Diese Arbeit aus dem Fach Forschungsmethoden und angewandte Statistik behandelt die empirische Forschungsmethode des Fragebogens. Dabei wird der Fragebogen als Befragungsmöglichkeit genauestens unter die Lupe genommen und mit Hilfe einer Pro- /Contraliste analysiert. Die theoretischen und praktischen Vorzüge des Fragebogens werden dann auf ein Fallbeispiel angewendet. Dabei werden Besucher einer Messe befragt und mittels fundierten und einschlägiger Methoden aus dem Bereich der Statistik werden die Daten analysiert. Grafische Darstellungen dienen zusätzlich zum besseren Verständnis der ermittelten Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Teil
2.1. Beobachtung
2.2. Inhaltsanalyse
2.3. Befragung
3. Praktischer Teil
3.1. Fragestellungen im Fragebogen
3.1.1. Frageformen
3.1.2. Semantisches Differential
3.2. Skalenniveaus in den Fragestellungen
3.3. Stichprobe der Befragung
3.4. Befragungsumstände
3.5. Forschungsfragen / Hypothesen
4. Grafisch und statistische Auswertung
4.1. Mittelwertsvergleiche
4.2. Korrelationsanalyse
4.3. Regressionsanalyse
4.4. T-Test
4.5. Vorstellung qualitativer Aussagen/Ergebnisse
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
8. Anhangsverzeichnis
1. Einleitung
Die Verflechtung von Unternehmensangeboten und Kundenbedürfnissen ist für viele Firmen heutzutage gang und gäbe, sodass eine Missachtung dieses Zusammenspieles undenkbar ist. Um das eigene Angebot an die Vorstellungen der Kunden anpassen zu können, muss hierfür jedoch ein umfangreiches Konzept wahrgenommen werden, um letzten Endes Projekte im weiteren Sinne erfolgreich abzuschließen. Sowohl im Studentenleben, sei es bei der Evaluierung eines Dozenten als auch im Bereich des Eventmanagement (in Form einer Eventevaluation) spielt die Bewertung von Handlungen eine enorm wichtige Rolle, um herauszufinden, welchen Eindruck beteiligte Personen durch die Teilnahme gewinnen konnten. Da jeder Mensch eine individuelle Wahrnehmung von Ereignissen hat, versucht man durch einheitliche Methoden einen Ansatz zu kreieren, sodass die Sichtweisen der einzelnen Personen den Verantwortlichen relevante Erkenntnisse liefern.
„Die Eventevaluation bezeichnet die Bewertung des Events und damit die Analyse, inwieweit die geplanten Abläufe eingehalten und die geplanten Ergebnisse - Ziele und Wirkungen - erreicht wurden."1 Selbst eine Vorlesung bei der Uni kann als Event bezeichnet werden und kann daher problemlos mit den Merkmalen der Eventevaluation zusammengeführt werden. Bei einer Vorlesung stellt mit Sicherheit die Erkenntnisgewinnung der Studenten, durch die Lehrveranstaltung, einen absehbaren Zweck dar. Da solch ein Ziel nicht durch Zahlen belegt werden kann, wie z.B. die Teilnehmeranzahl, muss hierfür eine Methode verwendet werden, welche die emotionale Wirkung der Studenten widerspiegelt. Eisermann, Winnen und Wrobel beziehen sich hierbei auf die psychologischen Verfahren, die die geistigen und irrationalen Verhaltensweisen der Personen testen, wie z.B. mittels Befragungen.2
In dem nachfolgenden Praxisbeispiel der Arbeit soll ein psychologischer Test in Form eines Fragebogens dazu dienen, Meinungen von Besuchern einer Messe einzuholen, um zu erfahren, welchen Eindruck sie von einer Messe gewinnen konnten, die sie in den letzten Jahren besucht hatten. Der anschließende, theoretische Abschnitt soll Methoden aus der Empirie wissenschaftlich aufzeigen, sodass der Leser einen Einblick in verschiedene Methoden bekommt und letzten Endes die angewandte Form des Fragebogens nachvollziehen kann. Der darauffolgende statistische Teil soll anhand von Praxisbeispielen zeigen, wie ein Fragebogen quantitativ und qualitativ ausgewertet werden kann. Das Fazit der Arbeit soll den Gedanken der Einleitung nochmals aufgreifen, dass Evaluierungen stets einen positiven Nutzen haben und darüber hinaus werden Erwartungen für die Zukunft an den bereits-erstellten Fragebogen geäußert.
