Diese Arbeit beschäftigt sich mit Fahrradverleihsystemen als Ergänzung zum ÖPNV. Es werden öffentliche Fahrradverleihsysteme und deren Entwicklungen näher beschrieben und erklärt. Neben den wesentlichen Eigenschaften von Fahrradverleihsystemen wird der öffentliche Personennahverkehr thematisiert. Dabei wird diskutiert, in wie weit Fahrradverleihsysteme als sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr angesehen werden können.
Das Fahrrad gehört zu den wichtigsten Verkehrsmittel, auf das sie tagtäglich zählen. Zwar müssen sich auch Radfahrer an die Verkehrsordnungen halten, dennoch ermöglicht dieser wendige Untersatz nicht selten, dass man einen geschickten Bogen um innerstädtische Staus machen oder Abkürzungen durch enge, nicht von größeren Fahrzeugen befahrbare Straßen nehmen kann. Es bietet seinen Nutzern nicht nur eine andere Art der Mobilität, sondern gibt ihnen die Möglichkeit den Tagesablauf freier und flexibler gestalten zu können, unabhängig von Staus oder der Suche nach einem Parkplatz. Ob Nextbike, Call-a-Bike oder von anderen Anbietern, Leihfahrräder gehören immer mehr zum neuen Stadtbild deutscher Städte dazu. In Kombination mit dem öffentlichen Personennahverkehr könnten öffentliche Fahrräder Angebotslücken schließen und intermodale Mobilitätsketten vervollständigen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Fahrradverleihsysteme – Grundlagen
2.1 Geschichte und aktueller Entwicklungsstand von Fahrradverleihsystemen
2.2 Prinzip und Merkmale von Fahrradverleihsystemen
2.3 Verschiedene Arten von Fahrradverleihsystemen
2.3.1 Stationsgebundene/fixe Systeme
2.3.2 Stationsungebundene/flexible Systeme
2.3.3 Kombination aus fixen und flexiblen FVS
2.4 Probleme und Limitationen von Fahrradverleihsystemen
3 Fahrradverleihsysteme in Deutschland
3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
3.2 Anbieter von öffentlichen Fahrradverleihsystemen in Deutschland
4 Fahrradverleihsysteme als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr
5 Kritische Würdigung – Fahrradverleihsysteme als Ergänzung zum ÖPNV
5.1 Effektivität
5.2 Kosten und Umweltaspekte
5.3 Gesundheit
5.4 Interdependenzen zwischen Fahrradverleihsystemen und dem ÖPNV
6 Fazit
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Übersicht der Generationen von FVS
Abbildung 2: Beispiel einer intermodalen Mobilitätskette
Abbildung 3: Wegevergleich: von Tür zu Tür im Stadtverkehr
Abbildung 4: CO2 – Ausstoß verschiedener Verkehrmittel im Vergleich
1 Einleitung
„Oh wie liebe ich mein Fahrrad, warum das weiß ich nicht genau. Meinem Fahrrad werd ich treu sein, im Gegensatz zu meiner Frau.“ (Die Prinzen 1991)
So wie ‚Die Prinzen‘ damals über ihr Fahrrad sangen, so ist es auch heute noch für viele Großstadt-Pendler nicht mehr weg zu denken und gehört zu den wichtigsten Verkehrsmittel, auf das sie tagtäglich zählen. Zwar müssen sich auch Radfahrer an die Verkehrsordnungen halten, dennoch ermöglicht dieser wendige Untersatz nicht selten, dass man einen geschickten Bogen um innerstädtische Staus machen oder Abkürzungen durch enge, nicht von größeren Fahrzeugen befahrbare Straßen nehmen kann. Es bietet seinen Nutzern nicht nur eine andere Art der Mobilität, sondern gibt ihnen die Möglichkeit den Tagesablauf freier und flexibler gestalten zu können, unabhängig von Staus oder der Suche nach einem Parkplatz (vgl. Böhm 2016).
Wer jedoch sein hochwertiges Fahrrad nicht auf der Straße stehen lassen möchte, während man den ganzen Tag im Büro sitzt oder vergessen hat den Platten von der letzten Tour zu flicken, für den stellt Bike-Sharing eine super Alternative dar, um trotzdem mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können (vgl. González 2018).
