Die Arbeit thematisiert die Digitalisierung an Bildungseinrichtungen für Pflegeberufe. Der Fokus liegt dabei auf den Umgang der Lehrenden mit digitalen Medien. Pflegende haben einen engen Bezug zu den Menschen beziehungsweise zur menschlichen Interaktion. Entmenschlichung, verstärkter Umgang mit Maschinen wird in der Pflege als ungewöhnlich, ja schwierig angesehen. Trotzdem bleibt ein Umgang mit den digitalen Medien gegenwärtig nicht aus, Lernen und Lehren sind auch hier nötig, sowohl während der Ausbildung, als auch während der direkten pflegerischen Tätigkeiten. Und da die Internetnutzung heute eine Selbstverständlichkeit darstellt, wird von den Lernenden in den Pflegeberufen bereits ein routinierter Umgang mit PC und Internet erwartet.
Lehrende in diesem Bereich der beruflichen Bildung sollen angehende Pflegende in der Grundausbildung oder berufserfahrene Pflegende in Weiterbildung begleiten und helfen digitale Kompetenzen zu entwickeln beziehungsweise diese zu erweitern. Dazu benötigen die Lehrenden selbst umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten was digitale Medien angeht. Dementsprechend stellt die Ausbreitung der digitalen Technik an den Schulen die Lehrkräfte vor neue personelle und organisatorische Herausforderungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problembeschreibung
1.2 Frage
2 Klärung der Begriffe „Digitalisierung“ , „Bildungseinrichtungen für Pflegeberufe“
3 Methodik
3.1 Datenerhebung und Datenauswertung
4 Die Digitalisierung der heutigen Gesellschaft
4.1 Die Digitalisierung der Pflegeberufe
4.2 Die Digitalisierung des Bildungswesens
4.3 Lehrende und digitale Medien
5 Ergebnisse der Interviews in Bezug auf den Theorieteil
6 Diskussion und Zusammenfassung
7 Fazit und Ausblick
Literatur
Anhang
1 Einleitung
Die Digitalisierung der Gesellschaft ist inzwischen tiefgreifend und auch nicht mehr umkehrbar. Ähnliche Umwälzungen gab es im 16. Jahrhundert mit der Erfindung des Buchdruckes oder im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung (Fiedler, 2015, S. 41). Begriffe wie „neue Medien, Internet, Vernetzung, digitale Revolution“ sind allgegenwärtig. Die heutige Gesellschaft wird durch unsere digitale Medienland- schaft bereits entscheidend geprägt. Die neuen Medien eröffnen hier die Lebens- welt der Individuen für Neues und Unbekanntes (Schewior-Popp, 2014, S. 121). Inzwischen gehören digitale Medien sowohl in den verschiedensten Wirtschaftsbe- reichen (z.B. in Forschung, produzierendem Gewerbe und im Gesundheitswesen), als auch in unseren Schulen zum Alltag (KMK, 2016, S. 6). Speziell im Bildungsbe- reich wird seit den 90er Jahren in der Gesellschaft darüber diskutiert, ob sich dieser aufgrund des beträchtlichen Einflusses der Informationstechnologien wandeln müsse (Tulodziecki, Herzig, & Grafe, 2010, p. 67) und wie hier die digitalen Medien denn dann einzusetzen wären (Härtel, 2015, S. 3).
Aktuell hat sich die Gestaltung von Lernprozessen durch die weltweite Vernetzung bereits verändert. Lernen kann inzwischen überall und zu jeder Zeit auch in ver- schiedenen Gruppen stattfinden (Sieger, Goertz, Wolpert, & Rustemeier-Holtwick, 2015, S. 68). Von allen Seiten erfolgt die Durchdringung der Bildungseinrichtungen durch die neuen Medien. Auch durch die Lernenden selbst wird dies in die Wirklich- keit der Schulen, Akademien etc. hineingetragen (Breiter, Ebel, & Heinen, 2015, S. 20). Diese Entwicklung hat auch grundlegende Auswirkungen auf die Arbeits- wirklichkeit der Lehrenden an den verschiedenen Bildungseinrichtungen. Das Rol- lenbild der Lehrerinnen und Lehrer hat sich durch den weltweiten Zugriff auf Daten, durch die Digitalisierung verändert. Inzwischen ist primär von den Lehrenden der Umgang mit Strukturen und Zusammenhängen gefordert (Hartmann & Hundert- pfund, 2015, S. 5–6), was seitens der Lehrkräfte eine umfassende Auseinanderset- zung mit den digitalen Technologien nötig macht.
