Das Thema meiner Hausarbeit ist: „Die Stellung der Frau bei den Kopten in Ägypten“.
Die koptische Kirche ist die älteste christliche Kirche in Ägypten.
Die Feststellung der Anzahl der in Ägypten lebender Kopten erweist sich als schwierig, da der Staat ein Interesse daran hat, seine Stellung in der islamischen Welt nicht zu gefährden und die Bedeutung der Kopten als Minderheit gering darzustellen. Nach staatlichen Statistiken machen die Kopten sechs Prozent der Bevölkerung aus, die koptische Kirche macht jedoch Angaben von zwanzig Prozent.
Die Kopfsteuer und andere einengende Vorschriften für Christen, wie beispielsweise das Verbot des Waffentragens, das Verbot auf Pferden zu reiten, Einschränkungen im öffentlichen Auftreten und im Erb- und Zeugenrecht, führten im Laufe der Zeit dazu, dass ein großer Teil der Kopten zum Islam übertrat, zu dem sich wahrscheinlich schon um 900 die Mehrheit der Bevölkerung bekannte, so dass ihre Zahl im fünfzehnten Jahrhundert auf weniger als ein Zehntel der Bevölkerung gesunken war. Auch heutzutage treten viele Kopten zum Islam über, um beispielsweise wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen oder wegen dem sozialem Druck, aufgrund der starken islamistischen Tendenzen in Ägypten.
Als der Islam die beherrschende geistige Macht in Ägypten wurde, wurde auch die Stellung, die er der Frau zuweist, für die ägyptische Gesellschaft bestimmend.
In meiner Arbeit werde ich zunächst kurz auf die Geschichte der Kopten in Ägypten eingehen, um anschließend einen Vergleich zu ziehen zwischen den Frauen der koptisch-orthodoxen Kirche und denen der koptisch-evangelischen Kirche.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
1.1.Begriffsdefinition „Kopten“:
1.2.Ursprünge der koptischen Kirche in der koptischen Tradition
1.3.Die koptische Nation unter der römischen und byzantinischen Herrschaft
1.4.Arabische Eroberung und Frühzeit arabischer Herrschaft
2.Koptische Lehre
3.Die Stellung der Frau bei den Kopten
3.1.Zur Stellung der Frau in der koptisch-orthodoxe Kirche
3.2.Zur Entstehung der koptisch-orthodoxen Kirche
3.3.Partnerwahl und Heiratsalter
3.4.Die koptisch-orthodoxe Ehe
3.5.Ehescheidung in der koptisch-orthodoxen Kirche
3.6.Bildung und Berufstätigkeit der Frau bei den orthodoxen Kopten
3.7.Die Rollenverteilung in der koptisch-orthodoxen Familie
3.8.Traditionelle Praktiken
4.Zur Stellung der Frau in der koptisch-evangelischen Kirche
4.1.Zur Entstehung der koptisch-evangelischen Kirche
4.2.Die Verlobungszeit aus koptisch-evangelischer Sicht
4.3.Koptisch-evangelisches Eheverständnis
4.4.Die Rollenverteilung in einer christlichen Ehe aus koptisch-evangelischer Sicht
4.5.Mädchenbeschneidung aus koptisch-evangelischer Sicht
4.6.Familienplanung aus koptisch-evangelischer Sicht
5.Schlußbemerkungen
Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
Das Thema meiner Hausarbeit ist: „Die Stellung der Frau bei den Kopten in Ägypten“.
Die koptische Kirche ist die älteste christliche Kirche in Ägypten.
Die Feststellung der Anzahl der in Ägypten lebender Kopten erweist sich als schwierig, da der Staat ein Interesse daran hat, seine Stellung in der islamischen Welt nicht zu gefährden und die Bedeutung der Kopten als Minderheit gering darzustellen. Nach staatlichen Statistiken machen die Kopten sechs Prozent der Bevölkerung aus, die koptische Kirche macht jedoch Angaben von zwanzig Prozent.
