Wem sind die Versuchungen des Heiligen Antonius in Kunst und Literatur noch nicht begegnet, sind diese doch seit Jahrhunderten in Malerei, Literatur oder Musik ein beliebtes und häufiges Motiv. Doch wer war dieser Mann, der nicht nur sinnbildlich für die Versuchung des Menschen steht, sondern ebenso zur Personifikation der Askese wurde, wie zum Vater der Mönche und Einsiedler?
Über Antonius den Großen berichten uns verschiedene Quellen, die beiden bekanntesten davon sind die Vita Antonii des Heiligen Athanasius sowie die Apophthegmata Patrum, die Sprüche der Wüstenväter. Um der Frage nach der Person Antonius und deren Theologie nachzugehen, soll im Mittelpunkt dieser Arbeit ein Vergleich des Antoniusbildes dieser beiden wichtigsten uns vorliegenden Quellen stehen.
Hierzu möchte ich zuerst näher auf das Eremitendasein eingehen, war Antonius doch ein Vertreter der neu aufkommenden Wüstenaskese und wurde nachträglich zu deren Erfinder und Vorreiter stilisiert. Die Frage nach den Wurzeln der christlichen Askese ermöglicht die Betrachtung der im Christentum praktizierten Praxis sowie des sich daraus entwickelnden Mönch- bzw. Eremitentums. Dieser grundlegenden Darstellung folgt eine kurze Übersicht über das Leben des Heiligen, anschließend eine allgemeine Quellenübersicht. Natürlich darf an dieser Stelle sein Biograph, Athanasius der Große, nicht unerwähnt bleiben.
Der Vergleich der Vita Antonii und der dem Antonius zugewiesenen Sprüche der Apophthegmata Patrum soll am Beispiel ausgewählter Themenbereiche vollzogen werden, um eine möglichst plastische und exemplarische Wirkung zu ermöglichen. Abgerundet wird die Betrachtung durch eine kurze Zusammenfassung des Quellenvergleichs und einem allgemein gehaltenen Schlusswort.
Inhalt
1 Einführung
2 Antonius Wurzeln – die frühchristliche Askese
3 Wer war Antonius?
4 Überlieferungsgeschichte – Woher beziehen wir unser Wissen über Antonius?
4.1 Die Vita Antonii
4.1.1 Athanasius der Große
4.1.2 Die Vita Antonii
4.2 Die Apophthegmata Patrum
4.3 Briefe
4.4 Weitere Quellen
5 Antonius der Große – eine Gegenüberstellung der Vita Antonii und der Antoniussprüche in den Apophthegmata Patrum
5.1 Askese
5.2 Kampf gegen die Dämonen
5.3 Visionen
5.4 Leben im Kellion
5.5 Abschließende Bewertung
6 Schlussbetrachtungen
7 Literatur
7.1 Primärliteratur/Textausgaben
7.2 Sekundärliteratur
Einführung
Wem sind die Versuchungen des Heiligen Antonius in Kunst und Literatur noch nicht begegnet, sind diese doch seit Jahrhunderten in Malerei, Literatur oder Musik ein beliebtes und häufiges Motiv.1 Doch wer war dieser Mann, der nicht nur sinnbildlich für die Versuchung des Menschen steht, sondern ebenso zur Personifikation der Askese wurde, wie zum Vater der Mönche und Einsiedler?2
Über Antonius den Großen berichten uns verschiedene Quellen, die beiden bekanntesten davon sind die Vita Antonii des Heiligen Athanasius sowie die Apophthegmata Patrum, die Sprüche der Wüstenväter. Um der Frage nach der Person Antonius und deren Theologie nachzugehen, soll im Mittelpunkt dieser Arbeit ein Vergleich des Antoniusbildes dieser beiden wichtigsten uns vorliegenden Quellen stehen.
