Mich interessiert im Rahmen dieser Projektarbeit besonders, inwiefern das Geschlecht und die Fernsehdauer der
Befragten mit dem BMI zusammenhängen. Folgend wird eine theoretische Grundlage hinsichtlich der beiden unabhängigen Variablen skizziert.
Viele Speisen und Essverhalten gelten als geschlechterspezifisch und werden im Rahmen der Sozialisation und Bildung internalisiert und durch das Aufzeigen des entsprechenden Essverhaltens reproduziert. Das hat sinn- und identitätsstiftende Funktionen. Somit stellen Geschlechter nicht nur einen Unterschied zwischen Stoffwechsel und
Nährstoffbedarf dar, sondern werden auch durch Ernährung sozial konstruiert.
Ein weiterer substanzieller Aspekt ist das Fernsehen bzw. die damit einhergehenden Essgewohnheiten und Verhaltensveränderungen. Unregelmäßige Mahlzeiten, hoher Medienkonsum und geringe Bewegung stehen im Verdacht, Übergewicht bei Kindern zu fördern. Forscher gingen von ähnlichen Impulsen aus, erweiterten diese allerdings um den erheblichen Einfluss der Werbung auf Entscheidungen beim Lebensmittelkauf bzw. der Auswahl. Mit Ausnahme der öffentlich-rechtlichen Sender strahlen die meisten Sender eine relativ hohe Menge an Werbung aus. Ein Großteil ebendieser betrifft diverse Lebensmittel. Somit bleibt das Fernsehen für die Lebensmittelindustrie einer der wichtigsten Werbemedien. Vor allem bei Kindern kann dies gravierende Folgen haben, da unterschwellige, teilweise raffinierte Werbung für sie kaum zu durchschauen ist und in der Phase der Identitäts- und Geschmacksbildung eindrucksvoll sein kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlage
2.1 Geschlecht
2.2 Fernsehgewohnheiten
3 Untersuchungsplan
3.1 Fragestellung
3.2 Datengrundlage
3.3 Methodik
4 Empirische Befunde
4.1 Univariate Analyse
4.2 Bivariate Analyse
4.2.1 Der BMI und das Geschlecht
4.2.2 Der BMI und die durchschnittliche wochentägliche Fernsehdauer
5 Fazit
6 Anhang
6.1 Tabellenverzeichnis
6.2 Abbildungsverzeichnis
6.3 Literaturverzeichnis
6.4 Weitere Daten
6.5 Syntax
Sprachliche Gleichstellung: Personenbezeichnungen in der Projektarbeit gelten jeweils in der männlichen und weiblichen Form.
1 Einleitung
Körpergewicht - ein Thema das die Menschheit schon lange beschäftigt. Wenn man einst von der „Wohlstandswampe" sprach und ein fülliges Erscheinen als Symbol des Reichtums und der Prosperität galt, schauen wir heutzutage auf ein gegensätzliches Körperideal. Schlanke, trainierte Körper gelten nun als attraktiv und begehrenswert. Dieses Menschenbild erfährt große mediale Beliebtheit, die nur selten von vereinzelten Kampagnen - die sich schon bei einer geringen Abweichung vom Schlankheitsideal mit Begriffen wie plus size und body positivity kennzeichnen - unterbrochen wird. Kurios ist, dass sich dieses Idealbild des menschlichen Körpers im Regelfall empirisch nicht bestätigen lässt. Weder sieht man es im öffentlichen Raum, noch belegen quantitative Erhebungen die Vorstellung einer schlanken Gesellschaft. In einer Zeit des Wohlstands in der westlichen Welt, zeichnen Schlagzeilen wie „Übergewicht: so dick war die Menschheit noch nie" (Zeit 2016) und „Weltweit gibt es mehr dicke als dünne Menschen" (Spiegel 2016) ein klares Bild. Das Thema ist in diverse Gesellschaftsbereiche vorgedrungen und besitzt daher höchste gesellschaftliche Relevanz.
