In dieser Facharbeit sind alle Personen und Orte verfremdet bzw. frei erfunden. Diese Facharbeit dient als Beispiel.
1.Situationsanalyse und Personenbeschreibung
1.1 Personenbeschreibung des Teilnehmers Herr B.
1.2 Beschreibung der Lebens-/Arbeitssituation des Teilnehmers Herr B.
2. Thema
2.1 Darstellung des Themas
2.2 Begründung des Themas
2.3 Arbeitshypothesen
3. Didaktisch-methodische Planung
3.1 Didaktisch-methodische Planung
3.2 Absprachen
3.3 Zielformulierung
4. Dokumentation
4.1 Verlaufsdokumentation mit Angaben der Nahziele
4.2 Auswertung eines Angebotes
4.3 Auseinandersetzung mit einer Situation im Praxisprojekt
5. Reflexion
5.1 Projektablauf / Teilnehmer/innen- Perspektive
5.2 Projektablauf / Studierenden- Perspektive
Einleitung
Den fachpraktischen Teil meiner Ausbildung absolviere ich seit 2 Jahren auf einer Wohngemeinschaft. Dort leben neun erwachsene Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Im Rahmen meiner Facharbeit habe ich ein Praxisprojekt durchgeführt. Das Thema lautete:
Die biografische Aufarbeitung der Lebensgeschichte als Grundlage für eine persönliche Zukunftsplanung.
Für dieses Praxisprojekt habe ich Herrn B. ausgewählt. Herr B. ist 54 Jahre alt und lebt seit einem Jahr in der Wohngemeinschaft.
Die Aufgabe meiner Facharbeit lautete:
Recherchieren Sie gemeinsam mit einem Bewohner wesentliche Ereignisse aus seiner Biografie
und begleiten Sie ihn dabei wichtige Bereiche wieder zu einem Teil seiner Geschichte werden zu lassen.
Nutzen Sie die Ergebnisse als Grundlage für seine Wünsche und Bedürfnisse, um eine Persönliche Zukunftsplanung mit ihm zu planen, gestalten und umzusetzen.1
Diese habe ich in die Bereiche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgeteilt. Zusammen mit Herrn B. habe ich entsprechende Angebote geplant und durchgeführt. Für die ersten Angebote des Praxisprojektes, habe ich die methodischen Ansätze der Biografiearbeit ausgewählt. Deren Ergebnisse bildeten dann die Grundlage für den Beginn der Persönlichen Zukunftsplanung von Herrn B. Das Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung soll dabei helfen, die Teilhabe eines Menschen mit Beeinträchtigung in wichtigen Lebensbereichen zu organisieren und zu verwirklichen.
Im Wohnhaus, mit insgesamt 5 Wohngemeinschaften, leben insgesamt 40 Menschen mit Beeinträchtigung. Die Inklusion und die Teilhabe an der Gesellschaft ist ein wichtiges Ziel der Wohngemeinschaft. Somit werden ebenfalls 16 Menschen begleitet, die in einer eigenen Wohnung oder in einer kleinen Wohngemeinschaft leben.
Wir ermöglichen Teilhabe an der Gesellschaft unter der Berücksichtigung der Ressourcen, Kompetenzen, Wünsche und Interessen der Menschen, die wir begleiten.2
1. Situationsanalyse und Personenbeschreibung
Herr B. ist 54 Jahre alt, hat das Down-Syndrom und lebt seit einem Jahr in der Wohngemeinschaft. Er ist in Düsseldorf bei seiner Familie aufgewachsen und ist das zweitjüngste von sechs Kindern. Den größten Teil seiner Kindheit/Jugend ist er mit seiner jüngsten Schwester Frau J. aufgewachsen. Zur ihr, zu einem seiner vier Brüder und zu einem Cousin hat er heute noch Kontakt durch regelmäßige Besuche bzw. anrufe. Zu seinen anderen Brüdern hat er gar keinen Kontakt mehr, was zum Teil auch so von Herrn B. gewollt ist. Herr B. und seine Eltern wurden laut Aussage von Herrn B. von einem seiner Brüder schlecht behandelt worden, was sich meiner Meinung nach auch in seinem Verhalten (siehe Personenbeschreibung) wiederspiegelt. Die gesetzliche Betreuung hat seine Schwester Frau J.
