Diese Arbeit thematisiert, welche Bedeutung Musik für ältere Menschen hat. Dafür habe ich vorweg den geschichtlichen Hintergrund des demenziellen Syndroms herausgearbeitet. Weitergehend erkläre ich die Bedeutung der Musik, nicht nur für den demenziell erkrankten Menschen, sondern auch für den Menschen allgemein. Nachdem dies erklärt wurde, geht es dann weiter mit den verschiedenen Methoden der Musik, die man in solchen Fällen anwenden kann. Außerdem stelle ich mir hier die Frage, ob man durch Musik gewisse Medikamente ersetzen kann.
In unserer Gesellschaft erreichen immer mehr Menschen ein hohes bis sehr hohes Alter. Oft haben die Menschen, die ihren Ruhestand mit circa 63 Jahren antreten, noch einen großen Teil ihres Lebens vor sich, welches die substanzielle Zunahme der Beschäftigung der Wissenschaft mit der Frage der Lebensqualität im Alter erklärt. Die Politik zeigt auch großes Interesse an diesem Thema, da sie nach Wegen sucht, die finanziellen Auswirkungen der älter werdenden Gesellschaft zu minimieren. Dies versuchen sie zum Beispiel durch den Erhalt von Mobilität und Gesundheit älterer Menschen. Das Interesse an diesem Thema in Verbindung mit der Musik wurde bei mir in meinem Nebenjob als Alltagsbegleiterin und Paramedizinerin in einem geschlossenen Bereich für demenziell erkrankte Menschen eines Altenheimes geweckt. Dort ist mir nämlich verstärkt die Wirkung der Musik oder das Reden über die Musikgeschichte mit den Menschen aufgefallen, weshalb ich dieses Thema näher kennenlernen wollte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Krankheitsbild Demenz
2.1. Geschichtlicher Hintergrund
2.2. Wie die Betroffenen die Demenz wahrnehmen
3. Bedeutung der Musik
3.1. Bedeutung der Musik für den Menschen
3.2. Bedeutung der Musik für demente Menschen
4. Methoden des Musizierens mit dementen Menschen
4.1. Musikhören
4.2. Singen
4.3. Bewegung und Musik
4.4. Musizieren
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Gemeinsamen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation und Alzheimer’s Disaese International zufolge, litten 2015 weltweit 46,8 Millionen Menschen an Demenz. Deutschland liegt unter allen Nationen nach der Gesamtzahl der Kranken auf dem fünften Platz.“ (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) 2016a) In unserer Gesellschaft erreichen immer mehr Menschen ein hohes bis sehr hohes Alter. Oft haben die Menschen, die ihren Ruhestand mit circa 63 Jahren antreten, noch einen großen Teil ihres Lebens vor sich, welches die substanzielle Zunahme der Beschäftigung der Wissenschaft mit der Frage der Lebensqualität im Alter erklärt. Die Politik zeigt auch großes Interesse an diesem Thema, da sie nach Wegen sucht, die finanziellen Auswirkungen der älter werdenden Gesellschaft zu minimieren. Dies versuchen sie zum Beispiel durch den Erhalt von Mobilität und Gesundheit älterer Menschen. Das Interesse an diesem Thema in Verbindung mit der Musik wurde bei mir in meinem Nebenjob als Alltagsbegleiterin und Paramedizinerin in einem geschlossenen Bereich für demenziell erkrankte Menschen eines Altenheimes geweckt. Dort ist mir nämlich verstärkt die Wirkung der Musik oder das Reden über die Musikgeschichte mit den Menschen aufgefallen, weshalb ich dieses Thema näher kennenlernen wollte.
In der vorliegenden Hausarbeit versuche ich näher zu bringen, welche Bedeutung Musik für ältere Menschen hat. Dafür habe ich vorweg den geschichtlichen Hintergrund des demenziellen Syndroms herausgearbeitet. Weitergehend erkläre ich die Bedeutung der Musik, nicht nur für den demenziell erkrankten Menschen, sondern auch für den Menschen allgemein. Nachdem dies erklärt wurde, geht es dann weiter mit den verschiedenen Methoden der Musik, die man in solchen Fällen anwenden kann. Außerdem stelle ich mir hier die Frage, ob man durch Musik gewisse Medikamente ersetzten kann.