Es stellt sich die Frage, inwiefern man Gewicht klassifizieren kann, um eine quantitative Vergleichbarkeit zu schaffen. „Historisch war es nicht die Medizin, die sich für rigide Grenzwerte stark machte", sondern US-Amerikanische Lebensversicherer, die die Notwendigkeit numerischer Gewichtsklassen erkannten (Schorb 2015: 39). 1972 wurde von US-Amerikanischen Wissenschaftlern der Quetelet-Index, der von Adolphe Quetelet im Jahre 1832 erschaffen wurde, wiederentdeckt und zum Body Mass Index (BMI) umbenannt. In den 1990er Jahren verdrängte dieser den Broca-Index, die damals gängige Alternative, aus Europa und erlangte einen Vorreiterstatuts in der Vergleichbarkeit des Gewichts (ebd.). Der BMI wird mit der folgenden Formel berechnet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der BMI gerät jedoch schnell an seine Grenzen: „auf Individualebene [ist] eine zuverlässige Aussage über die genaue Körperfettmasse anhand des BMI nicht möglich" (Bergmann et al. 2005: 1348). Die Stärken des BMI liegen in der Vergleichbarkeit und somit in der quantitativen Forschung. Auf qualitativer Ebene ist der Index eher unbrauchbar und wenig aussagekräftig. 1995 legte die WHO Grenzwerte fest. Daraus ergeben sich folgende Gewichtsklassen:
Tabelle 1: BMI-Gewichtsklassen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Theoretische Grundlage
Angesichts des Phänomens des Übergewichts, ist es vor allem aus soziologischer Sicht wichtig Erklärungsansätze zu ermitteln und Zusammenhänge zu erforschen. Mich interessiert im Rahmen dieser Projektarbeit besonders inwiefern das Geschlecht und die Fernsehdauer der Befragten mit dem BMI zusammenhängen. Folgend wird eine theoretische Grundlage hinsichtlich der beiden unabhängigen Variablen skizziert.
2.1 Geschlecht
Geschlechtliche Unterscheidungen hinsichtlich der Ernährung wurden lange lediglich beiläufig betrachtet, „da [der] Erschließung des Forschungsfeldes ,Ernährung und Geschlecht' kaum systematische Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde" (Setzwein 2004: 61). Die Wichtigkeit der Kenntnis des Geschlechts bei Prognosen bezüglich des BMI wird in der Wissenschaft jedoch zunehmend anerkannt. Dabei werden geschlechterspezifische Ernährungsweisen, Nahrungspräferenzen und Schönheitsideale immer stärker gewichtet.
Zunächst ist es wichtig die unterschiedlichen Ernährungsweisen zu betrachten. Tendenziell ernähren sich Frauen in den westlichen Wohlstandgesellschaften gesünder als Männer, was sich in der Auswahl der Nahrungsmittel, sowie in der verzehrten Nahrungsmenge zeigt (ebd.: 62). Sie verfügen über einen besseren ernährungsbezogenen Wissensschatz und besitzen folglich auch eine höhere Ernährungskompetenz und sind eher dazu bereit, das eigene „Verzehrsverhalten den Ansprüchen einer gesunden Ernährung anzupassen". Fast die Hälfte der Frauen achtet auf eine gesunde Ernährung, während lediglich ein Viertel der Männer Bewusstsein für dieses Thema pflegt (Dämon et al. 2016: 98).