In Düsseldorf besuchte Herr B. den Kindergarten und ging auf die Förderschule. Danach arbeitete er für ungefähr 20 Jahre in der Holzabteilung der Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung. Die Familie war aktives Mitglied des Fastnachtsvereins.
Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 2002 fiel Herr B. laut Aussage seiner Schwester Frau J., in ein tiefes Loch. Laut Dokumentation wurde bei ihm eine Depression diagnostiziert. Seit dieser Zeit arbeitete er nicht mehr in der Werkstatt und nahm nur noch selten an Angeboten außerhalb des Elternhauses teil.
Die letzten Jahre in seinem Elternhaus lebte Herr B. zusammen mit seinem Vater. Regelmäßig wurden die beiden von einem ambulanten Pflegeteam unterstützt. Als sein Vater im November 2011 starb, musste schnell eine Entscheidung, bezüglich des Wohnaufenthaltes, getroffen werden und Herr B. zog daraufhin in ein Altenpflegeheim3. Innerhalb dieser Einrichtung musste Herr B. mehrmals umziehen, da er immer häufigen problematischen Verhalten (u.a. Fremdaggressionen)4 zeigte. Daraufhin entschied sich seine Schwester Frau J. vor einem Jahr zu einem Auszug von Herr B. in eine Wohngemeinschaft.
1.1 Personenbeschreibung der/des Teilnehmers/in
Herr B. ist ein netter, freundlicher Mann, der anderen Menschen gerne hilft und von seinen Eltern viele Werte und Normen mit auf den Weg bekommen hat. Er hat sich seit seinem Einzug gut in die Wohngemeinschaft integriert und sich an die Tagesabläufe gewöhnt. Ich bin mir nicht sicher ob Herr B. seiner Beeinträchtigung bewusst ist, da er diesbezüglich noch nichts geäußert hat oder anmerken ließ, was man darauf schließen könnte.
Emotionale Entwicklung
Die Bindung zu seiner Schwester würde ich nach meinen Beobachtungen, eher als eine vermeidend-unsichere5 (nach Bowlby und Ainsworth) beschreiben. Herr B. fragt meist wenige Tage nach ihrem letzten Besuch nach ihr und lädt sie, während den gemeinsamen Telefonaten, zu sich ein. Kommt Frau J. dann zu Besuch, begrüßt er sie und freut sich. Jedoch fällt es ihm, meiner Meinung nach schwer, die Nähe zu ihr (als seine wichtigste Bezugsperson) zu zeigen. Ich nehme es meist so wahr, als würde Herr B. durch ihre Besuche „nur“ sicher gehen wollen, dass es seiner Schwester Frau J. gut geht.
Herr B. benötigt in vielen Situationen die Sicherheit der Mitarbeiter/innen. Er fragt nach, ob und wann er/bzw. die Wohngemeinschaft vom Ausflug oder ein/e Mitbewohner/in wieder zurückkommt.
Herr B. kann seine Bedürfnisse äußern und seine Gefühle durch einfache Fragen beantworten. Er nimmt die Gefühle durch die Mimik, Gestik und Äußerungen seiner Mitbewohner und Mitbewohnerinnen wahr, versichert sich aber meist erst bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, ob seine „Vermutung“ stimmt.
Routinen, Regelmäßigkeiten und eine gewisse Ordnung sind Herrn B. wichtig. Abweichungen können ihn schnell beunruhigen und verunsichern. Es ist wichtig, ihn für Termine und Geschehnisse, die in der Zukunft liegen, für ihn neu und ungewohnt sind, frühzeitig und behutsam mit ihm vorzubereiten.
Es fällt ihm, meiner Meinung nach, schwer seine negativen Gefühle selbst gesteuert zu regulieren. Das äußert sich, wenn ihn irgendetwas beschäftigt (z.B. vorstehende Ausflüge oder Arztbesuche). Dann wirkt Herr B. nervös. Er murmelt, meist etwas vor sich hin und lässt sich schnell durch andere Personen provozieren. Dies lässt ihn in manchen Situationen lauter werden, meist gegen eine bestimmte Person gerichtet. Selten kommt es zu Fremdaggressionen. Mittlerweile zieht er sich aber auch schon vorher in sein Zimmer zurück und hört dort Musik.
