Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Homeschooling-Situation während der Corona-Pandemie.
Diese Untersuchung befasst sich damit, wie inklusiv diese ist bzw. im spezielleren, ob es auch in Kleinstgruppen während des Homeschoolings zu dem Phänomen: Inklusion/Exklusion und Diskriminierung kommt. Es wurde außerdem erprobt, ob theoretische Konzepte der Inklusion auch in der Praxis als Lernbetreuung während des Homeschoolings funktionieren.
Das Praktikum fand in Form einer Homeschooling Lernbetreuung statt. Die spezielle Pandemie bedingte Situation eröffnete eine völlig neue Erfahrung, da die überwiegend selbstständige Bearbeitung von Aufgaben und das Selbststudium von Wissensgrundlagen Zuhause sonst durch den Unterricht in der Schule ersetzt wurden.
Dieser neue Kontext schafft eine Herausforderung für die SuS die diese erst einmal überwinden müssen. Schon im Vorfeld ist ersichtlich, dass es zwangsläufig zu inklusiven und exklusiven Situationen kommen musste. Allein auf der Grundlage, dass die Schule einen (geeigneten) Arbeitsplatz, einen Computer, eine Internetverbindung und grundlegende Kenntnisse im Umgang mit der Technik voraussetzt, bietet sich eine Untersuchung der Situation an.
Gliederung:
I. Einleitung und Beschreibung des Praktikumskontextes
II. Beobachtungsaufgabe
II. 1 Theorie
II. 2 Empirische Ergebnisse
II.2.1 Interpretation
II. 3 Diskussion
III. (Selbst-)Reflexion
IV. Literaturverzeichnis
V. Anhang
I. Einleitung und Beschreibung des Praktikumskontextes
Das Praktikum fand in Form einer Homeschooling Lernbetreuung statt. Die spezielle Pandemie bedingte Situation eröffnete eine völlig neue Erfahrung, da die überwiegend selbstständige Bearbeitung von Aufgaben und das Selbststudium von Wissensgrundlagen Zuhause sonst durch den Unterricht in der Schule ersetzt wurden. Dieser neue Kontext schafft eine Herausforderung für die SuS die diese erst einmal überwinden müssen. Schon im Vorfeld ist ersichtlich, dass es zwangsläufig zu inklusiven und exklusiven Situationen kommen musste. Allein auf der Grundlage, dass die Schule einen (geeigneten) Arbeitsplatz, einen Computer, eine Internetverbindung und grundlegende Kenntnisse im Umgang mit der Technik voraussetzt, bietet sich eine Untersuchung der Situation an. Genauso wird die Heterogenität der SuS einer Klasse mit in Bezug genommen. Wie gut schaffen es LuL ihre Aufgaben und Erwartungen den SuS aus der Ferne anzupassen? Kann Homeschooling einen inklusiven oder exklusiven Charakter haben? Die Gruppengröße im Praktikum belief sich auf 3 Personen (7te Klasse eines Gymnasiums). Die Treffen erfolgten wöchentlich (mit Ausnahme der Sommerferien) mit einer Länge von 3 Stunden. Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf eine der Schülerinnen (14 Jahre) um ihre Dynamik in der Gruppe zu untersuchen und Praktiken zur Inklusion zu erproben. Die Treffen erfolgten stets im Haus der Schülerin und als Arbeitsplatz wurde ein großer Tisch gewählt, an dem alle gemeinsam arbeiten konnten. Alle drei Schülerinnen gehen in dieselbe Klasse und hatten jedes Mal die gleichen Aufgaben zu erledigen, die Ausgangslage der Anforderungen ist somit homogen. Die Mutter der Schülerin befand sich ebenfalls bei jedem Treffen mit im