Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Gefährdung der maritimen Sicherheit durch Piraterie. In den 1990er Jahren ermöglichte die Beschleunigung der Globalisierung das Wachstum der Handelsströme und die Entwicklung des Seeverkehrs. Etwa 90 Prozent des grenzüberschreitenden Warenhandels werden heute per Seeschiff transportiert. Durch die zunehmende Globalisierung kommt den Küsten eine steigende Bedeutung zu. Doch die Bewegung von Seeschiffen in Küstennähe macht das Transportmittel angreifbar: Die Gefahr von Seepiraterie auf Schiffe stellt eine ernsthafte Bedrohung der Sicherheit des Seeverkehrs dar, vor allem an Orten mit regem Handelsverkehr und unzureichenden Kapazitäten zur Durchsetzung des Seerechts. Von 1994 bis 2015 fanden weltweit 6916 Übergriffe durch Piraten statt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Gefährdung der maritimen Sicherheit durch Piraterie
1.1 Voranschreitende Globalisierung als Fundament für Angriffe
1.2 Voraussetzungen für das Florieren der Piraterie
1.2.1 Definition der maritimen Piraterie
1.2.2 Politische und ökonomische Instabilität
1.2.3 Rechtliche Grundlagen
1.3 Status Quo der maritimen Gewalt durch Piraten, dargestellt an betroffenen Regionen
1.3.1 Ausweitung der kontinentalen Bedeutung
1.3.2 Von Piraterie besonders betroffene Regionen
1.3.3 Konsequenzen für Reedereiunternehmen und Welthandel
1.4 Lösungsansätze für die Verbesserung der maritimen Sicherheit
1.4.1 Möglichkeiten der Umsetzung und Auswirkungen
1.4.2 Risiken der Implementierung
1.5 Zusammenfassung und Ausblick der zukünftigen Entwicklung der maritimen Sicherheit
Literaturverzeichnis
Verzeichnis sonstiger Quellen
Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anzahl Piraterie-Übergriffe nach Region (2015-2020)
Abbildung 2: Weltweiter Korruptionsindex (2018)
Abbildung 3: Piraterie-Übergriffe in der Straße von Singapur (2020)
Abbildung 4: Transitkorridor IRTC am Golf von Aden
1 Gefährdung der maritimen Sicherheit durch Piraterie
1.1 Voranschreitende Globalisierung als Fundament für Angriffe
In den 1990er Jahren ermöglichte die Beschleunigung der Globalisierung das Wachstum der Handelsströme und die Entwicklung des Seeverkehrs.1 Etwa 90 Prozent des grenzüberschreitenden Warenhandels werden heute per Seeschiff transportiert.2 Durch die zunehmende Globalisierung kommt den Küsten eine steigende Bedeutung zu. Doch die Bewegung von Seeschiffen in Küstennähe macht das Transportmittel angreifbar: Die Gefahr von Seepiraterie auf Schiffe stellt eine ernsthafte Bedrohung der Sicherheit des Seeverkehrs dar, vor allem an Orten mit regem Handelsverkehr und unzureichenden Kapazitäten zur Durchsetzung des Seerechts.3 Von 1994 bis 2015 fanden weltweit 69164 Übergriffe durch Piraten statt.5
1.2 Voraussetzungen für das Florieren der Piraterie
1.2.1 Definition der maritimen Piraterie
Sowohl in der Geschichte als auch heute stellt Piraterie auf See eine wesentliche Problematik für das Etablieren eines sicheren maritimen Umfelds für die Schifffahrt dar.6 Piraterie ist ein globales Verbrechen, das die freie und sichere Bewegung von Schiffen, die mit Waren und Menschen beladen sind, beeinträchtigt. Angreifer sind meist schwer bewaffnet, was es Ihnen möglich macht, Schiffe zu entführen und zu einer ausgewählten Destination zu leiten, um dort eine Lösegeldsumme für Güter und angestelltes Personal zu erpressen.7 Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle sind ernst zu nehmende Bedrohungen für die Sicherheit der Seeverkehrsindustrie.8
Ferner ist Piraterie auch als „maritime Gewalt“ bekannt. Der Begriff illustriert verschiedene Verbrechen einschließlich illegaler Migration, Sklaven- und Menschenhandel, illegale Bewegungen von nuklearen, chemischen und biologischen Stoffen sowie illegale Entsorgung von Abfällen auf See.9