2. Theoretischer Teil
Für das Praxisbeispiel der Evaluierung von Messen kommen hauptsächlich psychologische Verfahren aus der Empirie in Frage, wozu u.a. die Befragung, die Beobachtung und die Inhaltsanalyse zählt, wobei erstgenannte den Schwerpunkt der Arbeit darstellt und somit den größten Teil des theoretischen Abschnittes einnimmt. Die drei Methoden werden im Anschluss mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur definiert und erläutert.
2.1. Beobachtung
Bei einer wissenschaftlichen Beobachtung geht es darum, dass die Beobachterin oder der Beobachter durch das schlichte Betrachten von Abläufen, Umständen oder Vorgehensweisen einen wissenschaftlichen Nutzen bewirken können. Die Beobachter untersuchen daher bewusst den zu analysierenden Gegenstand, welcher weitreichend, von bspw. menschlichen Verhalten in gewissen Situationen bis zu internen Prozessen in einem Unternehmen, Anwendung finden kann. Entscheidend dabei ist, dass man bei dieser Datenerhebungsmethode die Handlungen nach dem „Wie?" untersucht, was nicht von den Probanden aktiv beeinflusst werden kann. Die Aktivitäten können lediglich durch die Beobachtungen der durchführenden Testpersonen, welche als Zeugen fungieren, bestimmt werden. Die wissenschaftliche Beobachtung wird keinesfalls zufällig durchgeführt, sondern dient immer dem Nutzen der sozialen Forschung und gleichzeitig der Beantwortung einer Forschungsfrage.3
2.2. Inhaltsanalyse
Die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse dient vorwiegend dazu, wissenschaftliche Texte auf deren Inhalte zu analysieren. Dabei werden von dem Tester keine zusätzlichen Informationen gefordert, sondern er befasst sich einzig und allein mit den Inhalten des vorliegenden Textes, was z.B. ein Transkript eines Interviews oder die Felder mit offenen Fragen aus einem Fragebogen umfassen kann. Mithilfe eines Kategoriensystems kann eine Vielzahl von Texten analysiert und klassifiziert werden. Die Textpassagen werden Kategorien zugeordnet, sodass relevante Textausschnitte zusammenfassend gegliedert werden, um letztendlich einen forschungsorientierten Mehrwert zu erzielen.4 Daher bezeichnet Baur und Blasius in ihrer Literatur die qualitative Inhaltsanalyse auch als „qualitativ orientierte kategoriengeleitete Textanalyse."5
2.3. Befragung
Mit der Erhebungsmethode der Befragung werden schätzungsweise 90% aller Daten in der empirischen Forschung gewonnen, weshalb sie zum meist benutzten Verfahren in der wissenschaftlichen Untersuchung gehört. Die Befragung lässt sich in die Kategorien der schriftlichen und mündlichen Befragung unterteilen. Der mündliche Bereich umfasst die Verfahren, die mit Hilfe eines Interviewers geleitet werden, wozu die persönliche Befragung (z.B. Experteninterview) und die telefonische Befragung (z.B. Telefonat zur Kundenzufriedenheit) gehören. Die schriftlichen Methoden setzen sich aus Online-Befragungen (computergestützte Befragung) und schriftlichen Befragungen (herkömmlicher Fragebogen) zusammen, wobei hierbei, gegensätzlich zu der mündlichen Methodik, der persönliche, direkte Kontakt von Tester und Proband entfällt. Schriftliche Befragungen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Standardisierung aus, wobei das Ausfüllen des Fragebogens in Bezug auf verschiedene Kriterien wie Bearbeitungsdauer, -gestaltung etc. nicht vom Tester beeinflusst werden kann. Bei der mündlichen Befragung hingegen kann der Fragende den Verlauf der Befragung nahezu selbst gestalten und individuell auf Antworten der Testperson eingehen, um folglich Inhalte bzgl. seines forschungsorientierten Zweckes zu erlangen.6 Für den jeweiligen Forschungsnutzen werfen die verschiedenen Verfahren Vor- und Nachteile auf, die es bei der Auswahl und Durchführung dergleichen gilt zu beachten. In der folgenden Grafik wird die Sinnhaftigkeit der schriftlichen Befragung exemplarisch erörtert, um somit einen Bezug zum praktischen Teil, einem Fragebogen zur Evaluierung von Messen, zu schaffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Vor- und Nachteile einer schriftlichen Befragung
3. Praktischer Teil
Der praxisbezogene Abschnitt bezieht sich auf den erstellten Fragebogen mit den jeweiligen Operationalisierungen, welche im Laufe des Absatzes, angesichts der Auswahl und der Auswirkung, begründet werden sollen. Da die Gestaltung eines Fragebogens hauptsächlich vom erhofften Nutzen abhängt, gibt es verschiedene Modalitäten, die dabei helfen, die Antwortmöglichkeiten der Testperson so zu lenken, dass ein hoher Grad an relevanten Informationen erzielt werden kann. Nach der Erklärung der ausgewählten Bedingungen, sollen die erzielten Ergebnisse anhand eines vorhandenen Datensatzes analysiert und dargestellt werden. Der komplette Fragebogen ist hierfür im Anhangsverzeichnis zu finden.