Haus. Die Schülerin wurde mir im von vorneherein als eher unmotiviert beschrieben, besonders bezog sich ihre Mutter auf einen Vergleich der Leistungen mit ihrem Bruder und ihrer Schwester. Im direkten Umgang wird die unmotivierte Haltung der Schülerin auch von ihren Freundinnen aufgegriffen, wobei diese eher betonen, dass es für sie typisch sei Aufgaben nur halbherzig zu erledigen (Vorurteil). Ebenso verglichen die Schülerinnen untereinander ihre Noten und Leistungen. Im direkten Vergleich der Noten schnitt die Schülerin (1,6) schlechter gegenüber ihren Geschwistern und Freundinnen ab (alle 1,0). Leistungstechnisch handelt es sich also um eine heterogene Gruppe. Im Umgang miteinander betonen die SuS ihre Leistungen nicht, wollten aber trotzdem häufig jeweils als erstes fertig sein oder es besonders gut machen. In dieser Konstellation ist erwartbar, dass eine Vielzahl der Aufgaben in der Form der Gruppenarbeit gelöst werden, die Situation bietet somit an, die Dynamik in dieser Kleingruppe zu untersuchen. Genauso sinnvoll wäre die Untersuchung der Aufgaben und Arbeitsanweisungen der Schule auf ihren inklusiven Charakter, sowie die von der Schule ausgehende Unterstützung im Fall von Verständnisschwierigkeiten. Die erledigten Aufgaben werden genauso wie Fragen per E-Mail an die jeweilige Lehrkraft geschickt. Eine direkte Kommunikation via Videochat erfolgte selten. Die SuS erhalten die Aufgaben als ausdruckbares Blatt, als Hinweis auf Aufgaben im Buch oder als Videobotschaft. Videochat fand nur in Fächern wie Sport oder Musik Verwendung. Als Problemfächer wurden Deutsch (Grammatik, Rechtschreibung) und Mathe (als Fach und allgemein Rechnen in anderen Fächern) genannt. Ich informierte mich vor jedem Treffen über die bestehenden Aufgaben, um mich mit Zusatzmaterial auf eventuelle Verständnisprobleme vorzubereiten oder um bei Aufgabenmangel selbst gestaltete Aufgaben zum aktuellen Thema in einem der Fächer mitzubringen. Als Fokus empfiehlt sich, auf Basis der Ausgangssituation, die Untersuchung des exklusiven Charakters im Leistungswettbewerb zwischen den Schülerinnen. Das schon herrschende Vorurteilsbewusstsein der beiden Freundinnen/Mitschülerinnen gegenüber der einen Schülerin lässt sich mit besonderem Augenmerk einbeziehen. Der Fokus lässt sich auch auf die sich darstellende Arbeitssituation der (überwiegenden) Gruppenarbeit besonders gut anwenden. Es ist möglich zu beobachten inwiefern die Gruppendynamik sich entwickelt und ob bei angewendeten inklusiven Praktiken eine bessere Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe erfolgt. Die Bewertung ist möglich anhand von Beobachtungen oder der Veränderung der Schulnote. Speziell der Leistungsbegriff im inklusiven Kontext ist interessant, Nuding und Stanislowski nennen Leistung im schulischen Kontext eine Relationsgröße. Diese unterteilt sich in drei Bezugsnormen: individuelle Bezugsnorm, soziale Bezugsnorm, sachliche/kriteriale Bezugsnorm1. Im Rahmen der Homeschooling Kleingruppe spielt beim Leistungsbegriff die soziale Bezugsnorm eine besondere Rolle. Basierend auf den Einbezug von inklusiven Strategien ist eine Betrachtung des individuellen Leistungsverständnisses und der Nutzung individueller Lernangebote möglich.