Die Gründe für das Entführen eines Schiffs sind vielfältig. Lukratives Diebesgut ist beispielsweise Öl, aber auch die Geiselnahme der Besatzung kann beim Erpressen von Lösegeld zu hohen Summen führen.10
1.2.2 Politische und ökonomische Instabilität
Voraussetzungen für die Entwicklung von Piraterie sind Schwächen in der Struktur eines Staates. Politische Unruhen, mangelnde Gesetze und Armut in der Bevölkerung verursachen politische und ökonomische Instabilität.11
Die sogenannte Broken-Windows-Theorie12 besagt, dass jedes Verbrechen, das in einem bestimmten Umfeld nicht geahndet wird, Einfluss auf die Einstellung der Menschen hat und in weiteren Verbrechen resultiert.13
1.2.3 Rechtliche Grundlagen
Das internationale Recht, das sich mit der Thematik der Piraterie auseinandersetzt, ist in dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen14 vom Jahr 1982 (im Folgenden: SRÜ) niedergeschrieben. Als wichtigster globaler Vertrag regelt das Übereinkommen die Nutzung des Meeres.15 Artikel 101 des SRÜ definiert Piraterie unter anderem als “any illegal acts of violence or detention, or any act of depredation, committed for private ends by the crew or the passengers of a private ship […] and directed [...] on the high seas, against another ship […] or against persons or property on board such ship.”16
Grundsätzlich unterliegen Schiffe auf hoher See der Gerichtsbarkeit ihres Flaggenstaates.17 Dennoch ist jeder Staat befugt, die Gerichtsbarkeit über das Verbrechen der Piraterie auszuüben, da die Zuständigkeit in diesem Fall eine untergeordnete Rolle spielt.18 Das internationale Recht zur Bekämpfung der Piraterie ist auf Angriffe in territorialen Souveränitäts-Gebieten von Küstenstaaten nicht anwendbar. Dazu gehören z.B. Binnengewässer, Häfen und Hoheitsgewässer sowie archipelagische Gewässer.19
Das Übereinkommen zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschifffahrt20 (im Folgenden: SUA), geschlossen 1988 in Rom, deckt einen größeren geografischen Raum ab als das SRÜ. Obgleich SUA betroffene Staaten zwingt, innerstaatliche Normen auszunutzen, werden die Täter selbst nach abgeschlossenen Verfahren nicht zwangsläufig bestraft. Die Lücken des SRÜ können somit auch mit SUA nicht vollkommen geschlossen werden.21
1.3 Status Quo der maritimen Gewalt durch Piraten, dargestellt an betroffenen Regionen
1.3.1 Ausweitung der kontinentalen Bedeutung
Der Anteil des afrikanischen Handels am Welthandel stieg vom 19. bis zum 21. Jahrhundert kontinuierlich an und erreichte um 1950 einen Höhepunkt.22 Die Herausforderung der maritimen Unsicherheit betrifft die Piraterie vor somalischer Küste und im Golf von Guinea. Obwohl diese Bedrohungen lokal begrenzt zu sein scheinen, haben sie angesichts des globalen Netzwerks, in dem die Schifffahrt operiert, eine größere kontinentale Bedeutung: Unsicherheit in einem Gebiet hat weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.23
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anzahl Piraterie-Übergriffe nach Region (2015-2020)
Quelle: Sandkamp/Stamer/Yang, 2021, S. 7
Abbildung 1 verdeutlicht, dass die Region Südost-Asien neben dem Golf von Guinea in den Jahren 2015 bis 2020 stark betroffen von Piraterie war.24
1.3.2 Von Piraterie besonders betroffene Regionen
Afrika: Nigeria und Somalia
Obwohl Afrika im Seehandel eine untergeordnete Rolle spielt, sind forst- und landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Mineralien für die Industrie anderer Länder der Welt von entscheidender Bedeutung. Daher sind afrikanischen Seehäfen nicht nur für den Transport von Rohstoffen und Industrieerzeugnissen wichtig, sondern auch aufgrund ihrer strategischen Lage als Tore zu einem weiten kontinentalen Hinterland.25
Die Bedeutung des maritimen Sektors für den wirtschaftlichen Wohlstand und die Schaffung von Wohlstand ist beträchtlich.26
[...]
