Das Ziel dieser Arbeit ist es die Herausforderungen, Gelingensbedingungen und Auswirkungen von Inklusion aufzuzeigen. Außerdem wird die besondere Position des Sportunterrichts in Bezug auf Inklusion herausgestellt.
Um das Verstehen der Ausarbeitung sicherzustellen, wird Inklusion zunächst definiert und im historischen Kontext eingeordnet. Danach werden die Herausforderungen, die durch Inklusion entstehen, skizziert. Im folgenden Kapitel werden die Voraussetzungen, die für eine gelungene Inklusion von großer Bedeutung sind, analysiert. Anschließend werden die bisherigen Auswirkungen der Inklusion auf die Schülerschaft, Lehrerschaft und Gesellschaft dargestellt. Daraufhin wird auf Besonderheiten im Sportunterricht bezüglich Inklusion eingegangen. Zum Ende der Arbeit werden die wichtigsten Punkte noch einmal herausgestellt und ein abschließendes Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition Inklusion
3. Historischer Kontext
4. Herausforderungen und Gelingensbedingungen der Inklusion
4.1 Herausforderung durch Inklusion
4.2 Gelingensbedingungen für Inklusion
5. Auswirkung der Inklusion
6. Inklusion und Sportunterricht – Besonderheiten
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Am 30. März 2007 unterzeichnete Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention, welche am 26. März 2009 in Kraft trat. Dadurch verpflichtete sich Deutschland allen Bundesbürgern, also auch jenen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, Zugang zum gesamtgesellschaftlichen Leben zu gewähren. Darunter fällt auch die Öffnung des Regelschulsystems für SchülerInnen mit Förderbedarf, welche als Inklusion bezeichnet werden kann.
Das Ziel dieser Arbeit ist es die Herausforderungen, Gelingensbedingungen und Auswirkungen von Inklusion aufzuzeigen. Außerdem wird die besondere Position des Sportunterrichts in Bezug auf Inklusion herausgestellt.
Um das Verstehen der Ausarbeitung sicherzustellen, wird Inklusion zunächst definiert und im historischen Kontext eingeordnet. Danach werden die Herausforderungen, die durch Inklusion entstehen, skizziert. Im folgenden Kapitel werden die Voraussetzungen, die für eine gelungene Inklusion von großer Bedeutung sind, analysiert. Anschließend werden die bisherigen Auswirkungen der Inklusion auf die Schülerschaft, Lehrerschaft und Gesellschaft dargestellt. Daraufhin wird auf Besonderheiten im Sportunterricht bezüglich Inklusion eingegangen. Zum Ende der Arbeit werden die wichtigsten Punkte noch einmal herausgestellt und ein abschließendes Fazit gezogen.
2. Definition Inklusion
Der Begriff Inklusion ist am sinnvollsten im Einklang mit den Begriffen Exklusion, Separation und Integration zu erläutern. Bei der Exklusion handelt es sich, vom lateinischen exclusio – ausschließen abstammend, um den komplementären Begriff zur Inklusion. Inklusion heißt damit wörtlich übersetzt Zugehörigkeit und ist auf eine vollständige Teilnahme aller am gesellschaftlichen Leben bezogen. Folglich ist eine Gesellschaft inklusiv, wenn jedes Individuum in allen gesellschaftlichen Bereichen, wie beispielsweise der Bildung oder der Arbeitswelt, mitwirken kann. Dies muss unabhängig von jeglichen Merkmalsausprägungen des Individuums geschehen. Ausschlaggebend ist dabei, dass Menschen nicht anhand von Merkmalen kategorisiert und separiert werden, sondern dass jeder Mensch als Individuum unterschiedliche und spezielle Bedürfnisse hat und alle gemeinsam als eine Gruppe angesehen werden (Heimlich & Behr, 2011, S.817f). Im Hinblick auf die Bildung resultiert daraus für jeden Menschen ein differentes Lernziel (von Saldern, 2014, S.34). Die Integration hingegen setzt die Separation der Menschen anhand von festgelegten Merkmalen voraus, wobei eine Zusammenführung der einzelnen Gruppen erfolgt, ohne die offene Etikettierung zu entkräften (ebd.). Im Bildungskontext beschreibt Integration demgemäß ein „zielgleiches oder ein zieldifferentes Lernen mit einer äußeren Differenzierung zwischen Kindern mit und ohne Beeinträchtigung“ (ebd.). Die wichtigsten Unterschiede zur Integration zeigt die Inklusion somit in ihrer Betrachtung der Menschen als eine in sich heterogene Gruppe und der Folgerung von individuellen Bedürfnissen und Zielen für jeden Menschen daraus.
