Diese Arbeit beschäftigt sich mit der interkulturellen Orientierung des Fremdsprachenunterrichts (FSU) bzw. Landeskundeunterrichts (LKU).
Die Diskussion um ein interkulturell orientiertes Fremdsprachenlernen ist immer im Kontext der Landeskunde zu finden. Der kulturbezogene Charakter des FSU betrachtet die Sprache nicht nur als Mittel, sondern als Teil menschlichen Daseins. Durch die Aneignung fremdsprachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten anhand des Erlernens einer fremden Sprache wird das Kulturbild des Fremdsprachenlernenden erweitert, indem er sich zugleich die eigenkulturellen Besonderheiten bewusst wird, dies führt zur Steigerung interkultureller Handlungsfähigkeit bzw. Kompetenz.
Infolge der Internationalisierung, Globalisierung und Veränderungen des Lebens auf dieser Welt werden zugleich bestimmte Einflüsse auf das Fremdsprachenlernen ausgeübt, wo eine neue Orientierung im Fremdsprachenunterricht gefordert wird, die zur Ausprägung von bestimmten politischen Erziehungsziele (Frieden, Völkerverständigung usw.) dient, um die Annäherung und Verständigung zwischen Menschen zu verstärken und möglichst die bedrohenden Weltumbrüche beizulegen.
Inhalt
1 Interkulturelles Lernen und Landeskunde
2 Kulturbezogenheit des fremdsprachlichen Landeskundeunterrichts
3. Fremdbilder
4. Begegnung
5 Probleme mit dem Begriffsverständnis der Interkulturalität
6 Interkulturelles Fremdsprachenlernen
Literatur
Anlage 1: Erweiterung des Kulturbildes und ihre Begleitbegriffe
1. Interkulturelles Lernen und Landeskunde
Infolge der Internationalisierung, Globalisierung und Veränderungen des Lebens auf dieser Welt werden zugleich bestimmte Einflüsse auf das Fremdsprachenlernen ausgeübt, wo eine neue Orientierung im Fremdsprachenunterricht gefordert wird, die zur Ausprägung von bestimmten politischen Erziehungsziele (Frieden, Völkerverständigung usw.) dient, um die Annäherung und Verständigung zwischen Menschen zu verstärken und möglichst die bedrohenden Weltumbrüche beizulegen.
Diese Ziele werden neu gesetzt, wo nicht nur auf die Entwicklung sprachkommunikativer Fähigkeiten der Lernenden beachten, sondern auch auf die Begegnung mit Menschen anderer Länder und Kulturen im Hinblick auf die eigenen und fremden Hintergründe.
Mit diesem umfassenden Feld befasst sich die interkulturelle Orientierung des Fremdsprachenunterrichts (FSU) bzw. Landeskundeunterrichts (LKU).
Seit dem Wechsel von der Landeskunde (LK) als Kontextwissen zu einer Disziplin im Rahmen zuerst kommunikativen und dann interkulturellen Zielen haben sich folgende Prinzipien nach ALTHAUS gesetzt:
- Das Grundprinzip des interkulturell -und handlungsorientierten FSU ist die Integration von Sprach- und Kulturlernen.
- Die Entwicklung der Kontrastierung landeskundlicher, kultureller Gegenstände ausgehend von den Reflexionen über Selbst- und Fremdbilder bzw. Stereotypisierungen und von länderspezifischen Unterschieden bzw. regionenspezifischen kulturkontrastiven Kriterien.
- Die Forderung nach interdisziplinärer Zusammenarbeit zur Erarbeitung landeskundlicher Themen.
- Neufassung landeskundlicher Themenkomplexe statt eines Themenkanons:
- Die Vermittlung kulturell-gesellschaftlicher Themen in Bezug auf inter- oder transkulturelle Handlungskompetenz und in Verbindung mit Sprachvermittlung.
- Zu kritisieren ist die Vernachlässigung des Basis- und Fachwissens.
- Der Einsatz literarischer Texte.
- Einbettung alltags- und gegenwartsorientierter landeskundlicher Themen in historische, mentalitäts- und gesellschaftsgeschichtliche Ansätze.
