Für behinderte Figuren in der Literatur gibt es etliche Begriffe: Es ist von Verwachsenen und Missgebildeten, Krüppeln, Buckligen, gar von Monstern die Rede, um nur einige zu nennen. Immer aber machen die Bezeichnungen deutlich, dass es sich um eine Randgruppe von "Anders-Seienden" und damit meist Ausgestoßenen handelt, die keinen Platz in der normalen Gesellschaft finden, ihre Rolle zunächst einmal suchen beziehungsweise erkämpfen müssen. Die literarische Figur des Behinderten avanciert auf diese Weise dank ihrer offensichtlichen Stigmatisierung zur perfekten Trägerin symbolischer Bedeutung – zur Metapher par excellence.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, in welcher besonderen Weise Mann in seiner ersten Novelle "Der kleine Herr Friedemann" (1897) die Figur des verwachsenen Männchens für sich auf mehreren symbolischen Ebenen fruchtbar machte.
Intertextuelle Bezüge, die sich sowohl auf das philosophische Gedankengut von Schopenhauer und Nietzsche stützen, als auch auf andere narrative Texte, in denen Figuren mit Behinderung vorkommen, sollen helfen, die Novelle des "Kleinen Herrn Friedemann" umfassender bearbeiten zu können. So erscheint Friedemann hinterher nicht einfach als eine ideenlose Imitation von Theodor Storms Edde Brunken (Eine Malerarbeit) oder Theodor Fontanes Alonzo Gieshübler (Effi Briest), sondern lässt den Schluss ziehen, dass Thomas Mann mit der Inspiration von Nietzsche und Schopenhauer eine kritische Kontrafaktur dieser Existenzen anfertigte, um seine Lektüreerlebnisse zu verarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung.
II. Forschungsgegenstand: „Der kleine Herr Friedemann".
III. Intertextuelle Bezüge
1) Philosophische Grundlagen einer Mann-Lektüre
1.1 Schopenhauers Verneinung des Willens zum Leben
1.2 Nietzsches >Hunde im Souterrain<
2) Friedemanns Leidensgenossen
2.1 Alonzo Gieshübler ausTheodor Fontanes Effi Briest
2.2 Edde Brunken aus Theodor Storms Eine Malerarbeit
IV. Grundmotive derFriedemann-Novelle.
1) Das Stigma körperlicher Versehrtheit
2) Verlangen, Verzicht & Heimsuchung des deformierten Körpers
3) Die Verhüllung der auBertextuellen Homosexualitat Thomas Manns
V. Conclusio: Manns „diskrete Formen und Masken“.
I. Einleitung
„In der Sprache, so entwirft es Walter Benjamin, bringt der Mensch sich selbst in seinem geisti- gen Wesen zum Ausdruck und zwar vor ,Gott‘ als dem unmittelbaren und unmitteilbaren Wort selbst. Insofern hat Dichtung immer wieder neu Anteil an dem Ringen um das Aussagen des Unaussagbaren bzw. um das Aussagen von dessen Unaussagbarkeit; es ist ein Ringen in Sprache mit Sprache, das im Begriff der Metapher seinen Terminus gefunden hat.“1
Walter Benjamin - treffend zitiert und paraphrasiert von Gerhard Harle - bringt hier auf den Punkt, was Thomas Mann sein Leben lang versuchte: Das „Ringen um das Aussagen des Unaussagbaren" bzw. dessen, was gesellschaftlich unaussprechlich bleiben sollte: Seine homosexuellen Neigungen und der Wunsch danach, dieses Verlangen in irgendeiner Art und Weise nach auBen zu tragen. Zeit seines Lebens gait der Literat jedoch als Mann „der Form und Haltung, [w]as stets an ihm zu beobachten war und nahezu auf jeder Photogra- phie ins Auge springt. Sein Leben war .gelebte Form' urteilte einmal im Rückblick seine Tochter Monika."2 Durch die spaten Tagebücher Manns weiB man heute, welch' groBen Verzicht sein Leben ihm abverlangte und so sind es nicht nur seine literarischen Figuren, die dem deutschen Autoren als Spiegelbild seines Seelenlebens dienten.3 Das gesamte ttuvre war metaphorisches Kunstwerk der Verarbeitung von innerem und auBerem Erleben Thomas Manns und seiner sozialen und gesellschaftlichen Kritik.
Herauszustellen, in welcher besonderen Weise Mann in seiner ersten Novelle „Der kleine Herr Friedemann" (1897) die Figur des verwachsenen Mannchens für sich auf mehreren symbolischen Ebenen fruchtbar machte, soil Hauptaufgabe dieser Ausarbeitung sein.
Für behinderte Figuren in der Literatur gibt es etliche Begriffe: Es ist von Verwachsenen und Missgebildeten, Krüppeln, Buckligen, gar von Monstern die Rede, um nureinige zu nennen. Immer aber machen die Bezeichnungen deutlich, dass es sich um eine Randgruppe von >Anders-Seienden< und damit meist AusgestoBenen handelt, die keinen Platz in der normalen Gesellschaft finden, ihre Rolle zunachst einmal suchen bzw. erkampfen müssen. Die literarische Figur des Behinderten avanciert auf diese Weise dank ihrer offensichtlichen Stig- matisierung zur perfekten Tragerin symbolischer Bedeutung - zur Metapher par excellence.