Hierzu möchte ich zuerst näher auf das Eremitendasein eingehen, war Antonius doch ein Vertreter der neu aufkommenden Wüstenaskese und wurde nachträglich zu deren Erfinder und Vorreiter stilisiert. Die Frage nach den Wurzeln der christlichen Askese ermöglicht die Betrachtung der im Christentum praktizierten Praxis sowie des sich daraus entwickelnden Mönch- bzw. Eremitentums. Dieser grundlegenden Darstellung folgt eine kurze Übersicht über das Leben des Heiligen, anschließend eine allgemeine Quellenübersicht. Natürlich darf an dieser Stelle sein Biograph, Athanasius der Große, nicht unerwähnt bleiben.
Der Vergleich der Vita Antonii und der dem Antonius zugewiesenen Sprüche der Apophthegmata Patrum soll am Beispiel ausgewählter Themenbereiche vollzogen werden, um eine möglichst plastische und exemplarische Wirkung zu ermöglichen. Abgerundet wird die Betrachtung durch eine kurze Zusammenfassung des Quellenvergleichs und einem allgemein gehaltenen Schlusswort.
2 Antonius Wurzeln – die frühchristliche Askese
Um Antonius und sein Tun näher beleuchten zu können, bedarf es zunächst einmal der Frage nach dessen Wurzeln. Antonius wird häufig als Vater des Mönch- und Einsiedlertums bezeichnet.3 Auch wenn er nachweislich nicht der erste Eremit war, ist er doch der erste uns historisch namentlich überlieferte Eremit4 und steht somit stellvertretend für das frühe christliche Mönchtum. Grundlage der frühen monastischen Bewegung war die christliche Askese, welche ihrerseits auf den asketischen Theorien und der Praxis im Judentum sowie der hellenistischen Kultur- und Geisteswelt fußte.5
Der Begriff Askese (ἄσκησις) fasst alles Bemühen zusammen, das den Menschen zu einem vorgegebenen Ideal hinführen will, wobei die „Übung der Tugend“ als das erste Anliegen der Askese anzusehen ist. Um das angestrebte Ideal zu erreichen, sind vielfältige Übungen von Nöten. Ganz allgemein gesagt besteht die asketische Praxis in der Einschränkung der Nahrung, Zurückhaltung im materiellen Besitz sowie Beherrschung der menschlichen Triebe (insbesondere des Geschlechtstriebes) bis hin zur völligen geschlechtlichen Enthaltsamkeit.6
Im frühen Christentum (2. und 3. Jahrhundert) übten sich vor allem die Wanderapostel sowie die Vertreter des Ideals der Ehelosigkeit in Askese und sorgen somit für deren Weitergabe.7 Die Nordafrikaner Tertullian (gest. um 220) und Cyprian (gest. 258) sowie der Alexandriner Origenes (gest. um 258) lieferten schließlich eine theoretische Begründung der asketischen Lebensführung.8
Aus der frühen, innergemeindlichen Askese, auch Familienasketismus genannt, erwuchs im Verlauf des 3. Jahrhunderts die eigentliche monastische, außergemeindliche Askese. Zu den bereits vorhandenen Motiven9 traten nun auch der durch die individuelle Heilssorge motivierte Rückzug aus der bestehenden Gemeindeordnung,10 sowie das Bedürfnis einer klaren Trennung der Geschlechter hinzu.11
Die Erkenntnis, dass das Böse im Herzen der Welt selbst und im Innersten eines jeden Menschen vorhanden ist, führt zu der Gegenmaßnahme des Fastens und Betens. Die frühen Mönche waren der Ansicht, das durch sie hochherzig und hingebungsvoll erlebte Christendasein sei ein Glaubensbekenntnis, ein unblutiges Martyrium. So ist bei Athanasius zu lesen: „Nach dem Ende der Verfolgung, in deren Verlauf der selige Bischof Petrus den Märtyrertod erlitt, zog sich Antonius erneut in die Wüste zurück. Vor seinem Gewissen war er dort jeden Tag ein Märtyrer und kämpfte den Kampf des Glaubens.“12
Johannes Cassian (gest. um 435) formulierte das Wesen des Mönchtums folgendermaßen: „Der Mönch müsse vor allem den Bischof und die Frau fliehen.“13 Neben dem bereits ausgeführten Rückzug aus der Gesellschaft, hier ausgedrückt durch die Flucht vor dem Bischof, tritt also auch die Trennung der beiden Geschlechter, was von der Kirche von Anfang an gefordert wurde. Dies war im Familienasketismus natürlich nicht praktizierbar, da innerhalb dieses das so genannte Syneisaktentum gepflegt wurde, also das gemeinsame Leben von männlichen und weiblichen Asketen.14
