelle Einarbeitung in die Skillentwicklung erfolgen. Ein Skill besteht dabei grundsätzlich aus einem Invocationname, verschiedenen Intents und Slots.
Der Invocationname ist der Name des Skills. Er wird dafür genutzt, dass der Skill aktiviert wird. Er muss aus mindestens zwei Wörtern bestehen.
Intents sind Anfragen, die ein Skill verarbeiten kann. Jede Anfrage, die ein Skill ausführen soll, muss als Intent programmiert werden. Innerhalb eines Intents können Argumente vom Anwender übergeben werden. Diese stellen die sogenannten Slots dar. Die Slots müssen vorab vom Entwickler definiert werden. Amazon liefert bereits existierende Slots, wie z.B. „deutsche Vornamen“, „Fluggesellschaften“ und „Tiere“. Es können jedoch auch eigene Slots erstellt werden. Dafür müssen jegliche Werte, die ein Slot annehmen kann aufgelistet werden.
Ein letzter wichtiger Begriff sind die Sample utterances. Diese werden vom Entwickler für jeden einzelnen Intent hinterlegt. Sie definieren mit welchen Worten und Aussagen der Anwender einen Intent auslösen kann. [ASt19]
2.3 Amazon Web Services – Lambda, DynamoDB, SNS
Amazon Web Services (AWS) ist ein Tochterunternehmen des Versandhändlers Amazon aus dem Bereich des Cloud-Computings. Sowohl Speicher, als auch Server oder Datenbanken werden bereitgestellt und können von Entwicklern bei der Skillentwicklung integriert werden. [AWs19] Insbesondere die Services Lambda, DynamoDB und Simple Notification Service (SNS) sollen hier näher erläutert werden, da sie in der Umsetzung dieser Arbeit eine entscheidende Rolle spielen.
Lambda
Nachdem im ASK ein Skill samt der Intents angelegt wurde, muss für den Intent eine Logik implementiert werden, damit auch die Aktionen ausgeführt werden, die der Anwender erwartet. „Mit AWS Lambda können Sie Code ausführen, ohne Server bereitstellen und verwalten zu müssen“ [ALa19]. Das ASK ist so vorkonfiguriert, dass die Endpunkte von Lambda und dem Skill nur noch per ID miteinander verknüpft werden müssen und die Kommunikation zwischen den Services anschließend sofort funktioniert. Lambda dient somit als Entwicklungsumgebung für Skills. Die Entwicklung erfolgt in der Programmiersprache JavaScript. Um die Lambdafunktion mit weiteren AWS Services zu verbinden, wird eine geführte Einrichtung angeboten, in der nur der entsprechende Service und wenige weitere Informationen zu diesem hinterlegt werden müssen. Alle AWS Services sind mit maximal drei Eingaben verknüpfbar. Jeder aufgerufene Intent, entspricht einer Anforderung von Lambda. Dementsprechend beziehen sich die Preise von AWS Lambda auf die durchgeführten Anforderungen. Die ersten 1 Mio. Anforderungen sind monatlich kostenlos. Im Anschluss daran werden die Gebühren je nach benötigtem Arbeitsspeicher berechnet.
DynamoDB
„Amazon DynamoDB ist eine Schlüssel-Wert- und Dokumentdatenbank, die für beliebig große Datenmengen eine Leistung im einstelligen Millisekundenbereich bereitstellt“. [ADy19] Die Datenbank ist für den direkten Einsatz vorbereitet und es müssen nur die gewünschten Tabellen und Berechtigungen angelegt werden. Die Administration ist auf ein Minimum reduziert und der Großteil der Verwaltung wird von AWS übernommen. Dadurch ist es beispielsweise nicht notwendig Updates und Patches zu installieren und die Umgebung ist stets auf dem neusten Stand. Die Kosten für Amazon DynamoDB belaufen sich auf eine Abrechnung pro durchgeführten Schreib- bzw. Lesevorgang (auch: “on-demand).
