Diese Projektarbeit befasst sich mit aktuell eingesetzten Technologien der Industrie 4.0 im Bereich der Landwirtschaft.
Nach der Einleitung folgt im zweiten Kapitel die Darstellung und Beschreibung der relevanten Begriffe und Technologien aus diesem Kontext, welche im Rahmen dieser Arbeit als relevant eingestuft wurden. Des Weiteren wird die Rolle des Menschen in Umfeld der Industrie 4.0 thematisiert. Darin werden unter anderem die Fragen geklärt, welche Rolle der Mensch zukünftig im Produktionsablauf einnehmen wird.
Das Kapitel drei beschäftigt sich explizit mit den aktuell und zukünftig eingesetzten Technologien in der Landwirtschaft. Dazu erfolgt zunächst die Definition des Begriffs Farming 4.0. Anschließend werden weitere Gründe, neben den bereits in der Einleitung dargestellten, für die Digitalisierungsabsichten in der Landwirtschaft erläutert, worauf die wirtschaftliche Einordnung der Landwirtschaft in Deutschland folgt. Schließlich werden die aktuellen Technologien in Farming 4.0 thematisiert, für die bessere Verständlichkeit werden die Technologie mit einem Beispiel erläutert. Letztendlich wird das Thema Datenschutz in der Landwirtschaft näher beleuchtet und dargestellt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in dem eine kurze Diskussion der Ergebnisse niedergeschrieben ist. Außerdem wird angedeutet, an welchen Punkten die Forschung ansetzen könnte und welche Technologien zukünftig eingesetzt werden, aber in dieser Arbeit nicht berücksichtigt wurden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Vorgehensweise
2 Grundlagen der Industrie 4.0
2.1 Technologien und Begriffe
2.1.1 Digitalisierung
2.1.2 InternetderDinge
2.1.3 BigData
2.1.4 Blockchain
2.2 Die Rolle des Menschen
3 Anwendung in Farming 4.0
3.1 DerBegriffFarming4.0
3.2 Gründe für die Digitalisierung der Landwirtschaft
3.3 Wirtschaftliche Einordnung der Landwirtschaft
3.4 Digitalisierung in derAnwendung
3.4.1 Automatisierung der Landmaschinen
3.4.2 Farm-Management-Informations-Systeme
3.4.3 Einsatzmöglichkeiten von Virtual und Augmented Reality in der Landwirtschaft
3.4.4 Precision-Farming-Systeme
3.4.5 Smart Contracts und Smart Payment
3.5 Kritikpunkt Datenschutz
4 Fazit
4.1 Diskussion der Ergebnisse
4.2 Ausblick
Anhang A: Die drei Stufen der Interaktivität
Anhang B: Big Data Herausforderung
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
AR Augmented Reality
BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
BS Blockchain
BSI Bundesamt fprSicherheit in derlnformationstechnik
CPS Cyber-physische Systeme
DüV-20 nationale Düngeverordnung Stand April 2020
ERP Enterprise-Resource-Planning System
EU Europäische Union
F40 Farming 4.0
FMIS Farm-Management-Informations-Systeme
GHz Gigahertz
GIS Geoinformationssystem
GmbH & Co. KG... GesellschaftmitbeschränkterHaftung& Compagnie Kommanditgesellschaft
GNSS Global Navigation Satelliten System
GPS Global Positioning System
140 Industrie 4.0
IBAN International BankAccount Number
Inc Incoporated
loT Internet derDinge
Mio Millionen
Mrd Milliarden
RMS Root Mean Square
RTK Real Time Kinematic
SC Smart Contracts
VDMA Verband DeutscherMaschinen- und Anlagenbau e.V.