Aber auch ein in die christlichen Gemeinden eindringender allgemeiner Pessimismus konnte die dem Christentum eigene Weltdistanz verstärken und zum Verlassen der Welt und ihrer Ordnung bewegen. Weiterhin konnten der seinerzeit modische Kynismus, aber auch wirtschaftliche oder gesellschaftlich-politische Motive im Einzelfall eine Rolle spielen und zum Verlassen der Gemeinden führen. Frank sagt hierzu: „Ein vielschichtiges und im Einzelfall auch verschieden gewichtiges Motivbündel hat so die Askese im Laufe des 3. Jh. aus den Gemeinden hinausgeführt.“15
Keineswegs ist der Auszug aus den christlichen Gemeinden jedoch als Protest anzusehen16, oder als Ansatz zur Gründung einer Gegenkirche. Er war ein rein individueller Vorgang und diente ausschließlich dem Bedürfnis im Sinne des asketisch gedeuteten Evangeliums allein und ungestört neben den übrigen Christengemeinden zu leben. Da außerhalb dieser bewohnten Siedlungen im östlichen Mittelmeerraum aber nur die Wüste als Aufenthaltsort blieb,17 wurde die außergemeindliche Askese „automatisch“ zur Wüstenaskese, deren Anfänge sich am einfachsten für Ägypten nachweisen lassen (Es ist aber davon auszugehen, dass sich dieser Prozess zur gleichen Zeit auch in anderen Kirchengemeinden des Ostens vollzog).18 Diese Gegebenheit traf sich sehr gut mit weiteren Bedürfnissen der außergemeindlichen Asketen. So war ein Anliegen, den Teufel auf seinem ureigenen Terrain zu bekämpfen, als welches zu jener Zeit die Wüste galt. Nicht minder wichtig war jedoch der Drang, Jesu Erfahrungen in der Wüste Palästinas nachzuempfinden und darüber hinaus Gottes Sohn selbst nachzueifern. Wie bereits angedeutet, spielte die Askese ferner als Ersatz für das Martyrium eine Rolle, auch dies dürfte für viele eine nicht zu unterschätzende Bedeutung gespielt haben.19
Der erste Typ der eben beschriebenen Wüstenasketen, welcher uns entgegentritt, ist der Eremit. Der Eremit lebte in einer Zelle, einer selbstgebauten Hütte, einem verfallenen Kastell oder einer aufgelassenen Grabhöhle. Jeder hielt zum benachbarten Einsiedler einen gewissen Abstand, damit niemand den anderen sah oder hörte und somit dessen Ruhe und Übungen stören konnte. Eine solche lose Ansammlung verschiedener Eremiten in einer Gegend bezeichnet man als Eremitenkolonie,20 deren geistiger Mittelpunkt ein erfahrener Mönch, der so genannte Altvater, war. Die Bindung an diesen war frei gewählt und konnte jederzeit gelöst werden. Hatte man sich jedoch einem Altvater untergeordnet und respektierte man diesen, war eine Unterordnung an diesen unabdingbar. Ganz im Sinne dieses lockeren Verbandes gab es keine feste Regeln, Richtlinie war allein das Wort des Altvaters.21 Von einer wirklichen Gemeinschaft kann nur in dem Sinne gesprochen werden, dass einmal in der Woche gemeinsam Gottesdienst gefeiert wurde, wozu man sich falls nötig in eine der umliegenden Christengemeinden begab. Weitere Kontakte zur „Außenwelt“ der umliegenden christlichen Gemeinden ergaben sich durch den Verkauf der Waren aus eigener Produktion, wie zum Beispiel geflochtene Matten, Körbe oder Seile.22 Von ihrer Umwelt unterschieden sich die Anachoreten rein optisch durch eine ihnen gemeinsame Tracht, einen Fellmantel, die so genannte Melote, sowie einen Gürtel.23
War man dieser „Gemeinschaft“ beigetreten, hatte sich der Sorge um das ewige Heil alles unterzuordnen, sie allein bestimmte alle Tätigkeiten und Lebensumstände. In diesem Zusammenhang ist auch körperliche Arbeit anzusehen, welche dem eigenen Lebensunterhalt sowie dem Almosengeben diente.24
In die erste Blütezeit dieses locker organisierten, uns interessierenden ägyptischen Eremitentums, welches seine geographischen Schwerpunkte südwestlich des Nildeltas sowie in der oberägyptischen Thebais hatte, fällt der Aufbruch zum neuen Typ monastischen Lebens, das streng geordnete gemeinsame Leben der Mönche, auch Koinobitentum genannt.25
