Diese Arbeit befasst sich aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht mit den positiven, sowie auch negativen Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen. Sie befasst sich mit den zu erwartenden kurz- und langfristigen Effekten für verschiedene Anspruchsgruppen (Sponsoren, ausrichtende Städte, Unternehmen, Bevölkerung etc.). Was bleibt einem Land nachdem die Veranstaltung vorüber ist?
2014 will Brasilien mit der Fußball WM und dem Motto ``All in one rhythm``/``Juntos num sô ritmo`` (Alle im gleichen Rhythmus) seine Gastfreundschaft ausdrücken und das Ansehen in der Welt verbessern. Dieses Beispiel lässt bereits erahnen, dass es bei einer Großveranstaltung um weitaus mehr, als lediglich um den sportlichen Aspekt geht.
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist eine bedeutsame Attraktion und nimmt eine Sonderstellung ein, da ihre Austragung den Inhalt und Zweck einer gewöhnlichen Sportveranstaltung bei weitem übertrifft. Damit verbunden sind der Transport von Millionen von Fans zu den Spielen und Fanfesten, ihre medizinische Versorgung, Sicherheitsvorkehrungen, die Entsorgung des Abfalls aus den Stadien, die Anstellung und Ausbildung Tausender Freiwilliger, das Bekenntnis zu einem barrierefreien Turnier und die Übertragung der Spiele in über 200 Länder.
Dies bleibt vor Ort begreiflicherweise nicht ohne Folgen. Organisatoren eines solchen Megaturniers sind daher verpflichtet, die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen einzudämmen und seinen enormen positiven Nutzen zu maximieren.
Inhalt
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. DEFINITION UND EINORDNUNGEN
2.1. SPORTGROßVERANSTALTUNGEN und Mega-Events
2.2. FUßBALL-WELTMEISTERSCHAFTEN
2.3 Event-Tourismus
3. AUSWIRKUNGEN VON SPORTGROß VERANSTALTUNGEN
3.1 Identifikationen relevanter Auswirkungen
3.2 Ökonomische Auswirkungen
3.2.1 Ökonomische Auswirkungen auf den Veranstalter
3.2.2 Ökonomische Wirkungen auf den Einzelhandel
3.2.3 Ökonomische Auswirkungen auf die ö ffentliche Hand
3.2.4 Ökonomische Auswirkungen auf die Bevölkerung
3.3 Ökologische Auswirkungen
3.4 Soziale Auswirkungen
3.4.1 Imageprofilierung
3.4.2 Stärkung von Identität und Zusammengehörigkeit
3.4.3 Zwangsumsiedlungen
4. FUß BALL-WELTMEISTERSCHAFT 2014
4.1 Ökonomische Auswirkungen der WM 2014
4.1.1 Kosten der WM 2014
4.1.2 Nutzen der WM 2014
4.1.2.1 Nutzen der FIFA
4.1.2.2 Nutzen des Einzelhandels
4.1.2.2 Nutzen der Bev ö lkerung
4.1.2.3 Nutzen des Tourismussektors
4.2 Ökologische Auswirkungen der WM 2014
4.2.1 Ö kologisches Bauen
4.2.2 Abfallmanagement
4.2.3 Klimaveränderung
4.3 Soziale Auswirkungen der WM 20146
4.3.1 Marginalisierung
4.3.2 Zwangsumsiedlungen
4.3.3 Proteste
5. SPORTGROß VERANSTALTUNGEN – ZUSPRUCH SEITENS DER BEVÖLKERUNG
6. FAZIT
7. LITERATURVERZEICHNIS
8. ANHANG
Abbildungsverzeichnis
- Abbildung 1, S. 4: Bruhn, M., Georgi von Springer, D. (1997): Wirtschaftlichkeit des Qualitätsmanagement: Qualitätscontrolling für Dienstleistungen
- Abbildung 2, S. 5: Fifa Television Audience Report: https://resources.fifa.com/mm/document/affederation/tv/02/74/55/57/2014fwcb raziltvaudiencereport(draft5)(issuedate14.12.15)_neutral.pdf
- Abbildung 3, S. 6: Rütter, H., Höchli, C., Stettler, J. Herzer, C., 2012. Event-Scorecard zur Messung volkswirtschaftlicher Effekte von Sportgroßveranstaltungen. Geographische Rundschau, S. 52
- Abbilung 4, S. 12: PACS Instituto Políticas Alternativas para o Cone Sul, WM für Wen? Die Kosten der Fußball-Weltmeisterschaft, Heinrich Böll Stiftung 2014, S. 4
- Abbildung 5, S. 22: Regnery D., 2015, Gesellschaftliche Auswirkungen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien – eine Ex-Post Sozialverträglichkeitsprüfung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, S. 30
- Abbildung 6, S. 22: LN Online, Nach Fahrpreiserhöhung: Heftige Protestwelle in Brasilien https://www.ln-online.de/Nachrichten/Brennpunkte/Nach-Fahrpreiserhoehung-Heftige-Protestwelle-in-Brasilien
Abkürzungsverzeichnis
FIFA Fédération Internationale de Football Association
WM Weltmeisterschaft
LEED Leadership in Energy and Environmental Design
LOC Local Organizing Committee
VLT Veículo Leve sobre Trilhos
1. Einleitung
Das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 (WM 2014) in Brasilien lautete: ``All in one rhythm``/``Juntos num sô ritmo`` (Alle im gleichen Rhythmus).