- Die Etablierung neuer Typus landeskundlicher Lehrwerke für Fortgeschrittene ausgehend von dem Prinzip der Verknüpfung von Spracherwerb und Kulturkenntnis. (vgl. ALTHAUS 1999: 398 f. )
Alltagskulturelle, anthropologische und mentalitätsgeschichtliche Themen sind Landeskundethemen, die eine kulturspezifische Semantik haben. Das Ziel des Sprachunterrichts soll von Anfang an nicht nur die Herausbildung einer Sprachkompetenz, sondern auch einer Kulturkompetenz sein. Die Zielsetzung eines Fremdsprachenlernenden ist die Entwicklung seiner Kommunikationsfähigkeit, aber keine Sprachfähigkeit, die die Muttersprachler besitzen, denn erklärt KAIKKONEN (2002: 5) „eine muttersprachliche Sprachfähigkeit und -richtigkeit aber von einem Fremdsprachenlernenden zu verlangen oder ihm von Anfang an als Ziel vor Augen zu stellen, ist übertrieben und lerntheoretisch unbegründet.“
Beim Erlernen einer Sprache verfügt man also nicht nur über die erworbenen Sprachkenntnisse und- fertigkeiten sondern auch über entsprechende Kulturkompetenzen. Denn laut ZEUNER, [...]Kulturverstehen und Fremdverstehen (d.h. die eigene und die fremde Kultur besser begreifen zu lernen) tritt als gleichberechtigtes Lernziel neben dem Ziel fremdsprachlich-kommunikativer Kompetenz. Das betrifft selbstverständlich die SPRACHPRAKTISCHE AUSBILDUNG ebenso wie den FACHSPRACHLICHEN UNTERRICHT, da auch Fachsprachen nicht nur in fachlichen sondern auch in kulturellen Bezugsrahmen existieren. (ZEUNER 1998: 5)
Dazu gehören das Wissen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der eigenen und der fremden Kultur und eine strategische Kompetenz nicht zur Vermeidung aber vielmehr zur Analyse und zum Korrigieren der Missverständnisse und Fehlverhalten in der Begegnung. Also die interkulturelle Dimension eines Sprachunterrichts sollte große Rechnung tragen, um eine umfassende Sprachhandlungskompetenz zu führen.
Interkulturelles Lernen wird zurzeit im FSU als bedeutende Zielvorstellung eingesetzt. Dieser Begriff wird nach KAIKKONEN (2002: 3) sowohl in Bezug auf „das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen und Rassen sowie auf die darauf zurückzuführenden Probleme“ in einer Gesellschaft, die hohen Ausländeranteil enthält oder die traditionell multikulturell ist, als auch auf die Erziehung eigener Staatsbürger für inter-nationale Zusammenarbeit und Globalisierung, in einer Gesellschaft, die wenigen Ausländeranteil hat, interpretiert.
Mehrsprachigkeit, Anti-Rassismus, Handlungsorientierung und fächerübergreifendes Arbeiten sind nach POMMERIN (1999: 528-530) die bekannten Prinzipien und Merkmalen Interkulturellen Lernens. Empathie, Frustrationstoleranz, Konfliktfähigkeit und Sozialkompetenzen sind auch die grundlegenden Schlüsselqualifikationen für Interkulturelles Lernen.
Das interkulturelle Lernen dient zur Entwicklung der Identität der Lernenden, denn er bietet ihm, seine Identität in Richtung multikultureller Identität zu erweitern. Es wird also versucht, mit kulturellen Differenzen innerhalb eines Klassenzimmers offen und bewusst umzugehen. (s. Anlage 1: S. 18) (KAIKKONEN 2002: 7)
Die Evaluation im postmodernen FSU wird nach KAIKKONEN (2005: 304) so ausgesehen, Lernerautonomie (Selbstgesetzgebung) und Authentizität (Selbstübereinstimmung) zu fördern statt Tests und Klausuren. Der Lernende ist also selbst verantwortlich für das Übernehmen seines eigenen Lernens, für die Beurteilung seiner sprachlichen Leistungen und Lernstrategien und für die Vorbereitung seiner Zukunft. Die Aufgabe des Lehrers besteht also darin: die Gewährleistung der Authentizität des Unterrichts, das Anbieten interkultureller Begegnungen, das Anregen der Neugier, das Anleiten der Wahrnehmung fremdsprachlichen Verhaltens und die Verwendung lebensnaher Lehrmaterialien.
