Im Folgenden werde ich nach der Methode der psychoanalytischen Literaturwissenschaft, auf Basis der klassischen Psychoanalyse nach Sigmund Freud, das Kapitel 17 des Romanes „Nachdenken über Christa T.“ von der Autorin Christa Wolf, welcher im Jahre 1968 erschien, analysieren.
In meiner Methode werde ich die Aspekte des Autors und des Lesers nicht berücksichtigen und nur anhand des Textes eine Figurenanalyse, auf Basis der Psychoanalyse, der Titelfigur Christa T. vornehmen. Meine Analyse ist also nomenklatorisch. Dabei werde ich mich besonders auf Freuds Strukturmodell der Psyche beziehen, welches sich aus den Aspekten des Ich, des Es und das Über-Ich konstituiert. Das Ich steht für die Persönlichkeitsstruktur. Unter anderem ist es Aufgabe des Ichs, Es und Über-Ich zu integrieren. Das Es repräsentiert die Triebstruktur. Darin fällt die Libido und das Unbewusste bzw. Verdrängte. Das Über-Ich repräsentiert internalisierte Moral- und Wertvorstellungen. Es ist besonders durch die elterliche Erziehung geprägt und übernimmt beim Erwachsenwerden deren Rolle, als eine Form des Gewissens und einer richtenden Instanz.
Das Strukturmodell der Psyche gilt in der heutigen Forschung als widerlegt. Es findet sich jedoch, sowohl damals wie heute, aufgrund seiner Bildhaftigkeit, immer noch oft als Motiv in der Literatur, weswegen ich mich in meiner Analyse auf diesen Aspekt konzentriere.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Inhaltsangabe Kapitel 17
Depression
Hausbau
Affäre
Schlussteil
Literaturverzeichnis
Einleitung
Im Folgenden werde ich nach der Methode der psychoanalytischen Literaturwissenschaft, auf Basis der klassischen Psychoanalyse nach Sigmund Freud, das Kapitel 17 des Romanes „Nachdenken über Christa T.“ von der Autorin Christa Wolf, welcher im Jahre 1968 erschien, analysieren.
In meiner Methode werde ich die Aspekte des Autors und des Lesers nicht berücksichtigen und nur anhand des Textes eine Figurenanalyse, auf Basis der Psychoanalyse, der Titelfigur Christa T. vornehmen. Meine Analyse ist also nomenklatorisch. Dabei werde ich mich besonders auf Freuds Strukturmodell der Psyche beziehen, welches sich aus den Aspekten des Ich, des Es und das Über-Ich konstituiert. Das Ich steht für die Persönlichkeitsstruktur. Unter anderem ist es Aufgabe des Ichs, Es und Über-Ich zu integrieren. Das Es repräsentiert die Triebstruktur. Darin fällt die Libido und das Unbewusste bzw. Verdrängte. Das Über-Ich repräsentiert internalisierte Moral- und Wertvorstellungen. Es ist besonders durch die elterliche Erziehung geprägt und übernimmt beim Erwachsenwerden deren Rolle, als eine Form des Gewissens und einer richtenden Instanz.1 Das Strukturmodell der Psyche gilt in der heutigen Forschung als widerlegt. Es findet sich jedoch, sowohl damals wie heute, aufgrund seiner Bildhaftigkeit, immer noch oft als Motiv in der Literatur, weswegen ich mich in meiner Analyse auf diesen Aspekt konzentriere.
Die Krise des Ich, welche Christa T. in Kapitel 17 widerfährt, wird bei der Figurenanalyse eine zentrale Rolle spielen. Zudem werde ich auf die Psychopathologie der Protagonistin Christa T. eingehen, welche sich auch in Kapitel 17 manifestiert. Es wird jedoch auch auf einen anderen, sehr wichtigen Teil, der Erzählung verwiesen, um die These, dass Christa T. unter einer Depression leidet, zu untermauern. Zudem werde ich die Ursachen ihrer Ich-Krise beleuchten und in welchen Wechselwirkungen sie zueinanderstehen. Die ausbleibende Wunscherfüllung, auf die ich an späterer Stelle genauer eingehe, bedingt die bereits angedeutete Ich-Krise. Dies bezieht das Unbewusste mit ein und macht eine tiefergehende Analyse somit erforderlich.
