Inwiefern lässt sich das EFQM-Modell auf ein Pflegeheim anwenden?
Zusammenfassung
Früher haben sich Pflegeheime nur selten mit dem Thema der Qualitätssicherung auseinandergesetzt. 1996 mussten die Einrichtungen jedoch, aufgrund des Inkrafttretens der zweiten Pflegestufenversicherung, deutliche Veränderungen der Rahmenbedingungen hinnehmen. Die Veränderungen führten zu offenen Märkten sowie zur Wettbewerbsförderung. Dadurch tauchten weitere Anbieter auf und die Bewohner von Pflegeheimen konnten nach ihren individuellen Bedürfnissen entscheiden, welches Angebot bzw. Pflegeheim am besten geeignet ist. Aufgrund des Wandels und den daraus resultierenden Marktveränderungen ist es nicht mehr denkbar, auf Qualitätsmanagement zu verzichten. Durch sogenannte Qualitätssysteme, wie das EFQM-Modell, werden Marketing und Qualitätssicherung miteinander verbunden. Pflegeheime können dadurch ihre Marktposition erhalten, ausbauen und sichern. Die Qualitätsmanagementsysteme tragen zudem zum wirtschaftlichen Erfolg der Pflegeheime und anderen Organisationen im Gesundheitswesen bei.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
1.3 Methodisches Vorgehen
2 Das Qualitätsmanagementsystem EFQM
2.1 Methoden des EFQM-Modells
2.2 Aufbau und Kriterien des EFQM-Modells
3 Einsatz des EFQM-Modells in Pflegeheimen
3.1 Gründe für die Anwendung des EFQM-Modells
3.2 Gründe gegen die Anwendung des EFQM-Modells
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Früher haben sich Pflegeheime nur selten mit dem Thema der Qualitätssicherung auseinandergesetzt. 1996 mussten die Einrichtungen jedoch, aufgrund des Inkrafttretens der zweiten Pflegestufenversicherung, deutliche Veränderungen der Rahmenbedingungen hinnehmen. Die Veränderungen führten zu offenen Märkten sowie zur Wettbewerbsförderung. Dadurch tauchten weitere Anbieter auf und die Bewohner von Pflegeheimen konnten nach ihren individuellen Bedürfnissen entscheiden, welches Angebot bzw. Pflegeheim am besten geeignet ist.
Aufgrund des Wandels und den daraus resultierenden Marktveränderungen ist es nicht mehr denkbar, auf Qualitätsmanagement zu verzichten. Durch sogenannte Qualitätssysteme, wie das EFQM-Modell, werden Marketing und Qualitätssicherung miteinander verbunden. Pflegeheime können dadurch ihre Marktposition erhalten, ausbauen und sichern. Die Qualitätsmanagementsysteme tragen zudem zum wirtschaftlichen Erfolg der Pflegeheime und anderen Organisationen im Gesundheitswesen bei (vgl. Deming, 2020).
1.1 Problemstellung
Die wesentlichen Aspekte in der Pflege stellen die zunehmen Qualitätsanforderungen, den verantwortungsvollen Ressourceneinsatz sowie die wirtschaftliche Transparenz dar. Der Bedarf an geeigneten Qualitätsmanagementsystemen nimmt aufgrund der Verwendung von erforderlichen Kennzahlen sowie des steigenden Druckes bzgl. der Leistungs- und Qualitätsnachweisen zu.
Nun stellt sich die Frage, inwiefern das EFQM-Modell in einem Pflegeheim Anwendung finden kann. Dies soll in der vorliegenden Arbeit verdeutlicht werden.
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
Zunächst wird in Kapitel 2 auf die Methoden sowie auf den Aufbau und die Kriterien des Qualitätsmanagementsystems EFQM eingegangen, um einen besseren Einblick in das Thema zu erhalten. Anschließend wird sich vertiefend mit der Anwendung des EFQM-Modells in Pflegeheimen auseinandergesetzt und welche Gründe für und gegen eine Anwendung sprechen. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab.
Die vorliegende Arbeit soll der Berufsgruppe der Pflege sowie den Interessensgruppen verdeutlichen, inwiefern das Qualitätsmanagementsystem EFQM in Pflegeheimen angewendet werden kann.
In der vorliegenden Arbeit wird die maskuline Person verwendet, damit der Lesefluss nicht gestört wird.
Angesichts des Umfangs bzw. der Weitläufigkeit dieses Themas und dem eines Scientific Essays werden hier ausschließlich die Grundlagen des EFQM-Modells aufgezeigt.
1.3 Methodisches Vorgehen
Für die vorliegende Arbeit wurden ausschließlich Fachliteraturen und diverse Internetquellen genutzt. Am Ende dieser Arbeit wird die verwendete Literatur sowie die Quellen aus dem Internet in einem Literaturverzeichnis aufgestellt.
2 Das Qualitätsmanagementsystem EFQM
„Das EFQM als ein sogenanntes „Excellence – Modell” ist ein ganzheitliches Modell im Sinne von Total Quality Management. Der ganzheitliche Management – Ansatz „TQM” umfasst alle Tätigkeiten einer Organisation unter dem Aspekt der Kunden – und Mitarbeiterorientierung“ (Weigert, 2008, S. 240).
