Die Arbeit setzt sich mit dem des von Decius erlassenen Opferediktes auseinander. Im Zentrum dieser Arbeit steht dabei die Frage, welche Gründe Decius für das Einführen eines solchen Ediktes hatte und ob dieses als eine reichspolitische Maßnahme oder doch als gezielte Christenverfolgung zu betrachten ist. Hierbei werden der Inhalt des Ediktes und die daraus gezogenen Maßnahmen erläutert. Um eine Grundlage zur Beantwortung der Fragestellung zu schaffen, wurden verschiedene Quellen analysiert. Bei den betrachteten Quellen handelt es sich zum einen um einen Ausschnitt aus den Akten des Maximus, in der davon gesprochen wird, dass Decius die christliche Lehre unterdrücken und sogar besiegen wollte. So sollen sie sich vom „wahren Gott“ absagen und bei der Darbringung des Opfers den „Dämonen“ opfern. Des Weiteren wird eine sogenannte „Libelli“, eine Opferbescheinigung betrachtet, um den Ablauf und den genauen Inhalt der Opferung besser nachvollziehen zu können.
Hier wird besonders deutlich, dass die Tatsache, ob jemand Christ gewesen sei oder nicht, unbedeutend war, da hiernach nicht gefragt wurde. Bisher jedoch war diese Frage beispielsweise in Verfahren maßgeblich für die Verurteilung gewesen. Außerdem wurde die Maecenasrede bei Cassius Dio hinzugezogen, in der einige Jahrzehnte vor Decius das Denken des Senates, dem er angehörte und seine persönliche politischen Vorstellungen verdeutlicht wurden. So solle die Gottheit verehrt und diejenigen gehasst und bestraft werden, die von der richtigen Gottesverehrung abweichen. Auch sollen die anderen zur Verehrung gezwungen und ihnen gelehrt werden, die Götter zu fürchten. Des Weiteren dürften sie keine Gottlosen und Zauberer dulden. Unter Berücksichtigung dieser Quellen und das Hinzuziehen verschiedener Forschungspositionen werden dann Überlegungen zur Beantwortung der Fragestellung getroffen. Als Einstieg in die Ausarbeitung wird ein kleiner Einblick in die Verhältnisse des römischen Reiches und zur Person des Decius gegeben. Wie sich hierbei erkennen lässt, ist Decius mit zwei Jahren eine nur sehr kurze Zeit Imperator gewesen. Diese Regierungszeit war hierbei maßgeblich von dem erlassenen Edikt geprägt und sollte auch zu Auswirkungen auf die weitere Geschichte des römischen Reiches mit Christen geführt haben. Die Verhältnisse des römischen Reiches und die Vorkommnisse in der Zeit spielen eine große Rolle, um die Gründe des Decius für die Erlassung des Opferediktes nachvollziehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ausgangslage
2.1 Verhältnisse im römischen Reich
2.2 Bisheriges Vorgehen gegen die Christen
3 Aspekte zur Person Decius
3.1 Bibliographische Aspekte
3.2 Politische Einstellung
3.3 Religiöse Einstellung
4 Opferedikt
4.1 Inhalt und Maßnahmen
4.2 Libelli
4.3 Absichten
4.4 Folgen
5 Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die vorliegende Ausarbeitung setzt sich mit dem des von Decius erlassenen Opferediktes auseinander. Im Zentrum dieser Arbeit steht dabei die Frage, welche Gründe Decius für das Einführen eines solchen Ediktes hatte und ob dieses als eine reichspolitische Maßnahme oder doch als gezielte Christenverfolgung zu betrachten ist. Hierbei werden der Inhalt des Ediktes und die daraus gezogenen Maßnahmen erläutert. Um eine Grundlage zur Beantwortung der Fragestellung zu schaffen, wurden verschiedene Quellen analysiert. Bei