VR Virtue! Reality
1 Einleitung
„Werde derLandwirt in derLage sein, bei derEmte den genauen Ertrag seinerFelderfestzustellen, wie der Buchhaltereinergut geführten Fabrik; durch einfache Kalkulation geführten Fabrik; durch einfache Kalkulation könne erdann Substanzen, die erjedem Feld ersetzen muß, exakt bestimmen, auch mengenmäßig, um die Fruchtbarkeit wiederherzustellen“ Justus von Liebig (1803 - 1873)1
Die hier vorliegende Arbeit thematisiert den Einsatz von Industrie 4.0 Technologien in der Landwirtschaft. Diese ist neben der Forstwirtschaft und der Fischerwirtschaft einer der wenigen Wirtschaftssektoren, in denen die Produkterzeugung in einer direkten Zusammenarbeit mit der Natur steht. Seit den Demonstrationen in Berlin im Jahr 2019 rückten die Landwirte und deren Problematik in die Öffentlichkeit. In weiteren europäischen Städten machten die Landwirte auf sich aufmerksam und demonstrierten mit ihren Traktoren vor öffentlichen Gebäuden, um so die benötigte Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Hauptgründe zu demonstrieren werden folgend dargestellt:2
Konkurrenz auf dem Weltmarkt
Der weltweite Handel hat direkten Einfluss auf die Arbeit der Landwirte in Deutschland und Europa. So haben beispielsweise amerikanische und chinesische Landwirte gleichzeitig unterschiedliche Regelungen zur Bewirtschaftung von Ackerflächen und in der Tierhaltung. Dadurch können diese ihre Erzeugnisse deutlich günstiger auf dem Weltmarkt anbieten als ihre europäischen Kollegen. Beispielsweise werden in China rund ein Drittel der weltweiten Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt3, wobei die Fläche wenigerals 10 % derweltweit genutzten Ackerfläche einnimmt.4
Förderpolitik der Europäischen Union
Die europäische Union unterstütz die Landwirte bei ihrer Arbeit durch sogenannte Direktsubventionen. Diese werden an der bewirtschafteten Fläche bestimmt, sodass die Landwirte dazu gezwungen werden ihre Betriebe auszubauen und immer mehr zu produzieren. Das hat zur Folge, dass große Agrarbetriebe deutlich mehr Subventionen erhalten als ein kleiner Biobetrieb. Zahlungen für eine nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz nehmen eine untergeordnete Position ein.
Düngeregelungen
Gerade die verschärfte Düngeregelung der europäischen Union trifft bei den Landwirten auf Unverständnis. Das für die Pflanzen wichtige Nitrat, welches in Gülle oder in Mist enthalten ist, belastet langfristig den Boden und das enthaltene Grundwasser. Der Gesetzgeber reagiert darauf und verschärft zuletzt im April 2020 die nationale Düngeverordnung (kurz: DüV-20) mit Vorgaben der EU5. Darin wird unter anderem festgeschrieben, wie die Düngemenge bestimmt werden soll und wie weit diese von einem Gewässer ausgebracht werden darf. Da dies teilweise in der realen Welt nicht umsetzbar ist, hat zu dem Zeitpunkt der Verabschiedung keine Beachtung gefunden. So muss bei einer Hangneigung von 10 % ein Abstand zu Gewässern von 5 m eingehalten werden.6 Jedoch sind nicht alle Felder quadratisch und teilweise liegen die Gewässer unter der Erde, sodass es für den Landwirt nur mit erheblichem Mehraufwand möglich ist, diese Verordnung entsprechend umzusetzen.
Umweltschutz
Die deutsche Landwirtschaft hat an den jährlichen Emissionen einen Anteil von 7,4 % und liegt damit auf Platz 5 der größten Emissionsquellen in Deutschland. Mit 39 % hat die Energieerzeugung den größten Anteil.7 Die Emissionen der Landwirtschaft bestehen dabei aus Methan und Lachgasen, welche bei der Düngung ausgebracht werden. Ein weiterer Faktor ist der Methan Ausstoß aufgrund der Verdauung von Wiederkäuern, als auch der C02 Ausstoß durch den Einsatz von dieselbetriebenen Maschinen. Dieser Wert soll bis 2030 gegenüber 1990 um 34 % gesenkt werden.8
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Landwirtschaft in Deutschland, in der EU als auch international vor einer großen Veränderung und Herausforderung in der Art und Weise ihrerArbeit steht.
In diesem Bericht soll zugunsten des Leseflusses das generische Maskulinum verwendet werden. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden ebenfalls mit der maskulinen Form angesprochen.