Intertextuelle Bezüge, die sich sowohl auf das philosophische Gedankengut von Schopenhauer und Nietzsche stützen, als auch auf andere narrative Texte, in denen Figuren mit Behinderung vorkommen, sollen helfen, die Novelle des Kleinen Herrn Friedemann umfas- sender bearbeiten zu können. So erscheint Friedemann hinterher nicht einfach als eine ideenlose Imitation von Theodor Storms Edde Brunken (Eine Malerarbeit) Oder Theodor Fontanes Alonzo Gieshübler (Effi Briest), sondern lasst den Schluss ziehen, dass Thomas Mann mit der Inspiration von Nietzsche und Schopenhauer eine kritische Kontrafaktur dieser Existenzen anfertigte, urn seine Lektüreerlebnisse zu verarbeiten.4
Eine ausführliche Untersuchung im Hinblick auf die Grundmotive der Novelle wird den Hauptteil dieser Arbeit ausmachen und die Funktionen der Behinderung des Protagonisten aus den Themenfeldern Stigmatisierung und Au&enseitertum, Askese und Heimsuchung sowie versteckte Homosexualitat zu extrahieren versuchen. Unterstützend dienen an dieser Stelle auBerdem intersektionale Ansatze von Behinderung und Geschlecht, die einen wei- teren Aspekt sozialer und gesellschaftlicher Ordnung in die Analyse der Friedemann-No- velle einbringen können.
Dass sich Thomas Mann selbst zeitlebens die Frage nach der Selbstverwirklichung des „lchs“ jenseits bürgerlicher Normen steilte, wird im Hinblick auf seine erdrückenden Geheim- nisse, die ihm jederzeit eigene asketische Höchstleistung abforderten, kaum verwundern. Die Mann’sche Aufklarung dieser Frage und inwiefern ein deformierter Körper zu ihrer Be- antwortung beitragen kann, bleibt an Figuren wie Johannes Friedemann zu beweisen - selbst wenn die hier vorliegende Arbeit aufgrund ihres begrenzten Rahmens nur ein Abriss sein kann und keinesfalls den Anspruch auf Vollstandigkeit erhebt.
I. Forschungsgegenstand: „Der kleine Herr Friedemann"
Die Novelle urn den titelgebenden kleinen Buckligen überspannt in fünfzehn kurzen Kapitein das Leben von Johannes Friedemann, der durch ein Unglück im Sauglingsalter als emotio- naler AuBenseiter leben muss, weil die Gesellschaft ihm mit Befangenheit und in Liebesdin- gen mit Ablehnung begegnet. Als Heranwachsender verordnet er sich daher selbst ein ru- higes Leben mit allerlei Entbehrungen, da er sich durch seine Missbildung nicht für ein all- umfassendes gesellschaftliches Leben - in erster Linie aber für die Liebe - geschaffen sieht. Seine Zuneigung gilt seit jeher der Kunst, die ihm Ersatz für ein intaktes soziales Umfeld ist, wenn doch seine Familie - bestehend aus der Mutter und den drei unattraktiven Schwestern - ihn fürsorglich behandelt. Nach dem Tod seiner Mutter wird er zum „Epikureer"5 sonder- gleichen. Jedes Gefühl, das ihm widerfahrt - sei es gut Oder schlecht - sucht er zu verstar- ken. Selbst seine unerfüllbaren Wünsche und Sehnsüchte erscheinen ihm genussfahig, denn er tröstet sich damit, dass durch deren Erfüllung eh das Schönste daran vorbei ware.
Gebildet und berufstatig verbringt er auf diese Weise dreiBig Jahre seines Lebens, teilt sich mit den unverheirateten Schwestern seit dem Tod der Mutter das Elternhaus und bildet sich ein, ein nicht sonderlich anspruchsvolles, aber dennoch glückliches Leben zu führen. Dieses endet jah, als ihm kurz nach seinem Geburtstag die von der Gesellschaft verschriene Gerda von Rinnlingen, die Gattin des neuzugezogenen Oberstleutnants, begegnet. Bei ihren Zu- sammentreffen verwirrt und fasziniert ihr Erscheinen Friedemann gleichermaBen: Wenn die virile Gerda auch als nicht dem typischen >Schönheitsideal< entsprechend beschrieben wird, übt sie eine Anziehung auf Friedemann aus, die ihn nach nur drei weiteren Treffen, zu einem Schatten seiner selbst werden lasst und ihn in sein Verderben stürzt.