3. Historischer Kontext
Noch vor 200 Jahren wurden nur SchülerInnen ohne Förderbedarf unterrichtet. Seit 1840 gibt es eine Beschulung von SchülerInnen mit Förderbedarf (von Saldern, 2014, S.33). Hierbei wurden diese in Sonder- oder Förderschulen getrennt unterrichtet. Von Anbeginn dieser Bewegung wurden auffällige SchülerInnen, beispielsweise mit ADHS oder Hochbegabung, dennoch auf Regelschulen unterrichtet. Aus diesem Grunde und aus der Tatsache, dass alle SchülerInnen heterogen sind, ist eine bereits lange Historie inklusiven Unterrichtens zu folgern (ebd.). Erst in der Salamanca-Erklärung von 1994, in der das Leitprinzip, das Schulen alle Kinder aufnehmen sollen, gilt, wurde der Inklusionsbegriff erstmalig explizit verwendet. 2006 wurde durch die UN-Behindertenkonvention ein Übereinkommen über Rechte von Menschen mit Behinderungen getroffen. Darin heißt es in Artikel 24 [2a]:
„Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden.“
Durch die Unterzeichnung der Konvention im Jahre 2007, trat ebendiese zwei Jahre später in Deutschland in Kraft. Seit diesem Tag haben alle Kinder und Jugendlichen der Bundesrepublik Deutschland das Recht am Regelschulsystem teilzunehmen. Dies stellte Deutschland vor die Herausforderung, ein inklusives Bildungssystem einzuführen. Deutschlandweit ist die Inklusionsquote im Jahre 2013 mit 20% im Vergleich zum europäischen Durchschnitt mit 80% sehr gering ausgefallen (von Saldern, 2014, S.35). Die Inklusion ist auch deshalb als gesellschaftliche Aufgabe des Wandels folglich nicht zu unterschätzen.
4. Herausforderungen und Gelingensbedingungen der Inklusion
Nachdem im vorherigen Abschnitt der historische Kontext der Inklusion geklärt wurde und die Umsetzung dieser in der Bundesrepublik Deutschland spätestens seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahre 2009 in Gange ist, stellt sich nun die Frage mit welchen Herausforderungen dies im Schulfach Sport einhergeht und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um eine erfolgreiche Inklusion zu bewerkstelligen.