1 Vgl. Kulessa/Oschinski/Seum, 2010, S. 180.
2 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2017, online und International Chamber of Shipping, 2020, online.
3 Vgl. zu den Ausführungen in diesem Absatz Adongoi, 2019, S. 129 und Véronneau/Yoho, 2020, S. 134.
4 Sowohl gescheiterte als auch erfolgreiche Übergriffe.
5 Vgl. Hamza/Priotti, 2020, S. 143.
6 Vgl. Beckman/Page, 2014, S. 234.
7 Vgl. Nwalozie, 2020, S. 159.
8 Vgl. Jenisch, 2009, S. 123.
9 Vgl. Jenisch, 2009, S. 124.
10 Vgl. zu den Ausführungen in diesem Absatz Orji, 2013, S. 67.
11 Vgl. Jenisch, 2009, S. 124.
12 Obwohl die Theorie ihren Ursprung in der Kriminologie hat, findet sie zunehmend
Beachtung in anderen kriminalitätsbezogenen Studien. Vgl. Uguwueze/Asua, 2021, S. 121.
13 Sie basiert auf der Annahme, dass politische Instabilität einen starken Einfluss auf die Wirtschaft eines Landes hat und wurde 1982 erstmals von Kelling und Wilson vorgestellt. Vgl. Kelling/Wilson, 1982, online.
14 Die internationale Bezeichnung der “United Nations Convention on the Law of the Sea” wird mit UNCLOS abgekürzt.
15 Vgl. Umweltbundesamt, 2014, online.
16 Vgl. United Nations, 2021, S. 61 (online). Übersetzung: „Jede rechtswidrige Gewalttat, jedes rechtswidrige Festhalten oder jede Plünderung, die von der Besatzung oder den Passagieren eines privaten Schiffes zu privaten Zwecken auf hoher See gegen ein anderes Schiff oder gegen Personen oder Sachen an Bord dieses Schiffes begangen wird.“
17 Vgl. Churchill/Lowe, 1999, S. 203.
18 Vgl. Beckman et al., 1994, S. 32-34.
19 Vgl. Beckman/Page, 2014, S. 235 und Münchner Rück, 2006, S. 26 (online).
20 Die internationale Bezeichnung der „Convention for the Suppression of Unlawful Acts against the Safety of Maritime Navigation” wird ebenfalls mit SUA abgekürzt.
21 Vgl. Münchner Rück, 2006, S. 27 (online).
22 Vgl. Olukoju/Hidalgo, 2020, S. 216.
23 Vgl. Olukoju/Hidalgo, 2020, S. 223.
24 Dass die Küste Somalias auf dieser Grafik nicht den Regionen mit hoher Piraterie-Aktivität zugeordnet wird, ist auf dramatische Steigung vor dem Jahr 2015 zurückzuführen. Vgl. Sandkamp/Stamer/Yang, 2021, S. 8.
25 In den Regionen Zentral- und Westafrika entfallen über 60 Prozent des Handelsvolumens auf den Seeverkehr. Vgl. zu den Ausführungen in diesem Absatz Anozie et al., 2019, S. 197 und Olukoju/Hidalgo, 2020, S. VII.
26 In Afrika spielt die Schifffahrt für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit und für viele Haushalte in den Küstengemeinden eine tragende Rolle. Vgl. Uguweze/Asua, 2021, S. 119.