Ob Nextbike, Call-a-Bike oder von anderen Anbietern, Leihfahrräder gehören immer mehr zum neuen Stadtbild deutscher Städte dazu. In Kombination mit dem öffentlichen Personennahverkehr könnten öffentliche Fahrräder Angebotslücken schließen und intermodale Mobilitätsketten vervollständigen.
In der folgenden Arbeit werden zunächst öffentliche Fahrradverleihsysteme und deren Entwicklungen näher beschrieben und erklärt. Neben den wesentlichen Eigenschaften von Fahrradverleihsystemen wird der öffentliche Personennahverkehr thematisiert. Um abschließend diskutieren zu können, in wie weit Fahrradverleihsysteme als sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr1 angesehen werden können.
2 Fahrradverleihsysteme – Grundlagen
Um öffentliche Fahrradverleihsysteme2 als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr analysieren und bewerten zu können, sollen in diesem Kapitel zunächst die wichtigsten Eckdaten von Fahrradverleihsystemen und deren Entwicklungen aufgezeigt werden. Weiterhin werden Eigenschaften, Vor- und Nachteile von verschiedenen Systemarten, sowie Probleme und Limitationen von Fahrradverleihsystemen beschrieben.
2.1 Geschichte und aktueller Entwicklungsstand von Fahrradverleihsystemen
Wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, wurde das erste öffentliche Fahrradverleihsystem bereits im Jahr 1965 in Amsterdam eingeführt. Die Fahrräder wurden von der Stadt für die öffentliche Nutzung und ohne vorherige Registrierung bereitgestellt. Dieses System brach jedoch binnen weniger Tage infolge von Vandalismus und Diebstahl zusammen. Auch andere Versuche frei verfügbare Fahrradsysteme der ersten Generation zu etablieren scheiterten auf Grund der hohen Diebstahlraten (vgl. Ahrens et al. 2010). Die von einer dänischen Non-Profit-Organisation eingeführte zweite Generation der Fahrradverleihsysteme3, die mit einem „Coin-Deposit-System“4 (Shaheen et al. 2010) betrieben wurden, nutzte Fahrradschlösser und sehr schwere Fahrräder zur Diebstahlbekämpfung. Die Diebstahlquote blieb dennoch durch fehlende Nutzer-registrierungen hoch. Erst in der dritten Generation wurden Systeme entwickelt, die auf Informationstechnologie beruhen und die Vorteile von automatischen Fahrradschlösser, GPS-basierte Informationen zur Fahrradverfügbarkeit, Chipkarten und Applikationen vereinten. Ohne persönliche Registrierung durch Nutzerdaten oder Kreditkartendetails war es nun nicht mehr möglich Fahrräder zu leihen. Die multimodalen Systeme der neusten und somit vierten Generation integrieren bereits solarbetriebene Stationen und Pedelecs5, sowie Echtzeitinformationen für mobile Endgeräte (vgl. Ahrens et al. 2010).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Übersicht der Generationen von FVS
Quelle: eigene Darstellung nach Ahrens et al. 2010
2.2 Prinzip und Merkmale von Fahrradverleihsystemen
Öffentliche Fahrradverleihsysteme sind eine neue Art der Nahmobilität, die von Verkehrsbetrieben angeboten werden, um kurze und spontane Wege für Menschen, hauptsächlich in urbanen Gebieten, flexibler zu gestalten. Sie ermöglichen dem Kunden geringe Distanzen schnell, ohne Auto und ohne lästige Wartezeiten auf öffentlichen Verkehrsmitteln, zurückzulegen (vgl. Ahrens et al. 2010).
Obwohl bereits einige ländliche Gegenden im Bereich Fahrradsystem nachziehen, sind die uns bekannten öffentlichen Fahrradverleihsysteme vorrangig für Kurzzeitausleihen in städtischen und innerstädtischen Gebieten gedacht. Für diese ÖFVS ergeben sich folgende Merkmale:
-Jeder Verkehrsbetrieb, der ein ÖFVS führt, gestaltet dieses in einem modernen, einheitlichen und unverwechselbaren Design. Dies erleichtert die Identifikation der Räder und des Systems. Auch technisch gesehen (Spezialanfertigungen) sind alle Leihfahrräder gleich ausgestattet, was Diebstahl und Vandalismus eindämmen soll.
