Der Ölkonzern Shell in Nigeria. Trägt Shell eine Mitverantwortung an den Umweltschäden im Nigerdelta?
Zusammenfassung
Als im November 1995 der nigerianische Politiker, Schriftsteller und Freiheitskämpfer Ken Saro-Wiwa von der nigerianischen Regierung zum Tode verurteilt wurde, ging eine Welle der Empörung durch die Welt. Ken Saro-Wiwa hatte es gewagt, die Royal Dutch/Shell Gruppe für ihr Handeln und Engagement in Nigeria zu kritisieren. Im Januar 2015 wurde Shell erneut Ziel von Kritik und Anfeindungen. Mehrere Gemeinden im Nigerdelta zogen gegen Shell vor Gericht, da durch Schäden an Pipelines die Umwelt im Nigerdelta so gravierend geschädigt wurde, dass viele Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Die Konfliktparteien einigten sich auf einen Vergleich, worauf Shell 70 Millionen Euro Entschädigung zahlen musste, was bis dato den größten Erfolg der Shell-Gegner in Nigeria darstellt.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Nigeria: Allgemeine Informationen, historische Einordnung und politische Verhältnisse
2.1 Allgemeine Informationen zu Nigeria
2.2 Historische Einbettung
2.3 Politische Verhältnisse
3. Ölreichtum in Nigeria und die Rolle der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC)
4. Die nigerianische Ölindustrie am Beispiel von Shell
4.1 Aktivitätenvon Shell in Nigeria
4.2 Ökonomischer Beitrag von Shell in Nigeria
5. Auswirkungen der Aktivitäten von Shell in Nigeria
5.1 Machtverhältnisse von Shell in Verbindung mit der nigerianischen Regierung
5.2 Umweltprobleme im Nigerdelta durch Shell
5.3 Auswirkungen der Umweltprobleme und der Machtverhältnisse auf die Bevölkerung und die daraus resultierenden Folgen im Nigerdelta
6. Fazit
7. Literaturhinweise
1. Einleitung
Als im November 1995 der nigerianische Politiker, Schriftsteller und Freiheitskämpfer Ken Saro-Wiwa von der nigerianischen Regierung zum Tode verurteilt wurde, ging eine Welle der Empörung durch die Welt. Ken Saro-Wiwa hatte es gewagt, die großen Ölkonzerne, allem voran die Royal Dutch/Shell Gruppe für ihr Handeln und Engagement in Nigeria zu kritisieren. Im Januar 2015, also knapp 20 Jahre später, wurde Shell erneut Ziel von Kritik und Anfeindungen. Mehrere Gemeinden im Nigerdelta zogen gegen Shell vor Gericht, da durch Schäden an Pipelines die Umwelt im Nigerdelta so gravierend geschädigt wurde, dass viele Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Die Konfliktparteien einigten sich auf einen Vergleich, worauf Shell 70 Millionen Euro Entschädigung zahlen musste, was bis dato den größten Erfolg der Shell-Gegner in Nigeria darstellt (Amnesty International, 2015).
In dieser Hausarbeit werde ich eine kritische Betrachtung des Ölkonzems Shell in Bezug auf Nigeria vornehmen. Dabei soll die Fragestellung, inwieweit Shell eine Mitverantwortung im Hinblick auf die Krisen im Nigerdelta, den Umweltschäden und den daraus resultierenden Folgen trägt. Es ist nicht möglich, alle Problemzusammenhänge, wie den Nord-Süd-Konflikt, koloniale Grenzziehung und alle ethnischen Konflikte, welche in Nigeria eine Rolle spielen, in dieser Hausarbeit zu untersuchen, da dies ihren Rahmen übersteigen würde. Deshalb ist der Gegenstand dieser Arbeit ausschließlich Shell, der Ölreichtum Nigerias sowie die Gruppen und Konflikte, welche damit in Verbindung stehen.