Viele Speisen und Essverhalten gelten als geschlechterspezifisch und werden im Rahmen der Sozialisation und Bildung internalisiert und durch das Aufzeigen des entsprechenden Essverhaltens reproduziert. Das hat sinn- und identitätsstiftende Funktionen. Somit stellen Geschlechter nicht nur einen Unterschied zwischen Stoffwechsel und Nährstoffbedarf dar, sondern werden auch durch Ernährung sozial konstruiert. Dieses Konzept bezeichnet man als doing gender. Wie Monika Setzwein (2004: 67) anmerkt, realisiert sich das Geschlecht bereits in „der Art des Kauens, Schluckens und [in] der Körperhaltung beim Essen“. Die Körpersprache, Gestik und Mimik sowie das Essverhalten folgen bestimmten gesellschaftlichen Normen und spiegeln die Geschlechtsidentität der jeweiligen Person wider. Dies wirkt sich auch auf die tatsächlich verzehrten Lebensmittel aus. Man kann davon ausgehen, dass bestimmte Lebensmittel, allein wegen des erforderlichen Stils der Nahrungsaufnahme, in der Tendenz eher geschlechtstypisch eingeordnet werden. Hierbei handelt es sich um reziproke Prozesse. Indem bestimmte Lebensmittel bevorzugt oder gemieden werden, kann das Geschlecht des Akteurs ausgedrückt werden und Nahrungsmittel „werden zu Zeichen, mittels derer [Gender] kommuniziert werden kann“ (Prahl & Setzwein 1999: 79). De facto werden Frauen, die kleinere Portionen zu sich nehmen, nicht nur stärker als feminin, emotional und expressiv wahrgenommen, sondern werden sogar eher als gutaussehend und um ihre äußere Erscheinung bemüht perzipiert, als dieselbe Frau, die eine mittlere bzw. große Portion einnimmt (Setzwein 2004: 172). Bourdieu unterstreicht doing gender in Bezug auf das Essverhalten mit folgendem Beispiel: „Fisch wolle auf eine Weise gegessen sein, die in allem dem männlichen Essen zuwiderläuft; mit Zurückhaltung, maßvoll, in kleinen Happen, durch sachtes Kauen mit Vordermund und Zungenspitze (wegen der Gräten)“ (2014: 86). Im Umkehrschluss geht daraus (hier etwas zugespitzt) hervor, dass Männer maßlos, schnell, schmatzend, enthusiastisch und vor allem viel essen. „Während Zurückhaltung beim Essen eher als weibliches Verhalten wahrgenommen wird, ist das als ,männlich' apostrophierte Essmuster von Lustbetontheit und Genuss gekennzeichnet“ (Dämon et al. 2016: 98). Dieses Verhalten wird uns schon früh suggeriert und zeigt sich z.B. auch in der Primärsozialisation. Etwas ironisch könnte man begründen, dass Jungen „doch groß und stark werden müssen“ und sie „ja noch wachsen müssen“. Genau diese stereotypen Aussagen decken sich scheinbar mit dem Verhalten von Eltern, Lehrern etc. gegenüber ihren Zöglingen. Tatsächlich werden Jungen viel eher in ihrem Appetit bestärkt und sogar dafür gelobt, während das „tüchtige“ Aufessen bei einem Mädchen eher mit Missbilligung erwidert wird. Das bekräftigt und fördert im Kindes- und Jugendalter das, u.a. von den Essgewohnheiten abhängige, Formen der eigenen sozialen Identität, Gruppenzugehörigkeit und des Geschlechts (ebd.: 99). Infolgedessen ist zu beobachten, dass fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren unter Übergewicht leiden (Kolip 2004: 236). Auch im weiteren Verlauf des Lebens zeigt sich diese Ausrichtung weiterhin; anders als Frauen empfinden junge Männer die Sättigung bzw. das Sättigungspotential eines Lebensmittels als eher wichtiger (Dämon et al. 2016: 98). Auch später ist dies beispielsweise in der Mahlzeitstruktur der traditionalen, patriarchalen Familie zu sehen; die Mahlzeit wird nach den Vorlieben des Mannes ausgesucht, von der Frau zubereitet und am Esstisch hierarchisch aufgeteilt: Der Mann kriegt seinen Teller zuerst, wobei seine Portion die größte ist (Setzwein 2004: 63). Diese Struktur gehört aber zunehmend der Vergangenheit an. Es ist bemerkenswert, dass man das Grillen meist als eine äußerst männliche Disziplin der Essenzubereitung einordnet. Kennzeichnend dafür ist die meist wenig raffinierte Art der Zubereitung und die Beschaffenheit des gegrillten Lebensmittels: das Fleisch.