1.1 Problemstellung
Die weltweite Bevölkerung auf der Erde steigt laut der deutschen Stiftung Weltbevölkerung jährlich um ca. 83 Mio. Menschen.9 Dadurch wachsen die Anforderungen an die Landwirtschaft, die benötigten Nahrungsmittel zu produzieren. Im Gegensatz dazu sinkt die Anzahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft kontinuierlich.10 Das heißt, weniger Landwirte müssen immer mehr Menschen ernähren. Dies zeigt auch die Studie des Deutschen Bauernverbandes mit Daten des statistischen Bundesamtes. Während ein Landwirt im Jahr 1900 für ca. 4 Menschen Lebensmittel produzierte, ernährt er im Gegensatz dazu heute ca. 135 Menschen.11
Neben der Ernährung der Weltbevölkerung ist ein weiterer Faktor in der Landwirtschaft die Veränderung der Biodiversität. Weltweit werden in der Studie der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources aktuell 32.441 Arten auf der Roten Liste geführt.12 Diese Liste beinhaltet Organismen, welche vor dem Aussterben stehen. Seit Beginn der Datenaufzeichnung im Jahr 2000 steigt die Anzahl der aussterbenden Organismen kontinuierlich an.13 Eine Reihe von Experten hat sich im Jahr 2019 mit der Aufgabe beschäftigt, welche Gründe es für das weltweite Aussterben von Insekten gibt. In ihrer Studie kommen sie zu dem Schluss, dass rund 21 % auf eine intensive Landwirtschaft zurückzuführen ist. Weitere 12,6 % entfallen auf den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Auch die für die Landwirtschaft durchgeführte Waldrodungen, gerade in den Ländern Südamerikas, kommen auf einen Wert von 8,8 %. Zusätzlich zu den Pestiziden bringen Landwirte immer mehr Düngemittel aus, damit die Pflanzen optimale Lebensbedingungen vorfinden. Dies hat zur Folge, dass durch den Einsatz ca. 10,1 % der Insektenvielfalt zurückgeht.14 Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Landwirtschaft eine tragende Rolle bei der Veränderung der Biodiversität von Insekten zukommt. Diesem Trend gilt es in den kommenden Jahren verändern, damit die Biodiversität nachhaltig verbessert und zukünftig geschont werden kann. Wie dargestellt kommt der Landwirtschaft hier eine tragende Rolle zu. Nicht nur den Landwirten in Europa, auch auf den anderen Kontinenten muss auf nachhaltige Landwirtschaft gesetzt werden.
Der Klimawandel ist eines der am häufigsten diskutierten Themen der internationalen Politik. Die Mitgliedsstaaten der EU haben sich auf der Pariser Weltklimakonferenz in dem Jahr 2015 darauf geeinigt, die Erderwärmung auf 2°C bzw. sogar 1.5 °C zu beschränken.15 Das Ziel der Bundesregierung für die Bundesrepublik Deutschland ist, es bis zum Jahr 2030 die Umwelteinflüsse in Form von C02 und anderen Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren, und zwar um 40% bis 2030 gegenüber dem Jahr 1990.16 Auf die Landwirtschaft entfallen, wie in der Einleitung dargestellt, rund 7,4 % der Emissionen. Der Klimawandel hat jedoch einen direkten Einfluss auf die Erzeugung der Grundnahrungsmittel. Steigt beispielweise die Erderwärmung um ein Grad Celsius an, sinkt die weltweite Ernte von Weizen um ca. 6 %, wie eine internationale Studie zeigt.17 Im direkten Vergleich zu den anderen Emissionsquellen spielt die Landwirtschaft in Deutschland zwar eine untergeordnete Rolle, jedoch kommt dieser eine strategische Bedeutung zu, wenn das Bevölkerungswachstums berücksichtigt wird. Wenn nun beachtet wird, dass derWohlstand weiterwächst und damit derweltweite Fleischkonsum, wie die Food and Agriculture Organization of the United Nations prognostiziert, dann nimmt Landwirtschaft eine tragende Rolle im Klimaschutz ein.18
Die Abbildung 1 stellt die Landwirtschaft als Schnittstelle zu den drei globalen Herausforderungen grafisch dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Herausforderungen der Landwirtschaft19
Aufgrund der vorgestellten Problematiken in der Einleitung und in diesem Absatz, ist das Ziel dieser Arbeit dem Leser relevante Technologien der Industrie 4.0 und deren Einsatz in der Landwirtschaft vorzustellen.
Zu diesem Zweck wird sich folgender Forschungsfrage gewidmet:
Welche Technologien, derlndustrie 4.0, werden aktuell undzukünftig in derLandwirtschaft fürdie Erzeugung derGrundnahrungsmitteler- zeugung eingesetzt?
