Bürgerjournalismus ist ein Phänomen, das mit dem Aufkommen neuer technischer Möglichkeiten und neuer Publikationswege über das Internet in den letzten Jahren immer häufiger Verwendung gefunden hat: „Nach den Anschlägen des 11. Septembers waren es Blogger, die als erste über die Ereignisse berichteten und den klassischen Medien als Informationslieferanten dienten“ (Ebermann et al. 2012). Im Arabischen Frühling ist Facebook in Ägypten „ein publizistisches Organ geworden, eine Plattform für politische Diskussion“ (Coen et al. 2012). Heutzutage leisten Bürgerjournalisten jedoch weitaus mehr als bloße Augenzeugen zu sein.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Begriffsursprung des Bürgerjournalismus zu bestimmen und zu klären, ob es sich dabei um eine relativ neue journalistische Richtung handelt oder ob diese Art der Berichterstattung nicht bereits weitaus früher in Erscheinung getreten ist. Zudem wird die Frage behandelt, ob der Bürgerjournalismus eine Ergänzung oder eine Gefahr für den professionellen Journalismus darstellt.
Zur möglichst genauen Definition des Begriffs findet in Kapitel 2 dieser Arbeit eine Begriffsbestimmung sowie die Unterscheidung zwischen dem Public Journalism und dem Citizen Journalism statt. Außerdem wird Bezug auf den systemtheoretischen Ansatz genommen und der Bürgerjournalismus im System Journalismus verortet. Kapitel 3 befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung und den Plattformen des Bürgerjournalismus, woraufhin in Kapitel 4 über die Zeit herausgebildete Merkmale ebenjenes festgehalten werden. Kapitel 4.2 und 4.3 veranschaulichen diese Merkmale am Beispiel der unabhängigen Nachrichtenseite Indymedia. Kapitel 5 stellt einen kurzen Exkurs in die Diskussion rund um die Beziehung von Bürgerjournalismus und professionellem Journalismus dar. Im Fazit werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit in knapper Form zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist Bürgerjournalismus?
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Unterscheidung zwischen Public Journalism und Citizen Joumalism
2.3 Journalismus aus systemtheoretischerPerspektive
2.4 Bürgerjournalismus aus systemtheoretischer Perspektive
3. Die Entwicklung und die Plattformen des Bürgerjoumalismus
4 Bürgerjoumalismus am Beispiel Indymedia
4.1 Merkmale des Bürgerjournalismus
4.2 Was ist Indymedia?
4.3 Merkmale des Bürgerjournalismus am Beispiel Indymedia
5. Bürgerjoumalismus: Ergänzung oder Gefahr für den professionellen
Journalismus?
6 Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bürgerjournalismus ist ein Phänomen, das mit dem Aufkommen neuer technischer Möglichkeiten und neuer Publikationswege über das Internet in den letzten Jahren immer häufiger Verwendung gefunden hat: „Nach den Anschlägen des 11. Septembers waren es Blogger, die als erste über die Ereignisse berichteten und den klassischen Medien als Informationslieferanten dienten“ (Ebermann et al. 2012: 102). Im Arabischen Frühling ist Facebook in Ägypten „ein publizistisches Organ geworden, eine Plattform für politische Diskussion“ (Coen et al. 2012). Heutzutage leisten Bürgerjournalistenjedoch weitaus mehr als bloße Augenzeugen zu sein.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Begriffsursprung des Bürgerjoumalismus zu bestimmen und zu klären, ob es sich dabei um eine relativ neue journalistische Richtung handelt oder ob diese Art der Berichterstattung nicht bereits weitaus früher in Erscheinung getreten ist. Zudem wird die Frage behandelt, ob der Bürgerjournalismus eine Ergänzung oder eine Gefahr für den professionellen Journalismus darstellt.