Um eine kritische Auseinandersetzung über Shell in Nigeria zu gewährleisten, muss als erstes Nigeria im historischen wie soziokulturellen Kontext eingeordnet werden (Kap. 2). Danach wird untersucht, wo in Nigeria Öl vorhanden ist und welche Machtstrukturen dort bestehen (Kap. 3). Darauf folgend werden die Aktivitäten der Royal Dutch/Shell Gruppe wie die politisch-ökonomischen Machtverhältnisse näher beleuchtet (Kap. 4), um anschließend die Auswirkungen und Folgen des Handelns von Shell in Nigeria darzustellen (Kap. 5). Zum Ende werde ich das Fazit dieser Arbeit aufzeigen (Kap. 6).
Aus Gründen der Lesbarkeit und Vereinfachung wird in dieser Hausarbeit Shell verkürzend als Bezeichnung aller Tochterunternehmen der Royal Dutch Shell Company verwendet.
2. Nigeria: Allgemeine Informationen, historische Einordnung und politische Verhältnisse
Um die Beziehungen zwischen Nigeria und Shell besser verstehen zu können, soll erst das Augenmerk aufNigeria als Staat und Land gerichtet werden.
2.1 Allgemeine Informationen zu Nigeria
Nigeria ist das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Hier leben circa 177 Millionen Menschen, welche sich in 250 verschiedene ethnische Gruppen einteilen lassen. Die Hausa im Norden, die Yoruba im Südwesten und die Ibo im Südosten bilden die drei größten Gruppen. Die Bevölkerung setzt sich aus 50% Muslimen, 40% Christen und 10% anderen Religionen zusammen. Als Amtssprache fungiert Englisch, aber auch Yoruba, Hausa und Ibo gehören zu den wichtigsten Sprachen. Nigeria liegt in Westafrika am Golf von Guinea. Das Land verfügt über Mangrovensümpfe, sowie tropischen Regenwald, doch auch Savannen, Steppen und wüstenähnliche Gebiete gehören zu seinem Staatsgebiet (Auswärtiges Amt, 2015).
2.2 Historische Einbettung
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Nigeria ein Verbund aus verschiedenen Königreichen und Stadtstaaten. Dabei ist zu beachten, dass Nordnigeria und Südnigeria traditionell nicht zusammengehören. Der Norden orientierte sich stark an der arabischen Welt, was sich auch an der Religion darstellen lässt, da der Norden fast komplett muslimisch ist im Gegensatz zum Süden, der christlich geprägt ist. Erst nach Gründung verschiedener Handelsniederlassungen durch Briten, Deutsche und Franzosen folgte die Etablierung der britischen Herrschaft in Nigeria. In den folgenden Jahren dehnte sich der Machtbereich der Briten immer weiter aus, sodass Nigeria 1914 vollständig britische Kolonie wurde. Dabei wurden der Norden und der Süden trotz ihrer kulturellen Unterschiede vereint, was bis heute zu Spannungen im Land führt (van Gelder 1996: 11). Somit ist Nigeria kulturell, religiös und ethnisch kein homogenes Land, sondern zeichnet sich durch kulturelle und sprachliche Unterschiede aus, welche allerdings durch die historische Entwicklung der Kolonialherren ignoriert wurden. Seit dem 1.10.1960 ist Nigeria unabhängig und ein selbstständiger Staat.