Gerda von Rinnlingen, die in ihrer eigenen Andersartigkeit Friedemann gleichermaBen ah- nelt wie ihn kontrastiert, ruft in dem kleinen Asketen durch ihre unbeirrbaren Blicke und ihr Verhalten einen widerstrebenden Zorn hervor, der sich aus dem Gefühl der Ablehnung, der Demütigung und Sehnsucht speist, deren Unerfüllbarkeit Johannes Friedemann nun heim- sucht anstatt ihm Genuss zu bringen. Durch Gerdas direkte (und recht taktlose) Fragen und AuBerungen kommt der kleine Herr, dessen Missbildung immer verlegene Zurückhaltung in seinem Umkreis auslöste, in die Bedrangnis, der Realitat offen ins Gesicht zu blieken, die nun nicht langer totgeschwiegen wird. Diese Wahrheit versteht Friedemann als Angriff - als eine Erniedrigung durch die von ihm begehrte Frau, die ihn verspottet. Und das, obgleich sie sich ihm nicht nur einmal zugehörig zeigt, in dem sie versichert, auch sie sei „viel krank", „kenne die merkwürdigsten Zustande"6 und „verstehe [s]ich ein wenig auf das Unglück"7.
Da Gerda jedoch ambivalente Gefühle in Friedemann auslöst und ihre nachdenklichen, aber doch schonungslosen Worte ihm den eigenen lebenslangen Schwindel aufdecken, durch den er sein strenges Glück zerstört und nicht wieder herstellbar sieht, stürzt er ihr schlieBlich selbstentwürdigend zu FüBen. Erst starr lasst diese zu, wie der Verwachsene schluchzend, einem Kind gleich, sein Gesicht in ihren SchoB drückt, springt dann jedoch auf, um ihn „mit einem Ruck, mit einem kurzen stolzen, verachtlichen Lachen"8 zu packen und zu Boden zu schleudern, bevor sie in der Allee ihres Gartens verschwindet. Friedemann, dessen klagli- cher Versuch sich wiederaufzurichten schettert, fühlt „eine irrsinnige Wut [...], die er betha- tigen muBte, sei es auch gegen sich selbst, ein[en] Ekel vielleicht vor sich selbst, der ihn mit einem Durst erfüllte, sich zu vernichten, sich in Stücke zu zerreiBen, sich auszulöschen."8 Als letzte Konsequenz ertrankt er sich im nahen Fluss, wahrend das Fest der von Rinnlin- gens und die Welt ungeachtet des tragischen Geschehens ihren Lauf nehmen.
Als „Eröffnungstext" von Manns Gesamtwerk nimmt die Erzahlung des kleinen Herrn Friedemann einen besonderen Stellenwert ein. Nicht zuletzt, weil Thomas Mann in den vielzi- tierten Briefen an seinen Vertrauten Otto Grautoff immer wieder verdeutlichte, diese Erzahlung hatte ihm „die diskreten Formen und Masken"9 zu finden verholfen, in denen er von nun an „mit [s]einen Erlebnissen unter die Leute gehen [könne]"9. Es war ihm, „als seien irgend- welche Fesseln von [ihm] abgefallen, als hatte [er] erst jetzt Raum bekommen, [s]ich künst- lerisch auszuleben", sodass der Friedemann auch spater noch von dem Literaten als eine seiner gröBten schöpferischen Errungenschaften bezeichnet wurde.10
Die Veröffentlichung begründete schlieBlich Manns lebenslange Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag und galt damit als sein ,,eigentliche[r] Durchbruch in die Literatur"11, vor allem, da der Vorreiter der Novelle (Der kleine Professor) nur ein Jahr zuvor dreimalig ab- gelehnt wurde. Mann war damit schon zu Beginn seiner künstlerischen Karriere mit einer Krise konfrontiert, die er jedoch mithilfe Friedemanns überwinden konnte, obwohl er die Novelle über das selbsttrügerische Mannchen stets und „nachdrücklich als ein[en] Neuanfang" herausstellte.12
II. Intertextuelle Bezüge
1. Philosophische Grundlaqen einer Mann-Lektüre
Vor dem oben genannten Hintergrund erhielt der schon in frühester Kindheit durch die Un- zulanglichkeit seiner Mutter und der alkoholkranken Amme zum >Krüppel< Verurteilte in der Mann-Forschung jede Menge Aufmerksamkeit. Allem voran Friedemanns melancholischer und durch strenge Askese ein kleines Abbild echten Glückes produzierender Charakter wurde in der Literaturwissenschaft wiederholt mit den philosophischen Ideen Nietzsches und dessen Vordenker Schopenhauer in Verbindung gebracht.13 Manns Nietzscheanische Lektüre wird für sein Werk zum alles überspannenden Netz, wird als das Grunddenken be- zeichnet, in dem er sich wiederfand und bestatigt sah. Auch Borge Kristiansen stellt in Bezug auf Nietzsche und Schopenhauer fest, dass ihre Gedankensysteme „eine wesenserhellende und für das Denken Thomas Manns damit zugleich begründende Funktion gehabt"14 haben; sie gaben ihm den Unterbau, auf dessen Boden er seine Einsichten zum eigenen Welterle- ben entwickeln konnte. Dies sei auch Erklarung für das AusmaB und die Tiefe ihrer Bedeu- tung für Mann, die ein Leben lang anhalten sollte.14 Entsprechend kommt die vorliegende Arbeit nicht ohne eine Betrachtung der philosophischen Grundlagen Schopenhauers und dessen Nachfolger Nietzsche aus.15
