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Stress- und Reaktanzverhalten unter den Maßnahmen von COVID-19

Eine qualitative Forschung

©2020 Seminararbeit 38 Seiten

Zusammenfassung

Durch die aktuelle Covid-19-Pandemie hatte die Regierung eine Ausgangssperre verhängt. Personen wurden gebeten, sich weitestgehend sozial zu isolieren. Einige Personen hielten sich an alle Beschränkungen, andere Personen ignorierten den Sachverhalt rund um die Pandemie. Die Arbeit verfolgt das Ziel, erste Beweggründe der Menschen zu erforschen, die sich nicht an die Beschränkungen der Regierung hielten. Es wurden explorative Kategorien gebildet, die Stress- und Reaktanzverhalten als Folge der Beschränkungen identifizieren. Anhand von Experteninterviews wurde den Fragen nachgegangen, welche Faktoren für Stress und Reaktanz verantwortlich waren, wie mit den Beschränkungen umgegangen wurde und ob sich ein innerlicher Konflikt unter den Beschränkungen entwickelte.

Leseprobe

I Inhaltsverzeichnis

1 EINFÜHRUNG
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 AufbauderArbeit

2 THEORETISCHER HINTERGRUND
2.1 Psychologische Reaktanz
2.2 Stressmodell Lazarus
2.3 Beschränkungen unter CO VID-19
2.4 Forschungsdefizite & Forschungsfrage

3 METHODIK
3.1 Forschungsdesign
3.2 Sampling
3.3 Datenerhebung
3.4 Transkription
3.5 Datenauswertung

4 ERGEBNISSE UND INTERPRETATION
4.1 Darstellung der Kategorien
4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse

5 FAZIT
5.1 Zusammenfassung
5.2 Praktische Implikationen
5.3 Limitationen & zukünftige Forschung

6 LITERATURVERZEICHNIS

Die Seminararbeit hat einen Umfang von 4237 Wörtern.

Grundlage ist der Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten in der Wirtschaftspsychologie in der Version 1.1 vom 01.08.2019.

II ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNG 1. DISKREPANZ DER SITUATION (EIGENE DARSTELLUNG)

ABBILDUNG 2. FRAGEN DER ARBEIT (EIGENE DARSTELLUNG)

ABBILDUNG 3. ABLAUF DER PSYCHOLOGISCHEN REAKTANZ (EIGENE DARSTELLUNG)

ABBILDUNG 4. ABLAUF LAZARUS-STRESSMODELL (EIGENE DARSTELLUNG)

ABBILDUNG 5. KATEGORIEN (EIGENE DARSTELLUNG)

1 Einführung

1.1 Problemstellung

Durch die aktuelle Covid-19-Pandemie hatte die Regierung eine Ausgangssperre verhängt. Personen wurden gebeten, sich weitestgehend sozial zu isolieren. Dies umfasst, dass sich die Personen Zuhause aufhalten sollen, unnötige soziale Kontakte meiden und außerhalb des Heimes den nötigen Sicherheitsabstand wahren. Einige Personen hielten sich an alle Beschränkungen, andere Personen ignorierten den kompletten Sachverhalt rund um die Pandemie. Dies ging so weit, dass die Existenz des Virus in Frage gestellt wurde. Vermehrt fielen Personengruppen auf, die sich diesen Regeln widersetzen. Es kam zu Ordnungswidrigkeiten bis zu Strafanzeigen wegen Missachtung dieser Ausgangssperre.

1.2 Zielsetzung

Basierend auf die genannte Problematik, verfolgt diese Arbeit das Ziel, erste Beweggründe der Menschen zu erforschen, die sich nicht an die Beschränkungen der Regierung hielten. Es wurden explorative Kategorien gebildet, die Stress- und Reaktanzverhalten als Folge der Beschränkungen identifizieren. Anhand von Experteninterviews wurde den Fragen nachgegangen, welche Faktoren für Stress und Reaktanz verantwortlich waren, wie mit den Beschränkungen umgegangen wurde und ob sich ein innerlicher Konflikt unter den Beschränkungen entwickelte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Diskrepanz der Situation (eigene Darstellung).

Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: Wie gehen Menschen mit den Einschränkungen unter einer Pandemie um? Ableitend aus der Forschungsfrage haben sich folgende Unterfragen ergeben, welche der Abbildung zu entnehmen sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2. Fragen der Arbeit (eigene Darstellung).

1.3 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapiteln untergliedert. Das erste Kapitel dient zur Darstellung der Problematik, der Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Die theoretische Einordnung des Themas erfolgt im zweiten Kapitel. Es werden die Reaktanztheorie, das Lazarus-Stressmodell und die Beschränkungen unter COVID-19 dargestellt. Folgend wird im Kapitel drei die Methodik der vorliegenden Arbeit dargestellt. Das Forschungsdesign, das Sampling, die Datenerhebung, die Transkription und die Datenauswertung werden erläutert. Das Kapitel vier stellt die Ergebnisse dar und interpretiert sie. Die Arbeit schließt mit einem Fazit im Kapitel fünf ab, indem praktische Implikationen, Limitationen und Möglichkeiten für zukünftige Forschungen dargestellt werden.

2 Theoretischer Hintergrund

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Themas eingeordnet. Es wird die psychologische Reaktanz, das transaktionale Stressmodell, sowie die Beschränkungen der Bundesregierung unter COVID-19 erläutert. Außerdem wird das Forschungsdefizit erläutert und die Forschungsfrage definiert.

2.1 PsychologischeReaktanz

Erstmalig wurde die Reaktanztheorie von J. W. Brehm (1966) publiziert. Diese Theorie von Brehm liegt der Annahme zu Grunde, dass Individuen Autonomie und Freiheit schätzen. Die Reaktanztheorie ist den Motivationstheorien zuzuordnen und ist ein Motivationszustand, welcher auf die Wiederherstellung der bedrohten oder eingeschränkten Freiheit gerichtet ist. Es gibt unterschiedliche Formen, wie Menschen auf diese Freiheitseinschränkung reagieren können. Beispielsweise mit Widerstand oder mit Aggressionen. Innerhalb der Entstehung gibt es ebenfalls Unterschiede. So können bei der Entstehung von Reaktanz die Umwelt, Entscheidungen oder Kommunikation eine Rolle spielen (Raab, Unger A. & Unger F., 2016). Es könnenjedoch Freiheitseinschränkungen vorhanden sein, die kein Reaktanzverhalten verursachen. Das ist der Fall, wenn die betroffene Person die Einschränkung nicht als solche empfindet oder wahrnimmt (Arnold, 2014). Die Reaktanzreaktion kann in ihrer Intensität unterschiedlich sein, die von drei Bedingungen abhängt: Umfang, Stärke und Wichtigkeit.

- Der Umfang beschreibt die Größe der Einschränkung, beispielweise die Anzahl der Freiheiten die behindert werden.
- Unter der Stärke wird beschrieben, inwieweit die Freiheit eingeschränkt wird, beispielsweise gibt es eine generelle Maskenpflicht oder nur in bestimmten Räumlichkeiten.
- Die Wichtigkeit umfasst die Bedürfnisbefriedigung einer Person (Dickenberger, Gniech & Grabitz, 1982). J. W. Brehm (1966) unterteilte zwei Arten von Effekten der psychologischen Reaktanz.
- Subjektive Effekte: Sind nicht beobachtbare Effekte, wie das Denken einer Person. Da diese Reaktionen kaum kontrollierbar sind ist diesen Effekten eine höhere Auftrittswahrscheinlichkeit zu zuschreiben.
- Verhaltens-Effekte: Sind beobachtbare Effekte, wie das Tun oder Handeln einer Person. Diese Effekte werden von der Gesellschaft oft als antisozial wahrgenommen und finden wenig gesellschaftliche Akzeptanz, somit treten diese Effekte seltener auf als die subjektiven Effekte.