Zur möglichst genauen Definition des Begriffs findet in Kapitel 2 dieser Arbeit eine Begriffsbestimmung sowie die Unterscheidung zwischen dem Public Journalism und dem Citizen Journalism statt. Außerdem wird Bezug auf den systemtheoretischen Ansatz genommen und der Bürgerjoumalismus im System Journalismus verortet. Kapitel 3 befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung und den Plattformen des Bürgerjoumalismus, woraufhin in Kapitel 4 über die Zeit herausgebildete Merkmale ebenjenes festgehalten werden. Kapitel 4.2 und 4.3 veranschaulichen diese Merkmale am Beispiel der unabhängigen Nachrichtenseite Indymedia. Kapitel 5 stellt einen kurzen Exkurs in die Diskussion rund um die Beziehung von Bürgerjoumalismus und professionellem Journalismus dar. Im Fazit werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit in knapper Form zusammengefasst.
2. Was ist Bürgerjournalismus?
2.1 Begriffsbestimmung
Der Bürgerjoumalismus, auch Graswurzeljournalismus oder Partizipativer Journalismus genannt, setzt sich „die gesellschaftliche Aufgabe“ (Engesser 2013: 35) zum Hauptziel (vgl. Engesser 2013: 35). Eine gängige Definition von Shayne Bowman und Chris Willis macht diesen demokratischen Gedanken deutlich:
„The act of a citizen, or group of citizens, playing an active role in the process of col- lecting, reporting, analyzing and disseminating news and information. The intent of this participation is to provide independent, reliable, accurate, wide-ranging and relevant information that a democracy requires.“ (Bowman et al. 2003: 9)
Übersetzt bedeutet dies demnach, dass Bürgerinnen und Bürger im Sinne der Demokratie Nachrichten und Informationen sammeln und gemäß anerkannter journalistischer Standards verbreiten. Diese Art von journalistischem Arbeiten erkennt auch Jarvis in der Vorgehensweise von Bürgerjournalisten: „These are all journalistic functions - reporting, gathering, organising, verifying - that anyone can now take on“ (Jarvis 2008). Da die technischen Möglichkeiten gegeben sind, kann nun fast ohne Einschränkungen jeder Bürger Informationen sammeln, sie organisieren und anhand belegbarer Quellen der Öffentlichkeit präsentieren. Und das ohne großen Aufwand. Somit handelt es sich bei der Arbeit um einen journalistischen Prozess, wie auch Engesser treffend feststellt (vgl. Engesser 2013: 36). Dennoch merken Kopp und Schönhagen an, dass die Verwendung des Joumalismusbegriffs in diesem Kontext als etwas fragwürdig angesehen werden kann, da sich viele der Formen von Bürgerjournalismus deutlich von der professionellen Arbeit abgrenzen (vgl. Kopp/Schön- hagen 2008: 80).
Prinzipiell muss der Partizipative Journalismus in drei Formen unterteilt werden. In professionellen Medienformaten wie der Bild dienen Informationen und Material von Leserreportern lediglich als Beitragselemente (vgl. Engesser/Wimmer 2009: 50). Ganze Beiträge hingegen können Bürgerjournalisten auf „professionell-partizipativen“ Nachrichtenseiten wie OhmnyNews veröffentlichen (vgl. Engesser/Wimmer 2009: 53). Hier werden die Beiträgeje- doch durch eine professionelle Redaktion „selektiert, kontrolliert und redigiert“ (Engesser/Wimmer 2009: 53), was dem demokratischen Grundgedanken des Bürgerjournalismus etwas entgegensteuert. Doch es ist gerade das Internet, das dem Bürgerjoumalismus neue Möglichkeiten eröffnet. Individualformate wie Weblogs und Podcasts oder Kollektivformate (d.h. soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter') (vgl. Neuberger et al. 2007: 96) erlauben selbst Laienjournalisten, in kürzester Zeit Nachrichten zu publizieren (vgl. Neuberger et al. 2011: 11 ff.). Diese Formate bilden die dritte Form des Partizipativen Journalismus und unterliegen keinen Kontrollen durch Dritte. Daher ist fraglich, ob die in Bowmans und Willis' Definition geforderten Standards hier auch erfüllt werden können. Daher können die professionell-partizipativen Nachrichtenseiten als wirksamer Mittelweg betrachtet werden, da einerseits eine breite Öffentlichkeit erreicht werden kann und andererseits die Zugangsvoraussetzungen tragbar sind (vgl. Engesser et al. 2009: 59).