den betrachteten Quellen handelt es sich zum einen um einen Ausschnitt aus den Akten des Maximus, in der davon gesprochen wird, dass Decius die christliche Lehre unterdrücken und sogar besiegen wollte. So sollen sie sich vom „wahren Gott“ absagen und bei der Darbringung des Opfers den „Dämonen“ opfern.1 Des Weiteren wird eine sogenannte „Libelli“, eine Opferbescheinigung betrachtet, um den Ablauf und den genauen Inhalt der Opferung besser nachvollziehen zu können. Hier wird besonders deutlich, dass die Tatsache, ob jemand Christ gewesen sei oder nicht, unbedeutend war, da hiernach nicht gefragt wurde.2 Bisher jedoch war diese Frage beispielsweise in Verfahren maßgeblich für die Verurteilung gewesen.3 Außerdem wurde die Maecenasrede bei Cassius Dio hinzugezogen, in der einige Jahrzehnte vor Decius das Denken des Senates, dem er angehörte und seine persönliche politischen Vorstellungen verdeutlicht wurden. So solle die Gottheit verehrt und diejenigen gehasst und bestraft werden, die von der richtigen Gottesverehrung abweichen. Auch sollen die anderen zur Verehrung gezwungen und ihnen gelehrt werden, die Götter zu fürchten. Des Weiteren dürften sie keine Gottlosen und Zauberer dulden.4 Unter Berücksichtigung dieser Quellen und das Hinzuziehen verschiedener Forschungspositionen werden dann Überlegungen zur Beantwortung der Fragestellung getroffen.
Als Einstieg in die Ausarbeitung wird ein kleiner Einblick in die Verhältnisse des römischen Reiches und zur Person des Decius gegeben. Wie sich hierbei erkennen lässt, ist Decius mit zwei Jahren eine nur sehr kurze Zeit Imperator gewesen. Diese Regierungszeit war hierbei maßgeblich von dem erlassenen Edikt geprägt und sollte auch zu Auswirkungen auf die weitere Geschichte des römischen Reiches mit Christen geführt haben. Die Verhältnisse des römischen Reiches und die Vorkommnisse in der Zeit spielen eine große Rolle, um die Gründe des Decius für die Erlassung des Opferediktes nachvollziehen zu können. Mit den Auseinandersetzungen der verschiedenen Forschungspositionen wird dann im Fazit dieser Arbeit die Forschungsfrage beantwortet und abschließende Worte getroffen.
2 Ausgangslage
2.1 Verhältnisse im römischen Reich
Als Decius zum Imperator ausgerufen wurden, sollen die Verhältnisse im römischen Reich katastrophal gewesen sein. An den Grenzprovinzen der Donau drangen immer wieder germanische Völkerschaften ein und auch Gotenscharen plünderten und verwüsteten bis zu den Mauern der moesischen Städte. Außerdem plagten im inneren des Reiches Thronkämpfe den Frieden. Die Pest, Erdbeben sowie Hungersnöte schlugen immer wieder von Neuem zu.5 Das römische Reich befand sich dementsprechend zur Zeit des Soldatenkaisers Decius in einer erheblichen Notlage.
2.2 Bisheriges Vorgehen gegen die Christen
Um herausfinden zu können, ob das Vorgehen des Decius außergewöhnlich und ein geplanter großer Schlag gegen die Christen oder doch nur eine reichpolitische Maßnahme war, muss auch das bisherige Vorgehen gegen die Christen beleuchtet werden. Wenn der Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan, welcher von 98 n.Chr. bis 117 n.Chr. römischer Kaiser war, betrachtet wird, so lassen sich folgende Maßnahmen feststellen: Die christliche Religion wird als abergläubische Seuche bezeichnet, welche sich immer weiter ausbreitet. So glaubte Plinius, ihr die Stirn bieten und diese