Vorab gilt es noch zu klären, dass es viele verschiedene Arten der Demenz gibt. In dieser Hausarbeit werde ich mit dem Begriff „demenzielles Syndrom“ arbeiten, da es sonst den Rahmen sprengen würde.
2. Krankheitsbild Demenz
Im ICD-10 wird beschrieben, dass Demenz eine Alzheimer-Krankheit ist, welche zerebral (das Großhirn betreffend) primär degenerativ ist mit unbekannter Ätiologie. Meist beginnt die Demenz schleichend und entwickelt sich langsam aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren. (vgl. DIMDI 2016) Der Begriff „Demenz“ beschreibt kein genaues Krankheitsbild, sondern lediglich eine Gruppe verschiedener Symptome, weshalb der medizinisch zu gebrauchende Begriff „demenzielles Syndrom“ wäre. (Kersten 2019) Zu einer Demenz führen eine Reihe gehirnorganischer Erkrankungen. Einer der häufigsten ist der Alzheimer-Typ und die Vaskuläre Demenz. Das Gehirn verweigert aufgrund des Verlustes, Schädigungen von Nervenzellen und Nervenzellenverbindungen, seine Leistung. Das demenzielle Syndrom verläuft in verschiedenen Stadien. Im Anfangsstadium sind die alten Erinnerungen noch nicht betroffen, sondern macht sich durch das erschwerte Abrufen und Speichern neuer Informationen bemerkbar. Hier wird das Lösen von Alltagsproblemen zur Überforderung, man kann sich nur erschwert an erlernte Fähigkeiten erinnern. Im Krankheitsverlauf treten optisch-räumliche Störungen und Sprachstörungen auf, welche zunehmend intensiver werden. Im weiteren Prozess der Demenz tritt hochgradige Vergesslichkeit ein. Die Betroffenen können Erinnerungen nicht mehr in den zeitlichen Ablauf der eigenen Lebensgeschichte bringen und einordnen, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft werden weniger getrennt. Mit der Zeit werden selbst vertraute Menschen, wie Familie und Freunde, zu Fremden und die Erinnerungen an die eigene Biografie gehen verloren. Die Dementen verlieren ihre Ich- Identität. Im letzten Stadium der Erkrankung bleiben nur noch inselförmige Erinnerungen, es können keine Gedächtnisspuren mehr gebildet werden und die Sprache reduziert sich auf wenige Worte oder Laute. Die Betroffenen verlieren auch die Kontrolle über ihre Körperfunktionen. (Reinhardt 2006)
2.1. Geschichtlicher Hintergrund
Der Begriff „Demenz“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „des Verstandes beraubt“. Bekannt ist die Krankheit seit dem 19. Jahrhundert, jedoch wurde zu diesem Zeitpunkt jede Art psychischen Abbaus im Rahmen einer chronischen Hirnkrankheit als Demenz beschrieben. Die einheitliche Einteilung der Diagnose mit den Begriffen „Alzheimer-Demenz“ oder „vaskuläre-Demenz“ besteht erst seit den 1990er-Jahren. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden erste Hypothesen zur Krankheitsentwicklung beschrieben, welche ferner zu den ersten therapeutischen Ansätzen führten. Erst in den letzten Jahren gelang es der Medizin, die zugrunde liegenden Ursachen der Demenzerkrankung zu verstehen und Symptome zu behandeln. Ein Heilmittel für demenzielle Erkrankungen wurde jedoch noch nicht gefunden. (Kastner/Löbach 2018)
2.2. Wie die Betroffenen die Demenz wahrnehmen
Die dementiell erkrankten Menschen leiden vor allem im Anfangsstadium der Krankheit, da sie dort noch selber „mitbekommen“, wie ihr Gedächtnis zunehmend abbaut und werden täglich damit konfrontiert, die Kontrolle über sich selber und damit über ihr Leben zu verlieren. Gesichter, Häuser, Worte, Gesten, … können immer weniger gedeutet und verstanden werden. In ihrer Welt herrscht keine Ordnung mehr, da die Welt in ihrer eigenen Wahrnehmung unverständlicher wird und weniger mit der Welt der anderen Menschen übereinstimmt. Das Wissen um die Vergesslichkeit löst in den Menschen ein Gefühl des Schams aus und kann