1.1 Problembeschreibung
Die Digitalisierung betrifft mithin alle Gesellschaftsbereiche, auch das Bildungswe- sen und das Gesundheitswesen, hier im speziellen auch den Pflegebereich. Pflegende haben einen engen Bezug zu den Menschen, bzw. zur menschlichen Interaktion. Entmenschlichung, verstärkter Umgang mit Maschinen wird in der Pflege als ungewöhnlich, ja schwierig angesehen. Trotzdem bleibt ein Umgang mit den digitalen Medien gegenwärtig nicht aus, Lernen und Lehren sind auch hier nö- tig, sowohl während der Ausbildung, als auch während der direkten pflegerischen Tätigkeiten. Und da die Internetnutzung heute eine Selbstverständlichkeit darstellt, wird von den Lernenden in den Pflegeberufen bereits ein routinierter Umgang mit PC und Internet erwartet (Panfil, 2015, S. 163).
Lehrende in diesem Bereich der beruflichen Bildung sollen angehende Pflegende in der Grundausbildung oder berufserfahrene Pflegende in Weiterbildung begleiten und helfen digitale Kompetenzen zu entwickeln bzw. diese zu erweitern. Dazu be- nötigen die Lehrenden selbst umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten was digitale Medien angeht. Dementsprechend stellte die Ausbreitung der digitalen Technik an den Schulen die Lehrkräfte bereits in den letzten Jahren vor neue personelle und organisatorische Herausforderungen (Eder & Alexandra, 2009, S. 17).
1.2 Frage
Es stellt sich die Frage: Wie gehen Lehrende an Bildungseinrichtungen für Pflege- berufe in Deutschland mit der zunehmenden Digitalisierung ihres beruflichen Auf- gabenbereiches um?
2 Klärung der Begriffe „Digitalisierung“ und „Bildungseinrichtungen für Pfle-geberufe“.
Zuerst soll der zentrale Begriff der „Digitalisierung“ geklärt werden. Digital ist ein Adjektiv und es hat mehrere Bedeutungen. Hier ist die Bedeutung in der Physik gemeint, auf Digitaltechnik, Digitalverfahren beruhend. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem englischen von Digit = (zum Zählen benutzter) Finger (Dudenverlag, o. D.). Hierzu eine weitere Beschreibung: "Der Begriff der Digitalisie- rung hat mehrere Bedeutungen. Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifika- tion von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende. Im letzteren Kontext werden nicht zuletzt „Informationszeitalter" und „Computerisie- rung" genannt" (Gabler Wirtschaftslexikon, o. D.).
Im Hinblick auf die vorliegende Studienarbeit bezieht sich der Begriff der Digitalisie- rung vor allem auf die digitalen Medien im Kontext von Schule und Unterricht. Eine verbreitete Definition des Begriffes der digitalen Medien lautet: Medien sind Infor- mations- und Kommunikationstechnologien (Petko, 2014, S. 16). Als Oberbegriff für die Nutzung von digitalen Medien zu Lehr- und Lernzwecken wird hier auch der Begriff des E-Learning gebraucht (Sieger et al., 2015, S. 25).
Als nächstes soll der Begriff der „Bildungseinrichtungen der Pflegeberufe“ geklärt werden. Aus historischen Gründen hat sich in den Pflegeberufen in Deutschland ein eigenes Bildungssystem entwickelt, welches nicht in das Berufsbildungsgesetz in- tegriert wurde (Schneider, Brinker-Meyendriesch, & Schneider, 2005, S. 406–408). Nebeneinander bestehen hier dreijährige Ausbildungen zur Gesundheits- und Kran- kenpflege, zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und zur Altenpflege. Dazu besteht eine große Zahl an Ausbildungen zu Pflegehelfern (mit meist einjähriger Ausbildungsdauer).