2. Kulturbezogenheit des fremdsprachlichen Landeskundeunterrichts
Das Erkennen, das Verstehen, das Erklären und das Akzeptieren fremden Verhaltens sind die Zielvorstellungen eines interkulturell orientierten FSU bzw. LKU. Man hat Einigkeit darüber, dass jede Kultur von der anderen unterschiedlich ist und verfügt noch dazu über eine gewisse Besonderheit. Die Kulturen können aber trotzdem voneinander lernen. Die Sprache als Kommunikationsmittel gibt die Möglichkeit für den Fremdsprachenlernenden mit dem fremden Kommunikationspartner als Vertreter einer anderen Kultur zu kommunizieren.
Der Lernende muss also über ausreichende sprachliche Kenntnisse verfügen und zugleich über die Fähigkeit und Fertigkeit, non-verbales Verhalten richtig zu interpretieren, damit er kulturelle Missverständnisse abbauen könnte und interkulturelle Verständigung als Lernziel im Unterricht anstreben könnte. Eine gute Vorbereitung der Lernenden auf interkulturelle Kommunikation bzw. Begegnung sollte in Betracht die gewonnenen Stereotype von Eigenem und Fremden, die bereits jeder Lernende seit Kindheit hat, ziehen.
Ein kulturorientierter FSU bzw. LKU könnte eine gemeinsame Verständigungsbasis aufbauen, die von den Kommunikationspartnern bestimmte Voraussetzungen verlangt, die umfassen: ausreichenden Erkenntnisse über Zielspracheland und seine Kultur, die empathische Fähigkeit, die offene Haltung; die Verstehenskompetenz, die Überprüfung der Kommunikationsfähigkeit anhand der Begegnung mit einem Muttersprachler und die Unterstützung des Kommunikationspartners mit schwächeren Sprachkenntnissen. (vgl. KAIKKONEN 1994: 58)
Jeder Lernende bringt Vorstellungen, Ängste, Klischees und Vorurteile über die fremde Sprache und fremde Kultur mit. Deutschunterricht bzw. Landeskundeunterricht ist die erste Begegnung und Auseinandersetzung des Lernenden mit der fremden Sprache und Kultur darzustellen, wo die Lernenden das eigene kulturelle Vorverständnis verstärkt, verändert oder relativiert werden könnten.
Das gezielte Wahrnehmungstraining ist eine Voraussetzung für die Entwicklung eines interkulturellen Lernens und Verstehens. KRUMM stellt fest, dass unsere Bilder von einem Land von unseren Vorstellungen und nicht von objektiven Gegebenheiten kommen, deswegen sollte dieses Vorverständnis im Deutschunterricht bzw. im LKU bewusst gemacht und relativiert werden. KRUMM hat folgende Zugangsweisen vorgeschlagen, um den Lehrer seinem LKU eine interkulturelle Orientierung zu geben:
a) Gezieltes Wahrnehmungstraining und Sensibilisierung für eigenkulturelle Prägungen (Lehrwerke „Sichtwechsel“, „Sprachbrücke“);
b) Bewußte Konfrontation /Bewußter Vergleich eigenkultureller Prägungen und Manifestationen mit den kulturellen Manifestationen der deutschsprachigen Länder (Lehrwerk „Sprachbrücke“);
c) Bedeutungsrecherchen und Bedeutungscollagen (Beispiele in „Sichtwechsel“ u. a.);
d) Kulturkontrastive Erfahrungen sammeln: eigene Erfahrungsberichte von Lehrern und Schülern, Gäste aus Deutschland einladen;
e) Vorwissen aktivieren: Assoziogramme, muttersprachliche Informationsquellen nutzen (z. B. Zeitungen, Fernsehen);
f) Recherchen (vgl. Heft 4/1991 von FREMDSPRACHE DEUTSCH). (KRUMM 1992:19)
Im interkulturellen Lernen ist es auch nach ALTHAUS sinnvoll, [D]die Zuschreibungsprozesse kultureller Eigenarten ins Bewusstsein zu heben, die Wahrnehmungs- und Deutungsmuster zu reflektieren und die Konstruktion von Fremd- und Selbstbildern nachzuvollziehen. (…) Erst dann lassen sich tatsächlich kulturelle Phänomene von sozialen, politischen, geschlechtsspezifischen trennen, lassen sich Differenzen oder Konvergenzen jenseits der Klischees entdecken. Nur so werden wir in der Lage sein, angemessenes Wissen zu vermitteln und Empathie zu fördern. (ALTHAUS 1994: 115)
