Wirtschaftsethik und Digitalisierung. Was zeichnet die Wirtschaftsethik in der modernen Informationswelt aus?
Zusammenfassung
Was bedeutet das menschliche Leben, was ist gut und was ist böse, wahr und falsch, gerecht und ungerecht? Der Begründer der Ethik ist der griechische Philosoph Aristoteles, der im vierten Jahrhundert vor Christus grundlegende Abhandlungen über die Moral und die Begriffe Gut und Böse verfasste.
Die Berufsethik bezeichnet eine Reihe von moralischen Normen, die die Einstellung einer Person zu ihrer beruflichen Pflicht sowie zu Menschen, mit denen sie aufgrund der Art ihres Berufes verbunden ist und letztlich zu der Gesellschaft beschreiben. Ein besonderer Teil der Berufsethik ist die Wirtschaftsethik. Mit der Entstehung und Einführung neuer Informationstechnologien entstehen im Bereich der Berufsethik völlig neue Probleme.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriff der Ethik
2.1 Ethische Grundbegriffe
2.2 Wirtschaftsethik
2.3 Besonderheiten der Wirtschaftsethik
3. Moderne Digitalwelt
3.1 Digitalisierung
3.2 Ethische Probleme der modernen digitalen Welt
4. Wirtschaftsethik und Digitalisierung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ethik ist eine der ältesten philosophischen Theorien, deren Gegenstand die Moral, die moralischen Probleme, die vor der Gesellschaft entstehen, sind. Auf ihrer konzeptionellen Grundlage versucht die Ethik, die wichtigsten Probleme zu lösen, denen die Menschheit je begegnet ist: Was bedeutet das menschliche Leben, was ist gut und was ist böse, wahr und falsch, gerecht und ungerecht?
Der Begründer der Ethik ist der antike griechische Philosoph Aristoteles, der im 4. Jahrhundert v. Chr. grundlegende Abhandlungen über die Moral, über die Begriffe „Gut“ und „Böse“, über anständige oder unmoralische Handlungen von Menschen ("Nikomachische Ethik", "Große Ethik") verfasste.
Die Beziehung zwischen Recht, Sozialmanagement und Ethik ist alles andere als einfach. Anfangs sollten Recht, Gesetz und Ethik ähnliche Funktionen erfüllen, um das Leben der Gesellschaft zu regeln. Aber ist das Gesetz nicht in jedem Fall ethisch, es kann nicht universal für alle Lebenssituationen sein. Ethik zeigt im Vergleich zu den strengen Anforderungen des Verwaltungsrechts größere Flexibilität und hat viele Methoden der informellen Auswirkungen auf die Person. Die gefährlichen Folgen des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts und der Umweltveränderungen in der Natur haben viele Wissenschaftler dazu geführt, tiefer in die ethischen Probleme menschlicher Kommunikation und sozialer Verantwortung einzutauchen.
Es gibt eine sogenannte Berufsethik – das ist eine Reihe von moralischen Normen, welche die Einstellung einer Person zu ihrer beruflichen Pflicht sowie zu Menschen – mit denen sie wegen der Art ihres Berufes verbunden ist – und letztlich zu der Gesellschaft bestimmen.
Ein besonderer Teil der Berufsethik ist die Wirtschaftsethik. Mit der Entstehung und Einführung neuer Informationstechnologien entstehen im Bereich der Berufsethik völlig neue Probleme.
Der Zweck dieser Arbeit ist es, die Probleme der Berufsethik, welche durch die Digitalisierung verursacht werden, zu betrachten und zu analysieren.
Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden:
1. Was ist Wirtschaftsethik?
2. Was zeichnet die Wirtschaftsethik in der modernen Informationswelt aus?
2. Begriff der Ethik
2.1 Ethische Grundbegriffe
Um den Begriff "Wirtschaftsethik" zu erklären, muss zunächst auf die Grundbegriffe "Moral" und "Ethik" Bezug genommen werden. Ethik als philosophische Wissenschaft studiert Moral. Moral ist eine Form von sozialem Bewusstsein, eine soziale Institution, welche die Funktion hat, menschliches Verhalten zu regulieren. So ist Ethik eine wissenschaftliche Disziplin, die soziale Moral studiert. Es gibt allerdings eine vollständigere Definition der Ethik. Ethik ist ein System des moralischen Verhaltens und der Verantwortung der Menschen gegenüber einander und der Gesellschaft als Ganzes1.