Neben den gesetzlich geregelten Ausbildungen im Pflegebereich besteht ein weites Feld der zusätzlichen Bildungsmöglichkeiten, die nicht staatlich geregelt sind. Zu- sätzlich zu Fortbildungen nach dem Berufsbildungsgesetz gibt es die Fachweiterbil- dungen in der Pflege, die strukturell und curricular nach Vorgaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) erfolgen und unter anderem den Hochschulzugang eröffnen. Allgemein lehnen sich diese Fort- und Weiterbildungen in der Pflege an die Weiterbildungsgesetze des jeweiligen Bundeslandes an (Sahmel, 2015, S. 117– 120).
3 Methodik
Das Augenmerk dieser Studienarbeit wurde auf den Bildungs- bzw. Ausbildungsbe- reich der deutschen Pflegeberufe gerichtet.
Um sich der Fragestellung dieser Studienarbeit anzunähern wurde zuerst eine um- fangreiche Literaturrecherche nach den Schlagwörtern „Digitalisierung“, „Digitalisie- rung der Pflegeausbildung und des Pflegeberufes“, „Digitalisierung des Bildungs- wesens“ und „Lehrer und die Digitalisierung“, jeweils mit dem Schwerpunkt „in Deutschland“, durchgeführt. Erweitert wurden die Suchparameter im Verlauf der Recherche im Hinblick auf den Begriff der „Mediendidaktik“, bzw. „Medienpädago- gik“. Die Suche erfolgte auf Google-scholar, Google-books und im gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Gesamt fanden danach zweiunddreißig Beiträge in der vorliegenden Studienarbeit Verwendung.
Die gefundene Literatur wurde anschließend mit empirisch erhobenen Daten ver- knüpft. Als empirische Forschungsmethode wurde der qualitative Forschungsan- satz des Interviews gewählt. Ziele solcher qualitativer Ansätze sind es, die Perspek- tive der menschlichen Akteure zu rekonstruieren und so zu verstehen (Bortz & Döring, 2016, S. 301).
Da die gestellte Forschungsfrage besonders fundierte Kenntnisse der Pädagogik seitens der InterviewpartnerInnen erforderte, wurde genauer die Methode des Ex- perteninterviews gewählt. Experteninterviews im Rahmen der qualitativen For- schung sind stets teilstrukturierte Interviews. Die dazu entwickelten Leitfäden die- nen sowohl zur Strukturierung des Themenfeldes, als auch als Instrument des Forschungsprozesses (Bogner, Littig, & Menz, 2014, S. 27). Da vor allem das Wis- sen der Experten erfragt werden soll, bestehen Experteninterviews vorwiegend aus Fakt-Fragen (Gläser & Laudel, 2010, S. 123).
Die Entscheidung, welcher Interviewpartnern als passend für das jeweilige For- schungsprojekt erscheint, muss im jeweils konkreten Fall entschieden werden (Bog- ner et al., 2014, S. 35). In Anbetracht der Grenzen dieser Studienarbeit musste sich die Auswahl auf die Bildungseinrichtungen vor Ort beschränken.
Als Experte zu gelten hat immer auch mit einer Zuschreibung des Forschers zu tun. Jedoch gelten sie hier auch als Experten im gesellschaftlichen Kontext, haben also eine hervorgehobene Stellung auf ihrem Fachgebiet. „ E x perten lassen sich als Per- sonen verstehen, die sich -ausgehend von einem spezifischen Praxis- oder Erfah- rungswissen, das sich auf einen klar begrenzbaren Problemkreis bezieht- die Mög- lichkeit geschaffen haben, mit ihren Deutungen das konkrete Handlungsfeld sinn- haft und handlungsleitend für Andere zu strukturieren" (Bogner et al., 2014, S. 12- 13). In der vorliegenden Studienarbeit wurden als Expertinnen eine erfahrene Pä- dagogin aus der pflegerischen Fachweiterbildung und eine noch studierende, junge Pädagogin aus der pflegerischen Grundausbildung gewählt.