Das Motto ist mehr als nur ein Spruch, es ist ein Leitmotiv. Das portugiesische Wort ``Juntos``ruft alle Brasilianerinnen und Brasilianer dazu auf, im Vorfeld und während des Turniers Gastgeber und Botschafter ihres Landes zu sein. Der offizielle Slogan steht für die fünf Pfeiler Brasiliens: gesellschaftlicher Zusammenhalt, Innovationskraft, atemberaubende Natur, Fußballleidenschaft und Fröhlichkeit.
Brasilien will damit seine Gastfreundschaft ausdrücken und das Ansehen in der Welt verbessern. Dieses Beispiel lässt bereits erahnen, dass es bei einer Großveranstaltung um weitaus mehr, als lediglich um den sportlichen Aspekt geht.
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist eine bedeutsame Attraktion, welche Millionen Menschen live vor Ort oder zu Hause vor dem Fernseher verfolgen. Insbesondere eine Welt bzw. Europameisterschaft im Fußball, sowie die Olympischen Sommer-und Winterspiele nehmen eine Sonderstellung ein, da ihre Austragung den Inhalt und Zweck einer gewöhnlichen Sportveranstaltung bei weitem übertrifft.
Damit verbunden sind der Transport von Millionen von Fans zu den Spielen und Fanfesten, ihre medizinische Versorgung, Sicherheitsvorkehrungen, die Entsorgung des Abfalls aus den Stadien, die Anstellung und Ausbildung tausender Freiwilliger, das Bekenntnis zu einem barrierefreien Turnier und die Übertragung der Spiele in über 200 Länder. Dies bleibt vor Ort begreiflicherweise nicht ohne Folgen. Organisatoren eines solchen Megaturniers sind daher verpflichtet, die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen einzudämmen und seinen enormen positiven Nutzen zu maximieren.
Diese Arbeit befasst sich aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht mit den positiven, sowie auch negativen Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen. Sie befasst sich mit den zu erwartenden kurz- und langfristigen Effekten für verschiedene Anspruchsgruppen (Sponsoren, ausrichtende Städte, Unternehmen, Bevölkerung etc.). Was bleibt einem Land nachdem die Veranstaltung vorüber ist?
Im nachfolgenden Kapitel werden wichtige Fachbegriffe näher erläutert und eingeordnet. Anschließend werden die möglichen Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen geschildert und anhand der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wird beispielhaft aufgezeigt, inwiefern diese Auswirkungen auf die WM 2014 zutreffen und welche langfristigen Effekte sich für die verschiedenen Anspruchsgruppen ergeben. Des Weiteren wird aufgezeigt, unter welchen Bedingungen eine Sportgroßveranstaltung in der Bevölkerung Zuspruch erhält, bevor ein abschließendes Fazit gezogen werden kann.