2.2 Wirtschaftsethik
Das Konzept des "ethischen Geschäftsgebarens" entstand in der Kaufmannsumgebung der Antike. Der Ruf des Kaufmanns spiegelte in erster Linie die öffentliche moralische Bewertung seiner Aktivitäten wider. Darüber hinaus nahm das Mäzenatentum als eine Form der sozialen Verantwortung der Eigentümer-Unternehmer Gestalt an. Die Bewegung für das ethische Geschäft wurde jedoch erst zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet. Immer häufiger wurde behauptet, dass die Unternehmen verpflichtet seien, ihre Ressourcen so zu nutzen, dass die Gesellschaft davon profitiere – die sogenannte "Doktrin der kapitalistischen Philanthropie". Die größten Geschäftsleute ihrer Zeit wie beispielsweise der "Stahlkönig" Andrew Carnegie oder John D. Rockefeller gaben enorme Summen für soziale Programme aus und bauten öffentliche Bibliotheken sowie Schulen. Natürlich haben sich nicht alle Unternehmer an solche Ansichten gehalten2.
Die Besonderheit der Wirtschaftsethik ergibt sich aus der Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen zu regulieren und zu organisieren, was Erstens mit der Umsetzung bestimmter Produktionsfunktionen, Zweitens mit dem technologischen Prozess und Drittens mit der Notwendigkeit, irgendwelche Arbeitsergebnisse zu erzielen, verbunden ist.
Das Problem der Beziehung zwischen Ökonomie und Moral beunruhigte die Theologen der antiken Welt und des Mittelalters, aber sie argumentierten, dass Horten und Reichtum moralischen Verurteilungen unterliegen. Der Protestantismus, der die Haltung des Mittelalters verwarf, ermöglichte die Bildung einer Wirtschaftsethik als Folge der moralischen Heiligung des Profitwillens. Und Belohnung durch finanziellen Erfolg wurde als die Gesinnung Gottes verstanden, was Anlass zu der Idee gab, dass moralische Menschen in der Wirtschaft sicherlich erfolgreich sein würden3.
Wirtschaftsethik im weitesten Sinne ist eine Reihe von ethischen Prinzipien und Normen, welche die Aktivitäten von Organisationen sowie ihren Mitgliedern im Bereich Management und Unternehmertum leiten sollten. Sie umfasst verschiedene Phänomene:
- Ethische Bewertung der Innen- und Außenpolitik der gesamten Organisation
- Moralische Prinzipien der Mitglieder der Organisation (Berufsmoral)
- Vorbilder des moralischen Verhaltens
- Normen der Geschäftsetikette
Die Wirtschaftsethik basiert auf universellen Werten wie Freiheit. Dies bedeutet, dass der Manager die Freiheit seiner Konkurrenten würdigen sollte, was sich in der Unzulässigkeit der Einmischung in ihre Angelegenheiten widerspiegelt, um sogar in kleinen Dingen ihre Interessen nicht zu verletzen.
Die Wirtschaftsethik regelt Verhältnisse von Menschen im Managementprozess. Im Zentrum der Wirtschaftsethik stehen bestimmte Normen, Anforderungen und Prinzipien.
Grundvoraussetzung für die Wirtschaftsethik ist die Toleranz, d.h., das Verständnis für die Unmöglichkeit, die Schwächen und Nachteile von Partnern, Kunden oder Untergebenen zu überwinden. Toleranz schafft gegenseitiges Vertrauen, Verständnis sowie Offenheit und hilft, Konfliktsituationen zu vermeiden.
Geschäftsbeziehungen sind immer mit verschiedenen Arten von Schwierigkeiten und Konflikten behaftet, daher erfordern sie Takt und Feingefühl. Zartgefühl in einer solchen Kommunikation ist nicht nur ein Verständnis der Konformität von Zielen und Verhaltensnormen, sondern auch die Fähigkeit, ethische Standards auf eine bestimmte Person anzuwenden. Taktvoll sein bedeutet, dass die Partner, Klienten oder Untergebenen als gleichwertige menschliche Personen unter Berücksichtigung der Besonderheiten von Geschlecht, Alter, Nationalität, Temperament, Gewohnheiten usw. in jeder Situation erkannt werden4.
Die Wirtschaftsethik konzentriert sich auch auf den Begriff der Gerechtigkeit, der eine Bewertung der persönlichen und geschäftlichen Qualitäten von Menschen und ihrer Aktivitäten, die Anerkennung ihrer Individualität, Offenheit für Kritik und Selbstkritik impliziert.
Traditionell wird die Wirtschaftsethik in Makroethik und Mikroethik unterteilt. Unter Makroethik wird der Teil der Wirtschaftsethik verstanden, welcher die Besonderheiten moralischer Beziehungen zwischen Makrosubjekten der sozialen und wirtschaftlichen Struktur der Gesellschaft berücksichtigt, d. h., zwischen Unternehmen, dem Staat und der Gesellschaft als Ganzes und ihren Teilen. Die Mikroethik versteht sich als eine Untersuchung der Besonderheit moralischer Beziehungen innerhalb eines Unternehmens, zwischen einem Unternehmen als moralischem Subjekt und seinen Mitarbeitern sowie den Aktionären5.
