In der vorliegenden Arbeit werde ich die wichtigsten Ansätze der Psychoanalyse in Anlehnung an die Theorie von Sigmund Freud darstellen. Dabei werde ich auf drei unterschiedliche Auslegungen eingehen, die durch ihren Kontext determiniert werden. Des Weiteren werde ich die psychoanalytische Theorie unter fünf Aspekten beschreiben, nämlich dem dynamischen, topografischen, strukturellen, genetischen und energetisch-dynamischen. Diese Einordnung ermöglicht meines Erachtens eine gewisse Struktur und bietet einen besseren Überblick über den Freudschen Ansatz. Außerdem werde ich mich dem Zusammenhang der Psychoanalyse mit der Pädagogik widmen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sigmund Freud als Gründer der Psychoanalyse
3. Psychoanalyse – Theorie
4. Die verschiedenen Aspekte der Freudschen Lehre
4.1 Dynamischer Aspekt
4.2 Topografischer Aspekt
4.3 Struktureller Aspekt
4.4 Genetischer Aspekt
4.5 Energetisch- dynamischer Aspekt
5. Der pädagogische Ansatz
6. Die Reflexion zum Referat
7. Schlussbemerkung
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werde ich die wichtigsten Ansätze der Psychoanalyse in Anlehnung an die Theorie von Sigmund Freud darstellen. Dabei werde ich auf drei unterschiedliche Auslegungen eingehen, die durch ihren Kontext determiniert werden. Im Weiteren werde ich die psychoanalytische Theorie unter fünf Aspekten beschreiben, nämlich dem dynamischen, topografischen, strukturellen, genetischen und energetisch-dynamischen. Diese Einordnung ermöglicht meines Erachtens eine gewisse Struktur und bietet einen besseren Überblick über den Freudschen Ansatz. Außerdem werde ich mich dem Zusammenhang der Psychoanalyse in Bezug auf die Pädagogik widmen, und im letzten Abschnitt meiner Arbeit reflektiere ich die Ausarbeitung meines Referats.
2. Sigmund Freudals Gründer der Psychoanalyse
Sigmund Freud gilt als der Ur-Vater/ Schöpfer der Psychoanalyse. Die Ursache für die Entstehung der Psychoanalyse verdanken wir dem Anreiz des Wiener Nervenarztes, das Rätsel der Hysterie zu entschlüsseln (vgl. Kutter/Müller 2008: 26). In den Jahren von 1887 bis 1904 entstanden in Zusammenarbeit mit Wilhelm Fleiß die wichtigsten Grundlagen der Psychoanalyse (vgl. ebd.). Bis heute wird die Psychoanalyse erweitert und modifiziert. Ihre Grundannahmen sind in vielen Wissenschaften zu finden.
3. Psychoanalyse- Theorie
Im Hinblick auf eine klare und eindeutige Definition von Psychoanalyse stoßen wir schon bei der Begriffsklärung auf das erste Hindernis. Selbst der Schöpfer der Psychoanalyse Sigmund Freud lieferte uns während seiner Arbeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. zahlreiche Definitionen seines Untersuchungsgebiets. Uwe. H Peters grenzt in seinem Wörterbuch der Tiefenpsychologie die Psychoanalyse in drei Bedeutungen ein (vgl. Peters 1978: 117). Als erstes sei sie „ein Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge, welche sonst kaum zugänglich sind“ (ebd.: 118). Hierbei handele es sich um die Aufklärung der unbewussten Handlungen und Gedanken. Die zweite Auffassung stellt Peters als „eine Behandlungsmethode neurotischer Störungen, die sich auf diese Untersuchung gründet“ (ebd.) dar. Demnach werden nach Peters verdrängte Erlebnisse ins Bewusstsein hervorgeholt, um sie mit Hilfe eines Psychoanalytikers zu verarbeiten und somit die Lösung eines Konflikts zu ermöglichen. Die dritte Definition beschreibt die Psychoanalyse als eine wissenschaftliche Disziplin mit „einer Reihe von psychologischen, auf solchem Weg gewonnenen Einsichten“ (ebd.). In meiner vorliegenden Arbeit werde ich mich nur dieser Bedeutung der Psychoanalyse als Disziplin widmen, indem ich einen Überblick über die theoretischen Modelle und das Entwicklungsschema von Freud geben werde.