Laut seiner Schwester Frau J. wurde Herr B. von seinen Eltern, durch seine Beeinträchtigung, nicht auf die Selbstständigkeit vorbereitet, sondern eher behütet. Herr B. wirkt sehr selbstständig, da er viele (vor allem Hauswirtschaftliche) Tätigkeiten sachgerecht durchführen kann. Er kennt mittlerweile den Tagesablauf der Wohngemeinschaft, holt sich aber immer nochmal die Bestätigung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um (von sich aus) mit einer Tätigkeit zu beginnen.
Soziale Entwicklung
Herr B. ist zu Menschen höflich, er gibt ihnen die Hand zur Begrüßung und stellt sich bei fremden Menschen mit Namen vor. Gegenüber seiner „kleinen“ Schwester Frau J. lässt er gerne mal den Großen Bruder „raushängen“. In der Wohngemeinschaft nimmt er gerne am Gemeinschaftsleben teil. Er interessiert sich für seine Mitbewohner und Mitbewohnerinnen und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in dem er z.B. nachfragt, wie es demjenigen geht, wer sich gerade wo aufhält oder wann welche/r Mitarbeiter/in zum Dienst kommt. Außerhalb der Wohngemeinschaft hat er noch Kontakt zu seinem Schwager, seinem Cousin und zu den anderen Besuchern des Tageszentrums. Diese wohnen auf einer anderen Wohngemeinschaft. Telefonischen Kontakt hat er zu seinem Bruder, der auf Korsika lebt.
Die Kontaktaufnahme zu seinen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen kommt meistens von ihm aus. Kontaktaufnahme ihrerseits nimmt Herr B. je nach Stimmung an oder lehnt sie ab. Er zeigt oft ein prosoziales6 Verhalten gegenüber seinen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen bei denen er erkennt, dass sie Unterstützung benötigen. Er hilft ihnen z.B. beim Einsteigen ins Auto, in dem er die Tür aufhält, oder sie ins hausinterne Tageszentrum begleitet. Dieses Verhalten kann aber leicht in Bevormundung übergehen, so dass er seitens der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen daran erinnert werden muss, dass seine Mitbewohner und Mitbewohnerinnen nicht immer Unterstützung benötigen und es nicht seine Aufgabe ist alles zu übernehmen.
Er freut sich für andere Menschen z.B., wenn ein Mitbewohner oder eine Mitbewohnerin Geburtstag hat und dessen Familie zum Feiern vorbeikommt. Von seinem Elternhaus haben sich viele Werte und Normen bei ihm eingeprägt. Zum einen ist er sehr hilfsbereit. Er hilft im Haushalt und beim Einkauf mit. Er gibt zur Begrüßung die Hand und zieht seinen Hut in geschlossenen Räumen ab. Ab und zu betet vor dem Essen. In Restaurants oder Cafés bedankt er sich bei der Bedienung fürs Essen. Ihm ist es wichtig, das Grab seiner Eltern regemäßig zu besuchen.
Kognitive Entwicklung
Herr B. kann einfache Inhalte von Gesprächen aufnehmen, verstehen und die Informationen verarbeiten. Er nimmt Gerüche beim Kochen oder Backen wahr. Gerüche und Geschmäcker äußert er nur indem er sie für „gut“ oder „nicht gut“ befindet. Haushaltsgeräte und ihm bekannte Technik bedient er sachgerecht. Er zeigt Interesse daran neue Küchengeräte kennenzulernen.
Herr B. kennt die Zahlen von 0 bis 9. Kann diese lesen und schreiben, braucht aber Unterstützung beim Abzählen von z.B. Tassen und Tellern. Herr B. kann seinen Namen und Nachnamen schreiben. Lesen kann er laut eigener Aussage aber nicht.
Seine Reaktionen auf Sinneseindrücke sind, meiner Meinung nach, angemessen. Er nimmt die Jahreszeiten und das Wetter war und kann diese auch beschreiben. Trotzdem fällt es ihm schwer die Wettertemperatur einzuschätzen, wenn er sich im Gebäude aufhält. Er hat ein normales Temperaturempfinden, da er es äußert, wenn ihm kalt oder warm ist. Er geht jedoch lieber mit einer kurzen Hose raus, auch an kalten Tagen. Er wird seitens der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen darauf hingewiesen evtl. noch eine Jacke oder einen Pullover mitzunehmen.