4.1 Herausforderung durch Inklusion
Die Herausforderungen, die durch Inklusion entstehen, müssen in Hinblick auf die Erfüllung der Aufgabe schulischer Bildung gesehen werden. Die zentrale Aufgabe der schulischen Bildung ist die Befähigung der SchülerInnen, Lebenssituationen im Spannungsfeld von Selbstbestimmung und sozialer Verantwortung zu bewältigen (Lehrplan Sport Sekundarstufe I, S.3). Sachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz bilden hierbei die erforderliche Handlungskompetenz, die benötigt wird, um vielfältige Lebenssituationen zu meistern. Durch das Aufbauen eines inklusiven Bildungssystems gelangen einige Schülerinnen, die vorher eine Förderschule besucht hätten und dort von Sonderpädagogen professionell unterstützt worden wären, auf eine Regelschule. Dies führt unweigerlich zu der großen Herausforderung, die bisher erreichten Standards sonderpädagogischer Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote auf Förderschulen im Interesse der Kinder und Jugendlichen abzusichern, weiterzuentwickeln und auf die Regelschulen zu übertragen (Kultusminister Konferenz, 2011, S.3). Eine entscheidende Problematik im Hinblick auf die Güte der Umsetzung der Inklusion ist dabei die Einstellung der Lehrkräfte gegenüber Inklusion und ihr Wissen darüber. Vielfach konnte den SportlehrerInnen dahingehend eine negative Einstellung, geringes Wissen und in extremen Fällen auch Desinteresse gegenüber Inklusion nachgewiesen werden (Ruin & Meier,2015, S.127ff). Eine Überforderung im Sportunterricht seitens der LehrerInnen, aufgrund von Wissenslücken im Bereich Inklusion muss hierbei oft als Auslöser für die negative Einstellung der Lehrkräfte gesehen werden (ebd.). Eine Beschäftigung mit dem Themengebiet Inklusion findet im Studium der Lehramtsanwärter meist nur sehr oberflächlich statt oder entfällt gänzlich (Demmer-Dickmann, 2010, S.260 ff). Somit fällt die Vorbereitung seitens der Lehrkräfte bezüglich Inklusion meist in deren Freizeit. Von einer einheitlichen, geschweige denn professionellen Ausbildung kann in diesem Bereich der Pädagogik also nicht die Rede sein. Als eine weitere Herausforderung muss das generelle Verständnis für Inklusion gesehen werden. Die Regelschulklassen waren auch vor dem Hinzukommen von SchülerInnen mit Förderbedarf nicht homogen, sondern heterogen (von Saldern, 2014, S.35). Inklusives Denken, also die Betrachtung jeder SchülerIn als ein Individuum mit eigenen speziellen Bedürfnissen, ist auch schon vor 2009 an Regelschulen praktiziert worden (ebd.). Beispielsweise wurde einem Kind mit besonderem, mathematischem Talent Möglichkeiten, wie das Knobeln am Mathematikblatt für Mitdenkerinnen und Mitdenker MONOID, gegeben, um dieses auszubauen. Der Inklusionsgedanke beschränkt sich also gerade nicht nur auf SchülerInnen mit Förderbedarf, sondern nimmt jeden Schüler und jede Schülerin zu gleichen Teilen wahr (ebd.). Eine weitere Herausforderung der erfolgreichen Umsetzung der Inklusion stellt das Spannungsverhältnis zwischen der Integrationsfunktion und der Allokationsfunktion dar (Ahrbeck, 2013, S.83). Die LehrerInnen haben die gesellschaftliche Aufgabe durch die Vergabe von Noten und Zeugnissen den Heranwachsenden unterschiedliche und ungleiche Positionen in der Gesellschaft zuzuweisen, beziehungsweise ihnen verschiedene Empfehlungen zu geben und Möglichkeiten zu eröffnen. Gleichzeitig sollen die SchülerInnen mit Förderbedarf in ihr Schulumfeld integriert werden. Hierbei kann im Sportunterricht ein Nachteilsausgleich zugunsten des Heranwachsenden mit Förderbedarf eine große Schwierigkeit darstellen, da das genaue Austarieren bis zum Ausgleich des Nachteils erstens eine sehr herausfordernde, weil individuell auf jede(n) SchülerIn zugeschnittene Arbeit ist und zweitens die Fairness gegenüber den Mitschülern gewahrt werden muss (Kultusminister Konferenz, 2011,S.11). Zusammenfassend ist zu erkennen, dass es sowohl strukturell als auch inhaltlich, pädagogisch große Herausforderungen im Sinne der Inklusion im deutschen Regelschulsystem zu bewältigen gilt.
