Die folgende Hausarbeit befasst sich mit den Judenpogromen in Europa zur Zeit der Pest, also zur Zeit des sogenannten "Schwarzen Todes". Dabei sollen besonders die Gründe für die Pogrome selbst näher erläutert werden.
Zuerst erfolgt deshalb ein Überblick, der die Abfolge und den Umfang der Pogromwelle 1348-1350 beschreibt. Im Folgenden werden dann exemplarische Pogrome oberrheinischer Städte, Basel, Freiburg und Straßburg, zur Zeit des Schwarzen Todes dargestellt. Dies dient dazu, die unterschiedlichen Begründungen für Judenpogrome aufzuweisen und letztendlich ein Fazit daraus ziehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Abfolge und Umfang der Pogromwelle 1348-1350
3. Vergleich von Judenpogromen in oberrheinischen Städten
3.1 Basel
3.2 Freiburg im Breisgau
3.3 Straßburg
4. Beweggründe der Judenfeindschaft
4.1 Die Fabel der Brunnenvergiftung
4.2 Ökonomische Beweggründe
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Geschichte der Juden wurde bislang als eine Geschichte der Verfolgungen, des Leidens, der Verspottung und Diskriminierung sowie der Herabwürdigung beschrieben1. Sie wurden oftmals getötet nicht nur in Einzelfällen, sondern auch in Massenaktionen die man als Pogrome bezeichnet. Sie sind somit die fatalste Form der Judenfeindschaft.
Zu der Zeit des Schwarzen Todes in der Mitte des 14. Jahrhunderts geschahen Judenverfolgungen während der ersten Pestwelle, welche in der Forschung bis zum Holocaust die gewaltigste Mordaktion gegenüber Juden in Europa darstellte2. Als der entscheidende Faktor für die Pogromwellen wird häufig die erste große Pestwelle jener Zeit genannt. Buchstäblicher geht es, um die sich überall in Europa ausbreitenden, Gerüchte über Brunnenvergiftungen durch die Juden3. Man beschuldigte die jüdische Bevölkerung nach dem Auftreten der neuen Krankheit, des Schwarzen Todes, als Erzeuger der Pest, die die Brunnenvergiftung planmäßig geschaffen haben4. Die Hostienschändung sowie der rituelle Mord an Christen werden in der Forschung als weitere Anlässe des Judenhasses und der Morde diskutiert. Es besteht aber eine gewissen Einstimmigkeit darüber, dass die genannten Beweggründe irrtümlich sind und nur als Vorwand für die Pogrome dienen sollten5.
Eher lassen sich die Judenpogrome auf der einen Seite durch Habsucht, auf der anderen Seite durch das Übereinkommen der Existenzbedrohungen infolge der Pest mit dem Judenhass begründen6. Zuerst erfolgt ein Überblick, der die Abfolge und den Umfang der Pogromwelle 1348-1350 beschreibt. Im folgenden werden exemplarische Pogrome oberrheinischer Städte zur Zeit des Schwarzen Todes dargestellt. Dies dient dazu, die unterschiedlichen Begründungen für Judenpogrome aufzuweisen und letztendlich ein Fazit daraus ziehen zu können.
2. Abfolge und Umfang der Pogromwelle 1348-1350
Zwischen 1348-1350 fand die umfassendste Pogromwelle des Mittelalters statt, die ihre Ursprünge in weiten Teilen Europas besaß7. In Mainz beispielsweise, wurden Juden bereits seit dem 11. Jahrhundert verfolgt8. Daran lässt sich bereits eine Judenfeindschaft erkennen, die vor dem 14. Jahrhundert existierte. Die antijüdischen Aktionen wurden von der ersten großen Pestwelle begleitet und in der Forschung auch als "Judenbrennen" bezeichnet9. Die Pestepidemie fand somit in der jüdischen Bevölkerung ihren Sündenbock. In England und Frankreich wurden Juden aber schon über 100 Jahre zuvor bedrängt, weshalb man nicht von einer besonderen Entwicklung sprechen kann. Die Pogrome fanden in unterschiedlicher Stärke und geographischer Auswirkung statt10. Ein Beispiel ist die "König- Rintfleisch" -Pogromwelle von 1298, bei der ganze Landschaften systematisch erfasst worden sind.