2.3 Politische Verhältnisse
Nigeria ist ein Land mit Präsidialdemokratie (Auswärtiges Amt, 2015). Dies war nicht immer so, da Nigeria durch viele politische Krisen hindurch, immer wieder seine politischen Verhältnisse wechselte. So gab es im Laufe der Jahre mehrere Militärdiktaturen und soziale Unruhen, welche das Land erschütterten. Im Jahr 1999 kehrte Nigeria nach einer langjährigen Militärherrschaft zur 'Demokratie' zurück und ist seitdem eine Föderation aus 36 Bundesstaaten, welche in 774 Verwaltungseinheiten eingeteilt sind. Allerdings ist die Macht nicht gleichmäßig verteilt, sodass verschiedene Volksgruppen seit Jahren eine gerechtere Beteiligung an den Entscheidungen verlangen (Gmelch, 2006). Robert Kappel ist der Meinung, dass Nigeria ein neo-patrimonialer Staat ist, welcher ebenfalls als Rentenstaat eingeordnet werden kann und dass das Öl einer kleinen Elite als Einkommensquelle dienlich ist, ohne dass jene etwas dafür tun muss (Kappel, 2001: 38). Es ist schwierig, Nigerias politische Verhältnisse klar darzustellen, da es durch Korruption, Vetternwirtschaft und andauernde Krisen und Gewalt nicht als eine Einheit zu begreifen ist. Ebenfalls spielt hier noch das Nord-SüdProblem eine wesentliche Rolle, worauf aber in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden kann. So verwundert es nicht, dass Michael Watts Nigeria, speziell das Nigerdelta als „more or less ungovernable“ beschreibt (Watts, 2008: 21). Ebenso spielen Machtstrukturen und Netzwerke zu internationalen Ölfirmen eine wesentliche Rolle, diese werden in Kapitel 5.1 näher dargestellt.
3. Ölreichtum in Nigeria und die Rolle der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC)
Nigeria ist der größte Ölexporteur Afrikas und hat ebenfalls die größten Erdgasvorkommen auf diesem Kontinent. In der weltweiten Rangfolge der größten Ölreserven besetzt Nigeria Platz Nummer zehn (Shell, 2015a). Mit sicheren Reserven von 30 Milliarden Tonnen Öl ist Nigeria einer der Big Player im Ölgeschäft (Ngomba- Roth, 2007: 131).
Das größte Ölvorkommen ist im Nigerdelta zu finden, welches sich auf die Bundesländer Akwa Ibom, Rivers, Bayelsa, Delta und Ondo verteilt und im Süden des Landes liegt. Es gibt sowohl Onshore- als auch Offshore-Felder, welche betrieben werden. Im Nigerdelta werden 75% des nigerianischen Öls produziert (Bergstresser, 2010: 19). Der Rohstoff befindet sich aber nicht in großen Feldern, wie in Saudi Arabien beispielsweise, sondern in vielen Blasen, unterschiedlicher Größe, die jeweils lokalisiert angezapft werden müssen (ebd.: 22). So ist die Förderung des Rohstoffs nicht einfach und mit enormen Kosten verbunden.
Die Ölindustrie Nigerias wird von der nationalen Ölfirma, der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) kontrolliert, welche 1977 gegründet wurde. Diese ist der Haupteigentümer eines 'Joint Ventures', zu dem fast alle großen Ölkonzerne gehören (Ngomba-Roth, 2007: 131). Allerdings ist die NNPC auf westliches Knowhow angewiesen und gilt „als Spielfeld für Vetternwirtschaft und politische Vorteilsnahme“ (bpb.de). Es übt die Aufsicht über Nigerias Öl- und Gasproduktion aus und betreibt als Mittelunternehmen den weltweiten Absatz. Die Produktion des Rohstoffes wird internationalen Firmen übertragen, welche über Joint Ventures und Production Sharing Agreements das Öl fördern. Das Einnahmen durch das Öl fließt über die NNPC direkt an die nigerianische Regierung. Seit den 1970er-Jahren hat Nigeria Öleinnahmen von circa 400 Milliarden Dollar aufweisen können. Von dem Geld kommt in der Bevölkerung nur wenig an, weshalb es nicht verwundert, „dass Transparency International NNPC als eines der korruptesten Öluntemehmen der Welt einstuft“ (bpb.de). Ein weiterer Grund für die Vorwürfe der Korruption ist die Tatsache, dass die NNPC auch für Lizenz-vergaben verantwortlich ist und es immer wieder zu Skandalen und Bereicherungen der Elite kommt. So wird darauf hingewiesen, dass es von elementarer Bedeutung ist, die Kontrolle über die Ressource Öl zu haben, um daraus den größtmöglichen Profit und Macht zu schlagen (Rimmer / Douglas, 1978: 160).