-Der Ausleihmechanismus der Räder ist automatisiert, und benötigt daher keinen Personaleinsatz. Diese Art der Selbstbedienung gewährleistet eine 24-stündige Verfügbarkeit für Kunden.
-Die Registrierung der Nutzer findet über moderne Kommunikationsmittel statt. An- und Abmeldung erfolgt telefonisch oder über das Internet bzw. Applikationen für das Mobiltelefon, die Bezahlung mit registrierten Bankdaten. Ebenfalls ermöglicht eine GPS-Ortung eine leichtere Ausleihe und bietet Schutz vor Diebstahl oder Vandalismus
-Fahrradverleihsysteme sollen vor allem für Kurzzeitausleihen genutzt werden, was von den günstigen Tarifen gefördert wird. Bei vielen Systemen kann man in der ersten halben Stunde sogar kostenlos (z.B. mit Ermäßigung) fahren. Da die meisten Nutzer in diesem Zeitrahmen bleiben, kann eine hohe Verfügbarkeit, Effektivität und Nutzerfrequenz erzielt werden.
-Immer häufiger können Leihfahrräder zu Einwegfahrten genutzt werden, d.h. Fahrräder können an anderen Stationen als der Entleihstation zurückgebracht oder sogar in einem festgelegten Bereich abgestellt werden.
-Die FVS verfügen über eine hohe Präsenz und Verfügbarkeit. Eine großflächige Verteilung der Entleih- und Rückgabestationen und in Sichtweite der Kunden bietet eine intensive und vernetzte Nutzung (vgl. Ahrens et al. 2010).
2.3 Verschiedene Arten von Fahrradverleihsystemen
Allgemein sind in Deutschland zwei verschiedene Systeme vorzufinden. Zum einen die stationsgebundenen (fixen) Verleihsysteme und zum anderen stationsungebundene (flexible) Stationen. Bei den fixen FVS können die Leihfahrräder grundsätzlich nur an den dafür vorgesehenen Stationen entliehen und zurückgebracht werden. Bei den flexiblen Systemen können die Räder sowohl an den Stationen als auch in einem, von dem Verkehrsbetrieb festgelegten Gebiet abgeholt und abgestellt werden (vgl. Handrick 2009). Beide Systeme bringen aber auch einige Vor- und Nachteile mit sich.
2.3.1 Stationsgebundene/fixe Systeme
Die fixen FVS benötigen Stationen, bei denen die Leihfahrräder entliehen und zurückgebracht werden können. Die Installation solcher Systeme bedeutet zwar zunächst einen baulichen Eingriff in öffentliche Räume, dennoch gibt es viele Beispiele, bei denen die Integration in die städtische Landschaft sehr gut gelungen ist. Die Errichtung und die Inbetriebnahme sind sehr kostenintensiv, bieten jedoch für die Nutzer eine einfache Handhabung bei Registrierung oder Identifizierung. Da der Entleih und die Rückgabe der Fahrräder ausschließlich an den festen Punkten möglich ist, können die Verkehrsbetriebe den Nutzern Ansprechpartner an bestimmten Stationen zur Verfügung stellen. Des Weiteren bieten die fixen Systeme gleichzeitig den Unternehmen eine zusätzliche Möglichkeit die Fahrräder zu kontrollieren, indem sie nachvollziehen können, wo sich welches Fahrrad aktuell befindet. Meistens werden die Stationen an Haltestellen oder Bahnhöfen platziert, was den Nutzern einen engen Bezug und gute Übergangs-möglichkeiten zum ÖPNV bietet. Von Nachteil ist dieses System aber gerade dann, wenn die Stellplätze an gut besuchten Orten, wie Bahnhöfen, bereits belegt sind. Somit ist der Nutzer dazu gezwungen, die nächst mögliche Station mit freiem Stellplatz ausfindig zu machen, um das Leihfahrrad dort abstellen zu können. Dies ist nicht nur zeitaufwendig, sondern könnte sogar den Anschluss zum gewünschten öffentlichen Verkehrsmittel verhindern (vgl. Handrick 2009).