Somit lässt sich festhalten, dass psychologische Reaktanz vermehrt im Denken als in Handlungen wiederzufinden ist (Dickenberger, Gniech & Grabitz, 1982).

2.2 Stressmodell Lazarus

R. Lazarus veröffentlichte 1984 das transaktionale Stressmodell. Dieses Modell beschreibt Stresssituationen als Wechselwirkung zwischen der Situation und ihren Anforderungen, sowie der Person, welche eine Handlungsreaktion auf die Situation vorweist. Dieses Modell geht davon aus, dass die subjektive Bewertung einer Situation Stress auslöst. Ein Stressor kann bei einer Person eine Stressreaktion auslösen und bei einer anderen wiederrum nicht. Ein Individuum schätzt demnach eine Situation oder ein Objekt und dessen Einfluss auf die eigene Person ein. Diese Einschätzung verläuft sehr schnell und nicht reflektiv ab. Durch die Einschätzung können unterschiedliche Emotionen bei der betroffenen Person auftreten. Es werden drei Stufen der Bewertung eines auslösendes Situationsreizes unterschieden:

1. Primäre Appraisal: Beschreibt die Bedeutung der Situation oder des Objektes. Dies kann positiv, neutral oder gefährlich sein.
2. Sekundäre Appraisal: Beschreibt die Bewältigung, dies ist vor allem die Überprüfung, ob ein Individuum Coping-Möglichkeiten zur Bewältigung anwenden kann oder nicht.
3. Reappraisal: Die Bewältigungsstrategien werden bewertet. Hat ein Individuum gelernt mit der Stresssituation umzugehen, stellt diese Situation zukünftig nur noch eine Herausforderung dar. Genauso kann eine Herausforderung zukünftig zu einer Bedrohung werden, sollte das Individuum gelernt haben keine geeigneten Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu haben.

Neben den drei Stufen der Bewertung unterscheidet Lazarus drei verschiedene Arten um den Stress zu bewältigen: problemorientiere, emotionsorientierte und bewertungsorientierte Coping.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4. AblaufLazarus-Stressmodell (eigene Darstellung).

Unter dem problemorientierten Coping wird verstanden, dass eine Person durch direkte Handlungen oder durch Unterlassung einer Handlung ein Problem zu bewältigen oder sich der Situation anzupassen versucht. Demnach versteht man unter dieser Coping-Strategie die Aktivitäten zur Verbesserung der Situation.

Das emotionsorientierte Coping beschreibt die Veränderung mit der Situation verbundenen Emotionen.

Bewertungsorientieres Coping, auch Neubewertung der Situation genannt, beschreibt dass eine Person das Verhältnis zu dem Stressor kognitiv neu bewertet, um es bewältigen zu können. Ein Beispiel für eine Neubewertung ist es, eine belastende Situation als eine Herausforderung zu sehen und damit positiv zu bewerten. Durch die neue Einschätzung der Situation können weitere Ressourcen freigesetzt werden, um die Situation zu bewältige. Oftmals müssen verschiedene Coping-Strategien miteinander kombiniert werden, damit es zu einer Neubewertung der Situation kommen kann (Lazarus, 1984).

2.3 Beschränkungen unter COVID-19

Mitte der 60er-Jahre wurde erstmalig Coronaviren entdeckt. Grundsätzlich infizieren sie nur Tiere oder nur Menschen. Bei Menschen kann ein Coronavirus Erkältungssymptome auslösen. In seltenen Fällen können diese Viren von Tieren auf den Menschen übertragen werden und bei ihnen schwere Erkrankungen auslösen. Die Fälle einer Übertragung von dem Tier auf den Menschen sind unter SARS-CoV und MERS-CoV, wie auch unter dem neuartigen Coronavirus bekannt, auch SARS-CoV-2 genannt (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 2020). Anfang 2020 wurde SARS-CoV-2 als Auslöser der COVID-19 Erkrankung identifiziert. Diese Viruserkrankung kann bei Menschen unter anderem schwere Lungenentzündungen hervorrufen. Die Übertragung findet durch Husten, Atmen, Sprechen und Niesen statt (Robert Koch-Institut, 2020).