In meiner Analyse werde ich die verschiedenen Aspekte beleuchten, welche Christa T.s Ich-Krise manifestieren, namentlich die Depression, den Hausbau und die Affäre. Diese Aspekte bedingen sich gegenseitig, weswegen eine trennscharfe Differenzierung an manchen Stellen nicht möglich ist. Ferner kann aufgrund der Limitationen, die eine Hausarbeit mit sich bringt, auf jeden Punkt nur oberflächlich eingegangen werden und andere Aspekte müssen komplett außen vorgelassen werden.
Als Erstes werde ich meine These erläutern, dass Christa T. Depressionen hat und dies mit einem kleinen Exkurs außerhalb von Kapitel 17 untermauern. Danach zeige ich, wie sie sich in Kapitel 17 äußert und wodurch sie bedingt wird. Hier werden der Hausbau und der Affäre wichtige Aspekte sein, die noch ausführlich behandelt werden.
Daraufhin werde ich mich dem Aspekt des Hausbaues widmen und beleuchten, welche Rolle das Haus in Christa T.s Wunscherfüllung und der damit einhergehenden Selbstverwirklichung spielt. Dabei soll deutlich gemacht werden, warum es für Christa T.s psychische Gesundheit so verheerend ist, dass es beim Bau schleppend vorangeht und wieso dies in einer Ich-Krise resultiert. Des Weiteren werde ich erläutern, wie die Metapher des Hausbaus psychoanalytisch gedeutet werden kann und wieso sich die Person der Christa T. in ihrem geplanten Haus widerspiegelt und welche Rolle die Erzählerin in der Person der Christa T. dabei einnimmt.
Als dritten und letzten Aspekt werde ich auf die Affäre eingehen, welche Christa T. mit einem Jagdfreund von Justus im Laufe des Kapitels aufnimmt. Dabei wird die Bewertung der Affäre durch die Erzählerin eine große Rolle spielen. Durch die Affäre, bzw. die Bewertung der Affäre wird ein Konflikt zwischen dem Es und und dem Über-Ich (welches durch die Erzählerin symbolisiert wird) ausgetragen. Diesem Konflikt versucht sich Christa T, bzw. das Ich Christa T.s zu bemächtigen. Es dient also als Instrument zur Lösung der Ich-Krise, ist aber gleichermaßen auch Teil der Manifestation.
Abschließend werde ich noch einmal meine Analyse in ihren prägnantesten Punkten zusammenfassen und eine Kritik an der Methode durchführen.
Inhaltsangabe Kapitel 17
Das Kapitel 17 erstreckt sich in der verwendeten Ausgabe über die Seiten 174-186 und ist der Hausarbeit beigelegt.
Das Kapitel beginnt mit dem Satz „Man selbst, ganz stark, man selbst werden.“. Daraufhin thematisiert die Erzählerin kurz die Schwierigkeit dieses Satzes. Das Kapitel steht im Geiste dieser Problematik, respektive Christa T.s Schwierigkeit mit ihrem Ich und eine daraus resultierende Unruhe, weswegen sie eine Affäre eingeht, die, wie bereits angedeutet, sowohl Instrument zur Lösung als auch Manifestation der Ich-Krise ist.
Die Erzählung von Geschehenem beginnt mit einem Gespräch zwischen Christa T. und dem Charakter Blasing, der ihr, bezogen auf ihre Unruhe, rät, Menschen mit falschen Gefühlen zu begegnen. Dadurch könne sie diese nach Bedarf dosieren und durch diese Dosierung authentischer wirken, als es durch ungefilterte Emotionen möglich sei. Die Erzählerin rekonstruiert daraufhin retrospektiv die Ursachen für Christa T.s Unruhe und erzählt von einem Sommertag an der Ostsee, an dem Christa T. äußerst ausgelassen und glücklich beschrieben wird. Am Abend stellt Christa T. ihre Pläne für ein eigenes Haus vor, welche sie sehr detailliert beschreibt. Die Erzählerin und die übrigen Anwesenden reagieren zuerst skeptisch, da das Unterfangen sehr aufwendig sei und Hausbesitzer in der DDR gesellschaftlich verpönt waren. Jedoch schafft es Christa T., die Erzählerin und die Übrigen von der Existenzberechtigung ihres Hauses zu überzeugen, woraufhin sie auf ihr Projekt anstoßen. Im Laufe des Abends kommt Christa T. mit anderen HotelgästInnen in regen Austausch über ihr Projekt und tanzt ausgelassen.