Seine kognitive Entwicklung würde ich nach Jean Piaget‘s Modell, im Bereich der präoperationalen Stufe7 sehen. Das zeigt sich im symbolischen Denken, indem Herr B. z.B. beim Besprechen der Zutaten für einen Käsekuchen, neben Mehl und Eiern, auch Käse als Zutat aufzählt. Auch zeigt er Merkmale des magischen Denkens und konstruiert unlogische Zusammenhänge. So ist laut der Aussage von Herrn B. der Fastnachtsumzug ausgefallen, weil „die grüne Hexe krank ist“.
Er ahmt das Arbeitsverhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach in dem er versucht seinen Mitbewohnern Anweisungen zu geben, z.B. in dem er sie abends ins Bett schicken möchte.
Je nach Tagesform kann es passieren, dass er (für Außenstehende) ohne Grund mit seinen Mitbewohnern/seine Mitbewohnerinnen bzw. Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen meckert oder sie beschimpft. Durch deren Reaktion kann sich Herr B. dann provoziert fühlen. Er überträgt Dinge, die er tut, auf andere oder „lügt“ offensichtlich. So sind für ihn meist die anderen schuld.
An Situationen kann er sich erinnern. Er erzählt diese aber nur zum Teil und man muss gezielt nachfragen. Es macht den Anschein, dass er nur die für ihn wichtigen Aspekte erzählt. Zum Beispiel erwähnt er, dass eine Person ihn „geärgert“ hat, aber nicht, dass er damit anfing sie zu ärgern. In Erzählungen vermischt er meist viele Aspekte aus unterschiedlichen Situationen miteinander. Das weißt, meiner Meinung nach, auf eine noch mangelnde Fähigkeit, die Realität und seine Wunsch- und Phantasiewelt sauber zu trennen.8 Es kann aber auch ein Hinweis auf eine Beginnende Demenz sein, was aber noch nicht diagnostiziert wurde.
Sprachliche Entwicklung
Herr B. hat einen großen passiven und aktiven Wortschatz. Er verständigt sich verbal in Mehrwortsätzen spricht aber häufig undeutlich und verwaschen. Meist redet er mit einem Hessischen Dialekt. Namen spricht er meist nicht korrekt aus (z.B. wird aus Steffi=Teffi). Bei Aufregung kommt er leicht ins Stottern. Er wird regelmäßig von einem Logopäden betreut. Durch seine Schwerhörigkeit muss man ihn mit lauter Stimme ansprechen.
1.2 Beschreibung der Lebens-/Arbeitssituation der/des Teilnehmers/in
In der Folgenden Beschreibung der Lebens- und Arbeitssituation, habe ich Zitate aus den Individuellen Hilfeplänen9 und den gemeinsamen Gesprächen mit Herrn B. eingebracht.
Lebenssituation: „Ich bleibe hier. In der Wohngemeinschaft“10
Herr B. hat sich sehr schnell in die Wohngemeinschaft integriert und sich an den Tagesablauf gewöhnt. Er bewohnt sein eigenes Zimmer, das er mit Hilfe seiner Schwester und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eingerichtet und gestaltet hat. Die Reinigung seines Zimmers macht er einmal pro Woche zusammen mit der Hauswirtschaftskraft. Im Haushalt ergreift er manchmal die Initiative und räumt die Spülmaschine aus, kehrt im Esszimmer, oder bietet seine Hilfe beim Abtrocknen des Geschirrs an. Meiner Meinung nach ist er an eine grobe Tagesstruktur gebunden (siehe Abschnitt emotionale Entwicklung).
Herr B. steht morgens selbstständig auf und sucht sich seine Kleidung aus. Diese zieht er gerne mehrere Tage hintereinander an und gibt diese auch nicht gerne zum Waschen. Hier muss er von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen motiviert werden, die Kleidung regelmäßig zu wechseln und zum Waschen zu geben oder sie auf der Wohngemeinschaft selbst zu waschen. Zur Körperpflege muss er erinnert werden, da er dies nicht immer gerne macht. Hierbei reicht es, ihn verbal zu Assistieren. Wenn er Hilfe benötigt (z.B. beim Haare waschen) fordert er diese bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein.
