Fast jeder Christ/ jede Christin in Österreich hat eine Kinderbibel im Regal stehen. Meist beginnt die religiöse Erziehung mit diesem Buch. Geschichten werden vorgelesen, Bilder werden von Kinderaugen analysiert. In dieser Arbeit geht es um die Analyse von drei ausgewählten Kinderbibeln. Der Vergleich wird auf Jesu Tod und Auferstehung eingegrenzt.
Im Theorieteil dieser Arbeit wird zunächst versucht, den Leser/ die Leserin mit der Buchgattung der Kinderbibeln vertrauter zu machen. Es wird überdies erläutert, inwieweit Kinder in unterschiedlichen Entwicklungsstufen biblische Texte bereits verstehen und wie sie in den einzelnen Phasen dem Tod begegnen.
Schlussendlich werden zu verschiedenen Kategorien Forschungsfragen formuliert, die im anschließenden Ausführungsteil angewendet werden.
Inhalt
1 Einleitung
2 Grundsätzliches zu Kinderbibeln
3 Wie begreifen Kinder die Bibel?
4 Gewalt in Kinderbibeln
5 Wie verstehen Kinder Tod?
6 Theologien des Todes und Auferstehung Jesu
7 Vergleich
7.1 Methoden des Vergleichs
7.2 Bibliographische Angaben: Erscheinungsjahr, Verlag, Konfession, Zielgruppe
7.3 Analyse des Inhaltsverzeichnisses
7.4 Welche Erzählungen sind relevant?
7.5 Text
7.6 Überschrift
7.7 Bilder
8 Ausführung
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Fast jeder Christ/ jede Christin in Österreich hat eine Kinderbibel im Regal stehen. Meist beginnt die religiöse Erziehung mit diesem Buch. Geschichten werden vorgelesen, Bilder werden von Kinderaugen analysiert. In dieser Arbeit geht es um die Analyse von drei ausgewählten Kinderbibeln. Der Vergleich wird auf Jesu Tod und Auferstehung eingegrenzt.
Im Theorieteil dieser Arbeit wird zunächst versucht, den Leser/ die Leserin mit der Buchgattung der Kinderbibeln vertrauter zu machen. Es wird überdies erläutert, inwieweit Kinder in unterschiedlichen Entwicklungsstufen biblische Texte bereits verstehen und wie sie in den einzelnen Phasen dem Tod begegnen.
Schlussendlich werden zu verschiedenen Kategorien Forschungsfragen formuliert, die im anschließenden Ausführungsteil angewendet werden.
2 Grunds ä tzliches zu Kinderbibeln
„Kinderbibeln enthalten biblische Geschichten in vereinfachter Form“1. So werden laut Bottigheimer Kinderbibeln von verschiedenen Autoren definiert. Eine einheitlichere Definition gibt es nicht. Die Zielgruppe, welche die meisten Kinderbibeln ansprechen wollen, sind Kinder zwischen 6 und 12 Jahren.2 Zudem gibt es Bibeln für Kleinkinder, die fast gänzlich ohne Text auskommen, dafür aber mit zahlreichen Illustrationen bestückt sind. Die nächste Unterordnung wären Kinderbibeln, die vorgelesen werden oder die das Kind schon selbst lesen kann. Dabei ist der sprachliche Stil natürlich unterschiedlich.
