Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Frauenfiguren in Christa Wolfs Medea. Stimmen“. Die Forschungsfrage knüpft an das Motiv der Frauenfiguren an und untersucht in welche Gesellschaftsordnung Medea, Agameda und Glauke in Christa Wolfs „Medea.Stimmen“ einzuordnen sind. Die Figurenkonstellation Medea, Agameda und Glauke bietet sich an, um bedeutsame Aspekte zu beleuchten und zu vergleichen.
Zuerst wird im zweiten Kapitel eine Charakterisierung der Frauenfiguren Medea, Agameda und Glauke vorgenommen. Auf der Grundlage der Charakterisierungen wird im dritten Kapitel eine Analyse der Frauenfiguren unter der dem Gesichtspunkt des Matriarchats aufgestellt. Es wird untersucht, inwieweit die Figuren aufgrund ihrer Persönlichkeit der Gesellschaftsordnung des Matriarchats oder Patriarchats zuzuordnen sind. Um die Begriffe „Matriarchat“ und „Patriarchat“ zu beleuchten, wird demnach im dritten Kapitel eine Begriffserklärung vorgenommen.
In dieser Arbeit wird vorwiegend mit der Primärliteratur „Medea. Stimmen“ von Christa Wolf gearbeitet. Daneben beschäftigen sich andere Werke mit der Version des Medea-Mythos von Christa Wolf. Beispielsweise ist das Handbuch „Christa Wolf Handbuch. Leben-Werk-Wirkung“ von Hilmes und Nagelschmidt facettenreich und gibt Aufschluss über autobiografische Aspekte in Christa Wolfs Werk bis hin zu ihren Briefen, Tagebucheinträgen sowie auch Vorträgen und Reden. Marie-Luise Erhardt liefert zum Beispiel in ihrem Werk „Christa Wolfs Medea. Eine Gestalt auf der Zeitgrenze“ hilfreiche Aspekte, um das Werk hinsichtlich der Aussagen zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Charakterisierung der Frauenfiguren
2.1 Medea
2.2 Agameda
2.3 Glauke
3. Analyse der Frauenfiguren unter dem Aspekt „Matriarchat“
3.1 Begriffserklärung: Matriarchat
3.2 Begriffserklärung: Patriarchat
3.2 Analyse Medea
3.3 Analyse Agameda
3.4 Analyse Glauke
4. Schlussbetrachtung
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Mit ihrer Medea-Version gelingt Christa Wolf ein völlig neuer Blick auf die Geschichte und auf das Verhältnis der Geschlechter.“1
Christa Wolf wählt einen differenten Zugang zum Medea Mythos, indem sie den Blick auf den Aspekt des Geschlechterverhältnisses lenkt. Neben unzähligen Werken die den Medea-Mythos aufgreifen vom antiken Mythos bis in die Gegenwart ist Christa Wolf die erste Autorin die ihren Blick vom antiken Mythos bzw. von Medea als „Kindsmörderin“ deutlich abwendet und den Lesern eine neue Perspektive ermöglicht. Der Tabubruch „Kindsmord“ wird bei Christa Wolf umgewandelt und durch andere Verhaltensmuster die noch zur Entstehungszeit des Werks von Christa Wolf unüblich und auffällig waren ersetzt. Dass, die Autorin sich feministisch positioniert, lässt sich nicht abstreiten.
Daher beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Thema „Frauenfiguren in Christa Wolfs Medea. Stimmen“. Die Forschungsfrage knüpft an das Motiv der Frauenfiguren an und untersucht in welche Gesellschaftsordnung Medea, Agameda und Glauke in Christa Wolfs „Medea.Stimmen“ einzuordnen sind. Die Figurenkonstellation Medea, Agameda und Glauke bietet sich an, um bedeutsame Aspekte zu beleuchten und zu vergleichen. Zuerst wird im zweiten Kapitel eine Charakterisierung der Frauenfiguren Medea, Agameda und Glauke vorgenommen. Auf der Grundlage der Charakterisierungen wird im dritten Kapitel eine Analyse der Frauenfiguren unter der dem Gesichtspunkt des Matriarchats aufgestellt. Es wird untersucht, inwieweit die Figuren aufgrund ihrer Persönlichkeit der Gesellschaftsordnung des Matriarchats oder Patriarchats zuzuordnen sind. Um die Begriffe „Matriarchat“ und „Patriarchat“ zu beleuchten, wird demnach im dritten Kapitel eine Begriffserklärung vorgenommen.