2.2 Unterscheidung zwischen Public Journalism und Citizen Journalism
In amerikanischer Fachliteratur wird Bügerjournalismus in den sogenannten Citizen Journalism und den Public Journalism unterteilt. Der deutsche Begriffjedoch kann für beide dieser Formen stehen, obwohl er lexikalisch keine Unterschiede herausstellt. Da sich diese Arbeit mit dem Bürgerjournalismus als Citizen Journalism beschäftigt, muss eine Abgrenzung zum Public Jouma- lism erfolgen.
Der Public Journalism ist eine Art der Berichterstattung, die von professionellen Journalisten betrieben wird und sich gezielt auf für Bürgerinnen und Bürger relevante Themen, ihre Bedürfnisse und Fragen konzentriert. Als Bindeglied zwischen Politik und den Bürgern sollen die Journalisten einen Dialograum schaffen, anstatt nur zu beobachten und objektiv wiederzugeben. Denn laut Jay Rosen sind diese Journalisten die Erschaffer der Demokratie (vgl. Rosen 1999: 4). Die Public Journalism-Bewegung fand ihren Ursprung Anfang der 90er Jahre in den USA in ebendiesem Gedanken (vgl. Rosen 1999: 4). Da sowohl der Public- als auch der Citizen Journalism die Grundprinzipien der Demokratie in sich tragen und sich somit an die Bürger richten, ist die thematische Ähnlichkeit zwischen den Begriffen nicht verwunderlich.
Eine genaue Definition von Public Journalism gibt es allerdings nicht. Denn es ist nicht gänzlich geklärt, welche expliziten Regeln ihm zugrunde liegen und wo seine Grenzen sind. Es scheint unterdessen aber auch so, als wolle man sich mit einer exakten Bestimmung zurückhalten, um Limitierungen in der Berichterstattung zu vermeiden. Art Charity beispielsweise überlässt es dem Leser, zu entscheiden, was Public Journalism ist: „Journalist's proper role in support of democracy is a case- by-case question, determined by circumstances and taste“ (Glasser 1999: 5 ff.).
Public Journalism ist ein Prozess, der sich noch in der Entwicklungsphase befindet und nicht zwangsweise zu einer fertig abgeschlossenen Journalismusform heranreifen muss. Er wächst und verändert sich stetig. Er lässt sich nicht einfach mithilfe eines theoretischen Rasters erfassen, weshalb einige Wissenschaftler methodisch lediglich auf Gespräche mit Bürgerjoumalisten zurückgreifen, um ihn zu verstehen (vgl. Glasser 1999: 6 ff.).
2.3 Journalismus aus systemtheoretischer Perspektive
Bei Journalismus handelt es sich nach Weischenberg nicht um „die Summe von journalistisch tätigen Personen, sondern um ein komplex strukturiertes und mit anderen gesellschaftlichen Bereichen auf vielfältige Weise vernetztes soziales System“ (Weischenberg 1994: 428). So entwirft Journalismus eine Wirklichkeit, die durch den Zusammenhang verschiedener sozialer Einflussfaktoren im System Journalismus entsteht (vgl. Weischenberg 1994: 428). Deshalb spricht man auch von einem „sozialen System Journalismus“ (Weischenberg 1994: 428). Einflussfaktoren, die in diesem System in wechselseitiger Beziehung stehen, lassen sich in Mediensysteme, Medieninstitutionen, Medienaussagen und Medienakteure, je nach Stärke des Einflusses, in einem Zwiebelmodell zusammenfassen (vgl. Weischenberg 1994: 431).