Die Ich-Erzählerin berichtet, dass das Haus wie Christa T. es erdacht hatte, gebaut wurde. Jedoch hatte sie nur kurze Zeit in dem Haus gewohnt, bevor sie gestorben war. Die Kulisse des Sees, an dem das Haus liegt, und auf den sie aus dem Küchenfenster blicken kann, sowie die Dinge, welche sich im Haus befinden, werden von der Erzählerin beschrieben. Ferner erzählt sie, dass sie das Gefühl der Gegenwart Christa T.s beschlich, die sie wie ein Schatten heimzusuchen schien und was ihr täuschend real erschien, sodass sie sich zwingen musste, sich nicht umzudrehen und zu schauen, ob Christa T nicht in ihrem Sessel säße, indem sie häufig gesessen hatte.
Die Erzählerin wird von den Kindern gerufen, welche im Garten spielen und als sie nach draußen tritt, erkennt sie, dass sie bis vor einem Moment nicht nachvollziehen konnte, warum Christa T. das Haus bauen wollte, nun aber verstehe, dass Christa T. einen Ort brauchte, welcher ihr von Grund auf vertraut war. Diese Erkenntnis nicht früher gehabt zu haben, betrübt die Erzählerin und sie denkt nun, dass Christa T. die bestmögliche Lebensweise für sich selbst ausgesucht habe.
Die Erzählerin berichtet dann reflexiv von den Problemen, die beim Hausbau auftraten und Christa T. überwältigt haben. An einem Abend, an dem ihr Christa T. besonders mutlos erschien, bemerkte sie, dass es nicht nur um die Schwierigkeiten beim Haus geht. Das Gespräch wurde jedoch vertagt.
Daraufhin ruft Christa T. untypischerweise einige Tage später bei der Erzählerin an und erzählt, dass sie eine Affäre mit einem Jagdfreund von Justus (Christa T.s Ehemann) hat. Auf ihre Schilderung reagiert die Erzählerin mit der Assoziation der Romanfigur Madame Bovary. Auf die Aussage, dass ihr Ehemann von der Affäre weiß, reagiert die Erzählerin mit Unverständnis bezüglich Christa T.s Intention. Christa T. hinterfragt dabei die Meinung der Erzählerin (und mit ihr der Gesellschaft und ihr eigenes Über-Ich), dass sie dazu bestimmt sei, treu zu sein.
Die Erzählerin beschreibt mit Rückgriff auf Aussagen verschiedener nicht näher genannter Personen, die Entstehung der Affäre als üblich und schildert ein paar Aufeinandertreffen von Christa T. und dem, nicht namentlich genannten, Liebhaber. Justus leidet sehr unter dieser Affäre. Er neigt zu Wutausbrüchen, hat einen erhöhten Alkoholkonsum und berufliche Schwierigkeiten. Darunter leidet auch ihre Beziehung und sie können sich nicht zu ihren Problemen austauschen. Christa T. durchläuft in dieser Zeit eine Krise, die ihr Leben und besonders das große Projekt des Hausbaus betrifft. Dies verstärkt Christa T.s Depression2 und sie begibt sich noch tiefer in die Affäre hinein, um ihrer Gefühllosigkeit zu entgehen. Der daraus resultierende Schmerz ist besser, als nichts zu fühlen. Die Erzählerin reflektiert daraufhin, dass Christa T. mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, versuchte, sich mit den Gegebenheiten nicht abzufinden, auch entgegen der gesellschaftlichen Konventionen.
Die Ich-Krise zieht sich als roter Faden durch das Kapitel und äußert sich in den Aspekten der Depression, des Hausbaus und der Affäre. Auf diese Punkte werde ich im Folgenden chronologisch eingehen und anschließend einen Ausblick aus der Krise geben.
Depression
In einer Sammlung von Sigmund Freuds Schriften wird die Psychopathologie der Depression wie folgt charakterisiert.