eingrenzen beziehungsweise ihr Abhilfe schaffen zu müssen. Die christliche Religion galt als Sünde und die Christen konnten aufgrund des (mutmaßlichen) Christseins angeklagt werden. Wenn sie dies bejahten und auch weiterhin darauf beharrten, wurden sie mit der Todesstrafe verurteilt. Diejenigen, die jedoch leugneten, Christ zu sein oder behaupteten, schon länger keiner mehr zu sein, sollten dem Bilde des Trajans und den Göttern ehren und ein Opfer darbringen, um dies zu beweisen.6 An dieser Stelle wird deutlich, dass von ihnen eine eindeutige Tat verlangt wurde, die aufzeigen sollte, dass sie dem christlichen Glauben abgeschworen hatten. So wurden auch durch ein erlassenes Edikt Hetärien verboten und wenn sie diesem Verbot nicht nachkamen, so galt dies als Strafe und sie wurde angeklagt. Trajan schrieb, dass insgesamt kein allgemeines Vorgehen als feste Norm eingesetzt werden könne, dass den Christen aber jedoch nicht „nachspioniert“ werden, sondern nur gegen diejenigen Christen vorgegangen werden sollte, die auch angezeigt wurden. Diese konnten dann durch Verehrung der Götter Reue aufzeigen und Verzeihung erhalten.7 Auch dies zeigt deutlich, dass man für das Christsein Buße tun sollte. Um Verzeihung erhalten zu können und nicht mit der Todesstrafe angeklagt zu werden, sollte als Beweis für eben diese Reue der Götter ein Opfer dargebracht werden. Hier ist erkennbar, dass Plinius beziehungsweise auch Trajan das Ziel hatten, die christliche Religion einzugrenzen oder gar abzuschaffen und die Opferung nur dem Zweck diente, der Religion abzuschwören und sich dem römischen Glauben anzuschließen.
So schrieb auch schon Cassius Dio viele Jahrzehnte vor der Regierungszeit des Decius eine Rede, in der genau beschrieben wird, wie mit Bürgern, deren Religion nicht die römische war, umgegangen werden sollte:
„Verehre selbst die Gottheit überall ganz nach Vätersitte und zwinge auch die anderen, sie zu fürchten. Die aber von der rechten Gottesverehrung abweichen, die hasse und bestrafe, und zwar nicht allein der Götter wegen - wer sie verachtet, hat auch vor nichts anderem mehr Ehrfurcht -, sondern auch weil Leute, die an ihre Stelle irgendwelche neuen göttlichen Wesen setzen, viele dazu verleiten, sich eigene Gesetze zu machen, und daraus entstehen Verschwörungen, geheime Verbindungen und Parteien, was der Alleinherrschaft ganz und gar nicht nützt. Dulde deshalb keine Gottlosen und keinen Zauberer.“8
So kann sich hieraus erkennen lassen, dass den Christen gegenüber keine Akzeptanz entgegengebracht werden sollte. Bürger, welche an den Verehrungen der Götter und Opferzeremonien nicht teilnehmen würden, sollten bestraft, ja sogar gehasst werden. Es ging also darum, dass all jene, welche die römische Religion nicht ausübten, nicht geduldet und sie eben auch durch Ausübung von Zwang dazu gebracht werden sollten, diese zu fürchten. Diese Rede kann also als Anstiftung dazu angesehen werden, gegen alle vorzugehen, die den römischen Kulten nicht beiwohnten. So lässt sich aus dieser Rede ein allgemeiner Hass gegen die Christen voraussagen, da diese gewiss nicht an den Verehrungen der Götter teilnahmen. Bei den Hintergrundgedanken geht es aber nicht wirklich nur um die Götter, sondern vor allem um das Wohl der Alleinherrschaft. Das Wohl des Reiches durch den Schutz der Götter wird hier mit keiner Silbe erwähnt (siehe Kapitel 4.3).