2. Definition und Einordnungen
2.1. Sportgro ß veranstaltungen und Mega-Events
Sportgroßveranstaltungen werden als eine spezielle Form von Großveranstaltungen angesehen. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Sportart und deren medialen Reichweite, sondern auch in der Dauer, der Regelmäßigkeit und der Größe der Veranstaltung. Die Dauer meint hierbei einen festgelegten Anfangs- sowie Endtermin. Des Weiteren wird zwischen einem ein- bzw. mehrtägigen Anlass unterschieden. Bei der Regelmäßigkeit wird zwischen einmalig durchgeführten und regelmäßig/unregelmäßig wiederkehrenden Großveranstaltungen unterschieden. Als letztes äußeres Merkmal wird die Größe betrachtet (GANS et al., 2003, S. 81). Diese wird an den Zuschauer- bzw. Teilnehmerzahlen, monetären Größen wie Kapitaleinsatz und Gewinn, sowie von der Wertschätzung der Touristen gegenüber der Veranstaltung gemessen. Neben der Betrachtung dieser Merkmale, werden Großveranstaltungen auch als Möglichkeit der Tourismusförderung angesehen.
Laut einer Definition nach Rahmann et. al (1998), lässt sich eine Großveranstaltung wie folgt erklären:
„Großveranstaltungen oder sog. ‚Events’ sind geplante, zeitlich begrenzte Ereignisse, die sich mit ihrem jeweiligen Austragungsinhalt an eine spezifische Zielgruppe richten. Neben periodisch wiederkehrenden Veranstaltungen an gleichen oder wechselnden Austragungsorten können unter diesem Begriff auch einmalige Ereignisse subsumiert werden. Bei der Durchführung eines Events können unterschiedliche – bspw. sportliche, kulturelle oder politische Intentionen eine Rolle spielen. Mit Großveranstaltungen sind stets touristische Attraktionen verbunden, wobei die Teilnahme von Besuchern – in Abhängigkeit des Veranstaltungstyps – eine unverzichtbare Bedingung darstellt.“ (Rahmann et al., 1998, S. 65)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Bereiche von Mega-Events
Innerhalb von Großveranstaltungen wird zwischen sogenannten Hallmark-, Special-, und Mega-Events unterschieden (Zermann, 2005, S. 8). Diese Arbeit befasst sich ausschließlich mit Mega-Events, welche zugleich eine Sportgroßveranstaltung darstellen. Der Fokus liegt hierbei auf einer der bedeutendsten Sportgroßveranstaltung, die es derzeit gibt: die Fußball-Weltmeisterschaft.
2.2. Fu ß ball-Weltmeisterschaften
Die Fußball-Weltmeisterschaft gehört eindeutig in die obengenannte Typologie von Sportgroßveranstaltungen. Bei der WM handelt es sich um das Endturnier der besten Fußballmannschaften der Welt, welche sich zuvor in einem Qualifikationsverfahren, innerhalb ihres Kontinents, für die Teilnahme qualifizieren müssen. Das Turnier findet alle vier Jahre in einem anderen Land statt, welches von der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) die Lizenz zur Ausrichtung erhält. Die FIFA tritt als Veranstalter des Turniers auf und zieht hieraus ihre Haupteinnahmequelle. (Heyne 2006: S. 18)
Die erste Fußball-WM fand im Jahre 1930 in Uruguay statt, wobei lediglich 13 Mannschaften teilnahmen. Bei der WM 1998 in Frankreich bestritten dann erstmals 32 Mannschaften das Turnier, ebenso viele wie bei der WM 2014 in Brasilien.