3.1. Fragestellungen im Fragebogen
Bei der Erstellung eines Fragebogens ist es extrem wichtig, die einzelnen Fragen so zu gestalten, dass die Durchführung möglichst simpel und verständlich verläuft, sodass Missverständnisse vermieden werden, da dies sonst zu einer negativen Beeinträchtigung der Forschungsergebnisse führt. Bei schriftlichen Befragungen haben die Probanden keine Ansprechperson, die ihnen bei unverständlichen Situationen helfen kann, deshalb ist es umso wichtiger die Fragen so eindeutig wie möglich zu gestalten, ohne das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren: Der forschungsorientierte Mehrwert. Hierfür werden bei dem vorliegenden Fragebogen zwei Möglichkeiten begründet, weshalb man sich für diese Fragekonstellationen entschieden hat.
3.1.1. Frageformen
Fragestellungen im Fragebogen Bei der Erstellung des Fragebogens wurde vorwiegend auf die Formen der geschlossenen und offenen Fragestellungen zurückgegriffen. Die Fragenformen in den Abschnitten: 3), 6), 8), 9) und 11) illustrieren geschlossenen Fragen, bei denen die Antwortmöglichkeiten bereits vorgegeben sind und die Testperson keine Möglichkeit hat, eigene Antworten zu erstellen. Bei Frage 3) und 8) handelt es sich um Polaritätenprofile, bei denen der Befragte eine Tendenz zu einer Begrifflichkeit in Form eines Kreuzes angibt (siehe 3.1.2). Durch die geschlossenen Fragestellungen sind zum einen die Erkenntnisse problemlos auszuwerten und zum anderen die Durchführung aus Sicht der Testperson mühelos auszuführen. Frageformen, die auf quantitative Zahlen und Daten abzielen, lassen sich durch geschlossene Fragen bestenfalls auswerten, wie beispielsweise in 9), als man die Anzahl der Messebesuche innerhalb der letzten drei Jahre herausfinden will. Die drei vorgegebenen Antworten geben der Testperson durch eine Einfachnennung (nur eine Alternative machbar) die Möglichkeit, schnell und einfach ein passendes Kreuz zu setzen, da die Alternativen verschiedene Jahrespannen ausdrücken.