Die Kopfsteuer und andere einengenede Vorschriften für Christen, wie beispielsweise das Verbot des Waffentragens, das Verbot auf Pferden zu reiten, Einschränkungen im öffentlichen Auftreten und im Erb- und Zeugenrecht, führten im Laufe der Zeit dazu, dass ein großer Teil der Kopten zum Islam übertrat, zu dem sich wahrscheinlich schon um 900 die Mehrheit der Bevölkerung bekannte, so dass ihre Zahl im fünfzehnten Jahrhundert auf weniger als ein Zehntel der Bevölkerung gesunken war. Auch heutzutage treten viele Kopten zum Islam über, um beispielsweise wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen oder wegen dem sozialem Druck, aufgrund der starken islamistischen Tendenzen in Ägypten.
Als der Islam die beherrschende geistige Macht in Ägypten wurde, wurde auch die Stellung, die er der Frau zuweist, für die ägyptische Gesellschaft bestimmend.
In meiner Arbeit werde ich zunächst kurz auf die Geschichte der Kopten in Ägypten eingehen, um anschließend einen Vergleich zu ziehen zwischen den Frauen der koptisch-orthodoxen Kirche und denen der koptisch-evangelischen Kirche.
Vorher möchte ich zunächst eine Definition des Begriffs ,,Kopten" voranstellen, in der die Bedeutung des Wortes näher erläutert wird.
1.1. Begriffsdefinition „Kopten“:
Der Begriff ,,Kopten" ist von dem griechischen Wort "aigyptios" abgeleitet. Da auch dieser griechische Begriff schon einen ägyptischen und assyrischen Vorläufer hat, stammen das Wort und der Name ,,Kopten" schon aus weit älterer Zeit und wurden erst viel später zur Bezeichnung für die wichtigste christliche Kirche Ägyptens.
Die Kopten selbst bezeichnen sich im eigenen Sprachgebrauch untereinander nicht als Kopten, sondern einfach als Christen. Den Namen Kopten nutzen sie fast nur gegenüber Christen anderer Konfessionen und bezeichnen sich dann meist als orthodoxe Kopten. Im weiteren Verlauf meiner Ausführungen werde ich den Begriff ,,Kopten" als Bezeichnung für die Christen Ägyptens und ihre Kirche benutzen.
1.2. Ursprünge der koptischen Kirche in der koptischen Tradition
Das Christentum kam durch den Heiligen Markus, den Evangelisten, im Jahre achtundvierzig n.Chr. nach Ägypten und er wirkte als Missionar1. Er wird als erster Patriarch der koptischen Kirche angesehen. Einige Quellen, vornehmlich Johannes Chrysostomus, sprechen auch davon, daß Markus sein Evangelium mit nach Alexandrien gebracht und dort ergänzt und übersetzt habe. Markus starb, der koptischen Legende nach, im Jahre achtundsechzig n.Chr. den Märtyrertod. Die Nachfolger des Heiligen Markus verbreiteten die christliche Botschaft über ganz Ägypten. Sein Grab soll in Alexandrien zu finden sein und wird von den ägyptischen Christen verehrt.