3 Aspekte zur Person Decius
3.1 Bibliographische Aspekte
Decius wurde um 195 n.Chr. als Quintus Messius Traianus geboren9 und stammte aus den Donauprovinzen.10 Er wurde im Juni 249 n.Chr. von seinem Heer als erster pannonisch-illyrische Kaiser ausgerufen und war erfüllt von den Tugenden, Werten und Normen, die einst Rom groß gemacht haben.11 Decius war nur zwei kurze Jahre Kaiser, in der die Zeit von den Auswirkungen des Ediktes geprägt war. 251 n.Chr. verlor er als erster römischer Kaiser in der Schlacht bei Abrittus sein Leben.12
Laktanz beschrieb Decius als ein „fluchwürdiges“ Ungeheuer.“13 Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage muss man kritisch betrachten, da es sich hierbei um eine christliche Quelle handelt. Kirchliche Schriftsteller waren nicht daran interessiert, ein vollständiges Bild der Politik des römischen Reiches darzulegen. Es wurden nur Vorkommnisse dargestellt, die sie persönlich betrafen und diese Darstellung erfolgte in einer subjektiven Weise.14
3.2 Politische Einstellung
Wie bereits erwähnt, war Decius von den Werten des römischen Reiches geprägt. So versuchte er, das römische Reich in altrömischen Traditionen wiederherzustellen.15 Auch war es ihm wichtig, eben durch die ständige Bedrohung der Feinde an den Grenzen die Ordnung im Inneren sicherzustellen. Decius besaß ein sehr ausgeprägtes Bewusstsein für das Römertum und seine Politik war von einem restaurativen Charakter geprägt.16 Er war stets um ein gute Verbundenheit mit dem Senat bemüht und ließ sich von diesem legitimieren.17 „Seine Willenskraft, seine aufrichtige Loyalität gegenüber den Senat […] haben seine Gestalt verklärt und seiner konservativ-römischen Konzeption wie seinen politischen Methoden ein kräftiges Weiterleben gesichert.“18
3.3 Religiöse Einstellung
Mit dem Versuch, die altrömischen Traditionen wiederherzustellen, pflegte Decius auch die Ausübung des Herrscherkultes zu bewahren. So lag ihm viel daran, die römischen Götter zu verehren, denn diese erhielten den Schutz und die Gunst des römischen Reiches und von einer gewissenhaften Ausübung der Religion hing das Wohl des Staates ab.19 Erlebte das Reich Unglück, so war dies auf die Missgunst beziehungsweise den Zorn der Götter zurückzuführen, da man sie nicht gemäß der Tradition geehrt habe.20 Decius lies auch Münzen mit einer Reihe von Bildnissen der elf Staatsgötter als Motiv prägen, welche er als seine Vorfahren ansah.21 Nachdem Decius 251 n.Chr. starb, wurde er konsekriert. „Bei der Darstellung des Lebens des Decius verwendet Eutrop die Formulierung, daß Decius […] unter die Staatsgötter aufgenommen worden ist.“22
4 Opferedikt
In dem folgenden Abschnitt geht es um das von Decius erlassene Edikt. Hierzu werden der Inhalt und die damit einhergehenden veranlassten Maßnahmen erläutert, die nach Einsetzen des Ediktes getroffen wurden. Außerdem werden die verschiedenen Ansichten erläutert, die Decius mit eben diesem Edikt verfolgt haben soll. Um diese zu verdeutlichen, werden auf verschiedene Interpretationen wie zum Beispiel von Hans Dieter Stöver, Joachim Molthagen und Jacques Moreau zurückgegriffen.
[...]
1 Vgl. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, S.70.
2 Vgl. ebd., S.62.
3 Vgl. ebd., S.83.
4 Vgl. ebd., S.76.
5 Vgl. Stöver, Christenverfolgung im römischen Reich, Ihre Hintergründe und Folgen, S.166.
6 Vgl. Plunius Caecilius Secundus Briefe, S.643.
7 Vgl. ebd., S.644.
8 Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, S.76.
9 Vgl. Stöver, Christenverfolgung im römischen Reich, Ihre Hintergründe und Folgen, S.165.
10 Vgl. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, S.75.
11 Vgl. Stöver, Christenverfolgung im römischen Reich, Ihre Hintergründe und Folgen, S.166.
12 Vgl. ebd., S.174.
13 Vgl. Guyot, Das frühe Christentum bis zum Ende der Verfolgungen, S.147.
14 Vgl. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, S.64.
15 Vgl. ebd., S.74.
16 Vgl. ebd., S.75.
17 Vgl. ebd., S.77.
18 Stöver, Christenverfolgung im römischen Reich, S.174.
19 Vgl. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, S.74.
20 Vgl. ebd., S.74 f.
21 Vgl. Clauss, Kaiser und Gott, Herrscherkult im römischen Reich, S.375.
22 Ebd., S.185.