4.2 Gelingensbedingungen für Inklusion
Inklusion wird, da viele einzigartige Individuen beteiligt sind, selten mit einem festgelegten Schema erfolgreich ablaufen, dennoch lassen sich einige wichtige Voraussetzungen finden, die mit dem Erfolg von Inklusion im positiven Zusammenhang stehen. Als erster wichtiger Faktor ist der Abbau von Barrieren der Partizipation anzusehen (Hennemann & Leidig, 2018, S.17). Dabei sind nicht nur bauliche Barrieren, wie ein fehlender Aufzug für Rollstuhlfahrer zu beachten, sondern auch personelle, strukturelle, kulturelle und materielle Barrieren abzubauen. Unter personellen Barrieren ist ein unzureichender Personalschlüssel anzusehen. Das pädagogisch ausgebildete Personal spielt in der schulischen Bildung eine Schlüsselrolle und hat großen Einfluss auf das Gelingen von Inklusion. Als ein wichtiges Ergebnis der Studie Inklusiver Unterricht – (Auch) eine Frage der Einstellung! aus dem Jahre 2013 bezüglich Inklusion wurde die Wichtigkeit der Haltung der Lehrkraft gegenüber Inklusion für deren Erfolg herausgestellt. Nur wenn eine Lehrkraft die Idee der Inklusion annimmt und verinnerlicht, kann sie gelingen. Baut die Lehrkraft eine intrinsische Motivation bezüglich Inklusion auf und trägt diese positive Haltung nach außen, führt dies durchschnittlich zu einer höheren Wahrscheinlichkeit einer gelungenen Inklusion und einem erhöhtem Lernerfolg seitens der Schülerschaft(von Saldern, 2014, S.38). Im Gegenteil führt eine ablehnende Haltung häufiger zu Misserfolg (Ruin & Meier, 2015, S.127ff). Als nächsten, wichtigen Faktor ist die Selbstwirksamkeit der Lehrkraft herauszustellen (Hennemann & Leidig, 2018, S.18). Eine hohe Selbstwirksamkeit seitens der Lehrkraft ist als Grundlage für erfolgreiche Lehr-Lern-Prozessen auszumachen (Klassen, Tze, Betts & Gordon, 2011, 22ff). Empirisch lassen sich außerdem positive Korrelationen zwischen Selbstwirksamkeit, qualitativ hochwertigen Unterricht, positiven Lehrer-Schüler-Beziehungen, dem souveränen Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen sowie gleichzeitig einer höheren Berufszufriedenheit und Engagement der Lehrkräfte belegen (Hennemann & Leidig, 2018, S.19). Zusätzlich korrelieren Erfahrungen von Selbstwirksamkeit der Lehrkräfte mit der positiven Einstellung gegenüber Inklusion und sind daher als einer der wichtigsten Faktoren für eine gelungene Inklusion anzusehen (ebd.). Dabei können Momente der Selbstwirksamkeit im privaten Bereich erreicht werden. Um diese Gelingensbedingung sicher zu erfüllen, wären selbstwirksame Tätigkeiten im Studienverlauf von Lehramtsanwärter von großer Bedeutung. Als eine weitere Möglichkeit Selbstwirksamkeit zu erfahren, können Lehrerfortbildungen gezählt werden. In Folge dieser verbessert sich das pädagogische Verhalten der Lehrkraft in Reaktion auf herausfordernde Verhaltensweisen der SchülerInnen deutlich (ebd.). Eine weitere Bedingung für eine erfolgreiche Inklusion ist die Kooperationsfähigkeit des pädagogischen, pflegerischen Personals (von Saldern, 2014, S.38). Als pädagogisches Personal ist nicht nur die Lehrkraft anzuführen, sondern auch sonderpädagogische Fachkräfte und in Einzelfällen auch pflegerisches Personal. Sonderpädagogische Fachkräfte können durch ihre Fokussierung auf einen oder wenige SchülerInnen wichtige Erkenntnisse über die Persönlichkeit und das Lernverhalten dessen bzw. dieser erlangen (Schwager, 2011, S.92). Durch ihre sonderpädagogische Ausbildung sind diese besser auf spezielle Krankheits- oder Verhaltensbilder vorbereitet und