1.1 Schopenhauers Verneinung des Willens zum Leben
Arthur Schopenhauer gilt als der Begründer eines radikalen metaphysischen Pessimismus, den er 1819 in seinem Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung zum Ausdruck brachte. Hierin befasst er sich mit seinen eigenen Erfahrungen, aus denen er die Idee über den Willen zum Leben extrahiert, die sich aus seinem durchweg >kalten Daseinserleben< speist.16
Seine Philosophie zeichnet ein Menschenbild, in dem er den >Willen< als das Eigentliche und Ursprüngliche, „als ,Lebenskraft‘“17 annimmt und der sich „auf psychischer Ebene vor allem in den leibhaftigen Affekten, Gefühlen und Leidenschaften" auBere17, von denen sich Schopenhauer selbst immer wieder überrumpeltfühlt. Sein Leitthema wird daherdas >Leben als Leiden<, in dem sich der Mensch stets durch seine „Triebe, Begierden und Wünsche"18 unterminieren lasst. Immer, wenn ein Bedürfnis befriedigt ware, so wüchse an dessen Stelle sogleich ein neuer Wunsch: Darin sieht Schopenhauer einen >Zirkel des Leidens<, der sich für all jene einstellt, die den Willen und das Leben bejahen, „Das Dasein [sei] somit von einer grundsatzlichen Mangelerfahrung, der der Mensch von Beginn an aus- geliefert ist“ gepragt.19 Entsprechend kann Schopenhauer Glück auch nicht als positive Er- fahrung fassen, sondern immer ,,nur negativ definiëren als das Ende einer Defiziterfahrung, die kurzzeitige, provisorische Aufhebung eines Leids."20
Als Ausweg aus diesem Teufelskreis suchte der Kant-Schüler nach der „Erlösung vom Leiden am Willen"21 und entwickelte drei Wege, die ihm zielführend erschienen: Erstens die asthetische Kontemplation, durch die sich der Mensch von seinen Wünschen und Sorgen ablenken kann, dadurch „sich selbst enthebt"22, und somit „die Entrückung in eine höhere - geistige - Welt"23 vollzieht. Zweitens, die Moral des Mitleids, durch die er einen Gewinn an „intuitive[r] Erkenntnis, namlich d[er] Erfahrung des Mitleids, dass man im anderen dasselbe Wesen erkennt wie im eigenen"23 erlebt. Auf diese Weise vermindere sich der eigene Ego- ismus, in dem „der unerlöste Wille [...] seinen starksten Ausdruck" finde, und man könne durch uneigennütziges Handeln auch Freude am „Wohl eines jeden" Anderen finden.23 Drit- tens bestehe die Möglichkeit des Ausbruchs aus dem Zirkel des Leidens in einer konse- quenten Verneinung des Willens. Diese bedürfe der ,,gröBte[n] Gleichgültigkeit gegen alle Dinge"24, denn daraus schöpfe sich die Erkenntnis, aus der alleine sich ein „wenn auch immer vorlaufig bleibende[r]“25 Sinn gefunden werden kann. Basis für diesen Erkenntnisge- winn ist eine Melancholie, die als Bewusstsein des Leidens und „willentliche Besinnung auf den Schmerz allen Daseins zu verstehen [ist], der ausgehalten und in aller Klarheit zu Ende gedacht werden muB."25 Begegnet dem Menschen jedoch ein Wunsch, den er weder erfül- len noch aufgeben kann, „kommt es zum endgültigen Bruch mit dem eigenen Schicksal, das nun für immer abgelehnt wird. Es ist die unwiderrufliche Erkenntnis wie sinnlos alles Begeh- ren ist, das doch nie Erfüllung findet."26 Als Steigerung der Kontemplation befahigt die er- folgreiche Askese den Willen-Verneinenden zur endgültigen Abstandnahme vom Leben und Leiden, weshalb sich in ihr „die Vollendung der menschlichen Seele" andeutet.27
1.2 Nietzsches )Hunde im Souterrains
Anfanglich noch „leidenschaftlicher Schopenhauerianer" entwickelte Friedrich Nietzsche frühzeitig eigene Denkansatze, die sich von Schopenhauers metaphysischen Pessimismus entfernten, wenn sie auch zunachst noch auf ihm aufbauten. In seinem spateren Wirken, vor allem wahrend seiner „aufklarerischen Entwicklungsphase wird Nietzsche dann von ei- nem bewundernden Schülerzu einem vehementen Kritiker Schopenhauers"28: lm Zuge seiner Entlarvungspsychologie richtet er sich gegen den Willen zum Leben und gibt dem aus- wegs- und sinnlosen Dasein eine Aufwertung durch den Willen zur Macht. Dies brachte ihn dann auch zu seiner Kritik an Schopenhauers asketischer Erlösungslehre.29