Es geht also nicht nur darum wie gegessen wird, sondern auch darum was gegessen wird. Ein besonders interessanter Aspekt der Nahrungsselektion, findet sich im Verhältnis des Mannes zum Verzehr von Fleisch. Historisch betrachtet, waren Männer hauptsächlich für die Jagd zuständig. Fleisch ist, wie kein weiteres Lebensmittel, ein Symbol der Macht und der Herrschaft, da dem Verzehr das gewalttätige Erlegen eines Lebewesens vorausgehen muss, was von Stärke und Dominanz zeugt. „Fleisch ist der Inbegriff der Herrenspeise, das Signum von Superiorität und als solches prädestiniert, Herrschaftsansprüche zu markieren: die Herrschaft [...] des männlichen über das weibliche Geschlecht" (ebd.: 130). Somit wurde Fleisch zum Symbol von Männlichkeit und deren zentralen Attributen wie Stärke, Macht, Potenz, Furchtlosigkeit etc. Folgendes Zitat verbindet dies gut mit dem obigen Punkt bezüglich doing gender: „Jungen müssen mehr essen als Mädchen, Männer haben naturgemäß einen größeren Fleischhunger als Frauen, Männer brauchen ,starke' Nahrungsmittel" (ebd.: 173). Diese Einstellung gegenüber dem Fleischverzehr der jeweiligen Geschlechter manifestiert sich auch in sehr deutlichen relativen Zahlen; 48,6% der jungen Männer geben an täglich Fleisch zu essen, bei den (jungen) Frauen sind es bloß 18%. Wie nun apparent werden sollte, ernähren sich Frauen gesünder. Sie nehmen häufiger Obst, Gemüse, Milchprodukte und Vollwertwaren ein und verzehren weniger Alkohol und tierische Fette (ebd.: 62). Gerade weil die weibliche Kost als unmännlich gilt, weist sie viele Gemeinsamkeiten mit der von alten Menschen und Kindern auf: „Leicht, schonend, mild, kleine Portionen" (ebd.: 184). Ein unterstreichendes Beispiel findet sich in einer Untersuchung von Dämon et al. (2016: 98); Im Rahmen einer Erhebung der Essgewohnheiten von männlichen und weiblichen Lehrlingen ergab sich, dass männliche Lehrlinge vor allem Weißbrot, Fleisch, Wurst, Schinken, Fastfood, salzige Snacks, Limonaden und Energy-Drinks täglich konsumierten. Weibliche Lehrlinge hingegen wichen eher auf viel Wasser, Obst, Gemüse, Vollkornbrot, Kartoffeln und Reis aus.
Was bedeutet das nun alles in praxi? Verschiedene Nahrungsmittel besitzen natürlich auch unterschiedliche Brennwerte. Die beliebten Fleischprodukte besitzen meist einen sehr hohen Fettanteil und sind sehr kalorienreich. „In [der] Summe [ist] das zugeführte Fettsäuremuster präventiv ungünstig (zu viele tierische, zu wenige pflanzliche Fette), während die Versorgung mit Ballaststoffen sowie verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen ebenfalls zu wünschen übriglässt" (ebd.: 97). Durch den hohen Fleischverzehr haben Männer ein erhöhtes Risiko unter Adipositas zu leiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt liegt in der Entstehung und Verbreitung von Schönheitsidealen. Diese beziehen sich sehr viel strenger auf Frauen, denn „der sexualisierte weibliche Körper unterliegt einer stärkeren gesellschaftlichen Kontrolle" und gipfelt in einem überwiegend utopischen Schlankheitsvorbild, auf das „das gesundheitsförderliche Ernährungsverhalten von Frauen [...] zumeist [...] zurückgeführt" werden kann (Prahl & Setzwein 1999: 77). Dies resultiert darin, dass „in den entwickelten (post-)industriellen Gesellschaften große Teile der weiblichen Bevölkerung einen restriktiven, durch Diätstrategien gekennzeichneten Ernährungsstil praktizieren" (Setzwein 2004: 63 f.). Dazu gehört z.B. das Auslassen von Mahlzeiten, das Meiden bestimmter Lebensmittel, Diätpläne, Medikamente zur Gewichtskontrolle etc. Diese Selbstlimitation wird von Frauen schon früh internalisiert; mit 16 haben bereits 40% der Mädchen/Frauen mindestens einmal eine Diät gemacht, bei den gleichaltrigen Jungen/Männern sind es nur knapp 10% (ebd.: 178). Ferner nehmen sie häufiger Gewichtsreduktionsprogramme und Ernährungsberatung in Anspruch (Dämon et al. 2016: 98). Alle genannten Aspekte der Ernährung haben einen inhärenten Einfluss auf den BMI. Männer scheinen sich wesentlich ungesünder bzw. kalorien- und fettreicher als Frauen zu ernähren.