können diese adäquat diagnostizieren. In einer Kooperation mit den Lehrkräften können die sonderpädagogischen Fachkräfte ihre Beobachtungen und ihr Fachwissen einbringen, um den Ausbildungs- Bildungs- und Erziehungsprozess der SchülerIn mit Förderbedarf positiv zu beeinträchtigen (von Saldern, 2014, S.38). Aus dieser Zusammenarbeit kann die Lehrkraft Schlüsse für ihren Unterricht ziehen, um dann mit geeigneten didaktischen Mitteln und Methoden die Binnendifferenzierung zu Gunsten der SchülerIn mit Förderbedarf zu verbessern. Auch eine Kooperation zwischen Lehrkraft und Eltern des Heranwachsenden mit Förderbedarf ist von hoher Wichtigkeit (Kultusministerkonferenz, 2011, S.4). Hierbei können Informationen über außerschulisches, alltagsbezogenes Verhalten des Kindes oder Jugendlichen an die Lehrkraft herangetragen werden und in der pädagogisch, didaktischen Unterrichtsplanung von immensem Wert sein (ebd.). Als eine weitere wichtige Voraussetzung ist die Fachexpertise der Lehrkraft bezüglich Inklusion im Allgemeinen, den verschiedenen Förderbedarfen und den Rückschlüssen daraus für die Unterrichtsführung anzusehen (Hennemann & Leidig, 2018, S.20). Hierzu gehört auch die Erkennung von kritischen Situationen im Unterricht und das Schließen auf die pädagogisch korrekten Reaktionen (ebd., S.28). Eine weitere essenzielle Gelingensbedingung für eine gelungene Inklusion ist die Akzeptierung der Heterogenität in der Schülerschaft. Erst wenn diese Erkenntnis von der Lehrkraft verinnerlicht wurde, kann eine Binnendifferenzierung und zieldifferentes Lernen erfolgreich umgesetzt werden (von Saldern, 2014, S.38). Diese Heterogenität drückt sich vor allem unter den Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf sehr stark aus. So gibt es manche die auf ihr Recht auf Nachteilsausgleich bestehen und wieder andere die dieses ablehnen. Grundsätzlich sollte die Lehrkraft die SchülerInnen als Ko-Konstrukteure des Unterrichts ernstnehmen und durch regelmäßige Kommunikation die Schülermeinung in den Unterricht mit einfließen lassen, um Missverständnissen vorzubeugen und den Sportunterricht zu einer kommunikativen, lebhaften Veranstaltung zu machen (Kreuz, 2014, S.54). Als letzte wichtige Gelingensbedingung ist die prozessbegleitende Fortbildung zu nennen (Hennemann & Ledig, 2018, S.21f). Diese Lehrerfortbildungen sind in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen, da sie Auswirkungen auf mehrere wichtige Faktoren einer erfolgreichen Inklusion haben. Erstens kann die positive Haltung gegenüber Inklusion aufgebaut oder verstärkt werden. Zweitens ist Fachwissen, welches dort vermittelt wird, für die Diagnose von Unterrichtssituationen sehr relevant und drittens können durch dort gelernte und im Unterricht angewendete Methoden, Momente der Selbstwirksamkeit entstehen und die Lehrkraft in ihrer Tätigkeit bestärken. Alles in allem existieren zwar einige Gelingensbedingungen, aber die Umsetzungen aller ist möglich. Hierbei müssen sich sowohl Lehramtsstudierende als auch praktizierende Lehrer immer wieder der Frage nach ihrer Einstellung gegenüber Inklusion stellen, da die persönliche Einstellung an sich einer der Gelingensbedingungen ist und viele andere, wie beispielsweise die Selbstwirksamkeit, beeinflusst.
5. Auswirkung der Inklusion
Nachdem in den vorherigen Kapiteln die Herausforderung der Inklusion und die Gelingensbedingungen dieser skizziert wurde, folgt nun eine Analyse der heutigen Auswirkungen von Inklusion auf die SchülerInnen, die Lehrkräfte und die Gesellschaft.