1.3. Die koptische Nation unter der römischen und byzantinischen Herrschaft
Die Anfänge des Christentums in Ägypten gehen bereits auf das erste Jahrhundert nach Christus zurück. Die Geschichte der Kopten als Kirche beginnt am ehesten mit Beginn der koptischen Zeitrechung im Jahre 284 n.Chr. In dieses Jahr fällt der Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletians ( 284-305 n. Chr.), unter dessen Regentschaft massive Christenvefolgungen im gesamten Römischen Reich, vor allem aber auch in Ägypten stattgefunden haben. Während seiner Herrschaft wurde den Ägyptern der Gottesdienst des Kaisers aufgezwungen, um die Treue zum römischen Kaiserreich zu erhalten. Die Christen jedoch, die damals zur Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung gehörten, verweigerten die Vergöttlichung Diokletians und sehr viele wurden in Alexandrien und überall in Ägypten zu Märtyrern.2
Das Märtyrerzeitalter spielt für die Kopten ein wichtige Rolle und dies kommt für sie „ in dem jährlichen Fest zum Ausdruck, das die Kopten seit dem Jahre 248 n.Chr. Noch heute am ersten Tag des koptischen Kalenders begehen.“ 3
Vom Konzil von Chalcedon an im Jahre 451 n.Chr. bis zur arabischen Eroberung Ägyptens im Jahre 641 n.Chr. zwangen die Byzantiner den Kopten einen melchitischen griechischen Patriarchen auf, der jedoch von den Kopten nicht anerkannt wurde. Sie suchten sich ihren eigenen Patriarchen unter den Mönchen der Klöster des Nitrum-Tales aus. So blieben die Kopten ihrer Kirche treu.
1.4. Arabische Eroberung und Frühzeit arabischer Herrschaft
Die arabische Eroberung Ägyptens war ein Wendepunkt in der ägyptischen Geschichte.
Aus dieser Zeit stammt dann auch, wie oben erwähnt, der Begriff ,,Kopten", abgeleitet von ,,Qibt" bzw. ,,Qubt", der Bezeichnung der Araber für die Ägypter. ? Den Kopten mußten bestimmten Regeln folgen. Ihnen wurde die Wahl überlassen, entweder zum Islam konvertieren, oder die Kopfsteuer, die sogenannte „Jizya“ zu bezahlen.4 Hierbei handelte es sich um Steuern, die von allen Erwachsenen („dhimmis“) als Ersatz für den Heeresdienst gezahlt werden mußte, welcher nur den Muslimen vorbehalten war.
Diejenigen, die zum Islam übertraten, mußten die sogenannte „Jizya“ nicht mehr bezahlen. Wenn auch das wirtschaftliche Leben der Kopten in dieser Zeit litt, so gelangte dennoch das kirchliche und klösterliche Leben zu einer neuen Blüte, die den Grundstein bildete für das Überleben der Kopten in den kommenden Zeiten.
Während dieser Zeit verloren die Kopten auch ihre eigene Sprache. Die koptische Sprache war zur Zeit der arabischen Eroberung diejenige der Staatsgeschäfte, bis sie im Jahre 706 n.Chr. Vom Omajjaden Vizekönig Abd-Allah Ibn Abd al-Malik durch das Arabische ersetzt wurde.5
Aber es gibt auch heutzutage noch Familien, die aus Familientradition koptisch sprechen.
In koptischen Kirchen wird das Koptische als liturgische Sprache benutzt.
2. Koptische Lehre
Beim Konzil von Chalcedon spaltete sich die koptische Kirche vom Großteil der restlichen christlichen Kirche ab. Anlass hierfür war vor allem die von den Kopten, wie übrigens auch von den Kirchen Syriens, Armeniens und Äthiopiens, vertretene monophysitische Lehre. Diese Lehre besagt, daß in Jesus zwar die göttliche und die menschliche Natur zusammenkommen, daß aber die menschliche Natur neben der göttlichen keine Selbstständigkeit behält. Dies stand im Gegensatz zur diophysitsichen Lehre, die auf dem Konzil von Chalcedon den Vorrang bekam. Eine theologische Reflektion des Glaubens findet bei den Kopten weitgehend nicht statt. Im Volk sind Dogmen so gut wie unbekannt, das gläubige Leben der Kopten besteht aus der Annahme des Glaubens. Dogmatische Literatur wird erst seit 1954 in größerem Umfang am koptischen Institut in Kairo erstellt.