3 Wer war Antonius?
Wie bereits angeklungen, steht Antonius exemplarisch am Anfang des monastischen Lebens. Dies begründet sich aber nicht auf eine Ordensgründung oder das Verfassen von Ordensregeln durch Antonius.26 27 Sein Name steht stellvertretend für all die frühen Mönche auf Grund der Größe und Bedeutsamkeit der durch Athanasius gezeichneten Persönlichkeit.28 Doch wer war dieser Antonius, der erste uns historisch namentlich überlieferte Eremit,29 welcher uns unter den Ehrennamen Antonius von Ägypten, Vater der Mönche, Stern der Wüste und schließlich Antonius der Große entgegentritt?30
Fest steht, dass sein Leben und Wirken zu einer Zeit stattfand (*251 +356 n. Chr.),31 welche für das Entstehen monastischer Lebensformen entscheidend war. Eine Ursache dafür ist, dass mit den toleranteren Kaisern des 3. Jahrhunderts, aber vor allem seit Konstantin dem Großen die asketische Abwendung von der Welt mit dem erlittenen Märtyrertod gleichgesetzt wurde.32 Ganz im Sinne Matthäus 10,37f „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ strebt Antonius die radikale Trennung von allen familiären Bindungen an und verwirklicht diese auch.
Antonius wird im Jahr 251 n. Chr. in Kome oder Keman, dem heutigen Quīmān al-Ariās,33 welches in der ägyptischen Thebais etwa 100 km südlich von Kairo gelegen ist, als Sohn wohlhabender koptischer christlicher Grundbesitzer geboren. Seine christliche Erziehung34 beinhaltete nicht das Erlernen der griechischen Sprache.35 Da seine Eltern früh sterben, Antonius ist etwa 18 oder 20 Jahre alt, übernimmt dieser die Sorge für seine noch minderjährige Schwester.36
Eines Tages vernimmt Antonius in der Kirche das Wort Jesu an den reichen Jüngling, in welchen Jesus sagt: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.“37 Dies beeindruckt den jungen Mann derart, dass er den größten Teil seines Besitzes an Arme spendet. Er behält nur das Notwendigste, um den Unterhalt für sich und seine Schwester bestreiten zu können.38 Wenig später verschenkt er auch den Rest seines Vermögens, gibt seine Schwester in ein Jungfrauenheim und begibt sich selbst in Nachahmung eines alten Einsiedlers39 in die Einsiedelei. Auslöser für diese Tat war das Wort Jesu „Sorgt euch also nicht um morgen.“40, das Antonius in der Kirche vernimmt und als Botschaft an sich versteht.