Die Schülerschaft auf inklusiven Regelschulen besteht aus SchülerInnen mit und ohne Förderbedarf, wobei alle Individuen gemeinsam im Sinne der Inklusion als eine heterogene Gruppe gesehen wird. Um die Auswirkungen der Inklusion besser verdeutlichen zu können, werden die Schülergruppen in dieser Analyse getrennt betrachtet. Bezüglich SchülerInnen mit Förderbedarf hält sich in der öffentlichen Debatte um Inklusion der Mythos, dass diese auf Förderschulen besser lernen würden, hartnäckig (Reimann, 2014, S.21). Zusätzlich wird oft die Sorge bekundet, dass SchülerInnen mit Förderbedarf von der Klassengemeinschaft abgelehnt werden und persönlich darunter leiden. Beide Vermutungen haben sich in der Realität der inklusiven Regelschulen nicht bewahrheitet (Klemm & Preuss-Lausitz, 2011, S.49). Im Gegenteil, Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf können in Regelschulen leichter Freundschaften knüpfen und diese außerhalb der Schule aufrechterhalten als auf Förderschulen(ebd.). Dies ist auch damit zu erklären, dass die SchülerInnen mit Förderbedarf auf Förderschulen durch die meist weite Entfernung zur Schule aus ihrem sozialen Kontext gerissen werden und nach der Schule keine Möglichkeit haben die Schulfreundschaften zu vertiefen (ebd., S.37). Dahingegen gehen die meisten SchülerInnen auf wohnortsnahe Regelschulen, weshalb entstandene Freundschaften und bereits in der Schule geknüpfte Kontakte leichter vertieft werden können. Durch das einfachere Pflegen von Kontakten und das wohnortsnahe Lernen werden SchülerInnen mit Förderbedarf in Regelschulen besser gesellschaftlich integriert als in Förderschulen. Auch der Lernerfolg der Heranwachsenden mit Förderbedarf ist in Regelschulen größer als in Förderschulen (Reimann, 2014, S.22). Aus der besseren gesellschaftlichen Integration und dem erhöhtem Lernerfolg folgt nicht zuletzt eine von 35% auf 60% erhöhte Wahrscheinlichkeit auf einen Schulabschluss, falls der Heranwachsende mit Förderbedarf eine Regelschule der Förderschule vorgezogen hat (Myklebust, 2006, S. 78). Bei mehrfachschwerbehinderten Heranwachsenden ist ein Besuch einer inklusiven Regelschule noch wichtiger, da ihre motorischen und kognitiven Entwicklungen maßgeblich von den Eindrücken der Bewegungen, die sie mit den Augen aktiv verfolgen können, und von hörbaren Aussagen ihrer Mitschüler abhängen (Reimann, 2014, S.34). Diese Sinneseindrücke sind in der Regel in inklusiven Regelschulen vielfältiger als in Förderschulen und helfen damit den mehrfachschwerbehinderten SchülerInnen eine bestmögliche Entfaltung ihres kognitiven und motorischen Potenzials zu erreichen (ebd.). Inklusion betrifft natürlich nicht nur SchülerInnen mit Förderbedarf, sondern wirkt sich auch wesentlich auf Mitschüler ohne diesen aus. Auch hier gibt es das Gerücht, dass diese SchülerInnen in dem gemeinsamen Unterricht mit SchülerInnen mit Förderbedarf benachteiligt werden (ebd., S.21). Doch dieses Behauptung kann als widerlegt angesehen werden (Klemm/Preuss-Lausitz, 2011, S.49). Bei SchülerInnen ohne Förderbedarf kann durch den inklusiven Unterricht keine Steigerung oder Minderung der kognitiven Entwicklung nachgewiesen werden (ebd.). Somit wird ihre Leistungsentwicklung durch inklusiven Unterricht nicht negativ beeinträchtigt (ebd.). Auch die Annahme, Kinder mit überdurchschnittlichem IQ (>117) würden ihre Leistungen verschlechtern, konnte sich nicht bestätigen (Bless & Klaghofer, 1991, S.8). Die kognitiven Leistungen im Regelschulsystem nehmen bei der gesamten Schülerschaft durch die Inklusion folglich nicht ab, sondern bleiben gleichbleibend oder nehmen