In dessen Vorschlagen kritisiert er zunachst die Idee einer interessenlosen und rein kon- templativen Erkenntnisart, die die Kunst ohne Leidenschaft objektiviert. An dieser Stelle fin- det auch sein Konzept von den Kunsttrieben, dem Dionysischen und Apollinischen Anwen- dung. Das trieb- und affekthafte Dionysische wird von Nietzsche als „Grund der Natur"30 beschrieben, als „Schreckens-, Leidens- und Kampfcharakter des Daseins"25, dem dennoch in seiner Rauschhaftigkeit die „leidenschaftlichen Tendenzen des Lebens"25 innewohnen: „Als ekstatisches, rauschhaftes Erleben"31 konnte Nietzsche im Dionysischen eine Lebens- bejahung erkennen, da der Mensch aus ihm neue Kraft schöpfen könne: „der dionysische Rausch [sei] die unmittelbar zur Erlösung führende Lebenshaltung."31 Diese werte es ge- genüber dem schein- und vernunftbasierten Apollinischen auf, das auf die „illusionare Welt der,Vorstellung‘“ und auf Form und Begrenzung ausgelegt ist. Kultivierung und Askese spie- len in ihm eine entscheidende Bedeutung.32 Damit begründet Nietzsche ein dichotomisches Strukturprinzip, das dem ahnelt, was Sigmund Freud spater als Es (= dionysisch) und Ich (apollinisch) beschrieb.33 Dennoch dürfe nicht das eine über das andere herrschen, sondern das Krafteverhaltnis sollte jederzeit ausgeglichen sein: „Nicht Verneinung eines Teiles der Menschennatur Oder gar des Ganzen, nicht Trieb-Abtötung, sondern Trieb-Formung, Trieb- Gestaltung! - lautet die Formel der Befreiung bei Nietzsche."34
„Seine psychologische Decouvrierung der asketischen Ideale hatte [...] die Aufgabe, die Verlogenheit der hergebrachten Moral zu enthüllen sowie die anmaBende altruistisch-ethi- sche Geste der Askese bloBzustellen."35, so Oliver Geldszus zu Nietzsches Kritik. Dieser war der Ansicht, dass auch Mitleid dem Willen zur Macht untergeordnet sei. Man verfolge in und mit ihm ebenfalls Eigeninteressen, die auf ,,egoistische[n] Oder narzisstische[n] Motive^] wie Eitelkeit, Selbstaufwertung auf Kosten des anderen, Macht über den anderen u.a.“36 beruhen. In seiner Entlarvung der asketischen Ideale erkennt er diese unter anderem als „Mittel zum Zweck sowie Schutzschild der Degenerierten und décadents",37 aber auch als ,,notwendige[n] Bestandteil im Leben der positiv begriffenen Leistungsethikerfiguren."37 Auf diese Weise spiegelt Nietzsche in der driften Abhandlung seiner Genealogie der Moral beide Seiten der Askese wider: Einerseits war sie Tarnung des Willens zur Macht, konnte aber auch als Basis für die Entwicklung „höchster Geistigkeit" dienen. Vor allem diese beiden Nietzscheanischen Askesedarstellungen finden im Werk von Thomas Mann ihren Wiederhall. Sie deuten die widerstrebenden Machte von Dionysischem und Apollinischem als dem ewigen Wettstreit von Triebhaftigkeit und Vernunft im Menschen an. Askese wird also zu einer „Lebensform unter der Voraussetzung der geistigen Kontrolle der körperlichen Triebe, Leidenschaften und Affekte", die in ihrer Auspragung sowohl negativwie auch positiv gewertet werden kann.38 Nietzsche strebte an dieser Stelle eine ausgeglichene Balance von Triebwelt und Vernunft an und Mann verwendete hierfür mehrmals das von Nietzsche über- nommene Motiv der „Hunde im Souterrain", die alle „hübsch an die Kette gelegt"39 sind. Letzterer schrieb selbst in den Fragmenten von 1882-1885 (Bd. 4): ,,lch habe alle diese wilden Hunde noch bei mir, aber in meinem Keller. Ich will sie nicht einmal bellen hóren."40 - Und das wollte Mann auch nicht: „Den Zustand, diesen Tieren ausgesetztzu sein, hat [er] in der Entstehungszeit des Friedemann auch lyrisch beklagt [,..].“41
Als etwas Aktives wird der Wille zur Macht endlich zum >Selbst-Erlöser<: „Um eine selbstbe- stimmte Existenz zu führen, muss sich der Einzelne von der Moral befreien und sein Selbst gegen die Übergriffe von Konventionen und Institutionen und auch gegen die Macht persön- licher Leidenschaften behaupten."42 Diesen Versuch einer Selbstgestaltung und Emanzipa- tion von den gesellschaftlichen Zwangen (durch asketisches Handeln) hat Thomas Mann immer wieder in seinen Werken zum Ausdruck gebracht43, auch wenn er seine Protagonisten nicht selten durch den Einbruch der Zivilisation und den heulenden Triumph der Triebwelt in diesem Ringen um Freiheit scheitern lieB.44 Dieserart wandelt sich die Schopenhau- ersche „Lehre von der Verneinung des Willens zum Leben [...] unter dem EinfluB des Nietz- sche-Erlebnisses bei Thomas Mann in eine moralistische Kritik am Leben."45
2. Friedemanns Leidensgenossen
Im Hinblick auf die Werkgenese wurden mehrfach narrative Texte genannt, die als potenti- elle Vorbilder des kleinen Herrn Friedemann gedient haben können. Manns erstes buckliges Mannchen galt daher lange als Gegenentwurf zu dem Apotheker Alonzo Gieshübler aus Theodor Fontanes Effi Briest.46 Durch Untersuchungen von Malte Denkert und Maren Er- misch wurde jedoch auch eine dem Friedemann vorangegangene Lektüre Thomas Manns von Theodor Storms Eine Malerarbeit wahrscheinlich, da nicht nur der Protagonist Edde Brunken noch viel deutlichere Parallelen zu Friedemann aufzeigt, sondern auch die Novelle an sich. Auch hier gab Thomas Mann scheinbar etwas Nietzscheanischen Pfeffer ins Rezept und „Die Kontrafaktur des buckligen Mannleins"47 war geboren.
