Zur Zeit Jesu gab es im Judentum verschiedene religiöse Richtungen, welche mehr oder weniger mit oder gegen Jesus gearbeitet haben. Die vorliegende Arbeit zeigt einen strukturierten Querschnitt in Hinblick auf das Leben der wichtigsten und einflussreichsten Gruppen zur Zeit Jesu und sie vermittelt einen Einblick in die politische Situation dieser Zeit. Im Speziellen geschieht dies an Hand der Gruppe der Essener und der Qumran- Sekte. Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser die verschiedenen Ansichten und Lebensweisen der Gruppen näher zu bringen und diese kritisch zu betrachten. Desweiteren wird die Beziehung und die Einstellung, die Jesus zu ihnen hatte oder vielleicht auch nicht hatte, verdeutlicht.
Verschiedene biblische Geschichten sind einfacher zu verstehen, wenn man weiß, wie die Leute damals gedacht und gelebt haben. Nur schwer können wir nachvollziehen, weshalb die Menschen auf Jesus schlecht zu sprechen waren, wenn er zum Beispiel einem Mann oder einer Frau am Sabbat geholfen hat oder weshalb die Menschen der damaligen Zeit nicht verstehen konnten, warum Jesus mit Zöllnern und Kranken geredet und verkehrt hat. Die nun folgenden Kapitel sollen dazu beitragen, notwendige Hintergrundinformationen zur damaligen Situation zu bekommen und sie sollen dem Leser Klarheit über die Stellung Jesu in der Gesellschaft verschaffen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die politische Situation zur Zeit Jesu
3. Religiöse Richtungen im Judentum zur Zeit Jesu
3.1. Die Pharisäe
3.2. Die Zeloten
3.3. Die Sadduzäer
3.4. Die Proselyten
4. Im Speziellen: Die Essener und die Qumran- Sekt
5. Fazit
6. Literaturangab
1. Einleitung
Zur Zeit Jesu gab es im Judentum verschiedene religiöse Richtungen, welche mehr oder weniger mit oder gegen Jesus gearbeitet haben.
Die vorliegende Arbeit zeigt einen strukturierten Querschnitt in Hinblick auf das Leben der wichtigsten und einflussreichsten Gruppen zur Zeit Jesu und sie vermittelt einen Einblick in die politische Situation dieser Zeit.
Im Speziellen geschieht dies an Hand der Gruppe der Essener und der Qumran-Sekte. Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser die verschiedenen Ansichten und Lebensweisen der Gruppen näher zu bringen und diese kritisch zu betrachten. Desweiteren wird die Beziehung und die Einstellung, die Jesus zu ihnen hatte oder vielleicht auch nicht hatte, verdeutlicht.
Verschiedene biblische Geschichten sind einfacher zu verstehen, wenn man weiß, wie die Leute damals gedacht und gelebt haben. Nur schwer können wir nachvollziehen, weshalb die Menschen auf Jesus schlecht zu sprechen waren, wenn er zum Beispiel einem Mann oder einer Frau am Sabbat geholfen hat1 oder weshalb die Menschen der damaligen Zeit nicht verstehen konnten, warum Jesus mit Zöllnern und Kranken geredet und verkehrt hat.
Die nun folgenden Kapitel sollen dazu beitragen, notwendige Hintergrundinformationen zur damaligen Situation zu bekommen und sie sollen dem Leser Klarheit über die Stellung Jesu in der Gesellschaft verschaffen.
2. Die politische Situation zur Zeit Jesu
Zur Jahrzeitenwende wird die Welt (zumindest die des damals bekannten Abendlandes) von den Römern von ihrer Hauptstadt Rom aus konkurrenzlos beherrscht.23
Derzeitiger Kaiser ist Augustus, der bis 31 v.Chr. noch Oktavian hieß, seit 12 v.Chr. Pontifex Maximus ist und im Jahr 14 stirbt. Die Weltbevölkerung beträgt nach Schätzung des ausgehenden 20. Jahrhunderts zum Zeitpunkt "Null" etwa 160 Millionen Menschen.