Die Bundesregierung hat zur Eindämmung der Corona Pandemie im März 2020 folgende Beschränkungen ausgesprochen:

- Kontakte zu anderen Personen sind zu reduzieren.
- Mindestabstand von 1,50 Meter zu anderen Personen außerhalb des eigenen Haushalts.
- Nur alleine oder mit Angehörigen des eignen Haushalts bewegen.
- Arbeit, Notbetreuung, Einkäufe, Arztbesuche, Sitzungen, Termine und Prüfungen, Hilfe für andere oder individueller Sport und Bewegung sind gestattet.
- Gruppen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen oder privaten Einrichtungen sind inakzeptabel. Zuwiderhandlungen gegen die Kontakt-Beschränkungen werden überwacht und sanktioniert.
- Gastronomiebetriebe wurden geschlossen.
- Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege, wie Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios etc. wurden geschlossen.
- Medizinische Behandlungen sind weiterhin möglich.
- Hygienevorschriften sind einzuhalten und wirksame Schutzmaßnahmen, wie die Maskenpflicht, für Mitarbeiter und Besucher innerhalb von Räumlichkeiten (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 2020).

2.4 Forschungsdefizite & Forschungsfrage

Die Literaturrecherche ergab, dass Reaktanz- und Stresseffekte zwar bereits breit erforscht wurden, es allerdings Forschungsdefizite in Bezug auf veränderte Situationen, wie beispielsweise unter den aktuellen Maßnahmen der Regierung gibt. Auch ergab sich ein Forschungsdefizit in der Abgrenzung zwischen Reaktanz und Stress. Die vorliegende Arbeit soll deshalb folgende Forschungsfrage betrachten:

Wie gehenMenschen mit den Einschränkungen unter einer Pandemie um?

Der weitere Verlauf der Arbeit soll der Beantwortung der Forschungsfrage dienen.

3 Methodik

Das folgende Kapitel erläutert die Methodik dieser Arbeit, dies umfasst das Forschungsdesign, das Sampling, die Datenerhebung, die Transkription und die Datenauswertung.

3.1 Forschungsdesign

Das Forschungsdesign der vorliegenden Arbeit beruht auf einem qualitativ-induktiven, wie auch deduktiven, Forschungsansatz (Mayring, 2010). Innerhalb dieser Arbeit sollen unbekannte Verhaltensphänomene als Reaktion oder Umgang mit den einschränkenden Maßnahmen unter COVID-19 entdeckt werden. Induktiv wurde geforscht indem, vom Einzelnen allgemeine Regeln abgeleitet werden. Deduktiv wurde geforscht, indem bereits bestehende Theorien überprüft wurden, wie die Theorie der psychologischen Reaktanz nach Brehm und das transaktionale Stressmodell nach Lazarus (Diekmann, 2004). Experteninterviews wurden als qualitatives Erhebungsinstrument gewählt (Gläser & Laudel, 2010). Das Interview beginnt mit einer narrativen Einstiegsfrage um an das Thema hinzuführen. Die offene Fragestellung wurde gewählt, damit der Experte die Möglichkeit hat, frei zu berichten. Zudem wurde durch diese Art der Fragestellung Hinweise genannt, die nicht erfragt wurdenjedoch von Relevanz für die Forschungsarbeit sind. Beide Interviews folgen einem problemorientierten Ansatz und sind von den Fragen identisch aufgebaut. Die Fragen wurden innerhalb der Interviews in der gleichen Reihenfolge gestellt.

3.2 Sampling

Damit eine möglichst große thematische Sättigung erreicht werden konnte, wurden zwei demografisch unterschiedliche Personen, die befragt wurden gewählt. Befragte 1 weist folgende demografische Merkmale auf:

(a) Weiblich
(b) 28 Jahre
(c) Studentin
(d) In einer Partnerschaft leben.

