Einer der bedeutsamsten und zugleich schockierenden Kapitel der Historik ist die Zeit des Nationalsozialismus und damit verbunden die politischen, wie auch die wirtschaftlichen Folgen des zweiten Weltkrieges. Dennoch ist die deutsche Geschichte hier noch längst nicht zu Ende. Es lohnt sich ebenfalls die Zeit zu analysieren, die für die Situation und den Wohlstand des heutigen Deutschlands verantwortlich ist. Obwohl die Auswirkungen bis heute ersichtlich sind, wissen nur die Wenigsten, wie das deutsche Wirtschaftswunder tatsächlich nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist. Diese Studienarbeit beschäftigt sich daher mit der Fragestellung, was das Wirtschaftswunder genau ist, wie es abgelaufen ist und was es für Auswirkungen auf die Gesellschaft, Wirtschaft, sowie das Konsumentenverhalten hatte.
Hierbei wird als erstes die wirtschaftliche und politische Ausgangslage analysiert. Anschließend wird auf die Entwicklung des Wirtschaftswunders eingegangen, diese beinhaltet zunächst die Definition des Begriffes "Wirtschaftswunder". Besondere Erwähnung verdient ebenfalls der Marshallplan, ein sogenanntes Wiederaufbauprogramm entwickelt von den USA, welcher die Umstrukturierung der Wirtschaft und der Gesellschaft, sowie die Änderung des Konsumverhaltens durchweg positiv beeinflusst hat. Zum Schluss folgt ein Resümee um die Arbeit abzurunden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Deutschland nach dem 2.ten Weltkrieg
2.1 Wirtschaftliche Ausgangslage
2.1.1 Die deutsche Mark
2.1.2 Die soziale Marktwirtschaft
2.2 Politische Ausgangslage
2.2.1 Teilung Deutschlands
2.2.2 Von der Bizone zur Bundesrepublik Deutschland
3. Entwicklung des Wirtschaftswunders
3.1 Definition Wirtschaftswunder
3.2 Der Marshallplan
3.3 Entwicklung der Wirtschaft
3.4 Veränderung in der Gesellschaft
3.5 V eränderung des Konsumentenverhaltens
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Einer der bedeutsamsten und zugleich schockierenden Kapitel der Historik, ist die Zeit des Nationalsozialismus und damit verbunden die politischen wie auch die wirtschaftlichen Folgen des zweiten Weltkrieges. Dennoch ist die deutsche Geschichte hier noch längst nicht zu Ende. Es lohnt sich ebenfalls die Zeit zu analysieren die für die Situation und den Wohlstand des heutigen Deutschlands verantwortlich ist. Obwohl die Auswirkungen bis heute ersichtlich sind, wissen nur die Wenigsten, wie das deutsche Wirtschaftswunder tatsächlich nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist. Diese Studienarbeit beschäftigt sich daher mit der Fragestellung, was das Wirtschaftswunder genau ist, wie sie abgelaufen ist und was es für Auswirkungen auf die Gesellschaft, Wirtschaft sowie das Konsumentenverhalten hatte. Hierbei wird als erstes die wirtschaftliche und politische Ausgangslage analysiert. Anschließend wird auf die Entwicklung des Wirtschaftswunders eingegangen, diese beinhaltet zunächst die Definition des Begriffes „Wirtschaftswunder“. Besondere Erwähnung verdient ebenfalls der Marshallplan, ein sogenanntes Wiederaufbauprogramm entwickelt von den USA, welcher die Umstrukturierung der Wirtschaft und der Gesellschaft sowie die Änderung des Konsumverhaltens durchweg positiv beeinflusst hat. Zum Schluss folgt ein Resümee umso die folgende Arbeit abzurunden.