Simple Notification Service (SNS)
„Amazon Simple Notification Service (SNS) ist ein hochverfügbarer, dauerhafter, sicherer, vollständig verwalteter Pub/Sub-Messaging-Dienst, mit dem Sie Microservices, verteilte Systeme und serverlose Anwendungen entkoppeln können. […] Darüber hinaus kann SNS verwendet werden, um Benachrichtigungen an Endnutzer per mobilem Push, SMS und E-Mail weiterzuleiten.“ [ASi19] Durch die Nutzung des Simple Notification Services besteht die Möglichkeit einen Skill über die Lambdafunktionen mit einem Amazon-eigenen SMS-Service zu verbinden. Um eine Benachrichtigung von Personen realisieren zu können, die keinen Zugriff auf Alexa-fähige Geräte haben, ist dies eine leichte und schnelle Möglichkeit. Auch für SNS werden die Preise monatlich anhand der gesendeten Nachrichten berechnet. Die ersten 100 Nachrichten sind (zumindest innerhalb der USA) kostenlos. Anschließend werden pro Nachricht, abhängig von der Nachrichtengröße und dem Land berechnet.
3. Analyse von bereits auf Amazon existierenden Lösungen im Notfallbereich und Anforderungsdefinition
„Ohne eine Analyse des Ist-Zustandes […] ist eine produktive Erarbeitung der Soll-Beschaffenheit der gewünschten Software kaum erreichbar.“ [Zog13, S. 41] Deshalb sollen zu Beginn dieses Kapitels zunächst die bereits existierenden Alexa Skills im Notfallbereich analysiert werden und darauf folgend die Anforderungen an den eigenen Skill aus diesen abgeleitet werden.
3.1 Auswahl existierender Lösungen für die Anforderungsdefinition des zu entwickelnden Hausnotrufes
Wird auf Amazon eine Suche mit den Stichwörtern „Notfall“, „Notruf“ und „Hausnotruf“ durchgeführt, erscheinen maximal zehn Treffer. Bei diesen Treffern wurden die Skills ausgewählt, die mehr als eine Bewertung erhalten haben und sich auf die Nutzung innerhalb Deutschlands beziehen. Die Skills, die noch keine Bewertung besitzen oder deren Fokus nicht speziell auf Rettung oder Hilfe in gesundheitlichen Notsituationen liegt, wurden für die Analyse nicht herangezogen. Letztendlich wurden die Skills LIVIO, Dein Hausnotruf, Ersthelfer und Notrufnummern ausgewählt. In den folgenden Abschnitten sollen diese analysiert werden.
LIVIO, der smarte Hausnotruf
LIVIO, der smarte Hausnotruf (LIVIO) ist ein kostenloser Skill des Anbieters 169 Labs GmbH. Für die Einrichtung werden der Name des Anwenders und die Telefonnummer und der Name des Notfallkontaktes benötigt. Anschließend kann durch Nutzung verschiedener Utterances, wie „Alexa, öffne Hausnotruf“ oder „Alexa, sage Hausnotruf, das ist ein Notfall“, ein Notrufes abgesetzt werden. Der hinterlegte Notfallkontakt wird durch die immer gleiche Absendernummer +49 157/35999169 angerufen und eine standardisierte Bandansage übermittelt, dass es sich um einen Notfall handelt und er sich bei der betroffenen Person melden soll. [Liv19]
Insbesondere die geführte Einrichtung des Skills ist in diesem Skill hervorzuheben. Es wird gewährleistet, dass der Anwender bei einem später eintretenden Notfall auch wirklich Hilfe erhalten kann und der Notruf nicht ins Leere läuft. Des Weiteren ist die feste Absendernummer ein Vorteil, da der Notfallkontakt diese fest in sein Telefon einspeichern kann und er dadurch stets weiß, dass es sich um den Hausnotruf handelt. Da es sich um eine Standardnachricht handelt, symbolisiert selbst ein entgangener Anruf dieser Nummer einen Notfall. Dennoch weist genau dieser Aspekt auch Nachteile auf. Zum einen wird lediglich ein Kontakt benachrichtigt, der sein Handy eventuell nicht griffbereit hat, zum anderen erhält der Kontakt über die Standardnachricht keinerlei Informationen über das gesundheitliche Problem des Anwenders.