„Weit verbreitetes, unspezifisches psychopathologisches Syndrom, das vor allem durch eine generelle Minderung und Beeinträchtigung der psychischen Funktionen gekennzeichnet ist. Charakteristisch sind durch Hemmung der psychischen Aktivität, der Verlust der Zukunftsbezogenheit, traurige, ängstliche, dysphorische oder anderweitig negativ gefärbte Stimmung mit entsprechenden Affektäußerungen. Im Bewußtsein dominieren negative, der Stimmung entsprechende Erlebnisinhalte (das Erleben der eigenen Insuffizienz, Schuldgefühle, Angst vor Krankheit, Verarmung etc.). Depressionen können durch die verschiedensten ursächlichen Faktoren bedingt sein. Sie treten auf im Rahmen psychosozial bedingter neurotischer Entwicklungen im Zusammenhang mit sozialer Isolierung und vor allem in Verlustsituationen, als endogene d.h. genetisch mitbedingte Erkrankungen (Zyklothymie) und auch im Gefolge körperlicher Krankheiten, insbesondere des Zentralnervensystems (Schädel-Hirn-Trauma, Arteriosclerosis cerebri u. a.). In den meisten Fällen sind mehrere der genannten pathogenen Faktoren beteiligt.“ 3
Genau darauf einzugehen, in welchen Passagen des Buches sich Christa T.s rezidivierende Depression äußert, und inwiefern sie sich in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen manifestiert, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, weswegen ich einen Teil der Erzählung exemplarisch hinausgreife. Zu nennen sei hier die Zeit von Christa T.s Studium, wo sie eine Phase der Suizidalität erlebt und von einem Arzt krankgeschrieben wird, der ihr zu einer Therapie rät, woraufhin sie sich aus dem Studium zurückzieht und aufs Land geht. Um noch einmal auf die Definition einzugehen, äußert sich ihre Depression in diesem Teil der Erzählung durch den Verlust der Zukunftsbezogenheit und generell negativ gefärbte Stimmung.4 Das Kapitel 17 steht im Geiste der Schwierigkeiten des Hausbaues und der Kommunikation mit ihrem Umfeld bezüglich ihrer Affäre und des Hausbaus. Daher gleitet Christa T. in eine erneute depressive Episode ihrer rezidivierenden Depression. Die Erzählerin berichtet, dass sie nur spärliche Aufzeichnungen aus jener Zeit von Christa T. hat, welche eigentlich einen Großteil ihres Lebens Tagebuch bzw. anderweitige Aufzeichnungen geführt hat.
Sie erlebt in dieser Zeit viele Zweifel. Sie lässt die gesellschaftlichen Ideen und Erwartungen ihr Selbstbild erschüttern, indem sie den Nutzen des Hauses anzweifelt und sich fragt, was sie mit ihrem von der Gesellschaft bereits als vergeudet angesehenem Leben noch anfangen soll.5
Sie spricht von der Möglichkeit eines Austausches mit Justus, welcher ihr aufgrund seiner momentanen beruflichen Schwierigkeiten jedoch nicht möglich sei. Es ist allerdings anzuzweifeln, ob ein Gespräch mit Justus eine ernsthafte Überlegung von Christa T. war oder lediglich ein Gedankenspiel, da Justus als Repräsentation eines gesellschaftlichen Rahmens gesehen werden kann. In diesem Rahmen kann sich Christa T. in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter relativ frei bewegen und sich gesellschaftlichen Erwartungen entziehen. Dies kann man beispielsweise damit untermauern, dass Christa T. nach der Heirat ihren Beruf als Lehrerin, in welchem sie unglücklich war, aufgibt.6 Justus erfüllt somit eine Funktion, die Christa T. ihm zugeschrieben hat. Abgesehen von seiner Funktion als Ehemann tritt er in der Erzählung jedoch nicht auf und auch auf sein Innenleben wird nur an wenigen Stellen und dann lediglich prototypisch eingegangen. Er ist kein mehrdimensionaler Charakter und seine eigenen Schwierigkeiten bewegen sich innerhalb seiner Rolle. Eine Zuwendung Christa T.s an Justus als Reflexionsfläche für ihr Innenleben erscheint deswegen unwahrscheinlich.