Aus Platzgründen können an dieser Stelle leider keine Verbindungen zwischen der Friede- mann-Novelle und weiteren narrativen Texten behandelt werden. Es bleibtjedoch anzumer- ken, dass ebenfalls Beziehungen zu Henrik Ibsens Klein Eyolf*48 und J. P. Jacobsens Niels Lyhne49 nachgezeichnet worden sind sowie Hinweise in der Novelle auf Andersens Marchen wie Der standhafte Zinnsoldat und Die Schneekönigin gefunden werden können. Inwiefern die Figuren Alonzo Gieshübler und Edde Brunken Friedemann ahneln und sich unterschei- den, welche Funktionen ihre körperliche Konstitution in den Texten von Fontane und Storm einnahmen, soil im Folgenden beleuchtet werden.
2.1 Alonzo Gieshübler aus Theodor Fontanes Effi Briest
Der prominenteste Vertreter der Ansicht, dass die Friedemann-Novelle ihren Ursprung in den Mannschen Lektüren von Nietzsche und Fontanes Effi Briest fand, ist der deutsche Germanist Hans Rudolf Vaget. Er zeichnete nach, dass die Figur des Johannes Friedemann „erst dadurch Kontur und Gestalt [bekame], daB er [Thomas Mann; Anmerkung J.W.] sie zweifellos im Lichte der Nietzscheanischen Wagner-Kritik, als Neubearbeitung einer Fonta- neschen Figur konzipierte."50 Vaget beschrieb auBerdem Thomas Manns Schaffen von Neu- entwürfen bereits vorhandener literarischer Figuren als „höheres Abschreiben"51 und zeigte anhand seiner Nietzsche-Rezeption auf, dass „gewisse vorgefundene Gestaltungen im Lichte neuer Erfahrung und Erkenntnis umgestaltbar werden."52 Diese Ansicht sei auch Grundlage von Manns Modifikationen gewesen, die „ihre Existenz [aus] dem Willen zum »Etwas-dagegen-Machen«, d. h. einer produktiv-kritischen Reaktion auf andere Texte"53 zogen. Vor diesem Hintergrund beschreibt Vaget Manns Lektüre von Effi Briest als eines seiner ,,fruchtbarste[n] Leseerlebnis[sen] dieser Jahre".54 Diese These lasst sich mit einem Brief des Schriftstellers an seinen Freund Otto Grautoff untermauern, in dem Mann 1896 berichtete, er hatte den Roman kurz nach Veröffentlichung gelesen - und damit eben auch ein Jahr vor Erscheinen der Friedemann-Novelle.55
Parallelen zu „der Gestalt des sympathischen, kunstsinnigen Apothekers von Kessin"56 fin- det man jedenfalls zuhauf: Nicht nur darin, dass Friedemann „wie sein Vorbild ein melan- cholischer Buckliger im Zylinder ist“55. Auch in Fontanes Roman tritt die besonnene AuBen- seiter-Existenz, die schon aufgrund ihres Aussehens keinerlei Anspruch auf andere Bezie- hungen zu haben scheint (schon gar keine sexuell intendierten), als die gutmütige Mentor- /Freund-/Zuhörer-Figur auf. Im Gegensatz zu Johannes Friedemann hat Gieshübler aller- dings augenscheinlich seinen Frieden mit dem Schicksal gemacht, wenn auch sein Umgang mit der jungen hübschen Effi wehmütig erscheint, und eine ironische Lesart durchaus ver- fechtbar wird, wenn der Unheilbare als Apotheker Heilmittel vertreibt. Seine Aussagen, „er sei »eigentlich nie jung gewesen« [...] und das sei »das traurigste« an seinem Los"57 zeigen deutlich, dass er kein Leben führt, das er für sich selbst gewahlt hatte, wenn seine Behin- derung ihm eine andere Wahl gelassen hatte. Das tiefe Bedauern (etwas verpasstzu haben) und die Schwermut, die er beide mit seiner Missbildung verbindet, blitzen in dem Gestandnis auf, „man hat keinen rechten Mut, man hat kein Vertrauen zu sich selbst, man wagt kaum, eine Dame zum Tanz aufzufordern, weil man ihr eine Verlegenheit ersparen will, und so gehen die Jahre hin, und man wird alt, und das Leben war arm und leer."58 - Ein armes und leeres Leben muss offenbar das Schicksal solcher Gestalten wie Gieshübler sein, die durch ihre körperliche Versehrtheit auf dem >Markt der Liebenden< keine Rolle spielen. Aufgrund dessen wird Gieshübler aber auch von Effis Ehemann Baron von Instetten im Gegensatz zu Major Crampas nicht als Nebenbuhlerwahrgenommen, selbst wenn er der jungen Frau „fast taglich kleine Aufmerksamkeiten"59 zukommen lasst und dadurch schon fast wie ein Vereh- rer anmutet, aber nicht als solcher erkannt - Oder gar akzeptiert - wird.