Dein Hausnotruf
Bei dem Skill "Dein-Hausnotruf" handelt es sich um ein Produkt der Mühleis EDV-Service GbR. Für den Skill wird eine kostenfreie Testphase angeboten, anschließend kann der Skill im Abo für 2,99€ pro Monat oder 29,90€ pro Jahr abgeschlossen werden. Dein Hausnotruf ähnelt dem Skill LIVIO, bietet jedoch einigen Zusatzfunktionen. Zum einen können anstelle von einem Notfallkontakt bis zu fünf Kontakte hinterlegt werden, zum anderen erfolgt die Alarmierung nicht nur telefonisch, sondern auch per SMS oder E-Mail. Je nach gebuchtem Abonnement sind entweder 30 Anrufe/SMS oder 360 Anrufe/SMS inklusive. Das entspricht ungefähr einer Alarmierung pro Tag. Es ist nicht ersichtlich, ob Zusatzkosten anfallen, wenn die gebuchte Kapazität überschritten wird. Die Alarmierung erfolgt über eine unternehmenseigene Telefonanlage durch eine deutsche Anrufnummer. Dadurch wird eine hohe Verfügbarkeit gewährleistet. Zusätzlich wird ein „Alles okay Modus“ angeboten. Es kann vordefiniert werden wie oft der Anwender ein Feedback geben muss, dass bei Ihm alles in Ordnung ist. Dafür erfolgt ein Anruf auf einer hinterlegten Rufnummer des Anwenders. Der Text, der bei einer Alarmierung übermittelt wird, wird bei der Einrichtung vordefiniert und enthält keine weiteren Informationen zu dem genauen Problem. [Müh19]
Vorteile dieses Skills sind die Optionen, dass bis zu fünf Notfallkontakte hinterlegt werden können und die Alarmierung auch per SMS und E-Mail erfolgen kann. Da der Anbieter auf seiner Webseite angibt, dass er bei Kapazitätsengpässen jederzeit weitere Telefonleitungen buchen kann, lässt sich nicht erkennen, ob die Alarmierung immer über die gleiche Absendernummer erfolgt. Auch der „Alles okay Modus“ bietet einen großen Vorteil gegenüber LIVIO. Angehörige, die es nicht regelmäßig schaffen sich bei der registrierten Person zu melden, können trotzdem sicher gehen, dass alles in Ordnung ist und sich auf eine Alarmierung bei fehlender regelmäßiger Rückmeldung verlassen. Als Nachteile sind das Abomodell und die Administration des Skills über die Webseite https://www.dein-hausnotruf.de/ aufzuführen. Die Nutzung des Skills ist erst nach erfolgter Registrierung und Hinterlegung aller relevanten Informationen zu den Notfallkontakten möglich. Für einen Test des Skills werden fünf kostenlose Alarmierungen angeboten. Anschließend müssen zunächst die Zahlungsinformationen hinterlegt werden, damit der Hausnotruf weiter genutzt werden kann.
Ersthelfer
Bei „Ersthelfer“ von Oliver Friedel handelt es sich um einen kostenlosen Skill, der Hinweise zur Verletzungsbehandlung gibt. Zusätzlich beinhaltet der Skill ein Abfrageschema, anhand dessen - ähnlich wie im Rettungsdienst - eine Handlungsempfehlung zur Verletzungsbehandlung durch das Erfragen von verschiedenen Symptomen stattfindet. [AEr19]
Bei diesem Skill handelt es sich um keinen Hausnotruf. Dennoch sind die Handlungsempfehlungen nützlich, damit sich ein Patient bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes auch selbst grundlegend helfen kann. Oft sind Betroffene im Notfall überfordert und wissen nicht, was sie tun können. Durch die ruhige Stimme von Alexa und eine geregelte Abfrage wird der Patient auf den richtigen Weg geleitet.