2.2 Fernsehgewohnheiten
Ein weiterer substanzieller Aspekt ist das Fernsehen bzw. die damit einhergehenden Essgewohnheiten und Verhaltensveränderungen. „Unregelmäßige Mahlzeiten, hoher Medienkonsum und geringe Bewegung stehen im Verdacht, Übergewicht bei Kindern zu fördern" (Gwozdz & Reisch 2010: 726). Utter et al. gingen von ähnlichen Impulsen aus, erweiterten diese allerdings um den erheblichen Einfluss der Werbung auf Entscheidungen beim Lebensmittelkauf bzw. der -auswahl (2006: 606).
“It may also be that while a number of factors can contribute to excess weight gain, TV and advertising have greater influence on food choices and consumption patterns than other factors” (ebd.: 610). Mit Ausnahme der öffentlich-rechtlichen Sender strahlen die meisten Sender eine relativ hohe Menge an Werbung aus. Ein Großteil ebendieser betrifft diverse Lebensmittel. „Medial vermittelte Vorbilder sowie die Werbung wurden in der Forschung als möglicher Einflussfaktor für Präferenzen ungesunder Ernährung identifiziert". Somit bleibt das Fernsehen für die Lebensmittelindustrie einer der wichtigsten Werbemedien (Gwozdz & Reisch 2010: 726 ff.). Vor allem bei Kindern kann dies gravierende Folgen haben, da unterschwellige, teilweise raffinierte Werbung für sie kaum zu durchschauen ist und in der Phase der Identitäts- und Geschmacksbildung eindrucksvoll sein kann. Man konnte feststellen, dass übergewichtige Kinder beworbene Produkte häufiger erkannten und de facto auch häufiger konsumierten (ebd.: 729). Utter et al. konnten konstatieren, dass Kinder Lebensmittel, die sie zuvor in einer Werbung gesehen hatten, mit höherer Wahrscheinlichkeit auswählten, also solche, die dieselbe Werbung nicht gesehen hatten (2006: 610). Diese Befunde sind besorgniserregend, denn: "content analyses of advertisements on children's TV in Australia, the UK and the USA have all demonstrated that the foods most commonly advertised are high in fat/sugar” (ebd.: 606).
Beim Fernsehen wirkt jedoch nicht nur die Werbung, sondern auch Produktplatzierungen und verschiedene inhaltliche Abhandlungen innerhalb des Programms auf Individuen (Gwozdz & Reisch 2010: 728). Im US-Amerikanischen Fernsehen wird im Durchschnitt neunmal die Stunde (in einem beliebigen Programm) gegessen, getrunken oder über Essen geredet. Dabei ging es meist um das Verzehren von Snacks in sozialen Situationen und weniger um Nahrungsaufnahme, die das Ziel den Hunger zu stillen verfolgt (Signorelli 1995: 135).