In dieser durch geheimes Begehren so hoch erotisch aufgeladenen Erzahlung Fontanes wird der behinderte Alonzo Gieshübler also zum Auttenseiter der Liebschaften, schafft es aber durch seinen asketischen Verzicht auf romantische Liebe und sexuelles Begehren seinen Platz im gesellschaftlichen Gefüge einzunehmen, zu halten und offensichtlich sogar geschatzt zu werden, wenn auch zu einem hohen Preis.
[...]
1 HARLE, Gerhard: Mannerweiblichkeit. Zur Homosexualitat bei Klaus und Thomas Mann. 3. Auflage. Philo Ver lag: Berlin 2002, S. 130
2 GELDSZUS, Oliver Kurt-Georg: Verzicht und Verlangen. Askese und Leistungsethik in Werk und Leben Thomas Manns. Wissenschaftliche Schriftenreihe Germanistik. Bd. 12. Verlag Dr. Koster: Berlin 1999, S. 240
3 Zitat HARLE 2002, S. 45: „Hans Mayer nannte als erster den Zusammenhang von Thomas Manns homosexu ellen Wünschen und seinem literarischen Produzieren eine »Notwendigkeit«“
4 Gestalterische Ahnlichkeiten tauchen auch im eigenen Werk Manns auf, denn Friedemann ist nicht die einzige Figur, die der Autor mit dem Marker der Behinderung versehen hat: Eine Sonderrolle nehmen beispielsweise auch der verwachsene Cipolla aus Mario und der Zauberer, Klaus Heinrich aus Königliche Hoheit und andere Figuren ein, die sich durch ihre Versehrtheit vom allgemeinen Hintergrund der Erzahlungen abheben. Aus Platzgründen werden diesejedoch nur sporadisch Eingang in die Untersuchungfinden können.
5 MANN, Thomas: Der kleine Herr Friedemann. In: Detering, Heinrich et al. (Hrsg.): Thomas Mann. Frühe Erzahlungen. 1893 - 1912. Bd 2.2. S. Fischer Verlag: Frankfurt a. M. 2004; im Folgenden zitiert mit „MANN (DkHF) 1897", S. 92
6 MANN 1897 DkHF, S. 107f
7 ebd., S. 117
8 ebd., S. 118
9 MANN, zitiert nach: unter anderem (vgl.) ERMISCH, Maren: Die Kontrafaktur des buckligen Mannleins. Eine Malerarbeit und Der kleine Herr Friedemann. In: Detering, Heinrich/Ermisch, Maren/Wisskirchen, Hans(Hrsg.): Verirrte Bürger: Thomas Mann und Theodor Storm. Tagung in Husum und Lübeck 2015. Thomas-Mann-Stu- dien. Zweiundfünfzigster Band. Vittorio Klostermann: Frankfurt a.M. 2016, S. 113 und (vgl.) VON DER LÜHE, Irmela: „Die Amme hatte die Schuld." Der kleine Herr Friedemann und das erzahlerische Frühwerk Thomas Manns. In: Sprecher, Thomas (Hg.): Liebe und Tod - In Venedig und Anderswo. Die Davoser Literaturtage 2004. Thomas-Mann-Studien. Dreiundreiliigster Band. Vittorio Klostermann: Frankfurt a.M. 2005, S. 47
10 (vgl.) VON DER LÜHE 2004, S. 47
11 REED/HERWIG 2004, S. 47
12 (vgl.) REED/HERWIG 2004, S. 45
13 Zum Beispiel in PRECHTL-FRÖHLICH, Ulrike: Die Dinge sehen, wie sie sind. Melancholie im Werk Thomas Manns. Europaische Hochschulschriften. Reihe I. Deutsche Sprache und Literatur. Bd./Vol. 1784. Verlag Peter Lang: Frankfurt a.M. 2001 und GELDSZUS 1999
14 (vgl.) KRISTIANSEN, Bprge: Thomas Mann und die Philosophie. In: Koopmann, Helmut (Hg.): Thomas Mann Handbuch. 3. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a.M. 2005, S. 260
15 Es muss jedoch im Hinterkopf bleiben, dass derjunge Thomas Mann die Schriften Schopenhauers erst 1899 kennenlernte und damit in seiner Lesart der Schopenhauerschen Lehren stets Nietzsches Brille verbürgt war. (GELDSZUS 1999, S. 43f)
16 vgl. SAFRANSKI 1987, S: 31, nach GÖDDE, Günter: Schopenhauer und Nietzsche - zwei gegensatzliche Entwürfe der Lebenskunst: Themenschwerpunkt: Lebenskunst. Journal für Psychologie, 11 (3): 2003. unter https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/4003/ssoar-journpsycho-2003-3-godde-schopen- hauer_und_nietzsche_____________________ zwei.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-journpsycho-2003-3-godde- schopenhauer_und_nietzsche__ zwei.pdf(abgerufen am 09.03.2020), S. 258
17 GÖDDE 2003, S. 259
18 ebd.