Befragte 2 weist folgende demografische Merkmale auf:

(a) Weiblich
(b) 53 Jahre alt
(c) Teilzeitberufstätig
(d) Alleinerziehend

Beide Befragten leben nicht alleine in einem Haushalt. Dieses Merkmal ist wichtig für die Berücksichtigung der sozialen Isolation unter den Maßnahmen von COVID-19. Zudem haben beide Befragte eine Tätigkeit der sie trotz Maßnahmen unter COVID-19 nachgehen können. Bei Befragte 1 ist es das Lernen für das Examen. Bei Befragte 2 ist es das Homeschooling des Kindes.

3.3 Datenerhebung

Das qualitative Interview wurde als Datenerhebungsmethode gewählt. Es wurde ein Interviewleitfaden entwickelt. Beide Interviews hatten eine ungefähre Dauer von 16 Minuten und wurden telefonisch durchgeführt. Beide Interviews wurden mithilfe eines Smartphones aufgenommen. Nachdem die soziodemografischen Merkmale erfragt wurden, über die Vertraulichkeit der Daten eine Aufklärung erfolgte, wurde das Einverständnis des Befragten zur Aufnahme und Transkription eingeholt. Anschließend begann das Interview mit einer narrativen Einstiegsfrage, um den Befragten zum Thema hinzuleiten („Die Bundesregierung hat bundesweit aufgrund des Coronavirus Einschränkungen verhängt. Denken Sie, dass wir Zwang brauchen, um uns vernünftig zu verhalten?“). Bei den anschließenden Fragen wurden vermehrt narrative Rückfragen gestellt, mit dem Ziel, Unklarheiten oder Widersprüche aufzudecken. Die Abschlussfrage, welche nach noch nicht genannten Themenfeldem fragt, schließt das Interview ab.

3.4 Transkription

Beide Interviews wurden mithilfe eines Smartphones aufgenommen, die nach Dresing & Pehl (2015) transkribiert wurden. Eine Transkription wird durchgeführt, um die Interviews schriftlich festzuhalten, damit die Daten anschließend wissenschaftlich analysiert werden können (Dresing & Pehl, 2015). Es wurde nach der Verschriftlichung eine Kodiereinheit gebildet, daraus folgte die Paraphare, die Generalisierung und anschließend die Kategorisierung. Füllwörter wurden dadurch verringert um den wesentlichen Inhalt einer Aussage herauszuarbeiten. In der Auswertung wird auf bestimmte Stellen des Interviews verwiesen, deshalb enthält eine Spalte des Transkripts eine fortlaufende Nummerierung der Zeilen, um dem Leser eine bessere Übersicht zu verschaffen.

3.5 Datenauswertung

Das transkribierte Interview wurde mit der Methodik der Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet. Ziel einer Inhaltsanalyse nach Mayring liegt in der Ordnung und Strukturierung der Inhalte, die Textelemente werden eingegrenzt, ohne dass den inhaltlichen Kern zu verfälschen. Die Reduzierung der Daten sorgt für eine größere Übersichtlichkeit.

Folgende Kategorien wurde durch die Interviews im Rahmen der Auswertung gebildet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5. Kategorien (eigene Darstellung).

Wie in der Abbildung zu sehen, wurde zujeder Kategorie Unterkategorien definiert.

4 Ergebnisse und Interpretation

Das folgende Kapitel stellt die Ergebnisse der Forschung dar und interpretiert sie. Ableitend aus diesen Ergebnissen wird die Forschungsfrage interpretiert.

4.1 Darstellung der Kategorien

Nachfolgend werden die Kategorien Kl Reaktanz, K2 Stress und K3 Umgang mit Beschränkungen und deren Bezug zu den Maßnahmen unter COVID-19 dargestellt.

Kl Reaktanz:

Der Kategorie Kl Reaktanz werden alle direkten und indirekten Aussagen innerlicher Widerstand und subjektiv empfundene Einschränkung der Wahlfreiheit zugeordnet. Reaktanz gliedert sich in Identifikation Reaktanz (Kia), Reaktanzreaktionen (Klb).