2.3.2 Stationsungebundene/flexible Systeme
Flexible Systeme funktionieren bereits ganz ohne feste Stationen, bei denen Leihfahrräder entliehen und zurück gebracht werden müsste. Die Installation gestaltet sich kostengünstiger als bei fixen Systemen, da keine Stationen errichtet werden müssen und es verlangt auch keine bauliche Maßnahmen. Fahrräder können überall in der vorgegebenen Zone entliehen und abgestellt werden, wo man sich gerade befindet. Bei solchen Systemen stellen sich den Betreibern jedoch große Herausforderungen. Nicht nur das Warten und die Instandhaltung gestaltet sich schwieriger. Die Räder müssen auch gesucht und von den Abstellorten wieder zurück geholt werden. Für den Nutzer ist es sehr angenehm das Fahrrad einfach an Ort und Stelle abstellen zu können, dennoch könnte es für ihn lästig sein, wenn die Räder zur Entleihe nicht an offensichtlichen und gut erreichbaren Stationen vor zu finden sind. Außerdem stört das freie und vereinzelte Herumstehen der Räder nicht nur das Stadtbild, sondern verleitet auch zum Diebstahl und Vandalismus (vgl. Handrick 2009).
2.3.3 Kombination aus fixen und flexiblen FVS
Einige Verkehrsbetriebe stellen bereits eine Kombination aus beiden Systemen zur Verfügung. Nutzer können die Räder sowohl an Stationen als auch an öffentlichen Bereichen innerhalb eines vorgegebenen Bereichs entleihen und abstellen. Zwar können mit diesem Angebot die Vorteile beider Systeme verbunden werden. Dies bringt aber auch höhere Betriebskosten mit sich. Die innerhalb des festgelegten Gebiets abgestellte Fahrräder müssen eingesammelt und wieder verteilt werden (Monheim et al. 2012).
2.4 Probleme und Limitationen von Fahrradverleihsystemen
Es existieren bereits viele erfolgreich integrierte Beispiele für Fahrradverleihsysteme in Deutschland, trotzdem lässt sich darauf keine allgemeine Vorlage für jedes FVS ableiten. Somit stellt jedes FVS, das neu implementiert werden soll, ein „lokales Experiment“ (Monheim et al. 2012) dar. Mit der Verbesserung des Fahrradverkehrs in Städten kann der Verkehrslärm verringert werden und die Menschen werden mobiler gemachen. Außerdem vermindert dies die Emissionsausstöße, sodass die Lebensqualität in urbanen Gebieten wieder gesteigert wird. Wie sich im Folgenden zeigen wird stellen Diebstahl und Vandalismus, die Umverteilung der Räder, sowie die Installation und Instandhaltung die Verkehrsbetriebe immer noch vor eine große Herausforderung:
Mit der Zeit haben sich die Fahrradverleihsysteme (siehe Kapitel 2.1) schon einiges weiter entwickelt. Durch robuste Einzelteile und Spezialanfertigungen der Fahrräder, sowie GPS6 - Ortung, um Räder ausfindig zu machen, versuchen die Verkehrsbetriebe Vandalismus und Diebstahl entgegen zu wirken (vgl Ahrens et al. 2010). Doch immer wieder sieht man, wie in einigen Städten die Leihfahrräder auf Bäumen hängen, sich in Parks stapeln, die Gehwege versperren oder im Gebüsch liegen (González 2018).
Des Weiteren lösen Pendlerströme, Rush-Hour und landschaftliche Bedingungen eine Umverteilung der Leihfahrräder aus. Dadurch fehlen Fahrräder an einigen Stationen, während an anderen keine freien Stellplätze mehr verfügbar sind. Vor allem bei fixen Systemen führt das zu Problemen, wenn beispielsweise die Fahrräder als Zubringer zum Bahnhof genutzt werden und dort bereits alle Stationen belegt sind. In solchen Fällen müssen Nutzer andere freie Stationen erst ausfindig machen, um ihr Leihfahrrad abstellen zu können. Damit Räder und Stellplätze an allen Stationen verfügbar sind, wird Personal benötigt, was für die Umverteilung zuständig ist (Chemla et al. 2013).