auch viele Frustrationsmomente mit sich ziehen, da sie ihre Erkrankung bewusst miterleben. Im Laufe der Erkrankung wird dies nicht besser, denn im mittleren Stadium erleben sie die Folgen ihrer Erkrankung, doch haben sie dafür keine Erklärung. Sie spüren deutlich die Veränderungen, aber die Demenz erlaubt es ihnen nicht, diese Veränderungen einzuordnen. Jedoch findet diese Vergesslichkeit nicht nur nach außen statt, sondern auch innen, wodurch ein Großteil des eigenen Selbst, der Persönlichkeit, verloren geht. Das Bewusstsein über die Vergesslichkeit nimmt zwar im Verlauf der Krankheit ab, jedoch wird es nie ganz verschwinden. Die Betroffenen unterscheiden sich jedoch in den Erinnerungen an Dinge, Fertigkeiten, Erlebnisse etc., was sich auch im Erleben der Demenz widerspiegelt. Abhängig von der Persönlichkeit und der Biografie, umfasst das Spektrum Wut, Trauer, Verzweiflung, Scham, Angst und Erschöpfung. Viele dieser Emotionen können gleichzeitig, viele Male, einmalig oder selten erlebt werden. Hierbei spricht man auch im Zusammenhang von der sekundären Symptomatik als „emotionale Antwort“ auf das Erlebte. Gerade zu Beginn der Erkrankung versuchen die Betroffenen eine Fassade aufzubauen, um die Demenz zu verstecken, da die Scham oft sehr groß ist. Oft haben die Leidtragenden hierfür Strategien, doch insbesondere, wenn Alltagsprobleme nicht mehr gelöst werden können, helfen diese den Betroffenen auch nicht mehr weiter. Sie können sich nicht mit der Krankheit arrangieren, versuchen jedoch trotzdem gemäß ihren Möglichkeiten zu reagieren. Sie versuchen die Kontrolle über die Selbstachtung und der eigenen Identität, die noch geblieben ist, zu behalten und so den Rest von Sicherheit unter den längst, durch die Krankheit bedingten, Veränderungen einzufrieren. Im letzten Stadium der Demenz sind fast alle kognitiven Fähigkeiten verloren und die Aussagen von Demenzkranken sind nur noch missverständlich und werden häufig fehlinterpretiert. Was jedoch bis zum Tod erhalten bleibt, ist die emotionale Kontaktfähigkeit und eine hohe Bereitschaft, über Empfindungen und Sinneswahrnehmungen, auf Außenreize zu reagieren.
3. Bedeutung der Musik
3.1. Bedeutung der Musik für den Menschen
Die Musik spielt in unserem alltäglichen Leben eine große Rolle. Es ist unumstritten, dass jeder Mensch sich an mindestens ein intensives Musikerlebnis erinnern kann, welches starke Gefühle in ihm ausgelöst hat. Musik gehört zur Natur des Menschen und spielt eine fundamentale Rolle in zum Beispiel religiösen, sozialen oder medizinischen Kontexten. Trotz zahlreicher Erfahrungen und Legenden hinsichtlich der Macht von Musik auf den Menschen, weiß man nicht, wie die Musik wirklich auf ihn wirkt. Yehudi Menuhin hat mal gesagt, dass die Musik Gefühle besser ausdrücken kann als Wörter. Hier wird die Bedeutung der Musik in emotionaler und sozialer Hinsicht betont, so wie es auch in den meisten Forschungsberichten der Fall ist. Dinge, die wir adäquat nicht zur Sprache bringen können, kann Musik in uns tief berühren. Auf unsere Emotionen hat die Musik eine unmittelbare Wirkung. Sie kann unser seelisches Befinden beeinflussen, intensive Erlebnisse verstärken oder Ereignisse in unterschiedlichen Lebensabschnitten mit einer bestimmten Musik verbinden. Deshalb wird die Musik auch oft als „Tor der Gefühle“ beschrieben. In der Forschung wird vermutet, dass bevor die Sprache entstand, man sich in den verschiedenen Kulturen mittels Musik unterhalten hat. Anthropologen behaupten, dass es eine Veranlagung des Menschen ist, die Fähigkeit zu haben, musikalisches Erleben zu teilen. Aus diesem Grund weisen sie auf den Gemeinschaft stiftenden Aspekt der Musk hin.
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