3.1 Datenerhebung und Datenauswertung
Der Interviewleitfaden dieser Studienarbeit wurde anhand relevanter Inhaltlicher Komponenten im Zuge der Literaturrecherche erstellt. Dies stellte sicher, dass alle für die Beantwortung der Fragestellung zentralen Themenbereiche abgedeckt wur- den (Aeppli, Gasser, & Gutzwiller, 2016, p. 183). Auch sollte sich auf eben jene wichtigen Aspekte fokussiert werden (Mayer, 2013, S. 43).
Als Besonderheit des Experteninterviews wurde ein Vorgespräch durchgeführt, um dem Status der Experten Rechnung zu tragen. Hier sollte der Bedarf an den beson- deren Einsichten der Befragten deutlich werden (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2014, S. 135). Anhand dieser Vorgespräche wurde dann der Interviewleitfaden in Teilen neu verfasst.
Das nach den Interviews erstellte Transkript legt in wörtlicher Form dar, was in der mündlichen Befragung gesagt wurde (Aeppli et al., 2016, S. 189). Das hierfür ver- wendete Transkriptionssystem nach Przyborski dient zur Erfassung von Gesprä- chen für eine rekonstruktive Auswertung (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2014, S. 167). Zur Auswertung der Transkripte wurde die strukturierende qualitative In- haltsanalyse nach Mayring verwendet. Sie ist besonders für informative Experten- interviews geeignet (Bogner et al., 2014, S. 72). Im Rahmen der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse sollen bestimmte Strukturen aus dem Material heraus- gefiltert werden, z.B. formale oder inhaltliche Aspekte (Mayring, 2002, S. 118).
Wie bei Mayring beschrieben erfolgten bei der strukturierenden qualitativen Inhalts- analyse nach der Festlegung der Kategorien (- hier anhand des erstellten Leitfa- dens) zwei Arbeitsschritte. Zuerst die Bezeichnung der Textstellen mit der jeweili- gen Kategorie. Anschließend Filterung, Zusammenfassung und Aufarbeitung (Ma- yring, 2002, S. 120).
4 Die Digitalisierung der heutigen Gesellschaft
Die Kompetenzanforderungen an die Menschen weltweit haben sich durch die Me- dienentwicklung klar verändert. Das Lernen „durch“ und "über" Medien hat inzwi- schen einen hohen Stellenwert (Tulodziecki et al., 2010, S. 13). Einen Beruf auszu- üben, oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ohne die Nutzung moderner Technik und ohne moderne Medien, ist inzwischen kaum mehr möglich. Der erste Kontakt mit diesen neuen Medien erfolgt inzwischen sehr früh. Der Einstieg in die Internetnutzung in Deutschland zum Beispiel beginnt nach neuesten Untersuchun- gen mit durchschnittlich acht Jahren (Nieding, Ohler, & Rey, 2015, S. 35).
Die Erweiterung der analogen Medien durch digitale Medien hat ebenso zu einer globalen Vernetzung der Datenbestände und Kommunikation geführt (Tulodziecki et al., 2010, S. 13). Für die Bürger dieser „digitalen Gesellschaft“ ist es wichtig, diese Informationen auf ihre Relevanz und ihren Wahrheitsgehalt hin beurteilen zu kön- nen (Hartmann & Hundertpfund, 2015, S. 18), denn digitale Medien bergen sowohl Chancen für den Einzelnen, wie Information und Kommunikation, jedoch auch Risi- ken wie u.a. Internetsucht oder Cybermobbing (Breiter et al., 2015, S. 12).
Auch die Interessen der Wirtschaft fließen in die Digitalisierung der verschiedenen Gesellschaftlichen Lebensbereiche mit ein. Zum Beispiel bedeutet die Digitalisie- rung der Bildungsangebote in Deutschland für die IT-Branche ein lukratives Ge- schäft. Eine Rechnung für die deutschen Grundschulen ergab ein geschätztes Marktvolumen von 4,6 Milliarden Euro für die IT-Branche (Lembke, Leipner, & Teu- chert-Noodt, 2016, S. 186–188).