3. Die Stellung der Frau bei den Kopten
3.1. Zur Stellung der Frau in der koptisch-orthodoxe Kirche
3.2. Zur Entstehung der koptisch-orthodoxen Kirche
Die koptisch-orthodoxe Kirche ist die größte Kirche im Mittleren Osten. Die Anfänge dieser Kirche gehen wahrscheinlich auf die Pilger zurück, die vom christlichen Pfingstfest in Jerusalem heimkehrten. Der Heilige Markus, der Evangelist, wird heutzutage als Gründer der afrikanischen Kirche des Altertums angesehen.6
3.3. Partnerwahl und Heiratsalter
Die Frauen in den Dörfern haben andere Aufgaben, Rechte und Pflichten als Frauen in den Städten. Ebenso spielt es eine Rolle welcher Gesellschaftsschicht die Frauen angehören und ob eine Frau aus Ober- oder Unterägypten stammt.
Das Ehe- und Familienleben wird von den meisten ägyptische Frauen als wichtigstes Lebensziel betrachtet.7
Es gibt nur wenige Frauen, die alleine leben. Diejenigen, die ohne Partner leben, tun dies nicht freiwillig, sondern aufgrund einem Mangel an Familienbindungen.
In Oberägypten bestimmen die Eltern häufig den Ehemann. Ein Cousin ersten oder zweiten Grades wird als Bräutigam bevorzugt. Der gewünschte Partner wird der Tochter vorgestellt, die das Recht hat, zuzustimmen oder auch abzulehnen.
Heutzutage liegt das ideale Heiratsalter der Mädchen bei sechzehn bis neunzehn Jahren.
Früher kam es oft vor, dass Mädchen bereits mit vierzehn Jahren verheiratet wurden.
In den Städten haben die jungen Frauen vielfältigere Möglichkeiten, einen Heiratskandidaten kennen zulernen, als in den Dörfern.
Diese Möglichkeiten sind die Schulen, Universitäten oder der Arbeitsplatz. Die Kontakte sollten jedoch nicht ausarten, um den guten Ruf der jungen Frauen nicht zu gefährden.
Unverheiratete Frauen, die bis zu ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr bei den Eltern leben, werden als Last empfunden, vor allem aus moralischen Gründen, denn die Familien sind damit beschäftigt, ihre Töchter zu überwachen und zu kontrollieren, um den guten Ruf zu bewahren.8
3.4. Die koptisch-orthodoxe Ehe
„Die Ziele der Ehe sind gegenseitige Unterstützung und die Erziehung der Nachkommen.“ 9
So ähnlich formuliert auch Anbã Hedra die wichtigsten Ziele der Ehe: „ den Wunsch nach Nachkommen, die Bedürftigkeit der Seele nach Zuneigung“. 10
Anbã Serãpium ist der Meinung,dass das Hauptziel der Ehe im kirchlichen Sinn die Liebe und die Gemeinschaft sei. Nachkommenschaft bedeutet eine Intensivierung dieser Gemeinschaft. 11
Frau Hamra erwähnt einen weiteren wichtigen Punkt warum die Ehe so sinnvoll erscheint: „(als Folge des Sündenfalles) die Verhütung von Unzucht.“ 12
Die heiligen Bücher, die Schriften der Kirchenväter und die Beschlüsse der Konzilien bilden die Grundlage der Ehevorstellungen.
Die koptisch-orthodoxe Ehe ist monogam und unauflöslich außer im Falle von Ehebruch. Das ist der einzige Scheidungsgrund, den die koptisch-orthodoxe Kirche mit Berufung auf das Neue Testament akzeptiert.13
Die koptisch-orthodoxe Kirche traut ein Paar nur, wenn sie ein Leben lang zusammenbleiben wollen und Bedingung ist eine Verlobungszeit als Prüfungszeit. Diese Verlobungszeit bietet den Brautleuten die Gelegenheit, herauszufinden, ob sie überhaupt zusammenleben können.