2. Deutschland nach dem 2.ten Weltkrieg
Das zerstörte Deutschland wurde seit dem September 1944 überwiegend durch alliierte Truppen besetzt. Dabei wurde Deutschland in vier Besatzungszonen unterteilt, welches den Siegermächten Frankreich, Großbritannien, der USA und der UdSSR zugeordnet wurde. Die Hauptstadt Berlin, bekam jedoch eine Sonderstellung und wurde ebenfalls in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Diese Siegermächte wollten ihren potenziellen Kriegsgegner entmachten, so das nationalsozialistische Regime stürzen und eine demokratische und wirtschaftliche Ordnung aufbauen.1
2.1 Wirtschaftliche Ausgangslage
Deutschlands Wirtschaft befand sich nach dem zweiten Weltkrieg in einer schwierigen Lage. Der Außenhandel brach ein und die Kriegsfinanzierung hatte einen enormen Geldüberhang hinterlassen, dies führte dazu, dass man Preise und Löhne amtlich fixieren musste. Viele Wohnhäuser, Industrieanalagen und Infrastrukturen waren nach den Bombenangriffen teilweise stark zerstört. Die Folge daraus, war ein akuter Wohnungsmangel, der sich durch den starken Zustrom an Flüchtlingen zusätzlich verschärfte. Zeitgleich erfolgte einer der größten Notstände durch Mangel an Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Energie. Um das Überleben zu sichern, ging die Bevölkerung auf den Schwarzmarkt, dieser profitierte aufgrund dem allgemeinen Mangel und der zerrütteten Währung.2 Die wirtschaftliche Lage war insgesamt von vielen Missständen gekennzeichnet. Hinzu kam das schwierige Verhältnis der Besatzungsmächte zu Deutschland. Diese waren zunächst ehr an Reparationen, Vergeltung und Bestrafung interessiert als an einer Erholung der deutschen Wirtschaft. Sie ließen Industrieanlagen demontieren und beschränkten bestimmte Produktionen. Aufgrund des ausbrechenden Ostwestkonflikts sowie der Einsicht, dass sich Europa ohne die wirtschaftliche Erholung Deutschlands nicht entwickeln kann, fand zu dieser Zeit ein Kurswechsel der westalliierten Besatzungspolitik statt. Dieser Kurswechsel führte zum wirtschaftlichen Zusammenschluss der westlichen Zonen, um die Beschränkungen der industriellen Produktion aufzuheben, die Einstellung der Demontagen und zur Aufnahme des Marshallplans, welches mit einem Budget von 1,56 Mrd.3 Dollar für den Wiederaufbau Deutschlands genutzt wurden ist. Für die Versorgung der deutschen Bevölkerung, übernahmen die Alliierten, die von den Nationalsozialisten initiierte Lenkungswirtschaft. Sie rationierten Nahrungsmitteln und knappe Waren, entschieden über die Zuteilung von Roh- und Betriebsstoffen, setzten Preise fest sowie Lohnstopps, kontrollierten die Ein- und die Ausfuhr und übernahmen die Devisenkontrolle.4
2.1.1 Die deutsche Mark
Nach dem zweiten Weltkrieg führte die erhöhte Geldproduktion dazu, dass riesige Geldmengen im Umlauf waren, denen nur ein sehr geringes Angebot an Waren gegenüb erstand. Die Folge daraus war eine immer stärker werdende Inflation, die es quasi unmöglich machte, faire Löhne zu zahlen und somit das Überleben vieler Familien bedrohte. Aufgrund dessen blieb der Bevölkerung keine andere Möglichkeit, als auf den Schwarzmarkt ihre Grundnahrungsmittel durch Tauschgeschäfte zu sichern. Eine Währungsreform wurde unter den Besatzungsmächten diskutiert, jedoch von der UdSSR abgeblockt. Nachdem die UdSSR am 20.03.1948 überraschender Weise aus dem Alliierten Kontrollrat ausstieg wurde der Plan der Währungsreform im Westen auf Basis der amerikanischen Ideen schnell umgesetzt.5 Dieser wurde am 19.06.1948 durch Rundfunk und Extrablätter bekanntgegeben.