3. Fremdbilder
Die Debatte zum Begriffspaar 'fremd/eigen' in seinen verschiedenen Geltungsräumen (politische, soziale und psychische Dimension) bleibt offen. Das Fremde ist als Lernfeld zu betrachten, indem nach BAUSINGER (1987: 6) „[…] die Fremde nicht nur Erlebnisraum ist, sondern bewußt gesuchtes (und oft: besuchtes) Lernfeld.“
DORFMÜLLR-KARPUSA (1994:38) meinte folgendes: „Das Eigene steht für die Kontinuität und das Fremde für das Neue, das Unerwartete, das Kreative. Die Menschheit lebt von dem Zusammenspiel beider.“ Die Lernenden sollen zum kritischen Nachdenken über die Bilder und deren Realitätsbezug angeregt werden. Ihre Fähigkeit, sich in die Situation der Anderen zu versetzen, durch den Versuch, den anderen zu verstehen, auf ihn einzugehen und Kompromisse zu finden.
Nach KRUMM (1995:157-159):
Lernende im Deutschunterricht werden für fremde Kultur sensibilisiert, sie erlernen „Empathie“, „kritische Toleranz“ und „Fähigkeit zur Konfliktbewältigung“ sowie „Strategien und Fertigkeiten im Umgang mit fremden Kulturen“, sie absolvieren ein systematisches Wahrnehmungstraining, um Prozesse des Selbst- und Fremdverstehens zu erfahren, Ethnozentrismus abzubauen, eigene Normen und Wertvorstellungen in Frage zu stellen und die eigene Kultur neu zu sehen. (KRUMM 1995: 157-159)
Die LK reproduziert vorfindliche Fremdbilder oder wirkt an der Produktion neuer Fremdbilder mit einerseits, andererseits vermittelt sie differenzierte Bilder vom Fremden. LK hat nach ALTHAUS (1994: 110) als doppelseitige Aufgabe: „die Konstruktion des Typischen wie die Dekonstruktion des Stereotypen.“ ALTHAUS stellt fest, dass die Fremdbilder sind schicht- und gruppenspezifisch unterschiedlich verteil bzw. ausgeprägt und können unterschiedliche Funktionen erfüllen. Das macht die Begegnung des Fremden schwieriger.
4. Begegnung
Die Begegnung mit den Menschen anderer Kulturen könnte zu Missverständnissen führen, wenn diese Ausdrucksformen falsch interpretiert sind bzw. der ungenügenden Kenntnis der Kultur - und Gesellschaftsstruktur dieses Volkes, darunter formulierte PICHT (1990: 9): „Begegnung zwischen Menschen ist immer auch die missverständnisträchtige Begegnung zwischen den Kulturen, denen sie entstammen.“ Dadurch werden auch schlechte Haltungen gegenüber den Menschen fremder Kultur angestrebt.
Im Rahmen der Fremdsprachenausbildung können diese Haltungen revidiert, anhand der Vermittlung von Kenntnissen über die Menschen anderer Kulturen, und dabei das interkulturelle landeskundliche Zusammenleben zu lernen und zu lehren, um das Bewusstsein der Lernenden gegenüber anderen Kulturen zu erwachsen.
Fremdsprachenlernen bzw. LKU könnte den Beitrag zur Verständigung und zur Begegnung anderer Kulturen im Hinblick auf die Entwicklung und Steigerung des sprachlichen Könnens leisten, wobei positive Einstellungen und Verhaltensweisen angestrebt werden.
Das Zusammenleben der Kulturen innerhalb eines Landes erfordert Kenntnisse über die entsprechenden Kulturen, die mittels des Landeskundeunterrichts erreichbar wird. Der interkulturelle FSU sollte einen Beitrag zum Verstehen unterschiedlichen kulturellen Verhaltens und zur Fremdbegegnung leisten, damit die interkulturelle Kommunikationsfähigkeit der Lernenden entwickelt.