19 PRECHTL-FRÖHLICH 2001, S. 35
20 (vgl.) PRECHTL-FRÖHLICH 2001, S. 35
21 GÖDDE 2003, S. 260
22 vgl. SCHOPENHAUER 1819, S. 469-zitiert nach GÖDDE, S. 261f
23 SAFRANSKI 1987, S. 173-zitiert nach GÖDDE 2003, S. 261
24 vgl. GÖDDE 2003, S. 262, bzw. SCHOPENHAUER 1819.S.471, zitiert nach GÖDDE 2003, S. 262
25 PRECHTL-FRÖHLICH 2001.S. 36
26 PRECHTL-FRÖHLICH 2001, S. 37
27 vgl. ebd., S. 39
28 GÖDDE 2003., S. 264
29 GELDSZUS 1999, S. 49
30 GÖDDE 2003, S. 264
31 NIETZSCHE, zitiert nach DIERKS 2005, S. 289
32 DIERKS 2005, S. 289
33 (vgl.) ebd., S. 264f
34 GÖDDE 2003, S. 268
35 GELDSZUS 1999, S. 50
36 GÖDDE 2003, S. 266
37 GELDSZUS 1999, S. 19
38 (vgl). GELDSZUS 1999, S. 29
39 MANN bzw. NIETZSCHE, zitiert nach VON DER LÜHE 2005, S. 48
40 NIETZSCHE, Friedrich Wilhelm: Fragmente 1882 - 1885, Bd 4. http://www.proiekt.qutenberq.de/. Tredition Classic: Hamburg 2011, S. 108
41 REED/HERWIG 2004, S. 48
42 GÖDDE 2003, S. 268
43 GELDSZUS 1999, S. 303: „Sein [Thomas Manns] Askeseverstandnis bildete sich so gut wie ausschlielJlich aus der Philosophie Schopenhauers und Nietzsches heraus. Vor allem dessen Entlarvungspsychologie mit der Demaskierung der Askese in der Genealogie der Moral hatte eine lebenslangliche Wirkung auf Thomas Mann und fand vielfaltig Anwendung im Werk."
44 GELDSZUS 1999, S. 57: In Manns autobiographischem Essay On Myself heiIJt es aulierdem: „Vom .Kleinen Herrn Friedemann' zum ,Tod in Venedig' ... spannt sich der Bogen ... : Die Niederlage der Zivilisation, der heulende Triumph der unterdrückten Triebwelt." (MANN zitiert nach GELDSZUS 1999, S. 57); auch KRISTIANSEN 2005, S. 278
45 KRISTIANSEN 2005, S. 281
46 vgl. VAGET, zitiert nach GELDSZUS 1999, S. 58
47 Titel der Arbeit von ERMISCH 2016
48 vgl. beispielsweise LANGE-KIRCHHEIM, Astrid: Maskerade und Performanz - vom Stigma zur Provokation der Geschlechterordnung. Thomas Manns „Der kleine Herr Friedemann" und „Luischen". In: Börnchen, Ste- fan/Liebrand, Claudia (Hrsg): Apokrypher Avantgardismus. Thomas Mann und die Klassische Moderne. Wilhelm Fink Verlag: München 2008, S. 203
49 KRISTIANSEN, B0rge: Schopenhauersche Weltsicht und totalitare Humanitat im Werke Thomas Manns. Un- ter: https://www.schopenhauer.philosophie.uni-mainz.de/files/2019/02/1990 SchopThMann.pdf (abgerufen am 09.03.2020), S. 166f
50 VAGET, Hans Rudolf: Die Erzahlungen. In: Koopmann, Helmut (Hg.): Thomas Mann Handbuch. 3. Auflage. FischerTaschenbuch Verlag: Frankfurta.M. 2005, S. 538
51 VAGET, Hans Rudolf: Vom „höheren Abschreiben". Thomas Mann, der Erzahler. In: Sprecher, Thomas (Hg.): Liebe und Tod - In Venedig und Anderswo. Die Davoser Literaturtage 2004. Thomas-Mann-Studien. Drei- undreiliigster Band. Vittorio Klostermann: Frankfurt a.M. 2005 (im Folgenden zitiert als „VAGET 2005 TMS“, S. 15: Der Titel von Vagets Beitrag lautete „Vom ,höheren Abschreiben'" und bezieht sich auf einen Brief Thomas Manns an Theodor W. Adorno.
52 VAGET 2005, S. 538
53 VAGET 2005, S. 538
54 ebd., S. 551
55 vgl. REED/HERWIG 2004, S. 46
56 VAGET 2005, S. 551
57 LITERATURLEXIKON ONLINE: Theodor Fontane Figurenlexikon. Gieshübler, Dr. Alonzo. Universitat des Saarlandes. Fachrichtung Germanistik. unter: http://literaturlexikon.uni-saarland.de/index.php?id=6835 (ab- gerufen am 09.03.2020)
58 FONTANE - EffiBriest 1895, S. 8/72, zitiert nach LITERATURLEXIKON ONLINE
59 LITERATURLEXIKON ONLINE