In Südwesteuropa entstand die Pogromwelle, wobei vor allem bestimmte Regionen, wie der deutschsprachige Raum, Nordspanien und Südfrankreich betroffen waren11. Am 13. April 1348 ereignete sich die erste Aktion im französischen Toulon und zog sich fortan in Richtung Spanien. Dort lebten aber deutlich weniger Juden als im deutschsprachigen Raum12. Im September 1348 erfolgte in Savoyen ein Pogrom, welches sich auf die Fabel der Brunnenvergiftung bezog. Fortan übernahmen andere Staaten den Gedanken, dass Juden Brunnen vergiftet haben sollen und hatten somit einen Vorwand ihren Hass zu legitimieren13. Zu Beginn des Jahres 1349 wurden Pogrome in oberrheinischen Gebieten wie Basel, Konstanz oder Freiburg im Breisgau verzeichnet, aber auch im gesamten deutschen Herrschaftsgebiet. 1350 breitete sich die Welle entlang des Rheines aus, kreuzte auch innerdeutsche Städte wie Bamberg, Heilbronn und Braunschweig und zog sich schließlich bis hin an die Ostsee14. Im Ganzen wurden während dieser Zeit in etwa 390 deutsche Judengemeinden vernichtet15.
Alles in allem zeichnet sich eine südöstliche Ausbreitung der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ab, von Süden nach Norden und von Westen nach Osten16. Die Pogrome im deutschsprachigen Raum orientierten sich an den Prozessen der sogenannten Brunnenvergiftungen in Savoyen. Man kann jedoch nur einen Bruchteil der Tötungen chronologisch genau bestimmen, da nicht alles genau erfasst wurde17. Viele der Pogrome zielten die komplette Vernichtung der jüdischen Bevölkerung ab, was wiederum eine längere Planung dieser möglich erscheinen lässt18.
3. Vergleich von Judenpogromen in oberrheinischen Städten
3.1 Basel
Der Vergleich der Judenpogrome in oberrheinischen Städten steht in dieser Arbeit bei der Betrachtung der Pogromwelle von 1348-1350 im Fokus, um aus der Korrespondenz der Städte eine vergleichende Perspektive herauszustellen. Der Vergleich der Pogrome soll die Verfolgungen in ihrem zeitlichen, sozialen und politischen Zusammenhang darstellen und ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufweisen.
Im Januar 1349 ereignete sich das Judenpogrom von Basel. Zu der Zeit lebten in etwa 8.000 Menschen in der mittelgroßen Stadt, die eine wichtige Rolle im Rheinhandel einnahm und in ständigem Austausch mit den oberrheinischen Städten Freiburg im Breisgau und Straßburg stand19. Die Herrschaft der Bischöfe befand sich zu der Zeit auf dem Vormarsch, war aber noch nicht voll ausgebaut14. Die dort lebenden Juden wurden zu Beginn des 13. Jahrhunderts vom Reich an den Bischof verbürgt und zählten zu den mittelgroßen Judengemeinden dieser Zeit. Um die 600 Juden wurden während der Pogromwelle getötet, wobei man von überspitzten Angaben spricht15. Die Taten knüpften an die schweizerischen Prozesse gegen die "Brunnenvergifter" an und sahen die jüdische Bevölkerung ebenfalls als verantwortlich für den Schwarzen Tod an. Dies wurde in der Chronik von Matthias von Neuenburg deutlich: "Und es wurden die Juden beschuldigt[...] nachdem man einige in Bern, in der Grafschaft Froburg und an anderen Orten gefoltert und in Zofingen Gift gefunden hatte, wurden sie an vielen Orten ermordet und darüber an die Ratsherren der Städte Basel, Freiburg und Straßburg geschrieben [...]"16. Hieran kann man schon erkennen, dass die oberrheinischen Städte in engem Kontakt in Bezug auf das Vorgehen der Judenverfolgung standen, was enorm wichtig für die Zusammenhänge der Pogrome ist.
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1 Frantisek Graus: Ausgewählte Aufsätze. Stuttgart 2002, S.289
2 Karl-Georg Zinn: Kanonen und Pest. Über die Ursprünge der Neuzeit im 14. und 15. Jahrhundert. Opladen 1989, S.201
3 Graus: Aufsätze. S.290
4 Ebd. S.291 Ebd. S.291f.
5 Thomas Schilp: Pest und Judenpogrome. Gesellschaftliche Krisen in der Mitte des
6 14. Jahrhunderts. Göttingen 2001. S.154
7 Frantisek Graus: Pest-Geissler-Judenmorde. S.156
8 Ebd. S.157
6 Ebd. S.155
10 Ebd. S.156f.
11 Ebd. S.157
12 Zinn: Kanonen und Pest. S.202
13 Graus: Pest. S.160f.
14 Graus: Pest. S.168f.
15 Ebd. S.169
16 Georg Grandauer: Die Chronik von Matthias von Neuenburg. Leipzig 1899. S.173f.