Laut KAIKKONEN (2002: 4) eine gelungene fremdkulturelle Begegnung bezieht sich vor allem auf eine zwischenmenschliche Begegnung, die einen dialogischen Charakter hat, indem das Ziel des interkulturellen FU ist, „interkulturelle Begegnungen so erfolgreich wie möglich meistern zu können, bei denen Sprache, anderes kulturbedingtes Verhalten, Toleranz, Ambiguität, zwischenmenschliche Verständigungsbemühungen, adäquate Interpretation und Maßnahmen eine zentrale Rolle spielen.“
Man geht von der Annahme aus, dass interkulturelle Begegnung an Interessen orientiert ist. Das starke Interesse am Fremden als didaktisches Potential hat das Interesse am Eigenen zur Voraussetzung, in inhaltlicher wie in methodischer Sicht.
Darunter formuliert RUG:
Ohne eine Definition der eigenen (der „nationalen“) Identität bleibt die Begegnung mit dem Fremden konturenlos und beliebig. ...dass ein solcher Deutschlandkunde- Unterricht als interkulturelle Begegnung mit einem Formenschatz kooperativen Verhaltens wirkliches Lernen in Gang bringt, also nicht nur am Objekt sich festmachendes Wissen oder urteilen bewirkt, sondern eine die weitere Lebensgestaltung beeinflussende Blickerweiterung eröffnet, hin auf den internationalen und interkulturellen Horizont einer friedlicheren Weltgesellschaft, wo die Akteure aus der Beschränktheit ihres Konkurrenzverhaltens heraustreten und sich als kluge, informierte, intelligente und gleichberechtigte Partner füreinander interessieren und sich wichtiges zu vermitteln haben. (RUG 1987: 48-49)
Die drei Ebenen zur LK im Rahmen eines Begegnungskonzeptes sind nach KRUMM (1999: 44-57) Zugang über die Sprache, über die Menschen und ihr Handeln und über Manifestationen, diese können die Begegnungen ermöglichen.
Der zentrale Zugang der Begegnung der Lernenden mit der anderen Kultur ist die Sprache. Die sprachliche Vielfalt des deutschen Sprachraumes als Thema im LKU bedeutet nach KRUMM […], die mit den unterschiedlichen Wörtern und Wendungen transportierten unterschiedlichen sozialen und kulturellen Verhältnisse herauszuarbeiten. … es handelt sich hier eben nicht nur um linguistische Varietäten im engeren Sinne, sondern um die kulturelle Prägung von Sprache, um den Zusammenhang von Sprache und jeweiliger ''nationaler Identität''. (KRUMM 1999: 44-45)
Der zweite Zugang orientiert sich an dem, was auch als ‚Leutekunde‘, als handlungsorientierte LK bezeichnet wird. Medien insbesondere Fernsehen, Tourismus, Migration sind unterschiedliche Wege zur Begegnung mit fremden Menschen. Der dritte Zugang (''Grenzen'' als Ausgangspunkte der Landeskunde) wird auch mit Manifestationen bezeichnet, die Grenzen und Grenzerfahrungen darstellen. Manifestationen bedeuten nach KRUMM (1999: 51): „dem Aufsuchen derjenigen institutionellen, historischen, kulturellen Gegebenheiten, die das Beziehungsgefüge für unsere Alltagskultur herstellen.“ Er erklärte weiter:
Die Betonung von Grenzen und Unterschieden sollte nicht Nationalismus und Rassismus stärken, sondern zur Anerkennung der Pluralität von Denkerfahrungen und Lebenswelten führen. Die Betonung von Unterschieden und ein kulturkontrastives Vorgehen dürfen sich nicht im Beschreiben der Fakten erschöpfen. (KRUMM 1999: 57)
Die Implementierung des interkulturellen Ansatzes ist auch von der Schwierigkeit „weltweiter Differenzierungen im Hinblick auf die reale Teilhabe an Macht, Wohlstand und kultureller Wertschätzung und deren geschichtliches und aktuelles Zustandekommen“ (BARKOWSKI 1999: 498 f.) konfrontiert, wobei die Einordnungen der Wertungen beispielsweise unterentwickelt vs. hochentwickelt, arm und reich u. a. verinnerlicht sind und die Gleichheits- bzw. Ungleichheitsverhältnisse subjektiv wahrgenommen werden. (vgl. ebd.: 498 f.)