4. Dieverschiedenen Aspekte der Freudschen Lehre
Man kann die Freudsche Theorie der Psychoanalyse grundsätzlich in fünf Ansätze differenzieren. Hierbei handelt es sich um „einen dynamischen, topographischen, strukturellen, genetischen und energetisch- ökonomischen Aspekt…“ (Schermer 2001: 19).
4.1 Der dynamische Aspekt:
„Er postuliert die Bedeutung von angeborenen Trieben, welche psychische Energie bereitstellen und auf diese Weise die treibende Kraft für menschliches Verhalten und Handeln darstellen“ (ebd.: 20). Hierbei ist die Anlehnung der psychischen Energie an die physikalischen Gesetzmäßigkeiten ersichtlich, das heißt die Energie muss fließen und wird somit beispielweise in Angst oder organische Struktur umgewandelt (vgl. Miller 1993: 116). Bei der Frage nach dem Ursprung der psychischen Energie orientiert sich Freud an den biologischen Naturgesetzen. Demzufolge stecken in jedem menschlichen Wesen verschiedene Instinkte, die Reize auslösen und deren Folge die Entstehung eines Bedürfnisses sei (vgl. ebd.: 117). Der wichtigste Ansatz der angeborenen Triebe seien nach Freud zwei Elementare Triebe: der Eros (Lebenstrieb) und der Destruktionstrieb (Todestrieb) (vgl. ebd.). Wie sich aus beiden Begriffen ableiten lässt, stellen sie zwei konträre Eigenschaften dar. Hierbei ist ersichtlich die ambivalente Beziehung, auf die Freud in seinen Theorien öfters zugreifen wird. Diese zwiespältige Deutung lässt sich analog in allen Lebensbereichen vorfinden. Nach Freud verfügt jeder Instinkt über vier charakteristische Eigenschaften, die seien die Quelle, das Ziel, das Objekt und der Drang (vgl. ebd.). Diese Systematisierung veranschaulicht uns die Funktion dieser Instinkte. Dies wiederum ermöglicht uns das Entschlüsseln bestimmter Handlungsweisen. Freud maß den Trieben bzw. Instinkten eine enorme Bedeutung bei. Laut ihm stellen sie eine Energiequelle des menschlichen Handelns dar und durch ihre Vielfältigkeit lassen sie sich miteinander vermischen, ersetzen, teilweise oder über Umwege befriedigen (vgl. ebd.: 118). Die Freudsche Annahme, dass das menschliche Leben durch Triebe gesteuert wird, fand nicht bei allen Wissenschaftlern Zuspruch (vgl. Miller 1993: 116).1
4.2 Der topografische Aspekt:
Darunter „versteht man die Annahme unbewusster, bewusster und vorbewusster psychischer Vorgänge und Qualitäten.“ (Schermer 2001: 20). Die Funktion der obigen Vorgänge veranschaulicht am besten das so genannte Eisbergmodell.
Demzufolge schrieb Freud dem Unbewussten die größte Bedeutung zu (vgl. ebd.). Miller fasst dies wie folgt zusammen: "Als Unbewusstes werden im wesentlichen Gedanken und Gefühle bezeichnet, die verdrängt und deshalb unbekannt sind. Ohne bestimmte Veränderungen oder Interventionen, […] kann dieses Material nicht ins Bewusstsein dringen." (Miller 1993: 125). Weiterhin bezeichnet sie als das Vorbewusste den Übergang zum Bewusstsein. Demnach seien das Gedanken, die im aktuellen Moment nicht bewusst sind, dennoch jederzeit zu bewussten Inhalten aktiviert werden können. Den dritten Vorgang der psychischen Funktion stellt das Bewusstsein dar, und wie der Name schon impliziert, ordnet man dem alle im jetzigen Moment aktuell bewussten Inhalte zu (vgl. ebd.). Wie die obige Darstellung von Ruch/Zimbardo veranschaulicht, verfolgen das Bewusste und Unbewusste konträre Interessen. Während das Unterbewusstsein ausschließlich der Lustbefriedigung dient und nur darauf ausgerichtet ist nur Bedürfnisse zu stillen, befasst sich das Bewusstsein mit realitätsbezogenen Belangen.