Die Verlobungszeit dauert einige Wochen,aber auch Monate.14
Zur Verlobung gehört die Unterzeichnung des Verlobungskontraktes und ein besonderer Gottesdienst. Der Gottesdienst findet im Haus der Braut oder des Bräutigams statt oder auch in der Kirche. Anwesend ist ebenfalls ein Priester, der den Segen spricht.
Der Verlobungskontrakt enthält die Personalien der Verlobten und ihrer Eltern, die Bestätigung ihrer Anwesenheit und ihres gegenseitigen Einverständnisses zu der geplanten Eheschließung, die Unterschrift von wenigstens zwei christlichen Zeugen, den voraussichtlichen Hochzeitstermin und die Höhe des Mahr. Der Begriff Mahr bezeichnet die Gaben, die der Bräutigam der Braut zahlt.15
Der Verlobungskontrakt wird von den Brautleuten, ihren Vätern und dem Priester unterschrieben. Damit wird bestätigt, dass die Ringe vorlagen und der Bräutigam der Braut den Mahr bezahlt hat.
Der Verlobungskontrakt muß erneuert werden, wenn die Ehe nicht innerhalb eines Jahres nach der Unterzeichnung des Verlobungskontraktes geschlossen wird.16
Die Trauung wird in der Kirche von einem Priester oder Bischof vollzogen. Während das Brautpaar auf einem Thron sitzt, wird der Ehevertrag unterzeichnet. Der Höhepunkt ist die Krönung des Paares, so dass der Gottesdienst auch Krönungsgottesdienst genannt wird.
Frau Hamra beschreibt die Krönung folgendermaßen:
„ Nach der Erklärung des Chrysostomus symbolisiert die Krönung den Sieg der vorehelichen Enthaltsamkeit. Der Kranz wird auf die Häupter gelegt als Zeichen des Sieges, weil sie unbesiegt zum Ehebett schreiten und nicht von Lust überwältigt worden sind.“ 17
Jeder Kopte wird nur einmal in seinem Leben gekrönt. Bei einer weiteren Ehe findet die Trauung ohne Krönung statt.
Die koptisch-orthodoxe Kirche erwartet vom Brautpaar, dass beide vor der Ehe enthaltsam leben.
Die Ehezeremonie findet donnerstags, samstags oder sonntags statt.
Vor der Trauung wird die Braut von einer Frau gebadet und ihre Hände und Füße werden mit Henna eingerieben. Der Ehezeremonie wohnen nahe Verwandte, Freunde, Bekannte, sowie Nachbarn bei.
„Dies hat vor allem die Funktion zu zeigen, dass das Paar jetzt durch Heirat in ein Familien- und Verwandtschaftssystem aufgenommen wurde, dessen Werte und Aufgaben mit der Religion verknüpft sind.“ 18
3.5. Ehescheidung in der koptisch-orthodoxen Kirche
Bis zum Jahre 1955 entschieden die millet -Gerichtshöfe über die religiösen und familienrechtlichen Angelegenheiten der Kopten. Hierbei handelte es sich um Gerichtshöfe, die für die koptisch-orthodoxe Bevölkerung das koptische Recht anwendete.19
Im Jahre 1955 wurden diese Gerichtshöfe von der Regierung aufgelöst und die Zuständigkeit unterliegt staatlichen Gerichtshöfen, die für alle Bürger ohne Rücksicht auf ihre Religionszugehörigkeit zuständig sind. Als Maßstab gelten die muslimischen Rechtsvorstellungen.