Zunächst als Asket in der Nähe seines Heimatdorfes lebend (bereits zu dieser Zeit soll er von Dämonen heimgesucht worden sein), siedelt er zu einem späteren Zeitpunkt in eine entfernte Grabhöhle über. Dort lässt er sich durch einen Bekannten mit Brot versorgen. Erneut eine neue Heimstätte suchend, lässt er sich etwa 35- jährig für 20 Jahre in der Ruine eines alten Bergschlosses in der Wüste nieder. Gegen Ende seines Lebens wechselt er erneut seinen Aufenthaltsort und verbringt seine letzten Jahre in einer nahezu unzugänglichen Felshöhle nicht unweit des Roten Meeres.41 Trotz all dieser Vorkehrungen gelang es ihm nicht dauerhaft vollkommen von der Außenwelt abgeschlossen zu leben, zieht sein Vorbild doch bald Nachahmer an, welche sich in dessen Umfeld in Höhlen und Klausen niederlassen.42 Manche dieser Eremiten waren Schüler des Antonius.43 Auch ist uns überliefert, dass Antonius zeitweise andere Eremiten aufsuchte, um von ihnen zu lernen.44
Weiter erfahren wir über Antonius, dass dieser im Jahre 311 n. Chr. während der Verfolgungen des Maximinus Daja in Alexandrien aufgehalten haben soll, um Gefangene und Verurteilte zu stärken. Ein erneuter Aufenthalt in Alexandrien ist für das Jahr 337 überliefert, welcher auf das Bitten der Geistlichkeit, unter anderem Bischof Athanasius selbst, erfolgt. Hierbei soll Antonius gegen die Arianer Stellung bezogen haben.45
Gemäß der Vita werden ihm zahlreiche Heilungen, Vorhersagen und Visionen nachgesagt. So soll er seinen Anhängern sogar seinen eigenen Tod vorausgesagt haben, welcher ihn im Jahr 356 im Alter von 105 Jahren ereilt.
Seine Gebeine werden im Jahre 561 nach Alexandrien überführt, gelangen nach der Eroberung Ägyptens durch die Muslime 635 nach Konstantinopel, wovon der größte Teil dieser im Jahr 1000 nach Frankreich gelangt. 1491 findet Antonius seine endgültige Ruhe in der Pfarrkirche St. Julien in Arles.46
4 Überlieferungsgeschichte – Woher beziehen wir unser Wissen über Antonius?
4.1 Die Vita Antonii
4.1.1 Athanasius der Große
Nicht unerwähnt blieb, dass Athanasius der Große und sein Werk, die Vita Antonii, dafür verantwortlich sind, dass Antonius sich so eindrucksvoll und plastisch von einer großen Schar namenloser Wüstenasketen abhebt.47 Grundsätzlich muss hierbei aber davon ausgegangen werden, dass Antonius bereits vor der Schilderung durch Athanasius eine herausragende Erscheinung unter den frühen Anachoreten gewesen sein muss, setzt Athanasius den Ruhm des Antonius doch bereits voraus.48
Athanasius der Große, auch als „Vater der Orthodoxie“ bekannt,49 war griechischer Abstammung und wurde um das Jahr 295 in Alexandria geboren. Bereits sehr früh in Kontakt mit den asketischen Kreisen der Thebais tretend,50 verläuft sein Leben jedoch in völlig anderen Bahnen, denn er macht sehr schnell eine steile Karriere innerhalb der Kirche. Seine kirchliche Laufbahn beginnt im Jahr 318 mit der Diakonweihe. Als 30-Jähriger begleitet Athanasius als Sekretär den Bischof Alexander von Alexandrien im Jahr 325 auf das Konzil von Nizäa, wo er sich als entschiedener Gegner des Arianismus einen Namen macht. Am 8. Juni 328 wird er nach dem Tod Alexanders schließlich selbst Bischof von Alexandria51 und als solcher Primas (Ersthierarch) der katholischen Kirche in Ägypten, Libyen und in der Pentapolis.52
Seine antiarianische Gesinnung führt zeitweise dazu, dass er mehrfach für abgesetzt erklärt wird und insgesamt 17 Jahre im Exil verbringen muss, wobei ihn das erste nach Trier führt. Während des zweiten Exils hält er sich in den Jahren 338-346 in Rom, Oberitalien, Trier und schließlich in Illyrien auf. Es folgten drei weitere Exile in der ägyptische und libyschen Wüste. Während des Arianerstreits soll Athanasius mehrfach Antonius aufgesucht haben und von diesem Rat und Hilfe erbeten haben.53 Athanasius verfasst als Kirchengelehrter viele theologische Werke, von denen die Mehrzahl sich mit der Wahrung des wahren Glaubens und der Widerlegung des Arianismus befasst.