1.2 Vorgehensweise
Nach der Einleitung folgt im zweiten Kapitel die Darstellung und Beschreibung der relevanten Begriffe und Technologien aus dem Kontext der Industrie 4.0, welche im Rahmen dieser Arbeit als relevant eingestuft wurden. Des Weiteren wird die Rolle des Menschen in Umfeld der Industrie 4.0 thematisiert. Darin werden u.a. die Fragen geklärt, welche Rolle der Mensch zukünftig im Produktionsablauf einnehmen wird.19
Das Kapitel 3 beschäftigt sich explizit mit den aktuell und zukünftig eingesetzten Technologien in der Landwirtschaft Dazu erfolgt zunächst die Definition des Begriffs Farming 4.0. Anschließend werden weitere Gründe, neben den bereits in der Einleitung dargestellten, für die Digitalisierungsabsichten in der Landwirtschaft erläutert, worauf die wirtschaftliche Einordnung der Landwirtschaft in Deutschland folgt. Schließlich werden die aktuellen Technologien in Farming 4.0 thematisiert, für die bessere Verständlichkeit werden die Technologie mit einem Beispiel erläutert. Letztendlich wird das Thema Datenschutz in der Landwirtschaft näher beleuchtet und dargestellt.
Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in dem eine kurze Diskussion der Ergebnisse niedergeschrieben ist. Außerdem wird angedeutet, an welchen Punkten die Forschung ansetzen könnte und welche Technologien zukünftig eingesetzt werden, aber in dieser Arbeit nicht berücksichtigt wurden.
2 Grundlagen der Industrie 4.0
ln diesem Kapitel werden dem Leser die theoretischen Kenntnisse vermittelt, welche im weiteren Verlauf dieser Arbeit benötigt werden. Zunächst definiert der Autor dazu die relevanten Begriffe und beschreibt die ausgewählten Technologien, bevor diese in Kapitel 3 auf die Landwirtschaft bezogen werden.
2.1 Technologien und Begriffe
Durch den internationalen Handel steigt der Wettbewerbs- und Kostendruck auf deutsche Unternehmen kontinuierlich an. Damit der Wettbewerbsvorteil in Deutschland dauerhaft gesichert werden kann, hat die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den drei größten deutschen Industrieverbänden das Projekt „Plattform Industrie 4.0“ (kurz: I40) auf den Weg gebracht.20 Dieses soll die vierte Revolution der Industrie vorantreiben, indem die Automatisierung und Vernetzung der Produktion ausgebaut wird, für eine langfristige Sicherung des deutschen Industriestandorts. Abbildung 2 stellt die drei Säulen mit den jeweiligen Schlüsseltechnologien in der Industrie 4.0 dar.
Für den Kontext dieser Arbeit werden in den folgenden Abschnitten die relevanten Techniken der Digitalisierung aus dem Kontext der I40 für vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Schlüsseltechniken der Industrie 4.021
2.1.1 Digitalisierung
Die Digitalisierung ist eines der am häufigsten diskutierten Themen der aktuellen Gesellschaft. Dabei geht es neben der Digitalisierung von Schulen und Unternehmen um die Veränderung derArt und Weise, wie Menschen in Deutschland bzw. weltweit sich informieren, kommunizieren und konsumieren.21 22 Also kann Digitalisierung als ein weltweiter Megatrend angesehen werden. Wobei ein Megatrend eine langfristige (mindestens 5-10 Jahre) und grundlegende Veränderung einer Gesellschaft durch einen Trend hervorruft. Dieser Trend kann offensichtlich auftreten, wie die Verbreitung des Smartphones, oder versteckt wie der Friede in Europa seit über 70 Jahren.23
Dabei beschreibt die Digitalisierung die Abbildung von Texten, Bildern, Tönen, Filmen und von Eigenschaften physischer Objekte in die binäre Computersprache aus Nullen und Einsen.24 Also kann gesagt werden, dass die reale Welt mit der virtuellen Welt vernetzt wird. Die Digitalisierung beschreibt als Schnittstelle die Wandlung eines analogen auf ein digitales Signal.25 Diese konvertierten Daten dienen als Grundlage für weitreichende Verwendungsmöglichkeiten, wie die Berechnungen von Maschinenvorgängen, Prozessen und Systemen. Ein Beispiel für den Einsatz der Digitalisierung in der realen Welt, ist die Berechnung der Laufbahn eines Hurrikans über dem amerikanischen Festland, aufgrund vorher gesammelter Daten. Der Einsatz solcher Daten ist bisher durch die limitierte Rechenleistung der Computer begrenzt. So verändert die Digitalisierung neben dem alltäglichen Leben, dem Besuch beim Arzt, den gesamten wirtschaftlichen Sektor als auch die Politik. Auch eine Veränderung der Gesellschaft ist durch den Einfluss der Digitalisierung vorstellbar.26 Da im späteren Verlaufe der Arbeit die Industrie 4.0 im Kontext der Landwirtschaft beschrieben wird, beschränkt sich die weitere Beschreibung der Digitalisierung auf den wirtschaftlichen Aspekt.
