Ein immer häufigeres und beliebteres Thema in den Medien ist die Partnerschaft bzw. das zunehmende Auftreten des Single-Daseins. Ausführlich werden dabei Gründe beschrieben und diskutiert, die die neuen Lebensformen erklären sollen. Es wird dabei von einem Beziehungscode gesprochen, der sich auf den Lebensstil und die Partnerschaft auswirkt.
War die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau im 19. Jahrhundert noch die Angelegenheit ihrer Familien, hat sich die Partnerwahl im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte deutlich verändert.
Neben der Partnerwahl muss inzwischen noch eine weitere Lebensform betrachtet werden. Wurde vor geraumer Zeit das Phänomen Single noch mit Befremden betrachtet, hat es sich mittlerweile immer mehr in unserer Gesellschaft integriert. So existieren neben Partnerschaften auch eine Anzahl an Personen, die ohne feste Beziehung leben.
Bei der Partnerwahl, Partnerfindung und der Partnerschaftsführung spielt die Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit letztendlich auf die drei Prozesse, bzw. welchen Einfluss übt die Partnerschaft auf die Persönlichkeit aus?
Inhalt
1. Einleitung
2. Partnerschaft
3. Persönlichkeit
4. Wechselbeziehung von Partnerschaft und Persönlichkeit
5. Partnerwahl
6. Wer hat einen Partner – wer hat keinen
6.1 Singles
6.1.1 Eigenschaften der Singles
6.2 Sind Singles glücklicher als Paare
7. Persönlichkeit und Beziehungsqualität
8. Fazit
Literatur
1. Einleitung
Ein immer häufigeres und beliebteres Thema in den Medien ist die Partnerschaft bzw. das zunehmende Auftreten des Single-Daseins. Ausführlich werden Gründe beschrieben und diskutiert, die die neuen Lebensformen erklären sollen. Der Focus (2004, Nr. 38) zum Beispiel beleuchtet die Biographie von Prominenten, um die aktuelle Lebensweise herzuleiten. Es wird dabei von einem Beziehungscode gesprochen, der sich auf den Lebensstil und die Partnerschaft auswirkt. Auf dem Titelblatt wird die Thematik mit dem Bild von Puzzleteilen veranschaulicht.
Noch im 19. Jahrhundert war die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau die Angelegenheit von ihren Familien. Diese suchten den „passenden“ Partner aus; jedoch mehr mit dem Hintergedanken, mit einer Familie in Verbindung zu treten, mit der ein Austausch von Gütern in Form von ökonomischen, sozialen und kulturellen Ressourcen möglich und von Vorteil war. Das Brautpaar selbst hatte an dem Prozess der Partnerwahl, wenn überhaupt, nur geringes Mitspracherecht. Seit Ende des 19. Jahrhunderts nimmt der Einfluss der Familie auf die Partnerwahl immer mehr ab. Aber noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sind soziale Normen ausschlaggebend für die Partnerwahl. Zwar wird sie nun von den Partnern selbst durchgeführt, es wird jedoch immer noch auf die beruflich-soziale Position des Mannes und auf die soziale Herkunft der Frau geachtet. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Partnerwahl einen emotionalen Charakter. Personen können sich nun ganz individuell ihren eigenen Partner suchen und eine Beziehung ganz nach den eigenen (und denen des Partners) Vorstellungen führen (vgl. Wirth 2000: 26ff).
Aber nicht alle haben einen Partner. Zwar hat die Familie noch einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft, jedoch verliert sie immer mehr an Funktion und Bedeutung (vgl. Hill und Kopp 2004: 48). Wurden vor geraumer Zeit Singles noch mit Befremden betrachtet, hat sich das Phänomen Single mittlerweile immer mehr in unserer Gesellschaft integriert. So existieren neben Partnerschaften auch eine Zahl an Personen, die ohne feste Beziehung leben.
Bei der Partnerwahl, Partnerfindung und der Partnerschaftsführung kommt nun die Persönlichkeit mit ins Spiel. In wie fern hat diese Einfluss auf die drei Prozesse, bzw. in wie fern hat die Partnerschaft Einfluss auf die Persönlichkeit?
Dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Hausarbeit nachgegangen werden. Zum Einstieg werden die beiden wichtigsten Komponenten, Partnerschaft und Persönlichkeit, beschrieben. Daraufhin soll die Beziehung, Partnerschaft und Persönlichkeit sowie deren gegenseitige Beeinflussung betrachtet werden. Es folgt die Beschreibung der Partnerwahl, einem wichtigen Prozess in der heutigen Gesellschaft. In dem Kapitel „Wer hat einen Partner – wer hat keinen“ sollen besonders die Singles in den Blickwinkel gerückt werden, da sie als Kontrast zu den Partnerschaften stehen. Im letzten Kapitel wird ein Blick auf die Beziehungsqualität und -stabilität und auf die Persönlichkeit geworfen, die hier ebenfalls einen Einfluss haben kann.
2. Partnerschaft
Die Partnerschaft ist neben der Eltern-Kind-Beziehung, der Geschwisterbeziehung, der Freundschaftsbeziehung oder der Beziehung im Beruf eine der wichtigsten Beziehungsformen in unserem Leben (vgl. Asendorpf und Banse 2000: 39).