[...]
1 Görg 2008, S. 18; Bartelink2006, Sp. 787.
2 Görg 2008, S. 17f.
3 Görg 2008, S. 17f.
4 Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 15; Bartelink 2006, Sp. 786; Lohse 1969, S. 190.
5 Frank 1993, S. 1f; Baumeister 1977, S. 146.
6 Frank 1993, S. 3.
7 Frank 1993, S. 10.
8 Frank 1993, S. 13.
9 Frank 1993, S. 15; Lohse 1969, S. 190; Baumeister 1977, S. 152.
10 Frank 1993, S. 16.
11 Frank 1993, S. 17.
12 Laboa 2007, S. 36; Baumeister 1988, Sp. 137; Bartelink 1982, S. 60.
13 Frank 1993, S. 16f; Frank verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass das Wort Frau in der alttestamentarischen Tradition auch einfach für die gefährliche Welt stehen kann, aus der der Asket um seines Heiles Willen zu fliehen hat. Vgl. Frank 1993, S. 18.
14 Frank 1993, S. 17.
15 Frank 1993, S. 18.
16 Laboa widerspricht dieser Ansicht im Kapitel „Das Wüstenmönchtum“ und führt den Auszug aus den christlichen Gemeinden auf einen stillen, aber nachdrücklichen Protest gegen die Laschheit des christlichen Lebens zurück. vgl. Laboa 2007, S. 36.
17 Frank 1993, S. 18; Baumeister 1977, S. 151.
18 Frank 1993, S. 20.
19 Laboa 2007, S. 36; Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 13ff; Baumeister 1988, Sp. 136f.
20 Frank 1993, S. 20f; Lohse verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass beim Eintritt in eine Kolonie kein Gelübde abgelegt wurde, was wiederum für einen losen Zusammenschluss spricht. vgl. Lohse 1969, S. 196.
21 Frank 1993, S. 20f.
22 Frank verweist darauf, dass unter Umständen auch Gottesdienste benachbarter Christengemeinden besucht wurden. vgl. S. 22; Lohse 1969, S. 197.
23 Lohse 1969, S. 179.
24 Frank 1993, S. 20f.
25 Baumeister 1977, S. 151; Frank 1993, S. 22; Schwaiger 2002, S. 10.
26 Theofried Baumeister verweist darauf, dass der Zugang zum historischen Antonius nicht leicht ist, was darauf zurückzuführen ist, dass die Vita Antonii eher als ein Zeugnis der Theologie des Athanasius anzusehen sei. vgl. Baumeister 1977, S. 148.
27 Antonius tat sich nie als Ordensgründer oder Verfasser von Ordensregeln hervor. vgl. Schwaiger 2002, S. 10.
28 Görg 2008, S. 10.
29 Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 15; Bartelink verweist darauf, dass Antonius nicht der erste Eremit gewesen sei, auch wenn er gemeinhin als Vater des Mönchtums gilt. vgl. Bartelink 2006, Sp. 786; Auch Lohse verweist auf Antonius als einen der ersten Anachoreten. vgl. Lohse 1969, S. 190.
30 Görg 2008, S. 17.
31 Bautz 1990, http://www.bautz.de/bbkl/a/antoninus_d_g.shtml, eingesehen am: 13.5.2011; Bartelink 2006, Sp. 786; Görg 2008, S. 22, 356; Feuerstein-Praßer und Metzger geben in ihrem 2006 erschienenen Werk „Die Geschichte des Ordenslebens“ die abweichenden Lebensdaten 250 bis 355 n. Chr. an. vgl. Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 15.