Dabei kann die Digitalisierung in die folgenden drei Stufen gegliedert werden:
- Grundlagen
- vernetzte Informationen & Kommunikation
- vernetzte Produkte & Dienste
Die Stufe der Grundlagen dient als Voraussetzung, um die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen zu können. Wenn bereits Aspekte der ersten Stufe nicht erfüllt sind, kann es dazu führen, dass eventuelle Potentiale der oberen Stufen nicht genutzt werden können. Die Stufe kann in zwei Kategorien geclustertwerden, wobei die externe Digitalisierung die Vernetzung mit der Außenwelt und die interne Digitalisierung die interne Vernetzung beschreibt. Zu der internen Vernetzung, auch Basisinfrastruktur genannt, gehören die Werkzeuge wie Computer und Enterprise-Resource-Planning-System (kurz: ERP). In einem ERP-System werden Geschäftsprozesse, Daten und Informationen virtuell bereitgestellt für die betriebswirtschaftliche Aufgabenerfüllung in unterschiedlichen Bereichen eines Unternehmens (z.B. Finanzwesen, Produktion, Logistik und Personalwesen).27 Durch diese ist es möglich, eine systematische Datenauswertung als auch einen interner Datenaustausch stattfinden zu lassen. Gerade das ERP-System kann als wesentlich angesehen werden, da es in den oberen Stufen als Schnittstelle zu weiteren Anwendungen genutzt werden kann.28 Unter der externen Digitalisierung werden Punkte wie ein Internetzugang als auch eine Homepage verstanden. Diese dienen zu kommu- nikations- und informationszwecken außerhalb des Unternehmens.
Die zweite Stufe beschreibt die Vernetzung der Kommunikation und der Informationen auf der Basis einer systematischen Auswertung von Datenmengen. Dazu zählen die interne Digitalisierung und die Verwendung von Cloud-Computing. Unter dem Begriff wird der Zugriff auf Ressourcen, Daten und Informationen über eine Cloudanwendung verstanden. So ist es möglich, weltweit auf diese Daten zugreifen zu können. Auch ein internes Social Media wird der Stufe zugerechnet. Dies meint, dass in dem jeweiligen Unternehmen ein hausinternes „Wikipedia“ erstellt wird, um so Wissen transparent im Unternehmen zu verteilen. Techniken der externen Digitalisierung sind neben einem mobilen Internetzugang der Mitarbeiter, die Schnittstellenfunktionen von Softwareprogrammen untereinander. So kann ein abteilungsübergreifender Informationsaustausch stattfinden. Auch in der externen Digitalisierung gibt es eine Social Media Funktion meist in der Form eines sogenannten Blogs. Hier werden gezielt Informationen für Interessierte bereitgestellt. Ein Beispiel hierfür ist der Maschinenhersteller LEMKEN GmbH & Co. KG. Dieser lädt auf dem eigenen YouTube-Kanal Anleitungen hoch, wie ein Pflug der Firma für den Anwendungszweck optimal eingestellt wird. Ein Unternehmen, welches mit der eigenen Digitalisierung auf dieser Stufe steht, verfolgt eine Strategie im Bereich der Digitalisierung.29
Die dritte und letzte Stufe der Digitalisierung beschreibt die Vernetzung von Produkten und Dienstleistungen. Im Gegensatz zu dem vorherigen Stufen, in denen der Wertschöpfungsprozess im Zentrum der Bemühungen steht, liegt der Fokus in dieser Stufe darin aus der digitalen Vernetzung eine Wertschöpfung für das Unternehmen zu generieren. Kurz gesagt liegt das Ziel nicht darin Ressourcen einzusparen, sondern aus der Digitalisierung Einnahmen zu generieren. Unternehmen dieser Stufe bieten Produkte an, welche durch Dienstleistungen ergänzt werden, häufig in der Form von Apps für das Smartphone.30 Ein Beispiel hierfür ist das amerikanische Unternehmen Apple Inc. Neben den bekannten Hardware-Produkten wozu das iPhone und das iPad zählen, verlagert das Unternehmen das Kerngeschäft auf die Erstellung von Dienstleistungen. Neben einem eigenen Streaminganbieter Apple TV+, einem eigenen Zahlungsdienst ApplePay, bietet das Unternehmen zusätzlich eine eigene Kreditkarte als auch eine eigene Plattform für Datensicherung, Musik und Fitness an.31 32
In derTabelle 1 sind die drei Stufen der Digitalisierung zusammenfasst.