Die Forderung der koptisch-orthodoxen Kirche nach einer Ehe, die das ganze Leben andauert und durch das Ehesakrament der Kirche begründet ist, konnte nicht mehr durchgesetzt werden. Die Abschaffung der millet -Gerichtshöfe und die Anwendung des muslimischen Rechts stieß auf Ablehnung bei der koptisch-orthodoxen Kirche. Der koptische Patriarch Baba Shenuda übergab der Regierung Memoranden, in denen Änderungsvorschläge genannt werden, um das Gesetz mit dem kanonischen Kirchenrecht in Einklang zu bringen. Die Heilige Patriarchalische Synode von Kairo und Alexandria gab noch im Jahre 1955 eine Neubearbeitung des koptisch-orthodoxen Personenstandsgesetzes heraus. Nach diesem Gesetz kann eine Scheidung aus folgenden Gründen beantragt werden:
a.) Ehebruch eines Partners
b.) Impotenz
c.) Unfruchtbarkeit
d.) sieben-jährige Abwesenheit eines Ehegatten ohne jede Nachricht
e.) drei-jährige Trennung ohne die Möglichkeit einer Versöhnung
f.) bei Konversion
g.) wenn einer der beiden eine ansteckende Krankheit hat
h.) wenn die Fraue das Haus bei Dunkelheit verläßt und ohne die Einwilligung des Ehemannes die Nacht außerhalb des Hauses verbringt
i.) wenn sich die Braut in der Hochzeitsnacht nicht als Jungfrau erweist
j.) unnatürlicher Geschlechtsverkehr gegen den Willen der Frau20.
Eine Frau, die Ehebruch begangen hat, darf nicht wieder heiraten. Im Sorgerechtsfall sieht es folgendermaßen aus: die Mutter hat das Sorgerecht für einen Sohn bis zum neunten Lebensjahr und für die Tochter bis zum dreizehnten Lebensjahr. Danach hat der Vater ein Anrecht auf das Sorgerecht.
Ehescheidungen kommen häufiger vor bei Familein aus der Mittelschicht und die in der Stadt ansässig sind.
Kopten dürfen zwei mal heiraten, doch beim dritten mal werden sie aus der Kirche ausgeschlossen.
3.6. Bildung und Berufstätigkeit der Frau bei den orthodoxen Kopten
Die ersten christlichen Ausbildungsstätten in der koptisch-orthodoxen Kirche waren die Klöster.
Die Mönche erteilten den Kindern Religionsunterricht. Es entstanden Jungenschulen. Die Mädchenbildung begann in Ägypten durch den Patriarchen Kyrill den IV, der die erste Mädchenschule ca. 1840 errichten ließ. Er gilt als „ Pionier der Mädchenbildung in Ägypten “.21 18 Prozent aller Jungen und 24 Prozent aller Mädchen in Volks- und höheren Schulen gehörten zu der koptischen Gemeinschaft. Seit 1923 besteht eine allgemeine Schulpflicht für die Grundschule.
Trotz der Verstaatlichung der Bildung sind 61,4 Prozent der Frauen unter 25 Jahren und 84,7 Prozent der Frauen über 25 Jahren Analphabetinnen.22 Mädchen aus einkommensschwachen Schichten und ländlichen Gebieten sind vor allem benachteiligt, denn viele Eltern dieser Gesellschaftsschicht wünschen sich für ihre Töchter überhaupt keine Schulbildung. Sie sind der Meinung, dass „ zuviel Bildung die Heiratschancen verderbe.“ 23
Die Anzahl der Studentinnen aus Kleinstädten ist gering, da es sich nach Ansicht der Eltern nicht gehört, dass eine alleinstehende Tochter ein der Universitätsstadt ein Zimmer mietet. Kinder aus der Mittelschicht und von reichen Bauernfamilien bilden das größte Kontingent der Studentinnen, die in den Universitätsstädten studieren und wohnen.
Die Einstellung zur Berufstätigkeit ist ebenfalls von der Schichtzugehörigkeit abhängig.
Ägyptische Frauen aus ländlichen Gebieten arbeiten in der Landwirtschaft. Sie betreiebn Aufzucht von Tieren, Kleinhandel durch Verkauf von in Heimarbeit produzierten Artikeln.