Christa T.s Zweifel zeigen sich in einem von der Erzählerin konstruierten Monolog besonders deutlich:
„Sie wußte, daß sie nichts denken konnte was nicht schon millionenmal gedacht, kein Gefühl aufbringen konnte, das nicht in seinem Kern durch Abnutzung verdorben war, und daß jeder ihrer Handgriffe von jeder anderen an ihrer Stelle gemacht werden konnte. Alle ihre Versuche, den toten Kreis zu verlassen, der sich um, sie gebildet hatte, kamen in schrecklichem Gleichmut nur immer wieder zu ihr zurück. Sie spürte wie ihr unaufhaltsam das Geheimnis verlorenging, das sie lebensfähig machte: das Bewußtsein wer sie wirklich war.“ 7
Inwiefern das Verlorengehen des Bewusstseins von Christa T.s Ich von ihrer Affäre und dem Hausbau bedingt ist, gehe ich in den folgenden Abschnitten ein. Zu nennen sei jedoch an dieser Stelle bereits, dass Christa T. gegen die Hemmung ihrer psychischen Aktivität, die Affäre als Instrument verwendet, was als Affektäußerungen bewertet werden kann.
Über Christa T.s Verlust der Zukunftsbezogenheit am Ende von Kapitel 17, werde ich in dem Abschnitt der Affäre noch zusätzlich beleuchten.
Hausbau
Der Bau des von ihr erdachten Hauses spielt eine große Rolle in Christa T.s Persönlichkeitsentwicklung. Im Buch kämpft sie immer wieder mit ihrer Nonkonformität in der stark ideologisch geprägten Gesellschaft der DDR. Sie hat Probleme in ihrem Studium, gilt als zu verträumt und unzuverlässig und ist in ihrem Beruf als Lehrerin unglücklich. Daher versucht sie, sich dem gesellschaftlichen System immer wieder zu entziehen. Sie sieht sich in dieser stark leistungsorientierten Gesellschaft in ihrer freien Lebensgestaltung eingeschränkt. Als sie eine Familie gründet, hat sie neue Kapazitäten und Möglichkeiten der Lebensgestaltung, welche, aufgrund des klassischen Familienbildes, welches auch in der DDR fest verankert war, überwiegend in einem gesellschaftlich akzeptierten Rahmen sind. Der Bau eines eigenen Hauses war nun die Möglichkeit, sich, aufgrund der abgelegenen Lage und Unkonventionalität, sowohl geographisch als auch ideologisch, gesellschaftlich zu distanzieren. Christa T. schafft es, sich durch die Absolutheit ihres Vorhabens gegen die Zweifel des Über-Ichs, im Buch, wie bereits angeschnitten, durch die Ich-Erzählerin repräsentiert, zu immunisieren. „Da sahen wir, daß es ja schon geboren war und daß niemand mehr das Recht hatte, es ins Nichtsein zurückzustoßen.“ 8
Auf die These inwiefern die Ich-Erzählerin das Über-Ich von Christa T. repräsentiert werde ich an dieser Stelle eingehen und dann anhand von Christa T.s Haus, als gängiges Motiv in der Psychoanalyse, verbildlichen.
Zuerst ist dafür die Erzählsituation zu betrachten, wir haben eine homodiegetische, vermeintlich variabel intern fokalisierte Ich-Erzählerin. Vermeintlich variabel aus dem Grund, dass die Ich-Erzählerin immer wieder Passagen konstruiert, in denen sie Christa T.s Innenleben beleuchtet. An dieser Stelle kann, die bereits im Abschnitt der Depression zitierte Passage auf S.184, als deutliches Beispiel genannt werden. Der Leser ist zwar deutlich auf die epistemologische Position der Erzählerin beschränkt, jedoch wird der Eindruck erweckt, dass Christa T.s Innenleben Teil der Position ist. Deswegen liegt eine fixierte interne Fokalisierung vor.
[...]
1 Vgl. Köppe/Winko : Neuere Literaturtheorien. 2.Auflage. Stuttgart: J.B. Metzler 2013 S.65 ff.
2 Hier benutze ich die Prämisse, dass Christa T. an Depressionen leidet. Ich werde diese These im folgenden Abschnitt ausführlich untermauern
3 Psychoanalyse. Ausgewählte Schriften zur Neurosenlehre, zur Persönlichkeitspsychologie, zur Kulturtheorie. Hrsg. v. Achim Thom. 3.Auflage. Leipzig: Philipp Reclam jun. 1984; S.456
4 Vgl. Wolf, Christa T., S.86 u.a.
5 Vgl. Wolf, Christa T., S.183/184
6 Wolf, Christa T., S.118 ff., u.a.
7 Wolf, Christa T., S.184