Die Fragen in den Teilabschnitten 1), 2), 4), 5), 7) und 10) stellen offene Frageformen dar, die der Testperson die Möglichkeit verschaffen, eigene Antworten zu kreieren, ohne dabei in jeglicher Hinsicht eingeschränkt zu sein. Die Fragen 1), 2), 7) und 10) sind zwar in ihrer Gestaltung offen, da es keine verbindlichen Antwortmöglichkeiten gibt, dennoch ist der Proband dazu angehalten, seine Antwort in Bezug auf die Fragestellung zu beziehen, jedoch ohne Äußerung seiner Meinung. Solche Fragen dienen meist soziodemografischen Daten, die auf persönliche Angaben der Person abzielen wie z.B. in 2), als nach dem Jahr gefragt wird, in dem die Testperson die angegebene Messe besucht hat. Rein traditionelle und offene Frageformen werden in den Fragen 4) und 5) eingesetzt, bei denen man seine Meinung bzgl. des Messebesuches preisgeben darf (z.B. „4) Was hat Ihnen an dieser Messe gut gefallen?"). Hierfür existieren keine Antwortmöglichkeiten, sondern lediglich Zeilen, die ausschließlich den Kandidaten durch die Zeilenlänge in seiner Meinungsäußerung einschränken. Da offene Fragen meist einen höheren Aufwand vom Probanden erfordern und zugleich auch komplexer in der Auswertung sind, wurde deshalb bei der Fragebogen-Organisation auf ein optimales Verhältnis zwischen offenen und geschlossenen Frageformen geachtet.7
3.1.2. Semantisches Differential
Das semantische Differential, auch bekannt als Polaritätenprofil, ist ein Instrument aus der Marktforschung, was dabei hilft, die Neigungen zu bestimmten Eigenschaften eines Gegenstandes aus Sicht der Testperson zu ermitteln.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Semantisches Differential im Fragebogen
Der gewählte Gegenstand kann dabei vielseitig in Form einer Dienstleistung, eines Events, eines Produktes usw. auftreten und behandelt werden. Mithilfe einer Likert-Skala wählt der Proband seine Beurteilung des Objektes anhand von Gegensatzpaaren. Die Likert-Skala ermöglicht es dem Tester Ergebnisse aus den Antworten der Testperson zu ziehen, da die Abstände zwischen den Begrifflichkeiten interpretierbar sind, was vorwiegend zur Erstellung eines Mittelwertes oder der Standardabweichung führen kann. Im Fragebogen kommt das Polaritätenprofil in den Teilen 3) und 8) mit insgesamt 32 Beurteilungsmöglichkeiten zur Geltung.
Die folgende Abbildung zeigt die Anwendung des semantischen Differentials im Abschnitt 3) des Fragebogens mittels einer sieben-stufigen Skala, bei der der Proband ein Kreuz setzen kann, je nachdem wie stark er zu den Begriffen tendiert, welche seinen Messebesuch repräsentieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Auszug aus dem Fragebogen zum Polaritätenprofil in 3)
Das Polaritätenprofil in Abschnitt 8) ist eine differenzierte Anwendung des semantischen Differentials, jedoch in seiner Funktion gleichbleibend. Anstatt wechselnder Begriffe, werden hierbei die gegensätzlichen Begriffe wichtig und unwichtig durchgehend verwendet. Durch die verschiedenen Kategorien (bspw. Helligkeit in den Hallen, Spaß haben...) kann der Proband in Form einer vier-stufigen Skala seine Meinung äußern, ob ihn dieses Merkmal wichtig oder unwichtig erscheint.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Auszug aus dem Fragebogen zum Polaritätenprofil in 8)
Bei der Erstellung eines Polaritätenprofiles sind dennoch einige Merkmale zu beachten, um sowohl für den Tester als auch für die Testperson ein optimales Umfeld schaffen zu können. Dabei sollen die verschiedenen Merkmale anhand praktischer Aspekte aus dem angehängten Fragebogen beispielhaft dargestellt werden:
- Eindeutige Gegensätze (leise O laut),
- Klar verständlich (wichtig O unwichtig),
- Spezielle Gegensatzpaare (traditionell O modern),
- Passend zur Fragestellung des Objektes (hochwertig O bescheiden),
- Zufälliges Durchmischen (Anordnung links - rechts) der positiven und negativen Begriffe.8
3.2. Skalenniveaus in den Fragestellungen
Die Verwendung verschiedener Skalenniveaus richtet sich im Fragebogen hauptsächlich nach dem Maß des Informationsgehaltes. Je nach Fragestellung können die Daten metrisch (quantitativ) oder nicht-metrisch sein.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Skalenniveaus in den Fragestellungen (1)
[...]
1 Eisermann, Winnen und Wrobel 2014, S. 38
2 vgl. Eisermann, Winnen und Wrobel 2014, S. 39f.
3 vgl. Baur und Blasius 2014, S. 855f.
4 vgl. Baur und Blasius 2014, S. 543ff.
5 Baur und Blasius 2014, S. 544
6 vgl. Bortz und Döring 2007, S. 236f.
7 vgl. Quantitative Methoden, S. 23ff.
8 vgl. Studienretter