Somit konnte 2 Tage später die lang ersehnte Währungsreform durchgeführt werden. „Jeder Bewohner der Westzone erhielt im Umtausch gegen 60 Reichsmark ein sogenanntes Kopfgeld von 40 Deutschen Mark, im August noch e inmal 20 DM; [...]. Löhne, Gehälter, Pensionen, Renten, Mieten und Pachtzinsen wurden im Verhältnis 1:1 umgestellt, die meisten anderen Verbindlichkeiten 10:1.“6 Besitzer von Sparguthaben wurden mit einem Tauschverhältnis von 100:6,5 nicht gerade fair behandelt, während die Besitzer von Grundstücken, Gebäuden und Produktionsbetrieben begünstigt wurden. Mit der Währungsreform ging auch ein sogenannter „Schaufenstereffekt“ einher, der die Bemühungen nach einer schnellen Erhöhung der Liquidität von Unternehmen verkörperte. Es kam so ein wesentlich höheres Warenangebot zu Stande, das die Bedürfnisse der Bevölkerung besser abdeckte. Schwarzmarkthandel und Tauschgeschäfte verschwanden quasi über Nacht.7
2.1.2 Die soziale Marktwirtschaft
Walter Eucken beschäftigte sich bereits in den 30er Jahren mit einer Wirtschaftsordnung, die dem Bürger größtmögliche Freiheit gewähren und gleichzeitig aber gewissen einschränkenden Rahmenbedingungen unterliegen. Seiner Meinung nach sollte die wirtschaftspolitische Tätigkeit des Staates auf die Gestaltung der Wirtschaftsordnung gerichtet sein und nicht auf die Lenkung der Wirtschaftsprozesse. Walter Eucken zählt zu einem der wichtigsten Begründer des Ordo Liberalismus, welcher zum theoretischen Fundament der sozialen Marktwirtschaft zählt.8 Er befasste sich mit dem Problem, dass bisher keine richtige Wirtschaftsordnung entwickelt worden war, welches die Rechte der Bürger von den negativen Effekten des Marktes schützen könnte, ohne dass dabei die Machtkonzentration auf den Staat fiel. Er nannte seine Wirtschaftskonzeption die „Politik der Wettbewerbsordnung“ und darin beschrieb er eine „funktionsfähige und menschenwürdige Ordnung der Wirtschaft“.9
Seine Wirtschaftsordnung sollte sich in der Form abgrenzen, dass es als „dritter Weg“ zwischen der Politik des Laisser-faire des 19. Jahrhunderts, in dem die Bürger den Launen des Marktes ausgeliefert waren, und den sozialistischen Experimenten in der UdSSR, in der es seines Erachtens nach lediglich zu einer Verlagerung des Machtmonopols von der Wirtschaft auf den Staat führe. Es ist also demnach die Aufgabe des Staats die Formen festzulegen, in denen gewirtschaftet wird jedoch nicht den Wirtschaftsprozess selbst zu führen. Ziel dieser Wirtschaftsformen ist es, dass der Wettbewerb den Konsumenten diene und die wettbewerbsbehindernden Monopole unterbunden werden.10 Walter Eucken integrierte auch soziale Aspekte in seiner Konzeption. Er vertrat die Ansicht, dass „soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit...die großen Anliegen der Zeit“11 seien, jedoch nicht im Sinne der herkömmlichen Sozialpolitik. Er empfand dies ehr als eine Art Einschränkung der Freiheitsrechte zugunsten der Sicherheit. Vielmehr wollte er, alle Mitglieder einer Gesellschaft an marktwirtschaftlichen Prozessen teilhaben lassen. Die Wirtschaftsordnung könne jedoch nicht alle sozialen Probleme vorbeugen, so Eucken. Um Schicksalsschläge abzumildern, sei es die Pflicht des Staates, den Bürgern die Möglichkeiten zu geben, sich individuell durch Versicherungen und Selbsthilfe zu sichern. Nur wo der Bürger sich nicht mehr selbst helfen kann, sollte der Staat eingreifen. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Marktwirtschaft ihre wohlstandsmehrende wie koordinierende Funktion nur dann entfalten kann, wenn sie durch eine strenge staatliche Ordnungspolitik auf Wettbewerb verpflichtet wäre. Einer der wichtigsten Aufgaben des Staats war daher, wirtschaftliche Machtkonzentrationen durch Monopole, Kartelle und andere Formen der Marktbeherrschung zu verhindern.12
2.2 Politische Ausgangslage