Herr B. verbringt viel Zeit in den Gemeinschaftsräumen, bei seinen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen. An der wöchentlichen Besprechung nimmt er teil und äußert seine Wünsche bezüglich der Essensplanung. Kochen und vor allem Backen macht ihm große Freude. Herr B. mag es Kaffee zu trinken. Er isst am liebsten weißen Brötchen und Käsekuchen. Er legt viel Wert darauf außerhalb des Hauses seine Kappe anzuziehen und seinen Zimmerschlüssel bei sich zu tragen.
Interesse an Freizeitangeboten hat er meist nicht und muss dazu motiviert werden indem man ihm individuelle und für ihn attraktive Angebote macht. In seinem Zimmer hört er gerne Volksmusik. Herr B. geht gerne in die Kirche und besucht zusammen mit seiner Schwester oder einem Mitarbeiter/ einer Mitarbeiterin das Grab seiner Eltern.
Seine bevorzugten Gegenstände sind sein Radio das er auch gerne mit ins Tageszentrum nimmt, sein Zimmerschlüssel, seine Kappen und bestimmte Kleidungsstücke.
Herr B. geht nur in Begleitung von Mitarbeitern /Mitarbeiterinnen einkaufen. Er ist nur bedingt Verkehrssicher. Am liebsten ist es ihm, wenn der Einkauf mit dem Auto erledigt wird. Beim Einkaufen hilft er ohne Aufforderung. Er holt und bringt den Einkaufswagen zurück, lädt die Lebensmittel in den Wagen und anschließend aufs Kassenband. Er verpackt alles in die Taschen und bringt diese dann auch hoch auf die Wohngemeinschaft.
Arbeitssituation: „Ja, ich will dableiben“11
Herr B. geht in der Woche ins hausinterne Tageszentrum. Dort erhält er tagesstrukturierende Beschäftigungs- und Bildungsangebote. Herr B. hat dort jeden Tag seine festen Aufgaben wie z.B. die Verantwortung über das Übergabebuch. Bei Tätigkeiten die ihn interessieren (Hauswirtschaftliche Angebote, Backen etc.) ist er motiviert bei der Sache und hat eine lange Ausdauer. Zudem nimmt er regelmäßig an Sport- und Spielangeboten teil. An kreativen Angeboten zeigt er wenig Interesse.
2. Thema
2.1 Darstellung des Themas
Mein Thema für die Facharbeit lautet „Die Biografische Aufarbeitung der Lebensgeschichte als Grundlage für eine Persönliche Zukunftsplanung“. In Deutschland wurde das Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung durch den Behindertenpädagogen Stefan Doose bekannt. Er hat die Entwicklung, unter dem Motto „I want my dream“, im deutschsprachigen Raum zusammen mit Susanne Göbel, Carolin Emrich, Oliver Koenig, Ines Boban und Andreas Hinz aktiv mitgestaltet und begleitet.
Stefan Doose selbst hat den Ansatz der Persönlichen Zukunftsplanung während seines Studiums 1994/1995 an der University of Oregon in den USA kennengelernt.12 Die Persönliche Zukunftsplanung wurde in den USA in den 1980er Jahren unter dem Oberbegriff „person centered planning“ von Beth Mount in Zusammenarbeit mit anderen Menschen entwickelt.
I have a dream
Diese Vision, mit der in den USA Martin Luther King gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe protestierte, sollte auch das Leitbild in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung sein. Es geht darum, Lebensräume zu gestalten, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam lernen, wohnen, Arbeiten und ihre Freizeit verbringen.13 Die Verabschiedung des Antidiskriminierungsgesetzes im Jahre 1990 war ein großer Erfolg der amerikanischen Behindertenrechtsbewegung. Es verbietet, dass alle Menschen mit Beeinträchtigung in allen wesentlichen öffentlichen Bereichen diskriminiert werden. Zudem verpflichtet es, dass öffentliche und private Einrichtungen, ihre Dienste - im Rahmen des Zumutbaren- behindertengerecht umgestalten. Das Erweitert die Lebensräume für Menschen mit Beeinträchtigung und verändert auch das gesellschaftliche Bewusstsein.14
In der Präambel des amerikanischen Rehabilitationsgesetztes wird beschrieben, dass eine Beeinträchtigung ein natürlicher Teil der menschlichen Erfahrung ist. Es soll in keiner Weise das Recht jedes Einzelnen einschränken, unabhängig zu leben, selbst zu bestimmen, Wahlmöglichkeiten zu haben, zur Gesellschaft beizutragen, berufliche Karrieren zu verfolgen und volle Integration in das wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle und schulische Leben der (amerikanischen) Gesellschaft zu genießen. Die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung wird in den USA vor allem als Bürgerrechtsfrage gesehen und weniger als Ziel des pädagogischen Handelns.15 Mit dem Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung soll dies auch in Deutschland erreicht werden.