sogar zu. Der Auftrag der schulischen Bildung ist die Ausbildung der Handlungskompetenz, die die SchülerInnen befähigt, alltägliche Lebenssituationen zu bewältigen. Diese Handlungskompetenz wird aber nicht nur durch die Methoden- und Sachkompetenz gebildet, sondern auch durch die Sozialkompetenz. Die Sozialkompetenz der Schülerschaft steigt durch inklusives Schulerleben an. Erstens ist eine verstärkte Entwicklung des Verantwortungsgefühls gegenüber leistungsschwächeren SchülerInnen seitens der stärkeren SchülerInnen in inklusiven Schulen zu beobachten, was sich oftmals in einer direkten Unterstützung ausdrückt (Tovar, 2017). Zweitens steigen Soziale Kompetenzen wie Hilfsbereitschaft, Toleranz, Rücksichtnahme und Kooperationsfähigkeit in der gesamten Schülerschaft von inklusiven Schulen an und fördern ein Klima gegenseitiger Akzeptant und Wertschätzung (Kultusminister Konferenz, 2011, S.3). Diese sozialen Kompetenzen wirken sich positiv auf das Klassenklima, welches ein wichtiges Kriterium guter Unterrichtsqualität ist, aus und ermöglichen somit bessere Lernbedingungen (Gudjons, 2006, S.47). Außerdem wächst durch die Toleranz auch das Verständnis gegenüber individuellen Unterschieden auch außerhalb der Schulzeit, was als ein wichtiger Beitrag zur Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist (Klemm/Preus-Lausitz, 2011, S.49). Aber nicht nur die Schülerschaft profitiert vom inklusiven Unterricht, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes, da tolerantere SchülerInnen mit erhöhten Sozialkompetenzen die Schule verlassen und diese Eigenschaften nach der Schulzeit im gesellschaftlichen Leben zeigen. Noch dazu stellt die erhebliche Anhebung der Schulabschlüsse unter SchülerInnen mit Förderbedarf einen großen Fortschritt dar. Durch ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt sind diese Menschen besser in unsere gesellschaftliche Mitte integriert und können durch einen Beruf am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Der zuvor oft vorprogrammierte Lebensweg der SchülerInnen mit Förderbedarf über die Förderschulen zum kostenintensiven Pflegefall oder in die Behindertenwerkstatt entfällt zumeist und entlastet die Gesellschaft auch monetär, was nicht als Hauptvorteil gesehen werden sollte, aber in der öffentlichen Debatte um die Kosten von Inklusion nicht vergessen werden darf (Reimann, 2014, S.30). Zuletzt müssen auch die Auswirkungen auf die Lehrerschaft untersucht werden. Ähnlich wie bei der Schülerschaft, steigen die Kompetenzen im Umgang mit Unterschiedlichkeit und Vielfalt seitens der Lehrkräfte an und ein Gewinn von neuen Einstellungen und Sicherweisen ist zu verzeichnen (Brugger-Paggi, 2015, S.22 ff). Auf der anderen Seite ist die bereits im Kapitel Herausforderungen angesprochene Überforderung der Lehrkräfte, speziell im Bereich des Sportunterrichts, als klare Folge der Inklusion anzusprechen und als Nachteil zu deklarieren (Ruin & Meier, 2015, S. 127ff). Nichtsdestoweniger kann dieser Überforderung durch eine gute Vorbereitung im Studium und prozessbegleitende Lehrerfortbildungen im Beruf vorgebeugt werden, um die positiven Seiten der Inklusion stärker zum Vorschein zu bringen. Zusammenfassend ist Inklusion im Sinne des Auftrags der schulischen Bildung als positiv zu bewerten, da die in Studien gemessenen Auswirkungen auf die kognitiven, motorischen und sozialen Kompetenzen neutrale bis positive Ergebnisse lieferten. Hierbei ist in der Betrachtung der Auswirkung von Inklusion die Gesellschaft als Profiteur besonders positiv herauszustellen.
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