4.3 Der strukturelle Aspekt:
„Im strukturellen Modell, der sog. Instanzenlehre, differenzierte Freud (1923) drei Bereiche der Persönlichkeit nämlich Es, Ich und Über-Ich.“ (Schermer 2001: 20). Miller fasst die drei psychischen Instanzen wie folgt zusammen: „ […], das Es ist der Sitz biologisch begründeten Triebe, das Ich der Mechanismus zur Anpassung an die Realität, und das Über- Ich entspricht dem Gewissen.“ (Miller 1993: 119). Man kann den strukturellen Aspekt als eine Fortführung der topografischen Veranschaulichung betrachten. Wie bereits gesagt, dient das Unterbewusstsein ganz und gar der Lustbefriedigung, analog dazu stellt das Es den unzugänglichsten Teil unseres Individuums dar und ist ausschließlich triebgesteuert. Daraus lässt sich erschließen, dass das Es seinen Hauptsitz in dem unbewussten Teil unseres Systems hat. Miller sagt, dass die Energie des Es, die sich lediglich auf die Lustempfindung richtet, sehr mobil sei und sie sich von einem Objekt oder anderen Vorstellung entladen könne (vgl. ebd.). Das Es ist angeboren und unterliegt keinen moralischen Normen oder realen Gesetzmäßigkeiten. Da alleine die Lustbefriedigung unser Überleben nicht sichern kann, benötigen wir noch andere Fähigkeiten wie Wahrnehmung oder logisches und lösungsorientiertes Denken. Demzufolge bildet sich später in unserem Individuum das Ich, dessen Funktion nach Miller bei der Überprüfung der Realität und Führung in schwierigen Entscheidungen liege (vgl. ebd.: 120). Weiterhin schrieb sie dem Ich die Hauptfunktion in dem sog. Realitätsprinzip zu, in dem der psychische Apparat verschiedene Handlungsmöglichkeiten in Erwägung zieht, bevor er entscheidet welche Triebe befriedigt oder freigesetzt werden können (vgl. ebd.: 117). Kurz gefasst liegt die Rolle des Ichs in der Vermittlung zwischen dem Es und der Außenwelt in ständigen Ab- und Auswägung verschiedener Möglichkeiten. Die Suche nach einer Lösung kann in bestimmten Situationen das Ich überfordern, in dem zu viel Angst entsteht. An dieser Stelle spricht man von sog. Abwehrmechanismen, die die Realität verdrehen, wodurch sie die Angst nivellieren und somit das Ich schützen (vgl. ebd.: 121). Die letzte psychische Instanz bei der Beschreibung des strukturellen Ansatzes stellt das Über- Ich dar. Es wird analog zum Reifungsprozess eines Individuums nach dem Ich ausgebildet. Nach Miller setzt sich das Über-Ich aus zwei antagonistischen Elementen zusammen: dem negativen Gewissen und dem positiven Ich-Ideal (vgl. ebd.: 123). So schreibt sie dem Gewissen die Verbote der Eltern und dem Begriff des Ich-Ideals die richtigen/ idealen Verhaltensweisen zu. Kurz gefasst vertritt das Über-Ich die Moralvorstellungen in unserer Gesellschaft.