Persönliche Zukunftsplanung
Die Persönliche Zukunftsplanung ist ein Konzept der Inklusion. Dieses Konzept umfasst viele verschiedene methodischer Planungsansätze, um mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigung über ihre Zukunft nachzudenken.
Die Persönliche Zukunftsplanung richtet ihre Aufmerksamkeit zunächst auf das Individuum. Es werden die Stärken und Fähigkeiten, die Ressourcen, Möglichkeiten und Zukunftswünsche der planenden Person erkundet und gemeinsam mit der Person Veränderung ermöglicht. Sie kann bei der Organisation und Verwirklichung, der Teilhabe eines Menschen in wichtigen Lebensbereichen, helfen.16 So wird eine Vorstellung von einer erstrebenswerten Zukunft entwickelt. Ziele werden geplant und diese mit der Unterstützung und Begleitung eines Unterstützungskreises Schritt für Schritt umgesetzt.17 Für den Unterstützerkreis stellt sich der planende Mensch eine Gruppe von Personen zusammen die aus seiner Familie, Freunden und Freundinnen oder auch Fachleuten bestehen können.
[...]
1 Herr G., Facharbeitsbetreuer der Fachschule für Heilerziehungspflege; Aufgabenstellung für das Facharbeitsthema
3 Sozialanamnese v. Herr B. und Gespräche mit Frau J. (Schwester u. gesetzliche Betreuung v. Herrn B.)
4 Telefongespräch mit der Wohngruppenleitung der Altenpflegeeinrichtung, Januar 2016.
5 Scharringhausen, Ruth; Heilerziehungspflege Band 1, S. 146 Bindungstypen.
6 Scharringhausen, Ruth; Heilerziehungspflege Band 1, S. 159 Soziale Entwicklung.
7 Scharringhausen, Ruth: Heilerziehungspflege Band 1, S. 156 f, Kognitive Entwicklung
8 Senckel, Barbara: Mit geistig Behinderten leben und arbeiten, S. 324, Die Entwicklung der Intelligenz nach Jean Piaget.
9 Die Individuellen Hilfepläne sind konzeptioneller Bestandteil der Waldhof gGmbH. In diesem sind Einschätzungen, Interessen und Bedürfnisse der Bewohner/innen in Ziele und deren Umsetzungsschritte schriftlich festgehalten.
10 Aussage Herr B. für seinen Individuellen Hilfeplan zur Frage, wie er wohnen möchte.
11 Aussage v. Herr B. für seinen Individuellen Hilfeplan zur Frage wie er sich seine Arbeit vorstellt.
12 Doose, Stefan, „I want my dream! “Persönliche Zukunftsplanung, S. 4f, Eigene Erfahrungen und Entwicklungen von Persönlicher Zukunftsplanung im deutschsprachigen Raum
13 Doose, Stefan „I want my dream! “Persönliche Zukunftsplanung, S.10f, Das Antidiskriminierungsgesetz
14 Doose, Stefan „I want my dream! “Persönliche Zukunftsplanung, S.10f, Das Antidiskriminierungsgesetz
15 Doose, Stefan, „I want my dream! “Persönliche Zukunftsplanung, S. 11, Rehabilitation Act Amendments of 1992, Public Law 102-589
16 Doose, Stefan: Was bedeutet Inklusion (www.inklusion-als-menschenrecht.de/gegenwart/materialien/persoenliche-zukunftsplanung-inklusion-als-menschenrecht/ wasbedeutetinklusion: 01.04.2016)
17 Doose, Stefan, „I want my dream! “Persönliche Zukunftsplanung, S. 3. Der Ausgangspunkt: Gemeinsam eine erfreuliche Zukunft gestalten