Als eine Beziehung kann man eine Dyade von Menschen bezeichnen, die in sozialer Interaktion zueinander stehen. Beide Personen einer Beziehung übernehmen in der Interaktion unterschiedliche Rollen. Es kann nun zwischen den beiden Personen zu erneuter Interaktion kommen, und es ergibt sich eine Sequenz von Interaktionsepisoden und –mustern. Da die beiden Interaktionspartner gleich bleiben, ist ein Zusammenhang zwischen den Episoden zu erkennen und es entsteht ein stabiles Interaktionsmuster. Natürlich muss die jeweilige Situation berücksichtigt werden, da die Interaktionsmuster situationsspezifisch sind. Dieselben Situationsklassen weisen aber eine Regelmäßigkeit der Interaktionsmuster auf. Anhand dieses Interaktionsmusters kann eine Dyade charakterisiert werden und es kann von einer Beziehung gesprochen werden (vgl. ebd.: 3f).
Die Partnerschaft, im Sinne einer Liebesbeziehung, kann anhand einiger Punkte von anderen Beziehungsformen unterschieden werden. So weisen, zumindest die meisten Paare, eine Kombination von Leidenschaft, Bindung und Intimität auf. Auf Grund vorhandener Intimität zwischen den Partnern, findet zum Beispiel eine Selbstöffnung gegenüber dem Lebensgefährten statt, die eine Entwicklung des Verständnisses für die Persönlichkeit des Gegenübers fördert. Auch Verlässlichkeit und Vertrauen sind zwei weitere bedeutende und wichtige Aspekte einer romantischen Beziehungen, die die Selbstöffnung begünstigen. Gemeinsame Interessen und Aktivitäten, aber auch gleiche Wert- und Rollenvorstellungen erhöhen die gemeinsam verbrachte Zeit zu zweit und vergrößern die Beziehungsnähe. Ohne ausreichend gemeinsame Vorstellung ist eine Weiterentwicklung der Liebesbeziehung, wie auch der Intimität nicht möglich. Die Leidenschaft, vor allem die sexuelle Leidenschaft, ist „ein Kernelement der romantischen Liebe“ (Bierhoff und Grau 1999: 7). Zudem kann Leidenschaft mit physischer Attraktivität und physiologischer Erregung in Verbindung gesetzt werden (vgl. ebd.: 4ff).
3. Persönlichkeit
Jeder Mensch weist individuelle Besonderheiten des Erlebens und Verhaltens auf, die ihn von anderen Menschen unterscheidet. Die Gesamtheit dieser Eigenschaften stellt die Persönlichkeit eines Menschen dar. Die Vorraussetzung dafür ist, dass diese Eigenschaften eine gewisse zeitliche Stabilität aufweisen und somit eine Regelmäßigkeit. (vgl. Asendorpf 1996: 2 ff).
„Persönlichkeit ist die Gesamtheit aller psychologischen Merkmale, in denen sich Personen einer Population konsistent (d.h. über verschiedene Situationen hinweg) und stabil (d.h. über mittelfristige Zeiträume hinweg) unterscheiden“ (Neyer 2003: 168).
In der Persönlichkeitspsychologie wird mit Hilfe einer Faktorenanalyse eine Vielzahl von Eigenschaftsmerkmalen auf fünf unabhängige Faktoren reduziert. Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit, welches sich dabei ergibt, wird auch als „Big Five“ bezeichnet und hat sich unter verschiedenen Ansätzen zur Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften durchgesetzt.[1] Die fünf Faktoren der „Big Five“, die im jungen Erwachsenenalter für mindestens zwei Jahre stabil bleiben, sind Neurotizismus, Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit (vgl. Asendorpf 1996: 120ff). Neurotizistische Personen sind emotional labil und leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen . Sie weisen Eigenschaften wie Ängstlichkeit, Nervosität oder Unsicherheit auf. Besonders durch verstärkten Neurotizismus ist eine Lebensunzufriedenheit zu erkennen und eine Instabilität der Partnerschaft. Extravertierte Menschen sind sozial aufgeschlossene Personen, die zu Geselligkeit, aber auch zur Schüchternheit neigen. Hilfsbereitschaft, Verständnis und Mitgefühl weisen Menschen mit dem Faktor Verträglichkeit auf. Sie sind in sozialen Beziehungen kooperativ und sind eher selten an zwischenmenschlichen Konflikten beteiligt. Gewissenhaftigkeit wird bei Menschen durch Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit aber auch durch ein kontrollierendes Verhalten ausgelebt. Sie neigen dazu, soziale Beziehungen zu pflegen und aufrecht zu erhalten (vgl. Neyer 1999: 493f). Der fünfte Faktor ist die Offenheit, vor allem gegenüber neuen Erfahrungen, dem Intellekt oder der Kultur. Zudem weisen diese Personen Intelligenz, Kreativität und Nachdenklichkeit auf (vgl. Asendorpf und Banse 2000: 93).
Mit diesen fünf Eigenschaften kann die Persönlichkeit eines Menschen in der westlichen Kultur ausführlich und ausreichend beschrieben werden.
Neben den vier erstgenannten Persönlichkeitseigenschaften des Fünf-Faktoren-Modells bezieht Franz Neyer in seiner Studie das allgemeine Selbstwertgefühl, anstatt der Offenheit mit ein. Personen mit einem hohen Selbstwertgefühl sind mit sich selbst zufrieden und von sich und den eigenen Fähigkeiten überzeugt (vgl. Neyer 1999: 493f).
[...]
[1] Auch Franz Neyer hat sich in seiner Studie, auf die im Laufe der Arbeit noch weiter eingegangen wird, auf das Fünf-Faktoren-Modell bezogen