Blöbaum baut unter anderem auf diesem Ansatz auf, macht sich das System Journalismus jedoch mit über die Zeit herausgebildeten Strukturelementen begreifbar. Er spricht hier von „journalistischen Organisationen, Programmen und Rollen“, die primär dem Zweck dienen, „Informationen aktuell zur öffentlichen Kommunikation zu vermitteln“ (vgl. Blöbaum 2004: 205). Gemeint sind damit also drei Ebenen. Auf der Ebene der Organisationen haben sich über die Zeit beispielsweise verschiedene Ressorts einer Redaktion entwickelt. Etwa für Wirtschaft, Kultur oder Sport. Journalistische Rollen spielen auf die unterschiedlichen Berufe innerhalb einer Redaktion an. Da gibt es zum Beispiel den Chefredakteur, den Redakteur oder den Volontär. Bei den Redakteuren haben sich horizontal zudem Spezialisierungen auf ein bestimmtes Ressort herauskristallisiert. Die dritte Ebene ist zuletzt die der journalistischen Programme und beschreibt die verschiedenen Darstellungsformen wie Nachricht, Bericht oder Interview (vgl. Blöbaum 2004: 206 ff.).
Der systemtheoretische Ansatz scheint besonders beliebt, wenn es darum geht, Journalismus als abstraktes Konstrukt greifbar zu machen. Die gerade vorgestellten Theorien sind dabei nur zwei Ansätze von vielen. Eine schlussendliche, wahre Definition gibt es also für den Begriff des Journalismus nicht.
2.4 Bürgerjournalismus aus systemtheoretischer Perspektive
Nun stellt sich die Frage, wo der Bürgerjournalismus im Speziellen in diesen Systemmodellen anzusiedeln ist. Sowohl der Public Journalism als auch der Citizen Journalism lassen sich sicher als Spielarten des Journalismus ansehen. Während ersterer im systemtheoretischen Ansatz von Blöbaumjedoch fast schon als neues Ressort Eingang in das System Journalismus finden könnte, gestaltet sich das Unterfangen beim von uns untersuchten Bürgerjoumalismus, das heißt dem Citizen Journalism, etwas schwieriger. Hier ändert sich die Rollenverteilung nämlich grundlegend, indem nun der Rezipient die Rolle des Informationsvermittlers, des Produzenten, übernimmt.
Auf der anderen Seite könnte man den Bürgerjournalismus in Wei- schenbergs Zwiebelmodell nur in der Schale der Medienaussagen einordnen und ihm damit eine untergeordnete Rolle zukommen lassen. Somit würde er, in Form eines einfachen Weblogs etwa, dem professionellen Journalismus lediglich als Informationsquelle dienen. Aus dieser Sichtweise würde er auch außerhalb des klassischen Rollenverständnisses von Blöbaum liegen. Allerdings könnte man den Bürgerjoumalismus mithilfe von Blöbaums Modell ebenso in völlig eigenen Organisationen, Rollen und Programmen erfassen. Statt Redakteuren hat man nun eben Blogger, Youtuber und Twitterer. Die unterschiedlichen Ressorts sind gesellschaftlich wohl schon vorgegeben und bleiben erhalten, können jedoch ebenso zu alternativen Themen tendieren. Es können sich sogar gänzlich neue Themengebiete herausbilden, gerade mit dem Schwerpunkt Internet. Die Organisation in einer klassischen Redaktion allerdings fällt weg, da Bürgerjournalisten in vielen Fällen alleine agieren und ohnehin bewusst auf eine Organisation in Redaktionen verzichten.
3. Die Entwicklung und die Plattformen des Bürgerjournalismus
Diverse Massenmedien rufen ihre Leser, Zuhörer und Zuschauer seit ein paar Jahren dazu auf, sich an der Gestaltung des täglichen Nachrichtengeschehens zu beteiligen. Das Internet bietet eine Plattform mit potentiell riesiger Reichweite für Jedermann. Unsere digitale, vernetzte Welt stellt den Motor des Bürgerjournalismus dar. Dennoch reichen die Wurzeln von ebendiesem erheblich weiter in die Vergangenheit als man zuerst annimmt - bis weit vor die Entstehung des World Wide Web.
