Die Bedeutung von kultur- und gesellschaftsspezifischen Handlungsregeln für den Integrationserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung
Ich möchte versuchen, der Frage nachzugehen, welche Rolle das Erlernen von kulturspezifischen Handlungsregeln, etwa typische Brauchtümer oder spezifischer Kommunikationsarten und –ausprägungen, für den Integrationserfolg, insbesondere im Bereich der Schule spielen kann.
Leseprobe
Die Bedeutung von kultur- und gesellschaftsspezifischen Handlungsregeln für den Integrationserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund
Dieser Text basiert auf einem Bericht von Stefanie Adamczyk, der am 2. März 2005 unter der Überschrift » Verschollen an deutschen Schulen « in der » taz « erschien und sich mit den schulischen und den daraus resultierenden beruflichen Perspektiven von Kindern mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem beschäftigt.
Ich möchte versuchen, der Frage nachzugehen, welche Rolle das Erlernen von kulturspezifischen Handlungsregeln, etwa typische Brauchtümer oder spezifischer Kommunikationsarten und –ausprägungen, für den Integrationserfolg, insbesondere im Bereich der Schule spielen kann.
Schon Montaigne sagte » Kurz, jedes Volk hat gewisse Gewohnheiten und Gebräuche,
die den anderen nicht allein unbekannt sind, sondern auch wild und wunderbar vorkommen.«[1] Durch die weiter steigende Zahl von Einwandererkindern in den Schulen gewinnt die Frage nach geeigneten Integrationsmaßnahmen und der Herstellung von Chancengleichheit immer größere Bedeutung und dürfte sich zu einer der Hauptfragen unserer Gesellschaft entwickeln. So stehen beispielsweise einem Ausländeranteil von rund 12 % an bundesdeutschen Grundschulen, ganze 19 % an Hauptschulen gegenüber, während nur magere 4 % der Kinder mit Migrationshintergrund nach der Grundschule auf ein Gymnasium wechseln.[2]
Die folgend aufgeführte Position soll zeigen, dass eine erfolgreiche Integration ohne das Erlernen der kulturspezifischen Handlungsregeln unmöglich ist und die Schule hier einen wichtigen Beitrag leisten kann und muss, will man nicht in eine Gesellschaft der Verständnis- und Verständigungslosigkeit abdriften.
Martina Rost-Roth vertrat eine Forderung dieser Art schon im Jahre 1996 in ihrem Aufsatz » Deutsch als Fremdsprache und interkulturelle Kommunikation «[3].
Da ihrer Ansicht nach davon auszugehen sei, dass interkulturelle Kommunikation ein hohes Potential für Verständigungsprobleme und Fehlkommunikationen biete, müssten deshalb » kompensatorische Maßnahmen « fester Bestandteil des Curriculums sein.
[...]
[1] Montaigne, Band 3, S. 369.
[2] Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes vom 12. November 2004 (http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/schultab9.php).
[3] Rost-Roth in: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, Jg. 1, Nr. 1, 1996.