In dieser Arbeit wird vorwiegend mit der Primärliteratur „ Medea. Stimmen “ von Christa Wolf gearbeitet. Daneben beschäftigen sich andere Werke mit der Version des Medea-Mythos von Christa Wolf. Beispielsweise ist das Handbuch „Christa Wolf Handbuch. Leben-Werk-Wirkung“ von Hilmes und Nagelschmidt facettenreich und gibt Aufschluss über autobiografische Aspekte in Christa Wolfs Werk bis hin zu ihren Briefen, Tagebucheinträgen sowie auch Vorträgen und Reden. Marie-Luise Erhardt liefert zum Beispiel in ihrem Werk „Christa Wolfs Medea. Eine Gestalt auf der Zeitgrenze“ hilfreiche Aspekte, um das Werk hinsichtlich der Aussagen zu verstehen. Birgit Roser beschäftigt sich in ihrem Werk „Mythenbehandlung und Kompositionstechnik in Christa Wolfs Medea. Stimmen“ mit dem antiken Mythos und den Aspekten, die Christa Wolf selbst dazu gedacht hat, auseinander. Mit der Begriffserklärung des Matriarchats und Patriarchats setzen sich Gerdzen und Wöhler in ihrem Werk „Matriarchat und Patriarchat in Christa Wolfs „Kasandra“ und ebenso tut es Heide Göttner-Abendroth in ihrem Werk „Der Weg zu einer egalitären Gesellschaft. Prinzipien und Praxis der Matriarchatspolitik“. Marianne Hochgeschurz trägt in ihrem Werk „Christa Wolfs Medea. Voraussetzungen zu einem Text Mythos und Bild“ die Ansichten mehrerer Autoren zu Christa Wolfs Werk zusammen. Unter anderem kommt Christa Wolf selbst auch zu Wort. In „Spiegelungen. Mythosrezeption bei Christa Wolf Kassandra und Medea. Stimmen“ arbeitet Karin Birge Büch die Aspekte der Entmythisierung des Romans von Christa Wolf heraus.
Durch die anschließenden Schlussfolgerungen, soll die Forschungsfrage beantwortet und ein Fazit formuliert werden.
2. Charakterisierung der Frauenfiguren
2.1 Medea
Christa Wolf entwirft in ihrem Roman „Medea. Stimmen“ eine neue Medea die in erster Linie keine Kindsmörderin widerspiegelt. Sie lehnt sich durch ihr Werk gegen die von Euripides im fünften Jahrhundert nach Chr. entworfene Medea als Kindsmörderin auf, da Christa Wolf eine moderne Medea entwirft, die „zwischen den Zeiten“ einzuordnen ist. Die in Christa Wolfs Werk entworfene Medea spiegelt eine eigenwillige und selbstbewusste Frau wider. Neben der Emanzipation von Frauen sind weitere moderne Elemente zu erkennen wie zum Beispiel die Integration/- Migrationsproblematik und die daraus resultierende Fremdenfeindlichkeit und Eheproblematik. Sie verkörpert die Hauptfigur des Werks. Die erste Stimme in Christa Wolfs Version ist die Stimme der Medea. Sie hat den meisten Redeanteil im Werk, da ihre Stimme viermal in einem inneren Monolog zu Wort kommt.
Medea ist die Tochter des Königs von Kolchis - König Aietes. Sie fällt neben ihrem Verhalten auch durch ihre dunkle Hautfarbe und ihrem Wollhaar in dem Gastland Korinth auf.2 Ihren gehobenen Status als die Tochter einer Königin macht sie schon zu Beginn ihres ersten inneren Monologs mit ihrer Mutter deutlich.