II. Beobachtungsaufgabe
II. 1 Theorie
Inklusion ist abgeleitet vom lateinischen Wort „inclusio“ was sich mit den Worten Einbeziehung, Einschluss und Dazugehörigkeit ausdrücken lässt. Demzufolge gibt es übergeordnet erstmal keinen speziellen Bezug zum Unterricht, sondern Inklusion meint das Zusammenleben in einer Gemeinschaft unter Einbezug der Vielfältigkeit der Individuen2. Als erste wesentliche Quelle für die Definition des Begriffes Inklusion ziehe ich das Buch „Grundlagen und Grundfragen der Inklusion“ von Nuding und Stanislowski heran. Diese formulieren Inklusion anhand von Aussagen verschiedener Wissenschaftler und Pädagogen. Als erstes heben sie hervor, dass jedes Kind individuell ist und somit einzigartig. Nichtsdestotrotz besitzt jeder Mensch die gleichen Rechte. Somit besitzt auch jeder Mensch eine Garantie auf die Wahrung seiner Würde. Im Fall der Individualität der SuS kann Inklusion nur in einem inklusiven und integrierenden Schulsystem umgesetzt werden. Das Gegenteil der Inklusion, die Exklusion würde einer Würdeverletzung gleichkommen. Das Grundgesetz garantiert somit die individuelle Förderung jedes Individuums basierend auf den zugrundeliegenden Fähigkeiten und Begabungen3. Sie betonen außerdem, dass nicht das Individuum sich an die Schule anpassen sollte, sondern das Schulsystem sich gegenüber einer heterogenen Gruppe so gestalten muss, dass alle im gleichen Maß und ihren Fähigkeiten entsprechend lernen können4. Bildung sollte unabhängig von Herkunft, Religion und körperlichen, sowie geistigen Fähigkeiten vermittelt werden5. Der Unterricht sollte SuS orientiert erfolgen, als finales Ziel eines inklusiven Unterrichts formulieren sie, dass er alle Formen der Diskriminierung und des Ausschlusses beenden sollte. Was ebenso einhergeht mit der Stärkung des sozialen Zusammenhalts6. Inklusion stellt somit die Überwindung der Diskriminierung im Bildungssystem dar, woraus letztlich die Akzeptanz der Vielfalt als Bereicherung resultiert7. Nuding und Stanislowski betonen außerdem das für eine Veränderung des Schulsystems zu einem System mit einem inklusiven Charakter Noten abgeschafft werden müssten bzw. im allgemeinen Leistungen von SuS individuell erkannt werden müssen. Als Bezugsnorm sollte ein individueller Maßstab angewendet werden, der auch nichtschriftliche Leistungen mit einbezieht. Die Unterteilung in Noten sei nicht geeignet, um den individuellen Lernstand zu dokumentieren8. Ziffernnoten würden automatisch soziale Vergleiche implizieren. In Relation zu dem eingangs schon erwähnten Leistungsbegriff hängt die Notenvergabe eng mit ihm zusammen. Denn zur Vergabe einer Note muss immer ein Maßstab existieren. Auf der Grundlage des Maßstabs kann die Leistung eines Kindes gemessen werden (z.B. bei einem Test, Anzahl der richtig gelösten Items in einer vorgegebenen Zeit). Der schulische Leistungsbegriff bezieht sich direkt auf die Forderung an die SuS, die Tätigkeit der SuS und das resultierende Ergebnis9. Um dies mehr in eine inklusive Betrachtung überzuleiten schlagen Nuding und Stanislowski vor, Leistung auch daran zu messen welche Anstrengungen bei der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit erbracht wurden, welche Schwierigkeiten überwunden wurden und welcher (nicht nur kognitiver) Zugewinn erreicht wurde10. Inklusion erfordert ein Umdenken dahin, wie die Schule einem Kind in seinen Bedürfnissen gerecht werden kann11. Dieses Umdenken sollte aber