Bereits im 18. Jahrhundert richteten sich beispielsweise sogenannte Heimatzeitungen explizit auf die Interessen der Leser aus und gaben sich als partizipatives Medium. Einer der ersten Aufrufe einer Zeitung zur Mitgestaltung der Nachrichten geht zurück in das Jahr 1735, in dem sich die Wöchentlichen Halleschen Anzeigen direkt mit einem Appell an Universitätsprofessoren wandten. Einsendungen von Lesern unterlagen klaren Richtlinien, erreichten aber häufig nicht die gewünschte journalistische Qualität, sodass Vieles nicht veröffentlicht wurde (vgl. Engesser 2013: 54 ff.).
„So offenbart ein Blick in die Mediengeschichte mehrere Hochphasen des partizipativen Journalismus, z. B. zur Zeit der Französischen Revolution, der Weimarer Republik und der Neuen Sozialen Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahren. Damals spielte sich der Partizipative Journalismus auf analogen Medienplattformen wie Leserbrief, Hörertelefon und Offenen Kanälen ab“ (Engesser 2012).
Leserbriefe wurden im 18. Jahrhundert noch außerhalb des redaktionellen Teils zwischen den Artikeln eingebaut, doch bereits im 19. Jahrhundert konnte man in den meisten Zeitungen ganze Leserbrief-Rubriken finden. Aufgründ dieser Bürgermeldungen kam es unter der lokalen Leserschaft nicht selten sogar zu lebendigen Diskussionen (vgl. Kopp/Schönhagen 2008: 79). Doch während in anderen Ländern oft komplexe nationale und internationale Themen angesprochen wurden, beschränkte man sich in Deutschland eher auf lokale Probleme (vgl. Engesser 2013: 55 ff.). Dabei schienen Leserbriefe eine Reihe wichtiger demokratiefördernder Aufgaben zu erfüllen: Zu erwähnen sind beispielsweise das Artikulieren von Missständen, die freie Meinungsäußerung und Meinungsbildung sowie die Kontrolle der staatlichen Organe durch die Bürger (vgl. Engesser 2013: 56).
Das Hörer- und Zuschauertelefon hat seinen Ursprung in der amerikanischen Radioshow America's Town Meeting of the Air, die erstmals 1935 ausgestrahlt wurde. Angelehnt an die typischen Stadtversammlungen während der Gründungszeiten der Vereinigten Staaten, wurde hier meist mit hochkarätiger Besetzung über aktuelle Themen und Probleme diskutiert - und das vor anwesendem Publikum (vgl. Dunning 1998: 30). Dieses reagierte mit Fragen, Zwischenrufen und Applaus auf das Geschehen der Podiumsdiskussion - selbst schon eine Form des Bürgerjoumalismus. Ab dem Jahr 1936 gab es dann für Zuhörer die Möglichkeit, sich per Telefon von bestimmten Orten aus in die Diskussion einzuschalten (vgl. Dunning 1998: 31). Danach griff der Trend der sogenannten Phone-In-Shows nach Großbritannien über, wo Zuhörer in einem Radiostudio anriefen, über den Moderator Fragen an Gäste richten konnten und sich so am Gespräch beteiligten. Von hier aus schwappte das Konzept in den 1970er Jahren auch nach Deutschland über (vgl. Engesser 2013: 56 ff.).
Im Fernsehen ist die Beischaltung von Nutzern prinzipiell seltener anzutreffen, da zu der akustisch vermittelten Information der Zuschauerstimme das visuelle Gegenstück fehlt und so ein „visuelles Vakuum“ (Engesser 2013: 57) entsteht (vgl. Engesser2013: 57).
Fragen bleiben bei der partizipativen Qualität des Hörer- und Zuschauertelefons. Denn obwohl die Nutzer direkten Einfluss auf ein Gespräch ausüben und ihre Meinung vor dem Publikum kundtun können, dient diese Art von Nutzerbeteiligung wohl vor allen Dingen zur Bindung an das Medium (vgl. Engesser 2013: 57).
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