Fußball-Weltmeisterschaften sind das populärste Mega-Event unserer Zeit. Dies veranschaulicht die eindrücklichen Zahlen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Kumuliert sahen sich 3,572 Milliarden Zuschauer und damit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung die offizielle Übertragung des Fußballwettbewerbs an. Das Finale zwischen Frankreich und Kroatien am 15. Juli 2018 zählte weltweit insgesamt 1,12 Milliarden Zuschauer und der Schnitt pro Spiel betraf 191 Millionen, somit war jedes Spiel für sich ein globaler TV-Hit (vgl. FIFA 2018 – TV Zahlen). Bereits bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien waren über das ganze Turnier gesehen insgesamt 3,2 Milliarden zugeschaltet (vgl. FIFA 2014 – TV Zahlen). Diese beeindruckenden Zahlen belegen das immense globale Interesse von Fußball-Weltmeisterschaften.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Reichweite des TV-Publikums nach Territorium
2.3 Event-Tourismus
Gerade auch in der Tourismusbranche gewinnen Mega-Events zunehmend an Bedeutung. Die Besucher solcher Events sind erlebnishungrig und können als Prototypen des postmodernen Tourismus angesehen werden. Diese Definition zeigt, dass Events gezielt genutzt werden, um das touristische Angebot zu erweitern und dadurch die Attraktivität einer Destination zu steigern. Gerade Sportgroßveranstaltungen befriedigen diese Bedürfnisse optimal, da sie eine Verbindung aus Erlebnis und Kultur schaffen. Die positiven Eindrücke werden bei den Zuschauern gefestigt und langfristig mit der Region in Verbindung gebracht. (Hartmann 2007, S. 113)
3. Auswirkungen von Sportgro ß veranstaltungen
3.1 Identifikationen relevanter Auswirkungen
Neben dem sportlichen Aspekt, hat die Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung weitreichende ökonomische soziale und ökologische Auswirkungen. (HORN & GANS, 2012, S. 6) Events ziehen Publikum an und unterstützen dadurch mit zusätzlichen Gästefrequenzen die lokale Gastronomie und Hotellerie. Zudem profitieren auch weitere Wirtschaftszweige, wie der Einzelhandel, das Transportgewerbe oder die Bauwirtschaft in den entsprechenden Regionen. Wohin gegen die hohen Investitionen des Staates, die negative Auswirkung auf die Umwelt, sowie die Belastung der Bevölkerung oftmals in der Kritik stehen. (Rütter et al. 2012, S. 50)
Die Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen lassen sich in direkte bzw. indirekte, in tangible und intangible Effekte unterteilen.
Ein direkter Effekt bezieht sich auf die unmittelbar mit der Großveranstaltung verbundenen Kosten und Nutzen, wie z.B. die Finanzierung der Sportstätten und des benötigten Personals. Ein direkter Nutzen ist u. a. der Erlös aus den verkauften Eintrittskarten oder den Einnahmen aus TV-Übertragungen. (GANS et al. 2003,S. 84)
Indirekte Wirkungen entstehen nicht beim Veranstalter selber, sondern fallen bei Dritten wie beispielsweise dem Gast- und Transportgewerbe an. Diese Branchen profitieren indirekt in Form von höherer Auslastung aufgrund der Austragung einer Sportgroßveranstaltung.
Als tangible Effekte zählen alle Kosten und Nutzen, welche sich monetär quantifizieren lassen. Wie beispielsweise die messbaren Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte. Image- und Infrastruktureffekte einer Region lassen sich hingegen nur schwer monetarisieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Schematische Darstellung der erfassten ökonomischen Wirkungen
Bei einer Sportgroßveranstaltung sind viele verschiedene Anspruchsgruppen involviert, welche ihre jeweiligen Ziele verfolgen. Die Effekte lassen sich diesen Gruppen und Institutionen zuordnen. (GANS et al. 2012, S. 50) Im Folgenden wird aufgezeigt, welche kurz- und langfristigen Effekte aufgrund der Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung für die verschiedenen Anspruchsgruppen entstehen.