Wirtschaftsethik funktioniert auf drei hierarchischen Ebenen:
1. Weltniveau. Die Normen basieren auf universellen menschlichen Werten und sind in den "Principles of International Business" – dem weltweiten Ethikkodex, der 1994 in der Schweiz von Vertretern führender Unternehmen und Unternehmensberatern aus den USA, Westeuropa und Japan verabschiedet wurde – festgelegt. Sie laufen auf die soziale Verantwortung des Managements hinaus (Schaffung öffentlicher Güter, Arbeitsplätze, Verbesserung des Lebensstandards von Kunden, Angestellten und Aktionären sowie der Bevölkerung als Ganzes;
Modernisierung von Technologie, Produktionsmethoden, Marketing und Kommunikation; Achtung der Rechtsstaatlichkeit und Chancengleichheit im Wettbewerb; Anerkennung der Regel der Ethik; Förderung der Freiheit des multilateralen Handels; respektvoll gegenüber der Umwelt; Verweigerung illegaler Handlungen).
Diese Normen sind in Bezug auf nationale und ethische Unternehmenskodizes und Regeln vorherrschend6.
2. Makroniveau (auf der Ebene der Industrie oder der Volkswirtschaft). Dies sind Hypernormen und ihnen nahestehende ethische Postulate, die in branchenspezifischen oder nationalen Verhaltenskodexen implementiert sind. Es geht darum, den privaten Eigentums- und Marktwettbewerb, die Zuverlässigkeit von Informationen, das Fehlen unfairer Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu respektieren7.
3. Mikroniveau (im Maßstab einer separaten Firma und ihrer Kunden). Dies sind die Grundsätze des Vertrauens und der Nichtdiskriminierung in den Beziehungen zwischen Lieferanten und Käufern, Personal und Verwaltung, Managern und Aktionären usw. Ihre Verletzung zieht verschiedene Verluste nach sich (Erhöhung der Gemeinkosten, Konfliktsituationen usw.). Auf dieser Ebene werden private ethische Probleme, welche sich ständig stellen (insbesondere im Bereich des Managements von Menschen), gelöst.
Hypernormen können den Normen auf der Mikroebene und anderen spezifischen Managementaufgaben widersprechen. Standardmethoden und einige neue Empfehlungen von Spezialisten zur Einführung ethischer Entscheidungen in die Managementpraxis können hier manchmal helfen.
2.3 Besonderheiten der Wirtschaftsethik
Unter Wirtschaftsethik werden definierte moralische Regeln verstanden, die als Leitverhalten in einer bestimmten beruflichen Tätigkeit dienen. So umfasst die Wirtschaftsethik:
- Grundsätze, Normen, Anforderungen an die Aktivitäten und Beziehungen von Unternehmern;
- Geschäftsetikette (Grundregeln des Verhaltens bei der Arbeit, Regeln für die Organisation von Geschäftstreffen, Etikette für Geschäftskleidung, Gesten, Regeln von Werbegeschenken);
- Probleme der sozialen Verantwortung des Managements usw.
Die Prinzipien der Wirtschaftsethik geben einem bestimmten Mitarbeiter in jeder Organisation eine konzeptionelle ethische Plattform für Entscheidungen, Handlungen, Interaktionen usw.
Das Nicht-Kompromisslertum muss sich jedoch in vernünftigen Grenzen zeigen:8
- Keine Gewalt in verschiedenen Formen zum Ausdruck bringen, zum Beispiel, in einer Befehlsweise ein offizielles Gespräch zu führen;
- Beständigkeit der Auswirkungen: Ethische Regeln werden in dem Leben der Organisation nur durch die fortgesetzten Bemühungen seitens der Führungskräfte und Mitarbeiter implementiert;
- Unter dem Einfluss (auf das Team, einzelne Mitarbeiter, Kunden und so weiter.) die mögliche Gegenwirkung berücksichtigen;
- Sich bemühen, konfliktfrei zu sein;
- Der Arbeitnehmer selbst muss sich nicht nur ethisch verhalten, sondern auch das gleiche Verhalten seiner Kollegen fördern.
[...]
1 Vgl. Höffe, 1997, S. 15
2 Vgl. Wöhe, 2008, S. 27
3 Vgl. Vitell, 2014, S. 42
4 Vgl. Butterfield, 2000, S. 48.
5 Vgl. Schmidt, 2002, S. 21.
6 Vgl. Frey, 2000, S. 53.
7 Vgl. Götzelmann, 2010, S. 114
8 Vgl. Vitell, 2016, S. 18.