Die Installation und Instandhaltungist eine weitere Herausforderung für Verkehrs-betriebe. Vor allem bei fixen Fahrradverleihsystemen ist die Installation komplexer und benötigt größere bauliche Maßnahmen. Mit der Einführung der flexiblen Systeme wird diesem Problem bereits entgegen gewirkt. Auch die Frage der Instandhaltung muss geklärt werden, da diese besonders bei großen Systemen sehr aufwendig ist. Bei kleineren Systemen kann durch Outsourcing die Wartung in die Hände lokaler Partner gelegt werden (vgl. Midgley 2011).
3 Fahrradverleihsysteme in Deutschland
In Amsterdam, Paris und Barcelona sind öffentliche Fahrradverleihsysteme schon längst nicht mehr weg zu denken. Doch wie sieht es in Deutschland aus? Wie ist die rechtliche Situation für die Implementierung und welche Anbieter sind auf dem deutschen Markt vertreten? Diese Fragen sollen in dem folgenden Kapitel geklärt werden.
3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
Damit Fahrradverleihsysteme erfolgreich in Städte integriert werden können, ist eine klare Fahrradpolitik, sowie die Beteiligung von Behörden, Kommunen und Verkehrsbetrieben notwendig. Speziell auf den Markt in Deutschland muss auf das Marktinterventionsgesetz geachtet werden. Hierbei geht es darum, dass die EU-Kommission bei der Implementierung von FVS informiert wird, falls dabei Fördergelder benutzt werden sollen. Geschieht dies nicht, kann die Einführung als Missbrauch öffentlicher Gelder aufgefasst werden (vgl. BMVBS 2010:14).
Zusätzlich zu den EU-Richtlinien müssen bei der Implementierung fixer Stationen von FVS in Deutschland Baugenehmigungen eingeholt werden, da sie baulich einen größeren Eingriff bedeuten (vgl. BMVBS 2010:14). Des Weiteren muss beachtet werden, dass das nationale Personenbeförderungsgesetz7 bei FVS selbst bei der Einbindung in den Straßenverkehr nicht eintritt. Die Verkehrsbetriebe sind also für Einhaltung der Vorschriften und Pflichten und die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit, was die Instandhaltung und Reinigung der Fahrräder beinhaltet, zuständig.
Kommt es zu einem Schaden mit einem Leihfahrrad, haftet je nach Schuld der Betreiber oder der Nutzer. Bei Diebstahl, rechtswidriger Handhabung oder grober Fahrlässigkeit trägt der Kunde die Schuld. Ebenso haftet der Kunde bei Schäden oder Diebstahl während der Mietzeit, sofern es Eigenverschulden war. In dem Betreibervertrag müssen daher die jeweiligen Summen klar definiert werden.
Bei Fahrradverleihsystemen, die die Fahrräder auch als Werbeflächen nutzen, wie beispielsweise Nextbike, müssen außerdem auch Gesetze zu Werberechten berücksichtigt werden (vgl. BMVBS 2010:14).
3.2 Anbieter von öffentlichen Fahrradverleihsystemen in Deutschland
Das Fahrradverleihsystem Call-a-Bike, das von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn (DB) geführt wird, war das Erste, welches in Deutschland etabliert wurde. Nur wenige Jahre später kam Nextbike, das von einem leipziger Unternehmen gegründet wurde, hinzu. Diese Beiden waren lange Zeit die einzigen Anbieter auf dem deutschen Markt. Zwar haben sie in der Zwischenzeit keine Monopolstellung mehr, dennoch bleiben sie bundesweit die größten Anbieter in ihrer Branche.
[...]
1 Im weiteren Verlauf wird der öffentliche Personennahverkehr aus Gründen der besseren Lesbarkeit mit ÖPNV abgekürzt.
2 Im weiteren Verlauf wird der öffentliche Fahrradverleihsysteme aus Gründen der besseren Lesbarkeit mit ÖFVS abgekürzt.
3 Fahrradverleisysteme werden im weiteren Verlauf mit FVS abgekürzt.
4 Engl.: Pfand-Münzen-System
5 Elektrofahrrad, dessen Elektromotor die Tretbewegung des Fahrers unterstützt
6 Global Positioning System = in diesem Fall: System zur Ortung der Fahrräder
7 Regelung zur entgeltlichen oder geschäftsmäßigen Personenbeförderung mit Verkehrsmitteln (Bartl/Krumme)