„[...] legte das Benehmen einer Königstochter an den Tag, die ich allerdings auch bin, nicht wahr Mutter, die Tochter einer großen Königin. Es fiel mir nicht schwer, Aufmerksamkeit zu erregen und Respekt einzufordern, [...].“3
Es wird deutlich, dass Medea bewusst und stolz mit ihrem Status umgeht und weiß, dass dieser ihr hohes Ansehen verleiht. Hier wird auch schon die enge Beziehung von Medea zu ihrer Mutter sichtbar. Sie vertraut in ihrem Fiebertraum ihrer Mutter das Geheimnis der Königin Merope an, die die Beine eines Mädchens in einer Höhle versteckt.4 Der modernen, emanzipierten Medea ist bewusst, dass sie vonseiten der Korinther als „wild“ bezeichnet wird, weil sie auf ihren eigenen Willen besteht. Jedoch ist es für sie gleichgültig, was die Meinung der Korinther betrifft. Für Medea hingegen, sind die Frauen der Korinther vergleichbar mit „gezähmten Haustieren“ da sie sich den Männern vollkommen unterwerfen. Folgendes Zitat soll diese Stelle verdeutlichen:
„Ich bin keine junge Frau mehr, aber wild noch immer, das sagen die Korinther, für die ist eine Frau wild, wenn sie auf ihrem Kopf besteht. Die Frauen der Korinther kommen mir vor wie sorgfältig gezähmte Haustiere, sie starren mich an wie eine fremde Erscheinung, [...].“5
In der antiken Fassung des Euripides ist Medea als „Zauberin“ bekannt. In Christa Wolfs Werk wird der Begriff positiv konnotiert da Medea von einem „Zweiten Blick“ spricht. Sie grenzt sich von dem Begriff „Zauberin“ ab, indem sie diese Beschreibung über ihre Person, den Korinthern zuschreibt.
„[...] es war nicht normal, da sagtest du, das Kind hat den Zweiten Blick. Er ist mir hier fast abhanden gekommen, manchmal denke ich, die krankhafte Furcht der Korinther vor dem, was sie meine Zauberkräfte nennen, hat mir diese Fähigkeit ausgetrieben.“6
Medea spricht von ihrer „Heilungskraft“ und beklagt sich in ihrem kranken Zustand, dass sie diese Kräfte für die Heilung anderer besser nutzen kann als für ihre eigene Genesung.7 Neben ihrem Status als heil- und zauberkundige war sie schon als junges Mädchen die Priesterin der Hekate.8 Sie hat von ihrer Mutter gelernt von der Handfläche bzw. den Linien Botschaften abzulesen.9
Medea bleibt aber auch in Christa Wolfs Version nicht verschont. Es gibt drei Kindermorde und Medea wird aufgrund von Gerüchten als Mörderin ihrer Söhne deklariert.
„Das Motiv des Opfers ist zwar im Medea-Mythos durch den Kindermord schon angelegt, wird aber von Wolf als machtpolitisch motiviertes Gründungsopfer neu gedeutet und vervielfacht: Statt eines Kindermordes gibt es nun drei Kindermorde, nämlich an Absyrtos, an Iphinoe und an Medeas Söhnen.“10
Daneben wurden Medea noch weitere Gerüchte angehängt. Sie wurde vonseiten der Korinther für ein Erdbeben und die Pest verantwortlich gemacht. Das Unheil der Stadt wurde auf sie zurückgeführt. Somit war sie für jedes Geschehen der Sündenbock. Auf der anderen Seite repräsentiert Medea auch die Hilfsbereite und Selbstbewusste da sie durch ihren Status als Heilerin für viele Korinther die erste Wahl war und somit den korinthischen Ärzten vorgezogen wurde. Ihre Kritik über die korinthischen Ärzte konnte sie hemmungslos äußern.11
2.2 Agameda
Agameda ist gleich Medea eine Kolcherin und stellt die Figur für Medeas Schülerin und gleichzeitig Tochter ihrer verstorbenen Freundin dar. Sie fühlt sich von Medea im Stich gelassen, da sie nach dem Tod ihrer Mutter Medea als Mutterersatz gesehen hat. Sie ist frustriert auf Medea, weil sie der von ihr erwarteten Liebe und Förderung nicht gerecht geworden ist, die Medea ihrer Freundin vor ihrem Tod versprochen hatte.12 In Christa Wolfs Roman steht die Figur Agamedas als die Gegengestalt für Medea. Neben der Figur Agamedas sorgt die Figur des Akamas für den Untergang Medeas. Ihre Stimmen haben einen großen Einfluss darauf, dass Medea als Zauberin, Kindsmörderin diffamiert wird. Dass Agameda gegenüber Medea voller Hass geschürt ist macht sich schon zu Beginn ihres Monologs deutlich.