Frauen, die der Unterschicht angehören und einer bezahlten Arbeit nachgehen, verheimlichen dies oder spielen diese Tatsache herunter,denn dieser Zustand bedeutet für sie kein Statusgewinn. Die Ehefrau arbeitet nur in Ausnahmefällen, vor allem dann, wenn die Familie finanzielle Unterstützung benötigt. Es darf jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass die Frau die Familie unterstützt und unterhält, denn das wirft ein schlechtes Bild auf den Ehemann. Die Tatsache, dass eine Unterschichtsfrau arbeitet, weist nur darauf hin, dass es sich bei dieser Familie um einen finanziellen Engpass handelt.24
Ein Statusgewinn ist für sie nur durch die Erfüllung ihrer traditionellen Rolle als Mutter und Ehefrau gewährleistet.
Koptische Frauen der Mittelschicht, die vor allem in den Städten leben, arbeiten unter anderem als Lehrerinnen, Angestellte, Krankenschwestern und Ärztinnen. Vergleicht man Koptinnen mit Muslimennen, so kann man feststellen, dass mehr koptische Frauen als muslimische Frauen berufstätig sind.
Viele koptische Frauen sind auch in verschiedenen Bereichen der Frauenarbeit in der koptisch-orthodoxen Kirche tätig. Diese können sein: in der Betreuung von Frauen, bei Hausbesuchen, in der Seelsorge, als Helferinnen bei der Taufe erwachsener Frauen oder als Lehrerinnen von Sonntagsschulen.
[...]
1 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.88
2 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.88
3 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.89
4 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.89
5 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.89
6 P.Verghese,Koptisches Christentum:Die orthodoxen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens,Band XII,Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1973,S.11
7 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.120
8 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.120
9 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.121
10 J.Spenlen,sexualethik und Familienplanung im muslimischen und christlichen Ägypten.Peter Lang,Europäischer Verlag der Wissenschaften 1994,S.84
11 J.Spenlen,sexualethik und Familienplanung im muslimischen und christlichen Ägypten.Peter Lang,Europäischer Verlag der Wissenschaften 1994,S.84
12 Christentum und Islam:Die Frau bei den Kopten und Moslems in Ägypten;Heft 13,W.Höpfner(Hrsg.),Breklumer Verlag,Orientdienst e.V.Wiesbaden 1982,S.35
13 Christentum und Islam:Die Frau bei den Kopten und Moslems in Ägypten;Heft 13,W.Höpfner(Hrsg.),Breklumer Verlag,Orientdienst e.V.Wiesbaden 1982,S.34
14 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.122
15 Christentum und Islam:Die Frau bei den Kopten und Moslems in Ägypten;Heft 13,W.Höpfner(Hrsg.),Breklumer Verlag,Orientdienst e.V.Wiesbaden 1982,S.34
16 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.122
17 Christentum und Islam:Die Frau bei den Kopten und Moslems in Ägypten;Heft 13,W.Höpfner(Hrsg.),Breklumer Verlag,Orientdienst e.V.Wiesbaden 1982,S.35
18 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.122
19 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.121
20 J.Spenlen,Die koptische Kirche:Einführung in das ägyptische Christentum.H.Brakmann,A.Gerhards (Hrsg.),Verlag W.Kohlhammer,Stuttgart,Berlin,Köln 1994,S.127
21 Christentum und Islam:Die Frau bei den Kopten und Moslems in Ägypten;Heft 13,W.Höpfner(Hrsg.),Breklumer Verlag,Orientdienst e.V.Wiesbaden 1982,S.46
22 Im Internet nach den Zahlk sehen
23 J.Spenlen,Sexualethik und Familienplanung im muslimischen und christlichen Ägypten.Peter Lang,Europäischer Verlag der Wissenschaften 1994,S.142
24 J.Spenlen,Sexualethik und Familienplanung im muslimischen und christlichen Ägypten.Peter Lang,Europäischer Verlag der Wissenschaften 1994,S.146