Anhand des EFQM-Modells ist die Durchführung einer Selbstbewertung und die Bewertung mit anderen EFQM-Modellen anderer Organisationen, welche sich an diesem orientieren, möglich. Das Ziel dieses Modells ist, die stetige Leistungsverbesserung (vgl. Weigert, 2008, S. 240 f.).
2.1 Methoden des EFQM-Modells
Die Methoden, auf welche das EFQM-Modell basiert, müssen auf die einzelnen Unternehmen angepasst werden. Aufgrund dessen ist die Formulierung der Methoden offen gestalt, damit das Ziel, die Erreichung einer Spitzenqualität, durch individuelle Vorgehensweisen erfolgen kann.
Im Folgenden erfolgt eine Aufführung und Erläuterung der Methoden (vgl. Grundkonzepte, 2017):
- Ergebnisorientierung:
Die Methoden der Qualitätsmanagementsysteme erzielen Ergebnisse, welche die Interessensgruppen der Pflege beeindrucken. Dabei gilt, dass die Reaktionen seitens der Pflegeorganisationen flexibel und reaktionsfähig bzgl. veränderter Erwartungen und Bedürfnisse seitens der Interessensgruppen sein müssen. Die Erwartungen und Bedürfnisse müssen von den Organisationen vorausgesehen und gemessen werden. Des Weiteren wird auch die Leistung von anderen Organisationen beobachtet. Anhand der gesammelten Daten wird dann die Unternehmensstrategie bzw. Unternehmenspolitik gestaltet. Zudem werden die erhobenen Daten auch genutzt, um Kennzahlen, Planungen und operative Ziele festzulegen sowie eine ausgearbeitete Ergebnisplanung und -erzielung zu bewirken.
- Kundenausrichtung:
Durch die Methoden des EFQM-Modells werden nachhaltige Nutzen anhand der Kenntnis der individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Kunden geschaffen. Diese werden seitens der Wettbewerber exakt beobachtet und somit können Kundenbedürfnisse vorausgesehen werden, damit diese sofort erfüllt bzw. übertroffen werden können. Gleichzeitig soll dies die Kundenbindung stärken und die Zahl potenzieller Kunden erhöhen. Dadurch wird der Marktanteil maximiert. Die Organisationen reagieren zudem rasch und effektiv bzgl. auftretender Probleme. Die Schaffung sowie Erhaltung ausgezeichneter Kundenbeziehungen ist hier das Ziel.
- Führung und Zielkonsequenz:
Die Führung und die Zielsetzung sind miteinander verkoppelt. In der Praxis soll dies anhand der Führungskräfte gelingen. Die Führungskräfte wollen ständig Exzellenz erreichen und motivieren die Mitarbeiter dazu. Sie stellen ein Vorbild bzgl. der Leistung, des Verhaltens sowie der Zielverfolgung dar. Zusätzlich sind sie verantwortlch für die Erarbeitung von ethischen Grundsätzen, Werten und einer Kontrollstruktur. Zudem reagieren Führungskräfte schnell auf Veränderungen und stimmen Organisationen auf neue Umstände ab.
- Management mittels Prozessen und Fakten:
Die Organisation wird als Netzwerk gesehen, welches voneinander abhängig und mit anderen Systemen verbunden ist. Die Systeme sind für die Steuerung von Prozessen und Fakten zuständig. Organisationen besitzen Managementsysteme, welche auf den Erwartungen und Bedürfnissen der Interessensgruppen beruhen. Ein strukturiertes Prozessnetzwerk stellt die Umsetzung der operative Ziele sicher. Anhand von Kennzahlen werden Entscheidungen getroffen und die Umsetzung, sowie die Verbesserung der Prozesse erfolgt im Tagesgeschäft. Es werden Risiken aufgedeckt und Maßnahmen zur Vorbeugung erstellt bzw. getroffen, damit ein Vertrauen gegenüber den Interessensgruppen geschaffen und erhalten werden kann.
- Mitarbeiterentwicklung / -beteiligung:
Die Weiterentwicklung sowie die -beteiligung von Mitarbeitern wird anhand des Konzeptes maximiert. Die Organisationen geben ihre positive Grundhaltung an ihre Mitarbeiter weiter und dadurch wird der Einsatz des persönlichen Potenzials zum Vorteil der Organisation. Die Eigeninitiative der Mitarbeiter soll anhand Belohnung, Anerkennung und Absicherung auf ein Maximum gebracht werden, da dies zur Steigerung der Loyalität sowie zu einer aktiven Beteiligung führt, wie z. B. Motivation und Ideenfindung bzgl. der Prozessverbesserung.
- Beständiges Lernen, Innovation, Verbesserung:
Lernen wird zur Schaffung von Verbesserungsmöglichkeiten und Innovationen genutzt. Es wird das Wissen der Mitarbeiter aufgezeichnet und delegiert. Alle Interessensgruppen sind hinsichtlich neuer Ideen unvoreingenommen und die Mitarbeiter sind dazu aufgefordert, mithilfe ihrer gegenwärtigen Fähigkeiten, über den Tellerrand zu blicken und die derzeitige Situation bzgl. Verbesserungen und Innovationen zu hinterfragen.