„Ich habe es geschafft. Ich habe sie blaß werden sehen. Die richtigen Worte kamen mir unverhofft, aber so viele Monate hat mein Haß an ihnen gearbeitet, im richtigen Augenblick waren sie fertig. Medea erbleichte. Ich habe sie die Hände heben sehen, als wolle sie mich anflehen. Natürlich tat sie es nicht, sie suchte sich zu fasse. Sie hätte sich ein Hohngelächter eingehandelt. Oder doch nicht? Hätte ich sie durch Großmut noch tiefer beschämt?“13
Wie egozentriert und kaltblütig Agameda eingestellt ist bringt diese Stelle gut zum Vorschein. Es wird deutlich, dass sie nicht nachgeben kann und neben Hass auch voller Rache geschürt ist. Sie schmeichelt sich bei den Korinthern ein, indem sie sich als Heilerin vergibt. Sie ist begabt in der Hinsicht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen. Dieses zeichnet sich an den vielen Verhältnissen zu Männern ab, die sie führt. Darunter fallen das Verhältnis zwischen Presbon, Turon und Akamas.
„Da setzte ich das Mittel ein, das, ich habe es oft und oft erprobt, bei jedem Mann wirkt: Ich schmeichelte ihm schamlos. [...] Seitdem bewundert Presbon mich hemmungslos. Ich glaube, er hat es danach lange nicht gewagt, mit mir zu schlafen, weil er sich mir unterlegen fühlte. [...] Es fällt mir leicht, ihm das Gefühl zu geben, ein unübertrefflicher Liebhaber zu sein. Einen größeren Reiz als den, bei dem mächtigsten und klügsten Mann dieser Stadt zu liegen, könnte mir kein anderer verschaffen.“14
Jedoch wird deutlich, dass diese Verhältnisse zweckbedingt sind und nichts mit Liebe und Glück zu tun haben. Der einzige Grund ist die Rache an Medea. Sie versucht Akamas davon zu überzeugen, dass sie Medea vernichten müssen und scheint dabei sehr lustvoll und skrupellos.15 Ihre Schamlosigkeit in der Hinsicht macht sie ebenfalls deutlich.
„Auch ich will in Schicksale eingreifen, und ich bin dazu genauso begabt wie er, und keine andere Lust übertrifft die, die in mir aufschießt, wenn ich meine Gedanken und Absichten einem anderen Menschen eingegeben habe, so das er sie als die seinen empfindet.“16
Agameda ist neidische auf Medea, weil sie der Meinung ist, dass Medea von Glück umzäunt ist und alles nach ihren Wünschen läuft. Umso mehr vertieft sie sich in ihre Rache.
2.3 Glauke
Glauke ist im Gegensatz zu Medea und Agameda eine Korintherin. Sie ist eine Königstochter und somit Thronerbin. Im antiken Mythos und Drama ist Glauke eine eher stumme Figur. In Christa Wolfs Werk bekommt sie ihre eigene Stimme, wenn auch nur ein Mal.17 Zu Beginn ihres Monologs macht Glauke deutlich, dass sie psychisch labil und eingeschüchtert ist.
„Es ist alles meine Schuld. Ich habe gewußt, daß die Strafe kommen muß, ach, ich bin geübt im Bestraftwerden, die Strafe tobt in mir, lange ehe ich ihr Gesicht kenne, nun kenne ich es und werfe mich vor dem Altar des Helios zu Boden und zerreiße meine Kleider und zerkratze mein Gesicht und flehe in an, er möge diese Strafe von meiner Stadt nehmen und sie nur auf mich legen, auf mich die Schuldige.“18
Aufgrund ihres traumatischen Kindheitserlebnisses, das sie permanent verdrängt hat und nicht verarbeiten konnte bestraft sie sich selbst. Ihre Schwester Iphinoe, wurde von bewaffneten Soldaten in Gefangenschaft genommen. Dies ist die Ausgangssituation für die labile Psyche von Glauke. Der Verantwortliche für diese Situation ist aber nicht Glauke, sondern ihr Vater Kreon, der seine eigene Tochter Iphinoe mit einem Auftrag hat umbringen lassen.19 Sie weiß auch, dass sie von der Dienerschaft am Hof für „töricht“ und „blöd“ gehalten wird, weil sie naive Frage stellt.20 Aus ihrer Stimme geht hervor, dass keine sozialen Kontakte pflegt und somit einsam uns isoliert lebt. Sie besitzt kein Selbstbewusstsein und findet sich hässlich. Aus diesem Grund zieht sie sich auch immer schwarze Kleider an. Die Distanz, die ihr Vater aus Zorn gegenüber ihr bewahrt, schreibt sie ebenfalls ihrer Äußerlichkeit zu. Diese Situation bereitet ihr großen Schmerz.