Diese von der Wirtschaft propagierte Pflicht zu einer möglichst frühzeitigen und um- fassenden Mediennutzung kann kritisch gesehen werden (Lembke et al., 2016, S. 152–153). Verschieden Studien haben u.a. gezeigt, dass eine rege Nutzung di- gitaler Medien eine Verkürzung der Schlafdauer bewirkt, genauso wie eine Verän- derung des Schlafverhaltens. Auch ist inzwischen durch Studien belegt, dass heu- tige Teenager (12-17 Jahre) ihr Smartphone als primäre Form der Kommunikation nutzen, noch vor der direkten verbalen Kommunikation (Lembke et al., 2016, S. 96- 97). Die American Academy of Pediatrics rät Eltern, zu verhindern, dass Kinder un- ter zwei Jahren elektronische Medien nutzen. Dies würde sich negativ auf die Spra- chentwicklung der Kinder auswirken (Lembke et al., 2016, S. 27–28).
4.1 Die Digitalisierung der Pflegeberufe
Auch Pflegende nutzen EDV-Systeme, um ihre Funktionen in Klinik, Forschung und Ausbildung angemessen erfüllen zu können (Hannah & Hübner, 2002, S. 3). Aktu- elle Entwicklungen zeigen steigende Ansprüche an Pflegende in den Bereichen Do- kumentation und Datentransparenz. Dazu notwendige Werkzeuge sind moderne In- formations- und Kommunikationstechnologien (Gulova, 2012, S. 29). Der Umgang mit digitalen Medien ist für Pflegende inzwischen alltäglich.
Der Pflegeberuf ist jedoch stark von Individualität, Menschlichkeit und Fingerspit- zengefühl geprägt (Wiederkumm, 2006, S. 24). Der zwischenmenschliche Kontakt ist hier als zentral anzusehen. Das besondere Vertrauensverhältnis von Pflegen- dem und Patient/Klient bedarf der direkten, persönlichen Interaktion. Entsprechend haben digitale Medien im Berufsfeld der Pflege, im Gegensatz zu anderen berufli- chen Bereichen, erst zögerlich Eingang gefunden (Sieger, 2017, S. 48). Hier gibt es auch Hinweise auf eine mangelnde Akzeptanz digitaler Lernangebote im pflegeri- schen Bereich u.a. aufgrund des Zeitmangels in der Pflege, einer kulturellen Barri- ere die in der Ablehnung von Veränderungen erscheint und mangelnder Medien- kompetenz wie die fehlende Fähigkeit im Internet zu recherchieren (Anna-Maria Kamin, Agnes-Dorothee Greiner, & Ingrid Darmann-Finck, 2014, S. 8).
Dies kann die professionelle Arbeit Pflegender erschweren, da besonders für Pflege- und Gesundheitsberufe als sehr wissensintensive Fachgebiete die Nutzung digitaler Kommunikations- und Informationstechnologien als notwendig erscheint (Anna-Maria Kamin et al., 2014, S. 7), u.a. zur Bildung externer Evidence durch den Zugang zu pflegewissenschaftlicher Literatur (Sieger et al., 2015, S. 88). Um als Pflegende dem Anspruch wissenschaftlich belegten Arbeitens gerecht zu wer- den müssen hier jedoch umfassende Medienkompetenzen ausgebildet sein, um überhaupt auf die entsprechenden Wissensfelder zugreifen zu können (Anna-Maria Kamin et al., 2014, S. 7). Es bestehen in Deutschland bereits Lernangebote für Pfle- gende als E-Learning, u.a. die Bayerische Pflegeakademie online/VIWIS, Campus- Med oder CNE (Certified Nursing Education) (Sieger et al., 2015, S. 158–160). Bisher steht die Verbreitung von E-Learning in der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung jedoch erst am Anfang (Anna-Maria Kamin et al., 2014, S. 7), beson- ders im Vergleich zur übrigen beruflichen Bildung ist sie hier weniger verbreitet. Dies hat mit der bereits beschriebene Sonderform der pflegerischen Qualifizierung in Deutschland zu tun (Sieger et al., 2015, S. 1).
4.2 Die Digitalisierung des Bildungswesens
Der Einsatz von Medien im Unterricht ist ein zentrales Thema in der Pädagogik. In der heutigen Zeit haben die neuen, digitalen Medien in die Klassenzimmer bereits Einzug gehalten (Schewior-Popp, 2014, S. 121).