Tabelle 1: Stufen der Digitalisierung32
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1.2 InternetderDinge
Das Internet der Dinge (engl.: Internet of Things, kurz: loT) beschreibt im Rahmen der Industrie 4.0 die Vernetzung von mehreren Objekten zu einem Netzwerk.33 Dabei besteht das Netzwerk aus mechanischen und elektronischen Objekten als auch aus informationstechnologischen Systemen. Diese können über eine Dateninfrastruktur, beispielsweise das Internet, miteinander kommunizieren. Deswegen werden diese auch als Cyber-physische Systeme (kurz: CPS) bezeichnet.34 Dazu werden an den Objekten spezifische Sensoren und Aktoren angebracht. Für die Adressierung bekommt jedes Objekt eine eigene Internetadresse. So werden die Vorteile einer IP-Adresse auch in den zukunftsweisenden loT Systemen genutzt. Die Objekte umfassen nicht mehr nur den Computer, das Smartphone oder das Tablet. Es werden Maschinen, Geräte, Gebäude und ganze Produktionsstraßen an das Internet angeschlossen. So zeigte der amerikanische Fahrzeughersteller Tesla Inc. im Herbst 2019, wie sie das loT Konzept in ihren Fahrzeugen einsetzen. Damit die Kunden vor dem Hurrikan „Dorian“ von der amerikanischen Ostküste fliehen konnten, erhöhte das Unternehmen kurzzeitig die Reichweite der Fahrzeuge über ein Softwareupdate.35 Das zeigt, dass die Einsatzmöglichkeit der loT Technologie von der Optimierung von Produktionsanlagen über die Veredelung von industriell hergestellten Produkten bis hin zum alltäglichen Leben genutzt werden kann.36 Da der Datenaustausch stetig stattfindet, können die Maschinen in Echtzeit Daten anzeigen, analysieren und auch nutzen. Das Internet der Dinge kann dabei in die sechs folgenden Kategorien Smart Factory, Smart Energy, Smart Health, Smart Home, Smart City, Smart Mobility gegliedert werden.37 38 Dabei beschreibt die Kategorie Smart Factory die Produktion in industrieller Art und Weise. Im Gegensatz dazu steht Smart Home, das das vernetzte Leben in den eigenen vierWänden thematisiert.
[...]
1 Brock 1999, S. 148
2 Vgl. Kersting 2019
3 Vgl. Ministry of Agriculture of China 2011
4 Vgl. Bohnen o. J.
5 Vgl. Deutscher Bauernverband e.V. 2017, S. 5 ff.
6 Vgl. Apel 2020
7 Vgl. Umweltbundesamt 2013
8 Vgl. Kersting 2019
9 Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) 2020
10 Vgl. Statistisches Bundesamt 2019a
11 Vgl. Pascher, Hemmerling, NAß & Stork 2019
12 Vgl. International Union for Conservation of Nature and Natural Resources 2020
13 Vgl. International Union for Conservation of Nature and Natural Resources 2020
14 Vgl. Sânchez-Bayo & Wyckhuys 2019, S. 20 ff.
15 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2019, S. 7
16 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2019, S. 7
17 Vgl.AssENGu.a.2015,S.3f.
18 Vgl. Food and Agriculture Organization of the United Nations & Trade and Markets Division 2018, S. 8 ff.
19 Quelle: Bayer AG o. J.
20 Vgl. PiSTORius 2020, S. 5
21 Quelle: Pistorius 2020, S. 3
22 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2020
23 Vgl. Wieden 2016, S. 9
24 Vgl. Hippmann, Klingner & Leis 2018, S. 9
25 Vgl. Harwardt 2019, S. 2
26 Vgl. Harwardt 2019, S. 3
27 Vgl. Hesseler & Görtz 2007, S. 2
28 Vgl. Saam, Viete & Schiel 2016, S. 8
29 Vgl. Saam u. a. 2016, S.8f.
30 Vgl. Saam u. a. 2016, S. 9
31 Vgl. Apple Inc. 2020
32 Quelle: In Anlehnung an Saam u. a. 2016, S. 10
33 Vgl. Harwardt 2019, S. 50
34 Vgl. Urbach & Ahlemann 2016, S. 7
35 Vgl. Tuerk 2019
36 Vgl. Kagermann, Lukas & Wahlster 2015
37 Vgl. von Engelhardt & Petzolt 2018
38 BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien E.V. 2012, S. 7