Die interkulturelle Begegnung ist zwischen Angehörigen der „industriellen bzw. ökonomisch hochentwickelten, modernen (westlichen) Kultur“ und den „vorindustriellen bzw. ökonomisch unterentwickelten (östlichen) Kulturen.“ (vgl. KANDIL 2000: 109)
Begegnung als reale Face- to- Face-Situation oder über Simulationen, Texte oder Lehrwerke passiert. Laut KRUMM:
Der Begriff zielt auf die Gleichwertigkeit von eigen und fremd, auf die Beachtung der Übereinstimmungen wie der Unterschiede, auf Begegnungsgeschichte, wie sie sich u. a. in Texten dokumentiert, und auf die Gegenwart. (KRUMM 1999: 38)
Die Voraussetzung der Begegnung ist die Toleranz. HANSEN versucht in diesem Zitat uns zu erklären, wie unsere Unfähigkeit, mit den Unterschieden umzugehen, schuldig für Diskriminierungen ist:
Die Tatsache, daß Unterschiede bestehen- entweder objektiv oder in der Wahrnehmung- muß nicht zur Betonung dieser Unterschiede führen.
Die Tatsache, daß entlang dieser Unterschiede ganze Gruppen diskriminiert werden, erklärt sich nicht aus dem Vorhandensein der Unterschiede.
Die Tatsache, daß bestimmte Unterschiede zu bestimmten Zeiten gewissermaßen Konjunktur haben und andere Unterschiede zeitgleich nicht betont werden, liegt nicht an den Unterschieden.
Die Tatsache, daß manche Gemeinsamkeiten nicht wahrgenommen werden, dafür aber Unterschiede betont werden, liegt weder an den Gemeinsamkeiten, noch an den Unterschieden. (HANSEN 1996: 113)
„ Erst die Fähigkeit zur Distanz gegenüber der eigenen kulturellen Prägung schafft die Offenheit für Begegnung mit einer anderen Kultur, “ stellt KRUMM (1999: 39) fest.
5. Probleme mit dem Begriffsverständnis der Interkulturalität
Es scheint zuerst wichtig den Begriff ‚Interkulturell oder Interkulturalität‘ zu definieren. Nach WERNER/KWIATKOWSKI:
Inter : zwischen, untereinander“ und Kultur ist :“ das von Menschen zu bestimmten Zeiten in abgrenzbaren Regionen in Auseinandersetzung mit der Umwelt in ihrem Handeln Hervorgebrachte (Sprache, Religion, Ethik, Institutionen wie Familie, Staat usw., Recht Technik, Kunst, Musik, Philosophie, Wissenschaft), auch der Prozess des Hervorbringens der verschiedenen Kulturinhalte und -modelle (Normensysteme und Zielvorstellungen) und entsprechender individueller und gesellschaftlicher Lebens- und Handlungsformen […]“ (WERNER/KWIATKOWSKI 1987: 257)
Aus dem Zitat lässt man feststellen, dass die Gesamtheit dieser geistigen und künstlerischen Ausdrucksformen bzw. Kulturelement die individuelle und gesellschaftliche Lebens- und Handlungsformen jedes Volkes charakterisiert. Der Begriff wird vielmehr als Modewort verwendet wie kommunikativer Unterricht.
In der interkulturellen Kommunikation wird mit Hilfe landeskundlicher Inhalte die sprachliche und Handlungskompetenz entwickelt. Ziel des Sprachkurses ist die Entwicklung von Verhandlungskompetenz in der Fremdsprache, adäquate Verhaltensformen und Verhandlungsstrategien.
Man braucht heute nicht das Zeugnis, sondern eine flexible Persönlichkeit, die unter unterschiedlichen Bedingungen auf verschiedene Menschen eingehen kann. Eine wesentliche Aufgabe des FU wäre, die Lernenden heranzuführen, damit sie selbst das Fremde wahrnehmen, verstehen und akzeptieren lernen. Dazu sollte die LK das Handlungsfeld im FU bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die Auffassung über die Rolle der LK im Rahmen der Deutschlehrerausbildung neu durchdacht werden.
[...]