Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um ein Beispiel für die Erstellung eines psychologischen Gutachtens im Rahmen einer Diagnostik-Übung.
Im Rahmen der Übung werden dabei alle Schritte einer Diagnostik, von der Beschreibung der Person, über die Spezifizierung der Fragestellung bis den gemachten Beobachtungen und deren Interpretation anhand der Analyse einer realen Testperson durchgespielt. Bei der beobachteten Person soll dabei die Eignung für den Beruf des Journalisten geprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
I. Beschreibung der Testperson
II. Fragestellung
III. Anforderungsprofil
IV. Eingesetzte psychologisch-diagnostische Verfahren
V. Rahmenbedingungen der Testungen
VI. Testergebnisse
VII. Gelegenheitsbeobachtung
VIII. Interpretation
IX. Urteil
X. Literaturverzeichnis
Psychologische Begutachtung von Herr B., geboren am 28.10.1994 in Salzburg, Österreich.
Zur Frage, ob Herr B. für ein Publizistik-Studium und die anschließende Ausübung des Berufs des Journalisten geeignet ist.
I. Beschreibung der Testperson
Herr B. ist 25 Jahre alt und stammt aus Salzburg. Da Herr B. mit seinem bisherigen Studienverlauf im Rahmen eines Mediendesign Studiums nicht zufrieden ist, überlegt er sich das Studium zu wechseln. Journalismus sei hierbei eine interessante Alternative, wobei Herr B. sich nicht sicher ist, ob er in der Lage ist, den Beruf des Journalisten auszuüben, bzw. erfolgreich Publizistik zu studieren. Aus diesem Grund entschied sich Herr B. vor Antritt eines neuen Studiums eine psychologisch-diagnostische Untersuchung durchzuführen, um zu klären, ob er für das Publizistik Studium geeignet ist.
II. Fragestellung
Erfüllt Herr B. die Anforderungen für ein Studium der Publizistik und die spätere Ausübung des Berufs des Journalisten?
III. Anforderungsprofil
Das Anforderungsprofil stellt eine Sammlung notwendiger Kompetenzen und Beinhalteter Aufgaben für den Beruf des/der journalistIn dar. Basierend auf den Informationen für Die Ausbildung zum/zur JournalistIn von den Homepages WWW.AMS.at und WWW.Karriere.at ergeben sich Folgende Aufgaben und Anforderungen:
Aufgaben
- Führen Von Interviews
- Recherchieren und Schreiben von Berichten, Artikeln und Reportagen
- Auswahl und Erstellen von Inhalten in Absprache mit der Redaktionsleitung
- Redaktionelle Betreuung von Websites, Foren, Social-Media
- Optimieren von Online-Inhalten
Anforderungen
- Überdurchschnittliche Kreativität und Selbstsicherheit in Wort und Schrift
- Überdurchschnittliche Grammatik- und Rechtschreibkenntnisse
- Überdurchschnittliche Sprachliche Ausdrucksfähigkeit
- Diese Fähigkeiten sind notwendig um interessante und für die Allgemeinheit zugängliche Artikel, Berichte und Reportagen verfassen zu können und diese frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern zu halten.
- Die Fähigkeiten werden zusammengefasst und über die Variablen kristalline (Verbale) Intelligenz und Rechtschreibfertigkeiten erfasst. Verbale Intelligenz muss in Referenz zu einer altersentsprechenden Normstichprobe von Personen mit Matura/Abitur in überdurchschnittlicher Ausprägung vorliegen. Rechtschreibfertigkeiten müssen mindestens im oberen Durchschnittsbereich vorliegen.
- Überdurchschnittliche Lernfähigkeit
- Um Interessante und Inhaltliche korrekte Artikel, Reportagen und Berichte verfassen zu können ist ein hohes Maß an Wissen und damit an Recherche über ein Konkretes Thema notwendig. Mögliche Wissensbereiche sind dabei sehr vielfältig. Des Weiteren sind hohe Kompetenzen in elektronischer Datenverarbeitung, Social-Media und Webdesign notwendig, was zusätzlichen Lernaufwand mit sich bringt.
- die Variable Lernfähigkeit wird in Referenz zu einer Altersentsprechenden Normstichprobe erfasst.
- Mindestens durchschnittliche Belastbarkeit
- JournalistInnen haben oft keine Festen Arbeitszeiten, sondern müssen zu wichtigen Events vor Ort sein, um spannende Inhalte aufgreifen zu können. Sie müssen sich bei Terminen für Interviews meist nach ihren Gesprächspartnern richten. Regelmäßige Reisen im Rahmen der Berufsausübung sind nicht zu vermeiden. Hierbei kann es zu hoher Stressbelastung kommen. Somit erfordert die Ausübung des Berufs eine Belastbarkeit im oberen Durchschnittsbereich in Referenz zu einer altersentsprechenden Normstichprobe.
Die Relevanz der Anforderungen wurde bestätigt von Antonio Lovric – Journalist/Redakteur – Kronenzeitung Salzburg
Stabilität und Kompensierbarkeit
- Kristalline (Verbale) Intelligenz:
Intelligenz kann im Erwachsenenalter als weitgehend stabil betrachtet werden. Mit zunehmendem Alter nehmen entsprechende Fertigkeiten ab, wobei der Verbale Teil bis zum 40. Lebensjahr weiter zunimmt und anschließend bis ins hohe Alter relativ stabil bleibt. (Stemmler et al., 2011)
- Nicht kompensierbar
- Rechtschreibfertigkeiten:
Diese Fertigkeit wird der kristallinen Intelligenz zugeordnet und weist dementsprechend eine ähnlich hohe Stabilität auf.