Nigeria hat seine Volkswirtschaft komplett auf den Export von Öl ausgerichtet und damit seine heimische Produktion von landwirtschaftlichen Produkten vollkommen zerstört (Kappel, 2001: 18). Somit wurde der Reichtum des Öls gleichzeitig zum nationalen Verhängnis. Nigeria ist ein Paradebeispiel für ein Land, das nur noch von seinen Ölrenten lebt und somit vollständig vom Öl abhängig ist.
4. Die nigerianische Ölindustrie am Beispiel von Shell
Im Folgenden soll der Ölkonzern Shell vorgestellt und seine Aktivitäten in Nigeria näher beleuchtet werden, um einen Überblick zu bekommen, welche ökonomischen Interessen Shell in Nigeria verfolgt.
4.1 Aktivitäten von Shell in Nigeria
Shell ist von Anfang an ein Wegbereiter in der Geschichte der nigerianischen Ölindustrie. 1958 wurden die ersten kommerziellen Ölexporte von der Shell Petroleum Development Company of Nigeria (SPDC) ausgeführt. Im Laufe der Jahre hat sich Shell zum größten Ölkonzern Nigerias entwickelt. „Die Hälfte der nigerianischen Ölproduktion stammt von Shell“ (Kappel, 2001: 16).
Die SPDC ist eines der größten Öl- und Gasunternehmen in Nigeria. „Es ist Betriebsführer eines Joint Ventures (SPDC JV) der staatlichen Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC, 55%), SPDC (30%), Total E&P Nigerian Limited (Total, 10%) und Nigeria Agip Oil Company Limited /ENI, 5%)“ (Shell, 2015b). Auf einer Fläche von rund 20.000 km[2] liegen die Anlagen und Betriebsstätten der SPDC JV verteilt. Sie umfassen ein Netz aus circa 6000 km Pipelines, 60 produzierenden Ölfeldern, circa 700 Förderbohrungen, 46 Durchflussstationen, sieben Erdgasaufbereitungsanlagen und zwei Ölexportterminals. Dabei verfügt die SPDC JV über 900.000 Barrel Öläquivalent pro Tag (ebd.). Ebenso werden von Shell weitere Unternehmen geführt, welche für diese Hausarbeit marginal sind, der Vollständigkeithalber hier aber aufgeführt werden. Zu diesen zählen: Die Shell Nigerian Exploration and Production Company Limited (SNEPCo), die Nigeria Liquefied Natural Gas Company (NLNG) und die Shell Nigeria Gas Limited (SNG) (ebd.).
4.2 Ökonomischer Beitrag von Shell in Nigeria
Shell beschäftigt 30.000-40.000 eigene und fremder Mitarbeiter in Nigeria, davon 4.000 direkt bei der SPDC und der SNEPCo. 75% der gesamten Regierungseinnahmen stammen aus dem Ölsektor, wobei Shell die Hälfte davon erwirtschaftet. Der nigerianische Staat bekommt nach Angaben von Shell 95% der Einkünfte des SPDC, was von 2009-2013 rund 44 Milliarden US-Dollar betrug. Durch die SNEPCo erwirtschaftet die Regierungjedes Jahr rund 5 Milliarden US-Dollar (Shell, 2015c).
Shell hat einen großen Einfluss auf die nigerianische Volkswirtschaft. 91% der erteilten Aufträge wurden von Shell an nigerianische Unternehmen geleitet, was einen Wert von circa 1,5 Milliarden US-Dollar entspricht und Zehntausende Arbeitsplätze geschaffen hat (ebd.).
5. Auswirkungen der Aktivitäten von Shell in Nigeria
Die Auswirkungen der Aktivitäten von Shell in Nigeria sind enorm. Um eine bessere Übersicht der Auswirkungen zu bekommen, ist es sinnvoll, diese in Unterkapitel zusammenzufassen. Somit werden erst die Zusammenhänge der Machtstrukturen von Shell beschrieben, was auf die Entscheidungsgewalt der Regierung aufbaut um Verhaltensweisen der Akteure besser darstellen zu können. Danach werden die Auswirkungen auf die Flora und Fauna und die erhebliche Umweltzerstörung der Ölproduktion erläutert. Daraufhin sollen die Freiheitsbewegungen oder Rebellengruppen (je nach Blickwinkel) in den Fokus dieser Arbeit genommen werden, welche als Auswirkung der Umweltzerstörung gezählt werden können. Dies ist notwendig um ein vollständiges Bild der Auswirkungen der Aktivitäten von Shell in Nigeria zu bekommen und eine Beantwortung der Fragestellung zu ermöglichen.