- Entwicklung von Partnerschaften:
Durch das Konzept soll es zur Erhaltung und Entwicklung wertschöpfender Parnterschaften kommen. Organisationen sind sich darüber bewusst, dass ihr Erfolg in Abhängigkeit zu Partnerschaften steht. Sie suchen und entwickeln deshalb Partnerschaften mit Lieferanten, Kunden, der Gesellschaft sowie dem Wettbewerb. Es werden Erfahrungen, Wissen und Ressourcen ausgetauscht und es soll zu einer nachhaltigen Beziehung führen, welche auf gegenseitigem Respekt, Offenheit und vor allem Vertrauen basiert.
- Soziale Verantwortung:
Es sollen die Erwartungen der Gesellschaft übertroffen werden. Dies geschieht in der Praxis mit hohen Ansprüchen, welchen Organisationen gegenüber Interessensgruppen nachkommen. Die Werte einer Organisation beinhalten die ökologische Nachhaltigkeit sowie die soziale Verantworung und sind ein bedeutender Bestandteil der Organisationen. Das Ziel ist, die Erfüllung sowie die Übertreffung der Erwartungen der Gesellschaft. Gegenüber den Interessensgruppen soll ein Vertrauen aufgebaut, sowie erhalten werden.
2.2 Aufbau und Kriterien des EFQM-Modells
Die Grundstruktur des EFQM-Modells besteht aus neun Kriterien. Fünf dieser Kriterien sind Befähigungskriterien und die restlichen vier sind Ergebniskriterien. Befähigungskriterien beziehen sich auf das, was eine Organisation macht und Ergebniskriterien, auf welche Ergebnisse eine Organisation mithilfe ihrer Leistungen bewirkt. Im Folgenden werden die neun Kriterien der Grundstruktur aufgeführt (vgl. EFQM, 2017, S. 4):
- Führung
Ethische Grundsätze, Missionen, Visionen und Werte werden von den Führungskräften entwickelt und fungieren als Vorbilder für die Kultur der Exzellenz. Anhand der persönlichen Mitwirkung der Führungskräfte werden Entwicklungen, Umsetzungen sowie kontinuierliche Verbesserungen des Managementsystems einer Organisation gesichert. Zwischen Führungskräften und der Gesellschaft herrscht eine Zusammenarbeit.
- Politik und Strategie
Die Politik und die Strategie einer Organisation basieren auf gegenwärtigen sowie zukünftigen Erwartungen und Bedürfnissen der Interessensgruppen. Die Organisationsausrichtung basiert auf Untersuchungen, Leistungsmessung sowie lernorientierten Aktivitäten. Es erfolgt eine Entwicklung, Bewertung, Aktualisierung und Kommunikation der Politik und Strategie. Anschließend erfolgt die Umsetzung mithilfe eines Netzwerkes von Schlüsselprozessen.
- Mitarbeiter
Es erfolgt die Planung, das Managen und die Verbesserung von Mitarbeiterressourcen. Zunächst erfolgt die Ermittlung, der Ausbau sowie die Aufrechterhaltung des Wissens und der Kompetenzen seitens der Mitarbeiter. Die Mitarbeiter werden hierbei beteiligt und zu selbstständigem Handeln autorisiert. Mitarbeiterleistungen werden von den Organisationen erkannt und belohnt (vgl. EFQM, 2017, S. 4).
- Partnerschaften und Ressourcen
Die Planung und das Managen externer Partnerschaften, Einrichtungen, Materialien, Gebäuden, Technologien, Informationen, Wissen sowie Finanzen unterliegt den Organisationen. Ziel ist es, den Einsatz von Ressourcen effektiv und effizient zu ermöglichen.
- Prozesse
Die Gestaltung der Prozesse erfolgt systematisch und je nach Bedarf werden diese verbessert, damit die Kunden voll und ganz zufrieden gestellt werden können und um die Wertschöpfung für diese zu verbessern.
- Kundenbezogene Ergebnisse
Erhebung von Leistungsindikatonen und der Wahrnehmung der Kunden mittels Messungen, damit ausgezeichnete Ergebnisse erreicht werden können.
- Mitarbeiterbezogene Ergebnisse
Erhebung von Leistungsindikatonen und der Wahrnehmung der Mitarbeiter mittels Messungen, damit ausgezeichnete Ergebnisse erreicht werden können.
- Gesellschaftsbezogene Ergebnisse
Erhebung von Leistungsindikatonen und der Wahrnehmung der Gesellschaft mittels Messungen, damit ausgezeichnete Ergebnisse erreicht werden können.
- Schlüsselergebnisse
Erhebung von Schlüsselelementen der Politik, Organisationsstrategien und Schlüsselleistungsindikatoren mittels Messungen, damit ausgezeichnete Ergebnisse erreicht werden können (vgl. EFQM, 2017, S. 5).
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