4.4 Der genetische Aspekt:
„Der genetische Aspekt beinhaltet die Vorstellungen zur Persönlichkeitsentwicklung, die an die unterschiedlichen Stadien der Entwicklung des Sexualtriebes gebunden ist und deshalb auch als psychosexuelle Entwicklung bezeichnet wird.“ (Schermer 2001: 21). Man kann die Sexualität als Erkennungszeichen der Psychoanalyse bezeichnen. Demnach hat Sigmund Freud fünf Stufen der Persönlichkeitsentwicklung herausgearbeitet, die Kinder auf eine charakteristische Art und Weise in ihrem Wachstum durchlaufen. Nach seinen Beobachtungen wird in verschiedenen Altersstufen das Lustempfinden durch einen bestimmten Körperteil empfunden wodurch eine sexuelle Erregung entsteht, die nach Entladung strebt (vgl. Miller 1993: 132). Er benannte die Stufen der frühkindlichen Entwicklung nach dem, welche Körperregionen für bestimmte Lebensabschnitte vorherrschend seien. Die einzelnen Phasen seien:
Ein Neugeborenes empfindet seine Lust und Unlust durch die Mundzone. Es erkundet die Welt durch seine oralen Erfahrungen wie Saugen, Kauen, Beißen und Schlucken. Diese Aktivitäten erzeugen beim Säugling sinnliche und lustbetonte Gefühle. Dominierend für diesen Lebensabschnitt ist der Wunsch des Einverleibens. Ein begehrtes Objekt ist die Mutterbrust und wenn die nicht erreichbar ist, verfällt der Säugling in Halluzinationen oder sucht ein Ersatzobjekt wie zum Beispiel eine Decke oder sein Finger. In 2 Die Darstellung der jeweiligen fünf Phasen fertigte ich in Anlehnung an den Text von Miller, Patricia: Freuds und Eriksons psychoanalytische Theorien. In: Miller, Patricia: Theorien der Entwicklungspsychologie, Spektrum, Heidelberg 1993, S. 131- 138 diesem Abschnitt wird der Bezug zur Umwelt entwickelt. Positiv erlebte Erfahrungen in dieser Phase führen zum Vertrauen sich selbst und Anderen gegenüber. Negative dagegen erzeugen Misstrauen und eine pessimistische Lebenseinstellung. Das Kind kann sich vor neuen Erfahrungen versperren und zu Ängstlichkeit neigen.
Die anale Phase: 2-3. Jahren
Die neuen Bedürfnisse der Kinder verlagern sich von der oralen Zone auf den After. Ähnlich wie in der oralen Phase erzeugt die anale Stimulation Lust und Frustration. In dieser Phase werden Kinder mit den gesellschaftlichen Normen der Sauberkeitserziehung konfrontiert, die zu Konflikten führen können. Freud sieht in Verbindung zum After einen kausalen Zusammenhang für eine Anzahl von bestimmten Handlungsweisen. Diese können sich in einem übertrieben unordentlichen bis zu einem extrem pedantischen Verhalten äußern. Das Ausscheiden und die Zurückhaltung von Defäkation symbolisiert nach Freud die Eigenschaften von Geben und Habgier, wonach sich das Kind zu einer großzügigen Person oder zu einer geizigen Person entwickeln kann. An dieser Stelle entsteht bei dem Kind gegenüber der Umwelt ein gereifteres Ich.2
Die phallische Phase: 3-5. Jahren
Kennzeichnend für die Phase sei die Existenz des Phallus bei Jungen bzw. das Nicht Vorhanden Sein bei Mädchen. Die Unlust und Lust entlädt sich durch den genitalen Bereich. Charakteristisch für diesen Lebensabschnitt ist der sog. Ödipuskomplex. Darunter versteht Freud die Liebes- und Hassempfindungen gegenüber dem andersgeschlechtlichen Elternteil. Die Auflösung des Ödipuskomplexes geschehe letztlich durch die Identifizierung des Kindes mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Dies stelle ein wichtiges Kriterium für die Sozialisation und Bejahung der eignen Geschlechterrolle dar. Eine nicht gelungene Überwindung dieser Phase könne dazu führen, dass die Kinder nicht der Lage seien selbstständig zu werden.
Latenzperiode: von 5 Jahren bis Pubertät
Die Triebregungen werden verdrängt und ihre Energie verlagert sich auf andere Lebensbereiche. Im Vordergrund stehe nach Freud die Beziehung zum gleichaltrigen Geschlecht und die Verinnerlichung der Anforderungen an die Umwelt. Hier bilde sich das Über-Ich und die Dynamik zwischen Ich, Es und Über- Ich nimmt ihren Lauf.
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1 http://www.teachsam.de/psy/psy_pers/psy_pers_freud/psy_pers_freud_5.htm
2 Die orale Phase: 1. Lebensjahr