Tschirch unterscheidet sechs Kategorien von Kinderbibeln.3 Für Kinder im Kleinkindalter gibt es zunächst biblische Bilderbücher, die, wie der Titel schon vermuten lässt, Bilder als darstellendes Element wählen. Hauptsächlich werden Geschichten aus der Bibel erzählt, die sich für Kinder besonders gut illustrieren lassen, wie bspw. die Arche Noah, Jona und der Fisch oder Weihnachten.4
So manche „Kinderbibel bringt wesentliche Bibelgeschichten in Auswahl“5. Dieser Kategorie ordnet Tschirch alle Kinderbibeln zu, die in keine andere Kategorie seines Schemas passen. Kinderbibeln unterscheiden sich durch ihre Erzählsprache, die frei vom Autor oder direkt von der Lutherbibel gewählt wird. Auch die unterschiedlichen Stile und Verbreitung der Bebilderung machen große Unterschiede zwischen den einzelnen Kinderbibeln aus.6
Die Kategorie der Bibelcomics hat zum Ziel, Bibelgeschichten mithilfe des Mediums Comic unter Kindern und Jugendlichen ansprechend zu verbreiten. In Bildgeschichten und kurzen Texten wird versucht, die Hauptintention der Bibelgeschichten wiederzugeben.7
Biblische Erzählbücher wollen bekannte Geschichten des Alten und Neuen Testaments in einer neuen Rahmenhandlung wiedergeben. Diese fiktiven Rahmenerzählungen können in verschiedenen Zeitebenen spielen, wie z.B. aus der Sicht der heutigen Zeit der Kinder.8
Die letzten zwei Kategorien sind die „Sachbücher zur Bibel“ und der „Kommentierte Kinderbibel-Katalog“. Sachbücher zur Bibel sind eine Art von biblischen Lexika, die versuchen, Hintergrundinformationen zur biblischen Zeitgeschichte zu liefern. Kinderbibel-Kataloge sind Auflistungen von Kinderbibeln, die mit einer kurzen Inhaltsangabe und einem Kommentar die Auswahl von Kinderbibeln darstellen wollen.9
3 Wie begreifen Kinder die Bibel?
Ungefähr bis zum achten Lebensalter befinden sich Kinder in der magischen-realistischen Phase. Diese Phase drückt sich durch die magische Weltanschauung des Kindes aus. Ein Kind kann sich vieles nicht selbst erklären und versucht, sich mit dieser magischen Sichtweise eine funktionierende Weltanschauung zu schaffen.10 In der Bibel befinden keine Märchen, sondern das Wort Gottes; trotz alledem sind die Geschichten des Alten und Neuen Testaments denen von Märchen zum Teil nicht ganz unähnlich. Es gibt sprechende Esel und Schlangen, ein Mensch überlebt im Bauch eines Fisches, ein Meer wird geteilt, Tote werden wieder lebendig und es wird vom Heiligen Geist erzählt. Kinder können aber in diesem Alter den Sinn eines Märchens bereits erfassen, sodass auch ein Verstehen des biblischen Textes schon gegeben sein kann. Ob das Kind die biblischen Geschichten in die Kategorie des Märchens einordnet, ist nicht so sehr von Bedeutung; viel wichtiger ist, wie es die Geschichten wahrnimmt und deren Pointe deutet. Zum Beispiel: Ist es wichtig, dass Jesus wie ein Zauberer wirkt, als er Menschen heilt oder ist es vielmehr von Bedeutung, warum Jesus die Menschen heilt? Auch diesen zweiten Grund können Kinder schon im jüngeren Alter erfassen.11
In etwa im Alter von acht bis zwölf Jahren befinden sich Kinder dann in der kritisch-realistischen Phase. Nun begegnen sie der bisher geglaubten Wirklichkeit mit einem Grundmisstrauen. Die Kinder hinterfragen, ob ein literarischer Text real sein kann. Sie erfassen die empirische Dimension der Dinge und stelle diese mit ihrer selbst erlebten Wirklichkeit auf die Probe. Problematisch für die Kinder kann unter anderem die Deutung von biblischen Metaphern sein.12 In diesem Alter begreifen Kinder auch die historische Dimension von biblischen Geschichten. Fakten und Zahlen spielen eine große Rolle für sie. Das Kind sucht gezielt nach geschichtlichen Informationen, um die neue Wirklichkeit zu hinterlegen und zu prüfen. In diesem Alter sind die biblischen Sachbücher sehr beliebt.13
4 Gewalt in Kinderbibeln
Gewalt in Kinderbibeln ist ein äußerst heikles Thema. Einerseits gibt es den biblischen Befund, nach welchem Gott in seiner Gerechtigkeit Ungerechte straft und sogar Völker richtet. Überdies fügen sich die Menschen oft gegenseitig Leid zu. Wenn das Thema Strafe oder Gewalt in einer Kinderbibel komplett weggelassen wird, sind demnach verschiedene biblische Geschichte verfälscht und es ist ein anderes Bild anstelle der wirklichen Geschichten gerückt. Andererseits ist das Augenmerk aber darauf zu richten, dass bei den Kindern kein Fehlurteil auf einen gewalttätigen oder gar lieblosen Gott zustande kommt. Es sollte daher eine ausgewogene Darstellung von Gewalt in der Kinderbibel vorhanden sein.14