3.2 Ökonomische Auswirkungen
3.2.1 Ökonomische Auswirkungen auf den Veranstalter
Die Ermittlung der ökonomischen Wirkung einer Sportgroßveranstaltung birgt eine hohe Komplexität, da sehr viele verschiedene Akteure an den Geldflüssen beteiligt sind. (Rütter et al. 2012, S. 51) In erster Linie ist jedoch an die Kosten, welche sich auf den Veranstalter eines Mega-Events beziehen, zu denken. Der Veranstalter kann eine Institution, ein Sportverband, ein privates Unternehmen oder auch eine Stadt bzw. das Land selbst sein. Die direkten Kosten, welche beim Veranstalter für die Finanzierung eines solchen Anlasses entstehen, können je nach Typus stark variieren. Bei einer Fußball-Weltmeisterschaft sind die Personal- und Sachkosten mit Abstand am höchsten. Weitere Kosten fallen bei der Verwaltung, Logistik, Versicherungen und der Inanspruchnahme von Leistungen Dritter (z. B. Security, Abfallbeseitigung) an. Zudem müssen für die Durchführung eines solchen Mega-Events häufig neue Stadien errichtet und die Infrastruktur der Region verbessert werden. Aufgrund der außerordentlich hohen Kosten sind solche Mega-Events nur mit Zuschüssen der öffentlichen Hand zu stemmen. (GANS et al. 2003,S. 87) Die Erträge auf der Nutzenseite ergeben sich vor allem aus den Einnahmen der Eintrittskartenverkäufe, sowie aus der Vergabe von TV-Übertragungsrechten und Lizenzen. Zusätzliche Einnahmen werden aus Werbung und Sponsoring, sowie dem Verkauf von Merchandise-Produkten generiert. (GANS et al. 2003,S. 84)
3.2.2 Ökonomische Wirkungen auf den Einzelhandel
Wie bereits oben erwähnt, profitiert auch der Einzelhandel indirekt von der Durchführung einer Sportgroßveranstaltung. Gerade bei einer Fußball- Weltmeisterschaft handelt es sich bei den Besuchern um ein internationales Publikum, welches ansonsten nicht vor Ort wäre. Das hohe Touristenaufkommen bewirkt während der Austragung der Veranstaltung eine kurz- bis mittelfristige Einkommenssteigerungen in der Gastronomie und dem Einzelhandel. Es werden in dieser Zeit zudem häufig Preiserhöhungen vorgenommen, welche entsprechend zur Umsatzsteigerung beitragen. (GANS et al. 2003,S. 89) Der Tourismussektor und somit auch der Einzelhandel können jedoch nur dann langfristig profitieren, wenn sich infolge der Ausstrahlungseffekte und einem Imagegewinn der Region, die Nachfrage für zukünftige Reisen in den Austragungsort erhöht. (Rahmann et al., 1998, S. 70)
3.4.1 Imageprofilierung
Eines der Hauptmotive für die Austragung einer Sportgroßveranstaltung, ist in den meisten Fällen die Hoffnung auf eine positive Imagebildung. In der Tourismusbranche hat sich die ‚Marke‘ einer Stadt in der jüngsten Vergangenheit immer mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor entwickelt. (Hartmann 2007, S. 111) Mit Place-Branding Maßnahmen versuchen Städte und Nationen, den Event in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. Infolgedessen werden Standortvorteile erwartet, die im globalen Wettbewerb mit anderen Destinationen, neue Investoren, Arbeitskräfte und Touristen anlocken. Place-Branding ist eine Marketingstrategie, mit der versucht wird, die Attraktivität eines Ortes zu steigern. Eine Sportgroßveranstaltung kann einer Stadt zu internationaler Bekanntheit verhelfen und somit die weichen Standortfaktoren einer Region verbessern. (HORN & GANS, 2012, S. 6) Dies gelingt vor allem dann, wenn es eine Stadt schafft, sich klar zu positionieren und ein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal aufzuweisen. (Hartmann 2007, S. 112)
3.4.2 Stärkung von Identität und Zusammengehörigkeit
Dieses positive Image nach außen hin, kann jedoch nur geschaffen werden, wenn die gastgebende Bevölkerung auch nach innen hin geschlossen auftritt. Wenn es von vornherein seitens der Bevölkerung Widerstand gegen das Ereignis gibt, ist das Ziel, ein besseres Ansehen in der Weltöffentlichkeit zu erhalten, kaum zu realisieren.
Sportgroßveranstaltungen vermögen es die Bevölkerung mit Stolz zu erfüllen und können daher ein identitätsstiftender Faktor sein. Sie bieten ihnen zudem die Gelegenheit, ihre lokalen und regionalen Traditionen einer größeren Masse vorzuführen. Das kann wiederum zu einem gesteigerten Zusammengehörigkeitsgefühl führen. (GANS et al. 2003,S. 99).
3.4.3 Zwangsumsiedlungen
Eine extrem negative Auswirkung von Sportgroßveranstaltungen für die Bewohner stellen Zwangsumsiedlungen dar. Damit genügend Platz für den Bau der Sportanlagen und der dazu gehörigen Infrastruktur vorhanden ist, müssen die betroffenen Menschen ihren Lebensmittelpunkt verlagern. Die tatsächliche Zahl der Zwangsumsiedlungen wird oft vonseiten der Regierung verschleiert.
[...]