Notrufnummern
Auch bei dem Skill „Notrufnummern“ von System3 IT Consulting handelt es sich um keinen Hausnotruf. Der Anwender kann verschiedene Notrufnummern erfragen. Das ist in Notfallsituationen besonders hilfreich, da Personen dazu neigen, eigentlich einfache Informationen zu vergessen und selbst die Nummer von Polizei oder Feuerwehr nicht mehr wissen. Bei Öffnen des Skills werden direkt alle im System verfügbaren Notrufnummern sehr schnell vorgelesen, der Anwender muss sich diese merken und in sein Telefon eingeben. [ANo19]
3.2 Anforderungen an den eigenen Hausnotrufskill
Für die Durchführung einer Anforderungsdefinition ist es nötig, zunächst zu definieren, was eine Anforderung ist, und wie diese klassifiziert werden können. Eine Anforderung ist „eine Eigenschaft oder Bedingung, die von einem Benutzer zur Lösung eines Problems oder zur Erreichung eines Ziels benötigt wird“ [IEE90, S. 62]. Die Einführung von Regularien ist notwendig, da Anforderungen mehrdeutig sein können. Um dies zu gewährleisten, müssen Anforderungen klar und eindeutig definiert werden und es dürfen keine Fragen bezüglich der Umsetzung unberücksichtigt bleiben. Hinsichtlich der Eigenschaften des Softwaresystems lassen sich funktionale Anforderungen und Qualitätsanforderungen (bzw. nicht-funktionale Anforderungen) unterscheiden. [Som18, S. 85] Die funktionalen Anforderungen enthalten die Funktionen, die eine Software abdecken soll. Qualitätsanforderungen bestehen aus Kriterien, die die Zuverlässigkeit, Erweiterbarkeit und Nutzerfreundlichkeit einer Software betreffen. Zusätzlich sollte jede einzelne Anforderung vier Qualitätsmerkmale erfüllen: Korrektheit, Eindeutigkeit, Prüfbarkeit und Nachverfolgbarkeit. [IEE90]
Aus dem im vorhergehenden Abschnitt 3.1 Auswahl existierender Lösungen für die Anforderungsdefinition des zu entwickelnden Hausnotrufes, können im Folgenden die Anforderungen an den eigenen Skill abgeleitet werden.
Funktionale Anforderungen:
F1: Notfallkontakte sollen jederzeit hinzugefügt oder gelöscht werden können.
F2: Eine Alarmierung von mehr als einem Notfallkontakt soll möglich sein.
F3: Der Skill soll eine Notfallalarmierung an hinterlegte Notfallkontakte zunächst per SMS später auch telefonisch oder per E-Mail durchführen.
F4: Bei Auftreten eines Notfalls soll eine geführte Diagnose gestartet werden, die den Anwender Handlungsempfehlungen gibt.
F5: Nach der durchgeführten Diagnose sollen den Notfallkontakten diese Informationen ebenfalls bereitgestellt werden, damit eine bessere Entscheidung zum weiteren Vorgehen getroffen werden kann.
F6: Eine Abfrage aller gängigen Notrufnummern soll möglich sein.
F7: Anbindung eines Rauchmelders an den Hausnotruf und Benachrichtigung bei Rauchaustritt.
Die funktionale Anforderung F7 geht bereits aus der Ausgangssituationsbeschreibung in Kapitel 1 hervor. Da die Hilfsorganisationen eine Smart Home Anbindung an ihren Hausnotruf anbieten und sich viele Haushalte in diese Richtung immer weiter ausstatten, bietet die Umsetzung einer solchen Anbindung einen besonderen Mehrwert und macht den Skill noch interessanter.
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