Im Norden Syriens wohnen hauptsächlich die hebräischen Aramäer, die Küstenstriche werden von den Phönikern bewohnt, im Süden siedeln die Araber, in Palästina konzentrieren sich die Juden, umgrenzt von den Huräern und den Idumäern. Mitten unter diesen semitischen Stämmen finden sich überall Griechen, die Kraft ihrer kulturellen Höhe das Übergewicht darstellen. Sie sind es auch, die den Römern durch ihre Nachgiebigkeit und Anpassungsfähigkeit die Beherrschung des Landes erleichtern, weshalb diese wiederum das Vorherrschen des griechischen Einflusses gerne zulassen und auch begünstigen; selbst hellenisierte Juden sind keine Seltenheit mehr.
Den Juden in Palästina garantierte man ihre Privilegien, die ihre politische und religiöse Unabhängigkeit gewährleisten. Man lässt ihnen ihren Herrscher, ihren Hohen Rat und beschränkt sich bloß auf eine Art Oberheit, die der Statthalter von Syrien ausübt, unterstützt von einem kaiserlichen Prokurator, der seinen Sitz in Jerusalem hat. Im Gegensatz zum übrigen Syrien stellt Palästina jedoch stets einen unruhiges Gebiet dar.
Jesus – dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Jahwe hilft, ist Rettung".
Sein Geburtsjahr fällt in die Regierungszeit des bereits erwähnten Kaisers Augustus und des von Rom abhängigen Königs Herodes des Großen (37 - 4 v. Chr.). In dieser Zeit wird Palästina von der römischen Besatzungsmacht kontrolliert und ist die Heimat eines religiös zerstrittenen Volkes. Es herrschen Rechtsunsicherheit und Korruption. Viele Juden sind arm und zahlreiche Räuberbanden gefährden die Straßen und Wege. Aufstände werden mit harter Hand unterdrückt, Tausende erleiden den Tod am Kreuz.
3. Religiöse Richtungen im Judentum zur Zeit Jesu
3.1. Die Pharisäer
Die Pharisäer (hebräisch für der "Abgesonderte") waren eine theologische Ausrichtung im antiken Judentum. Sie waren zur Zeit der Rabbis Hillel der Ältere und Schammai aktiv, und sind im Christentum als Zeitgenossen Jesu im Neuen Testament bekannt. Sie sind die direkten theologischen Wegbereiter des modernen Rabbinischen Judentums. Im Unterschied zu den anderen Ausrichtungen im antiken Judentum verpflichteten sie sich nicht nur dem im Tanach niedergeschriebenen Gesetz Mose, sondern befolgten auch die mündlich überlieferten Vorschriften der Vorfahren der älteren Gesetzeslehrer. Zur Begründung führten sie an, dass die in der Tora gegebenen Vorschriften ohne Erklärung unklar blieben; die parallel überlieferten, und später (etwa zweites vorchristliches Jahrhundert) in der Mischna gesammelten Kommentare seien zum Verständnis und zur korrekten Ausführung der Vorschriften notwendig.4
Diese Position stellte nach Ansicht der Sadduzäer und Essener eine abzulehnende Flexibilisierung der traditionellen Lehre dar. Letztendlich gingen jedoch die Pharisäer siegreich aus den theologischen Auseinandersetzungen des ersten Jahrhunderts zwischen den verschiedenen jüdischen Strömungen hervor, und prägten das Judentum seitdem. Traditionell haben Christen Jesus von Nazareth als einen Kritiker der Pharisäer verstanden, der ihre religiöser Äußerlichkeiten ablehnte, und eine fehlende innere Haltung vermisste5. Diese Sichtweise lässt sich mit dem Selbstverständnis der Pharisäer nicht vereinen.
[...]
1 Klaus Berger: Wer war Jesus wirklich?, Stuttgart 1995, S.86.
2 Jesus and the politic of his day, hg.v. Ernst Bammel, Cambridge u.a. 1984.
3 Oscar Cullmann: Jesus und die Revolutionären seiner Zeit. Gottesdienst, Gesellschaft, Politik, Tübingen 1970, S.47-70.
4 Helmut Merkel u. Jürgen Roloff: Pharisäer, in: Reclams Bibellexicon, hg. v. Klaus Koch u.a., 6. verbess. Aufl., Stuttgart 2000.
5 Eckhard Rau: Jesus-Freund von Zöllnern und Sündern. Eine methodenkritische Untersuchung, Stuttgart, Berlin, Köln 2000, S.134.