Kia Identifikation Reaktanz:

Beide Experten beschrieben eine Einschränkung in ihrem Alltag, beispielsweise beim Einkäufen oder durch das Tragen einer Maske (E.l, Z.10; E.2, Z.23). Diese Einschränkungen sind Experte 2 vorallem in alltäglichen Unternehmungen aufgefallen (E.2, Z.19). Sie könne nicht spontan mit ihrem Kind in ein Freibad gehen, sondern müsse schauen, ob ein Platz frei ist und sich an bestimmte Zeiten halten (E.2, Z.23). Auch Experte 1 beschreibt spontane Unternehmungen als eingeschränkt, wie Kurztrips nach Holland (E.l, Z.14). Zudem beschreibt Experte 1, dass ihr die körperliche Nähe zu ihrer Familie fehlt und dass sie die Ungewissheit als einschränkend und belastend empfindet (E.l, Z.23). Experte 2 beschreibt zusätzlich, dass sie es als belastend und einschränkend empfinde, dass andere Menschen sich nicht an die Einschränkungen halten und so sorglos damit umgehen. Sie mache sich große Sorgen, dass sie in Quarantäne müsse und nicht mehr mit ihrem Hund rausgehen kann, da ihr Kind beispielsweise in der Schule aufReiserückkehrer treffen könnte und das Virus so auch sie erreichen könnte (E.2, Z.30; E.2, Z.58).

Klb Reaktanzreaktion:

Beide Experten beschrieben, dass sie sich Sorgen gemacht haben und zu Beginn Angst verspürt haben (E.l, Z.33; E.l, Z. 30). Experte 1 beschreibt es als bedrückendes Gefühl, das entstand, weil sie nicht wusste, wie es in dieser ungewissen Situation weitergeht (E.l, Z.41). Sich aus diesem Tief rauszuholen, falle schwer, da die Situation auf das Gemüt schlägt, so Experte 2 (E.2, Z.76). Experte 1 sprach dabei zudem von einer kurzen Panik (E.l, Z.19). Sie empfand die Situation deshalb als so extrem belastend, weil sie wie sie sagt, anders als andere Menschen wirklich den ganzen Tag Zuhause war. Andere seien zu Beginn noch zur Arbeit gefahren. Sie saß dagegen nur Zuhause und ihr Highlight war das Einkäufen (E.l, Z.60). Experte 2 verspürte neben den Sorgen, auch Wut auf diejenigen, die sich nicht an die Maßnahmen halten und sorglos mit einer möglichen Ansteckung umgehen (E.2, Z.41) und Wut darauf, dass wir keinen Impfstoff finden und dass das Leben so beeinträchtigt ist (E.2, Z.48). Beide Experten sprachen davon, dass das Gefühl der Sorgen zunächst überwiegte.

Experte 1 sprach davon, dass sie inzwischen keine Angst oder Sorgen mehr verspüren würde (E.l, Z.37). Experte 2 betont, dass die Sorgen durch das Gefühl der Wut ersetzt worden sind (E.2, Z.44). Allerdings mache sie sich an manchen Punkten doch noch Sorgen, so zum Beispiel wie es laufen wird, wenn ihrjüngstes Kind wieder in die Schule muss (E.2, Z.54), oder durch die Urlauber, die in Risikogebiete fahren (E.2, Z.58). Zudem seien die Lockerungen zu schnell, man hätte die Maßnahmen länger strenger halten müssen (E.2, Z.82). Experte 1 beschrieb, dass sie aufgrund der Situation zu Beginn nicht gut einschlafen konnten und ihr das Atmen schwerer gefallen ist. Außerdem konsumierte sie vermehrt Alkohol als vor der Pandemie (E.l, Z.41).

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Details

Seiten
38
Jahr
2020
ISBN (eBook)
9783346303950
ISBN (Paperback)
9783346303967
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Note
1.0
Schlagworte
Reaktanz Stress Covid-19 Corona Lazarus Brehm
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