Dabei vermittelt das Fernsehen nicht nur Präferenzen für beworbene Lebensmittel, sondern begünstigt ebenso Ernährungsstile wie das „Nebenbeiessen" und eine sitzende Haltung (Gwozdz & Reisch 2010: 728). Das Popcorn im Kino oder die Salzstangen und Chips zu Hause beim Fernsehen stellen in der (oder: der westlichen) Gesellschaft einen gängigen Habitus dar. Jugendliche, die einen täglichen Medienkonsum von über drei Stunden aufweisen, verzehren mehr kalorienreiche Produkte. Dazu gehören Fast Food, Knabberartikel, Süßigkeiten, Limonade und Alkohol (Zwick et al. 2011: 100 f.). Beim „Nebenbeiessen" kann man zudem leicht vom Sättigungsgefühl abgelenkt werden und bessere, gesundheitsfördernde Essgewohnheiten missachten und sogar verlernen (Gwozdz & Reisch 2010: 729). In den USA ist das TV dinner eine so etablierte Größe, dass es, als ebensolche angepriesene, Fertigmahlzeiten in unterteilten Verpackungen gibt. In Deutschland sind vor allem diverse, meist salzige Snacks äußerst beliebt (Prahl & Setzwein 1999: 134). Auch wenn die Kausalität und die jeweilige Zusammensetzung der Einflussfaktoren nicht immer eindeutig ist, gibt es Korrelationen zwischen einem hohen Fernsehkonsum und dem Einnehmen ungesunder Lebensmittel. Dies wurde bisher vor allem bei Kindern und Jugendlichen in Neuseeland nachgewiesen.
„Analyses of the total sample [...] showed that TV use was positively associated with the consumption of soft drinks, fruit drinks, potato crisps, chocolate sweets, biscuits, hamburgers and French fries [...], and negatively associated with the consumption of fruits and vegetables” (Utter et al. 2006: 608).
In Deutschland konnte man bei Jugendlichen, mit mehr als drei Stunden Medienkonsum am Tag, feststellen, dass sie häufiger diverse kalorienreiche Produkte verzehren und einen höheren BMI aufweisen als Jugendliche mit einem Medienkonsum von unter einer Stunde am Tag (Zwick et al. 2011: 100 f.).Auch wenn es sich bei diesen Daten meist und Kinder und Jugendliche handelt, lässt sich vermuten, dass sich diese Effekte auch im Erwachsenenalter wiederfinden lassen.
3 Untersuchungsplan
In diesem Abschnitt stelle ich meine Fragestellungen vor, verdeutliche diese anhand zweier Pfaddiagramme und stelle zwei Hypothesen auf. Weiterhin werden die Datengrundlage und das Erhebungsinstrument besprochen.
3.1 Fragestellung
Im Rahmen dieser Projektarbeit möchte ich untersuchen ob ein Zusammenhang zwischen dem BMI und dem Geschlecht bzw. dem BMI und der Fernsehdauer der befragten Personen besteht.
Daraus erschließen sich die folgenden zwei Fragestellungen und die jeweils dazugehörigen Pfaddiagramme, in denen der Einfluss der unabhängigen Variablen (Geschlecht und Fernsehdauer) auf die abhängige Variable (BMI) dargestellt wird:
1. Inwieweit wird die Höhe des BMI durch das Geschlecht der Befragten bestimmt?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Pfaddiagramm 1. Fragestellung/Hypothese
2. Inwiefern wird die Höhe des BMI durch die durchschnittliche wochentägliche Fernsehdauer der Befragten bestimmt?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Pfaddiagramm 2. Fragestellung/Hypothese
In Anbetracht der erarbeiteten theoretischen Grundlagen, haben sich zwei Hypothesen herauskristallisiert. Zum einen zeigt die Masse an Befunden zur schlechteren Ernährung von Männern ein klares Bild auf, zum anderen erachte ich die Argumentationsqualität als sehr hoch. Folglich gehe ich davon aus, dass Männer im Durchschnitt einen höheren BMI als Frauen haben und auch eher zu Übergewicht tendieren. Die Forschung hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Fernsehdauer bzw. den Fernsehgewohnheiten weist unterschiedliche Ansätze und Perspektiven auf, viele Auseinandersetzungen befassen sich allerdings mit der Neigung zur schlechten Ernährung bei hohem Fernsehkonsum. Dazu stelle ich die folgende Hypothese auf: Je höher die durchschnittliche wochentägliche Fernsehdauer, desto höher der BMI. Die Richtung des Zusammenhangs wird in der Abbildung 2 durch das „+“ dargestellt.