Aus pädagogischer Sicht werden digitale bzw. computerbasierte Medienkompeten- zen inzwischen als unverzichtbar für Jugendliche im Hinblick auf das Ausbildungs- und Berufsleben betrachtet (Eder & Alexandra, 2009, S. 24). Die deutsche Kultus- ministerkonferenz erkennt hier diese Kompetenzen als unbedingt erforderlich für ei- nen erfolgreichen Weg in Schule und Beruf und betont gleichzeitig die Bedeutung der digitalen bzw. der medialen Kompetenzen als wesentliche Voraussetzung für eine soziale Teilhabe (KMK, 2016, S. 7). Auch die Schulen des Gesundheitswesens sollten in Anbetracht der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitsplätze professio- nell Pflegender nicht ihre Augen vor eben jener Digitalisierung verschließen. Hier müssen im Gegenteil die Lernenden gezielt auf die Arbeit mit EDV-Systemen vor- bereitet werden (Schewior-Popp, 2014, S. 130).
Inzwischen bestehen allgemein verschiedene Formen digitalen Lehrens und Ler- nens, u.a. Mobile-Learning, Blended Learning und Virtual Classrooms (Sieger et al., 2015, S. 26–28). Passende Lernplattformen, die hauptsächlich für den Schulbereich erstellt wurden, z.B. moodle oder lo.net integrieren hierfür digitale Medien direkt in die zentralen Abläufe von Bildungseinrichtungen (Tulodziecki et al., 2010, S. 138), d.h. als kombinierte Schulverwaltungs- und Lernplattform. Die hier vertretene Medi- endidaktik (im weiteren Sinne Medienpädagogik) befasst sich mit der Entwicklung, Gestaltung und der Wirkung von Medien in Lehr-/Lernprozessen (Sieger et al., 2015, S. 68).
Durch die technischen Entwicklungen der letzten Jahre, wie die digitalen sozialen Medien z.B., verschwimmen formelle und informelle Lernprozesse zunehmend. Die Trennung von Privatem, Beruflichem, Unterhaltung, Lernen und Arbeiten wird redu- ziert (Roth, 2015, S. 102). Auch wird die geforderte digitale Medienkompetenz durch Jugendliche in Deutschland überwiegend noch außerschulisch erworben (Eder & Alexandra, 2009, S. 32). Der US-Informatiker David Gelernter stellt hier bereits den Sinn von Schulen allgemein infrage. Denn warum sollten viele Lernende in einer Klasse unterrichtet werden, wenn doch auch Einzelfernunterricht über das Internet möglich ist? Warum sollten sich die Lernenden an einen Lehrplan anpassen wenn doch im Netz alle Informationen frei wählbar sind (Nink & Frigger, 2013, S. 44)? Der ständige und nicht ortsgebundene Zugriff auf Informationen mittels neuer Me- dien wie z.B. Smartphones führt zu einer Konkurrenzsituation gegenüber traditio- neller Lerninstitutionen wie den Schulen, da das althergebrachte Wissens- und Lernmonopol gebrochen wird. Jedoch bedeutet die Verfügbarkeit von Informationen auch hier nicht gleich das adäquate aneignen von Wissen (Roth, 2015, S. 78–79).
4.3 Lehrende und digitale Medien
Auch Lehrende sind den Prozessen zur Ausbildung der verschiedenen Kompeten- zen unterworfen. Eine dieser lebensweltlich erworbenen Kompetenzen ist die allge- meine Medienkompetenz. Insbesondere in modernen Gesellschaften ist, in Anbe- tracht der Wirksamkeit elektronischer Medien, die Ausbildung solcher Kompetenzen ohne Alternative. Diese Ausbildung der Kompetenzen ist auch vom Lebensalter ab- hängig. Entsprechend ist auch u.a. eine altersgemäße Differenzierung hier nötig (Kron, Jürgens, & Standop, 2014, S. 223).
Lehrende in der beruflichen Bildung sind dazu aufgefordert, aufgrund der sich schnell ändernden Voraussetzungen in der digitalen Welt, sich fortgesetzt über Lernprogramme, digitale Abläufe und die jeweiligen Einsatzmöglichkeiten zu infor- mieren und in die Bildung zu integrieren (Härtel, 2015, S. 3), um in ihrem beruflichen Umfeld handlungsfähig zu bleiben.
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