„[...] wie mir die Verzweiflung des Vaters nahegegangen ist, denn der maßlose Zorn, den er gegen mich gerichtet hat,[...] ich kann mich nicht erinnern, daß er mich je vorher berührt hätte, er hat es vermieden, mich zu berühren, das habe ich immer verstanden. Welcher Mann, und sei es der Vater, berührt gerne die blasse unreine Haut, das dünne schlaffe Haar oder die linkischen Glieder eines Mädchens, und sei es die Tochter, nicht wahr, es ist ja meine früheste Gewißheit, daß ich häßlich bin; [...].21
Glauke sehnt sich nach menschlicher Nähe darunter die Nähe ihres Vaters. Die Berührung ihres Vaters, auch wenn es im Zorn war, beglückt sie zutiefst. Die einzigen Freunde die sie hat sind Arianna und Medea.22 Durch Medea lernt Glauke aus sich herauszukommen und selbstbewusster zu sein. Medea hilft Glauke ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Sie verändert zuerst die Kleidung von Glauke, indem sie ihr statt der schwarzen Kleider helle und farbenfreundliche Kleider gibt. Daneben heilt sie das kranke Mädchen die unter epileptischen Anfällen leidet.
Nachdem Medea vom Hof verwiesen wird, beginnt Glauke, die trotz Medeas Unterstützung nicht ganz stabil ist, wieder rückfällig zu werden. An dieser Stelle treten jedoch Agameda und Turon als „neue Beschützer“ auf. Glauke wendet sich aufgrund der Intrigen und Rufmordkampagnen über Medea ab.23 Dennoch wird sie nicht Teil der Intrigenspiele, die gegenüber Medea gestartet wurden und lässt Medea in ihrem Innersten weiterleben. Dieses lässt sich an folgendem Zitat verdeutlichen:
„Es kommt wieder, ich spüre es, schon würgt es mich, schon schüttelt es mich, ist denn keiner da, hilft mir denn keiner, fängt mich denn keiner auf, Medea.“24
Sie richtet in einer Situation des Wahns und eines epileptischen Anfalls ihren Hilferuf an Medea aus. Dies verdeutlicht, dass sie die Meinungen von Turon und Agameda über Medea nur nachgesprochen hat und ihr Herz und Gewissen dabei außer Gefecht gesetzt waren. Zum Schluss jedoch, beweist Glauke ihre psychische Labilität wiederholt, indem sie sich in einen Brunnen stürzt und Selbstmord begeht. Daneben beweist sie aber auch, dass sie aus Gewissen handelt und die Ungerechtigkeit und Intrigen gegenüber Medea nicht ertragen kann.
„Als Glauke sich mit dem von Medea geschenkten Hochzeitskleid in den Brunnen stürzt, demonstriert sie als einzige, daß sie mit der gewissenlosen Menschenverachtung des korinthischen Systems, dessen Mittel Mord und Rufmord sind, nichts gemein haben möchte. Sie zieht als einzige die existentielle Konsequenz.“
[...]
1 Hilmes Carola, Nagelschmidt Ilse (Hg.): Christa Wolf Handbuch, Leben-Werk-Wirkung, S. 190.
2 Vgl. Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 17.
3 Ebd.
4 Vgl. ebd. S. 23.
5 Ebd., S. 18.
6 Ebd., S. 19.
7 Vgl. ebd., S. 24.
8 Vgl. ebd., S. 92.
9 Vgl. ebd., S. 13.
10 Roser, Birgit: Mythenbehandlung und Kompositionstechnik in Christa Wolfs Medea. Stimmen, S. 51.
11 Vgl. Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 64.
12 Vgl. Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 84.
13 Ebd., S. 69.
14 Ebd., S. 81.
15 Vgl. Ehrhardt, Marie-Luise: Christa Wolfs Medea. Eine Gestalt auf der Zeitengrenze, S. 21.
16 Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 76.
17 Roser, Birgit: Mythenbehandlung und Kompositionstechnik in Christa Wolfs Medea. Stimmen, S. 69.
18 Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 129.
19 Vgl. Ehrhardt, Marie-Luise: Christa Wolfs Medea. Eine Gestalt auf der Zeitengrenze, S. 25.
20 Vgl. Wolf, Christa: Medea. Stimmen, S. 142.
21 Ebd., S. 130.
22 Vgl. ebd., S. 134.
23 Vgl. ebd., S. 139.
24 Ebd., S. 149.