5.1 Machtverhältnisse von Shell in Verbindung mit der nigerianischen Regierung
Nigeria ist seit Jahren in den Händen von korrupten militärischen Eliten, welche sich am Reichtum des Landes bereichern, die Bevölkerung ausbeuten und sich über das Gesetz stellen. „In diesem sozio-ökonomischen Kontext arbeiten die Ölkonzerne in Nigeria (van Gelder, 1996: 10). Shell und alle anderen Ölfirmen kooperierten in der Vergangenheit mit den jeweiligen Regimes, ob Militärdiktaturen, Aufständische oder Politiker (Bergstresser, 2010: 19). Da Nigeria komplett von den Öleinnahmen abhängig ist und keine alternativen Einnahmequellen vorzuweisen hat, ist es logisch, dass Shell enorme Macht und Einfluss auf die politischen Verhältnisse hat (Ngomba-Roth, 2007: 135) Dies geht so weit, dass Shell abgeschlossene Verträge mit der lokalen Bevölkerung nicht einhält oder abgemachte Entwicklungshilfeprojekte nicht realisiert (ebd.: 324). Ebenso zeigt sich, dass „Shell und die übrigen Ölgesellschaften viele nigerianische Umweltgesetze systematisch mißachtet haben“ (van Gelder, 1996: 69).
Andersherum ist die nigerianische Regierung bereit, Shell und damit ihre 'Petrodollars' gegen potentielle Aufständische oder Demonstranten aufs schärfste zu beschützen. Obwohl Shell Sicherheitskräfte zum Schutz ihrer Plattformen beschäftigt, werden sowohl die Polizei als auch das Militär zum Schutz der Ölkonzerne eingesetzt. Diese Sicherheitskräfte sind bekannt als „Shell Police“ und haben keinen guten Ruf in der breiten Bevölkerung, da es immer wieder zu Unrechtstaten kommt (Frynas, 2000a: 54). Shell beschäftigt nicht nur Wachmänner und Sicherheitspersonal, der Konzern kauft auch für diese Waffen und führt sie illegal in Nigeria ein. So umging Shell zwischen 1993 und 1995 ein Waffenembargo und brachte Waffen im Wert von 500.000 Dollar nach Nigeria (ebd.: 55). „Im Januar 2001 gestand Shell, tatsächlich Waffen für den Schutz seiner Anlagen an die lokale Polizei weitergegeben zu haben“ (Weiss / Werner, 2006: 354f). Dass mit diesen Waffen Massaker an der Bevölkerung durchgeführt wurden, klagt Amnesty International in ihrem Menschenrechtsreport aus dem Jahr 2011 an: „Die Sicherheitskräfte verübten im Nigerdelta nach wie vor regelmäßig Menschenrechtsverletzungen. Dazu zählten außergerichtliche Hinrichtungen, Folterungen und andere Misshandlungen sowie Zerstörung von Häusern“ (Amnesty International, 2011: 353). Dies macht deutlich, wie eng dass Machtnetz von Shell gespannt ist. So fasst Rose Ngomba-Roth die Machtstrukturen der Ölkonzerne und der Regierung in Nigeria wie folgt zusammen: „Since all oil companies operate in joint venture with the NNPC and since all mineral resource is a federal belonging (oil also), these oil companies are working hand in hand with the federal government.“ (Ngomba- Roth, 2007: 136) Also kann davon ausgegangen werden, dass Shell und die Regierung zu einem Akteur verschmolzen sind, welche sich in der SPDC JV darstellt und somit weitreichende politische wie ökonomische Macht besitzt.
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