3.2 Datengrundlage
Als Datengrundlage wurde ein verkürzter Datensatz aus dem European-Social-Survey (ESS) aus dem Jahr 2014 vorgegeben. Dieser wird fortan als ESS7 gekennzeichnet. Der ESS besteht seit 2001 und erhebt Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmuster von Befragten in verschiedenen europäischen Ländern. Die Erhebungen finden alle zwei Jahre an neuen Stichproben in Form eines computer assisted personal interview (CAPI) statt.
Bei der Erfassung des Geschlechts (gndr) standen den Befragten folgende Antwortalternativen zur Verfügung: 1= „Male“; 2= „Female"; 9= „No answer". Die Variable besitzt den Code F21. Zur Erfassung der Fernsehdauer (Code: A1) an einem durchschnittlichen Wochentag wurde folgende Frage verwendet: „On an average weekday, how much time, in total, do you spend watching television? Please use this card to answer.” Dabei wurde den Befragten die „Card 1” vorgelegt. Auf dieser standen folgende Antwortoptionen (mit den dazugehörigen Codes): 0= „No time at all"; 1= „Less than % hour"; 02= „% hour to 1 hour”; 03= „More than 1 hour, up to 1% hours”; 04= „More than 1% hours, up to 2 hours”; 05= „More than 2 hours, up to 2% hours”; 06= „More than 2% hours, up to 3 hours”; 07= „More than 3 hours; 88= „ (Don't know)”. Der Variablenname lautet tvtot.
3.3 Methodik
Zur Bearbeitung des Datensatzes/Erstellung der neuen Variablen bmi, bmi_kl, heightm und gndr_dummy wurde das Programm SPSS verwendet. Zunächst wurde der Datensatz auf Deutschland beschränkt und gemäß der Aufgabenstellung wurden alle unter 18-Jährigen, ausgenommen der Befragten, die im Erhebungsjahr noch volljährig wurden, herausgefiltert. Um den BMI berechnen zu können musste die Variable height (Größe in cm) in heightm (Größe in m) umkodiert werden. Die Variable bmi (BMI) wurde dann aus den Variablen heightm und weight (Gewicht in kg) nach der BMI-Formel1 erstellt. Weiterhin wurde die Variable bmi_kl (BMI-Gewichtsklassen) aus der Variable bmi erstellt. Zuletzt wurde die Variable gndr_dummy erstellt und das Geschlecht somit dummycodiert.2
4 Empirische Befunde
Im folgenden Abschnitt werden die mit SPSS errechneten Statistiken und Daten angeführt und beschrieben.
4.1 Univariate Analyse
Tabelle 2: Lagemaße BMI (bmi)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Gehe zu: Tabelle 1: BMI-Gewichtsklassen).
In der Tabelle 2 wurden u.a. die drei Maße der zentralen Tendenz berechnet. Die meisten Befragten haben einen BMI von 24,69 (Modus) und befinden sich an der oberen Grenze des Normalgewichts. Der Wert des mittleren Befragten (Median) ist mit 25,43 etwas größer und befindet sich an der unteren Grenze der Präadipositas. Der durchschnittliche Befragte (arithmetisches Mittel) hat einen BMI von 26,08. Die Höhe des arithmetischen Mittels lässt sich z.T. durch die Empfindlichkeit gegenüber Ausreißern erklären. Der Median ist hier am besten geeignet. Ferner ist abzulesen, dass die unteren 25% der Befragten höchstens einen BMI von 22,84 haben; Die obersten 25% haben einen BMI oberhalb von 28,6 und sind somit mindestens übergewichtig.
Nun werden die BMI-Gewichtsklassen betrachtet. Die absoluten- und relativen Häufigkeiten, sowie die kumulierten Prozente sind in der Tabelle 4 abgebildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Häufigkeitstabelle BMI-Gewichtsklassen (bmi_kl)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Relative Häufigkeiten BMI-Gewichtsklassen (bmi_kl)
[...]
1 Vgl. BMI-Formel auf S. 1
2 Die Syntax wurde der Arbeit angehängt (Gehe zu: Syntax)