Um die Not im Kriegsdeutschland entgegen zu wirken, erschien es als die beste Option, eine soziale Marktwirtschaft einzuführen und somit die angeschlagene deutsche Wirtschaft wieder anzukurbeln. Diese Meinung teilten jedoch in den ersten Jahren nach Kriegsende, nicht gerade viele. Aus den damaligen Parteiprogrammen der SPD und CDU ist zu entnehmen, dass die Marktwirtschaft als Wirtschaftsform für nicht geeignet gehalten wurde, die Missstände zu beseitigen. Der Grund für die negative Einstellung der Deutschen gegenüber der Marktwirtschaft sind die schlechten Erfahrungen Anfang der dreißiger Jahre aus der Weltwirtschaftskrise, welches sich noch im Gedächtnis der Bürger verankert haben, die die westliche Welt und im besonderen Maße Deutschland getroffen hatte. Auch die sozialen Missstände während der Industrialisierung wurden mit ihr assoziiert. Diese galten zwar ebenfalls auch für andere Staaten, doch da in der angelsächsischen Welt der Liberalismus stärker ausgeprägt war und dadurch der Kapitalismus mehr Zustimmung in der Bevölkerung genoss, waren Vorbehalte in Deutschland weiter verbreitet als in anderen westlichen Ländern. Es verfestigte sich innerhalb Deutschlands das Bild eines ausbeuterischen Kapitalismus mit unsozialem Charakter, der in den rhythmusbedingten Rezessions- und Stagnationsphasen, die Wirtschaften ganzer Nationen für mehrere Jahre ruinierte, weshalb ein Vergleich mit einer tickenden Zeituhr zutreffend wäre.13
2.2.1 Teilung Deutschlands
Schon vor dem Kriegsende beschlossen die Alliierten, dass Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt werden sollte. Die Ergebnisse der Konferenzen von Teheran und Jalta wurden auf der Konferenz von Potsdam im Jahr 1945 in die Tat umgesetzt, Deutschland wurde von da an in drei Westsektoren (amerikanischer, britischer, französischer) und in die sowjetische Besatzungszone aufgeteilt. Für Berlin wurde dasselbe Verfahren angewendet. Es wurde ebenfalls in Westberlin (drei Westsektoren) und Ostberlin (sowjetischer Sektor) geteilt. Die deutschen Ostgebiete östlich der Oder-Neiße (Pommern, Schlesien und Ostpreußen) wurden unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellt und somit quasi vom deutschen Staatsgebiet abgetrennt. Das Saarland wiederum erhielt einen sogenannten Sonderstatus und sollte später an Frankreich angeschlossen werden. Die Zerteilung Deutschlands in den unterschiedlichen Besatzungszonen war mehr als nur die bloße Regelung der staatlichen Gewalt und der politischen Ordnung. Durch die Auflösung der Anti-Hitler-Koalition, den kapitalistisch-liberalen Westalliierten und der stalinistischen Sowjetunion endete das Ganze im Kalten Krieg.14
2.2.2 Von der Bizone zur Bundesrepublik Deutschland
Die USA sah sich gezwungen, trotz Rückschläge, eine akzeptable Lösung zu finden, um die gewaltigen wirtschaftlichen Probleme Deutschlands zu bewältigen, unter anderem auch wegen der Versorgungskatastrophe Deutschlands im Winter 1945/46. Während Frankreich und die UdSSR einen neuen Vertrag auf Basis des Potsdamer Abkommens ablehnten, stimmten die Britten jedoch im Juli 1946 zu. „Die damit eingeleitete Wende (...) kam am deutlichsten in der berühmt gewordenen Rede des amerikanischen Außenministers James F.
[...]
1 Vgl. Herbert Lilge, S. 43, 1983
2 Vgl.Hentschel, Volker: Ludwig Erhard, 1996, S.31f
3 Vgl.Zinn, Karl G.: Soziale Marktwirtschaft, 1992, S. 60
4 Vgl.Lampert, Heinz: Die Soziale Marktwirtschaft, 1988, S. 49f.
5 Vgl. www.bundesbank.de/Navigation/DE/Bundesbank/Aufgaben_und_Organisation/60_Jahre_Waehrungs- reform/ 60_j ahre_waehrung sreform. html, Abruf 01.09.2016
6 Schlaglichter der deutschen Geschichte, S. 323
7 Vgl. Fragen an die deutsche Geschichte, 1987,S. 358
8 Vgl. Ptak, Ralf: 2013, S. 110f.
9 Eucken, Walter: Die Grundlagen der Nationalökonomie, S. 2013, S. 240.
10 Vgl. Gerken, Lüder/Renner, Andreas, 2000, S. 16f.
11 Eucken, Walter: Die Grundlagen der Nationalökonomie, S. 2013, S.1
12 Vgl. Gerken, Lüder/Renner, 2000, S. 21f
13 Vgl. Spoerer, Mark: Wohlstand für alle?, S. 30
14 Vgl. Birke 1998, S. 11 ff.