nicht nur in der Schule erfolgen, sondern auch in der Gesellschaft12. Die vollständige Inklusion stellt allerdings immer eine Art Utopie dar, an deren Verwirklichung beständig gearbeitet werden muss13. Als weitere wissenschaftliche Quelle zur Definition des Inklusionsbegriffes ziehe ich das Buch „Inklusion in Schule und Unterricht“ von Heimlich und Kahlert heran. Sie basieren die Notwendigkeit nach Inklusion, wie schon Nuding und Stanislowski, auf der Grundlage von Gesetzen, allerdings beziehen sich Heimlich und Kahlert hauptsächlich auf die Beschlüsse der Behindertenrechtskonvention von 2009. Das Ergebnis der Konvention war die bindende Einigung auf eine „Antidiskriminierung von Behinderten“. Deutschland ist somit verbindlich dazu gezwungen diese Einigung umzusetzen. Allerdings wurde genauso erkannt, dass das vorherrschende Bildungssystem erst reformiert werden muss, um eine solche Umsetzung überhaupt erst zu ermöglichen14. Inklusion erfordert eine Veränderung der Schulen, welche aber nur als stetiger Prozess betrachtet werden kann15. Diese Veränderung lässt sich nur bewerkstelligen, wenn ein andauernder Vergleich mit anderen Ländern erfolgt16. Sonderpädagogen sollten an „allgemeinen“ Schulen (an nichtSonderschulen) fest stationiert werden, um eine inklusive Praxis zu ermöglichen17. Inklusion sei die Erweiterung der Integration. Damit ein inklusives Bildungssystem möglich wird, sollten Schulen Kinder unabhängig von Herkunft, Abstammung oder weiterer Eigenschaften aufnehmen. Die vorherrschende Heterogenität sollte für die Schule nach Heimlich und Kahlert keine Belastung darstellen, sondern eine Bereicherung. Inklusive Schulen erfordern jedoch auch immer eine inklusive Gesellschaft, diese müsste als erstes an der Inklusion arbeiten, denn die Schulen könnten nur einen weiteren Beitrag dazu leisten und nicht ihre Aufgabe übernehmen18. In diesem Punkt nähern sich Heimlich und Kahlert sehr stark an das schon vorher vorgestellte Konzept an. Des Weiteren fordern sie, dass es auf dem Weg zur vollständigen Inklusion eine Abschaffung des Begriffes Behinderung geben müsste. Menschen sollten nur anhand ihrer individuellen Bedürfnisse behandelt werden. Inklusive Schulen sollten ein individuelles Bildungsangebot garantieren, sodass alle an ihnen Lernen können, basierend auf ihren individuellen Voraussetzungen und Fähigkeiten19. Zusammenfassend lässt sich das Verständnis des Inklusionsbegriffes durch Heimlich und Kahlert mit diesem Zitat erkenntlich machen: „Inklusion zielt auf eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe in möglichst weitgehender Selbstbestimmung. Von der Zielvorstellung her ist dabei angestrebt, die Grenzen zwischen ,Behinderten‘ und ,Nichtbehinderten‘ aufzuheben und das selbstbestimmte Miteinander mitten in der Gesellschaft zu verankern20 “
[...]
1 Vgl. Nuding, Stanislow, Grundlagen und Grundfragen der Inklusion, 2013, S. 37.
2 Vgl. Nuding, Stanislow, Grundlagen und Grundfragen der Inklusion, 2013, S. 3.
3 Vgl. ebd. S. 2.
4 Vgl. ebd. S. X.
5 Vgl. ebd. S. XI.
6 Vgl. ebd. S. XII.
7 Vgl. Nuding, Stanislow, Grundlagen und Grundfragen der Inklusion, 2013, S. 3.
8 Vgl. ebd. S. 4f.
9 Vgl. ebd. S. 36.
10 Vgl. ebd. S. 37f.
11 Vgl. ebd. S. 6.
12 Vgl. ebd. S. 10.
13 Vgl. ebd. S. 11.
14 Vgl. Heimlich, Kahlert, Inklusion in Schule und Unterricht, 2012, S. 7.
15 Vgl. ebd. S. 119.
16 Vgl. ebd. S. 8.
17 Vgl. ebd. S. 9.
18 Vgl. ebd. S. 12.
19 Vgl. ebd. S. 12f.
20 ebd. S 13.