32 Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 13ff.
33 Bertrand 2005, S. 14.
34 Bautz 1990, http://www.bautz.de/bbkl/a/antoninus_d_g.shtml, eingesehen am: 13.5.2011; Bartelink 2006, Sp. 786; Lohse 1969, S. 191; Görg 2008, S. 22f; Frank 1980, Sp. 731; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-1.htm eingesehen am 1.7.2011.
35 Baumeister 1977, S. 148.
36 Bartelink 2006, Sp. 786; Lohse 1969, S. 191; Görg 2008, S. 24.
37 Matth. 19, 21.
38 Lohse verweist auf die treffenden Gedankengänge eines Menschen, der sich zum asketischen Lebenswandel berufen fühlte und verweist aus diesen Grund darauf, dass eine Überprüfung dieses Sachverhaltes nicht notwendig ist/erscheint. vgl. Lohse 1969, S. 191; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-2.htm eingesehen am 1.7.2011.
39 Lohse 1969, S. 191; Frank 1993, S. 20.
40 Matth. 6, 34; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-3.htm eingesehen am 1.7.2011.
41 Bautz 1990, http://www.bautz.de/bbkl/a/antoninus_d_g.shtml, eingesehen am: 13.5.2011; Bartelink 2006, Sp. 786; Lohse 1969, S. 192; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-5.htm ff eingesehen am 1.7.2011.
42 Feuerstein-Praßer; Metzger, 2006 S. 14f; Lohse 1969, S. 192; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-13.htm f eingesehen am 1.7.2011.
43 Bartelink 2006, Sp. 787; Frank; Kraft 1980, Sp. 731; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-16.htm ff eingesehen am 1.7.2011.
44 Lohse 1969, S. 192.
45 Bautz 1990, http://www.bautz.de/bbkl/a/antoninus_d_g.shtml, eingesehen am: 13.5.2011; Bartelink 2006, Sp. 786; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-46.htm; http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-68.htm f eingesehen am 1.7.2011.
46 Bartelink 2006, Sp. 786f; Mertel 1917, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel44-4.htm eingesehen am 1.7.2011.
47 Frank 1980, Sp. 731 sowie 1993, S. 20; Görg 2008, S. 17f; Bartelink 2006, Sp. 787.
48 Lohse 1969, S. 191; Frank; Kraft 1980, Sp. 731.
49 Görg 2008, S. 18; Durch seine geistige Haltung und seine berufliche Laufbahn wurde Athanasius zu einem Helden der katholischen Welt seiner Zeit. So verteidigt er u.a. die Rechte der Kirche gegenüber kaiserlichen Übergriffen, hält treu zum Glaubensbekenntnis von Nizäa und tritt darüber hinaus als entschiedener Gegner des Arianismus auf. vgl. Kannengiesser 2006, Sp. 1129.
50 Katsanakis 1980, Sp. 1160; Kannengiesser 2006, Sp. 1127; Auch die Apophthegmata 27, 28 und 30 lassen erkennen, dass Antonius als herausragender Anachoret verehrt wurde. vgl. Miller 1965, S. 22f; Charles Kannengießer erklärt, Athanasius habe als erster der Kirchenvorsteher die historische Bedeutung der monastischen Bewegung erfasst. vgl. Kannengiesser 2006, Sp. 1129.
51 Katsanakis 1980, Sp. 1160; Görg 2008, S. 18f; Kannengiesser 2006, Sp. 1126.
52 Kannengiesser 2006, Sp. 1126.
53 Katsanakis 1980, Sp. 1160; Lohse 1969, S. 190; Görg 2008, S. 19; vgl. Kannengiesser 2006, Sp. 1127; Für Athanasius sind mehrere lang dauernde pastorale Visitationen in monastische Siedlungen belegt, durch welche sich der Primas die Treue der Einsiedler und Mönchsgemeinschaften versicherte. vgl. Kannengiesser 2006, Sp. 1127.