5 Wie verstehen Kinder Tod?
Grundsätzlich gilt, dass man das Thema Tod nicht vor Kindern verbergen sollte. Kinder werden früher oder später sowieso mit der Thematik konfrontiert; es ist also nicht möglich, sie dauerhaft davor zu beschützen. Die erste emotionale Erfahrung mit dem Tod ist oft ein totes Tier, das die Kinder erblicken. Bereits im Alter von vier bis sechs Jahren begreifen sie schon, dass leblose Tiere (oder Menschen) nicht lediglich schlafen, sondern dass der Tod endgültig ist. Es wäre deshalb nicht sinnvoll, Kindern eine Erklärung zum Thema Sterben und Tod vorzuenthalten.15 Den nächsten Entwicklungsschritt in ihrem Denken machen Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren. Sie begreifen nun, dass alle Organismen einmal sterben müssen und Tote nichts mehr fühlen können. Oft wird in dieser Phase der Tod personifiziert und sich als Skelett oder Sensenmann usw. vorgestellt. Im Alter von neun bis zwölf Jahren erlangen Kinder Einsicht in die Veränderung, die ein toter Körper durchläuft; sie verstehen, dass dieser kalt wird und dann langsam verwest. Die Kinder entwickeln ein Interesse für tote Körper. Ab zwölf Jahren stellen sich Jugendliche Sinnfragen über den Tod; sie machen sich Gedanken, was nach dem Leben ist und hinterfragen auch bisher geglaubte Ideen über den Tod.16
6 Theologien des Todes und Auferstehung Jesu
So vielfältig die christliche Kirche ist, so verschieden sind auch die Theologien rund um die Auferstehung. Auch innerhalb der evangelischen Kirche gibt es unterschiedliche Vorstellungen der Bedeutung des Todes und der Auferstehung Christi. Ab der Aufklärung stellten sich einige Theologen die Frage, bis zu welchem Grad der Tod Jesu noch Einfluss hat. Bultmann bezeichnet die Auferstehung und den Tod Jesu selbst als primitiv mythologisch.17 Die Vorstellung des Sühnetods Christi zur Vergebung der Sünden wird mittlerweile immer häufiger als Fiktion angesehen.18 Die evangelische Kirche selbst ist sehr plural: Einerseits gibt es die Theologie des 20. Jh., die die Bedeutung von Tod und Auferstehung nicht mit der Sündenvergebung verbindet. Andererseits formuliert selbst die EKD in ihrem Buch „Rechtfertigung und Freiheit“, dass der Tod Christi und seine Auferstehung dem Menschen Gerechtigkeit geben und seine Sünden vergeben würden.19
[...]
1 Bottigheimer: Kinderbibel als Gattung, S. 229.
2 Vgl. Straß: Die Bibel, S. 16.
3 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 28-32.
4 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 28.
5 Tschirch: Bibel für Kinder, S. 28.
6 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 28-29.
7 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 30.
8 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 31.
9 Vgl. Tschirch: Bibel für Kinder, S. 32.
10 Vgl. Spiegel: Die Bibel. Ein Buch für Kinder, S. 165-166.
11 Vgl. Spiegel: Die Bibel. Ein Buch für Kinder, S. 166-168.
12 Vgl. Spiegel: Die Bibel. Ein Buch für Kinder, S. 166.
13 Vgl. Spiegel: Die Bibel. Ein Buch für Kinder, S. 168.
14 Hilger/Braun: Heikle Fragen gut gelöst, S. 178.
15 Vgl. Senf/Eggert: Entwicklungspsychologische Aspekte, S. 21-22.
16 Vgl. Senf/Eggert: Entwicklungspsychologische Aspekte, S. 22-23.
17 Vgl. Frey: Probleme der Deutung, S.8.
18 Vgl. Frey: Probleme der Deutung S.21.
19 Vgl. EKD: Rechtfertigung und Freiheit, S. 54-56.