- Nicht kompensierbar
- Lernfähigkeit:
Dieses Merkmal kann als relativ stabil betrachtete werden und nimmt erst in höherem Alter langsam ab. (Armelang, Bartussek, 1990)
- Kompensierbar durch überdurchschnittliche Leistungsmotivation, wobei diese Variable in keinem der angewendeten Tests gemessen wird. Es wird also davon ausgegangen, dass Lernfähigkeit nicht kompensierbar ist.
- Belastbarkeit:
Bei einer Testung von Psychologiestudenten und Krankenpflegepersonal ergab sich eine niedrige Stabilität für Belastbarkeit bei Aufgabenkollision (rtt = .172 - .654). (Ortner, Kubinger, Schrott, Radinger, & Litzenberger, 2014).
- Nicht kompensierbar
IV. Eingesetzte psychologisch-diagnostische Verfahren
1. Intelligenz-Struktur-Batterie (INSBAT Modular S2, Version 52 – Revision 01) (Arendasy, Hornke, Sommer, Wagner-Menghin, Gittler, Häusler, Bognar, & Wenzl) Der INSBAT erfasst das Intelligenzniveau und die Intelligenzstruktur von Testpersonen im Rahmen von Personalpsychologie, pädagogischer Psychologie und Flugpsychologie. Aufgrund von ökonomischen Überlegungen wurde hier die Modulare Form S2 eingesetzt. In Anlehnung an das Anforderungsprofil wurden folgende Subtests eingesetzt:
a. Fluide Intelligenz:
i. Verbal-deduktives Denken
b. Kristalline Intelligenz:
i. Wortbedeutungen
ii. Verbale Flüssigkeit
c. Kurzzeitgedächtnis
i. Verbales Kurzzeitgedächtnis
d. Langzeitgedächtnis
e. Visuelle Verarbeitung
i. Raumvorstellung
f. Quantitatives Denken
i. Arithmetische Kompetenz
Hierbei sind vor Allem Die Subtests „Wortbedeutungen“, „Verbale Flüssigkeit“, „Verbales Kurzzeitgedächtnis“ und „Langzeitgedächtnis“ von Interesse.
2. Lernfähigkeitstest Lambda-2 (Version 51-Revision 1) (Kubinger, Karolyi, & Maryshka)
Dieser Test erfasst die Lernfähigkeit des mittelfristigen Gedächtnisses, des logisch-Schlussfolgernden Denkens und der Belastbarkeit. Hierbei werden zwei Subtests angewendet. Der erst erfasst die Lernfähigkeit, während der zweite Subtest die Belastbarkeit, das logisch-schlussfolgernde Denken und das Langzeitgedächtnis erfasst werden. In Bezug auf die Anforderungen sind hier vor Allem die Lernfähigkeit und die Belastbarkeit von Interesse.
3. Wiener Rechtschreibtest – WRST (Thomas & Zoelch)
Der WRST dient zur Erfassung von Rechtschreibkenntnissen im Rahmen von Personalauswahl, - Entwicklung und Berufsintegration.
Hierbei wird die Standardform S1 verwendet, bei der die Testperson Lücken in einem Text ergänzen muss. Die nötigen Informationen hierzu erhält die TP im Rahmen einer auditiven Vorgabe als Diktat.
V. Rahmenbedingungen der Testungen
1. Lambda-2 und WRST – 11.12.2019
Herr B. begann mit der Bearbeitung des Lambda-2 um 18:25 Uhr, nachdem er sich um 30 Minuten verspätete, da er direkt von der Arbeit kam und auf dem Weg in einen Verkehrsstau geraten war. Aufgrund der daraus resultierenden Knappheit der zur Verfügung stehenden Zeit, kann hier von einer erhöhten Stressbelastung des Testleiters und der Testperson ausgegangen werden. Herr B. gab an, dass er leicht erkältet sei, jedoch nicht übermäßig ermüdet durch die Arbeit und dass er sich einigermaßen leistungsfähig fühle. Der Test wurde in der Universitätsbibliothek der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg durchgeführt. Hierbei waren andere Testpersonen und Testleiter an weiteren PC-Terminals anwesend. Die Atmosphäre war dabei jedoch weitgehend ruhig. Die Bearbeitung des Lambda-2 dauerte 25 Minuten. Der WRST wurde direkt im Anschluss unter denselben Bedingungen um 19:07 Uhr begonnen. Herr B. gab hierbei an, durch den Lambda-2 nicht übermäßig ermüdet zu sein. Die Bearbeitungszeit beim WRST betrug 7 Minuten und 26 Sekunden.
2. INSBAT – 18.12.2019
Die Bearbeitung des INSBAT begann um 17:58 Uhr. Herr B. hatte am selben Tag 7 Stunden gearbeitet, wobei er anschließend eine Stunde ruhen konnte und angab, dass er nicht übermäßig ermüdet sei. Er fühle sich einigermaßen leistungsfähig. Der Test wurde wieder in der Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg durchgeführt. Es waren wiederum andere Testpersonen und Testleiter anwesend. Die Atmosphäre war einigermaßen ruhig, sodass eine konzentrierte Bearbeitung ermöglicht wurde. Die Bearbeitungsdauer des Tests betrug 67 Minuten.
VI. Testergebnisse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Alle Ergebnisse des Lambda-2 wurden im Bezug zu einer repräsentativen Normstichprobe erhoben. Der Durchschnittsbereich der Prozentränge liegt hier zwischen 25 und 75.
Lernfähigkeit (RW = .846, T = 69, PR = 97)
Die Variable „Lernfähigkeit“ gibt an, wie sehr die von der Testperson angewandten Lernstrategien erfolgreich sind (Mandler, 2015). Herr B. erzielte hier mit einem Prozentrang von 97 ein stark überdurchschnittliches Ergebnis, so dass nur 3% der Normstichprobe besser abschnitten.
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