%0 Book %A Axel Kannenberg %D 2004 %C München, Germany %I GRIN Verlag %@ 9783638241960 %T Nietzsche-Rezeption in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus" %R 10.3239/9783638241960 %U https://www.hausarbeiten.de/document/20263 %X Einleitung Thomas Manns Roman ‚Doktor Faustus′ aufmerksam zu lesen, heißt: Standpunkt beziehen. Wie bei der berühmten Kippfigur Wittgensteins hängt es von unserem Blickwinkel ab, was wir erkennen, den Hasen oder die Ente. Das heißt in diesem Fall: Unser Vorwissen und unseren Interessen bestimmen, welche Verweise, Motive und Sinnzusammenhänge wir hinter der fiktiven Biographie erkennen, die uns erzählt wird von einem Chronisten, der vorgibt, wenig kompetent zu sein. Man mag nun einwenden, dass eigentlich jeder Lesevorgang eine Projektion von bestimmter Perspektive aus ist. Das ist richtig; aber nicht jedes Werk macht die perspektivische Brechung zu seinem ureigenen Grundsatz. Im ‚Doktor Faustus′ ist dies der Fall. Denn Vielschichtigkeit ist Strukturprinzip in diesem Roman: Schon der Versuch, ihn einer Gattung zuzuordnen, bereitet Schwierigkeiten. Ist es ein Zeitroman, ein Deutschlandroman, ein Künstlerroman oder vielleicht eher ein Bildungsroman? Diese unerschöpfliche Frage wird hier nicht beantwortet; eingegrenzter Standpunkt dieser Arbeit soll vielmehr sein: Nietzsche. Es soll den zahlreichen Anspielungen auf Nietzsche nachgegangen werden. Worauf genau wird angespielt? In welcher Weise? Wo kommen die Anspielungen vor? Welche Funktion erfüllen sie? Es wird sich dabei im Laufe der Untersuchung zeigen, dass Nietzsche sowohl bio-graphisch wie auch philosophisch rezipiert wird. Sein Leben ist Vorbild für Figuren des Romans und sein perspektivisches Denken eng eingewoben in die ambivalente Struktur des Romans. Ist ‚Doktor Faustus′ also in erster Linie ein Nietzsche-Roman? Ja. So wie der Hase in erster Linie eine Ente ist. %K Nietzsche-Rezeption, Thomas, Manns, Roman, Doktor, Faustus, Realismus, Naturalismus, Deutschland %G German